Beiträge von Charislaus

    Mitten in der Nacht, jedenfalls bei völliger Dunkelheit, klopfte es an der Tür. Charislaus nahm sich eine der Öllampen und trat an die Tür. Er öffnete sie einen Spalt und schaute nach draußen. Er beleuchtete einen Mann mit einem Pferd. Charislaus betrachtete kurz dass Tier, ein Pferd bedeutete dass sein Besitzer angesehen und reich war. Viele noble Besucher waren in letzter Zeit in der Casa Leonis eingekehrt.


    "Salve, mein Name ist Charislaus und ich bin Sklave von Manius Purgitius Lurco, einem der Herren dieses Hauses. Wer bist Du und was führt Dich zu so später Stunde zur Casa Leonis? Wem soll ich meinen Herren melden?", fragte Charislaus freundlich.

    Charislaus stand auf und ging Terpander hinterher. Der Mann war verkniffener als die Muscheln im Fluss! Chari stapfte Terpander hinterher und hielt den Spartaner am Arm fest.


    "So jetzt mal langsam mit Dir. Was ist das für ein Verhalten, aufzuspringen wegen einigen Worten und davon zu laufen? Du hörst scheinbar aus ganzen Gesprächen nur das heraus, was Du hören möchtest. Ich habe weitaus mehr über Dich gesagt. Aber Terpander, horche mal in Dich hinein. Wenn Du derart erbost über die Worte bist, ist wohl ein Stück Wahrheit dran. Warum sage ich Dir sowas? Um Dich zu verletzten? Nein, davon habe ich nichts. Ich bin hergekommen, weil ich Dich mag und Dir beistehen wollte, wo es sonst keiner macht. Vielleicht solltest Du mal überlegen warum. Es ist nicht gerade ratsam, alle und jeden vor das Schienenbein zu treten.


    Ob ich Dich für einen Trottel halte? Nein, ich nicht. Hältst Du Dich selbst für einen in Bezug auf Viridomarus? Der Mann mag fett sein, aber er ist auch eine Spinne. Natürlich nicht wirklich. Er mag es wenn man ihn hofiert, wenn man gehorsam ist und ich weiß, dass er seine Dienerschar dabei hat. Allerdings weiß ich ebenso, dass er völlig anders reagieren kann, als der gute Herr der er ist, wenn man gehorcht. Wie eine Spinne kann auch er sehr giftig beißen. Du bist kein Trottel, nur weil Viridomarus Dich hereingelegt oder ausgetrickst hat.


    Und Du sollst nicht aufhören von Dir zu erzählen, Du sollst nur aufhören Dich hängen zu lassen! Ist das derart schwer zu verstehen? Du kämpfst scheinbar für jeden, nur nicht für Dich selbst. Und Du kannst froh sein, dass ich Dich massiert habe. Ich habe doch genau gespürt, wie wohltuend meine Massage für Dich war. Ehre, es geht hier nicht um Ehre Terpander! Also rede Dich da nicht heraus mit Ehre. Es geht schlichtweg um Dich und mich. Ich wollte Dir beistehen wegen Deiner verlorenen Freundin.


    Du und ich Terpander, wir beide sind hier in diesem Haus Sklaven. Und wenn Du keine Worte verträgst, die Dir beistehen wollten und Dich sogar aufmuntern wollten, dann solltest Du mal darüber nachdenken warum das so ist. Jetzt kannst Du gerne weglaufen. Ich gehe auch wieder an die Arbeit", sagte Charislaus und gab den alten Griechen wieder frei, um ins Haus zurück zu kehren.

    Charislaus führte Stilo aus dem Hortus hinein in die Casa Leonis und in eines der schönen Gästezimmer. Das Haus war nicht nur groß genug, dass sogar die Sklaven ein eigenes Zimmer besaßen, es hatte auch genügend Raum für Gästezimmer die geschmack- und liebevoll eingerichtet waren. Wer Gast in der Casa Leonis war, war willkommen und dies sollte der ehrenwerte Gast auch an der Art seiner Unterbringung spüren.


    Chari gab Stilo einen Moment Zeit, sich im Zimmer umzuschauen, ehe er Wasser holen ging um mit seinem Werk zu beginnen. Der junge Sklave freute sich stets, wenn er sein Können demonstrieren durfte und dabei jemandem etwas Gutes tat. Heute kam Stilo in den Genuss seines Könnens. Kaum hatte Charislaus Wasser und die benötigten Utensilien geholt, da ging die Pflege auch schon los.


    Stilo wurde gewaschen, seine Achseln und Beine wurden mit Wachs von den Haaren befreit, danach wurden seine Augenbrauen in Form gezupft. Es folgte das Zähneputzen und die Haarwäsche, ebenso wurde ihm das Haar gelegt. Nachdem Stilo komplett gereinigt und an den richtigen Stellen enthaart worden war, ging Charislaus zum gemütlichen Teil der Behandlung über. Stilo durfte es sich der Länge nach bequem machen und wurde von Charislaus von Kopf bis Fuß massiert. Im Anschluss wurde Scatos und Fangos Onkel mit Salben und Ölen eingerieben, so dass er nicht nur angenehm duftete, sondern sich seine Haut auf wunderbar weich und geschmeidig anfühlte.


    Charislaus stellte neben dem rundum gepflegten Stilo einen Krug und Becher mit gekühltem Rosenwasser bereit, ebenso einen Teller mit kleinen erlesenen Speisen, falls er während der entspannenden Ruhe einen Schluck trinken oder einen Happen essen wollte. Glücklich und sehr zufrieden mit seinem Werk verließ Charislaus im Anschluss das Zimmer, so dass Stilo wohlig entspannen konnte.

    Charislaus hörte den Ruf seines Herrn und eilte sofort in den Garten. Wie er mitbekommen hatte, hatten sie einen weiteren Gast. Als er endlich im Garten ankam, sah er schon das Dilemma. Der Mann war nur noch ein Schatten seiner selbst. Staubig von der Straße, abgekämpft und sichtlich erschöpft sah er aus und dennoch strahlte sein Gesicht voller Glück. Terpander würde diese Gegensätze niemals begreifen.


    Er war zu sehr Spartaner um überhaupt so etwas wie Erschöpfung zu zeigen. Ständig strahlte er Vitalität und Kampfeswillen aus, aber Chari hatte ihn auch schon anders gesehen. Es hatte ihm weh getan, einen Krieger wie Terpander dort so ohne jede Hoffnung hocken zu sehen. Sein Rat und seine Aufmunterung gingen ins Leere. Terpander verstand seine Weltsicht nicht, aber das musste der Mann auch nicht. Wer war Charislaus schon? Er war trotz seines Standes behütet aufgewachsen, war fleißig und folgsam und hatte ein gutes Leben. Kein Herr war je schlecht zu ihm gewesen.


    Terpander hatte sicher Dinge gesehen, die er sich nicht einmal vorstellen konnte. Grauen für die er keinen Namen hatte. Deshalb verurteilte er den alten Griesgram nicht, sondern versuchte ihn zu ergänzen. Aber heute ging es nicht um Terpander, sondern um den Gast.


    Man musste Charislaus nicht auf Arbeit hinweisen, er sah wo Arbeit angebracht war und dieser Mann war eine Baustelle, die ganz dringend seiner Hilfe bedurfte. Chari war selbstverständlich zur Stelle. Nach seiner Behandlung war der Mann wieder vorzeigbar und würde sich so ausgeruht und erfrischt fühlen, wie schon lange nicht mehr.


    "Herr, ich stehe zu Deinen Diensten. Ich vermute ich soll unseren ehrenwerten Gast vom Staub der Straße befreien und ihn mit einer Massage entspannen?", fragte Chari und schaute von Lurco zu Stilo.

    "Warum sollte ich denn am Blut lecken? Was meinst Du damit, ist das ein Brauch bei Euch? Es ist besser sich von Brot zu ernähren als zu hungern Terpander. Weißt Du ich vermute Du hast die kleinen Freuden noch gar nicht versucht. Du hast kein Blick für sie, Du übersiehst sie. Du erwartest Großes und Größeres. Aber manchmal findet man das Glück nicht als gewaltige Portion Fleisch, sondern in kleinen Brotkrumen und muss es aufklauben. Das heißt Du musst Dich dafür bücken, es ist mühseelig. Aber suchst Du das Glück, dann ist es Dir die Mühe wert. Du versinkst gerade ins Selbstmitleid Terpander und das als Spartaner. Ihr seid Krieger und bekannt für Eure harte und unnachgiebige Art. So kenne ich Dich nicht und ich habe Dich immer als einen starken Mann eingeschätzt, stark im Körper und Geist und vor allem im Willen. Bist Du da, fühle ich mich sicher und beschützt. Ich habe das Gefühl, Du weißt für fast alles eine Lösung. Und jetzt redest Du, als müsste ich sie Dir liefern. Nun muss es so sein Terpander, dann versuche ich es. Aber ob mir das gelingt?


    Ich stamme aus Rom, also ich wurde in Rom geboren. Meine Mutter war Sklavin, genau wie ihre Mutter davor. Mein Vater ist mir nicht bekannt, wer immer er gewesen sein mag. Ich kenne nur dieses Leben und nicht alle Herren sind schlecht. Die meisten sind sogar sehr gut, man muss sie nur verstehen und zu nehmen wissen Terpander. Der fette Viridomarus hat Dich eingefangen? Wie hat er Dich denn bekommen? Das muss ein Bild für die Götter gewesen sein, warst Du fußlahm an dem Tag? Entschuldige, aber Du veralberst mich doch oder? Viridomarus hat Dich eingefangen? Wie hat er Dich überhaupt eingeholt? Und Du sagst fett, stell Dir vor er hätte es gehört. Was glaubst Du wie geschmeichelt er wäre, dass Du ihn nicht nur als dick, sondern sogar als fett empfindest", grinste Charislaus über beide Ohren.


    Terpander war ein einziges Rätsel, aber er hatte Humor.

    Charislaus spürte wie Terpanders Muskeln arbeiteten, genauso unruhig schien der Geist des alten Griechen zu sein.


    "Es ist nicht möglich, dass Dich nichts erfreut. So etwas darf nicht sein. Natürlich können wir nicht das große Glück erwarten, aber kannst Du denn kein Glück in kleinen Dingen empfinden? In einem warmen Tag? Einem guten Essen? Einem Dach über dem Kopf? Einem gütigen Herrn?


    Das Du Dein altes Leben vermisst, glaube ich Dir. Wer hat Dich verschleppt und wie lange ist dies her? Die Christen sind seltsame Menschen Terpander. Dass was andere sonst einander antun, tun sie sich selbst an. Und sie möchten, dass die ganze Welt mit ihnen leidet. Es ist eine Religion ohne Freude. Hätten die Götter gewollt, das wir keine Freude empfinden können, dann hätten sie uns die Freude nicht geschenkt. Ich verstehe ihre Einstellung nicht Terpander. Ich möchte es auch gar nicht. Sie sprechen von Nächstenliebe und alles was sie verbreiten ist Hass und Selbsthass.


    Terpander glaube mir, ich bin lebendig. Vermutlich sogar lebendiger als Du. Denn alles was Du zur Zeit tust, ist Dich selbst zu bedauern, anstatt zu leben. Warum lässt Du Dich dermaßen herunterziehen? Dinge die Du nicht beeinflussen kannst, musst Du hinnehmen. Nimmst Du sie nicht hin, erreichst Du nur Leid. Du schadest Dir selbst und dennoch wirst Du nichts ändern. Also ändere Deine Einstellung. Was soll ich Dir sonst empfehlen? Möchtest Du die ganze Zeit um Deine verlorene Freundin trauern? Sie ist fort Terpander, Du bist noch hier. Du bist gesund, stark, gutaussehend und noch nicht zu alt, um erneut Ausschau zu halten. Du verschwendest Deine eigene Zeit mit Trübsal blasen. Bedenke mal das.


    Ja ich wurde als Sklave geboren Terpander, da hast Du Recht. Aber deshalb muss meine Einstellung nicht falsch sein. Schau wer von uns beiden kommt leichter durch das Leben?

    Du, der Du so kopflastig bist, dass es Dich zu Boden zieht? Oder ich, der sich nicht alles zu Herzen nimmt oder den Kopf zu labern lässt?


    So verspannt wie Du in Deinen Muskeln bist Terpander, so verknotet sind auch Deine Gedanken. Du musst lernen locker zu lassen. Nur so wirst Du wieder zu Deiner Zufriedenheit zurück finden. Du bist ein guter Mann Terpander, sei nicht Dein eigener Feind.


    Magst Du mir erzählen, wer Du einst gewesen bist? Und woher aus Griechenland Du stammst?", fragte Charislaus freundlich.

    Charislaus massierte Terpander weiter und freute sich, dass dieser die Tunika ablegte. Hieß dass doch, dass dieser die Massage durch und durch genoss.


    "Das was es sein könnte oder sollte ist es nie Terpander. Weder für die höchsten Herren, noch für die niedersten Sklaven. Du kannst Dich nach besten Wissen und Gewissen bemühen. So soll es auch sein, aber Du solltest ebenso mit dem zufrieden zu sein, was Du hast. Schau Du kannst Dich schlecht fühlen, wenn Du Dir aufzählst, was Du alles vermisst. Du kannst Dich aber auch gut fühlen, wenn Du Dir aufzählst was Du alles hast. Du wirst immer jemanden finden, dem es besser geht als Dir und natürlich jemanden dem es schlechter geht. Dadurch hast Du weder gewonnen noch verloren. Betrachte Dich und Dein Leben. Was gefällt Dir daran? Was macht Dich glücklich? Dies zu sehen und festzuhalten bist Du Dir selbst schuldig.


    Natürlich gibt es auch Dinge die ich vermisse, aber was nützt es mir, wenn ich den Dingen nachtrauere? Erhalte ich sie dadurch? Nein. Das Einzige was ich erhalte, wenn ich darüber nachdenke ist schlechte Laune. Wozu sollte ich mir die selbst verschaffen? Das Leben ist nicht einfach, fair oder leicht Terpander. Dass muss ich Dir nicht sagen, Du weißt mehr als ich und hast mehr gesehen und erlebt. Nur leider hast Du im Moment einen falschen Blick auf das Leben. Versuch es mal von meiner Seite aus, nur ein kleines bisschen.


    Ich selbst kann es auch nicht immer von der Seite sehen, aber ich bemühe mich", antwortete Charislaus dem alten Griechen freundlich und massierte ihn fester. Er spürte die Muskeln unter der Haut von Terpander und fragte sich, woher ein Sklave solche Muskeln haben konnte. Aber er fragte es nicht offen, so wahnsinnig und fröhlich war er nun auch nicht.

    "Doch Herr, dieser Aufgabe komme ich sogar gerade nach. Ich schaue nach jedem Gast, ob alles zu seiner Zufriedenheit ist. Niemand soll Grund zu Klage haben. Dann lasse ich Euch mit Eurem Buch und dem Wein allein. einen angenehmen Abend wünsche ich Dir", verabschiedete sich Charislaus freundlich und verließ wieder den Garten.


    Gut gelaunt kehrte er zu Terpander in den lallenden Löwen zurück.

    Vielleicht? Sollte Charislaus entscheiden was der ehrenwerte Gast zu trinken wünschte? Oder war sich Crispus noch nicht ganz sicher? Nun er würde ihm einen Würzwein bringen, falls ihn die Lust bis dato darauf verlassen hatte, konnte er das Getränk stehen lassen. Für einen Tribun der Urbaner war der Mann wirklich nicht sehr aufmerksam. Er hatte doch erklärt, dass er noch nichts Genaues wusste.


    Möglicherweise war er auch abgespannt und müde, er hatte die ganze Zeit im kalten Hof verbracht und... ja was hatte Crispus hier eigentlich getan? Er hatte ein Buch dabei, stand aber. Wer bei den Göttern las im Stehen? Charislaus musterte den Gast von oben bis unten. Ob er vielleicht einen verspannten Rücken hatte, der ihm das Sitzen erschwerte und Linderung in der Kühle suchte? Sowas konnte ihm der Mann doch sagen!


    "Warum liest Du im Stehen, hier in der Kälte? Kannst Du Dich nicht beschwerdefrei hinsetzen Herr? Suchst Du Linderung in der Kühle? Ich hole Dir erstmal ein wunderbares Heißgetränk zum Aufwärmen und wenn Du möchtest kümmern wir uns dann um Deinen Rücken. Falls Du Beschwerden hast. Wer von den Herren verstorben ist, weiß ich noch nicht. Nichts genaues ist mir bekannt. Aber sobald ich etwas weiß, lasse ich Dich an meinem Wissen teilhaben", lächelte Charislaus freundlich.


    Chari verschwand wieder im Haus und begab sich in die direkt angrenzende Taberne "den Lallenden Löwen" um direkt einen warmen Würzwein für Crispus bereit stellen zu können. Einige Augenblicke später war er wieder im Garten mit dem gewünschten Getränk.


    "Der gewünschte Würzwein für Dich", erklärte Charislaus freundlich und reichte Crispus einen großen Becher.

    "Das kann ich Dir noch nicht genau sagen Herr, aber ich vermute so wie sie schauen Häuser, Grundstücke, Sklaven. Du weißt schon, das Übliche halt. Eigentlich wollte ich nur etwas mit Dir plaudern, um zu schauen ob Du alles hast was Du benötigst. Es wäre nicht recht, wenn Du Dir selbst überlassen hier herumgeistern musst, nicht wahr? Drum bin ich hier und schaue ob alles zu Deiner Zufriedenheit ist und dachte ich halte Dich ein wenig auf dem Laufenden. Vielleicht doch ein Getränk?", schlug Chari freundlich vor.

    Charislaus trat einen Moment später hinaus, um zu schauen ob mit dem hohen Gast alles in Ordnung war oder ob dieser vielleicht etwas benötigte. Der Vorgesetzte seiner Herren hatte ein Buch in der Hand und schaute gen Himmel. Charislaus räusperte sich, da er sich bemerktbar machen wollte, damit er Crispus nicht erschreckte.


    "Salve Herr, ich hoffe es ist alles in Ordnung und zu Deiner Zufriedenheit? Wünschst Du etwas? Und darf ich fragen, was Du dort beobachtest?", fragte Charislaus freundlich.


    "Herr wusstest Du, dass mein Herr zum Erbverwalter gegangen ist? In letzter Zeit ist hier viel im Haus geschehen. Zwei Trauerfälle. Die Herren Lurco und Scato haben den Verlust von Verwandten zu betrauern.


    Die Herren werden gewiss etwas erben. Ich hoffe dass ich dann weiterhin hier dienen darf. Und dass sie vielleicht ein wenig expandieren, so dass ich mit meinen Fähigkeiten dienen darf. Weißt Du, nicht nur als Bedienung in der Taberna. Dort könnte in der Nähe auch eine Liege stehen, wo es neben den Gerichten auch Massagen im Angebot gibt.


    Für unsere Taberna habe ich einige der alten Gerichte aus dem alten Fundus von Viridomarus aufgeschrieben. So könnten wir einige besondere Speisen anbieten. Möchtest Du etwas essen oder trinken?", bot Charislaus an.

    "Das ist sehr freundlich von Dir", antwortete Charislaus geradezu triefend vor Liebenswürdigkeit. Nach den Worten eilte er in die Küche um dort Wasser aufzusetzen. Es dauerte nicht lange, da kam Chari wieder und füllte Eimer um Eimer in das kleine Bad, dass der Reinigung diente. Sorgfältig prüfte er die Temperatur mit der Hand. Schließlich wollte er Ravilla baden und nicht kochen.


    Einen Eimer warmen Wassers ließ er bewusst neben dem Bad stehen, damit er den Gast zusätzlich reinigen konnte. Behutsam begann er Ravilla zu entkleiden und legte die Wäsche ordentlich zusammen. Diese benötige genau wie ihr Herr eine gründliche Reinigung. Charislaus deutete in das Bad und fasste Ravilla bei der Hand, damit er problemlos hineinsteigen konnte. Kaum dass der Gast im Bad saß, drückte Charislaus ihn sanft aber bestimmt in eine leicht liegende Position und lächelte ihn freundlich von oben herab an.


    Ravilla bekam einen Wimpernschlag später zu spüren, wozu der Eimer Wasser neben dem Bad stehen geblieben war. Charislaus übergoss ihn vorsichtig damit, so dass auch Kopf und Haare vom Wasser erfasst wurden. Der junge Sklave nahm einen Badeschwamm zur Hand und lächelte liebenswürdig.


    "Keine Angst Herr, dies ist ein Badeschwamm getränkt mit reinigenden, wohltuenden und entspannenden Ölen und kein Xylospongium", erklärte er respektvoll und tauchte den Schwamm ins warme Wasser.


    Charislaus drückte den Schwamm gut gelaunt über dem Kopf von Ravilla aus und reinigte zuerst dessen Haar vom Straßenstaub und Schweiß, damit er sich wieder unter die Bevölkerung Roms wagen konnte. Jedenfalls sobald er mit ihm fertig war. Danach wusch er den Mann von oben nach unten sauber und schrubbte ihn ordentlich ab, um die Durchblutung anzuregen. Nachdem Ravilla vom Schmutz befreit war, half ihm Charislaus aus der Wanne und hüllte ihn in weiche Tücher, um ihn abzutrocknen und auf einen Stuhl zu drapieren.


    Nun galt es aus Ravilla wieder eine ansehnliche Person zu formen. Dem Gast wurden die Achseln, Beine, Genitalien und der Rest des Körpers bis auf das Kopfhaar mit Wachs und Pinzette enthaart, ebenso wurden seine Augenbrauen in Form gezupft. Bei der Enthaarung war Charislaus sehr genau, geradezu akribisch und hatte große Mühe, seine Genugtuung zu verbergen. Es folgte das Zähneputzen und die Haarpflege, ehe Ravilla auf die Liege geführt wurde.


    Charislaus packte Ravilla bäuchlings auf die Liege und rieb ihn mit warmen, duftenden Ölen ein. Und dann begann er diesen frechen Flegel zu massieren. Und wie Charislaus ihn massierte, so als gäbe es keinen Morgen. Mehr noch als hinge sein Leben davon ab, derart wurde Ravilla massiert. Jede noch so kleine Verspannung kneteten und walkten die flinken, geschickten Finger von Charislaus aus seinem Leib. Von Kopf bis Fuß, sogar die Finger und Zehen wurden dermaßen bearbeitet, dass sich Ravilla fast körperlos fühlte. Nichts schmerzte, nichts zeugte mehr von einer Verspannung oder auch nur einer Anspannung.


    Als Charislaus mit ihm fertig war, war er sauber wie frisch gefallener Schnee und derart entspannt, wie er es kaum für möglich gehalten hatte.


    Chari deckte ihn mit einem warmen Leinentuch zu und strich ihm noch einmal über den Rücken.

    "Ruhe Dich schön aus", säuselte er freundlich.




    Sim-Off:

    Die Rache an Ravilla von Chari :D

    Chari verbeugte sich formvollendet und machte eine einladende Geste.


    "Wenn Du mir bitte folgen würdest Herr", bat Charislaus mit allem gebotenen Respekt und gab den Weg zum Bad vor.


    Charislaus ging fest davon aus, dass der Gast ihm folgen würde. Hier würde er den Herrn ein wohlig warmes Bad einlassen, ihn reinigen und dann wie es sich gehörte Rasieren und Frisieren. Nach der Grundreinigung würde die Massage folgen, wo er den Gast des Hauses mit wohltuenden Ölen in eine Entspannung versetzten würde, die er noch nicht erlebt hatte. Er würde diesen Mann bis in die kleinste Fingerspitze massieren, soviel stand fest.


    "Herr? Bist Du soweit?", erkundigte sich Chari charmant.

    Chari lächelte honigsüß und verneigte sich voller Vorfreude vor Ravilla. Er würde diesen Herrn in Grund und Boden massieren. Dieser ungehobelte Klotz würde vor Entspannung überhaupt nicht mehr wissen, wo ihm der Kopf stand. Da wollte er nur helfen und dann das. Ravilla hatte den Massagehandschuh geworfen! Charislaus war bereit ihn aufzuheben und das tat er auch.


    "Selbstverständlich, alles zu Deiner Zufriedenheit. Terpander? Soll ich umgehend beginnen?", fragte Chari dienstbeflissen.

    Charislaus schaute noch einmal ob auch alles zu Cirspus Zufriedenheit war. Der Gast war warum und weich eingewickelt und wünschte zu schlafen. Chari nickte, räumte seine Sachen zusammen und zog sich leise zurück, um Cirspus nicht zu stören. Zuerst brachte er die Utensilien wie es sich gehörte auf sein Zimmer. Dann machte er sich gleich auf den Weg um Lurco freundlich daran zu erinnern, nach dem Haus von Viridomarus zu fragen.

    "So einer bist Du also! Über mich beschweren willst Du Dich, weil ich Dir bei nächtlicher Stunde das Haus öffnete? Oh dafür hätte ich Strafe verdient. Und meinen Herrn Scato wünscht Du zu sprechen? Vielleicht bist Du einer der gedungenen Mordbuben mit diesem dort als Verstärkung. Na warte nur", drohte Charislaus und lief schnell in das Haus.


    "TERPANDER! TERPANDER komm schnell im Haus steht ein Eindringling! Er will was von Scato! Behauptet ein Herr zu sein. Leider habe ich ihn dummerweise hineingelassen. Er schaut schrecklich aus und ich drohte ihm eine Behandlung an. Hilf mir!", fehlte Chari in einer unziemlichen Lautstärke in der Nacht. Er hoffte Terpander würde ihm beistehen. Da hatte er sich ja was eingebrockt und seinem Herrn Scato gleich mit.

    "Du wirkst sichtlich entspannt Herr, das freut mich. Ich hoffe die Massagen tun Dir gut und Du fühlst Dich wohl und gestärkt. Nunja mein alter Herr liebte es farbenfroh und reichlich dekoriert. Natürlich ist jeder Geschmack anders, da hast Du völlig Recht. Was das Haus kosten wird, das kann ich Dir leider nicht sagen. Von solchen Dingen habe ich keine Ahnung. Aber wie ich versprach, werde ich meinen Herrn nochmal an das Haus für Dich erinnern. Auch Sorgen solltest Du für Deinen Magen meiden. Drum sei unbesorgt, ich erinnere gleich im Anschluss an die Massage meinen Herrn. Du musst Dich um nichts kümmern. Nur entspannen und ausruhen, dass ist genauso wichtig wie die Massage selbst. Damit sich alles im Körper neu ordnen und setzen kann", erklärte Charislaus.


    Sanft massierte er noch einige Minuten weiter, dann ließ Chari die Massage ganz behutsam ausklingen und hüllte Crispus in die warmen Tücher, um sie ordentlich festzustopfen. Der Gast durfte sich nach der Behandlung nicht verkühlen.


    "Möchtest Du, dass ich Dich nach einer bestimmten Zeit wecke, oder möchtest Du durchschlafen Herr?", erkundige er sich respektvoll und dienstbeflissen.

    "Ja dies ist das Haus von Sisenna Iunius Scato und Manius Purgitius Lurco, beides werte Urbaner. Herr Du siehst schrecklich aus, Deine Augenringe reichen bis zu Deinen Knöcheln. Tritt bitte ein und folge mir. Aber sei gewarnt, wenn mein Herr Scato Dich nicht kennt und Du eine Lügenzunge bist, wird der Wächter dieses Hauses Dich holen", warnte Charislaus und verschwiegt, dass es sich dabei um einen Pfau handelte.


    "Meinen Herrn habe ich nichts gekostet, ich war ein Geschenk des edlen Viridomarus, Besitzer des Duften Viri. Bekannt über Rom und die Märkte hinaus für seine edlen Düfte, Mode und die angebotenen Schönheitsbehandlungen. Mein Können wir hier im Haus und im Lallenden Löwen benötigt, neben dem Majordumus arbeite ich. Also wir arbeiten gemeinsam", erklärte Chari und hoffte dadurch etwas abschreckend zu wirken, falls dies ein Strauchdieb war.