"Zu Cervisia sage ich nicht nein, dann bis später wir sehen uns Stilo. Vigintivir Seius auf bald", erklärte Lurco und wartete draußen. Einerseits war er schon neugierig, was Ravi alles inspizieren würde. Auf der anderen Seite durfte er verständlicherweise in diesem Carcer nicht einfach ein und ausgehen. Vielleicht würde Ravi nachher etwas erzählen. Lurco machte sich langsam auf dem Rückweg zu seinem Officium. Falls Ravi noch einmal seiner Hilfe bedurfte, wusste er so direkt, wo er ihn finden würde.
Beiträge von Manius Purgitius Lurco
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Decimus Nummius Myrtilus
"Salve Optio Valetudinarii Iunius, Cornicularius Purgitius schickt mich wegen der Beschwerden in meinem Bein. Es ist leicht kürzer als das andere und manchmal macht es mir Ärger. Heute beim Marsch hatte ich einige Probleme. Ich hoffe Du kannst mir helfen. Nach der Untersuchung muss ich Bericht erstatten", erklärte der junge Tiro respektvoll sein Problem.
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Decimus Nummius Myrtilus
Nummius fand sich umgehend im Officium von Optio Iunius Scato ein. Fast hätte er in der Aufregung noch vergessen anzuklopfen. Zudem war er müde, aber Befehl war Befehl und er selbst wollte auch wissen, wie er sein Bein besser vorbereiten oder schonen konnte. Was immer der Optio ihm raten würden. Er klopft und wartete ab, heute war er sehr viel gelaufen.
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<<< RE: Ausbildung der Tirones - Tivoli
Am späten Abend kamen sie vor der Baracke VII an. Lurco überblickte die Truppe und nickte anerkennend.
"Ausbildungsabschnitt eins, Punkt 3 habt Ihr absolviert. Sehr gut. Für heute Abrücken in die Baracke Tirones. Tiro Nummius auf ein Wort zu mir", befahl Lurco und wartete bis die anderen abgerückt waren.
"Ins Valetudinarium mit Dir. Ich warte auf Rückmeldung, Du weißt wo Du mich findest", sagte Lurco und nickte knapp.
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<<< RE: Meldung am Exerzierplatz
Und da waren sie nach zig Stunden auch schon wieder. Tivoli. Kaum dass sie die Stadt betreten hatten, suchte Lurco eine kleine Taberna auf, damit seine Tirones verschnaufen und zur Ruhe kommen konnten. Die Pause hatten sie sich redlich verdient. Er gab seinen Männern eine Runde Poska aus und jeder durfte sich so gut es ging dabei entspannen. Der Rückweg würde erneut ohne Zeitvorgabe stattfinden.
Nachdem sie sich ausgeruht und gestärkt hatten, ging es zurück nach Rom, die Castra wartete auf sie.
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Einige Schritte laufen, Kniebeuge, hochkommen und wieder einige Schritte laufen. Genauso verhielt es sich mit der Liegestütze. Laufen, auf den Boden, Liegestütze, hoch und wieder einige Schritte laufen, das zwei Runden lang, das war Crus Aufgabe gewesen und nun fühlten sich seine Knie an wie Pudding. Wobei er Pudding eigentlich sehr mochte. Gerade als er dachte, die Schinderei hätte ein Ende, ging es erneut nach Tivoli. Diesmal in voller Montur, gerüstet und mit Puddingbeinen. Sittius überlegte, ob es nicht ratsam wäre, sich vor den Übung zukünftig etwas mehr zu stärken. Kurzum ein zweites Frühstück einzulegen oder ein ersten vor das übliche einzuschieben, damit ihn die Kräfte nicht verließen. Etwas verdrießlich über seine Kraft schaute Sittius über die Gruppe, aber er würde sich durchbeißen.
Purgitius behielt seine Schützlinge im Auge. Glücklich sah anders aus, gut so. Geschunden sollten sie werden, am Ende ihrer Kräfte sollten sie irgendwann sein und gelangweilt, dass selbst der trockenste Dienst wie Erholungsurlaub wirkte, denn das war es, was man Dienst nannte. Bei den Gesichtern die Lurco sah, musste er sich ein Grinsen verkneifen. Grünlinge! Willkommen beim Militär!
Wer einen Tagesausflug oder Unterhaltungsprogramm erwartet hatte, wurde eines besseren belehrt. Sie würden noch so oft nach Tivoli marschieren, bis sie nachts nach Tivoli schlafwandelten, mit oder ohne Rüstung. Die Lippen von Tettius bebten, während er lief. Er schien mit sich selbst zu sprechen, aber er hielt heute erstaunlich gut Schritt. Vielleicht hatte er heimlich geübt, oder möglicherweise hatte ihn der Marschbefehl überrumpelt, so dass er noch keine Zeit gehabt hatte zu realisieren, was vor ihm lag. Oder, was natürlich ebenfalls im Bereich des Möglichen lag, hatte er alle Hoffnung aufgegeben und sich in sein unausweichliches Schicksal gefügt. Befehl war Befehl, sie wurden befolgt und nicht hinterfragt.
Ausbildungsabschnitt 1, Punkt 3 dort standen sie heute, auch wenn er ihnen im Gegensatz zum vorgegebenen Ausbildungsprogramm etwas Auflockerung in Form von Zirkeltraining gegönnt hatte. Eigentlich hieß es nur Marschieren und sie waren noch einen Schritt davon entfernt Abschnitt 1 hinter sich zu lassen. Das Ende von Abschnitt eins würde er entsprechend versüßen, darauf konnten die Neulinge gefasst sein. Ein bisschen ernst des Lebens würde Einzug halten.
Decimus Nummius Myrtilus wurde von Lurco heute besonders im Auge behalten. Der junge Mann ging zwar stramm mit, aber hinkte er für einen kurzen Augenblick. Purgitius beorderte Nummius mit einem Wink zu sich und ließ die Gruppe passieren. Der Weg war bekannt, sie beide bildeten die Nachhut.
"Du hinkst ab und an, alles in Ordnung mit Dir Tiro Nummius?", hakte Purgitius leise nach. Seine Frage war nicht für andere Ohren bestimmt.
"Tiro Nummius auf Befehl zur Stelle, ja Cornicularius Purgitius. Nur mein Bein macht mir manchmal zu schaffen. Aber ich schaffe es, ich muss nur richtig in den Tritt finden", gab der Angesprochene genauso leise zurück.
"Zur Kenntnis genommen Tiro. Nach dem Marsch wirst Du Dich umgehend bei Optio Valetudinarii Iunius Scato einfinden, er soll sich Dein Bein einmal anschauen. Nach der Belastung ist dort sicher mehr zu sehen. Ich erwarte ehrliche Rückmeldung bezüglich Deines Zustands Tiro. Also schinde Dich nicht zugrunde, aber ruhe Dich auch nicht drauf aus. Im Einsatz kann man auf derartige Dinge keine Rücksicht nehmen, deshalb lass es kontrollieren. Ich erwarte eine Rückmeldung Tiro", befahl Lurco Nummius.
"Danke Cornicularius Purgitius, ich gehe nach dem Marsch direkt zur Untersuchung und erstatte Dir dann Bericht. Mein Bein macht selten Ärger, es geht ich schaffe den Marsch. Alle oder keiner", pflichtete Nummius seinem Ausbilder bei.
"Richtig Tiro. Alle oder keiner", antwortete Lurco und lief eine Zeit lang gemeinsam mit Myrtilus, damit er in einen gleichmäßigen Schritt kam.
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Die Übungen gingen gut vorran und wurden länger, die Pausen zwischen den Aufgaben kürzer. Am Ende hieß es:
zwei Runden Huckepack,
zwei Runden Ausfallschritt,
zwei Runden Huckepack,
zwei Runden Rumfbeugen,
zwei Runden Huckepack,
zwei Runden Sprint,
zwei Runden Huckepack,
zwei Runden Liegestütze.
Nachdem das Pensum bewältig wurde und die Tirones am Ende mehr oder weniger erschöpft waren, ließ Purgitius seine Schützlinge wieder antreten. Er warf einen Blick über die Gruppe und nickte knapp.
"So da Ihr Euch aufgewärmt habt, geht es jetzt ab zurück in die Baracke. In einer halben Stunde zurück und zwar gerüstet hier. Wir besuchen den wunderschönen Ort Tivoli. Keine Müdigkeit vortäuschen, der Tag ist noch jung. Abrücken", befahl Purgitius.
Zaghaft hob Tettius seine Hand, aber Lurco packte ihn nur, drehte ihn um und schob ihn in die passende Richtung.
"Abrücken Tiro", wiederholte er etwas deutlicher und suchte seine eigene Baracke auf, um sich entsprechend zu rüsten.
Passend und pünktlich wartete er auf seine Schützlinge. In voller Ausrüstung erschienen die Tirones auf dem Exerzierplatz.
"Und erneut, Abrücken", befahl Lurco und gab den Weg nach Tivoli vor.
Das Tempo war moderat und jeder der Tirones war den Weg schon mehrfach gelaufen. Wie sie sich ihre Kräfte einzuteilen hatten, war ihnen bekannt. Auch unter erschwerten Bedingungen sollte davon nichts vergessen worden sein.
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"Salve Optio Seius Stilo, Du kommst wie gerufen. Dein Bruder benötigt im Wege der Amtshilfe eine Führung durch den Carcer. Sein Auftrag kommt von höchster Stelle, dem Kaiser höchstpersönlich. Es wäre freundlich, wenn Du uns durch den Carcer führen könntest, damit er eine Bestandsaufnahme fertigen kann, bezüglich der baulichen und auch sonstigen Begebenheiten", bat Lurco freundlich.
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Lurco nahm Scato fest in den Arm und küsste ihn zuerst auf die Schläfe und dann auf den Mund. So nah beieinander wurde ihm genau wie Scato bewusst, wie sehr sie sich vermissten. Zeitgleich zog er Scato fester in seine Arme.
"Dann gilt mein Dank Dir und Terpander, dass habt Ihr wirklich wunderbar gemacht. Ich kann Dir nicht sagen wie sehr ich mich freue. Ihr habt Euch die Mühe ausschließlich für mich gemacht und das rührt mich. Ja leider, seit einiger Zeit fordert uns unser Beruf mehr, als uns manchmal gut tut Stöckchen. Zudem bist Du nicht mehr in unmittelbarer Nähe. Aber würde ich mich darüber beklagen, wäre das Jammern auf sehr hohem Niveau. Es war Dein Traum und Dein Wunsch und ehrlich gesagt bin ich auch sehr stolz auf Dich, dass Du ihn Dir erfüllen konntest. Bei mir hat ja nicht mal der Schmied geklappt. Gut dass erwähne ich jedes mal, aber es ist doch leider auch so.
Lass uns doch Zuhause so viel Zeit wie möglich miteinander verbringen. Das hier ist unsere Wohlfühloase, hier können wir wir selbst sein. Alles was dann hinter den Mauern der Casa Leonis geschieht, muss uns nicht scheren. Weißt Du, manchmal kann man jeden vermissen, auch wenn er ganz nah bei einem ist. Du bist in der Castra im Grunde auch nur einen Steinwurf entfernt, aber wann sehen wir uns? Früher haben wir gemeinsam Dienst geschoben. Früher, ich klinge schon wie ein alter Mann. Aber Du weißt was ich meine Stöckchen. Wir standen Schulter an Schulter, heute sehen wir uns so oft wie möglich und trotzdem fühlt es sich an, als wäre es nur ein Bruchteil dessen, was wir uns wünschen. Weil es schlichtweg genau so ist.
Doch hier sollte unsere Zeit uns gehören Scato, wir benötigen Kuscheldecken", antwortete Lurco liebevoll und schmiegte sich an seinen Schatz.
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Lurcos Finger schlossen sich um Scatos und er ließ sich nur zu gerne von seinem Schatz an die Hand nehmen. Was Scato ihm zeigte war schlichtweg einfach nur herrlich, ein kleiner, lauschiger Platz der nur ihnen allein gehörte. Hier saßen sie im Garten und waren dennoch geschützt. Regen, Wind und Wetter spielten keine Rolle, einzig und allein was zählte, das waren sie.
Als Scato ihn küsste, nahm Lurco ihn fest in die Arme und erwiderte den Kuss ebenso leidenschaftlich und voller Liebe. Er hielt ihn danach einen langen Augenblick lang fest, denn Purgitius war von der Geste extrem gerührt.
"Ich liebe Dich auch Stöckchen, mögen es noch hundert Jahre werden", freute sich Lurco und betrachtete alles.
"Und wie bist Du auf diese wunderbare Idee gekommen Scato? Sitzprobe", grinste Lurco von einem Ohr zum anderen und machte es sich gemütlich.
"Die Überraschung ist Dir wirklich gelungen, ich bin gerührt und baff, das gebe ich gerne zu. Dankeschön von Herzen Stöckchen", flüsterte Lurco ergriffen.
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"Tja Vigintivir Seius wir beide stehen irgendwie auf verlorenem Posten wie mir scheint. Wir rennen und rennen und scheinbar entfernen sich unsere Ziele dennoch immer weiter von uns. Alles was wir tun können ist sie beharrlich weiter zu verfolgen. Selbstverständlich führe ich Dich zum Carcer. Falls dort vor Ort keiner der Anwesenden Zeit hat, werde ich Dich weiterhin begleiten. Mach Dir darum keine Gedanken. Falls Du von alledem eine Zusammenfassung benötigen solltest, sage mir bescheid", antwortete Lurco freundlich.
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Carcer - Cohortes Praetoriae
Lurco führte seinen Begleiter zu dem Carcer der Cohortes Praetoriae und schaute sich dort um.
"Hier müssten wir auf einen Ansprechpartner treffen, werter Seius", sagte er freundlich.
Die Frage war nur wann und wie. Lurco schaute sich suchend um.
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Sempronius schlug sich sehr gut und er bildete mit Plancius ein gutes Duo. Die beiden waren flott, auch wenn es Sempronius Kraft kostete, sie schafften es auf Anhieb. Das sah bei einigen anderen schon etwas anders aus, allen vorran bei Sittius und Tettius. Tettius hatte die ehrenvolle Aufgabe Sittius zu tragen und scheinbar hatte er schon alle Mühe sich den Kameraden auf den Rücken zu wuchten.
"Sehr gut Sempronius und Plancius. Tettius Du hast Dich doch über Nacht noch gestärkt. Die Kameraden haben gleich die Ausbildung hinter sich und Du bist noch nicht losgelaufen", rief Purgitius seinen Tirones zu.
Grinsend keuchten Nummius und Postumius an den beiden vorbei. Nummius schleppte Postumius, weshalb der Getragene ebenfalls keuchte, konnte Lurco nur vermuten. Sempronius und Plancius waren dabei schon bei ihrer zweiten Runde. Anerkennend nickte Lurco den beiden zu, als auch Tettius endlich los zog. Die Kraft würde sich noch einfinden, jeder Tirones hatte seine Stärken und Schwächen.
Als die Gruppe ihre zwei Runden absolviert hatte, gab es einen Moment Verschnaufpause.
"Die Nächsten zwei Runden werden etwas kniffliger. Ihr absolviert sie im Ausfallschritt. Das heißt, Schritt, Knie zum Boden, wieder aufrichten und nächster Schritt. Körperspannung dabei halten nicht vergessen Tirones! Danach einen Moment Pause und zwei Runden folgen mit geschultertem Kameraden. Kurzum vier Runden auf gehts. Danach gibt es die nächste Übung", befahl Lurco.
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Lurco nahm die Tasche mit dem Geld an sich und schaute hinein.
"Meine Antwort wird Dir vielleicht nicht schmecken Charislaus, aber das interessiert mich eh nicht. Wichtig ist, dass Du das Wort Mord nie wieder in den Mund nimmst. Linos wird mit dem was er sagte Recht gehabt haben. Du weißt nicht wer die Männer gewesen sind. Waren es Urbaner, die vielleicht einen Desateur gestellt haben? Darauf gibt es nur eine Antwort und sie haben ihm die Antwort gegeben. Er kann auch ein gesuchter Schwerverbrecher gewesen sein. Wie dem auch sei Chari, die Urbaner sind der ausführende Arm des Gesetzes und manchmal reicht er einem nicht die Hand, sondern schlägt knallhart zu.
Alles was Du gesehen hast, ist ein minimaler Ausschnitt aus einer Handlung. Was vorher geschah, weshalb es geschah und wie es geschah, all das weißt Du nicht. Also halte Dich mit Deinen Äußerungen geschlossen. Zudem tot ist tot und der Mann wird das Geld nicht mehr brauchen. Wir hingegen freuen uns über diese edle Spenden und wünschen den Kollegen eine sichere Heimkehr.
Du gehst direkt zu Scato und lässt Dich auf den Kopf stellen. Geh und erinnere Dich an meinen Befehl, ich möchte nicht dass es Terpander tun muss. Du kannst uns mit so einem Unsinn sehr schaden. Ab jetzt", befahl Lurco und schob seinen Sklaven ins Haus.
Zudem sah er es überhaupt nicht ein, eine derartige Summe als Beweismittel irgendwo verschimmeln zu lassen. Das Geld war ihres und fertig.
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Da scheinbar niemand Zuhause war, der die Tür öffnete, musste Lurco selbst ran. Charislaus war auf Reisen, Terpander wurde von Caepio ständig mitgeschleift und war auch außer Haus. Der arme Terp wusste sicher auch nicht wie ihm geschah. Auf der anderen Seite benötigte die Zwiebel seelischen Beistand. Lurco ging zur Tür und öffnete sie.
Und wer stand dort? Charislaus!
"Chari, so schnell zurück hätte ich Dich gar nicht erwartet, komm rein", forderte Lurco seinen Sklaven auf und zog ihn ins Haus.
Er betrachtete den jungen Mann von oben bis unten, fertig sah er aus, mitgenommen und verhärmt. Ein weiterer Patient für Scato und Terpander.
"Du siehst fertig aus", sagte Lurco, schüttelte den Kopf und schloss die schwere Tür.
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Lurco führte seine Tirones auf den Exerzierplatz und schaute einem nach den anderen ernst an.
"Stellt Euch im Kreis auf, Gesicht zu mir auch wenn ich das nicht extra erwähnen müsste. Bei jeder dieser Übungen trainieren wir grundlegende Fähigkeiten, die unsere Ausdauer, Beweglichkeit und auch unsere Kraft stärken. Macht Ihr es richtig, habt Ihr ein sehr gutes und effektives Training für den gesamten Körper. Am Anfang mag es etwas einfach wirken, vielleicht sogar langweilig, aber lasst Euch davon nicht täuschen. Es ist anstrengend und die Wiederholungen werden Euch fordern. Genau so soll es sein. Am Anfang werdet Ihr zwischen den Übungen noch Pausen erhalten. Später nicht mehr, da gehen wir nahtlos von einer Übung zur nächsten über, erhöhen dabei die Anzahl der Wiederholungen.
So rechtsum, jeder nimmt seinen linken Partner huckepack. Eure Kameraden wiegen soviel wie Eure gesamte Ausrüstung im Einsatz. Zwei Runden um den Platz zum aufwärmen. Dann Wechsel zwischen Träger und Getragenem. Umsetzen", befahl Lurco.
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Lurco trat vor seine Baracke und überblickte die Tirones.
"Salve und guten Morgen Tirones, heute fängt der Tag für Euch damit an, dass Ihr vorerst nichts tun werdet. Was heute von Euch geleistet werden muss, entscheidet sich in einigen Augenblicken und zwar nach der Stubenkontrolle. Hoffen wir für Euch, dass Eure Ausrüstung in Bestform ist. Je gepflegter die Ausrüstung und die Stube, umso besser für Euch", erklärte Lurco und marschierte umgehend in die Baracke seiner Schützlinge.
Purgitius überprüfte die Stube, wie die Ausrüstung verwahrt wurde, wie es um die Sauberkeit der Baracke stand und auch wie es im kleinen Küchenbereich aussah. Die Ausrüstung von allen konnte etwas mehr Glanz vertragen und so manches Bett sah aus, als wäre sein Besitzer herausgestürzt, anstatt es vorher ordentlich zu machen. Das war für Zivilisten kein Problem, aber ein unordentlicher Geist arbeitete auch so.
"Tirones Eure Ausrüstung könnte besser aussehen. Eine einzige Ausrüstung glänzt auf Hochglanz. Wem gehört sie?", fragte Lurco und klopfte dagegen.
"Mir Cornicularius Purgitius!", erklärte Sittius mit stolzgeschwellter Brust.
"Sehr gut. Ihr anderen schaut Euch die Ausrüstung von Crus an und nehmt Euch daran ein Beispiel. Wem gehört das Bett, das aussieht als hätte eine Horde Unholde darin geschlafen? Zur Information Essensreste im Bett sorgen für Ungeziefer. Wer abends oder nachts noch was essen muss, isst außerhalb des Bettes. Verstanden? Wem gehört das Chaos?", fragte Lurco ernst in die Runde.
"Das Bett gehört mir Cornicularius Purgitius, mein Brot war vom Vortag und etwas krümelig. Ich hätte es im Brotbeutel aufbewahren sollen", gestand Tettius betreten.
"Du hättest das Brot im Beutel und außerhalb des Bettes aufbewahren sollen. Du wirst das Chaos beseitigen, sobald Du vom Dienst zurück bist Tiro", befahl Purgitius.
"Jawohl Cornicularius Purgitius", antwortete Natalis, kramte kurz hinter sich, so dass Lurcos Blick noch finsterer wurde und hielt seinem Ausbilder dann ein gefülltes Brot hin.
"Was soll ich damit? Als Beweismittel sichern oder was?", hakte Lurco nach.
"Das ist für Dich als Entschuldigung", erklärte Natalis kleinlaut.
"Für mich als Entschuldigung? Ein altes, krümeliges Brot?", fragte Lurco und trat ganz nah an Natalis heran, "willst Du mich etwa.... bestechen?"
"Ja, also habs versucht", gestand Tettius flüsternd und drückte das Brot an seine Brust.
"Herzlichen Glückwunsch, Du hast das System Roms begriffen Tiro Natalis. Eine Hand wäscht die andere, aber das sorgt noch immer nicht für saubere Verhältnisse. Vor allem dann nicht, wenn man ein altes Brot an sich drückt", antwortete Lurco, nahm dem Tropf das Brot aus der Hand und warf es auf den Tisch.
"Abrücken, zum Exerzierplatz. Schon mal wer was von Zirkeltraining gehört? Ihr werdet es hassen", grinste Lurco und gab den Weg vor.
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Lurco zuckte mit den Schultern, da er nicht wusste ob der Zellen noch in Gebrauch waren.
"Dahingehend kann ich Dir leider keine Auskunft geben werter Seius. Jene Person die ich zu vernehmen hatte, war in unserem Carcer einquartiert, der gemeinschaftlich von den Prätorianern und uns genutzt wird. Welche Bewandnis dies hat, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Möglicherweise werden die beiden Carcer auch zeitgleich genutzt. Aber das sind nur Spekulationen. Wir könnten einen der Prätorianer fragen, es sind ganz ehrbare Männer unter ihnen. Sie könnten uns möglicherweise Auskunft geben. Mehr als ein nein haben wir nicht zu befürchten. Was hat es mit der christlichen Splittergruppe auf sich? Hast Du genauere Informationen?", hakte Lurco freundlich nach.
Dachte Lurco zurück an Didius, war dieser gute Mann völlig fehlgeleitet worden. Möglicherweise ergab sich hier ein erster Anhaltspunkt zu Didius Rettung. Aber nicht alle waren fehlgeleitet oder schwer enttäuscht. Mancher Feind machte sich solche Gruppen zu Nutze, um sich zu tarnen und aus dem Inneren der Gruppe heraus zu agieren. Möglicherweise wusste Seius mehr.
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Von Rom nach Tivoli und das in 12 Stunden. So gemächlich der Marsch auch angefangen hatte, so sehr zog er sich in die Länge. Die Stunden verstrichen und Sandalen bewährte Füße fraßen Meilen. Die morgendliche Kühle war schon längst der Wärme des Mittags gewichen, aber Müdigkeit durfte keiner vortäuschen. Wer Hunger oder Durst verspürte hatte beim Laufen seinen Hunger oder Durst zu stillen. Die Zeit lief unaufhörlich, so wie auch die Tirones zu laufen hatten.
Ihr erster Marsch hatte sie in fünf Stunden nach Tivoli gebracht und auch diesmal schafften es die Tirones den Zeitplan einzuhalten. Plante man zurück ebenfalls fünf Stunden ein, hatten sie ein zusätzliches Zeitfenster von zwei weiteren Stunden. Das Fenster war notwendig, denn es würde keine Verschnaufpause in Tivoli geben. Sie betraten die Stadt, machten auf dem Absatz kehrt und wanderte umgehend zurück nach Rom.
Auf der Rücketappe führte Lurco seine Truppe eine gute halbe Stunde wesentlich langsamer, so dass die Gruppe sich erholen konnte. Erneut wurde Essen gefasst und etwas getrunken, ehe sie mit etwas mehr Schwung weiter marschierten. Crus hielt sich wacker und auch Myrtilus waren gut dabei. Auf den ersten Blick machten alle einen guten Eindruck. Natalis schwächelte hier und dort, aber dennoch biss er sich durch und trank wenn ihm die Kräfte schwanden. Phormio hakte ihn einige Zeit unter, bis Natalis wieder richtig Tritt gefasst hatte.
Am Abend kam endlich die Castra in Sicht. Selbst Lurco seufzte erleichtert, als sie das Gelände betraten. Genau vor der Baracke VII blieb er stehen und gab seinen Tirones einen Augenblick um inne zu halten und durchzuatmen.
"Geschafft", verkündete er stolz mit einem Wort.
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Lurco hatte Seius Ravilla zum und in den Carcer begleitet, der Vigintivir erledigte seine Aufgaben gewissenhaft und ging jedem einzelnen Detail nach. Lurco nickte erfreut, denn die Fragen waren durchaus berechtigt.
"Zuerst einmal möchte ich Dir für Deinen Einsatz und dem regen Interesse an unserem Berufstand den Urbanern und den damit verbundenen Räumlichkeiten, einschließlich des Carcers danken Vigintivir Seius. Bis dato hat sich niemand für die Beschaffenheit und Auslastung des Carcers interessiert. Fakten zu diesem Ort. Wir nutzen den Carcer gemeinsam mit den Prätorianern. In Anbetracht manch nötiger Verhöre sollte eine klare wie auch strikte Trennung vorgenommen werden. Mein Vorschlag dahingehend wären zwei separaten Zellentrakte in denen jeweils die Gefangenen der Prätorianer sowie der Urbaner untergebracht werden. Sollte es zu Einheitsübergreifenden Ermittlungen kommen, sprich sollte eine Befragung eines Prätorianer-Gefangenen nötig sein, so würde man im dortigen Zellentrakt vorsprechen. Ähnlich geschehen wie bei meinem Verhör des Gefangenen Mollicus.
Was die Kapazität anbelangt, lieber Seius, hier sprichst Du eine offene Wunde in meinem Urbaner-Herzen an. Rom ist groß, gewaltig und viele sind gewalttätig. Wir haben viel zu wenige Zellen, für viel zu viele Kriminelle. Aus Platzmangel kann man nicht einfach Gefangene zusammen unterbringen. Stell Dir vor, Du hast jemanden inhaftiert zwecks Verhör. Sperrst Du ihn nun mit seinen Mittätern ein, dann kannst Du ihnen gleich ein Besprechungsofficium zur Verfügung stellen, damit sie ihre Absprache durchgehen. Wir benötigen ausreichend Einzelhaftzellen und wir benötigen zudem Zellen für erschwerte Haftbedingungen. Vielleicht Isolations- und Dunkelzellen, wo die Gefangenen mit ihren Gedanken allein sind. Das heißt, sie werden möglicherweise etwas zugänglicher, sobald sie wieder Kontakt haben.
Bei einigen kriminellen Subjekten verhält es sich so, dass sie durchaus einiges einstecken können, aber ignoriert man sie auf ganzer Linie und gibt ihrem Treiben kein Futter, sondern zieht eine klare Grenze, da wird auch das wildeste und verrückteste unbekannte Subjekt zugänglich. Die meisten von ihnen sind es gewöhnt, Aufmerksamkeit zu erhalten oder zu erregen. Deshalb wären solche Zellen ideal.
Ferner sollte darauf geachtet werden, dass die Zellen nicht zu sehr renoviert werden. Das hier darf nicht zur Taberna verkommen, wo man sich durch eine dumme Handlung "einmieten" kann, zwecks Übernachtung. Das mag jetzt sonderbar klingen, aber glaube mir, auf solche Ideen würden auch manche armen Seelen kommen werter Seius.
Kurz für Dich zusammengefasst wäre mein Wunsch folgender:
Erhöhung der Zellen
Schaffung von Einzel- und Isolationszellen
Trennung in zwei Zellentrakte der Prätorianer- und Urbanergefangenen.
Das wären fürs Erste meine Ideen", erklärte Lurco freundlich. Mit Seius machte das Arbeiten Spaß, vielleicht konnte er den einen oder anderen Verbesserungsvorschlag umsetzen.