Beiträge von Manius Purgitius Lurco

    Marcus Sittius Crus nickte dankbar auf Scatos Worte hin. Von seinem großen Bruder kannte er dessen Kameraden und er wusste mit wem er es zu tun hatte. Dennoch galt es hier Respekt zu zeigen, den er auch bis in die Knochen hatte. Wer so eine Abscheulichkeit besiegen, erschlagen und in ein Glas stopfen konnte, hatte jeden Respekt verdient. Crus fragte sich, was sie noch zu sehen bekamen. Pullus hatte ganz ähnliches angedeutet, dass man manche Dinge sah, tun und wieder vergessen musste, für Rom und jene die sie schützten. Für Leute die nicht einmal wussten, dass die Urbaner der Grund waren, dass sie Nachts etwas besser und sicherer schlafen konnten.


    Aus diesem Grund hatte er sich selbst auch eingeschrieben und nun stand er hier, wohlwissend mit wem er es zu tun hatte. Mars war mit diesen Männern und eines Tages würde er auch mit ihnen sein, wenn sie auf die Straßen traten und ihr Amt ausübten. Dass dabei nicht alles sauber, rein und ordentlich war, damit hatte Scato als Optio Valetudinarii Recht. Ein Verletzter war kein schöner Anblick, dennoch musste man ihm helfen. Und das waren sicher nur die kleineren Dinge, die Scato und Lurco wie alle anderen Urbaner tagtäglich sahen.


    In den Straßen und Gassen Roms herrschte ein raues Klima, also mussten sie ebenso rau, wenn nicht eine Spur rauer sein. Crus war jedenfalls froh, dass er diesen widerlichen Wurm gesehen hatte. Bei jeder Garumamphore würde er an dieses Monstrum denken, da darin lauerte und nur darauf wartete von jemanden verspeist zu werden, um sich in ihm einzunisten.


    "Ich habe keine weiteren Fragen Optio Valentudinarri, vielen Dank", antwortete Sittius.


    Decimus Nummius Myrtilus schaute Scato an und wagte sich eine Frage zu stellen.

    "Optio ich habe gehört, dass durch das Kochen die Speisen von Miasmen die möglicherweise drin sind, gereinigt werden. Stimmt das nicht?", fragte Myrtilus erstaunt.

    "Selbst wenn, dann wäre das gekocht! Willst Du sowas gekocht essen?", zischte Spurius Plancius Phormio kaum hörbar.


    "Das wird weder gekocht, noch roh gegessen, es wird gar kein Garum gegessen", antwortete Lurco ernst.


    "Sobald alles geklärt ist, sind unsere nächsten Anlaufpunkte die Latrine und die Therme. Keine Sorge, die Latrine betreten wir nicht zur Besichtigung, dass wäre auch etwas unhöflich den dort sitzenden Kameraden gegenüber. Ihr sollt nur wissen wo sie liegen. Denn nichts ist unangenehmer als bei einem dringenden Bedürfnis suchen zu müssen. Auf der Latrine und wie in den Thermen gilt Sauberkeit als oberstes Gebot. Für Euch und Eure Kameraden, einen der Gründe habt Ihr bereits erfahren. Danach widmen wir uns den Dienstgebäuden. Ihr sollt und müsst Eure Castra wie Eure Reisebeutel in und auswendig kennen, denn dies ist ab heute Euer Zuhause, Eure Stadt in der Stadt", erklärte Lurco und wartete kurz ab, ob noch jemand etwas sagen wollte, bevor sie weiterzogen.

    Lurco hörte sich die Berichterstattung von Germanicus an. Niemand wusste, was es mit der Gruppe auf sich hatte, doch grundlos waren sie nicht hierher abkommandiert worden.


    "Sehr gute Arbeit Ferox. Wir werden die Gruppe stellen und jeden Einzelnen überprüfen, sowie die Personalien aufnehmen. Sollten jemand Widerstand leisten, wird er verhaftet. Du führst uns so zu der Gruppe, dass wir den Überraschungsmoment auf unserer Seite haben. Herhören, leises Vorgehen bis zum Sichtkontakt. Dann sofortiger Zugriff. Abrücken", befahl Lurco grimmig. Es ging los.

    Tettius atmete erleichtert aus und hatte gar nicht mitbekommen, dass er die Luft angehalten hatte. Mit beiden Zeigefingern rieb er sich die Schläfen und dankte allen Göttern auf Knien, als Scato das Wesen aus dem Raum schaffte. Er schaute Sempronius entschuldigend an und wandte sich dann an Scato.


    "Optio Valetudinarii Iunius Danke für die Antwort", keuchte Tettius. Als Erstes würde er sich mit einigen getrockneten Kräutern eindecken, dass stand fest.


    "Vielen Dank Scato für die ausführliche und anschauliche Erläuterung der Garum Gefahr", dankte Lurco seinem Freund erleichtert. Er wartete noch einen Augenblick ab, falls jemand etwas fragen wollte. Danach würde es weitergehen, aber so hatten die Tirones etwas für den Beruf und für das Leben gelernt, damit es lang und gesund blieb.

    Die Blicke der Tirones sprachen Bände, jedem war das Ausmaß der Bedrohung durch Garum bildlich vor Augen geführt worden. Sempronius stellte eine Frage, die sich wunderbar für Purgitius dazu eignete sich zu seinen Rekruten umzudrehen und selbst den grauenerregenden Wurm im Glas nicht länger ansehen zu müssen. Denn ihm erging es keinen Deut besser, als seinen Schützlingen. Nur mühsam konnte er den Drang unterdrücken, fluchtartig das Officium von Scato zu verlassen, wohlwissend dass sich das Ungetüm im Glas nun auch noch hinter ihm befand. Er hatte ein ganz seltsames Gefühl im Nacken, dennoch blickte er ernst seine Auszubildenden an.


    "Eine sehr gute Frage Sempronius. Hier lernt Ihr nicht nur Rom, sondern auch Euch selbst vor Schaden zu bewahren. Meine Triones, was nützt Euch die beste Ausbildung und ein trainierter Körper, wenn Derartiges in Eurem Körper lauert durch falsche Ernährung? Nichts. Deshalb verbiete ich Euch zu Eurer Eigensicherung den Verzehr von Garum.


    Hier möchte ich gleich die Frage von Eurem Kameraden Sempronius aufgreifen. In der Cohortes Urbanae werdet Ihr lernen Euch selbst zu versorgen. Ihr werdet für Euch und Eure Kameraden kochen. Essen ist ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens und trägt nicht nur zur Gesundheit, sondern auch zum Wohlbefinden bei. Folglich möchtet Ihr auch etwas kochen, dass Euch schmeckt.


    Womit würzt man also nun, wenn nicht mit Garum?

    Antwort - Gewürze!


    Das wohl bekannteste und beliebteste Gewürz in der römischen Küche ist der Pfeffer. Mit Pfeffer wird fast alles gewürzt. Wein, Obst, Fleisch, Fisch, es gibt kaum ein Gericht, wo eine Prise Pfeffer fehl am Platz wäre. Der lange Pfeffer ist sehr teuer, der weiße Pfeffer liegt im Mittelfeld was die Kosten angeht, der schwarze Pfeffer ist erschwinglich. Weitere Gewürze sind Petersilie, Kerbel, Minze, Salbei, Sellerie findet als Gemüse und Gewürz Verwendung, Rauke, Schnittlauch, Zwiebeln, Bohnenkraut, Dill, Weinraute und Oregano um Euch einige Beispiele zu nennen.


    Ebenso zum Würzen geeignet in süßer Variante sind Honig und Defrutum. Bei Defrutum achtet bitte darauf, dass der eingekochte, konzentrierte Traubensaft nicht in einer Bleipfanne eingekocht wurde. Dies ist ebenso für Eure Gesundheit gefährlich. Davor warnte schon Galen. Genauer gesagt meine Tirones Galenos von Pergamon, auch Aelius Galenus, üblicherweise Galen ein vorwiegend in Rom tätiger griechischer Medicus und Universalgelehrter. Deshalb nehmt Euch mein Verbot zu Herzen, es geht um Eure Gesundheit", erläuterte Lurco seinen Rekruten.


    Tettius hob etwas schüchtern die Hand und Lurco nickte ihm aufmunternd zu.

    "Nur zu, nur wer Fragen stellt, lernt. Am ersten Tag ist noch kein Drill angesagt", gestand er seinen Rekruten umgänglich zu.


    "Optio Valetudinarii Iunius, ist der Wurm im Glas tot oder lebt er da drinnen? Und noch eine Frage, wenn er Nachts aus den befallenen Kameraden kriecht, kriecht er in unbefallene Kameraden hinein?", fragte Tettius mit einem Schaudern in der Stimme.


    Lurco musste bei der Frage blinzeln, kämpfte gegen seine Übelkeit an und schluckte. Darüber hatte er sich noch gar keine Gedanken gemacht, ob diese Würmer von Kamerad zu Kamerad kriechen konnten, um über diese in ihrer wehrlosen Situation herzufallen. Bei Mars! Lurco schaute Scato abwartend an.


    "Wie wird man denn so einen Wurm los Medicus Iunius?", wollte Sittius mit bleichem Gesicht wissen.

    Lurco klopfte kurz an die Gitterstäbe.


    "Das war es mir auch Didius und ich hoffe Dein Weg endet nicht hier. Gott sei mit Dir Didius", antwortete Lurco, auch wenn sie beide unterschiedliche Götter dabei meinten, so waren ihre Ansichten doch fast gleich. Als Lurco sich mit einem letzten Nicken verabschiedete und Didius wie auch den Carcer verließ, hatte er das Gefühl einen Kameraden zurück lassen zu müssen.

    <<< RE: Meldung am Exerzierplatz



    Ausbildung der Tirones


    Lurco führte seine Ausbildungstruppe wie angekündigt zum Valetudinarium. Genauer gesagt führte er die jungen Männer zum Officium von Optio Valetudinarii Sisenna Iunius Scato. Lurco klopfte an und betrat gemeinsam mit seiner kleinen Truppe das Officium.


    "Salve Optio Valetudinarii Iunius", grüßte Lurco vorschriftsgemäß.


    "Scato darf ich Dir meine Schützlinge vorstellen. Das sind meine Tirones, die ich ausbilde.


    Titus Sempronius Carus

    Marcus Sittius Crus

    Decimus Nummius

    Sisenna Postumius Dolabella

    Spurius Plancius Phormio

    Iullus Tettius Natalis


    Heute ist ihr erster Tag, demzufolge lernen sie sich, die Cohortes Urbanae und die Castra kennen. Aber noch etwas mehr, sie erlernen die Grundzüge der Gesunderhaltung. So habe ich meinen Tirones von dem Schrecken des Garum berichtet und was in diesem Gebräu lauert. Ich möchte Dich bitten, meine Tirones genau über die Gefahr des Garum zu informieren. Zudem sollten sie erfahren, WAS im Garum lauert. Wärst Du so freundlich?", bat Lurco und deutete den Tirones an, ruhig näher zu treten.

    "Ja bist später. Gerne, die neue Taberna ist sehr gut. Pullus und ich waren schon dort und waren sehr zufrieden. Ich glaube Du verkennst Terpander, er wirkt immer ein wenig mürrisch, aber der Eindruck täuscht", lachte Lurco und machte eine wegwerfende Handbewegung.


    Eigentlich war Terpander oft noch mürrischer, griesgrämiger und verbissen. Auf der anderen Seite, hatte er allen Grund dazu. Ein Mann aus Sparta, der sich als Grieche ausgab. Konnte es eine schlimmere Schmach für einen Krieger geben?

    Es geht nicht darum die Legio zu schließen, sondern sie würde im schlimmsten Fall ruhen. Sie aufzugeben wie die Classis steht nicht zur Debatte. Zudem muss in all der Planung auch bedacht werden, dass für jeden Spieler, einschließlich der SL, der Spielspaß im Vordergrund stehen sollte.


    Das IR als SL ist Arbeit und es ist Verpflichtung, aber das ist nicht unser Job, den wir abzuleisten haben. Es ist eine freiwillige Entscheidung.


    Nur um eine Option für Senatoren offen zu halten, sollte sich keiner dazu genötigt fühlen, die Legio zu stemmen. Das ist nicht Sinn eines Rollenspiels. Sollte ein Sentaor tatsächlich die Legio benötigen, dann kann man sie sicher ohne Probleme mit einem oder einigen NPCs raktivieren und aus ihrem Schlummer erwecken. Aber bis dato sehe ich keinen Senator, der diese Legio momentan benötigen würde. Auch Ravilla benötigt die Legio zur Zeit nicht. Er möge mich korrigieren, sollte ich mich irren.


    Die Ala ist mit Varros Herzblut geschrieben, allein deshalb schon stehe ich dafür ein, mit der Ala Germania am Leben zu erhalten.


    Ferner wird mit der Ala das aktive Spiel in Germania am Leben erhalten. Plots sind bereits gestartet worden, einige stecken noch in den Kinderschuhen, andere in der Planung. Deshalb von mir ein klares Pro für die Ala.

    Mir ist zuerst einmal wichtig, dass Germania selbst erhalten bleibt. Am besten so, dass Varro und Bonifacius jederzeit wieder einsteigen können. Sollte sich jemand für die Legio finden, wunderbar. Aber die Person muss auch Zeit und Lust haben, genau dies zu stemmen. Falls sich niemand findet, wäre es meiner Meinung nach besser, sich bis auf weiteres ansonsten auf einen Part zu konzentrieren. In dem Fall wäre das die Ala.


    Die Legio wäre nicht verschwunden, nur zur Zeit nicht bespielt. Oder wie von Flo vorgeschlagen, könnte sie zum Bau des Aquädukts herangezogen werden. Die Classis wurde bereits aufgegeben, um die Kräfte in Germania etwas mehr zu bündeln.


    Vielleicht findet sich auch jemand, der sich der Legio widmen möchte.

    "Danke Sempronius, damit hast Du Deinen Kameraden schon einen ersten Eindruck von Dir verschafft. Dass Du Dich gut in Rom auskennst, wird Dir den beruflichen Alltag erleichtern. Ebenso dass Du als Verwalter tätig gewesen bist. Die Erfahrung wird Dir im Berichtswesen gute Dienste leisten", der erste Tirones machte einen wachen, hellen und wissbegierigen Eindruck. Alle Neulinge schauten ihn so an. Hatten sie selbst damals ihren Ausbilder ebenso angesehen? Vermutlich. Niemand schrieb sich grundlos bei den Cohortes Urbanae ein.


    "Der Nächste", forderte Purgitius den nächsten Tirones auf.


    Der junge Mann trat einen Schritt vor und schaute seinen Vorgesetzten an.

    "Salve, mein Name ist Marcus Sittius Crus, ich bin 25 Jahre alt, ebenfalls gebürtiger Römer und Tiro der Cohortes Urbanae. Mein Bruder dient ebenfalls bei den Cohortes Urbanae. Potitus Sittius Pullus ist sein Name. Ansonsten gibt es nicht viel über mich zu berichten", erklärte Crus respektvoll. Alles in allem wirkte Sittius wie eine jüngere, wuseligere Ausgabe von seinem Bruder, die Verwandtschaft war nicht zu leugnen.


    "Danke Sittius, Dein Bruder ist mir bekannt. Vielleicht hast Du schon ein klein wenig Vorwissen, was die Cohortes anbelangt, durch Deinen Bruder. Auch Du wirst genau wie Sempronius im Alltag den Umstand zu schätzen wissen, Dich in Rom auszukennen. So der Nächste", forderte Lurco den nächsten Neuling auf.


    "Decimus Nummius Myrtilus, 23 Jahre alt, aus Ostia stammend, frischer Tiro der Cohortes Urbanae. Leicht verkürztes Bein und dennoch immer auf dem Laufenden", erklärte der nächste Tiro. Scheinbar wusste er nicht, ob er in die Gruppe grüßen durfte, deshalb nickte er knapp. Hochgewachsen und schlank wie er war, wirkte Nummius ein klein wenig schlorksig, so als wüsste er nicht so Recht wohin mit seinen langen Armen und Beinen. Seine lange, schmale Nase gab ihm das Aussehen eines Vogels.


    "Du hast die Untersuchung bestanden, also bist Du zu Recht hier Nummius. Bei unserem ersten Streifengang wirst Du Dich im Zweifelsfall an die ortskundigen Kollegen halten. Immer auf dem Laufenden zu sein schadet sicher nicht. Der Nächste", sagte Purgitius.


    "Ich bin Sisenna Postumius Dolabella, bin 28 Jahre alt und habe vorher meinen Dienst im Familienbetrieb versehen. Schreiben kann ich einigermaßen, Zahlen sind mehr meines. Meine Familie stammt aus Mantua", stellte sich der Vierte im Bunde vor. Postumius war von gedrungener Statur, mit einem freundlichen, offenen Gesichtsausdruck.


    "Zahlen und Schrift werden beides benötigt, die Fähigkeit zur Berechnung und zur Niederschrift ist beides wichtig. Was nicht ist, wird noch werden. Deshalb steht Ihr hier, zur Ausbildung. Jeder hat klein angefangen und jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt, auch zum Urbaner. Der Nächste", erklärte Purgitius.


    "
    Spurius Plancius Phormio ist mein Name und ich stamme aus dem fernen Cappadocia. Vermutlich wird das dem einen oder anderen nichts sagen. Ich bin 25 Jahre alt, lebe seit zwei Jahren in Rom", stellte sich ein weiterer Tiro vor. Plancius wirkte zäh und kräftig, den Großteil seines bisherigen Lebens schien er mit harter, körperlicher Arbeit verbracht zu haben.


    "Dann nachträglich willkommen in der Stadt in der die Weltgeschichte geschrieben wird Plancius. Und der Letzte", forderte Lurco.


    "Iullus Tettius Natalis, 21 Jahre und ebenfalls aus Rom stammend. Meine Familie hat eine kleine Bäckerei", sagte Tettius nervös. Die Bäckerei sah man ihrem jüngsten Truppmitglied etwas an, genau wie sein Alter. Er hatte noch etwas Unbedarftes im Blick, vermutlich war er nie über die Bäckerei hinausgekommen und Scherereien kannte Tettius vermutlich nur vom Hörensagen.


    "So da wir einander für das Erste vorgestellt haben, kommen wir zum ersten wichtigen Punkt auf meiner Tagesordnung. Die Gesunderhaltung. Ein guter Urbaner, ist ein gesunder Urbaner. Euer Körper ist Eure Lebensversicherung im Dienst, ebenso wie Euer Verstand. Haltet Körper und Geist sauber und gesund. Aus diesem Grund verbiete ich es Euch Garum zu Euch zu nehmen, gleich in welcher Form. Dies ist ein Befehl.


    Garum Tirones wird aus vergorenen Fischabfällen hergestellt, die in der Sonne vor sich hinfaulen. Was Ihr mit Garum zu Euch nehmt ist eine grauenvolle Mischung aus verrottetem Fisch und Wurmeiern. Diese Brutstätte für Parasiten ist ein großes Übel, was die Gesunderhaltung angeht. Zwecks Anschauungsunterricht, Information und Kenntnis werden wir jetzt gemeinsam das Valetudinarium und Optio Valetudinarii Sisenna Iunius Scato aufsuchen.


    Danach erkunden wir gemeinschaftlich das Castragelände, damit jeder von Euch weiß, wo er was findet. Kurzum zuerst habt Ihr Eure Kameraden kennengelernt, nun lernt Ihr Eure Castra kennen. Unterwegs könnt Ihr Fragen stellen. Hierzu sprecht Ihr mich mit Rang und Namen an. Weshalb Ihr einsatzbereit und gerüstet kommen solltet, werdet Ihr Euch nun vielleicht fragen. Der Grund ist einfach, weil Ihr später jederzeit einsatzbereit sein müsst. Gewöhnt Euch an den Umstand, je eher desto besser.


    Folgt mir", befahl Purgitius und gab den Weg vor.

    "Wenn der Antrag bei der Zwiebel liegt, wird er durch viele Schichten gehen müssen, bevor er an sein Ziel gelangt. Was die Geduld angeht, da glaube ich auch, dass Caepio ein guter Beamter werden wird. Übereilt oder gar gehetzt wird er nichts entscheiden. Terpander scheint der gute Geist im Hause der Iunier zu sein. Du hast Recht, seine Weltsicht unterscheidet sich von der römischen. Das ist weder gut, noch schlecht, es ist anders und so mancher Rat von ihm hat auch mir geholfen.


    Die Zügel nicht locker lassen bei Terpander? Stilo, ich glaube der weiß nicht mal was Zügel sind, außer er legt sie anderen an. Caepio werden wir von keinen anderen Sklaven überzeugen können. Sogar zu seinem Vorstellungsgespräch hat er Terpander mitgenommen. Vermutlich als Glücksbringer und seelischen Beistand, aber wie dem auch sei, Terpander war dabei", gab Lurco zurück.


    "Du wolltest direkt los ins Lupanar? Woher sollte ich dass denn wissen? Also entweder bei Asinias Würsten, in der neuen Taberna oder im lallenden Löwen. Ganz wie Du magst", grinste Lurco.

    Lurco grinste gut gelaunt bei der Vorstellung Caepio direkt mit Arbeit versorgen zu können.


    "Der Zwiebel etwas Arbeit aufhalsen? Das klingt wunderbar und alles natürlich nur, damit er richtig ins Amt findet. Du hättest die Zwiebel mal sehen sollen, als wir zu Fuß zu meinem Patron gegangen sind. Keine Ahnung wie weit das war, weit ehrlich gesagt nicht. Aber Terpander musste ihn regelrecht hinter sich herschleifen. Man sollte doch meinen er käme dann entspannt an. Nein das kam die Zwiebel nicht. Er war mehr außer Atem als Terpander, der die meiste Arbeit mit ihm hatte. Ich habe noch nie einen Mann gesehen, der so schnell erschöpft war. Vermutlich hat er sich so viele Gedanken gemacht, dass dafür die ganze Kraft draufging.


    Jedenfalls hat sich Terpander damit ein großes Ei gelegt, denn seitdem schleppt er ihn wie einen Glücksbringer mit durch die Gegend. Ich glaube die Zwiebel ist der erste Schreiber, der seinen eigenen Leibwächter mit ins Officium bringt. Glaube mir dieser Inunier wird in die Geschichte eingehen, allein für sein Auftreten.


    Aber Spaß beiseite, dass wäre wirklich eine gute Möglichkeit. Die Tauben klingen perfekt für unsere Bedürfnisse, vorab hatte ich mit meinem Tribun darüber gesprochen. Du kennst ihn sicher auch, Crispus. Ein ganz feiner Mann, er wohnte auch einige Zeit bei uns. Oder wohnt er immer noch bei uns? Das ist mir jetzt etwas peinlich", lachte Lurco und tauchte sein Gesicht unter, so dass man ihn nicht hörte.


    Lurco tauchte mit dem Gesicht aus dem Wasser auf, ein diabolisches Grinsen lag darauf.


    "Sagen wir mal die Cohortes hat so etwas noch nicht. Ich Danke Dir aus tiefstem Herzen für diesen Tipp. Ja man kann sehr viel Gutes mit ein paar Seszterzen an den richtigen Stellen bewirken. Die Liste existiert Stilo, nur nicht in schriftlicher Form. Niemand kann sie einsehen, sie ist ausschließlich in meinem Kopf zu finden. Ein Teil der Liste habe ich bereits abgearbeitet. Aber darüber hätte ich auch besser den Mund gehalten. Du verstehst mich Stilo. Manchmal muss man tun, was getan werden muss. Und vielleicht mit passender Ausbildung und Erfahrung, werden es einige Männer mehr sein. Jene die ein neues Bild der Cohortes Urbanae in die Welt hinaustragen. Naja zumindest nach Rom. Ich versuche mein Bestes, keiner soll jemals behaupten ich hätte es nicht wenigstens versucht. Lust auf eine Bratwurst zum Feierabend oder zwei? Ich hätte etwas Hunger, Du wärst selbstverständlich eingeladen", sagte Purgitius gut gelaunt.

    Lurco betrachtete Didius und lächelte ihn wehmütig an.


    "Sehr gerne. Ich wünschte dem wäre so Didius, jedoch versuche ich tatsächlich ein guter Mensch zu sein. Lass Dir den Proviant schmecken, wann ich zu Dir zurückkehren kann, weiß ich leider nicht. Du bist Gefangener der Prätorianer und ich gehöre zu den Urbanern. Grundlos werden wir uns nicht über den Weg gelaufen sein Didius. Nichts geschieht ohne Grund. Danke für die Zeichnung des Fisches", antwortete Lurco und steckte das Papyrus ein. Gefühlt wog dieses Blatt Tonnen.


    Lurco trat ganz nah an die Gitterstäbe heran und betrachtete den Fischanhänger von Didius. Er musste dagegen ankämpfen, für einen Augenblick die Augen zu schließen. Didius hatte sein mögliches Todesurteil um den Hals hängen. Purgitius hätte am liebsten zugegriffen und ihm den Anhänger vom Hals gerissen. Aber dafür war er zu ehrlich, dafür war er zu sehr Urbaner. Wenn er diesen Mann retten wollte, dann mit lauteren Mitteln.


    Denn nur die würden überhaupt noch helfen. Jeder Prätorianer wusste weshalb Didius einsaß, er hingegen wusste es nicht. Er hatte nur dass was Didius ihm von sich erzählt hatte und sein Gefühl, dass dieser Mann eigentlich zu Rom und Mars gehörte. Das sich dieser Mann grauenvoll verirrt hatte. Er wollte nicht auf diesen Mann einschlagen, so brachte man keinen Menschen zurück der sich verlaufen hatte. Er wollte ihm die Hand reichen und ihm das Rom zeigen, dass Didius so schmerzlich vermisste. Er wollte ihm beweisen, dass es dieses Rom gab das lächelnde güte Gesicht, genauso wie die andere Seite - die grauenerregende, hinterhältige Fratze. All das war Rom. Letztendlich war Rom genau dass, was jeder einzelne der es repräsentierte daraus machte.


    Lurco betrachtete den Fischanhänger lange, ehe er nickte.


    "Das bedeutet der Fisch also, verbunden mit Gottes Sohn, Christus. Ich verstehe Didius, leider muss ich Dich erneut verlassen und wie bereits gesagt, wann ich zurückkehre kann ich Dir nicht sagen. Möglicherweise kann ich überhaupt nicht zurückkehren. Falls dem so ist Didius, pass auf Dich auf. Ich habe einiges von Dir gelernt, schon allein dadurch dass ich Dich kennenlernte Didius. Dich persönlich", sagte Lurco.


    Unter anderem hatte Didius ihn gelehrt, dass nicht alles war wie es schien. Und das nicht jede böse Tat einen bösartigen Hintergrund hatte. Vermutlich wurden die schlimmsten Taten verübt, mit der festen Überzeugung Gutes zu tun. Mochte Mars diesen Mann beschützen und leiten.

    Lurco wartete ab, bis all seine Tirones vor ihm standen. Die Neulinge grüßten und er nickte dazu knapp.


    "Salve Neulinge. Mein Name ist Manius Purgitius Lurco und mein Rang ist Cornicularius. Meinen Dienst habe ich vor fast genau zwei Jahren hier angetreten. Ich stamme aus Rom und habe bis auf eine einzige Reise Rom selbst noch nie verlassen. Die Cohortes Urbanae waren mein erster Berufswunsch und so stehe ich nun hier vor Euch Tirones. Seid so gut und stellt Euch vor, jeder mit Namen, Rang und sagt etwas über Euch. Eure Kameraden sollen ein ersten Bild von Euch bekommen.


    Dann legen wir mit den ersten Informationen los, denn zu einem Urbaner gehört mehr als nur Waffenkunde. Wir werden gemeinsam versuchen herauszuarbeiten, wer die Cohortes Urbanae wirklich sind. Wofür sie einstehen, welches Außenbild sie abgeben und was man dafür aktiv tun kann oder besser unterlassen sollte. Wer sind wir und wer wollen wir sein?


    Sempronius Du fängst an und stellst Dich Deinen Kameraden vor", antwortete Lurco freundlich.

    Lurco tauchte kurz unter und schaute dann Stilo perplex an.


    "Nein doch nicht die Kriminellen! Bei Mars, sondern nur jene die verirrt sind. Römer die Rom verloren haben. Sie möchte ich retten. Ob die Personen zu retten sind, weiß ich nicht. Ich habe mit einem Gefangenen gesprochen, hättest Du nicht gewusst, das er Christ ist, hätte er auch über die römischen Werte sprechen können. Vielleicht hat er das ohne es zu wissen Stilo. Nur falls Rom sie im Stich ließ, wäre es nicht richtig, sie zurück zu führen, zu dem Rom, das wir vertreten?


    Wo ich beim nächsten Punkt wäre Stilo. Nein ich erwarte keine Dankbarkeit. Ich erwarte nur, dass man uns nicht wie den letzten Dreck behandelt, immerhin halten wir für die Sicherheit aller unsere Knochen hin. Respekt muss man sich verdienen nicht wahr? Angst ebenso. Schauen wir, wie weit ich später noch komme", grübelte Purgitius vor sich hin.


    "Du auf einem Weinberg? Also irgendwie habe ich Dich immer mit Pferden und Tauben im Kopf, aber mit Wein? Eine Taberna Medica? Oh ich glaube das würde Scato gefallen. Vielleicht sollten wir direkt eine eröffnen, wo er sich auch privat betätigten kann. Für den üblichen Alltag stellen wir jemanden ein. Eine Taberna besitze ich Stilo, die zum lallenden Löwen.


    Ich habe nicht dran gedacht, dass sie die Tauben mischen würden, ich Trottel", lachte Lurco gut gelaunt.


    Das Tauben schneller fliegen konnten, als ein schneller Reiter, fand Lurco erstaunlich und hätte es am liebsten sofort schriftlich festgehalten. Solche Informationen benötigte er und noch wesentlich mehr davon.


    "Was Tauben leisten können ist fantastisch. Dass sie so schnell sind, habe ich nicht annähernd vermutet Stilo. Was können sie noch?", fragte er neugierig.