Beiträge von Valeria Maximilla

    Maximilla an Stella


    Ein Bote aus dem Atrium Vestae überbrachte einen Brief.



    Ad

    Iulia Stella

    Domus Iulia

    Roma


    Maximilla grüßt Stella, wenn es dir gut geht, so geht es mir auch gut.

    Liebe Stella, ich wollte sagen, wie sehr ich mich gefreut habe, dich und Florus bei meiner Captio zu sehen. Auch wenn ich nicht gewagt habe, lange mit dir zu sprechen. Aber alle Leute haben mich angeguckt. Und später wurde ich angekleidet, und da habe ich mich darauf konzentrieren müssen, würdig zu schreiten, zu speisen und nicht umzukippen.

    Mein jetziges Leben ist ganz neu und aufregend, denn jeden Tag lerne ich Neues und oh, es ist so viel zu lernen, dass mir oft der Kopf brummt. Wir nehmen alle unseren Dienst ernst und lieben Vesta sehr.

    Ich habe einen Wochenplan. Meine Lehrerin heißt Schwester Decima, wir lieben uns alle untereinander, und sie ist so klug und sehr streng. Vormittags helfe ich immer, das Atrium sauber zu machen, da zahlt es sich aus, dass ich als kleines Mädchen immer sauber machen musste. Und heute nachmittag geht es in die Bäckerei.

    Noch habe ich keinen Ausgang, aber ich werde Schwester Decima das nächste Mal, wenn wir uns sehen, fragen, ob ich Besuch empfangen darf. Dann könntest du mich besuchen.

    Und ich muss fragen, ob ich zwei kleine Haustiere haben darf, sie sind noch bei Cousin Tiberius zuhause, und Remigius kümmert sich um sie, aber einen Jungen kann ich doch nicht hierher mitbringen.

    Und du hast deine Brautzeit schon begonnen? Wirst du deine Tunika recta selbst weben? Bitte erzähle mir alles von Dir, was du tust und auch das Neuste von Roma. ich freue mich auf einen Brief von dir.

    Vale bene Valeria Maximilla

    Ein Brief für eine Freundin


    Es war Sonntagvormittag, und Maximilla hatte ein wenig Freizeit, die sie dazu benutzte, auf einer Tabula (Sie war sparsam!)

    einen Brief an Iulia Stella zu schreiben. Wie üblich schrieb sie langsam, sehr bemüht, keine Fehler zu machen.Vor Anstrengung lugte ihre Zungenspitze aus dem Mund:



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    Iulia Stella

    Domus Iulia

    Roma


    Maximilla grüßt Stella, wenn es dir gut geht, so geht es mir auch gut.

    Liebe Stella, ich wollte sagen, wie sehr ich mich gefreut habe, dich und Florus bei meiner Captio zu sehen. Auch wenn ich nicht gewagt habe, lange mit dir zu sprechen. Aber alle Leute haben mich angeguckt. Und später wurde ich angekleidet, und da habe ich mich darauf konzentrieren müssen, würdig zu schreiten, zu speisen und nicht umzukippen.

    Mein jetziges Leben ist ganz neu und aufregend, denn jeden Tag lerne ich Neues und oh, es ist so viel zu lernen, dass mir oft der Kopf brummt. Wir nehmen alle unseren Dienst ernst und lieben Vesta sehr.

    Ich habe einen Wochenplan. Meine Lehrerin heißt Schwester Decima, wir lieben uns alle untereinander, und sie ist so klug und sehr streng. Vormittags helfe ich immer, das Atrium sauber zu machen, da zahlt es sich aus, dass ich als kleines Mädchen immer sauber machen musste. Und heute nachmittag geht es in die Bäckerei.

    Noch habe ich keinen Ausgang, aber ich werde Schwester Decima das nächste Mal, wenn wir uns sehen, fragen, ob ich Besuch empfangen darf. Dann könntest du mich besuchen.

    Und ich muss fragen, ob ich zwei kleine Haustiere haben darf, sie sind noch bei Cousin Tiberius zuhause, und Remigius kümmert sich um sie, aber einen Jungen kann ich doch nicht hierher mitbringen.

    Und du hast deine Brautzeit schon begonnen? Wirst du deine Tunika recta selbst weben? Bitte erzähle mir alles von Dir, was du tust und auch das Neuste von Roma. ich freue mich auf einen Brief von dir.

    Vale bene Valeria Maximilla


    Maximilla verschnürte die Wachstafel mit einem Band und ging später zu Rupilius Cerretanus, der für die Schwestern Botendienste erledigte. Sie bat ihn, ihr Schreiben sobald er Zeit hatte, in die Domus Iulia zu bringen.

    Maximilla nickte wieder ernsthaft, trotz des Tadels in Schwester Decimas Stimme.

    Schwester Valeria flog Wissen nicht zu, doch sie gab auch nicht auf. Es waren schon jüngere Mädchen als sie in das Atrium Vestae gekommen als sie, um zu lernen, sagte sie sich immer wieder:

    „Darf ich das aufschreiben, Lehrerin?“
    Eifrig beugte sie ihren Kopf. Sie hatte einige tabulae, später in
    ihrer freien Zeit würde sie alles ins Reine auf Papyri schreiben.

    Mit ihrer etwas unbeholfenen Kinderschrift notierte sie:

    Während der Parentalia gedenken wir unseren verstorbenen Schwestern, da wir nicht mehr zu unseren Familien gehören.

    Die Virgo Vestalis Maxima führt das Eröffnungsopfer auf dem Kapitol durch. Wo genau und ob überhaupt liegt allein an ihr.

    Und Fragen hatte sie:

    „Wie kann es sein, dass meine Ahnen nicht mehr meine Ahnen sind? Ich bin doch noch immer Valeria.

    An welchen Tagen wird die mola salsa denn sonst noch hergestellt?

    Und wie wird es denn dieses Jahr sein mit dem Eröffnungsopfer zu den Parentalia sein?“

    Ihre Lehrerin Decima Messalina blickte sehr streng drein; und Schwester Valeria setzte sich auf den Hocker. Sie nahm die Schriftrolle mit beiden Händen.

    Decima Messalina stellte auch gleich die erste Frage. Sie betraf allerdings nicht etwas aus dem Studium von Schriftrollen, sondern ein Fest, bei dem die Valeria natürlich schon dabei gewesen war. Allerdings nur als junge Tochter mit keiner besonderen Aufgabe.


    "Anlass: Die Parentalia sind den Manen der verstorbenen Familienangehörigen gewidmet.

    An diesen Tagen gehen die Leute zu den Gräbern und schmücken sie. Ebenso teilt man das Mahl mit den Toten. Man opfert am Hausaltar Salz, Brot und Wein. Auch Kränze werden im Haus aufgestellt - manchmal.

    Zeitraum: Die Parentalia beginnen am 13. Februar und dauern bis zum 21. Februar. Welche Rollen nehmen wir ein: Am ersten Tag bringt die Vestalis Maxima mittags vor dem Tempel der Vesta das Eröffnungsopfer. Die Vestalinnen sammeln sich um den Foculus, und helfen ihr dabei; es ist wie eine normale Opferung.",


    antwortete Maximilla mit ihrer etwas rauen Stimme und meinte damit, dass die Opferung des Schafes wie andere öffentliche Opferungen auch ablief: Die Menschen wurden zur Ruhe ermahnt, es folgte die rituelle Reinigung, dem Voropfer folgte das blutige und dann wurde verkündet, ob Vesta das Opfer angenommen hatte.

    Aber eine Sache war es, als Zuschauerin zuzusehen, eine ganz andere, Teil einer Zeremonie zu sein. Bestimmt war das zu ungenau.

    Valeria Maximilla betrat sehr scheu den Unterrichtsraum. Sie nahm an, dass der Hocker für sie war, aber sie blieb lieber stehen, bis ihr gesagt wurde, sie könne sich setzen. Eine Furche zog sich über ihre Nasenwurzel, so besorgt schaute sie drein.

    Maximilla war von Vater Lucius persönlich unterrichtet worden, weil der wie der alte Cato, auf den er sich ständig berief, nichts von Sklaven- Lehrern hielt. Aber in einer Villa Rustica gab es sehr viel Ablenkung, und sie war lieber dorthin und dahin gelaufen, anstatt sich zu konzentrieren, zumal sie Catos Schriften, aus denen sie lernen sollte, sehr langweilig fand.

    Hier in Roma hatte ihr Cousin Valerius Flaccus sie in Griechisch unterrichtet. Aber so richtig war ihr Lerneifer erst in letzter Zeit erwacht, und da hatte sie angefangen, zu lernen. Doch würde das letzte halbe Jahr an Studium reichen, um mit den hochgebildeten jungen Mädchen von Roma mitzuhalten? Wohl doch kaum.

    Und das war der Grund, warum die kleine Schwester Valeria so sorgenvoll in die Welt schaute.

    Maximilla nahm neben dem Augustus Platz; die Augen züchtig gesenkt. Herminia hatte ihre weiße Tracht so exakt abgesteckt, das ihr das Atmen etwas schwer fiel. Sie durfte nur nicht ohnmächtig werden. Vor lauter Ehre wusste sie ohnehin nicht, ob sie etwas essen konnte. Aber für einen Becher Wasser war sie dankbar. Ob ihrer Jugend hatte sie nie Wein getrunken, und daher vermisste sie ihn auch nicht.

    Maximilla wusste, dass alle Augen auf sie gerichtet waren. Also auch die ihres Vaters Lucius. Ob er stolz auf sie war? Sie war seine einzige Tochter, und immer hatte sie ihn stolz machen wollen.

    Das aufgetragene Essen war von höchster Güte; verführerisch duftete es in Schalen und Schüsseln. Normalerweise hätte Maximilla herzhaft zugegriffen. Doch gerade konnte sie nicht. ihr Herz schlug bis zum Halse, und sie schielte zu Schwester Decima. Ihr würde sie alles nachahmen, dann konnte sie doch nichts falsch machen, oder?

    Valeria Maximilla brauchte noch ein wenig - nicht weil sie nicht schon angezogen worden war, sondern weil sie das würdige Schreiten noch nicht ganz beherrschte. Die Glocke sagte auch ihr, das etwas Schreckliches geschehen sein musste. Etwas blass vor Schreck schaute sie hilfesuchend Schwester Decima, ihre Lehrerin an.

    Dann sah sie die immer so freundliche Herminia schweigend und gramgebeugt auf dem Boden; aber Schwester Decima war schon bei ihr und fragte sie, was geschehen war.

    Maximilla wartete.

    Was es auch immer war, die Schwesternschaft würde wissen, was zu tun war, darauf vertraute sie.

    "Vielen Dank, Herminia", sprach Maximilla und nahm die Arme herab. Sie fühlte sich...fremd und anders, als sei sie eine ganz und gar andere Person. Der Schleier juckte im Nacken, dort wo ihr Zopf geopfert worden war. Mit der Kleidung einer Vestalin konnte man aber auch gar nicht ungebührlich schnell rennen, damit konnte sie nur würdevoll gehen.

    Maximilla warf einen langen Blick in den Silberspiegel.

    Nun ging es in das Triclinium zum feierlichen Bankett.


    >>> Triclinium

    Die Augen zu schließen war eine gute Idee; Maximilla kniff sie fest zu, während Herminia sie wirklich wie eine große Puppe erst auszog und dann ankleidete.

    "Nein, ich kann noch gut atmen.", sagte sie, während sie sich bemühte, nicht zappelig zu sein. Sie hätte gerne mit der freundlichen Herminia gesprochen, doch vermutlich war es besser, sie ihre Arbeit in Ruhe machen zu lassen. Schließlich erwartete man Discipula Valeria in ihrer vorgeschriebenen Tracht. Es sollte ein Essen geben, aber Maximilla war sich sicher, dass sie schon so satt von allen neuen Eindrücken war, dass sie heute nichts herunterbekommen würde.

    Nun, um mit Herminia zu reden hatte sie auch noch genug Zeit, vermutlich die nächsten dreißig Jahre, dachte die Valeria.

    Captio Valeriae


    Decima Messalina war in Maximillas Augen ein Bild von Schön und Anmut, wie sie sich schweigend bewegte, und Maximilla folgte ihr in ihre Zelle.

    Ihr neues Zuhause war größer als sie es sich vorgestellt hatte, eigentlich fast drei Räume, mit Fenstern zum Hof hin, hell und freundlich. Ein Mädchen, wohl nicht viel älter als sie, erwartete sie bereits.

    Schwester Decima sagte Maximilla, dass die Dienerinnen sie ab sofort immer ankleiden würden und dass dies für sie eine Ehre war.

    Auf dem Land hatte sich die Valeria meistens selbst angezogen, weil die fleißigen Hände dort für anderes gebraucht wurden, und weil ihr Vater darauf bestanden hatte, sie in Einfachkeit zu erziehen.

    Oh, an die Würde musste sich die wilde Maximilla erst gewöhnen.

    Auf ihrem Bett lagen die Kleidungsstücke, die ihr Amt repräsentieren würden, eine Stola, das Suffibulum, der Schleier, die Infulae und Vittae, die Wollbinde mit den langen Enden.

    Maximilla richtete ihre braunen Augen auf Herminia und nickte leicht; immer noch brachte sie vor Schüchternheit kein Wort heraus. Die Bänder jeden Tag wechseln und der Schleier durfte nicht den Boden berühren, das wollte sie sich merken.

    Wie eine Puppe streckte sie beide Arme aus, und wie eine Puppe fühlte sie sich auch. Sie lächelte nun dem Mädchen zu und fragte ganz scheu:

    "Salve, wie heißt du denn?"

    Später würde Valeria Maximilla wieder an ihre Familie und Freunde, die heute gekommen waren, denken und ihnen danken: ihrem Vater Lucius, ihrem Cousin Tiberius, ihrer Freundin Iulia Stella. Denn alle trug sie tief in ihrem Herzen, auch diejenigen, die heute nicht dabei waren: Ihre Mutter und Adalheidis.

    Doch in diesem Moment existierten nur die Vestalinnen für sie. Die Virgo Vestalis Maxima nahm Maximillas Hand und führte sie zu Schwester Decima, die sie in ihre Zelle bringen sollte. Wie im Traum erschien es dem Mädchen, und doch Wirklichkeit war es.



    >>> Cubiculum Valeria Maximilla

    Valeria Maximilla stand mit dem Rücken zu der Menschenmenge und spürte, wie ihr Haar abgeschnitten wurde.

    Die Virgo Vestalis Maxima ließ es jedoch nicht zu Boden fallen, sondern verknotete es geschickt zu einem Bündel.

    Nun nahm die Valeria ihren schweren, dunkelbraunen Haarzopf in ihre Hände, erhob sich und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn wie angewiesen im Lotusbaum aufzuhängen.

    Er würde der Göttin Vesta gehören wie sie selbst im Ganzen ja auch. Schwester Valeria war sie genannt worden.


    Valeria Maximilla trat einen kleinen Schritt zurück und nickte kurz, während sie einen kühlen Lufthauch in ihrem Nacken spürte.

    Valeria Maximilla wagte ein ganz kleines Lächeln zu der Virgo Vestalis Maxima, deren mütterliche Art schon bei der Vorbesprechung im kaiserlichen Palast ihr Herz gewonnen hatte.

    Sie tat, was man sie geheißen hatte: Sie schritt zum Lotusbaum inmitten des Atrium Vestae, kniete sich auf den Boden und

    beugte den Nacken nach vorne. Ihre schweren Locken kitzelten sie im Kragen.

    Maximilla wusste, was nun kam: Man würde sie ihrer Haarpracht berauben. Wie jedes Mädchen war sie auf ihr langes Haar immer stolz gewesen. Aber sie sollte ja ihr altes Leben ganz und gar hinter sich lassen und ein neues Leben beginnen.

    Valeria Maximilla spürte die Hand des Augustus auf ihrer Schulter.

    All die Besucher verschwammen zu einem einzigen fleckigen Hintergrund, die Vestalinnen zu einem Block aus strahlendem Weiß wie ein Kristall.

    Sie fühlte keine Furcht, nur Hingabe an Vesta, die sie in ihren Dienst rief. Ihr Gemüt war klar und rein wie ein Bergsee; und später sollte sie sich immer an diese Stunde erinnern.

    Valeria Maximilla ließ die Hand ihres Vaters los, trat nach vorne vor die Reihe der Vestalischen Jungfrauen und des Pontifex Maximus.

    Sie streckte ihre rechte Hand aus und wartete. Äußerlich ganz still war sie, obwohl ihr vor Aufregung und vor Stolz das Herz bis zum Halse klopfte.

    Valeria Maximilla sah hinüber zu den strahlenden Vestalinnen, die ihr wie ein Tribunal von Göttinnen erschienen und dem Pontifex Maximus, den Caesar Augustus.

    Sie senkte den Blick und fühlte, wie ihre braunen Locken ihr über die Schultern bis zur Hüfte fielen und dachte, dass das die letzten Momente waren, in denen sie das Gewicht ihres langen Haares tragen würde.

    3260-valerius-maximus-1-jpg Lucius Valerius Maximus


    Valeria Maximilla trat mit ihrem Vater Lucius Valerius Maximus an der rechten Hand durch den Haupteingang ein, zu ihrer Linken schritt Tiberius Valerius Flaccus, Pontifex Minor und ihr Cousin. Sie trug eine wollene lange Tunika und hatte ihre Haare locker hochgesteckt; ihre Wangen waren gerötet vor Stolz und vor Freude.

    Daher hielt ich mich ganz weit vorne im Block des normalen Volkes auf, so dass Maximilla, falls ihr dies möglich war, mich hätte sehen können

    Stella fiel ihr zuerst ins Auge, und sie löste sich von ihrem Vater, um zu ihr hinzuhuschen und sie zu umarmen.

    "Liebe Stella, ich freue mich so, dass du gekommen bist.", flüsterte sie:"Ist denn dein Florus auch da?"

    Bestimmt stand er zusammen mit den Amtsinhabern auf der linken Seite.

    Dann ergriff Valeria Maximilla wieder fest die Hand ihres Vaters. Sie wusste natürlich, wo sie während der Zeremonie stehen musste: Ganz vorne, vor dem Angesicht der Vestalischen Jungfrauen und des Pontifex Maximus. Alle Blicke würden ihr gelten. Sie jedoch würde nicht als private Maximilla dort stehen, sondern als die Jungfrau, die die Göttin in ihren Dienst berief.

    Lucius Valerius Maximus steuerte einen Platz auf der Seite an, der für die nächsten Verwandten, Mitglieder des Pontificium, Senatoren und hohe Beamte reserviert war.

    Valeria Maximilla blieb so stehen, dass sie merken würde, wenn man ihr das Zeichen gab, vorzutreten.

    Sie sah unter die Vestalinnen an. Alle waren traditionell gekleidet, alle von hehrer Schönheit. Wer von ihnen würde wohl ihre Lehrerin Decima Messalina sein?

    "Ich bin froh, dass du dabei sein wirst.", sagte Maximilla. Das Vertrauen ihres Cousins, dass sie alles richtig machen würde, rührte sie. Sie sprach:

    "Ich will dir noch einmal für all das Gute danken, das ich in deinem Haus erfahren durfte. Für die neuen Sachen und die viele Bildung." Sie seufzte ein wenig, denn all das war nicht immer leicht in ihren Kopf gegangen:

    "Kümmerst du dich bitte um meinen Sklaven Remigius. Ich werde ihn nicht als Leibsklaven mitnehmen können, er ist doch ein junger Mann. Ich habe ihm etwas Geld geschenkt und alles, was ich entbehren kann, aber ich glaube, er ist trotzdem traurig.

    Dann bis morgen."



    3260-valerius-maximus-1-jpg



    Da sich der Wolfshund nicht beruhigte, sondern sein Bellen immer aufgeregter klang (freudig aufgeregt, fand Maximilla) warf sie sich eine Stola über und steckte den Kopf durch einen Türspalt des Cubiculums.

    Sie konnte kaum glauben, wessen Stimme sie vernahm, und diese letzten Tage, die so reich an wunderbaren Dingen waren, gaben ihr noch ein weiteres Geschenk: Ihr Vater war hier in Rom.

    "Vater!", rief sie aus und stürzte ihm in die Arme, das hieß, sie versuchte es, denn Lucius Valerius Maximus war kein Freund großer Gefühlsausbrüche.

    Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn: "Salve filia mea", sprach er, hielt sie etwas von sich weg und meinte:
    "Du siehst gut aus und bei den Göttern, ich glaube, du bist etwas gewachsen! "

    Maximilla war daran gewöhnt, dass ihr Vater eher nüchtern im Umgang mit Menschen war - war sie doch mit den Lehren des alten Cato aufgewachsen.

    "Du kommst rechtzeitig.", flüsterte sie: "Ich bin so froh, dass du ebenfalls bei meiner Captio dabei sein wirst. Sag mir, hast du Adalheidis mitgebracht?"

    Der Vater schüttelte den Kopf:
    "Sie kommt nicht in das Sommerland, wie sie es nennt.", antwortete er: "Aber ich bin mir sicher, dass sie an dich denkt. Meinst du, ich kann etwas zu essen haben oder ist es schon zu spät?"

    "Vater, wo habe ich meinen Kopf? Natürlich!" Valeria Maximilla klatschte in die Hände und gab den Sklaven, die sich mittlerweile im Atrium eingefunden hatte, Anweisungen, Speis und Trank und außerdem das Gästezimmer herzurichten.

    "Und Wölfchen hast du noch, höre ich.", sagte der Vater: "Was ist mit dem Raben?"

    "Oh, den habe ich auch noch.", antwortete Maximilla: "Außerdem einen Kater aus Aegyptus, er heißt Kersas."

    Einen Moment hielt Lucius inne:
    "Bist du glücklich?", fragte er: "Ich meine mit deinem Schicksal?"

    Maximilla nickte. Ja, sie war heute glücklich.

    Lucius tätschelte ihren Arm: "Tiberius, lieber Junge!", rief er.