Beiträge von Valeria Maximilla

    Maximilla runzelte die Stirn. Sie war ein netter Mensch, aber alles hatte seine Grenzen. Außerdem hatte sie Germanien mitnichten mit Rom verglichen, sondern gesagt, beide wären auf ihre Art schön.


    „Du redest wirres Zeug, liebe Iduna.“, sagte sie freundlich, doch bestimmt:
    „Rom ist die Herrin der Welt. Wenn also eine Stadt in Ketten liegt, dann ist es bestimmt nicht Rom.
    Was denkst du so betrübliche Gedanken? Du solltest fröhlich sein, damit dein kleines Mädchen ein fröhliches Herz bekommt.
    Schau, da kommen meine Sklaven, und sie haben auch für dich Posca und ein Spießchen mitgebracht. Nimm es ruhig, du bist eingeladen.“


    Maximilla ließ sich auf eine steinerne Bank niedersinken.
    Es gefiel ihr, Iduna etwas zu essen zu spendieren. Eigentlich wäre es doch nett, wieder einmal eine Germanin um sich zu haben.
    "Wer ist denn eigentlich dein Dominus?", fragte sie.


    Währendessen bedienten die Sklaven erst Valeria Maximilla, dann Iduna und dann teilten sie unter sich selbst. Natürlich bedankten sie sich bei der jungen Domina.


    Die Valeria nickte freundlich.

    „Schön ist es in der Aquensis.“, antwortete Maximilla:
    „Aber Rom ist auch schön, nur anders schön.“


    Auf die Frage nach den Eltern schnalzte sie missbilligend mit der Zunge. Auch wenn ihr die kleine Germanin sympathisch war, würde sie ihr nicht ihre ganze Lebensgeschichte erzählen.


    Eine Werkschau ist vermutlich so etwas wie eine Ausstellung“, erklärte Maximilla, während sie zu der Garküche gingen:
    „Doch ich denke nicht, dass das ein Ort für Aislin ist. Sie werden nicht erlauben, dass ein Kleines dort schreit und weint. Sie ist schließlich nur ein Sklavenkind.“


    Letzeres meinte Maximilla nicht böse, sondern realistisch.


    Sie deutete nach vorne an die Tafel, an der die Garküche ihre Angebote anzeigte:


    Heute
    porcus trojanus
    ganzes Schwein mit Lukanerwürsten und Aprikosen gefüllt, in Scheiben


    „Das letzte Mal gab es Saueuter“, sagte Maximilla vergnügt:
    "Aber ich empfehle die Fleischspießchen und dazu kühle Posca.",
    sie winkte zwei der Sklaven zu sich und gab ihnen Münzen aus ihrem Beutel.
    Sie schaute sich derweil nach einer Sitzgelegenheit um.

    „Die Cherusker dürften weiter im Norden wohnen, ich komme aus der Civitas Aquensis im Süden. Dort lebt keiner der großen Stämme. Warum ich als Kind eine Germanin sein wollte? Ich glaube, ich kann das einfach erklären: Adalheidis hat mich aufgezogen und ich habe sie lieb. Ich wollte in allen Belangen genau so sein wie sie.“, sagte Valeria Maximilla:
    „Aber das ist einfach unmöglich. Ich bin eine Valeria, Adalheidis die Freigelassene meines Vaters und du bist eine cheruskische Sklavin. Die Götter haben jeden von uns auf seinen Platz gestellt. Jeder soll an seinem eigenen Platz sein Bestes geben."
    Die Römerin richtete ihren Blick auf Iduna.
    Im gleichen Moment winselte Wölfchen und zerrte an der Leine. Er wollte unbedingt zu Aislin.


    „Du hast recht, deine Tochter schläft gerade so schön. Nein, Wolf, jetzt nicht, später.“, sagte Maximilla mit strenger Stimme. Sie hielt ihren Hund für äußerst zartfühlend. Es war schon eine Rüge, wenn sie ihn anstatt Wölfchen Wolf nannte.
    Der Sklave mit der Leine hatte ein wenig Schwierigkeiten, das große Tier zu bändigen, aber dann gab Wölfchen nach. Hechelnd sah er Valeria Maximilla an und trommelte mit seinem Schwanz. Ein wenig sah es aus, als würde er sie auslachen.


    „Da ich ohnehinfür alle Fleischspießchen und Posca kaufen will, kannst du genausogut mitkommen und auch etwas haben. Natürlich nur wenn dein Dominus das erlauben würde. Ich kenne eine gute Garküche bei den Traiansmärkten.", sagte Maximilla:
    „Ich möchte nachher auf eine Werkschau eines Bildhauers, was immer das ist. Das wird ein strammer Marsch, aber Bildung ist immer etwas Gutes."


    Die vier valerischen Sklaven freuten sich offensichtlich über die Aussicht von Essen und Trinken. Sie waren sofort bereit, aufzubrechen.

    Mercatus Urbis>>>

    Valeria Maximilla war das größte Stück des Weges zum Atelier des Dolios zu Fuß gegangen, um ihrem Hund Bewegung zu verschaffen, doch unterwegs fiel ihr ein, dass eine Kunstaustellung kaum der geeignete Platz für ein großes Tier war. Maximilla dachte nicht immer vorher nach .


    Sie schickte zwei ihrer vier Sklaven mit Wölfchen spazieren und nahm zwei von ihnen mit sich. Einer war ein blonder Jugendlicher namens Remigius, der Ältere wurde Antipatros gerufen.


    An der Bildhauerwerkstatt warteten schon viele Menschen. Valeria Maximilla hielt Ausschau nach enem bekannten Gesicht , vielleicht eine der Iulias, Stella oder Phoebe. Vielleicht würde sogar Tiberius noch aufkreuzen, so fern er sich von seinem Tagewerk loseisen konnte.


    Auch Bildhauerei gehörte zu den Dingen, über die eine junge Dame Bescheid wissen sollte.
    Wieder einmal fühlte sich Valeria Maximilla aus der Civitas Aquensis in der Provinz Obergermanien wie eine Banause.


    Als sie allerdings das erste Kunstwerk sah, vergaß sie sämtliche Vorbehalte. Es war eine Replika der berühmten 'Minerva, den Speer niederlegend'. Die Statue war einfach wunderschön. Man konnte glauben, die Göttin würde tatsächlich atmen und sich niederbeugen.


    Valeria Maximilla blieb wie angewurzelt stehen und staunte.


    Antipatros nahm fürsorglich ihren Arm:„Domina, wir stehen etwas im Weg.“, sagte er vorsichtig.
    „Du hast Recht, ich fürchte das tu ich.“, antwortete Valeria Maximilla und ließ sich von dem Sklaven behutsam zur Seite ziehen.


    Neben dem Torbogen stand ein junger Mann. Die Valeria hätte ihn mit seinem dunklen Haaren und blauen Augen beinahe auch für eine sorgfältig bemalte Statue gehalten.
    Doch dann sah sie, wie ein Jüngling dem Wartenden die Toga richtete. Prächtiger Stoff, befand Maximilla, blaugrünes Grätmuster war bestimmt ziemlich schwierig zu weben.

    Als Iduna kicherte, freute sich Maximilla. Die junge Germanin taute langsam auf.
    „Eigentlich sind alle Sklaven meines Cousins Tiberius, bei dem ich wohne. Natürlich gehorchen sie mir, es sind guterzogene Burschen.“, sagte Maximilla etwas verständnislos, denn warum sollte das anders sein?
    Könnt euch alle wieder umdrehen, die junge Dame Aislin hatte ihr Frühstück.
    Warum ich etwas eure Sprache spreche? Ich bin in Germanien aufgewachsen, auf dem Land, da staunst du. Ich bin erst seit kurzem hier in der Hauptstadt."


    Valeria Maximilla erinnerte sich an das freie Landleben bei Adalheidis und lächelte verträumt:
    „ Als Kind wollte ich unbedingt auch eine Germanin sein und habe Adalheidis angebettelt, mir einen germanischen Namen zu geben. Deshalb habe ich tatsächlich noch einen Namen: Ortrun, das bedeutet: die, die die Geheimnisse der Waffen kennt. Aber niemand in Rom weiß, dass ich auch noch Ortrun heiße, das weißt jetzt nur du, Iduna. Jetzt kennst du ein Geheimnis von mir und du darfst mir auch eines von deinen verraten."


    Diese ganze Iduna hatte so etwas Zartes und Feines und gefiel Maximilla sehr gut. Sie war auch nicht so groß wie andere Germaninnen, und die Römerin musste zu ihr nicht hochschauen.


    "Wenn dein Angus ein guter Vater und kein Lumpenhund ist, dann ist ja alles in Butter, würde Adalheidis sagen.", meinte die Valeria:
    "Bedrückt dich denn etwas anderes?"


    Sie beugte sich zu Wölfchen, der mit dem Schwanz wedelte und zu Iduna hinzog:
    „Wölfchen liebt kleine Kinder.“, erklärte sie:„Darf er deine Aislin mal begrüßen?“

    "Salve, Iduna und Klein- Aislin“, murmelte Valeria Maximilla.
    Diese Iduna schien aber sehr schüchtern zu sein für eine Germanin.
    Und sie machte ein ängstliches Gesicht, als hätte Maximilla sie schlagen wollen.


    „Ich dachte, du freust dich, wenn jemand mit dir in deiner Muttersprache spricht.“, erklärte die Valeria geduldig:
    „Stattdessen guckst du wie ein Kalb wenn es donnert, zumindest würde das Adalheidis so ausdrücken.“


    Die Sklaven hatten sich brav mit dem Rücken zu der Mutter aufgestellt, nur der Jüngste wagte einen neugierigen Blick und Maximilla drohte ihm mit den Finger:
    „Nochmal luschern und du bekommst nachher keine Fleischspießchen.“, mahnte sie an, dann sah sie Iduna zu, wie sie ihr Kind stillte:


    „Na, da hat sie ja Hunger, deine kleine Maus.“, sagte die Valeria :
    „ Weißt du was, Iduna, was mir auffällt.
    Du hast eine süße kleine Tochter und bist hübsch gekleidet, was bedeutet, dass es dir nicht an Essen oder sonstwas fehlt.
    Ich bin noch nicht verheiratet, doch wenn ich mal eine Matrona bin und so ein kleines Geschöpf in meinen Armen halten darf, wäre ich ganz närrisch vor Glück.
    Du jedoch bist nicht glücklich, sondern zu Tode betrübt. Willst du mir nicht sagen, was los ist. Ist der Vater der Kleinen vielleicht ein Lumpenhund und hat dich sitzen lassen?"

    Die Germanin sprach Latein. Und sie nannte Maximilla Domina. Entweder war sie eine Sklavin oder sie dachte, dass das in Rom besonders höflich sei.


    „Du standst mir nicht im Weg. Ich wollte mir eigentlich nur einen Spaß erlauben.“, gestand Maximilla. Da sah sie erst das winzigkleine Mädchen in Idunas Arm:
    „Oooh, wie süß. Ist das deines? Warum weint es, hat es Hunger?“


    Die Valeria winkte ihre vier Sklaven heran:
    „Stellt euch mal bitte so hin, Jungs, dass ihr die Mutter hier von neugierigen Blicken abschirmt.“, befahl sie:
    Jetzt kannst du dein Kleines stillen, Fruwe. Mein Name ist Valeria Maximilla und wie heißen du und dein kleiner Sprössling? Ich kann dich schließlich nicht die ganze Zeit „Fruwe“ nennen.“


    Maximilla lachte vergnügt und hielt gerade noch Wölfchen zurück, der sehr neugierig war, Mutter und Kind zu beschnüffeln.

    Casa Valeria >>



    Valeria Maximilla hatte sich durch vier valerische Sklaven begleitet auf den Weg gemacht, um endlich die Liebeskunst von Ovidius zu erstehen.
    Damit er ein bißchen Bewegung bekam, hatte sie Wölfchen mitgenommen. Brav trottete er neben ihr her.


    Sicherheitshalber hatte die Valeria den großen Wolfshund aber angeleint und die Leine dem Kräftigsten der Sklaven in die Hand gedrückt.


    Als Maximilla an den Ständen des Mercatus vorbei schlenderte, sah sie vor sich ein germanisches Mädchen.

    Germanische Sklavinnen gab es zu Hauf, doch dieses Mädchen schien eine freie Frau zu sein. Es trug eine blaue Tunika und einen Goldreif um das Handgelenk, doch leider keinen Umhang in einem der komplizierten germanischen Webmuster, die die Valeria so gerne webte. Vielleicht war es dazu in Rom zu warm.
    Auch Maximilla hatte anfangs in ihrer Kleidung, die sie aus Germanien mitgebracht hatte, immer geschwitzt.
    Doch heute trug Valeria Maximilla eine seidengelbe Tunika und eine waldgrüne Stola darüber und dazu eine aufgesteckte Flechtfrisur, die sie hoffentlich größer erscheinen ließ.


    Maximilla machte ihren Sklaven Handzeichen, ihr zu folgen.
    Hinter dem rothaarigen Mädchen blieb sie stehen und sagte laut in dem Idiom der Myrginge, das war der germanische Stamm ihrer Pflegemutter Adalheidis:
    „Moyen dag, Fruwe. Best weer vandage."
    Sehr gut sprach sie Germanisch nicht. Aber Schönen Tag, die Dame und zu sagen, dass heute gutes Wetter sei, das bekam sie hin.
    Maximilla hoffte, dass ihr die Überraschung gelungen war.


    Junge Dame aus gutem Haus sucht
    Hauslehrerinnen oder Hauslehrer frei oder zum Kauf


    Fächer:
    Griechisch,
    Römische Geschichte und Literatur,
    eventuell Lyraspiel


    Stundenlohn n.V.


    Bewerbungen nur schriftlich
    an


    V M
    Casa Valeria
    Roma


    Ja, gerade: Eine neue ID namens Hegetor steht schon 2 Tage an der Porta von Ostia.
    Könnte man ihn nicht passieren lassen?
    Ich glaube, es ist frustrierend für neue IDs, wenn sich keiner annimmt. Ich hatte da großes Glück. =)

    Valeria Maximilla konnte sich eine römische Casa ohne Webstuhl nicht vorstellen, aber da es außer ihr gerade keine Valeria im Haus gab, war sie auf die Suche gegangen und war in der Vorratskammer fündig geworden.
    Der Webstuhl war ein altes Ding, aber Maximilla machte ihn mit Hilfe von zwei Sklaven wieder flott.
    Hier wollte sie größere Kleidungsstücke weben wie eine Decke mit einem germanischen komplizierten Muster und natürlich die Toga, die sie für Tiberius geplant hatte.
    Tiberius sollte wie Caesar Augustus sagen können, dass seine Kleidung ganz traditionell von einer Dame seines Hauses gewebt worden war.
    Maximilla wußte, dass das altmodisch klang, doch tatsächlich machte es ihr große Freude:



    Sie musste nur aufpassen, wenn Graius frei flog, dass er nicht sämtliche Fäden aus dem Gewebe zupfte,
    das konnte er gut.


    Valeria Maximilla hatte erst gedacht, den Webstuhl in ihrem Cubiculum aufstellen zu lassen, doch dort gab es zu wenig Tageslicht. Also war sie auf das Perestyl verfallen. Unter dem Säulengang war es trocken und geschützt, wenn sie arbeiten wollte, und das Klappern würde Tiberius hoffentlich nicht allzu stören.


    Wenn doch, konnte sie jederzeit umziehen.

    Maximilla begann zu grinsen.
    Ja, Iulia Stella hatte Recht.
    Sie lebte nicht mehr auf dem Land, wo ihr Vater den Zugang zur Literatur kontrollieren konnte, weil er entschied, welche Bücher sie in Mogi bestellen durfte. Sie war jetzt in Rom. Was hinderte sie daran, in eine Buchhandlung zu gehen und die Liebeskunst von Ovid und all die anderen Werke zu kaufen, die sie schon immer hatte lesen wollen?
    Vielleicht würden sich dadurch sogar ihre Lesefertigkeiten verbessern.


    Ihr Vater wollte doch, dass sie eine echte Stadtrömerin wurde, und Maximilla begann zu ahnen, dass da noch mehr dazu gehörte als sich fein zu kleiden und nicht mehr die Nachsilben beim Sprechen wegzulassen.


    Man musste anscheinend genau ausbalancieren, was erlaubt , gerade noch erlaubt und was anstößig war:


    „Du meinst, obwohl man mit seinem Gatten verheiratet ist, einen anderen Mann zu lieben?“, fragte sie vorsichtshalber nach und wurde rot.

    An die schiere Größe Roms und das komplizierte Geflecht der Patrone und Klienten in den großen Familien hatte Maximilla wieder einmal nicht gedacht.


    "In der Aquensis auf dem flachen Land gab es nicht so viele Römer und klar, wir kennen uns alle untereinander. Das kann man vermutlich überhaupt nicht miteinander vergleichen.“, gab sie zu:


    „ Die Sklaven hier legen aber wirklich großen Wert auf ihre Zuständigkeiten. Daher war unser Maiordomus nicht so begeistert, als er Graius – das ist meine zahme Krähe – vom Dach des Atriums holen sollte, und er rief jedem Sklaven, der die Nase aus der Tür streckte: Zurück an die Arbeit!, zu, offensichtlich wollte er keine Zuschauer.“


    Valeria Maximilla fand die Erinnerung immer noch lustig, sagte jedoch schnell:
    „Ich habe erst hinterher verstanden, dass das an seiner Würde gekratzt hat. Weil ich ihn hatte gar nicht ärgern wollen, habe ich ihm einen Schinken aus der Speisekammer geschenkt. Da waren wir uns wieder gut. Das nächste Mal muss ich wohl selbst aufs Dach klettern, meine Würde juckt das nicht.“


    Über das Kompliment freute sie sich und lächelte, aber der nächste Satz ließ Maximilla aufhorchen: (Wenigstens erinnerte sich die Valeria daran, dass Ovid ein Dichter war und hielt ihn nicht für einen Bekannten der Iulia. :(


    „Oh, du darfst Ovid lesen? Mein Vater hat mir das immer verboten. Er meinte, da stände nur Unsinn drin, und Liebe sei nur was für Ausländerinnen und Freigelassene. Eine Römerin sollte sich keinen Kopf um so was machen. Glaubst du das denn auch?“


    Maximilla legte die Stirn etwas in Falten. Vielleicht hatte ihr angebeteter Vater, diesen Gedanken mochte sie kaum zu Ende denken, nicht immer in Allem Recht?


    Iulia Stella war eine feine junge römische Dame und hatte offenbar Ovid lesen dürfen, da sie ihn erwähnte.

    Valeria Maximilla nickte bei jedem Satz, den Iulia Stella von sich gab.
    Oh ja, nicht anecken zu wollen und deshalb allen anderen alles nachzuahmen, um sich möglichst nicht zu blamieren, das kannte sie zu gut:


    „Ich bin nicht nur unsicher.“, sagte sie:
    "Ich habe das Gefühl, das alles was ich bisher gelernt habe, zwar ganz nett, aber hier völlig unwichtig ist. Ich kenne fast alle Arbeiten, die man in einer Villa Rustica verrichten muss, doch hier gibt es für wirklich alles einen besonderen Sklaven. Sogar einen Nomenclator – ein Sklave, der sich einfach nur die Namen aller Bekannten merkt. Sollte man die nicht selber im Kopf haben? Und wenn nicht, einfach fragen?“


    Beim letzten Satz schaute sie die neue Freundin an, die gerade kicherte:
    „Oh, du bist aber auch so hübsch, du bist bestimmt nicht unsichtbar!“, rief sie spontan aus:
    „Ich bin sicher, dein zukünftiger Ehemann möchte dich herumzeigen, dass es kracht!“


    Tatsächlich entsprach Iulia Stella mit ihren üppigen weiblichen Formen genau dem römischen Ideal.
    Maximilla war zwar auch nicht zu dünn, doch fand sie sich entschieden zu klein. Wenn man sie herumzeigen wollte, musste man sie vermutlich auf einen Schemel stellen.


    „Ich will gerne jung heiraten und Domina eines eigenen Haushalts sein.“, gestand sie: “Aber wie lernt man überhaupt passende Männer kennen ? Außer mit meinem Cousin habe ich noch mit keinem männlichen Wesen gesprochen.“

    Valeria Maximilla lächele Iulia Stella an:


    "Eine gute Frau werden", wiederholte sie :


    "Das ist bestimmt das Gleiche wie eine römische Dame werden. Ich fühle mich dabei manchmal wie eine Katze, der ein Hundefell übergestülpt wird. Zumindest Adalheidis würde das so ausdrücken."


    Maximilla wischte sich mit einer Hand über das Gesicht. Die Feuchtigkeit kräuselte ihr Haar in winzige Löckchen. Es war wirklich sehr laut in der Halle, und sie musste sich anstrengen, alles gut zu verstehen:


    "Aber das Neue macht auch Spaß", sagte sie:
    "Gerade kürzlich habe ich mit Tiberius eine Einkaufstour gemacht.
    Ich habe eine Menge neuer Sachen bekommen: Stoffe, Parfüms und Seidenbänder und Wolle.
    Und jetzt hier diese wunderschöne Therme mit euch.."

    Iulia Phoebe fragte Valeria Maximilla nach Tiberius Valerius Flaccus.


    "Tiberius ist mein Cousin, und ich wohne bei ihm in der Casa Valeria.“, antwortete sie erfreut. Sie hatte Tiberius mittlerweile sehr lieb gewonnen. Er war wie ein großer Bruder für sie.


    Es erstaunte sie, dass die beiden neuen Freundinnen nicht ihr ganzes Leben lang in Rom gelebt hatten. Sie wirkten so weltgewandt.


    Die beiden jungen Iulias stiegen ins lauwarme Wasser des Tepidariums, und spritzten sich und Valeria Maximilla nass.


    Maximilla quitschte ein wenig, dann faltete sie ihr Handtuch und stellte ihre Holzsandalen ordentlich ab. Es gab zwar hilfsbereite Badesklavinnen, aber Adalheidis hätte ihr etwas erzählt, würde sie den Sklavinnen unnötige Arbeit machen.


    Auch Maximilla stieg in das warme Wasser. War das angenehm.
    Sie stützte sich mit den Armen am Beckenrand ab und bewegte ein wenig die Beine.


    „ Ich komme aus der Civitas Aquensis aus der Provinz Obergermanien.“, sagte sie:
    „Mein Vater meint, ich soll hier erzogen werden und dann so heiraten, dass es Ehre für die gens Valeria bringt. Tiberius wird mir bestimmt einen guten Ehemann suchen.
    Woher kennst du meinen lieben Cousin denn, Phoebe ? - Und weshalb seid ihr beide denn nach Rom geschickt worden?



    Sim-Off:

    Danke, Stella und Phoebe fürs Suchen der Infos. :) Ich habe nur diese Abbildung aus einem anderen thread: https://www.maquettes-historiques.net/Seite23m.html

    Valeria Maximilla lächelte die neuangekommene junge Frau an:
    „Salve, Iulia Phoebe !“, sagte sie freundlich:
    "Ich freue mich sehr, deine Bekanntschaft zu machen."


    Innerlich sprudelte sie vor Begeisterung. Nun kannte sie schon zwei Iulias. Tiberius Valerius Flaccus würde von ihren neu entdeckten sozialen Kompetenzen angetan sein. Maximilla hatte in Germanien einfach nie die Gelegenheit gehabt, andere römische Damen kennen zu lernen, weil sie so abgelegen wohnten. Besuche in Mogi, wie sie Mogontiacum nannten, waren selten gewesen.


    Die Valeria schaute in Richtung des Beckens. Wie viele davon gab es überhaupt? Bestimmt mehr als die drei, die sie aus den Soldatenthermen der Civitas Aquensis kannte, Tepidarium, Caldarium, Frigidarium.


    „Ins Wasser ? Gerne!“, sagte Maximilla: „Mit welchem Becken fangen wir an?“

    „Der Rest der Familie lebt hier und in Alexandria. In Germanien wohnten nur mein Vater und ich und Adalheidis. Deshalb nennen sie Vater auch hinter seinem Rücken ‚Onkel Lucius mit dem Germanenfimmel`“, antwortete Maximilla in ihrer sprunghaften Art:
    „Übrigens habe ich keine Ahnung, auf welchem Hügel die Casa Valeria liegt, da müsste ich Tiberius fragen. Das man nicht alle Leute kennen kann, ist fast unvorstellbar. In der Civitas Aquensis kennt man so ziemlich jeden, zumindest wenn es ein Römer ist….“,


    dann schlug sie sich eine Hand vor den Mund:
    „Entschuldige , eine Dame sollte wohl nicht so drauf los reden.“, sagte sie:
    „Ballspielen möchte ich auch sehr gerne. Und Massage, wenn das nicht weh tut.“

    Da sich Iulia Stella umblickte, schaute sich Maximilla auch um.
    Sie beschloss erst einmal alles so zu machen wie ihre neue Bekannte. Sie wollte sich keinesfalls vor der jungen Römerin, die so selbstsicher wirkte, blamieren.



    Sim-Off:

    YES :)