Re: Der Schiffbruch der Nereis Alexandrina
- DER SCHIFFBRUCH DER NEREIS ALEXANDRINA -
SALVE AULUS FURIUS SATURNINUS
ICH WOLLTE DIR DIE TRAURIGE MITTEILUNG MACHEN, DASS DAS WRACK DER CORBITA NEREIS ALEXANDRINA IN MELITE * ANGESPÜLT WURDE.
IHR FEHLTEN BEIDE RUDER, UND KEIN MENSCH BEFAND SICH MEHR AN BORD.
DA ES SICH BEI EINEM SCHIFFBRUCH UM VIS MAIOR, HÖHERE GEWALT, HANDELT, BIN ICH AUCH KEINEN SCHADENSERSATZ FÜR DEN SKLAVEN VON FURIA STELLA SCHULDIG, DER MIT AN BORD WAR.**
VALE BENE
LUCIANOS EXERCITOR*** ALEXANDRIAE
ANTE DIEM VII KAL APR DCCCLXXI A.U.C.,
las Diocles vor und mir blieb fast das Herz stehen. Waren vielleicht meine Cousine Furia Stella, ihre Freundin Duccia Clara und alle ihre Diener an Bord des Unglückschiffes gewesen? Weshalb nur waren sie in dieser Jahreszeit gereist? Die Reise von Alexandria nach Roma war tückisch, im Winter gab es fast nur Gegenwind und es gab viele Möglichkeiten, Schiffbruch zu erleiden, an der Nordküste Kretas mit ihren schroffen Klippen beispielsweise.
Ich wollte schon voller unfassbarer Trauer weinen, da vernahm ich den Schlusssatz, in dem mir der Reeder ankündigte, dass es für den an Bord gewesenen furischen Sklaven wegen vis maior keinen Schadensersatz gab. Der einzige Furiersklave, der diese Reise hätte alleine antreten dürfen, war Tiberios, der Maiordomus.
Anscheinend war er wie bei der Hinreise auch vorausgereist, um die Casa in perfekten Zustand zu versetzen, wenn seine Domina zurückkam.
Armer Kerl, erst neunzehn Jahre alt, Grieche aus Alexandria. Mir war er als Diener immer einen Tick zu eigenmächtig und ja, zu sehr von sich eingenommen gewesen. Aber seine Herrin mochte ihn gerne, so überstudiert er auch war. Schade, dass er ertrunken ist. Und schade, dass der Reeder sich mit der Ausrede von höherer Gewalt vom Schadensersatz drückte.
Ich war jedenfalls so glücklich, dass meiner Verwandten nichts passiert war, dass mir ein Stein vom Herzen fiel.
"Nun ja, unser Maiordomus Tiberios war anscheinend auf einem Schiff, das Schiffbruch erlitten hat. Möge er in Frieden Ruhen. ", sagte ich zu Diocles:
"Geh nun zu Bett. Auch ich werde sehen, dass ich schlafen kann."
Ein wenig blieb ich wach und dachte an die Unwegsamkeiten des Lebens. Ich überlegte, ob jemand Bescheid wissen sollte.
Tiberios hatte Freunde in Roma gehabt, allerdings war er schon lange fort in Alexandria gewesen, und ich kannte ihre Namen nicht.
Über den philosophischen Gedanken über wie leicht und unbemerkt der junge Sklave aus der Welt gegangen war, schlief ich dann doch ein.
Sed omnis una manet nox et calcanda semel via leti - Doch alle erwartet die eine Nacht und der Weg des Todes, den man nur einmal betritt, schrieb Horaz.