Abschied
Lucius Valerius Maximus
Lucius Valerius - Maximus war ein alter überlieferter Cognomen der Gens Valeria, da man ihn aber zu leicht mit dem militärischen Titel verwechseln konnte, ließ er ihn sehr oft weg- war noch einmal gekommen, um sich von seiner Tochter zu verabschieden.
Er würde die weite Reise nach Germania antreten, da der Frühling hereingebrochen war.
Als er sein Mädchen sah, in Weiß gewandet, ganz einer fremden Welt zugehörig, war er gerührt, aber er hasste Sentimentales.
Er hatte Maximilla mit kräftiger Kost, ohne Müßiggang, dafür mit Landluft und Lektüre von Cato maior großgezogen, und er hoffte, dass dies Früchte getragen hatte: Pflichtbewusstsein und Haltung erwartete er.
Da Schwester Valeria ihr Priesterinnengewand trug, verzichtete er auf eine Umarmung, nicht einmal ein Händedruck gab er ihr.
"Lebe wohl, Valeria Maximilla. Mach mir keine Schande.", mahnte er: "Ich werde alle zuhause grüßen, besonders Adalheidis."
Adalheidis war die Liberta, die sich hauptsächlich um das Kind Maximilla gekümmert hatte. Ihr Verhältnis war enger als das zur leiblichen Mutter.
Schwester Valerias Gesicht wurde weich: " Bitte grüße sie.", sagte sie leise: "Und gute Reise dir Vater. Ich bin ja angekommen."
Einen Moment schauten sie sich an, Schwester Valerias braune Augen versenkten sich in seine blaue.
"Das ist gut.", sprach Lucius: "Das Du angekommen bist, meine ich. Wölfchen nehme ich übrigens mit nach Hause. Dein Hund gehört nicht in eine Stadt."
"Das ist gut.", antwortete seine Tochter, um den großen grauen Wolfshund hatte sie sich gesorgt, da niemand ihn so gerne haben würde, wie sie es getan hatte.
Lucius Valerius nickte, hob die Hand zum Gruß und ging.
Valeria Maximilla stand im Innenhof und hob ebenfalls die Hand. Sie war einen Moment lang voller Liebe, auch wenn diese Liebe nie viele Worte oder Zärtlichkeit umfasst hatte.
Sie wusste nicht einmal, ob sie ihren Vater je wiedersehen würde.
Aber ganz im Inneren wusste sie auch, dass das nicht mehr von großer Bedeutung war.
Ihr Leben gehörte der großen Göttin Vesta, der Schwesternschaft und der Flamme, die nie erlöschen durfte.