Lurco schaute seinen Praefectus unverwandt an und grübelte fieberhaft nach, wo das Geständnis abgeblieben war. Bei seinen Berichten, in der Baracke natürlich!
"Am ANTE DIEM IV NON IUN DCCCLXX A.U.C. (2.6.2020/117 n.Chr.) verschenkte unser Optio Cerretanus die Sklavin Eireann an Anis von Alexandria.
Am PRIDIE ID AUG DCCCLXX A.U.C. (12.8.2020/117 n.Chr.) wurde Eireann erneut in den Carcer verbracht.
Zum Zeitpunkt des Geständnisses war sie Eigentum von Anis von Alexandria.
Das Geständnis zog sich über einen langen Zeitraum hin, da die Sklavin sehr hartnäckig in ihrer Verweigerungshaltung war.
Zeugen während der Vernehmung waren die Kameraden Potitus Sittius Pullus und Publius Cantilius Caldus. Beide können das Geständnis bestätigen.
Ich habe alles auf Wachstafeln festgehalten, meine übliche Vorgehensweise... Warte bitte... Warte! Ich bin sofort wieder zurück!",
sagte Lurco und damit war er aus dem Zimmer geflitzt, als hätte er einen Auftrag von Mars persönlich.
Er rannte was seine Beine hergaben, rannte bis ihm die Lunge brannte und stürmte in die Baracke VII. Die verdatterten Blicke seiner anwesenden Brüder ignorierte er, kramte in seinen Tafeln, riss davon einige an sich und war genauso schnell wieder verschwunden wie er aufgetaucht war. Mit flinken Sohlen rannte er den Weg zurück, die Wachstafeln fest an seine Brust gepresst, als handele es sich dabei um heiliges Wissen. Lurco schlitterte regelrecht zurück in den Raum in dem sein Praefectus wartete.
Siegreich schenkte er ihm ein Lächeln und hielt die Tafeln hoch.
"Hier... hier steht alles drin Praefectus.
Aussagen der Sklavin Eireann, Vernehmung im Carcer.
Vernehmung der Sklavin Eireann vom KAL SEP DCCCLXX A.U.C. (1.9.2020/117 n.Chr.) durch Miles Manius Purgitius Lurco:
Frage des Unterzeichners: Weshalb warst Du tatsächlich in der Ruine?
Antwort Beschuldigte: Ich war in der Ruine um.. um meine Spuren zu verwischen Dominus.
Frage des Unterzeichners: Spuren welcher Art?
Antwort Beschuldigte: Die Spuren die sich mir beim Brand des Ganymed offenbarten. Die Rabenschädel.
Frage des Unterzeichners: Die Zeichnung der Rabenschädel wolltest Du entfernen? Weshalb?
Antwort Beschuldigte: Nein. Keine Zeichnung von Rabenschädeln. Echte Rabenschädel. Ich habe sie gesehen. Es ist kein Einzelner Dominus.
Frage des Unterzeichners: Wie waren die Schädel am Stein befestigt? Wie viele genau? Weshalb wolltest Du sie beseitigen?
Antwort Beschuldigte: Die Schädel waren nicht befestigt. Die Schädel wurden in Mauerritzen gesetzt.Diese Schädel. Sie haben mich beobachtet. Die toten Augen haben mich verfolgt und mir gesagt das ich verschwinden soll. Deswegen wollte ich die Schädel verschwinden lassen.
(Anmerkung Unterzeichner, bezieht sich wieder auf ihre vermeintlichen übersinnlichen Fähigkeiten).
Frage des Unterzeichners: Du gibst also zu, bewusst einen Tatort manipuliert zu haben und damit billigend eine Strafvereitellung verursacht zu haben. Die Schädel haben das gesagt? Interessant. Ich habe noch einige Schädel dabei von anderen Tatorten. Sprich mit ihm.
Antwort Beschuldigte: Diese Schädel sind nutzlos. Es müssen exakt die gleichen Schädel sein. Aber ich kann es versuchen. Die Schädel.. sie wispern immer wieder Corvus, Corvus, Dominus.
Unterzeichner: Abbruch des Verhörs am heutigen Tag.
Begründung die der Beschuldigten mitgeteilt wurde:
"Du hast meine Frage nicht beantwortet, um wie viele Schädel es sich gehandelt hat. Der Stein war exakt einer vom Tatort und Du hast ihm kein einziges Wort entlocken können.
Der Schädel sagt Corvus? Lüge und reine Schutzbehauptung. Der Schädel sagt wie der Stein nichts. Wir stellen fest, Du kannst auch nicht mit Schädeln sprechen. Das dies ein Rabenschädel ist und seine Botschaft Corvus lautet, ist klar. Aber das sagt nicht der Schädel, sondern jene die sie hinterlassen. Du treibst Dich also an einem Tatort herum, vernichtest bewusst Beweise und kennst den Namen der mörderischen Gruppierung. Ergebnis der heutigen Befragung. Eine unbeantwortete Frage, gleich Verschweigen also nonverbale Lüge. Und eine offensichtliche Lüge. Es hatte so gut für Dich angefangen. Du solltes Deine Märchenstunde lassen. Vielleicht beim nächsten mal die volle Wahrheit. Du kennst die Regeln, bis in fünf Tagen.
Unterzeichnet
Manius Purgitius Lurco
Urbaner, Zwölfte Kohorte, dritte Zenturie, siebtes Contubernium
Vernehmung der Sklavin Eireann vom ANTE DIEM VIII ID SEP DCCCLXX A.U.C. (6.9.2020/117 n.Chr.) durch Miles Potitus Sittius Pullus:
Frage des Unterzeichners: Dein Geständnis zu der versuchten Beweisvernichtung wurde notiert, ist somit Aktenkundig. Offene Fragen wären - wieviele Schädel hast Du gefunden? Was hättest Du noch am Tatort gewollt? Wer sind die Raben, sprich wer ist Corvus?
Antwort Beschuldigte: Es waren drei Rabenschädel Dominus. Es ist eine Gruppierung die im Schatten agiert. Es war eine Stimme die mir gesagt hatte ich solle in die Ruine gehen Dominus.
Unterzeichner: Abbruch des Verhörs am heutigen Tag.
Begründung die der Beschuldigten mitgeteilt wurde:
Drei Rabenschädel, eine im Schatten agierende Gruppe, eine Stimme die zu Dir sprach. Bis nächste Woche, gleiche Zeit, gleicher Ort. Wie sagte mein Kollege? Die Regeln sind Dir bekannt. Aber wir sind schon ein Stück weiter, es ist noch Luft nach oben.
Unterzeichnet
Potitus Sittius Pullus
Urbaner, Zwölfte Kohorte, dritte Zenturie, siebtes Contubernium
Vernehmung der Sklavin Eireann vom ID SEP DCCCLXX A.U.C. (13.9.2020/117 n.Chr.) durch Miles Manius Purgitius Lurco:
Frage des Unterzeichners: Erneuter Versuch. Die Regeln sind Dir bekannt. Eine im Schatten agierende Gruppe sind die Krähen laut Deiner Aussage. Berichte alles was Du über die Krähen weißtAntwort Beschuldigte: Die Krähen sind ein Geheimbund. Sie agieren in der Subura. Versteckt und im Verborgenen. Die Taverne Zum blinden Esel gehört einem der Anhänger dieses Geheimbundes. Die Anhänger dieses Bundes sind mächtige Männer der römischen Gesellschaft.
Unterzeichner: Freilassung der Beschuldigten am heitigen Tag. Observation in Bezug auf ihren Herrn Anis von Alexandria, Magus.
Begründung die der Beschuldigten mitgeteilt wurde:
Keine.
Unterzeichnet
Manius Purgitius Lurco
Urbaner, Zwölfte Kohorte, dritte Zenturie, siebtes Contubernium
Erneute Inhaftierung und Äußerung der Sklavin Eireann vom PRIDIE KAL OCT DCCCLXX A.U.C. (30.9.2020/117 n.Chr.):
Lange werde ich hier nicht bleiben. Mein Dominus wird erklären das ich seinem Befehl gehorcht habe. Nichts anderes habe ich getan.
Unterzeichnet
Manius Purgitius Lurco
Urbaner, Zwölfte Kohorte, dritte Zenturie, siebtes Contubernium
Äußerung der Sklavin Eireann vom ANTE DIEM V NON OCT DCCCLXX A.U.C. (3.10.2020/117 n.Chr.):
Ich habe doch nur die Anweisung meines Dominus befolgt. War das etwa nicht richtig?
Anmerkung:
Anis von Alexandria verschwandt am KAL OCT DCCCLXX A.U.C. (1.10.2020/117 n.Chr.) spurlos.
Ein Schild war an seine Tür genagelt... geschlossen.
Unterzeichnet
Manius Purgitius Lurco
Urbaner, Zwölfte Kohorte, dritte Zenturie, siebtes Contubernium
Das waren die Verhöre bezüglich der Sklavin. Sie hat stets versucht sich entweder hinter gespieltem Wahnsinn oder übersinnlichen Fähigkeiten wie ihrem letzten Herrn einem angeblichen Magus zu verstecken. Beides entsprach nicht den Tatsachen. Die Aktionen der Sklavin waren extrem gut geplant, sie war stets vor Ort und die Handlungen waren zu koordiniert".
Lurco hob kurz die Hand, als Zeichen dass er noch etwas vermerkt hatte.
"Praefectus, ich habe noch einen Missstand zu melden. Am NON SEP DCCCLXX A.U.C. (5.9.2020/117 n.Chr.) meldete die Sklavin Breda der Gens Iulia vor dem Tor der Castra in Begleitung einer namentlich nicht vorgestellten weiteren männlichen Person, die Ermordung von Gaius Iulius Caesoninus und dessen Cousine Domina Phoebe. Beide wären auf offener Straße ermordet worden. Der Diensthabende Urbaner nahm sich der Sache an und informierte über diesen Umstand Centurio Maro.
Breda und ihr Begleiter wurden in die Castra gebeten, zwecks Zeugenaussage. Über den Verbleib der beiden Personen ist nichts weiter bekannt.
Weder wurde Breda noch ihr Begleiter verhört.
In dem vorgenannten Doppelmordfall wurde nicht ermittelt.
Es gab keinen derartigen Befehl unseres Centurio Maro.
Interessant ist in diesem Zusammenhang um wen es sich bei Gaius Iulius Caesoninus handelte.
Gaius Iulius Caesoninus war niemand geringeres als der BAUHERR unserer Statio I in der Subura Praefectus", erklärte Lurco bedeutungsschwer.
Über den suspekten Ablauf des Verhörs von Kyriakos würde Lurco seinen Praefectus in Kenntnis setzen, sobald sich alles andere erstmal gesetzt hatte. Das Ganze nahm ein grauenvolles Gesamtbild an.