Beiträge von Manius Purgitius Lurco

    Salve Rusty und herzlichen Dank für Deine Maloche und Mühe =) =) =)

    Ich freue mich auf die neuen Schriftarten.


    Bei mir hat sich ein Fehler eingeschlichen. In der Handyansicht fehlt hinter dem Forum die 24 Stundenansicht. Ich schaue immer dort hinein was es neues gibt.

    Decimus Nummius Myrtilus


    Myrtilus dachte über die Worte des Optio nach. Nicht kämpfen, sondern den kämpfenden Kollegen heilend beistehen. Es wäre ein anderer Kampf, aber einer des Erhalts und nicht der Zerstörung. Myrtilus musste sich ein breites Grinsen verkneifen und ob das was für ihn war. Er war den Cohortes beigetreten, um anderen zu helfen. Das war ja schon fast so etwas wie Medicus, wenn er verarzten durfte. Nun nicht ganz. Vielleicht nicht annähernd, aber es war einfach klasse.


    "Ob ich mir das vorstellen kann Optio Iunius? Das wäre traumhaft. Ich werde meinen Centurio fragen. Wobei ich glaube ich weiß gar nicht wer das ist. Ich werde meinen Ausbilder fragen und vielleicht kann er mich an den Centurio weiterleiten, so dass er mich zu Dir schickt? Das müsste doch gehen. Oder weißt Du wer unser Centurio ist?", grübelte Myrtilus etwas beschämt.

    Lurco betrat das Officium des Praefectus Urbi und grüßte vorschriftsmäßig.

    "Salve Praefectus. Mein Werdegang ist Dir bekannt und heute suche ich Dich auf, um zu vermelden, dass ich die mir übertragene Aufgabe der Ausbildung der Tirones abgeschlossen habe. Ebenso melde ich, dass der Sondereinsatz von mir abgeschlossen wurde. Die Personenkontrolle am Tiber wurde vorgenommen. Es gab keine besonderen Vorkommnisse. In diesem Zusammenhang beantrage ich höflich meine Beförderung zum Centurio", erklärte Lurco.

    Lurco lehnte seinen Kopf gegen den von Scato und küsste ihn auf die Schläfe.


    "Das hast Du lieb gesagt. Sollte mir das tatsächlich vergönnt sein, werde ich Dir den schärfsten Dolch schmieden den die Welt je gesehen hat. Einen Dolch der Fleisch, Sehnen und Knorpel wie Papier durchschneidet, um Dich zu beschützen.


    Während der Streife werde ich über den Markt laufen und nach Decken Ausschau halten. Wie wäre es mit diesen gestickten Blumen und Vögeln? Kennst Du diese Muster? Ich weiß nicht woher sie stammen, aber sie sind sehr schön. Dann können wir auch hier bis spät in die Nacht sitzen. Einen Tag nur für uns beide Scato, werden es mehr wunderbar. Aber diesen einen Tag sollten wir uns reservieren. Das gefällt mir, da gehören wir uns ganz allein. Zudem sollten wir uns auch einen Tag für die Familie reservieren, Du gehörst immer noch zu uns. Du bist einer der Barackenbrüder, gleich wo Du Dich befindest, gleich wo Du stationiert bist. Du bist und bleibst einer von uns.


    Gemeinsam vor der Baracke Essen zuzubereiten, dass wäre schön, dass machen wir so. Zudem sollten wir unsere Barackenbrüder auch öfter hierher einladen, um mit ihnen im Garten zu sitzen und uns ebenfalls Bratwürste zu grillen. Was meinst Du? Dafür ist doch so ein schöner Garten da. Feuerschalen haben wir auch und falls wir eine größere benötigen, wo wir alle gemütlich drumherum sitzen können, dann schaffen wir uns eine große Feuerschale an.


    Was im Keller dieses Hauses ist? Das ist eine gute Frage. Wir können gerne mal nachsehen gehen, aber irgendwie hatte ich immer das Gefühl, lass es sein. Kennst Du so ein Bauchgefühl? Nun wir haben Viri das Haus abgeluchst Scato, jeder findet irgendwann mal seinen Meister, auch ein Viridomarus. Der Spruch Leichen im Keller sagt Dir etwas oder Stöckchen? Irgendwie hatte ich immer die Sorge, wenn ich in den Keller hinabsteige finde ich dort mehr als mir lieb ist. Dabei wird dort unten das Wasser gesammelt. Vielleicht sollten wir wirklich nachschauen gehen und zur Sicherheit Terpander mitnehmen? Was meinst Du?


    Charislaus der Tropf! Er hat in der Fremde Gift gegessen, Du musst ihn entseuchen. Sei ruhig streng mit ihm, damit es ihm eine Lehre ist. Terpander hatte auch schon ein Auge auf ihn.


    Mal unter uns beiden, was im Haus besprochen wird, bleibt im Haus. Weißt Du was er mir erzählt hat? Das er gemeinsam mit Linos verreist ist. Soweit so gut und davon wussten wir. Er hat behauptet er hätte einen Mord mit angesehen. Angeblich wäre ein Mann von mehreren erledigt worden. Und diese Männer hätten dann Linos und Charislaus gezwungen sie zu ihrem Schiff zu führen. Beide konnten dank des Kapitäns entkommen und machten sich auf die Heimreise. Und weißt Du mit wem diese Männer laut Charislaus befreundet gewesen sein sollen? Oder zumindest einer davon? Dem Praefectus. Charislaus kam aber nicht nur mit dieser seltsamen Geschichte nach Hause und einem Bauch voller Garum, sondern auch mit einer Tasche voller Geld - 2.000 Sesterzen Scato", grinste Lurco von einem Ohr zum anderen.

    Decimus Nummius Myrtilus


    "Da hast Du Recht, jeder muss den Platz finden, auf den er passt und der Platz muss auch zu ihm passen. Ein Capsarius? Ja das wäre ein guter Posten für mich. Wie komme ich an so einen Posten?


    Die Seiten von meinem Knie schmerzen, sonst nichts Optio. Ich hatte versucht mehr das andere Bein zu belasten, aber beim Marschieren geht das leider nicht. Stehe ich längere Zeit, verlagere ich das Gewicht auf mein anderes Bein. Das funktioniert meist sehr gut. Capsarius...", dachte Myrtilus laut.



    Nachfolgende Tirones der Cohortes Urbanae


    Titus Sempronius Carus

    Marcus Sittius Crus

    Decimus Nummius Myrtilus

    Sisenna Postumius Dolabella

    Spurius Plancius Phormio

    Iullus Tettius Natalis


    haben mit heutigem Datum ihre Ausbildung bestanden und sind somit zu Miles der Cohortes Urbanae zu befördern.



    Rom, ANTE DIEM VIII KAL MAI DCCCLXXII A.U.C. (24.4.2022/119 n.Chr.)


    Cornicularius Manius Purgitius Lurco

    Cohortes Urbanae
    Zwölfte Kohorte
    dritte Zenturie
    Coh II CU (ehemals siebtes Contubernium)



    Diesmal standen die Tirones nicht nur Cornicularius Purgitius gegenüber, sondern fast all seinen Barackenbrüdern, mit Ausnahme von Optio Iunius. Der Grund hierfür würde sich gleich selbst erklären.


    "Heute lernt Ihr etwas über Militärgeschichte und über Formationen. Beides geht Hand in Hand. Als da wäre die Linieninfanterie.

    Damals im Zuge der Heeresreform von Gaius Marius wurde der Legionär zu einem Linieninfanteristen. Dies bedeutet dass Velites, Principes und Triarier in ein einheitliches Konzept überführt worden sind. Durch diese Neugestaltung war es den Feldherren ab dato möglich, die Formationen auf dem Schlachtfeld zu entwirren. Selbstverständlich blieb es üblich, dass die Legionäre in mehreren Reihen hintereinander Stellung bezogen. Dennoch konnten zu früher ganz neue Möglichkeiten im Gefecht umgesetzt werden.


    Besonders hervorzuheben ist hier Gaius Julius Caesar, der von diesen Möglichkeiten Gebrauch machte. So war es genau jener Mann, der die Rotate-Befehle, der schiefen Schlachtordnung und auch Testudo - die Schildkrötenformation etablierte. Mehr noch, er ist damit in die Geschichte des Militärs eingegangen",
    erläuterte Lurco seinen Auszubildenden und die Barackenbrüder führten gemeinsam mit Purgitius die Formation vor.


    "Eine weitere Formation ist die Rotate - die Rotation von Legionären.

    Wie jeder Legionär weiß und Ihr eines Tages vielleicht auch erfahren werdet, ist der Kampf Schwerstarbeit. Also wurde etwas bis dato nie dagewesenes erfunden, die flexible Formation! Rotate bedeutet nichts anderes, als die Legionäre in der ersten Linie durch Rotation alle paar Minuten auszutauschen.


    Hierzu tragen die Offiziere Pfeile bei sich, um über den Lärm einer Schlacht immer noch Befehle geben zu können. Auf ein derartiges Pfeilsignal hin, treten die vordersten Legionäre in der Phalanx einen Schritt zur Seite und werden sofort durch ihren Hintermann ersetzt. Ist der Austausch vollbracht, ziehen sich die ermatteten Legionäre in die letzte Reihe zurück. Dort schöpfen sie erneut Kraft, bis sie wieder an der Reihe sind. So sind unsere Legionäre schlichtweg durch ständiges Auswechseln der Männer, ausgeruhter und einsatzbereiter als jeder Kämpfer einer anderen Armee",
    auch diese Formation wurde so gut es ging mit den wenigen Männern vorgeführt, damit die Tirones ein Bild davon erhielten.


    "Quincunux - die Rotation von Zenturien.

    Hiermit ist gemeint, dass nicht nur die Legionäre, sondern ganze Einheiten ausgewechselt wurden. Wichtig ist, dass die Formation bei einer flexiblen Vorwärtsbewegung funktioniert. Jedem aufmerksamen Zuhörer von Euch Tirones dürfte jetzt klar sein, dass die Hauptwaffe eines Legionärs nicht sein Schwert, sondern sein Wurfspieß ist. Die Vorgehensweise lautet derweil wie folgt. Die Legionäre stürmen versetzt in Abständen vor. Es wird als Erstes der schwere Wurfspieß geworfen. Diesem folgen drei leichte Wurfspieße. Der Zweck ist klar, den Gegner zu verwunden oder zu töten. Die Legionäre zogen sich zurück, während bereits eine andere Einheit vorstößt. Für die Demonstration stellt Euch bitte jeden meiner Kameraden als eine Einheit vor", sagte Purgitius und erneut wurde den Tirones ein anschauliches Beispiel geboten.


    "Die schiefe Schlachtordnung.
    Wie der Name Euch verrät, ist hier Asymmetrie am Werke. Der Feldherr setzt am linken oder rechten Flügel einen Schwerpunkt, um dort eine Übermacht zu schaffen und die feindliche Linie zu brechen. Dies Schlachtordnung wird vor allem angewandt, wenn wir uns in der Unterzahl befinden. Hier bedarf es keiner Vorführung, Ihr könnt Euch dies so vorstellen meine Tirones",
    erläuterte Lurco.


    "Die Testudo - die Schildkrötenformation.
    Die Schildkrötenformation ist hinlänglich bekannt und bietet großen Schutz. Bei dieser Formation rücken die Legionäre so dicht wie möglich zusammen und schützen sich gegenseitig mit ihren Schilden. Und zwar rundherum und auch von oben! Die Formation ist aufgrund der enormen Anstrengung und des dichten Zusammenstehens und Haltens sehr schwerfällig. Die Testudo-Formation nur mit dem rechteckigen Schild - dem Scutum möglich. Die Soldaten der ersten Reihe halten ihre Schilde nach vorne. Die folgenden Reihen halten ihre Schilde hoch über ihre Köpfe, so dass sie die Vorangehenden mit bedeckten und sich überlappten",
    erklärte Purgitius und die Barackenbrüder führten eine kleine Schildkröte vor, so dass jeder Tiro sah, wie diese Formation aufgebaut wurde und am Ende auszusehen hatte.


    "Die Keilformation.
    Die Keilformation ist eine Angriffsformation, stellt Euch den Keil als Pfeilspitze vor. Die Legionäre beziehen Aufstellung in V-Form. Ist es mit der Formation gelungen die feindliche Linie zu durchbrechen, wird der Durchbruch von den nachrückenden Legionären erweitert. Diese Formation setzt auf Schnelligkeit und Kraft. Obacht, wenn die Keilformation gestoppt wird, kann es geschehen, dass die Legionäre eingekesselt werden",
    erzählte Lurco und die Kameraden von ihm nahmen eine Keilformation ein.


    "Der Abwehrkreis.
    Ein Abwehrkreis ist genau das, die Legionäre stehen Rücken an Rücken und bilden so einen schützenden Kreis. Die Waffen zeigen nach außen und jeder Kamerad deckt den Rücken des anderen",
    sagte Lurco schlicht und die Kameraden stellten sich Rücken an Rücken, während die Bewaffnung dem imaginären Feind entgegen gehalten wurde.


    "Dies sind die grundlegenden Formationen die Ihr kennen müsst und die wir nun üben werden", erklärte Purgitius.


    Gemeinsam mit den Barackenbrüdern der Baracke VII und den Tirones wurden die Formationen so lange geübt, bis sie einigermaßen sicher saßen. Alles weitere würde sich im Arbeitsalltag einschleifen. Und dort würde auch das weitere Lernen stattfinden. Einiges würden die Tirones täglich benötigen, anderes vielleicht nie wieder, je nachdem wohin es den Einzelnen von ihnen verschlagen würde.


    Nachdem sie einige Stunden geübt hatten, hob Lurco die Hand und erneut die Aufmerksamkeit seiner Tirones auf sich zu ziehen.


    "Sehr gut meine Tirones. Was möchte ich Euch noch mit auf den Weg geben? Die grundlegenden Aufgaben eines Mitglieds der Cohortes Urbanae. Wir, die Urbaner, sind eine Einheit der römischen Armee und in Rom, selbst wie in einigen weiteren Städten stationiert. Wir sorgen für Recht und Ordnung. Treten wir in Erscheinung Tirones, tritt der Staat in Erscheinung. Rom tritt in Erscheinung, verhaltet Euch so! Wir unterstehen dem Kriegsrecht, wir sind es die neben den Prätorianern in Rom Waffen tragen dürfen und dies nicht ohne Grund! Neben dieser wichtigen Aufgabe gibt es eine weitere, die Kohorte von Lugdunum ist in erster Linie für die Bewachung der kaiserlichen Münzstätte verantwortlich.


    Das meine Tirones seid nun Ihr - Urbaner.


    Rückt ab in ein neues Leben, Ehre und Stärke auf all Euren Wegen", wünschte Lurco ihnen freundlich.

    Decimus Nummius Myrtilus


    "Ein Dank gehört dazu, Du nimmst mich mit meinen Problemen ernst Optio Iunius. Andere die ich früher um Rat fragte, haben abgewunken. Ja in letzter Zeit sind wir viel marschiert und dann auch noch in voller Rüstung. Natürlich muss das sein und gehört zur Ausbildung dazu, aber es hat mir doch etwas mehr zugesetzt. Ich lege mich sofort hin", antwortete Myrtilus und legte sich wie von Optio Iunius gewünscht auf die Liege.

    Die Zeit verstrich und die Tage zogen dahin, ebenso die Übungen mit denen die Tirones sich drillten. Heute gab es neues Lehrmaterial und Lurco würde seine Neulinge darauf vorbereiten. Gemeinsam mit seinem Kameraden Sittius Pullus stand Purgitius heute vor seinen Rekruten.


    "Tirones antreten", so lautete der Befehl an die Männer, deren Ausbildung in seiner Hand lag.


    Lurco überschaute die Gruppe und betrachtete einem nach dem anderen. Das tatsächliche Lernen würde nach der Ausbildung beginnen. Alles was eine Ausbildung vermittelte war Grundwissen, die Basis für all das, was noch kommen würde. Der Dienst lehrte das, was ein Urbaner benötigte.


    "Heute geht es an Teil vier, fünf und sechs Eurer Ausbildung. Fangen wir mit Teil vier an. Dabei trainieren wir die Abwehr der zuvor erlernten Waffen. Schwert, Dolch, Schild, Wurfspeer, Lanze, Schleuder und Bogen.


    Für beide letztere gilt, lasst Euch weder von einem Geschoss noch von einem Pfeil treffen. Eine andere Abwehrmaßnahme gibt es nicht. Gleich was man Euch erzählt, es gibt keine. Die Märchen von umgeleiteten Geschossen mit dem Schild sind genau das - Märchen. Gleiches gilt für Pfeile. Hier gibt es nur zwei Dinge die Euch vor einem Treffer schützen, Wachsamkeit und Glück.


    Im Teil fünf lernt Ihr die Grundlagenbeherrschung jener Waffen, die Ihr bereits kennengelernt habt. Ihr habt also bereits in Teil fünf hinein geschnuppert. Heute heißt es also, Ihr tretet gegen einen Kameraden im Waffenkampf an und Ihr werdet Euch auch gegen den Kameraden verteidigen.


    Damit die Übung nicht zu einfach wird, nehmen wir Teil sechs Eurer Ausbildung hinzu. In Teil sechs trainiert Ihr in voller Montur, um die Beweglichkeit von Euch in Rüstung zu erhöhen. Nach dem Training geht es weiter, wir lassen die Waffen beiseite und widmen uns dem Übungspferd von Trainingseinheit sechs.


    Jeder sucht sich einen Kameraden. Aufgepasst, Kamerad Sittius und ich werden Euch die einzelnen Übungen von Angriff und Abwehr demonstrieren. Ihr stellt sie nach, also aufpassen",
    erklärte Lurco.


    Gemeinsam demonstrierten Purgitius und Sittius den Umgang mit den einzelnen Waffen und zwar langsam und für jeden nachvollziehbar. Die Tirones sollten sehen, wie man jede einzelne Waffe führte und wie man diese ebenso abwehrte. Auch führten die beiden vor, wie man die Waffe eines Angreifers mit einer anderen Waffe ablenkte, so zum Beispiel ein Schwert mit einem Schild oder einen Dolch mit einem Schwert.


    Dann war es an den Tirones mit den erfahrenen Kameraden zu üben. Die Übung in Rüstung war schwieriger und forderte mehr Ausdauer und auch ein verlagertes Gleichgewicht.


    "Wie Ihr selbst gesehen und gespürt habt Tirones ist es etwas anderes in Rüstung zu kämpfen. Die Schnelligkeit kommt mit der Zeit, wichtig ist, dass Ihr exakt arbeitet. Nichts Geringeres als Euer Leben und das Eurer Kameraden hängt davon ab. Wir wechseln nun zum Pferd. Folgt mir", befahl Lurco und führte seine Tirones zum hölzernen Übungspferd, dass in jedem Lager zu finden war.


    "Die Übung ist schlicht, Ihr springt auf das Pferd auf. Selbstverständlich in voller Rüstung. Schritt für Schritt werden Waffen und Ausrüstungsgegenstände hinzukommen, bis Ihr am Ende voll ausgerüstet, mit Schild und Pilum diesen Sprung meistert. Also strengt Euch an", erklärte Purgitius und führte vor, was er von den Tirones erwartete. Er sprang in voller Rüstung auf das Pferd.


    Als nächstes vollführte Sittius Pullus den Sprung, ehe er das hölzerne Reittier für die Rekruten freigab. Das was so leicht aussah, war alles andere als leicht. Ein Sprung war etwas anderes, als einen festen oder beweglichen Stand zu finden. Für einige Tirones war das hölzerne Pferd eine schwierigerer Gegner als der Kamerad mit Bewaffnung. Doch am Ende saßen sie alle oben auf dem Pferd, mal mehr oder minder geschafft. Der eine etwas korrekter, der andere etwas windschief.


    Purgitius und Sittius nickten zufrieden und anerkennend.

    Decimus Nummius Myrtilus


    "Nein Optio, nur mein Knie tut weh. Mein Rücken nicht, der ist schmerzfrei. Ich glaube mit meinen Knie stimmt was nicht. Es ist nicht so robust Optio. Zudem heißt es, mein eines Bein ist etwas kürzer. Vielleicht liegt es daran, dass ich dann so komisch laufe? Kann es das sein? Danke dass Du Dich so kümmerst, das beruhigt mich", antwortete Myrtilus erleichtert, er vertraute Iunius.

    Die Übungen gingen gut voran, der eine oder andere Tiro trug Blessuren davon, aber das gehörte dazu. Besser ein paar blaue Flecken von Holzwaffen, als dass sie von echten niedergestreckt wurden. Weiter ging es mit der Ausbildung.


    "Antreten Tirones. Heute lernt Ihr vier neue Waffen und deren Gebrauch kennen. Wie üblich zugehört und aufgepasst.


    Zuerst wäre da der Wurfspeer - das Pilum.

    Der Wurfspeer hat eine hohe Durchschlagskraft, die er seiner besonderen Bauweise verdankt. Er ist eine Weiterentwicklung aus der Wurflanze und besteht aus zwei Teilen und zwar dem hölzernen Schaft und der geschmiedeten Eisenstange. Jene Eisenstange verjüngt sich zum Ende hin zu einer Vierkantspitze.Wie benutzt man den Wurfspeer? Wie der Name schon sagt, wird er aus einer Entfernung von 10 bis 20 Schritt von den in Reih und Glied stehenden Legionären geworfen. Das hat zur Folge, dass einige Gegner bereits vor dem Gefecht verwundet oder getötet werden, da das abgeschleuderte Pilum seine Energie auf eine kleine Spitze konzentrierte und somit in der Lage ist sogar Schilde zu durchschlagen. Oft jedoch werden die Gegner weder verletzt noch getötet, aber stark eingeschränkt. Grund hierfür ist, dass sich die Wurfspeere verhaken, da sie sich verbiegen. Unmittelbar vor einem Angriff lassen sich diese verbogenen Eisen nicht mehr schnell genug entfernen, so dass der betroffene Feind gezwungen ist, seinen Schild aufzugeben. Besonders wirkungsvoll ist dies, wenn überlappend geführte Schilde von Pila aneinandergeheftet werden", erklärte Lurco und nahm ein Wurfspeer zur Hand um den Gebrauch der Waffe zu demonstrieren.


    "Die nächste Waffe ist die Lanze - die Hasta.

    Die Hasta hat eine langgezogene blattförmige Spitze, die mit einer Tülle auf einem hölzernen Schaft befestigt ist. Der Schaft hat an seinem unteren Ende einen zugespitzten Schaftfuss, mit dem die Waffe in den Boden gerammt werden kann. Die Lanze wird nicht geworfen, sondern dient schräg in den Boden gerammt als Abwehrwaffe, zudem wird sie als Stoßwaffe im Nahkampf verwendet", erläuterte Lurco und führte auch diese Waffe vor.

    "Kommen wir nun zum Bogen.


    Die typisch römischen Bögen hat eine Einsatz Reichweite von bis zu 250 Meter und man schiesst bei Übungen bis circa 175 Meter Entfernung. Weiter werdet Ihr aber auch nicht im Einsatz schießen. Euer Wirkungsbereich mit dem Bogen beträgt von 50 bis 150 Meter. Als Berittener Bogenschütze sogar weitaus weniger und zwar von 25 bis zu 50 Meter. Die Pfeile sind je nach Typus der Lage ein Kettenhemd auf kurze Distanzen zu durchschlagen. Im Gegensatz zu anderen Völkern verwenden wir spezielle Köcher und zwar können diese geschlossen werden. Der Köcher ist lang und verbreitert sich nach unten. Desweiteren hatten ist der Pfeilköcher getrennten vom Bogenköcher in dem dieser bei Nichtgebrauch geschützt geführt wird. Der Bogenköcher wird immer links am Gürtel getragen", klärte Lurco die Tirones auf.


    "Die letzte Waffe auf dem heutigen Lehrplan ist die Schleuder - die Funda.

    Die Schleuderer Roms verwenden rauten- oder auch dattelförmige Bleigeschosse - Glandes sprich Eicheln genannt, mit einem Gewicht von 20 bis 50 Gramm. Damit kann ein guter Schleuderer Schilde zerschlagen. Was ein Treffer am Helm oder im Gesicht anrichten kann, muss ich Euch nicht erläutern", teilte Lurco den Tirones mit.


    "Zuerst wird geübt, wie man diese Waffen benutzt, wobei die Übungspila und Übungshastae schwerer sind als die Originale und an Stelle der Stahlspitze einen Lederknopf haben, damit man sie auch auf die Rekruten werfen kann. Ihr wisst was zu tun ist. Eine Waffe nach der anderen gehen wir nun durch und üben. Allerdings diesmal auf Ziele welche ausdrücklich nicht die eigenen Kameraden sind. Anfangen", befahl Lurco.

    Decimus Nummius Myrtilus


    Myrtilus zog sich entsprechend des Befehls vollständig aus und legte die Sachen auf den Stuhl. Seine Sandalen stellte er direkt darunter, damit niemand darüber stürzte. Das fehlte ihm noch.


    "Bei längerem Marschieren oder wenn ich lange stehe, dann schmerzt mein Knie und mein Bein. So als würde ich einen Wadenkrampf bekommen. Es ist so, als ob es alleine überanstrengt, während der Rest von meinem Körper völlig in Ordnung ist Optio", versuchte der Tiro zu erläutern.


    Er hoffte Optio Iunius konnte ihm helfen, denn er wollte seine Ausbildung nicht aufgeben. Vielleicht gab es ja eine ganz einfache Lösung, nur war sie ihm nicht bekannt. Hoffnungsvoll wartete er auf die Untersuchung. Linderung oder Heilung, Nummius war alles Recht und so wartete er geduldig.

    Nachdem auch der letzte Marsch von 40 Meilen, Tivoli und zurück geschafft worden war, ging es an einen neuen Abschnitt. Sie waren marschiert und sie hatten trainiert, heute traten sie in eine neue Phase der Ausbildung ein. Purgitius überblickte seine Tirones auf dem Exerzierplatz.


    "Tirones antreten! Heute treten wir in eine neue Phase Eurer Grundausbildung ein und zwar beginnen wir mit dem Kampftraining. Anhand Eurer langen Gesichter während des Marschierens habe ich gesehen, dass Ihr vermutlich froh sein werdet, die Märsche hinter Euch zu haben. Ich enttäusche Euch hier gerne, sie gehören weiterhin zum Training, genau wie sie später zu Eurem Dienst gehören werden.


    Wem das zu viel ist, wem das zu langweilig ist, wem das zu schwer oder zu mühselig ist, ist im falschen Beruf und sollte sich einen neuen suchen.


    Wer sich bis hierher durchgebissen hat und der Auffassung ist, dass sein "Traumberuf" nicht sehr viel mit einem Traum zu tun hat, ihm die Realität dennoch gefällt - wunderbar. Bis hier habt Ihr gelernt, dass Befehle befolgt und nicht hinterfragt werden. Ihr habt gelernt, dass ein Beruf keinen Spaß machen muss, aber durchaus kann. Und Ihr habt gelernt, was es heißt den eigenen Schweinehund zu besiegen und für einander einzustehen.


    Damit Letzteres zukünftig noch besser funktioniert, folgt nun Phase zwei.


    Der Lehrplan für alle Sparten in der Legion ist gleich, also folglich auch für Euch. Erst in der letzten Phase werdet Ihr Berufsspezifisches lernen, also alles was für einen Urbaner wichtig ist.


    Nach dem Marschieren beginnt erst das Kampftraining, und zwar am Pfahl mit hölzernen Übungswaffen und Schilden aus Weiden, welche allesamt ein Vielfaches des Gewichtes der Originalwaffen hatten, um die Muskulatur und Ausdauer entsprechend zu trainieren.


    Auf dem Übungsplan stehen Schwert, Dolch, Schild. Rüstet Euch Tirones und sucht Euch einen Kameraden als Gegner",
    befahl Purgitius.


    Lurco nahm ebenfalls ein Übungsschwert zur Hand und befahl Tettius mit einem Wink zu sich.


    "Zuhören und aufgepasst.


    Das Gladius - das Schwert. Die eiserne Klinge unseres Galadius ist ungefähr 50 bis 60 cm lang und lang8 cm breit. Das Gladius ist an beiden Seiten geschliffen, also beidseitig. Die Stabilität der Klinge ist enorm hoch, was auch durch ihre Kürze gewährleistet wird. Aus diesem Grund handelt es sich bei dem Gladius um eine Stoss- und Stichwaffe.


    Natürlich könnt Ihr auch mit dem Schwert schneiden, sollte aber dann dem Könner überlassen werden. Zugestochen ist schnell auf direktem Weg, geschnitten ist aufwendiger. Ein Stich mit dem Gladius sieht erfolgt von unten nach oben oder geradeaus. Nicht von oben herab.
    Ein Schnitt erfolgt wenn möglich geschwungen, um eine größtmögliche Wundfläche also Verletzung beim Gegner zu erzeugen", erklärte Lurco und führte beides ganz langsam bei Tettius vor.


    "Ihr stecht zu und setzt einen Gegner schnellstmöglich außer Gefecht. Keine Schau, kein Theater, Ihr seid nicht im Colloseum oder auf Freiersfüßen um irgendwen zu beeindrucken. Ihr habt einen Job zu erledigen. Und je schneller Ihr Eure Feinde ausschaltet, umso sicherer sind Eure Kameraden. Die Waffe wird nur dann gezogen, wenn Ihr bereit seid die Waffe einzusetzen! Das wir uns da verstanden haben!


    Nächster Punkt, der Pugio - der Dolch.

    Der kleine Bruder Eures Gladium. Er ist ungefähr 30 cm lang, ebenso beidseitig geschliffen und sehr stabil. Auch er ist eine Stoß- und Stichwaffe. Mit ihm kann ebenso geschnitten werden, aber auch hier gilt das Gleiche wie für das Gladium, keine Faxen, schnellstmögliche Brechung von Widerstand des Feindes. Der kurze Weg ist der beste Weg", erklärte Lurco und führte an Tettius vor, wie man einen Dolch einsetzte.


    Der Stichweg von unten nach oben, war mit der Waffe wesentlich schneller und kürzer, so dass Tettius kurz zusammenzucke, auch wenn Lurco ihm nichts tat. Geradeaus war der Stich nicht weniger kurz, aber ein klein wenig, weniger wuchtig. Nach der Demonstration, die Waffen hatten Tettius nie berührt, legte Lurco ihm kurz die Hand auf die Schulter.


    "Ihr seht, was man sonst im Theater sieht, wie jemand theatralisch von oben mit dem Dolch auf jemanden einsticht, ist genau das - Theater. Stich jemand so auf Euch ein, fangt Ihr die Hand samt Dolch ab. Wer geschickt ist, rammt dem Besitzer Sekunden später die eigene Klinge in den Wanst.
    Dazu beim Thema Abwehr von Waffen mehr",
    sagte Lurco und nahm das Schild auf.


    "Der Schild. Der Schild wird genutzt um uns vor Schaden zu bewahren, aber er ist noch viel mehr. Wer schon einmal einem wütenden Mob gegenüber gestanden hat, weiß eines, weichen ist keine Alternative.


    Hier wird der Schild nicht nur vor sich gehalten, sondern bei Not auch im Boden versenkt, Ausfallschritt nach hinten, bei Schub von vorne. Ich möchte keinen stürzen sehen, denn wer stürzt, reißt eine Lücke und gibt dem Gegner die Möglichkeit Kameraden zu töten. Habt Ihr das verstanden?
    Übrigens ein Schild ist auch eine wunderbare Waffe.


    Man kann damit Gegner von sich stoßen, man kann den unteren Schildrand auf Füße hämmern und man kann die obere Kante vor Hälse und unter Kiefer schlagen. Zudem kann man sogar mit dem Schild seitlich einen Längsthieb austeilen, der es in sich hat",
    erläuterte Lurco und führte das Gesagte vor.


    "Ihr seht also, ein Schild ist nicht nur ein Schutz, er kann wesentlich mehr. Jeder nimmt sich einen Partner. Zuerst fünf Runden Schwert, dann folgen fünf Runden Pugio und dann fünf Runden Schild. Danach Wechsel von Angreifer und Angegriffenem. Umsetzen. Tiro Tettius Danke für die Demonstration, zurück zur Gruppe und ab zu Übung",
    befahl Lurco.


    Das Übungspensum wiederholte sich von Stunde zu Stunde und von Tag zu Tag, bis ihre Ausdauer entsprechend gestärkt war. Die Arme wurden nicht mehr so schnell müde und auch die Bewegungen der Tirones wurden flüssiger und fester. Und schon bald hatten sie ihre ersten Holzwaffen und den Schild im Griff.