"Da widersprichst Du Dir aber Caesoninus. Einerseits würdest Du lieber in Ehre sterben wie ein Barbar, als logisch zu Grunde zu gehen. Zeitgleich möchtest Du aber nicht, Deine Ehre so hoch halten wie Quintus Servilius Caepio oder Iulius Caesar die Römer.
Welche Ehre wiegt denn mehr?
Die eines Römers, oder die eines Barbaren?
Und was macht Barbaren so interessant?
Und sollte man den Begriff Ehre nicht erst einmal deuten? Ehre, Stolz, es ist so leicht dahingesagt ich würde lieber in Ehre sterben anstatt... ja was? Einen Fehler einzugestehen? Sich einzugestehen vielleicht doch nicht das beste, flexibelste und inovativste Volk auf unserer Welt zu sein?
Weißt Du viele Männer reden leichtfertig davon, was sie alles tun würden wenn. Sobald der Wennfall aber vor ihnen steht, glaube mir da werfen die wenigsten leichtfertig ihr Leben weg.
Für Stolz und Ehre zu sterben, heißt für ein gedankliches Konstrukt zu sterben. Für eine Idee, die man sich selbst zur Religion erhoben hat. Für einen logischen Grund zu sterben, ist leicht erklärt.
Ein Mann verteidigt seine Familie vor Räubern und opfert sein Leben.
Ein Soldat stirbt bei der Verteidigung seines Landes.
Ein Urbaner stirbt in Ausübung seiner Pflicht.
All das sind Gründe, nachvollziehbare und logische Gründe. Auch diese Männer hätten sicher gerne den nächsten Morgen gesehen Caesoninus, aber sie haben ihr Leben für ein höheres Ziel - einen wahren Grund gegeben. Das ist der Unterschied zwischen einem logischen Grund selbst das höchste aller Opfer zu bringen, nämlich sein Leben.
Oder für nichts als warme Worte zu sterben, die andere Ehre, Stolz und so weiter schimpfen. Denn leider ist es meist noch so, dass jenes auf was sie so stolz sind, gar nicht von ihnen selbst erreicht wurde oder ihrem Volk. Manche schreiben sich auch Stolz auf die Stirn und wissen nicht einmal worauf sie stolz sind.
Deshalb sollte man vorsichtig umgehen mit Männern die sehr viel von Stolz und Ehre reden, aber nicht von logischen Fakten und tatsächlichen Gründen. Menschen können lügen, Fakten nicht.
Zudem ein in Ehre gestorbener Mann ist einfach tot. Er nützt niemandem.
Ein in Unehren Lebender, kann immer noch handeln. Die Sieger schreiben am Ende die Geschichte Caesoninus und keiner schreibt dann etwas von Unehre in seine Memorien oder?
Nach innen hin mögen die Römer genauso ihre Ränke schmieden und Intrigen spinnen wie andere Völker. Wenn sie es nicht sogar zu einer besonderen Kunst erhoben haben. Du wirst das später auch noch erfahren, glaube mir. Aber nach außen hin, gegen einen gemeinsamen Feind, bilden sie eine geschlossene Einheit.
Es mag sein, dass die Feinde nach Neros Tod bis ins Herzen Roms hätten marschieren können Caesoninus.
Aber sie sind es nicht! Auch im Leben ist nicht alles planbar, nicht mal mit Logik. Ein bisschen Glück und eine große Portion Wohlwollen der Götter gehört immer dazu. Nicht alles liegt in unserer Hand. Und die Götter waren wieder einmal und sind immer noch mit Rom. Auch dass sollte uns zu denken geben. Ganz so falsch können wir ja dann alle nicht liegen.
Aber da hat jeder von uns seine Meinung und muss auch die des anderen nicht annehmen. Es ist trotzdem interessant sie einfach mal zu hören. Einen anderen Blickwinkel auf die Welt zu erhalten, anstatt nur den eigenen zu kennen.
Ob ich jemals Karriere mache? Dass kann ich Dir ehrlich gesagt nicht sagen. Meine Handlungen sind zwar für mich oft logisch, aber für andere wohl weit weniger. Für mich ist es zum Beispiel logisch, zuerst Menschen aus einem brennenden Haus zu retten. Für andere ist es logischer, erst einmal Zeugen zu befragen und ein Haus brennen zu lassen, samt jenen die dort drinnen zum Hades fahren. Von daher, ich denke nicht dass ich der Karriere-Urbaner bin. Ich denke da wohl zu bodenständig", schmunzelte Lurco.
"Wir also meine Kameraden und ich, essen gerne eine Bratwurst. Ich kenne einen sehr guten Stand. Gut, günstig und man wird satt", erklärte Lurco gut gelaunt.