Beiträge von Valeria Maximilla

    Salvete alle zusammen, =)
    ich habe eine Frage:
    Wie bekommt man hier im IR das römische Bürgerrecht?
    - durch Geburt weiß ich
    - Militärdienst


    Kann man es auch kaufen? Geschichtlich war es möglich, zumindest laut Wikipedia.
    Und wenn ja bei wem? :hmm:
    Danke
    lG Maximilla


    Der oben angegebene Link funzt leider nicht mehr.

    Während Maximilla mit Lanassa ging, drehte sie sich noch einmal um und winkte Viridomarus fröhlich zu.


    Was der Ladenbesitzer ihr über das ihr bis dato unbekannte Volk der Thraker erzählt hatte, gefiel ihr ungemein:
    Trinkfeste und raubeinige Haudegen, die dennoch Musik, Tanz und alles Schöne mögen. Sie waren keine Schnösel. Und das befriedigte die Valeria sehr: Die Griechen stammten von ihnen ab, so toll wie sie immer taten, waren sie gar nicht.


    Vielleicht sollte ich besser Thrakisch statt Griechisch lernen, dachte Maximilla: Schade, dass Viri kein Römer ist. Nach Germanien zurückzukehren und Parfüms zu verkaufen, das könnte wirklich Spaß machen.


    Aber auch die Gegenwart war nicht schlecht. Mal sehen, was ihr Lanassa beibringen konnte.
    Mit halbem Ohr hörte sie Wölfchen draußen freudig bellen und dann irgendein Geräusch und Stimmen.
    Antipatros würde schon alles im Griff haben, beruhigte Maximilla sich.
    So lange Wölfchen keine fremden Leute belästigte, war alles gut.

    Nahe der Tür wartete immer noch Antipatros, der gutmütige, ältere valerische Sklave mit Maximillas Hund Wölfchen.



    Er hielt ihn kurz, denn obwohl Wölfchen nicht aggressiv war, konnte er durch seine schiere Größe erschreckend wirken. Oder selbst durch etwas erschreckt werden, und dann würde Antipatros seine ganze Kraft brauchen, ihn festzuhalten.
    Valeria Maximilla war schon lange im Zum Duftenden Viri verschwunden, und Wölfchen langweilte sich. Leise begann er zu fiepen.
    Antipatros kannte das schon. Aus dem leise Fiepen wurde ein lautes Fiepen. Dann ein Winseln und dann ein Gejaule, das unweigerlich Maximilla herbeirufen würde.
    Dass die junge Domina in den hinteren Räumen verschönert wurde, wußte er nicht.


    Doch dann kamen zwei junge Burschen in höchst eigentümlicher Aufmachung daher.
    Sie waren übertrieben geschminkt, und trugen nur griechische Röckchen.
    Lupos, urteilte Antipatros etwas verächtlich. Aber offensichtlich Zwillinge. Zwillinge galten in Rom als äußerst glücksbringend, bestimmt hatten sie viele Kunden.


    Die Jungen küssten sich und versuchten den Ladenbesitzer mit schmeichelnden Worten herauszulocken.
    Hoffentlich musste das die junge Domina nicht sehen, das ist kein Anblick für eine junge Dame, dachte der valerische Sklave besorgt.


    Im gleichen Moment änderte sich Wölfchens Gefiepe von Tonart „Langeweile“ in Tonart „Begeisterung“.
    Er zog und wollte unbedingt zu den jungen Männern. Sein Schwanz wedelte wie wild und Antipatros gegen die nackten Beine.
    „Ruhe! Sitz!“, befahl der Sklave.


    Da machte Wölfchen schon einen Satz vorwärts und riss Antipatros mit.


    Der graue Wolfshund sprang an Castor, der ihm am nächsten stand, hoch. Seine Zunge fuhr raus und schlabberte den bloßen Arm des Zwillings ab.
    Wölfchen begrüßte Castor so liebevoll, als sei er ein lang vermisster Freund.




    Sim-Off:

    Ist mit den Zwillingen abgesprochen :D

    Dieser kompetente und tatkräftige Meister der schönen Dinge war leider nur ein Peregrinus. Damit schied er als Heiratskandidat aus. Für eine Valeria kam selbstverständlich nur ein römischer Bürger guter Abstammung in Frage.
    Aber auch wenn es mit der Liebe nichts wurde. Der Mann war Maximilla sympathisch. Er behandelte sie wie eine geschätzte Kundin.
    „Mich freut deine Bekanntschaft auch. Wo lebt denn ihr Thraker, Meister Viri?“, fragte sie interessiert:
    „Seid ihr so etwas wie Griechen?“
    Immer noch war Maximilla auf Griechen nicht gut zu sprechen. Das hatte mit einer Blamage zu tun. Doch bei Viri hätte sie glatt eine Ausnahme gemacht.


    Was Viridomarus über das Calamistrum erklärte, leuchtete ihr ein. Sie nickte Remigius zu:
    „Du wirst mir den Spiegel künftig so halten, dass ich meinen Hinterkopf sehen kann.“, bestimmte sie. Der blonde Jüngling nickte eifrig: „Ja, Domina“, sagte er.


    „Etwas Rosenwasser ins Gebäck, das machen wir in Germanien auch.“, erklärte Maximilla:
    „Man glaubt es nicht, aber Germanen sind verrückt nach feinen Düften. Stell dir einen riesigen bärtigen Krieger mit Speer und Schild vor, und der riecht wie ein Iltis nach allen möglichen Parfüms. Er hat nicht nur eines, sondern gleich vier verschiedene verwendet.“
    Die Valeria erinnerte sich an ein Erlebnis in Aquae, dem Zentrum der Civitas. Ihre Augen funkelten vergnügt.


    Sie fuhr fort:
    „Wir hatten in der Villa Rustica Rosenwasser, freilich kein Dalmatiner. Oder war es Damaszener? Auf das Schminken und den neuen Duft bin ich gespannt.“


    Die Sklavin, die Viri Lanassa nannte, eine freundliche ältere Frau, erschien und verneigte sich.
    „Salve, Lanassa“, sagte Maximilla und giggelte:
    „Dann mal ran an den Speck, wie Adalheidis sagen würde."
    Maximilla drückte Remigius den leeren Becher in die Hand. Danach folgte sie der Sklavin in die hinteren Räume.

    Zitat

    Original von Titus Valerius Messalla
    Irgendso ein hübscher Griechenknabe deklamierte irgendwelche Gedichte...waren sie von Horaz oder von Vergil? Titus Valerius wusste es nicht, hörte auch nur mit halben Ohr hin. Offengestanden hatte er leichte Kopfschmerzen und fühlte sich etwas müde. Den Abend zuvor hatte er mit ein paar befreundeten Studenten in einer Taverne ein paar Kelche zuviel gebechert und vielleicht war auch das der Grund für seinen Kater und die miese Stimmung.


    Valeria Maximilla langweilte sich ein wenig. Ihr war heiß. Dabei war erst Frühling, wie sollte das im Sommer werden?
    Die Valeria bereute es, nicht mit Wölfchen und ihren vier Dienern in einen der wunderschönen großen Gärten Roms gegangen zu sein. Dort konnte man sich in die Nähe eines Springbrunnens setzen und warten, dass der Wind etwas Sprühregen zu einem hinüberwehte. Das war köstlich. Oder mit geschlossenen Augen auf einer Bank dösen und den Sklaven Telemachos zu bitten, ihr weiter Ovid zu vorzulesen. Telemachos, der gerade mit Maximillas grauem Wolfshund unterwegs war, hatte die reinste Vorlesestimme. Und dann kühle Posca und Süssigkeiten, bis es Zeit war, sich auf den Heimweg zu machen.


    Maximillas Blick fiel auf einen jungen Mann, der ihr bekannt vor kam. Es war Titus Valerius Messala, ein Verwandter aus ihrer weitverzweigten Sippe.
    Sie schlenderte heran. Mit ihrem Fächer fächelte sie sich Luft zu.
    „Salve, Cousin Titus“, sagte sie:
    So etwas wie „Auch hier?“ fiel Maximilla nicht ein. Stattdessen fuhr sie fort:
    „Ich stelle es mir wirklich unangehm vor, von Proserpina in einen Uhu verwandelt zu werden.“

    Je mehr Maximilla hörte, desto zufriedener wurde ihr Gesichtsausdruck. Viri, wie er ihr erlaubte, ihn zu nennen, strahlte gerade diese Mischung aus Kompetenz und Tatkräftigkeit aus, die Adalheidis sie gelehrt hatte, zu schätzen.
    Ohne mit der Wimper zu zucken, ordnete er an, Maximillas Sklaven und auch den Hund zu bewirten. Jemand, der an die Dienerschaft plus Haustier dachte, war bestimmt ein guter Mensch.


    Für was Viri wohl stand? Vielleicht für ein Cognomen:Virginius, Viridio oder Virilis? Ob er am Ende ein Civis Romanus war?


    Maximilla nahm das heiße Honigessigwasser entgegen und nippte daran. Wie gut das Getränk tat. Wirklich ein ausgezeichnetes Mittel gegen Reiseübelkeit.


    „Mein Name ist Valeria Maximilla, aber Freunde nennen mich Maxi.“, sagte die Valeria sehr freundlich:
    „Ich möchte sehr gerne lernen, wie ich mich schminken kann und die entsprechenden Produkte erwerben. Vielleicht kann mir deine Sklavin auch zeigen, wie ich ein Calamistrum benutze. Ich finde es vorne recht einfach, aber am Hinterkopf schwierig, denn da habe ich schließlich keine Augen.
    Wertvolle Sklavinnen, wie sie in deinem Geschäft zu finden sind, kann ich leider nicht einfach einkaufen. Da müsste ich erst meinen Cousin um Erlaubnis fragen.
    Ein Acc...Accc...“


    Maximilla hatte das Wort „ Accessories“ noch nie gehört und stolperte darüber:
    „Na egal, ein Dingsda, um meine Persönlichkeit zu unterstreichen, hätte ich auch gerne.
    Hast du hier jemanden, der alles mitschreiben könnte, was mir dein Mädchen beibringt, sonst kann ich mir den Kram nicht merken. Ich würde ja Remigius zum Schreiben bitten, aber anscheinend hat er sich eine Erkältung eingefangen, und Antipatros muss auf Wölfchen aufpassen.


    Mein Lieblingsduft sind übrigens Rosen, aber ich probiere auch mal gerne etwas Neues aus.“


    Valeria Maximilla nahm einen zweiten Schluck. Sie fühlte, wie die Farbe in ihre Wangen zurück kehrte. Es ging ihr gut, und sie wollte noch ein wenig mit diesem interessanten Viri plaudern:
    „Viri, für welchen Namen steht das denn? Bist du ein römischer Bürger?“ , fragte sie.
    Von Umwegen hielt die Valeria nichts.

    Maximilla hörte mit halbem Ohr dem Gespräch Scatos mit Viridomarus zu. Der Kunde war ihr gleich sympathisch, als er von Schwielen an den Händen sprach.
    „Besser Schwielen an den Händen vom Arbeiten als Schwielen am Hintern vom Sitzen“, hatte Adalheidis immer gesagt.
    Der Römer sah aus wie ein junger Mann, der tüchtig zupacken konnte.
    Maximillas Blick fiel auf seinen Begleiter. Auch der wirkte für sie ansprechend, kein bißchen schnöselig, eher wie ein Bauer oder ein Soldat. Da die Valeria zwischen Soldaten und Bauern aufgewachsen war, fand sie das sehr anheimelnd.
    Wer die Römer wohl waren?Aus welcher Gens?
    Valeria Maximilla kannte keine Zurückhaltung, die beiden zu taxieren. Aber zum Heiraten kamen sie leider doch nicht in Frage:
    Beide Römer waren noch jung, vielleicht fünf, sechs Jahre älter als sie selbst. Maximilla hoffte auf eine Bekanntschaft, die den zehnjährigen Militärdienst hinter sich oder höchstens ein kurzes Militärtribunat vor sich hatte.
    Eventuell hatten die Beiden ja ältere Brüder.
    Leider entführte ein diensteifrig und kompetent wirkender Sklave den einen nun zur Handpflege.


    Maximilla wurde von einem korpulenten, sehr gutaussehenden und gepflegten Herren angesprochen, vielleicht der Geschäftsinhaber, vielleicht der Geschäftsführer:
    "Salve werte junge Dame und willkommen im duftenden Viri. Hast Du an etwas bestimmten Interesse, hast Du Fragen oder möchtest Du Dich erst einmal in Ruhe umschauen?
    Ein Getränk vielleicht? Dies geht selbstverständlich aufs Haus. Wir haben frische Posca mit Honig und Rosenblättern verfeinert und eine leichte wie auch belebende Weinschorle."


    „Salve,werter Meister oder wie du genannt werden möchtest.“, sagte sie:
    „Ich möchte bitte nichts trinken. Mir ist immer noch schlecht von dem Geschaukel meiner Sänfte. Aber Remigius hier wäre garantiert dankbar für einen Becher Wasser. Und draußen wartet Antipatros mit meinen Hund. Die zwei haben bestimmt auch Durst.
    Was ich möchte? Nun ja:Ich möchte einen jungen Ritter beeindrucken und hätte daher gerne eine Beratung, wie man sich richtig schminkt und richtig duftet.“


    Maximilla überlegte einen Moment und dachte an Adalheidis‘Ermahnungen. Adalheidis hatte ihr nie erlaubt, sich zu schminken. Auch Germaninnen verschönerten sich natürlich, doch Adalheidis fand Kosmetik unpassend für ein Kind. Jetzt war die Valeria aber schon vierzehn und damit eindeutig kein Kind mehr:
    „Mit beeindrucken meine ich, dass er weiß, dass ich als Mater Familias in Frage komme. Nicht etwa beeindrucken wie ein Flittchen.", sagte sie.


    Der Sklave Remigius bekam einen plötzlichen Hustenanfall.


    „Und dann wäre es nett, etwas mit meinen Haaren zu machen, damit ich größer wirke.
    Ovid schreibt ...“
    ,endlich hatte Maximilla die ganzen Tipps der Liebeskunst lesen können:
    „dass eine kleine Frau sitzen oder liegen sollte, damit man nicht bemerkt, wie klein sie ist, aber das ist höchst unpraktisch, nicht? Irgendwann muss ich ja aufstehen!“

    „Caldarium klingt hervorragend“, sagte Valeria Maximilla und beugte sich vor, als Iulia Phoebe Gaius Iulius Caesoninus beschrieb. Der junge Mann hörte sich traumhaft an:
    Angehöriger des Ordo Senatorius, Vigintvir, öffentliche Aufgaben, Aedituus der Venus Genetrix, ein tatkräftiger Römer aus bester Familie. Vater Lucius und Adalheidis würden bestimmt vor Stolz platzen, wenn es ihrer kleinen Maximilla gelänge, solch einen Heiratskandidaten an Land zu ziehen.


    Aber ach, Maxi war misstraurisch: Solch ein Mann hatte bestimmt schon jemanden in Aussicht:
    „Euer Verwandter ist ja wirklich sehr begehrenswert.“, sagte sie:
    „Das Militärtribunat hätte er noch vor sich, oder? So zwei bis drei Jährchen an einen möglich ungemütlichen Platz im Imperium. Doch ist es sicher, dass sie ihn nicht schon als Knabe verlobt haben?


    Dann horchte Maximilla auf. Iulia Phoebe hatte gerade erwähnt, dass sie Tiberius Valerius Flaccus kannte. So weit hatte Iulia Stella die Valeria schon informiert: Rom war nicht die Aquensis, hier waren die Römer nicht alle untereinander bekannt. Das weckte ihre Neugier:
    „Und wann und wo hast du denn den lieben Tiberius kennen gelernt, Iulia Phoebe?“, fragte sie.

    Valeria Maximilla war diesmal ganz standesgemäß in einer Sänfte zu den Traiansmärkten getragen worden. Der Maiordomus hatte darauf bestanden. Er fürchtete nämlich, dass wenn die Valeria noch längere Zeit mit ihrem Hund und vier Sklaven durch Rom rennen würde, „damit Wölfchen Bewegung bekommt“ sie irgendwann nur noch als schrullige Tante durchgehen würde.
    Aber Maximilla sollte ja eine gute Partie machen.


    „Wölfchen braucht wirklich Bewegung“, verteidigte sich Maximilla.:
    "In der Aquensis war er den ganzen Tag draußen!"
    „Soll er ja selbstverständlich auch bekommen, Domina“, brummte der Maiordomus:
    „Remigius oder einer der anderen kann mit dem Hund hinter deiner Sänfte hertraben."
    Valeria Maximilla nickte ergeben.


    Was sie nicht bedacht hatte, war, dass man sich auch an eine Sänfte gewöhnen musste. So sehr sich die Sklaven Mühe gaben, bei dem vielen Verkehr und Ausweichmanövern wackelte die Sänfte ganz schön. Maximilla fühlte sich seekrank, als man sie herunter ließ, versprach den Trägern Posca und Fleischspießchen und ordnete an, dass sie auf sie warten sollten.
    Dann begab sie sich mit dem jugendlichen Remigius, und dem älteren Antipatros ins Getümmel der Trainansmärkte.
    Den Laden mit der Katze aus Aegyptus und den Papageien aus Indien ließ Maximilla links liegen, diese Tiere waren viel zu teuer.
    Heute plante sie sich in dem bekannten Luxusgeschäft „Zum duften Viri“ im zweiten Geschoss Schminksachen zu kaufen und sich beraten zu lassen.
    Wenn sie wirklich Stellas und Phoebes Verwandten Iulius Caesoninus vorgestellt werden sollte, wollte sie nicht wie das letzte Landei wirken.


    „Antipatros, bleibst du draußen bei Wölfchen.“, befahl sie und betrat das Geschäft in Begleitung von Remigius, der ziemlich vergnügt wirkte. Das Leben war viel lustiger, seit die junge Domina in der Casa Valeria lebte. Täglich lange Spaziergänge mit dem Wolfshund machte dem Jugendlichen mehr Spaß als Hausarbeit.


    Vor Maximilla wurden noch zwei Herren bedient.


    Die Valeria schlenderte herum und sah sich die Glasphiolen mit den kostbaren Essenzen an. Es war klug gewesen, Wölfchen vor der Tür zu lassen. Der große Wolfshund konnte sich sehr freuen. Dann bestand die Gefahr, dass durch heftiges Schwanzwedeln etwas zu Bruch gehen würde.

    "Adalheidis sagt, es ist dumm, einen Sklaven wie Vieh zu behandeln. Er ist viel klüger als Vieh und kann sich extra deppert anstellen.“, stimmte Maximilla mit einem neuen
    Adalheidis-sagt-Spruch zu:
    „Große Luchse können wirklich gefährlich werden. Allerdings hätte ich mehr Angst vor Wölfen, besonders im Winter, wenn sie in die Nähe der menschlichen Siedlungen kommen. Im Gegensatz zu Luchsen, jagen Wölfe im Rudel. Manchmal sieht man fünf bis sechs funkelnde gelbe Augenpaare in der Dunkelheit und dazu das Wolfsgeheule, das ist gruselig.
    Meinen Luchs habe ich jedoch als Kitten bekommen. Einer unserer Jäger hatte die Mutter getötet, erst dann gemerkt, dass sie ein Junges hatte und es natürlich gesucht und zu Adalheidis gebracht. Es wurde so zahm und so hübsch wie eine dieser aegyptischen Katzen. Nur haben Luchse Pinselohren und einen viel buschigeren Schwanz. Aber die weite Reise nach Rom hätte er vermutlich nicht überlebt. Deshalb habe ich ihn in der Villa Rustica gelassen.
    Vielleicht bekomme ich hier eine Katze. Oder einen Papagei.“

    Maximilla war vernarrt in Tiere.
    Als die Iulia ihr die Frage nach einem besonderen Mann stellte, schüttelte sie den Kopf:
    „Nein, es gibt noch keinen Bestimmten. Ich bin aber auch noch nicht so lange hier. Erst soll ich mal gebildet werden."
    Maximilla fiel was Neues ein:
    „Vielleicht habt ihr ja einen ledigen Verwandten, der zu mir passen würde. Dafür stelle ich euch meinen Cousin vor. Er arbeitet viel zu viel, etwas nette weibliche Gesellschaft würde ihm nur gut tun.“


    Die Valeria giggelte etwas und schlug nun beide Hände vors Gesicht. Tiberius einfach zu verkuppeln war bestimmt ungehörig, versprach allerdings auch jede Menge Spaß.

    Maximilla fand die Idee, sich Butter mit Honig in die Haarspitzen einzuarbeiten und sozusagen wie eine Süßigkeit herumzulaufen, genauso lustig.
    Als Iulia Phoebe sagte, Tiberius Valerius Flaccus wäre bestimmt nicht so gemein, sie mit irgendeinem Blödmann zu verheiraten, fiel ihr ein Stein vom Herzen:
    „Mein Cousin Tiberius ist wirklich lieb.“, sagte sie:
    „Als wir unsere erste Einkaufstour gemacht haben, wollte ich den Sklaven auch etwas zu essen und Posca kaufen, und er hat es ausdrücklich als gute Idee gelobt.
    Außerdem durfte ich meine beiden Tiere, die ich aus Germanien mirgebracht habe, bei mir behalten. Nur der zahme Luchs wäre ihm zu viel geworden. Leider hat Tiberius immer viel zu tun, doch sonst ist er wie ein großer Bruder für mich.
    Oh, habe ich etwas gesagt, was dich wütend macht, liebe Phoebe? Du bist ganz rot geworden.“

    sagte Maximilla etwas ängstlich.

    Zitat

    Original von Tiberios.


    „Ich war mir recht sicher, dass du hier arbeitest, obwohl deine Hände nicht wie die von einem Bildhauer aussehen“, sagte Maximilla:
    „Ich hoffe, du hast dich nicht geärgert, weil ich dich nach der Statue gefragt habe. Wenn sich anderseits ein Sklave jedesmal darüber ärgern würde, wenn er etwas gefragt wird, würde er den ganzen Tag aus dem Ärgern nicht mehr herauskommen. Meinst du nicht auch?"


    Maximilla hatte keine besondere Sympathie für Griechen und fühlte sich gerade nicht ernst genommen. Die Valeria wußte schon, warum sie sich keinen Lehrer aus diesem Volk kaufen wollte.


    Sie kramte einen Sesterz aus ihrem Geldbeutel und drückte ihn Tiberios in die Hand:
    „Also dennoch Danke und das ist für deine Mühe. Leb wohl!“,
    Valeria Maximilla machte kehrt und ging weiter in Richtung Garten.
    Ihre beiden eigenen Sklaven folgten ihr.

    Als Valeria Maximilla, im Schlepptau vier valerische Servi plus ihren großen grauen Wolfshund,
    an der TABERNA LIBERUM RARORUM vorbei kam, sah sie als Erstes in den Auslagen einen ihr lieben Namen:


    Institutiones
    Eine kurze Einführung in das überlieferte Recht*
    Tiberius Valerius Flaccus.


    Die Valeria platzte fast vor Stolz, dass so ein kluger Mann ihr Cousin war.


    Valeria Maximilla wollte sich endlich Ovids "Ars Amatoria" kaufen. In der Civitas Aquensis hatte sie das nicht lesen dürfen, weil ihr Vater die Liebeskunst für Unsinn hielt. Ihre neue Bekannte Iulia Stella hatte jedoch davon gesprochen.
    Obwohl Ovids Werke nicht zu den seltenen Büchern gehörte, die der Name der Buchhandlung verhieß, konnte Maximilla nicht widerstehen, dort einzutreten.
    Sie ließ zwei ihrer vier Sklaven mit Hund Wölfchen draußen und betrat selbst mit dem jungen Remigius und dem alten Antipatros, die sie am besten leiden konnte, die Taberna
    „Salve!“, rief sie laut und wartete, bis sie einer der Gehilfen des Händlers oder gar der Chef selbst bedienen würde.



    Wenig später trat Valeria Maximilla wohlgemut vor die Tür. Remigius trug das dritte Buch Ovids, dass sich an die Mädchen richtete. Sie war sehr gespannt.

    Valeria Maximilla sah einen jungen Mann, der genauso aussah wie sie sich einen Griechen vorstellte.
    Er arbeitete bestimmt in dem Atelier des Dolios, denn er erklärte gerade einer Dame etwas und wies ihr die Richtung.
    Die Valeria machte ihm ein Zeichen:
    „Salve, du kannst mir doch bestimmt etwas zu der nächsten Statue erklären.
    Ich habe nichts gegen Nachtvögel.
    Doch warum bitte wird ein Mann in einen Uhu verwandelt?“

    „Honig für die Haarspitzen, das muss ich mir merken. Wir hatten oft Honig zuhause, aber ich kam nie auf den Gedanken, ihn mir in die Haare zu schmieren.
    Du bist übriigens der gleichen Meinung wie mein Vater über die Ehe.“
    , sagte Valeria Maximilla etwas erstaunt.
    Hatte Iulia Stella nicht angedeutet, dass in Rom etwas moderner gedacht wurde als in der Provinz?


    „Nur das es dazu ein Gesetz gibt, hatte Vater mir nicht verraten . Ich glaube auch nicht, dass er mich anzeigen würde, dazu hat er mich zu lieb. Doch sehr enttäuscht von mir wäre er bestimmt. Nein, ich habe nicht vor, meinem zukünftigen Mann gegenüber respektlos zu sein. Aber er muss mich auch respektieren!"

    Sie sah ziemlich energisch aus:
    „Ich mache mir allerdings Sorgen, dass mein Gatte vielleicht ein richtiger Schnösel sein wird und ich ihn gar nicht leiden kann.
    Deshalb bete ich jeden Abend zu Iuno: Bitte sorge dafür, dass Tiberius mir einen guten Mann aussucht. Habt ihr beide denn schon jemanden in Aussicht oder seid ihr gar verlobt?“

    Valeria Maximilla schaute fasziniert zu, was Iulia Phoebe mit ihren langen Haaren anstellte. Sie machte das wirklich so geschickt, als wäre sie ihre eigene Ornatrix.


    Du hast aber auch prachtvolles Haar!“, sagte Maximilla bewundernd: „So lang hätte ich es auch gerne, doch sobald es mir bis zur Hüfte reicht, zipfelt es so komisch aus. Aber gut, was ich sagte, ist, dass mein Vater meint, Liebe ist was für Freigelassene und Stella meint, dass man auch bei einer rein arrangierten Ehe doch immer die Möglichkeit hat, seine Liebe andersweitig zu vergeben, und wir beide wollten wissen, wie du das siehst.“


    Bittend sah die Valeria die Iulia an. Sie schien ihr die absolute Verkörperung hauptstädtischer Raffinesse und Lebensart zu sein.

    „Deine Aislin ist so mutig, sie hat gar keine Angst.", sagte Valeria Maximilla entzückt.
    Sie nahm sich noch ein Spießchen:
    „Denken wir nicht mehr an den Mann ! Er soll uns den schönen Tag nicht verderben!“,
    sagte die Valeria:
    „Die Sache ist so, dass ich nur eine Tochter unter Patria Potestas bin. Ich habe kein eigenes Vermögen, sondern nur ein Taschengeld. Ich glaube also nicht, dass ich mir eine ganze Sklavenfamilie leisten kann.“
    Sie seufzte:
    „Wenn wir aufgegessen haben, werde ich aufbrechen. Aber es war sehr nett, dich kennen zu lernen. Ich bin sicher, Adalheidis würde dich mögen. Ich kann dir nur anbieten, wenn du mal wirklich in Not bist, dann schreibe mir, Valeria Maximilla an die Casa Valeria. Ich werde sehen, was ich für dich tun kann. Nur versprechen kann ich nichts.“


    Valeria Maximilla nahm den letzten Schluck Posca und vermied gerade noch herzhaft aufzustoßen.
    „Kommt, Jungs!“, sagte sie zu ihren Sklaven:
    „Die Bildung ruft!“


    Diesmal nahm sie Wölfchen selbst. Der Hund freute sich offensichtlich, dass es jetzt weiter ging.

    Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio


    Schicksalsergeben wartete ich, und betrachtete derweil die Besucher. Ein junges braungelocktes Mädchen stand vor der Minerva, so überwältigt, dass ihr Begleiter sie am Arm aus dem Menschenstrom geleiten musste. Durch die vielen Menschen sah ich das Kunstwerk selbst nur teilweise, ich würde es mir später gerne genauer betrachten. Aber ich war ja nicht zum Spaß hier. Ich bemerkte, dass das Mädchen mich genauer ins Auge gefasst hatte, und unwillkürlich straffte ich mich, wie ein Ala-Pferd wenn von ferne das Horn bläst – war sie etwa meine Verabredung? Reflexartig setzte ich ein charmantes Lächeln auf, und meine Hand griff schon nach dem Blumenstrauß, den der geschmackssichere Icarion vorbereitet hatte, doch einen Wimpernschlag später erinnerte ich mich, dass die Iulia, die ich erwartete, den Göttern sei Dank, doch schon ein klein wenig erwachsener war.


    Der Mann in der blaugrün schillernden Toga gefiel Valeria Maximilla gut.
    Er schien nämlich kein Schnösel zu sein.
    ( Schnösel bedeutete für die Valeria verweichlicht, wehleidig und übermäßig eitel. )
    Trotz der prunkvollen Kleidung hatte der Fremde jedoch eine soldatische Haltung und wies zudem noch das passende Heiratsalter auf.


    Obwohl der Gutaussehende gerade in ihre Richtung lächelte und sogar einen Blumenstrauß in der Hand hielt, erlaubten es die römischen Sitten nicht, ihn einfach anzusprechen.
    Valeria Maximillas Herz klopfte schneller.
    Sie bedauerte es, Wölfchen mit zwei Sklaven zum Spazierengehen geschickt zu haben. Über den großen Wolfshund kam sie mit den meisten Leuten ins Gespräch.


    Aber da sah sie auch schon, dass eine junge Dame in Begleitung ihres Leibwächters und einer jungen Sklavin auf den Mann zuschritt. Die Dame trug ein blaues Seidengewand und war, da kannte die Valeria keinen Neid, eine Schönheit.
    Maximilla seufzte. Den Götter sei Dank hatte sie den Fehler nicht gemacht, den Fremden einfach anzuquatschen.
    Dennoch, erst vierzehn Jahre alt zu sein und dazu klein von Gestalt, das war manchmal schon blöd.


    Aber Valeria Maximilla ließ den Kopf nicht hängen:
    "Kommt, Jungs!", sagte sie zu Remigius und Antpatros:
    "Schauen wir uns noch mehr Kunstwerke an!"


    Der attraktive Mann, der sich nun angeregt mit der jungen Dame unterhielt, war schließlich nicht der einzige Römer in Rom.

    „Mit Angus ist das so eine Sache.", sagte Valeria Maximilla:
    „Das müsste wirklich Cousin Tiberius entscheiden. Für männliche Sklaven ist er zuständig. Aber keine Sorge, ich würde nie eine Familie auseinander reißen. Mein Vater hat mir beigebracht, so etwas niemals zu tun.“


    Die Valeria betonte nie- mals. Und es war wahr.


    Plötzlich ging der Fremde vorbei, und Wölfchen knurrte. Als hätten Hund und Kind eine Verabredung getroffen, begann Aislin zu wimmern.
    „Diesen Typen habe ich allerdings gesehen.“, sagte Maximilla mit einer Gänsehaut:
    „Jetzt weißt du, warum mich Tiberius ohne ein Geschwader von Sklaven nicht aus dem Haus lässt, nicht einmal mit Wölfchen. Rom ist gefährlich. Der Mann sah wie ein wandelndes Unheil aus. Wo sind die Urbaner, wenn man sie braucht?“


    Zwischenzeitlich hatte sich der große Wolfshund Aislin genähert und steckte unendlich sanft seine Schnauze zu ihr hinein. Sein buschiger Schwanz bewegte sich wie wild.
    „So eine Hundeschnauze ist kalt und feucht.“, sagte seine Herrin:
    „Die meisten kleinen Kinder fangen an zu lachen, wenn Wölfchen sie beschnuppert."

    Valeria Maximilla lachte hell auf und sagte:
    „Ich sagte doch, du bist eingeladen. Das wäre ja noch schöner, wenn ich jemand einlade und ihm dann seinen Schmuck abnehme. Hälst du mich für einen Wegelagerer?“


    Jetzt wurde die rothaarige junge Frau auch noch rot. Sie pustete ihr Fleischspießchen an. Die germanische Sklavin war einfach zu niedlich.


    Maximilla biss in ihre Fleischstückchen. Sie waren gut gewürzt und lecker.
    „Ich fragte nach deinem Dominus, weil ich dich vielleicht gerne kaufen würde. Dich mit Aislin zusammen selbstverständlich.“, sagte die Römerin und leckte sich ihre Finger einzeln ab.
    Sofort stand einer der Sklave mit einem Tuch neben ihr. Ergeben säuberte sich Maximilla die Hände mit dem Stoff:
    „ Ich habe hier in Rom noch keine eigene Cubicularia ,und wenn ich Tiberius bitte, erlaubt er es bestimmt. Hättest du denn Lust, mit deiner Kleinen in die Casa Valeria überzusiedeln?“



    Maximilla schaute den Mann an, der gerade an ihnen vorbei ging. Der Mann gefiel ihr nicht. Sie fasste vorsichtshalber nach ihrem Geldbeutel. In diesem Moment entfuhr Wölfchen, der natürlich auch seinen Anteil und dazu nach Wasser erhalten hatte, ein tiefes Knurren.