Anscheinend war Saturninus ein Charmeur, denn er brachte mich direkt zum Erröten. Ich wusste selbst, dass ich nicht die schönste Frau weit und breit war, aber so ein Kompliment tat wirklich gut. Die haarsträubende Keltengeschichte ignorierte ich, da ihr Gesprächspartner wohl ein Geschichtenerzähler mit flinker Zunge war.
"Nunja nicht direkt...ich war eigentlich auf der Suche nach einer neuen Ornatrix für unseren Haushalt. Die aktuelle Sklavin ist schon alt und es wird Zeit, dass sie ihr Wissen weitergibt."
Ich stellte zufrieden fest, dass der hoch bietende Sklave anscheinend aus dem Rennen ausschied. Ob er letztlich nur uns hoch bieten wollte um es uns zu zeigen? Nunja, jetzt war der Handel ja nur noch eine Formalität.
"Leider kenne ich mich mit Ornatrices nicht aus.", bedauerte ich. Wenn meine Cousine auf Reisen ging, nahm sie sie immer mit, daher hatte ich die furischen Kosmetik- und Haarkünstlerinnen kaum zu Gesicht bekommen.
Da errötete die Annaea auch schon allerliebst wegen meines Kompliments, und schon deswegen hätte ich Lust gehabt, ihr eine zu schenken:
"Wenn sie aber ohnehin lernen soll, würde es vielleicht auch ein einfaches junges Mädchen mit einer guten Auffassungsgabe, das Lust dazu hat, tun."
Ich ging auch bei Sklaven davon aus, dass sie gut machten, was sie gerne machten.
"Du scheinst, im Gegensatz zu mir, keine guten Erfahrungen mit den Leuten aus dem Norden zu haben. Vielleicht habe ich aber auch einfach den Vorteil persönlicher Erfahrungen, als ich dort war."
Es scheint glücklicherweise keine weiteren Gebote zu geben, denn meine Ersparnisse würden durch diesen kauf sehr angegriffen werden und ich möchte ungern bei Florus Minor um einen Kredit bitten wollen.
Ich warf Annaeus Vindex einen Blick zu: " Offen gesagt habe ich keine Erfahrungen mit den Leuten aus dem Norden.", gestand ich: " Aber das gerade war einfach nur Feilschen, nichts Persönliches. Der Händler preist an, der Kunde findet Kritikpunkte.
Da ich aber sehr gerne Reiseberichte höre, würde es mich sehr freuen, wenn du deine Erfahrungen mit mir teilst."
Reiseberichte über fremde Länder las ich sehr gerne, und etwas aus erster Hand zu erfahren, fand ich sehr reizvoll.
Etwas entsetzt blickte Arelatius drein. Nie hatte er jemals einen Menschen verletzt und er hat es auch nicht vor. Er wusste, dass seine Herkunft und sein Stand mit vielen Vorurteilen besetzt ist aber die Geschichten über Grausamkeiten hörte man deutlich häufiger von den Herren. Zumindest unter Sklaven.
Er glaubte diese Geschichte also nicht, es konnte nur eine Lüge sein. Oder? Unsicherheit machte sich in ihm breit. Nein, kein Kelte, den er kannte hätte jemals seine Hand grundlos erhoben.
Ich bemerkte, dass Arelatius auch pikiert drein blickte; vermutlich weil ich ihn als Barbaren bezeichnet hatte.
Ich schaute mich nach Diocles um, der neben mir stand.
"Gib dem Burschen ein Trinkgeld", befahl ich ihm in plötzlich ausbrechender Gutmütigkeit,an der die Gegenwart der hübschen Annaea bestimmt großen Anteil hatte: "Und sag ihm, dass meine Worte nicht kränkend gemeint waren, sondern nur dazu dienten, die Mitbieter aus dem Feld zu schlagen."
Diocles war dazu genau der Richtige; er war auch ständig wegen irgendetwas gekränkt und schaute vorwurfsvoll.