Beiträge von Manius Purgitius Lurco

    Lucro dachte über Scatos Worte nach.


    "Ich sehe den Erhalt der eigenen Linie nicht als Käse an. Es ist ein sehr wichtiges Thema Scato, über dass ich mir selbst noch nicht sehr tiefe Gedanken gemacht habe. Eine Ehefrau ist in erster Linie eine Verpflichtung. Womit Du Recht hast ist, dass es zuerst einmal um die Zeugung legitimer Nachkommen geht. Alles andere spielt eine untergeordnete Rolle. Liebe oder sexuelle Befriedigung ebenso, es sind bestenfalls sagen wir mal Zugaben, die es in einer Ehe geben kann. Aber gehe nicht davon aus.


    Eine Ehe kann aber auch noch andere Dinge bieten, als nur legitime Kinder. Mit einer Ehe kann man Bindungen knüpfen. Verbündete an sich binden, oder auch anderen eine Absage erteilen. Es kommt nicht nur drauf an ob Du eine fruchtbare Frau heiratest, sondern auch aus welchem Hause sie stammt.


    Das sind alles Überlegungen, die in eine Ehe mit hinein spielen, deshalb will eine Ehe gut überlegt und vor allem geplant sein. Du kannst nicht einfach drauf los heiraten.


    Wenn es Dir rein um den Spaß geht, da kannst Du eine Ehefrau nicht für einplanen. Die meisten Frauen sind ehrbahre Frauen. Das was so hochtrabend klingt heißt, sie haben keine Freude an der Körperlichkeit. Aber ist sie nicht gerade dass, was uns von den Göttern geschenkt wurde? Alles was das Leben erhält und lebenswert macht, macht Spaß. Auch die Vermehrung. Wenn ich dabei im Lupanar Spaß empfinde oder in einer Taverne, warum nicht auf meiner Frau?


    Das Lupanar spricht Dir keiner ab Scato, lass es Dir dort gut gehen. Bei Ausgang können wir gerne hingehen, vielleicht kommen auch noch einige andere mit.


    Um Dir die Antwort auf Deine Frage nicht schuldig zu bleiben, ich kann Dir nicht sagen ob ich jemals heiraten werde. Mit Aufnahme in die Cohortes habe ich einen Weg eingeschlagen, der mir sehr viel bedeutet. Wir sind hier erst ein paar Schritte gegangen.


    Bevor ich also jemals ans Heiraten denken würde, werden wohl noch einige Jahre vergehen. Zuerst möchte ich hier die Ausbildung gut ableisten und mir meinen festen Platz bei den Cohortes verdienen. Habe ich das erreicht, möchte ich mir Diensterfahrung aneignen und selbstverständlich auch aufsteigen. Es ist eine ehrenvolle Aufgabe, die mir schon immer gefallen hat.


    Natürlich kann ich nur davon reden, was ich mitbekommen habe. Und zwischen dem was man sieht, sich wünscht und die Tatsache in dem Beruf ist, liegen auch oft Welten. Aber dafür bin ich hier, genau wie Du. Wir werden die Realität der Cohortes kennenlernen. Und das was ich bis jetzt sah, macht mich rundum glücklich.


    Bleibt es so, wüsste ich keinen Grund warum ich all das gegen ein eigenes Haus, samt Frau, Sklaven und dazugehörigem Ärger tauschen sollte. Für unseren persönlichen Genuss wie gesagt, können wir ins Lupanar gehen oder in so manche Taverne mit passendem Angebot.


    Im Moment bin ich zufrieden und rundum glücklich, ich möchte nichts an meiner Situation ändern, dass schließt Dich mit ein. Du trägst maßgeblich dazu bei, ich denke wir haben uns nicht umsonst vor der Tür der Cohortes getroffen Scato. Das hat alles schon seine höhere Bewandnis, glaub es mir", sagte Lurco freundlich.

    Forum Romanum zurück bis zur Regia (Forum Romanum II)
    Lurco schenkte der Patricierin ein Lächeln, neigte leicht den Kopf und machte einen Schritt zurück.


    "Überlege es Dir in Ruhe, aber nicht zu lange. Ist der Lauf vorbei ist auch Deine Chance vertan und Du musst ein ganzes Jahr lang warten. Der letzte in unserer Reihe wird Dir den gewünschen Segen erteilen, solltest Du ihn wünschen. Ein blonder Wolf, Du wirst den Läufer erkennen", sagte Lurco respektvoll.


    Ohne das Einverständnis der Patricierin würde er diese nicht segnen. Zu viel stand auf dem Spiel, denn auch wenn dies der Lauf des göttlichen Faunus und er einer desssen Läufer war, so war er persönlich immer noch der weltliche Lurco an der Seite seines Kumpels Scato. Und für sie beide wollte er sich keinen unnötigen Ärger einhandeln.


    Ganz nebenbei hatte so der letzte Läufer auch noch die Chance, eine höhergestellte Persönlichkeit zu segnen. Es mussten ja nicht Scato oder er selbst sein, die den Segen verteilten. Lurco rempelte seinen Freund Scato an und lief dann weiter.


    Die Patricierin ließ er hinter sich, segnete noch eine Gruppe junger Frauen die sich lachend und tanzend den beiden jungen Läufern in den Weg stellten und rannte dann zum Finale. Es war die letzte Station, die sie nahmen. Einmal zurück bis zur Regia an der Ostseite des Forum Romanums in unmittelbarer Nähe des Vesta-Tempels.


    Vor dem Tempel blieb Lurco stehen und musterte seinen Freund Scato, ehe er ihn in die Arme schloss und an sich drückte.


    "Wir haben es geschafft! Der Lauf liegt hinter uns und wir haben ganz schön ordentlich Segen verteilt!", freute sich Lurco.


    "Lass uns zurück zur Grotte gehen, unsere Sachen holen und dann ab in die Therme. Und dann mein Freund stärken wir uns bei einem guten Mahl, wir haben es uns redlich verdient", grinste Lurco.


    Er gab den Weg vor und führte Scato zurück zur Grotte der Lupercal. Am Grotteneingang hatte er vor Beginn des Laufes seine Kleidung deponiert, genau neben der von Scato. Lurco nahm sein Bündel auf, behielt aber noch den Lendenschurz an. Bevor er sich umzog, musste er sich Waschen. Und nebenbei hoffte er, dass Scato sein kleines Präsent finden würde.

    Lurco hörte dem Centurio aufmerksam zu. Es war selbstverständlich und Ehrensache, dass man mit der bereitgestellten Ausrüstung pfleglich umging. Jedenfalls für ihn, auch schon im Eigeninteresse. Denn nur eine gut gepflegte Ausrüstung tat das, wozu sie geschaffen worden war. Zudem war sie das Aushängeschild der Person die sie trug. Ein schlampiges Äußeres, zeugte von einem schlampigen Geist. Für den ersten Eindruck gab es keine zweite Chance und als späterer Cohortes reprästentierten sie Rom in Person. Wenn sie als personifizierter Staat in Erscheinung traten, sollte das auch im würdigen Ehrenkleid dessen geschehen.


    Lurco hätte den Kameraden für das Überbringen beinahe gerade dankend zugenickt, aber da befahl Centurio Maro schon, dass unerlaubtes Bewegen genauso verboten war, wie unaufgefordertes Sprechen. Scheinbar waren die schleppenden Kameraden zu einer Strafarbeit verurteilt worden.


    Sogar wie er den Worten ihres Ausbilders entnahm zu Latrinendienst. Lurco fragte sich, weshalb dass eigentlich für die meisten eine Strafarbeit war. Weil sie Scheiße wegschaufeln mussten? War es nicht im Interesse aller, wenn sie eine saubere und der Gesundheit förderliche Latrine hatten? War es damit nicht auch im Interesse aller, dass jeder selbst auf die Einhaltung der Sauberkeit achtete, für sich un die anderen? Manches was selbstverständlich sein sollte, war es leider nicht.


    Lurco merkte sich, dass er für die ausgehändigte Ausrüstung die unterschriebene Quittung nach dem ersten Lehrtag im Officium des Waffendepotes abzugeben hatte. Das war wichtig, denn alles musste seinen geregelten Gang nehmen. Genauso mussten sie die Ausrüstung überprüfen, denn für vorherige Schäden wollten sie ja nicht bestraft werden. Er würde nachher das Lexicon in Barracke VII fragen, wie sie das genau angestellt hatten.


    Gerade als er noch darüber nachdachte, ob er überhaupt wusste, wo das Officium war, befahl der Centurio auch schon die ersten Aufgaben. 20 Runden um den Exerzierplatz, danach 50 Liegestütze.


    Lurco rannte los, der erste Schritt der 20 Runden und der Ausbildung bei den Cohortes war gemacht.

    Lurco musste bei Scatos seltsamen Blick lachen.


    "Ich sitzte eigentlich so, weil ich ein Geschäft machen wollte. Und das werde ich auch. In den Thermen kann man sich sehr gut entspannen. Wenn ich alles zusammenfasse was Du gesagt hast Scato, kann ich Dir nur zustimmen.


    Die Castra ist wie unsere eigene kleine Stadt und Baracke VII ist unser Haus, die Kameraden sind unsere Gens. Ich habe auch nicht vor hier je wieder auszuziehen, wenn ich es nicht muss. Was wollen wir mehr? Ein Dach über dem Kopf, alles was wir benötigen um uns herum, eine Mauer, Waffen, einen Auftrag. Besser könnte es nicht sein", antwortete Lurco.


    Ein Mann stürmte herein, schlug einen halben Teich Wasser ab und verschwand so schnell, wie er die Latrine gestürmt hatte.


    "Da stimmte ich Dir zu, Pullus hätte das wirklich nicht akzeptiert. Man soll die Latrine würdigen. Du willst also niemals heiraten? Interessant, weshalb nicht? Jetzt wo wir hier ganz unter uns sind, kannst Du mir alles sagen", sagte Lurco ernst.

    Einen Moment später betrat Lurco die Latrine.


    "Ihr könnte auch nicht warten oder? Pullus hat die Latrine ja direkt wieder verlassen. Sah nach einem dringenden Bedürfnis aus, dass nicht via Latrine zu stillen ist. Was mag das wohl sein?", lachte Lurco und nahm auf dem Loch neben Scato Platz, nachdem er seine Tunika gelupft hatte.


    Die kleine Öllampe in dem Raum spendete sanftes, behagliches Licht und warf von Scato und ihm tanzende Schatten an die gegenüberliegende Wand, während das Wasser in der Reinigungsrinne leise vor sich hingluckernd seinen Weg suchte. Lurco nahm einen Reinigungs-Schwamm-Stock zur Hand und setzte sich so aufrecht hin, als wäre er der Kaiser der Welt.


    "Hier scheint man Abends seine Ruhe zu haben, was? Wie wäre es wenn wir danach die Therme aufsuchen? Rein an Körper und Geist. Und noch wichtiger tiefentspannt um gut einzuschlafen. Scato, wir haben es echt gut mit unseren Kameraden auf der B VII getroffen. Ich muss sagen, bis jetzt gefällt es mir hier sehr gut.


    Ein gemütliches, kleines Zuhause, in einer eigenen Stadt, die von einer Mauer umfriedet ist. Dazu kommt, dass hier immer wer wachsam ist und alle wachen wie auch kämpfen können. Jedenfalls fast alle. Unsere kleine Gruppe ist eine gute Mischung und ich denke, dass wir eine gute Zeit hier verbringen werden.


    Wir sollten gemeinsam kochen, dass stärkt die Gruppenbindung und es macht Spaß. Genauso sollten wir Spieleabende einlegen, mit oder ohne dazugehörigem Essen. Würfel wollte ich noch kaufen. Die erste Zeit werden wir keinen Ausgang haben, aber möglicherweise gibt es auch hier die Möglichkeit Kleinigkeiten zu kaufen, wie eben Würfel oder ähnliches. Weißt Du ob es hier sowas wie einen Krämerladen gibt, die Furz und Feuerstein führen?


    Was mich interessieren würde ist, ob es auch eine berittene Abteilung der Cohortes gibt. Hast Du davon mal gehört? Wir sollten die Castra mal erforschen und uns ein Bild von unserem neuen Zuhause machen", erklärte Lurco.

    Lurco war nicht weniger neugierig als Sacto. Sie beide waren sauber, ordentlich auf dem Exerzierplatz erschienen. Die Ausrüstung würden sie entweder hier erhalten, oder Ihr heutiger Ausbilder würde ihnen mitteilen, wo sie diese abholen konnten.


    So früh am Morgen, war es noch frisch. Lurco musterte Scato der sich die kalten Hände rieb. Er selbst tat es ihm gleich und schaute sich dabei neugierig um. Sie waren die einzigen Rektruten. Jedenfalls waren sie als Einzige anwesend.


    "Ich würde meine Hände gerne an einem warmen Getränk wärmen, aber darauf müssen wir vorerst verzichten. Was hältst Du von ein paar Aufwärmübungen? Nur leichte, damit wir nicht verschwitzt vor unserem Ausbilder stehen.


    So ein Lager schläft nie, nicht wahr? Der Trubel hat auch etwas beruhigendes, genau wie die Baracke. Es ist immer jemand anwesend und wachsam. Und mit unserer Baracke haben wir es sehr gut getroffen Scato", sagte Lurco und streckte sich, als er ebenfalls Schritte hörte und sich nach der Ursache umdrehte.

    Lurco streckte sich lang aus und hörte seinen Kameraden gut gelaunt zu.


    "Ich werfe Dir gleich die Handmühle hoch Scato. Gut also ist Selbstverpflegung angesagt. Ein Grund mehr, richtig kochen zu lernen. Wer von den Anwesenden ist ein Meister an der Herdstelle? Von dem würde ich mir gerne einiges abschauen.


    Falls keiner Ahnung hat, sollten wir uns zusammen tun und es gemeinsam versuchen. Stelle ich mir gemütlich vor. Nur wenn wir zu oft versagen, werden wir wohl die schlankeste Baracke der ganzen Cohortes.


    Wieso sollen wir uns merken dass Quietus so ein gutes Gedächtnis hat? Er hat es doch. Falls wir was nicht wissen, kurzer Hinweis für die ganze Baracke. Das wäre doch nett. Er ist unser wandelndes Wissen.


    Wir sollten uns auch etwas für die Abende und Feierabende organisieren, wie Würfel oder sowas. Also ich finde es am Tisch doch gemütlicher, als wenn man in den Dämpfen sitzt und sich dann auch noch unterhalten soll. Kann mich aber auch irren", grinste Lurco.


    "Wir sollten wirklich einmal alles genau besichtigen, Brotöfen klingt super und noch besser klingen gerade die Therme. Das Lupanar wirst Du wohl in Deiner rar gesähten Freizeit aufsuchen müssen Scato", lachte Lurco und warf ihm einen Apfel zu.

    Lupercalia DCCCLXX A.U.C.- Forum Romanum bis zur Rostra (Forum Romanum I)
    Lurco starrte Scato entsetzt an, der kleine Kerl fing ja richtig an zu wüten! Gut man durfte Cesar nicht segnen. Warum sollte man auch? Der Mann hatte alles, wovon ein Sterblicher nur träumen konnte. Ihren Segen hatte er sicher nicht nötig und falls doch, dann hätte er sie einfach zu sich zitiert.


    Nachdem Sacto ihn ordentlich durchgeschüttelt hatte, je nach Körperregion mehr oder minder heftig, hatte er sich endlich wieder beruhigt.


    "Langsam Scato! Den letzten beißen die Hunde, oder eben die Löwen! Soll doch die blonde Schnecke Cesar segnen. Heißt, falls es seiner Heiligkeit nicht gefällt, landet der Blonde bei den Löwen oder vor den Lanzen der Prätorianer und nicht wir. Wir sind doch viel zu unwichtig, geradezu unbedeutend was den Orden anbelangt. Lass das mal schön unsere Vorgesetzen entscheiden.


    Ich möchte keinen Löwen von innen kennenlernen. Blondie wird das schon passend regeln, Faunus wird ihm die Weisheit übermitteln die er dafür benötigt. Wir beide haben sich nicht. Alles was ich habe ist ein gewaltiger Schwips von so einem verrückten Kerl am Getränkestand, der meinte Wein ausschenken zu müssen, der selbst die Götter auf die Probe gestellt hätte. Stattdessen hat es natürlich mich erwischt.


    Die Patrizierin wird nicht grundlos in einer Sänfte angereist sein, aber ich werde sie fragen, ob sie die Segnung wünscht. So kann sie immer noch ablehnen, falls sie einfach nur schaulustig war und sich die Zeit etwas vertreiben wollte. Schließlich ist es ein Fest und jeder soll sich wohlfühlen, mit oder ohne Segnung.


    Wobei ich vorhin wo versehentlich den ältesten Mann Roms segnete. Aber das ist ein anderes Thema. Gut zuerst die Sklaven und dann fragen wir die Patrizierin", stimmte Lurco zu.


    Im gleichen Moment erhielt er von Scato einen segnenden Hieb und dieser rannte lachend davon. Lurco folgte Scatos Beispiel und rannte prustend und lachend auf die Sklaven zu. Kurz vor der dunkelhaarigen jungen Frau bremste er ab und verpasste ihr einen Hieb mit der Geißel.


    "Der Segen des Faunus für Dich", sagte Lurco grinsend und eilte weiter, auf die wartende Patricierin zu.


    In einigem Abstand zu der Dame blieb er stehen und schaute sie.


    "Ehrenwerte Patricierin, verzeih mir ist der Name Deines Hauses auf Anhieb nicht geläufig. Möchtest Du den Segen des Faunus empfangen, darf ich Dich segnen?", fragte Lurco freundlich und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln.

    Lupercalia DCCCLXX A.U.C.- Forum Romanum bis zur Rostra (Forum Romanum I)


    Lurco lief weiter und so langsam verflog die Wirkung des warmen Starkweines. Was immer das für ein Gebräu gewesen sein mag, Lurco befürchtete es hätte sogar Mars selbst aus den Sandalen gehauen. Das gleiche sollte man mit dem Getränkefritzen veranstalten. Aber das Fest war zu schön, um sich derart über einen blöden Scherz zu ärgern.


    Die vorletzte Station war erreicht und wen sah er da? Scato! Er hatte es doch noch geschafft zu seinem Kumpel aufzuschließen. Sogar das Sklavenpärchen war dort, dass zuvor leider die Segnung von Scato verpasst hatte. Eine gemeinsame Segnung wäre doch eine schöne Idee, fand Lurco.


    "Deine beiden Sklaven sind hier, wollen wir sie gemeinsam segnen?", fragte Lurco seinen Kumpel und schaute gut gelaunt über die Menge.
    "Du den Burschen ich die Dame?", bot er an.


    Zeitgleich fiel sein Augenmerk auf jemand ganz besonderen, ein Mitglied der kaiserlichen Familie. Ob es erlaubt war, auch jene zu segnen? Oder würde man das als Respektlosigkeit werten und sie dafür niedermachen?


    Nun zuerst sollten sie das Sklavenpärchen segnen, ganz so, wie Scato es den beiden versprochen hatte. Ein Wort galt.


    "Hast Du das Mitglied der kaiserlichen Familie gesehen Scato? Und schau dort hinten, die Sänfte. Heute ist extrem hoher Besuch anwesend. Ob man eine Persönlichkeit der kaiserlichen Familie segnen darf? Und wer war wohl in der Sänfte? Das sollten wir uns anschauen", flüsterte Lurco seinem Kumpel verschwörerisch zu.

    Lurco schenkte Scato ein gut gelauntes Grinsen.


    "Abgemacht, dann schläfst Du Leichtgewicht oben. Hauptsache ist, wir haben einen schönen Fensterplatz. Im Sommer ist das Fenster Gold wert, glaub es mir. Aber auch so hat noch keinem etwas Frischluft geschadet.


    Unser neues Zuhause sieht echt gemütlich aus. Klein aber fein, alles da was wir benötigen. Sogar eine kleine Kochstelle. Hast Du sie Dir mal angesehen? Zur Not können wir uns hier selbst verpflegen, oder müssen wir das generell sogar? Darüber habe ich mir ehrlich gesagt, noch gar keine Gedanken gemacht", erklärte Lurco und betrachtete ausgiebig die Herdstelle.


    Herdstelle:
    https://rheinland-saga.de/MilitaerContuberniumHerdstelle.jpg


    "Ich hoffe zu unsere Ausrüstung gehören auch ein paar Küchenutensilien, sonst müssen wir uns etwas auf eigene Faust besorgen Scato. Zumindest ein Topf und zwei Schüsseln", grübelte Lurco gerade als die neuen Kameraden in Baracke VII einmarschierten.


    "Keine Sorge, Eure Ausrüstung bekommt Ihr schon noch. Dazu gehört Folgendes.


    I Lorica segmentata -Schienenpanzer
    I Paenula - Mantel
    II Tunicae - Standardkleidungsstück
    I Focale - Halstuch
    II Cingula militares -Gürtel
    II Paar Caligae -Stiefel
    I Loramentum - Lederriemen
    I Lucerna - Öllampe
    I Reticulum - Tragenetz
    I Pera - Tasche
    I Mantica - Sack
    I Trulla - Kasserolle - hier hast Du Deinen Topf
    I Ligula - Löffel
    I Aultellus - Messer
    I Ampulla - Feldflasche
    I Cingulum - Gurt
    I Cassis - Helm
    I Paar Ocreae - Beinschienen
    I Gladius - Kurzschwert
    I Pugio - Dolch
    I Hasta - Stosslanze
    I Scutum - viereckiger Legionsschild
    I Tegimentum - Schildhülle


    All das bekommt Ihr beiden ausgehändigt, müsst dafür natürlich auch unterschreiben. Was verlorengeht geht auf Eure Kappe", erklärte Faustus Ateius Quietus freundlich.


    "Und wie Ihr gehört habt, lernt Ihr den zweitwichtigsten Ort von Pullus kennen", grinste Ramnus.


    "Danke für die Information. Na dann warten wir bis wir unsere Ausrüstung erhalten, lange wird sie ja nicht auf sich warten lassen", gab Lurco zurück und machte es sich auf seinem Bett bequem.

    Lupercalia DCCCLXX A.U.C. - Kolosseum


    Die nächste Station kam in Sicht und Stand mit Getränken. Der Mann dahinter winkte Lurco freundlich zu. Dieser ließ es sich nicht nehmen, ein Getränk in die Hand gedrückt zu bekommen. Er hatte Durst und was für welchen.


    Auf Ex trank er das Getränk und bereute seine Entscheidung sofort. Wein, heißer Wein. Aber das wäre noch gar nicht das Problem gewesen, sondern der Wein hatte eine Stärke, die er sofort zwischen den Ohren spürte.


    Meine Güte, was schenkte der Kerl da aus? Lurco musste mehrfach blinzeln, selbst die Mauern des ehrwürdigen Kolloseums erschienen ihm plötzlich windschief. Nun so einen Pfusch hätte sich keiner gewagt, also lag es nicht an der Bauweise, sondern an dem Wein der ihm die Sinne vernebelte.


    Lurco mied entschieden den Blick auf das ansonsten so geschätzt und geliebte Bauwerk und rannte weiter. Er fühlte sich, als rannte er durch eine übernatürliche Hitze, während ihm der Schweiß von der Stirn lief. Ein paar gut gemeinte Segnungen gingen daneben und trafen eine Frau in der Menge, die hell auflachte und ihm ein seltsamen Lächeln schenkte. Das Gesicht der Frau sah genauso schief aus die das Kollosseum oder ihr Lächeln.


    Lurco eilte weiter und ließ sich am nächsten Getränkestand Wasser mit etwas Wein versetzt aushändigen. Er trank zwei Mal, ehe er erfrischt und gestärkt mit klareren Sinnen weiterrannte. Als Dank für die Hilfe segnete er den Mann am zweiten Getränkestand. Er war jung, kräftig und hilfreich. Solche Leute sollten sich ruhig vermehren, dachte er beschwipst.

    Rot-weiß so sah ihr neues Zuhause aus. Von Außen erinnerten die Baracken etwas von der Einteilung her an Ställe. Jedes Pferd hatte eine Box und hier hatte vermutlich jede Einheit eine eigene Unterkunft. Jedenfalls vermutete Lurco das. Sauber und ordentlich sahen die Baracken von außen aus.


    Scato merkte an, dass die Baracken extra frisch gestrichen worden waren. Das war ein erfreulicher Willkommengruß. Vermutlich galt er ihnen nicht persönlich, sondern allen neuen Rektruten die den Weg in der kommenden Zeit zur Cohortes finden würden.


    Sein Freund ließ es sich nicht nehmen, ihm den genauen Aufbau der Baracken zu beschreiben. Lurco war froh darum, so konnte er gleich etwas lernen.


    "Ja ich sehe den Säulengang. Es könnte bei der Cohortes ganz ähnlich sein Scato, eben dass jede Einheit ihre eigene Unterkunft hat. Möglicherweise zählen wir auch als eine große Einheit, dann ist natürlich gleich wer wann wo schläft. Dann wäre die Einteilung nach Dienst oder richtet sich nach dem Stand der Ausbildung. Wir werden es erleben", schmunzelte Lurco.


    Lurco trat hinter Scato ein und schaute sich im Vorraum um. Platz war hier genug um alles Mögliche unterzubringen. Hier wurde vermutlich die Ausrüstung gelagert und alles was man vor Dienstbeginn schnell greifen können musste. Also auch die Waffen und ähnliches.


    An den Vorraum grenzte die eigentliche Unterkunft an. Scato hielt ihm mit einem strahlenden Lächeln die Tür auf und verkündete, dass dies ihr neues Zuhause wäre. Er hatte absolut Recht. Der Raum war klein aber fein, alles sauber und ordentlich. Vier Etagenbetten a zwei Mann, also hatten acht Kameraden hier Platz. Ein Tisch in der Mitte rundete das Gesamtbild ab und vervollständigte alles was sie benötigten.


    "Ja unser neues Zuhause Scato. Da hier noch keine Ausrüstung oder privat Sachen liegen, scheint noch keiner gewählt zu haben. Lass uns das Bett am Fenster nehmen. Schläfst Du ober oder unten? Du darfst wählen", freute sich Lurco und klopfte auf das Doppelbett, das direkt am Fenster stand.

    "Von mir ebenfalls Danke Centurio. Wir werden den Eid in Ehren halten und machen uns direkt auf den Weg zu den Baracken", antwortete Lurco.


    Scato und er hatten es geschafft, sie waren nun Teil der Cohortes Urbanae. Nun begann der Ernst des Lebens, vermutlich nachdem sie sich eingerichtet hatten und man ihnen die Ausrüstung aushändigte. Möglicherweise hatten sie vorher auch noch andere Dinge zu erledigen, aber darüber würde man sie in den Baracken aufklären.


    Jetzt hieß es erstmal die Baracken aufsuchen. Lurco freute sich riesig, dass sie beide aufgenommen worden waren. Ein Wink des Schicksals, dass sie sich getroffen hatten. Genau wie Scato grinste Lurco breit, bei diesem Anlass musste man sich die Freude nicht verkneifen.


    "Komm Scato, auf gehts! Unsere ersten Schritte im Amt der Cohortes Urbanae", erklärte Lurco und verließ gemeinsam mit seinem Kumpel die heilige Halle des Fahnenheiligtums.

    Lupercalia DCCCLXX A.U.C. - Via Triumphalis


    Die Via Triumphalis, eine Straße des Triumpfes die mit Triumpf überhaupt nichts zu tun hatte. Zum Glück verdienten die Therme ihren Namen. Dort gab es genau dass, was sie verhießen.


    Lurco musste sich sputen, wenn er Scato einholen wollte. Wieder hatte ihn der schmächtige Bursche abgehangen. Dabei stellte er fest, dass sich seine Gedanken gerade um etwas zu Essen und einen guten Tropfen drehten. Laufen machte durstig und hungrig. Nachdem sie den Lauf hinter sich gebracht hatten, würden sie irgendwo einen guten Bissen essen gehen und die Therme waren auch keine schlechte Idee.


    Er rannte etwas schneller und schob die Gedanken an Essen und Getränke zur Seite. Es war noch ein gutes Stück, bevor sie den Lauf absolviert hatten.


    Er verteilte seinen Segen etwas weitläufiger und traf dabei einen alten, zahnlosen Greis, der vor sich hinmurmelnd einfach nur die Straßenseite wechseln wollte. Der alte Mann, die Umstehenden und Lurco selbst mussten darüber lachen. Nun vielleicht brachte es dem alten Kerl ja göttlichen Segen und er wurde vor Krankheiten geschützt.

    Lurco folgte Optio Lepta. Der wichtigste Raum war entsprechend seiner Bedeutung architektonisch hervorgehoben, es handelte sich um das Fahnenheiligtum. Genau jenes Heiligtum lag in der Mitte des hinteren Gebäudetraktes.


    Auf einem Podest im Fahnenheiligtum standen die Feldzeichen welche verehrt wurden. Ein Abbild des Kaisers schmückte ebenso den Raum, denn dieser wurde gottgleich angebetet. Weitere Götter waren als Bilder ebenfalls in dem Raum zugegen, genauso wie Altäre und Gaben.


    Lurco fühlte Stolz und war ergriffen, dass er diesen besonderen, heiligen Ort betreten durfte. Scato sprach vor ihm die Worte, die sie an die Cohortes binden würden. Lurco wartete einen kleinen Augenblick, um Scato die Chance zu geben, sich seines Schwurs und dessen Bedeutung bewusst zu werden.


    Nach dem Anstandsmoment leistete er seinen Diensteid, mit gesenktem Haupt und Hand auf dem Herzen als Ehrbezeugung für Fahnenzeichen.


    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."

    Lurco schmunzelte bei Scatos Eifer.
    "Wir sind uns absolut sicher Optio Lepta, wie Scato bereits sagte. Wir folgen Dir nur allzugerne zur Vereidigung", antwortete Lurco stolz.


    Sie hatten es fast geschafft, sie waren einen Schwur von der Aufnahme in die Cohortes Urbanae entfernt. Innerlich grinste Lurco genauso breit wie Scato, aber wirklich nur innerlich, da Scato schon für sie beide grinste.

    Lurco nickte anerkennend, Scato hatte es sich gemerkt. Mit Respekt kamen sie weiter. Immerhin wollten sie nicht nur eine Tafel erhalten, sondern die Aufnahme.


    "Jetzt heißt es warten. Ich hoffe der Medicus war die letzte Teststation. Dann müssten wir es doch geschafft haben. Der Mann hat nur gutes auf unsere Tafel geschrieben. Drücken wir uns die Daumen, dass wir nur eine Tür von unserem Ziel entfernt sind.


    Falls dem so ist, bin ich mal gespannt, wie es nach der Aufnahme weitergeht. Jedenfalls könnte ich etwas zu trinken vertragen. Ich komme mir total ausgetrocknet vor. Wie geht es Dir? Jetzt wo Du wieder vollständig bist?", schmunzelte Lurco.

    Lurco erging es kaum anders als Scato. Er freute sich, dass sie den Medicus hinter sich gelassen hatten. "Von mir ebenfalls Danke und vale", verabschiedete er sich von dem Mann und folgte Scato, der ihre Tafel wie einen Siegeskranz trug.


    "Ja eine Tafel für uns beide, wenn das kein Zeichen ist. Ein guter Medicus, ohne viel Federlesen hast Du Dein S wieder angehangen bekommen", grinste Lurco und folgte seinem Kumpel zurück ins Officium Counducendi.


    "Zur Not bitten wir darum, in eine Einheit versetzt zu werden. Wir sind es schließlich auch gemeinsam angegangen. Aber ich denke, so wird es auch kommen. Warum sollten sie Kameraden trennen? Zusammenhalt ist doch in jeder Gruppe das Wichtigste. Und hier erst Recht", sagte Lurco.

    Lupercalia DCCCLXX A.U.C. - Straße beim Circus Maximus



    Lurco rannte lachend weiter, er wollte wieder zu seinem Kumpel Scato aufschließen. Der Bursche war erstaunlich schnell, flink und agil. Er schlängelte sich regelrecht durch die Zuschauermassen, welche die Laufstrecke säumten und einengten.


    Lurco sah wie Sacto zwei Frauen segnete, die eine freudig erregt, die andere tja was? Geradezu bestürzt? Größer konnte der Kontrast der beiden Frauen nicht sein.


    Lurco verteilte links und rechts den Segen, während es an einer Engstelle etwas langsamer voran ging. Scato vor ihm verfehlte ein Pärchen, fing sich und rannte weiter.


    Die nächste Station war der Circus Maximus, die größte Arena in Rom. Falls nicht sogar der gesamten bekannten Welt. Lurco wusste es nicht genau, aber eines wusste er der Circus Maximus hatte gewaltige Ausmaße.


    Die Arena kam in Sicht, auch hier herrschte ein reger Andrang. Die Zuschauer standen in dichten Reihen um die Laufstrecke. Während sie den Segen des Lebens verteilten, rannten sie an der Arena vorbei, in der es oft um Leben und Tod ging. Wollte man Wagenrennen, Tierhetzen oder andere Kämpfe sehen, dann war man im Circus Maximus richtig. Ebenso suchte man die Arena auf, wenn man exotische Tiere sehen wollte. Jene Tiere die hier in der Arena um ihr Leben kämpften, kamen aus allen Teilen des Landes.


    In den Reihen sah man immer wieder Männer wie Frauen, die versuchten sich nach vorne durchzukämpfen. Manchen gelang es, anderen nicht. Hier und dort sprangen Zuschauer mitten auf die Laufstrecke, um sich so ihre Segnung zu sichern.



    Opiter Mamilius Cordus saß mit seinen Freunden in der Taverne. So selbstbewusst wie er sich sonst gab, hier war er unter jenen Männern, die von seinem Problem wussten. Cordus war immer noch unberührt. Weshalb? Das wussten die Götter allein.


    Wie oft hatten ihm seine Freunde beigestanden? Sie waren sogar im Lupanar, das Angebot war exquisit und jeder seiner Freunde war schnell mit der Auswahl dabei. Nur er hatte hier wie immer so kurz vor dem Erfolg gekniffen.


    Waren es vielleicht keine Frauen? Waren es Männer? Aber gleich bei wem, gleich wo, war die körperliche Liebe zum Greifen nah - war Cordus verschwunden. Was war nur los mit ihm? Wie sollte er es schaffen, eine Familie zu gründen? Der wesentliche Teil der dazu beitrug würde fehlen.


    Seine Freunde waren der festen Überzeug, bei einem derart hartnäckigen Fall konnten nur noch die Götter helfen und eine Wette!


    So hatte sich Cordus mit ihnen in der Taverne getroffen und sich etwas Mut angetrunken. Mit einigen Umdrehungen mehr als gut für ihn war im Blut machte er sich auf zum Fest. Er wusste selbst nicht wie er es geschafft hatte, sich nach ganz vorne durchzudrängeln. Jetzt oder nie, lachte er und sprang einem der Luperci in den Weg. Die Wette stand, er musste die Segnung erhalten, oder einen der Läufer festhalten. Wenigstens für einen winzigen Moment!



    Ein junger Bursche tauchte unmittelbar lachend vor Lurco auf und erhob seine Hände als wollte er ihn ausbremsen. Die Herausforderung nahm Lurco an. Er täuschte nach links an, zog rechts an dem jungen Kerl vorbei und verpasste ihm dabei die Segnung. Etwas Spaß musste sein.


    Lucro schloss zu Scato auf und grinste seinen Kumpel an.


    "Scato, ehe ich es vergesse...", prustete Lurco und verpasste seinem Freund einen Hieb mit dem Riemen, ehe er an ihm vorbeizog.

    "Nein, keinerlei Erkrankungen Medicus. Ich erfreue mich bester Gesundheit", antwortete Lurco freundlich. Falls das schon der Aufnahmetest gewesen war bei dem Medicus, war er mehr als glücklich. Man stellte sich jeden Gang zum Medicus schlimmer vor, als er letztendlich war. Aber seine Erleichterung wollte er sich hier nicht anmerken lassen.


    Vermutlich folgte der eigentliche Test erst nach Feststellung der Gesundheit, dann würden sie durch zig Übungen gejagt. Aber das verschwieg Lurco, Scato sah im Moment zu glücklich aus.