Beiträge von Terpander

    Terpanders Herz wurde ein wenig leichter, als der Soldat, der sich als bester Freund von Scato bezeichnete, für ihn sprach. Er neigte ein wenig das Haupt zum Dank, sagte jedoch nichts dazu, da die Entscheidung letztendlich bei Scato lag. Und wie auch immer dessen Wahl ausfallen würde - Terpander stand es nicht zu, seine Entscheidung durch Kommentare zu beeinflussen.


    "Ich würde meinen Herrn selbstverständlich nach Kräften unterstützen, egal, wobei. Ich mag nicht mehr der Jüngste sein, aber ich kann noch sehr gut für mein Brot arbeiten. Griechisch ist meine Muttersprache, ich beherrsche Griechisch und Latein in Wort und Schrift, ebenso die Grundlagen der Mathematik. Haushaltsführung hat bisher nicht zu meinen Aufgaben gehört, aber ich bin fleißig und lernfähig und traue mir zu, eine Taberna in Ordnung zu halten und mich um die erforderlichen Schreiben und Rechnungen zu kümmern. Kochen kann ich allerdings überhaupt nicht. Falls das erforderlich sein sollte, empfehle ich, mir Bücher mit genauen Anleitungen zur Verfügung zu stellen oder jemanden, der es mir beibringt, sonst verjage ich euch am Ende die Kundschaft. Bis ich kochen gelernt habe, könnte die Taberna von einer Garküche beliefert werden oder man bietet fertige Speisen an, wie Kuchen, Brot, Wurst, Käse."


    Terpander war sonst niemand, der jammerte oder bettelte, aber mit einem Fuß schon in der Obdachlosigkeit stehend, beschloss er, noch ein wenig für sich zu werben.


    "Falls du dich dafür entscheiden solltest, mich zu behalten, schwöre ich, soll es dein Schaden nicht sein, Herr. Ich verspreche, ich werde keine zusätzliche Arbeit machen, sondern alles dafür tun, euch so viel wie möglich Arbeit abzunehmen und so wenig Kosten wie möglich zu verursachen, dafür aber so viel wie möglich zu erwirtschaften. So wäre es ein Gewinn für dich. Ich benötige kein Bett und erst recht kein eigenes Zimmer, ein Dach über dem Kopf genügt vollauf, ich könnte auch in einem Lagerraum nächtigen und mir genügt es, mich von Puls zu ernähren."


    Natürlich würde er gern anders leben, aber wenn er die Wahl hatte, als Sklave wie Dreck behandelt zu werden oder als freier Mann auf der Straße als Bettler zu enden, so war ihm die erste Variante doch weitaus lieber. An die dritte Variante, in seine Heimat zurückzukehren, dachte er lieber gar nicht erst. Scato war eigentlich ein lieber Kerl, aber Terpander wusste, dass er durchaus seine dunklen Seiten hatte. An die vergangenen Zeiten und ein fast schon freundschaftliches Verhältnis zu erinnern, wagte er nicht, das konnte genau so gut das Gegenteil bewirken. Oder vielleicht würde im Notfall auch der andere sich seiner annehmen, falls Scato bereit wäre, ihm Terpander zu schenken?

    Terpander war erleichtert, dass Scato zugänglich gestimmt war. An einem schlechten Tag hätte das durchaus anders aussehen können. Was immer ihn einst von zu Hause fortgerufen haben mochte, schien er gefunden zu haben. Zumindest wirkte er gesünder und glücklicher als je zuvor, was vielleicht auch Terpander nun zugutekommen würde. "Herr, deine Mutter bat mich, einen Brief für dich abzugeben." Er überreichte ihn Scato. Nervös beobachtete er ihn hernach beim Lesen.


    Mein lieber Scato,


    über deinen letzten Brief habe ich mich sehr gefreut, auch wenn er schon eine Weile her ist. In meiner heutigen Antwort geht es um unseren griechischen Sklaven Terpander, der uns so lange begleitet hat. Als Witwe und Mutter dreier Kinder sind meine Finanzen nicht die besten. Wenn ein Sklave seine Funktion nicht mehr erfüllt, ist er unwirtschaftlich. Terpander hat euch Drei unterrichtet, doch nun seit ihr erwachsen.


    Ich wollte ihm die Freiheit schenken zum Dank für seine jahrelangen Mühen, doch du kannst dir die griechische Tragödie nicht vorstellen, die er darob veranstaltet hat. So schenke ich ihn eben dir. Ihr beide hattet ja ein gutes Verhältnis zueinander. Was du mit ihm anstellst, ist dir überlassen. Behalte ihn, lass ihn frei oder verkaufe ihn, falls auch du seiner nicht mehr bedarfst.


    Ich hoffe, bald wieder von dir zu lesen.


    Deine Dich liebende Mutter
    Seia Sanga

    Terpander nickte. Diese Sicherheitsmaßnahmen hörten sich für ihn sinnvoll an. Und wäre dem nicht so gewesen, hätte er ebenso ruhig die Fragen des Legionärs beantwortet, wie er es nun tat.


    "Mein Name ist Terpander und Seia Sanga ist meine Domina", antwortete er. "Sie und der Vater von Sisenna Iunius Scato waren aufgrund des Militärdienstes von Scatos Vater nicht verheiratet, daher kommt die Namensungleichheit zwischen ihm und seiner Mutter. Ich war Scatos Paedagogus und bin hier, um ihm einen Brief meiner Herrin zu überreichen."


    Er hoffte, dass dem Manne das genügte. All die Zeit über blieb Terpander ruhig, auch wenn er innerlich brannte. In wenigen Augenblicken würde er erfahren, ob er noch eine Zukunft hatte oder ob die lange Reise und seine Hoffnung vergebens gewesen waren.


    "Dass ich in die Castra keinen Zutritt habe, ist eine gute und wichtige Vorsichtsmaßnahme. Mir wäre sehr geholfen, wenn man Iunius Scato zu mir schicken oder mir zumindest mitteilen könnte, ob er überhaupt noch hier wohnt, so dass ich vielleicht auf ihn warten könnte. Der Brief ist sehr wichtig. Sollte das deine Zeit und die deiner Kameraraden nicht erlauben, würde ich zumindest gern den Brief für ihn hinterlassen. Ich gebe ihn zwar ungern aus der Hand, ohne zu wissen, dass er hier überhaupt seinen Adressaten erreicht, doch sollte dies die einzige Möglichkeit sein, so muss es wohl so geschehen."


    Terpanders Handflächen wurden trotz der Kälte feucht. Für den Legionär wäre es nur ein kleiner Aufwand, sich nach einem Kameraden zu erkunden, für Terpander hingegen hing vom Willen oder Unwillen des Mannes die Zukunft ab.

    Geblendet kniff Terpander die Augen gegen die tiefstehende Wintersonne zusammen, als er mit dem Brief in der Hand das Tor der Castra Praetoria hinaufschaute. Die Anlage als Militärlager zu bezeichnen, war eine Untertreibung, ihn erinnerte sie eher an eine Burg. Wie hoch mochten die Mauern sein, zehn Meter? Von den Wehrtürmen schauten die Wachposten auf die Straße hinab, genau wie ihre Kameraden zu beiden Seiten des Tores, die darauf achtgaben, dass niemand Unbefugtes die Castra betrat. Das ganze Bollwerk kommunizierte: Halt dich fern! Du bist hier unerwünscht. Und doch führte Terpanders Weg in diese Richtung. Wenn er Scato hier nicht fand, dann hatte er ein Problem. Nach der Reise von Mantua aus war er nicht nur müde, durchgefroren und verdreckt, sondern auch mittellos. Nichts davon würde sich ändern, wenn er zu seiner Herrin nach Mantua zurückkehrte - ihre Türen waren ihm seit seiner unfreiwilligen Abreise verschlossen. Das, was andere Sklaven sich wünschten - die Freiheit - wäre für Terpander eine Katastrophe. Er war pleite und er war alt, sein Wert sank von Jahr zu Jahr und war nun an einem Punkt angelangt, wo seine Herrin nicht länger bereit war, ihn durchzufüttern.


    Seine einzige Hoffnung auf ein menschenwürdiges Leben lag darin, ihren Sohn zu finden, der nach Rom aufgebrochen war, um bei den Cohortes Urbanae sein Glück zu versuchen. Allerdings hatte Scato, der zu seiner Familie kein sonderlich enges Verhältnis pflegte, nur einen einzigen kurzen Brief geschrieben, der bestätigte, dass er gut angekommen war und seine Ausbildung begonnen hatte. Ob er sie jedoch auch fortgesetzt hatte oder zwischendurch hatte abbrechen müssen, was nicht unwahrscheinlich war bei der harten Ausbildung einer Elitetruppe, wusste niemand.


    Als Sklave war es nicht gerade üblich, einen Bürger einfach abzufangen und anzusprechen, aber es war ein Notfall. An dieser Stelle kam er mit demütiger Passivität nicht weiter. Und so sprach Terpander einen der Soldaten an, die gerade die Castra verließen.


    "Salve, dominus", sprach er mit gesenktem Blick und anhand der Anrede wusste der Angesprochene, dass er einen Sklaven vor sich hatte und keinen Landstreicher. "Ich suche den Sohn meiner Herrin, einen Sisenna Iunius Scato, der in der Castra Praetoria vor einigen Wochen eine Ausbildung begonnen hat. Falls deine Zeit es erlaubt, könntest du mir dabei helfen, in Erfahrung zu bringen, ob ich ihn hier finden kann?"

    Ich bin leider immer noch nicht schreibfähig. :/


    Bei den Benutzergruppen im Profil stehe ich zum einen unter den Bürgern eingetragen, zum anderen unter den nicht aktivierten Mitgliedern. Womöglich ist die Doppelbelegung der Grund.

    Salvete, werte domini!


    Auch ich möchte gern in Roma mein Glück versuchen:


    Name: Terpander
    Stand: Sklave
    Wohnort: Roma


    Mein Herr, Sisenna Iunius Scato, erwartet mich schon.


    Vale bene,
    Terpander