Beiträge von Iullus Seius Iunianus Fango

    "Nö, das soll Scato selbst erzählen", bockte Fango. "Vermutlich hast du ihn noch nie mit schlechter Laune erlebt oder wünschst mir insgeheim sehr schlechte Dinge.


    Was Unauris betrifft", an den neuen Namen würde er sich noch gewöhnen müssen, "Libertini darf man nicht adoptieren, weil sie dadurch römische Bürger werden würden. Das Gesetz besagt aber, ein Libertus könne nicht römischer Bürger werden. Dieses Recht darf er später für seine Nachkommen beantragen, wenn diese nach seiner Freilassung geboren wurden.*


    Möchtest du ihn trotzdem haben? Sonst nehme ich ihn beim Heimritt mit nach Germania."


    Sim-Off:

    *III - Pars Quarta - Lex Germanica Servitium Danke für den Hinweis per PN! :)

    Fango hatte Zeit alle Birnen zu vertilgen, denn Lurco berichtete sehr ausführlich von den Dingen, die ihn dazu bewegten, Cassivellaunus kaufen, freilassen und dann sogar adoptieren zu wollen. Warum Lurco keine Kinder haben würde und darum jemanden adoptieren wollte, musste Fango nicht fragen. Er war sicher, die Antwort zu kennen, denn er kannte Scato. Er beschloss, ebenfalls mit offenen Karten zu spielen.


    "Deine Beweggründe verstehe ich nun besser. Ich dachte zuvor, ihr wollt Cassi als lebendes Spielzeug behalten. Ich bin mit Cassi aufgewachsen, er hat mich durch die Kindheit und Jugend begleitet und war immer für mich da - außer am Schluss, als er weggelaufen war. Das tat er aus Schiss - Scato hatte ihm die Schuld in die Schuhe geschoben für das, was damals geschehen war und Cassi fürchtete um sein Leben. Die Details soll Scato dir selbst erzählen, sonst zerbeißt er mir auch noch die andere Arschbacke und dann wird der Heimritt unbequem."


    Er griff die letzte Birne und schaute sie an, drehte sie im Licht, als wäre sie ein Diamant, den er prüfen wollte.


    "Wenn ihr mir versprecht, Cassi nicht zu quälen, sollt ihr ihn bekommen und er seine Chance, ein freier Mann zu sein. Das hat er sich verdient. Ich selbst kann ihm das nicht bieten, ich würde ihn einfach behalten, ohne ihn gegenwärtig gebrauchen zu können. Ihr müsst mir weiterhin versprechen, euch nach seiner Freilassung angemessen um ihn zu kümmern, sodass er lernt, als Libertinus zu leben. Außerdem möchte ich, dass ihr mir zusichert, ihn niemals weiterzuverkaufen und ihn, falls ihr seiner überdrüssig seid, mir zurückzugeben. Töten dürft ihr ihn auch nicht oder ihm noch mehr Körperteile abschneiden! Ich würde mich gern noch von ihm verabschieden. Er ist nur ein Sklave und dumm wie Brot, aber irgendwie hängt man doch an ihm."

    "Hey, Terps, dich gibt es ja auch noch."


    Fango freute sich, seinen und Scatos alten Lehrer wiederzusehen. Zwar wusste er, dass Seia Sanga den Hellenen nach Roma geschickt hatte, doch Terpander war nicht mehr der Jüngste und hatte die weite Strecke zu Fuß gehen müssen. Sein Taschengeld genügte gerade, um etwas zu Essen zu kaufen, doch nicht für eine Unterkunft und das während eines so zeitigen Frühjahrs, dass es auch noch als Winter hätte durchgehen können. Fast genau ein Jahr war es nun her, dass Terpander Abschied genommen hatte und allein aufgebrochen war. Wieder etwas besserer Stimmung ob des Anblicks von Terpander pickte Fango sich ein Stück Birne.


    "Ich möchte weder Cassi noch dir schaden, Lurco. Warum sollte ich das tun? Aber versuche, meine Warte zu verstehen. Scato erbt dermaßen viel, verdient als Urbaner auch deutlich besser als ich, besitzt deinen Worten nach etliche Sklaven und ist generell ein gemachter Mann. Ich besitze nicht mehr als die Kleider am Leib und einen einzigen Sklaven, den du mir nun auch noch abkaufen willst. So gesagt ist hoffentlich verständlich, warum ich wissen möchte, weshalb du Cassivellaunus, den ihr jetzt Unauris nennt, kaufen wollt. Weshalb möchtest du ihm eine Chance geben, wozu? Das würde ich gern genauer wissen."


    In Wahrheit glaubte Fango, dass Scato der Kopf hinter dieser Bitte war und Lurco nur vorgeschickt hatte, damit es nicht auffiel. Da hatte er sich geschnitten, Fango durchschaute das Täuschungsmanöver.


    "Cassi ist Sklave, Lurco, und er ist ein guter Sklave. Er hat nie darum gebeten, freigelassen zu werden und war es auch nie, weil er bereits als Sklave zur Welt kam. Die Freiheit würde ihn überfordern, er ist von schlichtem Gemüt."

    "Ich bin nicht bei der Legio, ich bin bei der Ala und dort sehr glücklich.


    Seia Sanga war zwar nicht meine Mutter - aber ihr Mann war mein Vater! Genau so wie der von Scato und Caepio. Das Erbe hätte meines Erachtens durch drei geteilt werden müssen. Ich meine, was wollt ihr - ich geh mal davon aus, dass du und Scato zusammen wirtschaftet, wenn ich mir das hier so ansehe - mit sechs Häusern und einem Heer von Sklaven?"


    Fango schaute fassungslos.


    "Ihr wohnt bei den Cohortes Urbanae in der Castra Praetoria, ihr könnt das doch gar nicht alles verwalten. Könnt ihr mir nicht wenigstens ein einziges Haus gönnen? Schau, nach der Ala möchte ich vielleicht eine Familie gründen und muss dann irgendwo wohnen."


    Er versuchte, nicht wütend zu klingen, sondern an das Gefühl für das Miteinander einer Familie zu appellieren.


    "Und was meinen Sklaven betrifft ... ich benötige ihn nicht unbedingt. Aber wenn er das Einzige Hab und Gut ist, was mir noch bleibt, von den Kleidern abgesehen, die ich am Leib trage, kann ich ihn nicht verkaufen."

    "Kann schon sein, dass Vater geflüchtet ist. Er wäre nicht der Einzige. Seia Sanga war zum Weglaufen, alle drei Söhne haben sich möglichst weit weg verkrümelt. Zum Glück ist sie nun selber tot, mögen die Jenseitigen sich mit ihr plagen. Ihr Geist müsste theoretisch an das Haus gebunden sein, in dem sie sich erhängt hat, sodass wir alle Ruhe vor ihr haben sollten. Die Frage ist nur, wer die Bude erbt ... vermutlich auch Scato. Der erbt scheinbar alles."


    Fango zog ein bitteres Gesicht.


    "Und dann willst du mir auch noch meinen einzigen Sklaven abkaufen. Wieso habt ihr ihn umbenannt, damit ich ihn nicht finde? Viel wichtiger ist für mich aber die Frage - warum? Warum willst du ihn mir wegnehmen, meinst du, er sei bei mir nicht in guten Händen? Scato hat Terpander. Wofür braucht ihr noch Cassi?"

    "Da wäre an erster Stelle zu erwähnen, dass Scato mich mal dermaßen in den Hintern gebissen hat, dass ich noch heute die Narbe habe!"


    Diese Geschichte kannte jeder, der Fango kannte. Mit dem Finger zeigte er auf die malträtierte Hinterbacke, auf der er saß.


    "Scato konnte ein ziemlicher Arsch sein und ich auch. Ich glaube, wir haben uns wenig genommen.


    Unser Vater Titus Iunius Priscus war ein guter Vater und ein schlechter Ehemann. Er war Soldat bei der Legio, wie viele unserer Verwandten, die Militärtradition in unserer Familie ist alt. So ist es kein Wunder, dass Scato und ich diesen Weg auch einschlugen. Wenn Priscus zu Hause war, kümmerte er sich gut um uns, ansonsten führte er ein Leben, mit dem die meisten Ehefrauen wohl unglücklich gewesen wären. Er hurte herum, trank und setzte zum Entsetzen seiner Frau auch noch mit seiner Lieblingssklavin ein Kind in die Welt, das er als seines annahm. Mich.


    Er behandelte alle Söhne gleich, was man von seiner Frau nicht sagen kann, welche die eigenen zwei Kinder verhätschelte und mich im Hühnerstall schlafen ließ, als wäre ich ein besonders ungehorsamer Sklave. Ich war überhaupt nie Sklave, weil meine Mutter freigelassen wurde vor meiner Geburt, ich war von Anfang an römischer Bürger! Und so hat Seia Sanga meine liebe Mutter vergiftet! Es gibt dafür keine Beweise, aber ein offensichtlich gesunder Mensch liegt nicht einfach tot im Bett, besonders nicht nach einem Streit. Ich weiß, dass sie es war. Zum Glück ist sie tot."


    Das Lächeln des nervigen kleinen Bruders von Scato nahm einen süßlichen Ausdruck an, als Lurco die Sklaven der Casa Leonis aufzählte.


    "Sicher, dass du niemanden vergessen hast?"

    "Ja, Scato war schon immer ein glühender Faunus-Verehrer und meint, dass euer Kennenlernen vom gehörnten Gott arrangiert wurde. Niemand wohnt gern allein, Lurco." Fango sah den anderen dabei traurig an. "Absolut niemand, auch wenn manche das behaupten. Sie lügen sich selbst an, damit es nicht so weh tut, dass ihnen das verwehrt bleibt und die anderen, damit es nicht so traurig aussieht.


    Die Sache mit der eigenen Taberna ist ja genial. Daher habt ihr also das viele Geld, um euch diese fette Bude zu leisten, nicht wahr? Tja, wenn es läuft, dann läuft es.


    Feiert ihr hier auch manchmal? Das sieht so ordentlich aus. Der arme alte Terpander. Dieses riesige Haus allein in Ordnung zu halten, wenn ständig eine Horde betrunkener Urbaniciani durchfegt, das wird er nicht ewig stemmen können. Ihr müsst daran denken, zeitig genug einen jüngeren Sklaven zu kaufen, damit er ihn noch einarbeiten kann, bevor ihr ihn freilasst zum wohlverdienten Lebensabend.


    "Von uns soll ich was erzählen? Von Scato und mir? Vom Urschleim an, die ganzen peinlichen Jugendgeschichten?" Fango setzte sich bequemer hin. Er konnte wie sein Bruder ewig reden und ihm derart freie Hand zu lassen, war selten eine gute Idee. Lurco hatte jedoch Glück, denn Fangos Zeitkontingent war begrenzt.


    "Ich habe nicht viel Zeit, weil ich mit meiner Einheit nach Roma gekommen bin. Frag mal, was genau dich interessiert. Eine Rast über Nacht ist hier nicht geplant und meine Leute wollen zeitnah wieder nach Norden aufbrechen. Vorher muss ich mit Onkel Stilo noch die Adoption klargemacht haben. Ich hoffe, Stilo ist nicht genau heute irgendwo unterwegs?


    Was Scato und mich betrifft, waren wir eigentlich mal zu dritt. Die Brüder Caepio, der Erstgeborene, und Scato sowie ich, der kleine Bastard-Halbbruder. Caepio hat sich schon zeitig abgesetzt, ich habe kaum Erinnerungen an ihn. Wir vermuten, er hat sich irgendeiner Legio angeschlossen, die möglichst weit weg von zu Hause stationiert ist, in Africa vielleicht. Hispania und Cappadocia können wir ausschließen, das wüssten wir, da dort Leute von uns hocken."

    <<< RE: ~ Porta ~ | Casa Leonis


    Fango fand eine Sitzgelegenheit im Garten und ließ sich nieder. Dann musterte er Lurco intensiv, als wolle er durch die Haut bis auf die Knochen schauen. Lange und prüfend war der Blick. Lurco sah gepflegt und attraktiv aus, war freundlich und hoffentlich auch so anständig, wie er im ersten Moment wirkte.


    "Nun", sagte er schließlich, "es ist praktisch, mit seinem besten Freund in einem eigenen Haus zu wohnen. Man spart Kosten für die Miete, kann fette Cenas steigen lassen ohne nachts betrunken nach Hause wanken zu müssen. Ja, es hat viele Vorteile."

    "Ravi? Du sprichst von Onkel Ravilla, der laut Scatos Briefen auch hier wohnt?" Fango warf Lurco einen verschlagenen Seitenblick zu. "Den kenne ich seit meiner Kindheit! Hat Scato dir gar nicht erzählt, dass ich euch besuchen komme, um mich von Onkel Stilo adoptieren zu lassen? Ist ja nicht so, dass ich es eilig habe, meinen großen Bruder wiederzusehen."


    Das war gelogen, Fango freute sich, auch wenn er das nicht von sich erwartet hätte. Scheinbar hieß dass, das er nun erwachsen wurde.


    "Mürrische Leute schrecken mich nicht, mein Ausbilder Matinius Ocella ist auch so einer. Mault, meckert und motzt, manche scheißen sich ein, wenn er sie nur ansieht. Hat aber trotzdem das Herz auf dem rechten Fleck, im Gegensatz zu manchem Schleimscheißer."


    Vergnügt lief er überall herum und suchte nach einer Sitzgelegenheit.


    ~ Hortus ~ | Der nervige kleine Bruder >>>

    Fango marschierte ohne Scheu in das riesige, für zwei Milites extrem protzige Anwesen. Angeblich eines von Sechsen.


    "Schicke Hütte, wäre mir aber zu beengt." Allein dieser Garten. Zwei Gärten hintereinander! "Und ihr wohnt hier echt nur zu zweit?"


    Ein Pfau spazierte auch noch herum, als sei es die normalste Sache der Welt.


    "Von einem Lurco hatte Scato geschrieben. Du bist der Lupercus, nicht war? Einer von den Auspeitschern, das würde ich ja zu gern auch mal machen. Einfach sinnlos Leute verdreschen und dabei nackt mit irrem Lachen durch die Gegend rennen."

    Fango trug höflich den Helm unter den Arm geklemmt und musterte den Mann interessiert.

    "Salve! Iullus Iunianus Fango ist mein Name."


    Sicher ein Kamerad von Scato, der gerade zu Besuch war. Das bot sich ja an bei der Riesenbude, hier dauernd irgendwelche Feiern und Besäufnisse abzuhalten, kaum dass mal dienstfrei war.


    "Ich möchte Scato besuchen. Mir wurde geschrieben, dass er hier wohnt."

    <<< RE: Porta - Eingang der Villa


    Eigentlich war Fango in Rom, weil sein Onkel Stilo ihn adoptieren wollte. Nur deswegen durfte Fango als Tiro die Eskorte nach Rom begleiten und seine Verwandten vor Ort besuchen, so war das mit den Offizieren vereinbart. Aus ihrem gelegentlichen Briefverkehr wusste Fango, dass Scato inzwischen ein eigenes Haus besaß und Stilo hier zu Gast sein sollte. Angeblich hatte Scato sich ein wenig Sold beiseitegelegt und das Haus gekauft, weil es gerade günstig im Angebot war. Netter Witz, Fango hatte auch einige auf Lager. Guter Dinge klopfte er an die Porta.

    Von Augusta Vindelicorum aus ging es über die Alpen nach Placentia.


    Fango fiel jeden Abend wie ein Stein in sein Bett. Er war dankbar dafür, dass Calenus sie in diversen Unterkünften nächtigen ließ, so dass sie nicht auch noch ein Lager aufbauen mussten. Nach etwa der Hälfte der Strecke war daraus ein Stein geworden, der zum Steinerweichen jammernd in sein Bett fiel, weil ihm alles weh tat, was nach solch einem Ritt nur wehtun konnte. Fango verbrauchte seine Heilsalbe und schnorrte anschließend bei den Kameraden. Als er es mit dem Gejammer übertrieb, bekam er von den älteren Equites aus der Legio einen Anschiss. Schmollend verkroch er sich daraufhin unter der Decke. Nur Tisander bewies wie immer eine unglaubliche Geduld mit dem Nervenbündel, das gelegentlich zu einem Nerv-Bündel mutierte. Der Kamerad war Fango sehr ans Herz gewachsen. Und wenn auch die älteren, bissigen Equites nicht dazu geeignet waren, Fangos Zuneigung zu wecken, so galt dies umso mehr seinem Freund.


    Der letzte Streckenabschnitt war der von Placentia nach Roma.


    Fango begann, sich an den Schmerz zu gewöhnen, so lange sie ritten. Es war nicht so, dass der Schmerz geringer wurde, aber er lernte, ihn zu akzeptieren, ohne ihn ständig zu kommentieren. Als die Stadtmauer endlich in Sicht kam, würde er den kalten Stein, der eine Pause vom Leid versprach, am liebsten geknutscht haben!


    RE: Am Stadttor >>

    Fango grüßte zurück, als seine beiden Ausbilder grüßten und Ocella ihnen zunickte, wobei Fango bei Letzterem auch ein wenig grinste, aber nur ganz wenig. Er freute sich auf den Ritt und sein Scheckenpferdchen wohl ebenso, denn es blähte mit aufgerissenen Augen die Nüstern und schnaubte weißen Dampf. Ansonsten blieb es vorbildlich ruhig, trippelte nicht und machte seinem unerfahrenen Reiter nicht das Leben schwer. Fango klopfte das Tier, nachdem die Turma vorbeigeritten war und warf Andriscus und Tisander einen Blick zu. Es konnte losgehen. Nur der aufgeregte Calenus tat Fango irgendwie leid. Dafür war er umso mehr auf den Subpraefectus gespannt, den sie eskortieren konnten. Den Subpraefectus eskortieren! Das hörte sich gut an.

    Bei den Göttern! Fango trat sofort zur Seite und blickte zu Boden. "Verzeihung!"


    Er war dermaßen verunsichert gewesen von dem Gekreisch, dass er nicht auf die Formalitäten geachtet hatte. Ganz bestimmt hatte er weder den Duplicarius noch den Decurio beleidigen oder ihnen etwas beweisen wollen. Zwar war er manchmal ein kleiner Angeber, aber doch nicht gegenüber Vorgesetzten! Fango schämte sich und sein Kopf glühte wie ein brennendes Stück Kohle.

    Fango hatte die Hand auf die Klinke gelegt, als die erste, etwas kümmerliche Aufforderung zum Eintreten erklang. Der darauffolgende Schrei sorgte dafür, dass er zusammenfuhr, als hätte er sich an der Klinke verbrannt. Unmittelbar darauf folgte erneut die Aufforderung zum Eintreten.


    "Meine Nerven", stöhnte Fango leise. "Salve, Duplicarius und salve, Tissi! Ja, ich hoffe doch, dass nicht irgendwas dazwischengekommen ist!" Argwöhnisch musterte er die Tür, als hätte sie den Schrei abgesondert. Diesen Calenus kannte er noch nicht. Er wartete, bis Tisander und Andriscus sich sortiert hatten, dann holte er tief Luft, drückte die Klinke ein zweites Mal und trat ein.


    "SALVE, Decurio!", blaffte er so soldatisch, wie er nur konnte, um klarzustellen, dass ihn das hysterische Geschrei nicht vermocht hatte, außer Fassung zu bringen, was nicht ganz den Tatsachen entsprach. Sein Salut war ausgesprochen zackig. "Tiro Iunianus Fango meldet sich bereit für den Ritt!"


    Oder sagte man in dem Fall marschbereit? Zu reiten war einerseits kein marschieren ... aber bereit für den Ritt klang irgendwie unanständig.

    <<< RE: Tirones bei der Ausbildung


    Für den nächsten Morgen bereitete Fango alles vor, damit es keine unnötige Hektik gab. So legte er nicht nur all seine Sachen und Ausrüstungsgegenstände bereit und schaute noch mal nach seinem Pferd, sondern bereitete auch schon alles für das Frühstück vor. Außerdem rasierte er sich noch mal, damit er das morgen nicht mehr machen musste.


    "Was machst du eigentlich die ganze Zeit?", wunderte Alwin sich, weil Fango keine Anstalten machte, mit Dienstlichkeiten aufzuhören und sich zum Rest der Truppe an den Tisch zu setzen, um noch zu plaudern und zu würfeln.


    Fango senkte das Rasiermesser und den Handspiegel. "Ich werde auf eine lange und gefährliche Reise gehen."


    "Ach." Alwin bekam große Augen.


    Fango nickte düster. "Wir wissen nicht, was uns erwartet. Es kann sein, dass wir nicht zurückkehren ... und ich bin nicht mal dazu gekommen, mein Testament zu verfassen." Einen Moment herrschte schweigende Bestürzung, ehe Fango lachte und den Kopf schüttelte. "Nur eine Eskorte, Mann! Wir holen den Subpraefectus aus Rom ab, ein ganz geschmeidiger Ritt. Sonst würden sie keine Tirones mitnehmen, oder?"


    "Tirones? Plural?"


    "Jap, Tissi ist auch dabei. Ich wäre euch verbunden, wenn Zisis heute mal mit Schnarchen warten könnte, bis wir eingeschlafen sind."


    Alwin blickte Zisimos an, der an einer seiner Filzsträhnen herumfilzte, die offenbar anstalten machte, sich aufzudröseln. "Zisimos?"


    "Hm?"


    "Kannst du mit Schnarchen warten, bis alle eingeschlafen sind."


    "Ich schnarche nicht! Das bist du!"


    Alwin verdrehte die Augen. Die Diskussion war so alt wie dieses Contubernium. Wie sollte man einem Schnarcher beweisen, dass er es war, der jede Nacht für ohrenbetäubenden Lärm sorgte? Als Fango sich später in sein Bett kuschelte, war Zisimos aber dennoch so freundlich, noch an seinen Haaren herumzufilzen, sodass er ohne Lärmbelästigung bald einschlief.


    RE: Officium Decurio Paullus Equitius Calenus NPC >>>

    Der Decurio sah richtig, denn kaum hatte Fango sich von ihm abgewandt, spaltete ein breites Grinsen das Gesicht des Tiros.


    "Unsere erste Missio, Tissi! Irgendwer meint es gut mit uns. Pack dir warme Klamotten ein und ein paar Spielwürfel."


    Die beiden begaben sich zu den Baracken, um alles vorzubereiten. Heute würden sie sich besonders zeitig schlafen legen, noch bevor Zisimos anfing zu schnarchen, damit sie gut einschliefen. Zumindest war das Fangos Plan.


    RE: Ausbildungsturma Ala II Numidia >>>

    Auf die Frage, ob es ihm nicht beigebracht worden war, schwieg Fango, weil er sonst seinen Ausbilder damit bloßgestellt hätte. Zudem war die Frage vermutlich rhetorisch. Vielleicht war es ihnen sogar beigebracht worden und Fango hatte nur nicht zugehört? So ahmte er Tisander nach, meinte aber, dass der die Einheit vermutlich vergessen hatte zu erwähnen und ergänzte diese:


    "Decurio Germanicus Varro, Tiro Iunianus Fango der Ausbildungsturma der Ala II Numidia ... meldet sich wie befohlen."


    Es klang komisch, von sich selbst in der dritten Person zu sprechen. Als wäre man außerhalb seines Körpers.