Beiträge von Valeria Maximilla

    " In einer Villa Rustica in der Civitas Aquensis"* , gestand Maximilla mit dem Kopf nickend: "Ich war als Kind sehr kränklich, und mein Vater meinte, die gute Luft und das raue Leben würden mich kräftigen. Man sieht, es hat gewirkt. Die Germanen sind ja auch so kräftig, obwohl sie keine Hypocaustenanlagen oder Thermen haben. Und hochgewachsen sind sie."

    Etwas klein geraten war Maximilla zu ihrem Kummer, doch sie war wirklich niemals krank:

    "Und du warst also in Mogi stationiert? ", fragte sie:

    " Vermisst du das Land manchmal...die Weite und die Stille? Die Urbs scheint ja überhaupt nie zu schlafen."

    *

    Sim-Off:

    Genau hier

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    Es war schon spät am Abend, als sich ein Mann in einer Panuela mit hochgeschlagner Kapuze der Casa Valeria näherte.

    Im fahlen Licht der bronzenen Lanterna, die er mit sich trug, glänzte das Kleidungsstück, da der Träger es zum Schutz vor Regen tüchtig mit Talg eingerieben hatte. Ein dementsprechender Geruch ging davon aus.

    Der nächtliche Besucher hob die Hand und pochte dreimal an die Porta. Von draußen hörte er, wie ein Hund anschlug.

    "Wölfchen", sagte er halblaut zu sich selbst: "Den gibt es ja immer noch."

    Jetzt wurden Geräusche hörbar und jemand schob den Riegel beiseite. Das war Demetrios, der Ianitor. Unsicher blinzelte er hinaus und konnte das Gesicht des Ankömmlings nicht erkennen, da dieser die Laterne so hielt, dass er geblendet wurde:

    "Wer ist da?", fragte er.

    Der nächtliche Besucher beugte sich vor: "Demetrios, ich bin es: Lucius Valerius Maximus.", sagte er gelassen: "Es wäre zu freundlich, wenn du mich einlassen würdest."

    "Sofort, Dominus Valerius, solch eine Freude!", sagte der Ianitor und beeilte sich, die Tür zu öffnen. (Lucius bevorzugte, dass Fremde ihn einfach Valerius nannten. Sein Cognomen Maximus war zwar ein altes Cognomen der Valerier, aber zu leicht konnte man es mit einem militärischen Titel verwechseln, und mit fremden Federn schmückte er sich nicht.)

    "Ich wollte einmal wieder nach dem Stammhaus der Gens sehen.", sprach Lucius und schaute sich um: " Und mein Neffe, wie geht es ihm? Und der jungen Dame, ist sie wohlauf? Eine gewisse junge Dame möchte ich vorrangig sehen, deshalb bin ich gekommen."

    Der Ianitor nickte: "Alle wohlauf, Dominus Valerius, den Göttern sei Dank.", antwortete er.


    Lucius drückte sein Reisebündel dem Ianitor in den Arm und legte scherzhaft die Hände wie einen Trichter vor den Mund:

    " Maxi!", rief er: "Tiberius? Wo seid ihr? Onkel Lucius ist hier!"

    Vorbereitung zur Captio


    Valeria Maximilla hielt es nicht aus, zuerst anzuklopfen; sie stürmte auf ihre rasche Art hinein und rief nach ihrem Cousin:

    "Tiberius! Tiberius! Schau, was gekommen ist!", rief sie aus und schwenkte den Brief der Virgo Vestalis Maxima. Dann besann sie sich jedoch darauf, dass man von ihr Zurückhaltung und Würde erwarten würde.

    "Tiberius?", sagte sie ziemlich kleinlaut: "Du kommst doch Morgen mit mir, nicht wahr?"

    Remigius, Maximillas jugendlicher Sklave, hatte seiner jungen Domina den Brief gebracht. Maximilla drückte ihn an ihr Herz, das so schnell klopfte. Ihre Wangen glühten vor Aufregung: "Oh, ich muss Tiberius Bescheid sagen!", rief sie und rannte in die Bibliothek, in der sie ihn hoffte, anzutreffen.


    >>> Bibliothek


    Valeria Maximilla sah freundlich drein und sagte: "Ich freue mich, euch kennen zu lernen, Florus Minor und Saturninus.

    Ich hörte, dass ihr gerade über Germanien gesprochen habt. Dort habe ich meine Kindheit verbracht, von

    Mogontiacum sieben Tagesreisen entfernt. "

    Sie dachte einen Moment an Weite; an düstere Wälder, an das Heulen der Wölfe, an einen dünnen Sichelmond am dunklen Himmel; an das Geräusch zerborstenen Eises unter ihren Fußsohlen; an Schnee im Winter und krächzende Raben.


    Sie schaute Lucius Annaeus Florus Minor an: "Wie hat es dir gefallen dort?", fragte sie gespannt.

    Valeria Maximilla fühlte den sanften Händedruck der Virgo Vestalis Maxima und hörte ihre Stimme, die ihr mütterlich und weise erschien. Ihre Worte waren freundlich und mitfühlend, und sofort fühlte sich die Valeria zu der Vestapriesterin hingezogen.

    Wieder überlegte sie, was sie antwortete:

    "Von körperlicher Lust weiß ich nichts, o Virgo Vestalis Maxima. Die Jahre werden mir nicht einsam werden, da ich in der gütigen Vesta Dienst stehen darf. Ich werde mich mit all meinen Kräften anstrengen, zu lernen und zu dienen, wie es richtig ist."

    Sie schaute mit ihren braunen Augen die Oberste der Vestalinnen an. Tiefe Ernsthaftigkeit lag in ihrem Blick. An einen Verstoß wollte sie gar nicht denken, so etwas dufte nie geschehen.

    "Ich komme mit Ehrfurcht und Freude.", fügte sie ihren Worten hinzu.

    "Salve Lucius Annaeus Florus Minor", grüßte Maximilla:

    "Ich freue mich, dich kennen zu lernen." Hatte sie nicht eben das Wort "Germania" gehört? Sprachen die Herren davon? Florus Minor war so lange dort gewesen; was dachte er über das Land, in dem sie aufgewachsen war?

    Den anderen Herren, der sich noch nicht vorgestellt hatte, bedachte sie mit einem zurückhaltenden Blick.

    Oh, das ist ja aber fast als wäre dir die Göttin selbst erschienen, wenn sie dir ein so deutliches Zeichen gibt. antwortete ich auch die schöne Geschichte, wie die junge Valeria ihre Bestimmung scheinbar so deutlich gefunden hatte. Es freut mich wirklich, dass du schon so kurz nach unserem letzten Gespräch auch Klarheit über deine Zukunft erhalten hast. Das ist wirklich schön und als Vestalin wirst du deine Familie ganz bestimmt mehr als nur stolz machen. Das ist eine riesige Ehre!


    Als die junge Valeria darauf meine Hand nahm, drückte ich sie fast schon zärtlich. Die Frage nach einem Becher Rhodomeli verneinte ich freundlich, ich war eher der Typ für Wein mit viel Wasser. Das Honiggetränk war mir zu süss.

    Nein danke, Maximilla, ich nehme lieber einen Wein. Und schau, da drüben ist Annaeus Florus, ich möchte dich ihm gerne vorstellen.

    "Ich freue mich sehr, ihn kennen zu lernen.", flüsterte Maximilla. Das tat sie wirklich, schon weil Florus ihre Freundin glücklich zu machen schien, was sie an ihren leuchtenden Augen und ihren rosigen Wangen erkannte.

    Zwei weitere Mundschenke kamen, der eine trug Wasser in einer gläsernen Karaffe, der andere Wein. Die Valeria wartete ab, ob Iulia Stella etwas davon nehmen würde.

    Der ihr gezeigte Annaeus Florus sah sehr gut und nobel aus und unterhielt sich mit einem anderen Mann, der dunkle Haare und Augen hatte.

    Valeria Maximilla ließ ihrer Freundin den Vortritt mit dem Reden.

    Nun wurde die Valeria direkt von dem gestrengen Pontifex mit einer in geschliffenem Latein formulierten Frage angesprochen, und sie überlegte ernst, wie sie antworten konnte.

    Sie wollte aufrichtig sein und sich nichts ausdenken, aber sie wollte auch nicht mit einer unüberlegten Erwiderung herausplatzen, was manchmal ihr Fehler war, besonders wenn sie nicht alles richtig verstand.

    Sie antwortete:

    "Ich lebte mein Leben fernab der Stadt und wusste nicht viel. Ich kam nach Rom, und hier habe viel gelernt. Danke an dieser Stelle meinem Cousin Tiberius Valerius Flaccus.

    Und dennoch: Nicht das bunte Leben in dieser Stadt, nicht einmal das, was ein Mädchen normalerweise ersehnt: Einen Gatten und Kinder, war das, was ich schlussendlich ersehnte.

    Nun denke ich, dass mein hochverehrter Vater Lucius Valerius Maximus schon lange vor mir ahnte, was meine Bestimmung sein sollte.

    Und als ich Bescheid bekam über diese Captio, war es mir, als sähe ich eine reine weiße Flamme und all meine Zweifel waren
    aus meinem Herzen verflogen. Gütige Vesta, ich bitte dich, nimm mich in deine Dienste, dachte ich.

    Ich gehe mit Freuden, Pontifex, mit Freude weihe ich mein Leben dieser Bestimmung.“

    Valeria Maximilla sprach leise, aber nicht ängstlich und bei den letzten Worten lächelte sie zaghaft.

    "Du hast recht, Stella, es ist einfach so auf dem Land, dass man selbst nachsieht, wenn es irgendwo scheppert, aber hier gibt es garantiert eine Menge Sklaven für so etwas.", sagte Valeria Maximilla. Auf die Frage der Freundin schüttelte sie den Kopf:
    "Nein, die Göttin ist mir nicht erschienen. Es ist eher so, dass ich die ganze Zeit voller Zweifel und Unruhe war, und als dann der Brief des Pontifex Maximus kam und Cousin Tiberius mich darüber informierte, da kam so eine Ruhe über mich, als würde ich in die klare weiße Flamme einer Kerze schauen und als würde sich ein dunkler Schleier lichten, und ich sähe direkt ins Tageslicht. Da wusste ich, dass ich Vesta dienen will."

    Sie nahm Stellas Hand:
    "Egal, wer oder was ich werde; ich werde lebenslang deine Freundin bleiben.", sagte sie. Sie mochte die ruhige, freundliche hübsche Iulia Stella sehr gerne.

    Ein reizender großäugiger Mundschenk mit einem Tablett voller Becher Rhodomeli kam vorbei, und die Valeria griff zu; den süßen Rosenhoniggeschmack mochte sie:

    "Du auch einen, Stella?", fragte sie.

    Als ich nun sah, wie mir Valeria Maximilla zuwinkte, war ich plötzlich hin- und hergerissen. Auf der einen Seite wollte ich mich unbedingt mit Annaeus Florus zeigen und ihm so die Chance geben, unsere Beziehung öffentlich zu zeigen. Auf der anderen Seite war er gerade in einem Gespräch und obwohl er offen zu mir herübersah, war ich nicht sicher, ob es jetzt richtig wäre, ihn bei diesem zu stören.

    Also machte ich mich zuerst auf in Richtung Maximilla. Sie war wunderbar gekleidet, geschminkt und frisiert und trug ausgewählten Schmuck über der bemerkenswerten Kleidung.

    Hallo, meine liebe Valeria Maximilla! Das ist aber schön, dass ich dich hier treffe! Bei all diesen Leuten ist das ja nicht gerade selbstverständlich! Wie geht es dir?


    Noch bevor Valeria Maximilla mir antworten konnten schepperte und klirrte es aus einem Nebenraum ganz gewaltig. Verdutzt und natürlich etwas beunruhigt, da wir Damen natürlich sofort am Geräusch erkannten, dass etwas in die Brüche gegangen war und nicht bloss eine Platte auf den Boden gedonnert war, blickten wir in die entsprechende Richtung. Florus Winken hatte ich gerade noch aus dem Augenwinkel wahrgenommen, doch nun war die Aufmerksamkeit ganz klar woanders.


    Das war es also gewesen! Mein Leben! Dafür würde Dominus Selenus sicherlich das vollenden, was der Grieche gerade aufgegeben
    hatte. Und wenn ich dann tot war, würde der Hausherr mich noch einmal erwürgen. Und die Dame mit der denkwürdigen Frisur
    sicherlich auch. Da war es also hin, das Glück.

    ....

    haben. Und nun heulte ich wirklich.

    .

    Valeria Maximilla hatte Iulia Stella untergehakt und erzählte auf ihre atemlose Art:

    "Ach und denke dir; ich werde vielleicht eine vestalische Jungfrau werden - wenn sie mich nehmen." Der letzte Halbsatz war typisch Maximilla, aber dann wurde sie ernst, sehr konzentriert und eine kleine Furche zeigte sich auf ihrer Stirn:

    "Ich glaube, das ist es, Stella, weshalb ich überhaupt hier bin.", sagte sie und machte eine Handbewegung, die auf der Welt, in Roma oder hier in diesem Raum bedeuten konnte:
    "Und ich glaube, zuhause haben sie es eher gewusst als ich selbst. Ich möchte Vesta dienen und Roma."

    Sie sah sehr ergriffen aus, aber dann besann sie sich, dass sie ein Gast auf einer Hochzeit war:

    "Und wie geht es dir, liebe Iulia Stella? Mir geht es ja so gut, wie lange nicht."


    Dann schepperte etwas, und sie meinte wissend: "Was auch immer es war, es ist hin.

    Ob sich jemand verletzt hat? Lass uns nachsehen, Stella."

    Sie zog die Freundin in Richtung Nebenraum.

    Natürlich war es nicht einfach gewesen sich zu entscheiden, ob man die Einladung zu genau dieser Hochzeit annehmen sollte, oder sich allein ob der Tatsache, dass man eine Iulia war, davon fernhalten musste. Ich hatte mich entschieden, dass meine Cousine mir mehr hätte anvertrauen müssen, um mich davon abzuhalten eine erhaltene Einladung auszuschlagen. Immerhin hatte Graecina ihr Leid nicht mit mir geteilt, so dass ich nur wusste, dass ihre so gewünschte Verbindung keine Erfüllung fand. Die Gründe kannte ich nicht und zwischen der Gens Decima oder der Gens Quintilia und mir gab es auch keinen Groll.

    Vielleicht war ich ja auch aus diesem Grund alleine hier?


    Mit einem freundlichen Nicken und einem Lächeln in den Augen und auf dem Gesicht verabschiedete ich mich vom Brautpaar. Ob das Lächeln dem Brautpaar galt oder der Tatsache geschuldet war, dass ich an einem reich gedeckten Buffettisch meinen geliebten Annaeus Florus erspäht hatte, das sollte mein Geheimnis bleiben.

    Maximilla sah ihre liebe Freundin Iulia Stella und winkte ihr ganz leicht zu. Sie hatte Neuigkeiten zu berichten. Gleichzeitig schaute sie sich neugierig um.

    Ob Iulia Stella denn auch Neuigkeiten hatte? Ob ihr ersehnter Annaeus Florus heil und gesund in Roma angekommen war? Die Valeria hoffte das sehr, und gleichzeitig freute sie sich darauf, den jungen Herren, der ihre Freundin so glücklich zu machen schien, endlich selbst kennen zu lernen.

    Valeria Maximilla stand züchtig die Augen gesenkt, so dass man ihren Scheitel sehen konnte, neben ihrem Cousin. Sie war ungewöhnlich still. Alles erschien ihr wie in einem Traum, in dem die seltsamsten Dinge geschehen, und man wundert sich über nichts.

    Nun stand sie also vor dem Augustus und anderen Würdenträgern des Götterkultes, sie Maximilla, vierzehn Jahre alt, die junge oft so unbedachte Valeria, die ihr künftiges Leben ganz und gar anders führen sollte als bisher.

    Mit leichter Verspätung kam Tiberius kurz nach dem Pontifex zum Tor des Palastes und zeigte dem Miles die Einladung des Augustus vor. Die Entscheidung, dass Maximilla Vestalin werden sollte, hatte ihn zwar überrascht, aber er konnte nicht behaupten, dass er es ablehnte. Ganz im Gegenteil.


    Der Audienzgast wurde routinemäßig überprüft und sodann ins Domus Flaviana geleitet.

    Jetzt war Valeria Maximilla doch etwas scheu und ängstlich. Sie hielt den Blick gesenkt und hätte am liebsten Tiberius Hand ergriffen. Aber in der Öffentlichkeit wollte sie Würde zeigen und deshalb hielt sie sich lediglich dicht bei ihm. So folgte sie ihm in

    die Domus Flaviana.

    Vor der Captio

    Als der Brief ankam, war es seltsamerweise so, dass sich Maximilla nicht wunderte, obwohl sie keinesfalls zu den Mädchen gehörte, die schon immer vom Dienst an der Göttin geträumt hatten. Sie hingegen hatte immer geglaubt, sie würde später einmal einen Gatten und eine Kinderschar haben.

    Schon als kleines Kind hatte sie sich ja um alles gekümmert, was klein war und ihre Hilfe brauchte: Daher besaß sie Wölfchen, den großen Hund und Graius, den Raben und nun eben Kersas, den gefleckten Kater.

    Als Maximilla nun erfuhr, dass sie eine Priesterin werden sollte, war es ihr so, als verschwänden die trüben Wolken, die Furcht vor der Zukunft und die Düsterkeit , die sie seit Iulia Phoebes Tod umgeben hatte, auf einen Schlag und machten einem hellen Licht Platz, auf das sie zuschreiten konnte.

    DAS war also ihre Bestimmung, vielleicht schon die ganze Zeit gewesen. Nicht für Kinder aus Fleisch und Blut; Roma selbst sollte sie eine Mutter sein und Jungfrau zugleich. Nicht den Sohn oder die Tochter hüten, sondern das Heilige Feuer der Vesta und damit den Bestand der Urbs Aeterna selbst.

    Ob Adalheidis das vorhergewusst hatte? Deshalb die vielen Vorträge über Pflichterfüllung, die sie sich als Kind hatte anhören müssen?


    Valeria Maximilla nahm von dem Geld, was sie besaß und rief Remigius, ihren treuen Sklaven zu sich.

    "Wo ich hingehe, kannst du mich nicht begleiten.", sagte sie: "Es sei denn, du würdest ein Eunuch werden. Aber es gibt so viele Jungen , die an der Operation sterben, und ich will, dass Du lebst, Remigius. Du musst für Wölfchen sorgen. Kersas und Graius kann ich mitnehmen; der Hund ist, fürchte ich zu groß.

    Gibt es noch einen Wunsch, den ich dir erfüllen kann? Alles außer deiner Freiheit, denn du gehörst mir ja nicht."

    Sie gab ihm hundert Sesterzen.

    Remigius brach in Tränen aus.

    Valeria Maximilla hatte durch ihre Abenteuer und ihre unkonventionelle Art sein Leben bunt gemacht. Jetzt aber würde er wieder Haushaltspflichten aufgetragen bekommen und aus war es mit dem Draußenherumstromern in den Gärten und in den Gassen.


    Maximilla war betroffen: "O weine nicht, bitte!", rief sie aus: "Dann weine ich auch, und du weißt es schon, wie ich es hasse, verquollene Augen und eine rote Nase zu haben! Was soll der Kaiser von mir denken, wenn ich so vor ihm erscheinen muss?"

    Remigius rieb sich die Augen und hörte auf zu schluchzen.

    "Ach Domina, es war lustiger mit dir.", jammerte er.


    Valeria Maximilla lächelte. Remigius würde sie also vermissen.


    Als der jugendliche Sklave gegangen war, packte sie ihre Sachen zusammen, denn bei den Vestalinnen würde sie auch ihren eigenen Platz haben. Nur der Webstuhl kam nicht mit, der war zu groß.


    Dann setzte sie sich auf ihr Bett. Sie bat Vesta, wenn sie sie wirklich haben wollte, ihre Schritte zu leiten und sie zu beschützen.

    Valeria Maximilla trug ein tannengrünes Gewand und eine zitronengelbe Palla, zudem ihren Bernsteinschmuck. Sie war geschminkt und hatte ihr dunkles Haar mit Goldstaub gepudert, der aber nun rieselte, wenn sie den Kopf bewegte. Dicht hielt sie sich bei Valerius Flaccus.

    Mit großen Augen betrachtete sie Valentina, die schöne Braut, und Serapio, den so stattlichen Bräutigam. Den Mann hatte sie schon einmal gesehen, aber sie erinnerte sich nicht mehr daran, wo, freilich war der Praetorianertribun stattbekannt und eine Erscheinung, die die Mädchenherzen höher schlagen ließ.

    Wie glücklich die Braut aussah, wie vertrauensvoll ihre zarte Hand auf dem Arm ihres zukünftigen Bräutigams lag.

    Maximilla beschloss, alles ihrem Cousin nachzumachen, wenn sie vor das Paar treten würde. Sie lächelte, aber ihr Lächeln war das einer Person, die weit weg in Gedanken ist.

    Sie, Valeria Maximilla, würde nie Braut sein und nie Mutter.

    Maximilla, die zwar den Besuch ihrer Freundin genossen, jetzt aber den Kopf voller neuer Gedanken hatte und gerne nachdenken wollte, erhob sich, um Iulia Stella hinauszubegleiten.

    "Vale bene", sagte sie: "Und ich habe dir tausendmal zu danken, dass Du zu mir gekommen bist, liebe Iulia Stella! Der Segen der Götter leuchte über deinem Glück!"

    Sie hatte das starke Gefühl, dass Iulia Stella glücklich werden würde.

    Und das starke Gefühl, dass ihr Glück nicht dem von Stella gleichen, sondern ein ganz anderes wäre.