Beiträge von Aulus Furius Saturninus

    Die Schüchternheit stand Matinia Musa gut. In ihren dunklen Augen glaubte ich jedoch zu lesen, dass sie, hätte sie mich besser gekannt und mir vertraut, mir eine ausführlichere Antwort gegeben hätte. Leider mischte sich ihre Anstandsdame ein; und ich lächelte still in mich hinein. Die Matinia war ein junges Mädchen von untadeligem Ruf, gewiss schäkerte sie nicht beim Einkaufen mit Männern, die nicht ordentlich bei ihr zuhause vorgestellt worden waren.


    Dann kam der süße Satz: Sehen wir uns wieder?, und dazu der Blick und leichtes Erröten… oh, jedes As war das wert......

    Sehen wir uns wieder – offiziell ging es nur über die Matinii – oder im Circus oder Theater oder auf einer Festlichkeit, zu der wir beide eingeladen waren.

    Sonst würden nur Heimlichkeiten bleiben. Ob es unter den Sklavinnen eine gab, die der Herrin Vertraute war? Schon Ovid meinte ja, dass der Weg zur Herrin über die Cubicularia führte.


    Einen Moment lang ließ ich die Maske des Mannes von Welt, der den Damen Artigkeiten sagt und den Männern Komplimente, der sich darin gefiel, Dichter hochzupreisen von denen nie jemand gehört hatte und das gerade darum, fallen.

    Ich war nur der Junge aus Parthenope, genauso unsicher und schüchtern wie mein Gegenüber.


    Ernst und hoffentlich so leise, dass mich die Hüterin der Unschuld nicht hörte, antwortete ich:

    „ Am Tage der Venus zur fünften Stunde bringe ich der Gottheit Wein, Blumen und Milch im Tempel derer, die die Herzen wendet, dar. Kommst du auch dorthin, so sehe ich dich wieder.* "


    Ich hoffte, Matinia Musa würde an mich denken, wenn zuhause ihre Sklaven ihre Einkäufe auspackten und am Freitag der Venus Verticordia huldigen.


    Sim-Off:

    Tempel der Venus Verticordia, Freitag gegen 10 Uhr :)

    Diocles Hustenanfall veranlasste mich zu einem Wenn- ich- dich -verkaufen würde - hätte - ich genug - Geld - Blick in seine Richtung, und damit brachte ich ihm zum Schweigen.

    Natürlich war die Summe hoch, mehr als ein doppeltes Monatsgehalt.

    Aber Matinia Musa hatte schließlich nicht so viel ausgegeben, weil sie mich brüskieren wollte - tatsächlich wusste sie vorher ja nichts von meinem Plan - sondern weil sie es gewöhnt war, Geld wie Heu zu haben. Schade. Ich würde mir ihren Unterhalt nicht leisten können, nicht einmal, wenn ich meinen Chef meuchelte und Procurator werden würde. Ich hatte nicht mehr als meinen ehrlichen Namen und eine feste Anstellung in der Kanzlei.


    Meine Worte schienen der Matinia gefallen zu haben, Worte freilich konnte ich ihr reichlich geben.

    Das war ja auch der Grund dafür, dass Scharen bildungsbeflissener junger Römer in Griechenland wie die Heuschrecken einfielen: Sie sollten geschliffen werden und die Kunst der kunstvollen Rede erlernen. ( Wieder einmal dachte ich an die Athener Hetäre Thalia und ihre schöne..... Sprache.)


    Während Diocles, der meine Procura besaß, Caeparianus einen Schuldschein ausstellte - ich zumindest pflegte nicht Hunderte von Sesterzen mit mir zu tragen, dazu war Roma ein zu gefährliches Pflaster, fügte ich an:


    " Wer nie im Zorn erglühte,

    Kennt auch die Liebe nicht,

    Die Lieb' ist süße Blüte,

    Die bitterm Zorn entbricht,

    Wie Rosen blühn aus Dornen

    Und wunderlieblich stehn,

    So steht auf scharfen Zornen

    Auch Liebe wunderschön.. *

    Es ist schon recht, verehrte Matinia Musa, seine Schätze in Schatullen zu tun, doch wenn man alle Schätze wegschließt, wer hat dann die Freude an ihrem Anblick? So gesehen bin ich sehr froh, dass es deinem Tutor nicht einfällt, dich ebenso wegzuschließen, sonst hätte ich dir hier nicht begegnen können."


    Mein nüchterner Diocles dachte vermutlich gerade:...und du hättest noch 360 Sesterze mehr, Dominus.., denn er kam gerade zurück von seinem Auftrag und nickte mir traurig zu.


    Sim-Off:

    Arndt: Zorn und Liebe von 1820, doch es passte so schön

    Wer nie im Zorn erglühte

    Auch wenn die Sesterze aus meiner aulularia* dahinschmolzen, gefiel es mir, dass die Matinia solche Schreibdinge kaufte. Bestimmt schrieb sie selbst. Vielleicht Gedichte?

    Und sie war jedenfalls gebildet, denn sie schickte nicht ihre Sekretärin, sondern besorgte selbst all diese Sachen für sich selbst.

    Ich war nur auf die Rechnung gespannt.


    Kaum jedoch hatte Caeparianus auf mich gedeutet, kam sie auch schon zu mir: Salve danke, womit habe ich es verdient?

    Ihre braunen blitzenden Augen... ihr welliges Haar, ihre zierliche Gestalt; sie war sehr hübsch und auch meinte ich in ihrem Gesicht eine anziehende Wachheit und vielleicht Freude am spielerischen Reden zu lesen. Nur sehr jung war sie wohl, da musste ich aufpassen.

    Ich lächelte:

    "Nicht - verdient, Matinia Musa", sagte ich: "Ein Geschenk ehrt den Beschenkten und den Schenkenden zugleich. So bitte ich dich, dass du mir die Freude machst, es anzunehmen. Ich bedaure es, bei unserer letzten Begegnung etwas schroff gewesen zu sein. Das ist sonst bei reizenden jungen Damen nicht meine Art.

    Was machen übrigens die Seidentüchlein? Flattern sie noch einfach davon, vom frechen Zephyrus** geraubt? Duften sie immer noch nach Rosen?"


    [simoff ] * Spartöpfchen **Westwind[/simoff]

    Diese entzückende junge Frau mit ihrem Sklavengefolge, die gerade von einem der Handelsgehilfen bedient wurde, war das nicht die Matinia mit dem Seidentüchlein?

    Mir tat es ein wenig leid, dass ich mich so wie ein rauer Stoffel angesichts ihrer Lieblichkeit verhalten hatte, und nun schickte ich
    den Diocles zum Eigentümer des Ladens, der ein ziemlich durchtriebener Mann war, da er schon einmal versucht hatte, einen meiner jungen Verwandten über das Ohr zu hauen. Sein Name war Cadius Caeparianus.


    „Richte Meister Caeparianus aus, dass ganz gleich was die Matinia kauft, es durch Aulus Furius Saturninus beglichen sei .“, befahl ich ihm, und Diocles rannte los. Da ich dementsprechend nicht feilschen würde, konnte ich mir nicht vorstellen, dass der Ladenbesitzer etwas dagegen haben würde, dass ich die Rechnung übernahm.


    Ich wartete ein wenig versteckt hinter einem Regal mit Purpurpergament aus feinstem Pergament aus ungeborenen Lämmern, um zu sehen, ob mir die Überraschung gelang.

    Ich würde mich auch gerne beteiligen

    Sollen es denn wirkliche politische Themen sein oder führen wir die Diskussionen zur Schulung des Geistes und der Rhetorik?

    Ich ging vom letzeren aus.


    Mögliche Themen, (die dann auch recht abstrus sein könnten.)


    - Auch Bürgerinnen sollten zu öffentlichen Ämtern zugelassen werden und das Wahlrecht bekommen.


    - Die Kreuzigung ist nicht mehr zeitgemäß.


    - Allen freien Einwohnern des Imperiums sollte das Bürgerrecht verliehen werden.

    Animus impleri debet, non arca!* - Einkaufsbummel


    An diesem Tag war ich unterwegs, weil mein Scriba Diocles sich beklagt hatte, dass er keinen ordentlichen Calamus sein eigen nannte. Das hieß, beklagt hatte er sich nicht; er hatte mich, wie er das gerne tat, vorwurfsvoll angeschaut, während er seine Feder in die Tinte tunkte und dann den Papyrus, auf dem er schrieb, durchlöcherte. Also sollte er gutes Handwerkszeug bekommen,

    und als er mich wie immer von der Kanzlei abholte, gingen wir auf dem Nachhauseweg bei Schreibunterlagen Beste Qualität Fori Traianivorbei, die außer Papyri und Pergamenten auch Schreibutensilien führten - sollte Diocles sich was Schönes aussuchen, ich verstand nicht allzu viel davon.



    Sim-Off:

    * Der Geist, nicht der Geldtresor muss gefüllt werden, von Seneca

    Ich folgte der munteren Sklavin, die zu wohl zu ihrer Herrin eilte, mit Blicken. Was ich von Ferne sah, waren zwei elegante junge Damen, sich ähnlich wie Zwillinge. Sofort tat es mir Leid, so stolz gewesen zu sein, denn sie waren beide lieblich, zart und fein wie das Tüchlein, das ich aufgefangen hatte.

    Ich wusste doch, dass es keiner Sklavin gehören konnte.

    Dies waren die Schwestern Matinia; ich kannte sie lediglich vom Hörensagen so wie man alle einigermaßen wichtigen gentes kannte, aber ich hatte ihr Wappen auf dem Sesterzenbeutel gesehen.

    Ich strich mir das Haar aus der Stirn und schnupperte - meine Hand roch betörend nach Rosen.


    Auch Diocles, der solange mit dem Seidentüchlein gewedelt hatte, musste nach Rosen duften, aber ihm schien das gleich zu sein, er schaute mich nur trübsinnig an. Er hätte die hundert Sesterze liebend gerne behalten, vermutete ich mal. Vielleicht sparte er ja auf seine Freiheit.

    "Welche Gesetze?", fragte ich sofort: "Und mit welcher Begründung?" Mir spukte immer noch das Gespräch im Kopf herum, welches ich mit Tiberius Flaccus geführt hatte, auch wenn es irgendwo in einem wabbernden Nebel aus Wein mit Fruchtstücken verschwunden war: Das Naturrecht und seine Auswirkung auf das römische Recht; und Juristen, die hinter die Dinge zu blicken schienen. Aber ich musste mich erklären und sprach nun von meinem Traum, den ich seit Alexandria hegte; über Politik zu schreiben:
    "Mich interessiert das aus rein akademischen Standpunkt: Wann empfindet ein Bürger ein Gesetz als gelungen? Wann störend, so wie du, der sagt, dass er welche zur Debatte stellen will. Und zu deiner zweiten Frage nach meinen Plänen. Ich werde hier in der Kanzlei auf einem Posten mit einem Einkommen bleiben. Das macht mich finanziell unabhängig genug, um meiner Leidenschaft nachzugehen, eine neue politeia beziehungsweise Res Republica in Platon'scher Manier zu verfassen, nur eben für unsere moderne Epoche und an römische Verhältnisse angepasst. Die Frage nach Staatsvolk und den Gesetzen, die es sich gibt , wird auf jeden Fall Raum darin einnehmen. Daher - mit einem klugen Senator zu sprechen wie du es bist, Florus, ist für dieses Ziel ein unschätzbarer Gewinn."

    Das war schmeichelhaft, aber auch aufrichtig. Ich war neugierig:

    "Natürlich ist das kein Thema zwischen Tür und Angel. ich würde dich gerne einmal in diese neue Taberna einladen, Palindromos auf dem Aventin. Scheint ein Ort zu sein für Philosophen und solche, die welche werden wollen. Ich kenne sie nicht und kann die Qualität der Getränke nicht beurteilen."
    Ich hätte auch gerne Florus und seine liebliche Iulia Stella einmal in der Casa Furia begrüßt, aber meine Cousine war auf Reisen, so dass keine andere Dame im Hause gewesen wäre, und das war für eine junge zukünftige Braut doch sehr unschicklich.



    "Sehr wohl, Dominus, Domina." bestätigte Silas beflissen. Er stellte sein Tablett auf einer Steinbank ab, um die Hände frei zu haben, und bereitete flink die Zutaten, um dem Mulsum, den Wünschen gemäß, einen individuellen Schliff zu verleihen.

    Für den Herrn, der gerade so rot geworden war (er mochte wohl die kleine Dame mit den dunklen Haaren gern), mörserte Silas eine kräftige Prise roten Pfeffer, fügte eine Extraportion Myrthenbeeren hinzu, und entschied sich zudem – der Herr sah aus, als würde er ungewöhnliches schätzen – für eine Abrundung mit zerriebenen Berberitzen.
    Den Becher der gütigen Dame hingegen versah Silas mit einem Schwung eingekochten Dattelsuds und einer ganz klassischen Prise Safran und Zimt. Jede Handbewegung ging fließend in die nächste über, zuletzt ergriff Silas die Weinkanne, welche über glimmenden Kohlen warmgehalten wurde, und füllte die Becher in fein gewölbtem Strahl mit dem dampfenden Mulsum auf. Einmal umgerührt, dann mit leichter Kopfneigung überreicht.

    Der junge blonde Mundschenk bereitete mit großer Anmut und offensichtlicher Sachkenntnis die Getränke zu.

    Ich hob in Richtung der umsichtigen Iulia Stella den Becher, lächelte dann dem Jüngling zu und trank einen Schluck.

    Es war nicht so, dass ich mich bei Sklaven, die ihre Pflichten erledigten, bedankte - aber dieser Mulsum trug wahrhaftig Vulcanus Feuer in sich, und ich spürte, wie er mich belebte und mein Blut schneller durch meine Adern rauschen ließ..

    "Roter Pfeffer, Myrthenbeeren",riet ich lächelnd: "Aber was war die letzte Zutat, ministrator vini? Dieser Gewürzwein trifft genau meinen Geschmack."



    Darüber hinaus würde Tiberius sich ein so angenehmes gesellschaftliches Ereignis wohl kaum entgehen lassen. Und da war er offensichtlich nicht der einzige. Ah, da drüben war auch Furius Saturninus und dort... Florus, ja richtig. Den hatte man auch schon länger nicht mehr in der Stadt gesehen gehabt, bis man ihn offensichtlich von seinem germanisch-tribunizischen Exil erlöst hatte.


    Und natürlich die strahlende Braut. Der Tribunus der Garde konnte sich wahrlich glücklich schätzen.

    Dann begann das Bankett, und ich schaute mich um, auf welche Klinengruppe ich mich lagern würde. Jetzt entdeckte ich in der Nähe auch Tiberius wieder, der vorher von mir getrennt worden war, und ich hob die Hand, ihn zu grüßen.

    Ob auf seiner Kline noch Platz war? Er kannte Florus und wohl auch Iulia Stella, und außerdem war da auch bestimmt die Valeria Maximilla zu finden.

    Es wurde geplaudert über dies und das, und zwischen den Gängen traten die Unterhaltungskünstler auf, anfangs die anspruchsvolleren, so trug zum Beispiel ein kretischer Lyraspieler ein sehr poetisches Stück von der Hochzeit von Ariadne und Dionysos vor, und auch mein Libertus Icarion sang klangvolle Weisen, wobei er sich selbst auf der Kithara begleitete. Später trat ein ausdrucksstarker Pantomime auf, der beliebte Höhepunkt aus aktuellen Stücken präsentierte (leider war es mir nicht gelungen, den großen Polychares zu engagieren, seine Gageforderung war jenseits von Gut und Böse gewesen), dann ein Gaukler, der zuletzt haarsträubend mit Messern jonglierte, dann ein Tierbändiger mit drolligen kleinen Äffchen, die allerlei Kunststücke vollführten.

    Ich nahm es wie es kam, bestellte bei dem jungen Mundschenk allerdings noch einen Mulsum. Da mein Diocles irgendwo anders war, hatte ich leider keine Münzen, um meine Zufriedenheit durch einen Obolus zu zeigen.

    Das Unterhaltungsprogramm gefiel mir gut; ein hervorragender Lyraspieler und dann sang ein gewisser Icarion, den ich zumindest vom Hörensagen kannte, denn unser Maiordomus, ein Alexandriner mit einer Menge Bekanntschaften, kannte ihn, und ja, seine Stimme war süß wie Honig und sein Kitharaspiel...es war fast schade, dass man ihn nicht auf einer Bühne sah, sondern bei einem Bankett, währendessen leider ein Teil des Vortrages im Gläserklirren, Rufen nach Bedienung und Tischgespräch untergehen musste.

    Dann ein Pantomime, dessen Namen ich nicht mitbekam und danach kamen auch schon die Gaukler, doch es blieb geschmackvoll, selbst für junge anwesende Damen.

    Es waren Tänzerinnen aus Gades angekündigt, und darauf freute ich mich; ich mochte Tanz, da war ich mehr griechisch als römisch; überhaupt war die Feierlichkeit ganz wunderbar, und einen Honigkuchen mit Szenen aus dem Leben der Brautleute hatte ich noch nie zuvor gesehen.

    Ich war in einem Zustand, in dem ich alles logisch gefunden hätte, aber Tiberius besaß in jeder Lage außerordentliche rhetorische Fähigkeiten und hatte mich bisher immer überzeugt. Seine kleine boshafte Spitze gegen Cicero, er nannte seine berühmte Sentenz zynisch, platt und weinerlich, brachte mich zu einem breiten Grinsen.

    Auch ich meinte, Autoritäten mussten zu hinterfragen sein und überhaupt folgte ich zu gerne dem de omnibus dubitandum* der Skeptiker;

    Das die Juristen es waren, die das Naturrecht erkannten, das fand ich einen wundervollen Gedanken, denn es transzendierte diesen Stand vom trockenen Paragraphenverfasser in so etwas wie einen Leitstern des Gemeinwesens.


    Noch einmal sammelte ich meinen Rest Verstand:

    "Könnte Cicero nicht gemeint haben, dass je mehr sich ein Gemeinwesen vom Naturrecht entfernt, um so mehr Gesetze gebraucht werden, um jedes Jota zu zu berücksichtigen? Unsere Vorväter haben noch alles per bona fides geregelt. Überleg doch mal, das Zwölf- Tafel- Gesetz, nur zwölf Tafeln für die gesamte Res Publica? Wenig nicht?“


    Ich hob meinen Becher und versprengte einige Tropfen - diesmal auf Iusticia? : „Auf die wahre Erkenntnis des Naturrechts“, sagte ich mit schwerer Zunge: „Auf die Juristen und auf dich, mein Freund, der mir alles so einleuchtend erklären kann. Du solltest mit dem Aug...Aug...“, ich wollte mit dem Augustus sprechen sagen, doch das ging nicht mehr.

    Seit Alexandria hatte mich Bacchus nicht mehr so überwältigt. Das würde am morgigen Tag einen gewaltigen Kater geben.



    Sim-Off:

    *An allem ist zu zweifeln

    Ich zog eine Grimasse, denn die Arbeit würde nicht liegen bleiben, sondern musste dann vor oder nach der Körperertüchtigung erledigt werden, was bedeutete, dass ich die Casa Furia dann gar nicht mehr zu Gesicht bekommen würde:

    „Ich halte mich da für Durchschnitt, auch wenn ich lieber Wagenrennen bestreite als auf eigenen Füßen renne.“, gab ich zu. Aber noch war ich in dem Alter, in dem man auch beim Ballspielen auf der Palaestra Freude hatte:

    „Meine Pläne nun. Der Cursus Honorum kommt aus verschiedenen Gründen kaum in Frage.“


    Die Wahrheit war: Ämter in Roma brachten kein Geld, sie verschlangen welches. Ich war auf ein geregeltes Einkommen angewiesen. Es sei denn, ich würde jemanden finden, der mich finanzierte, dann wäre ich aber dessen Strohmann und jede Abstimmung würde in seinem Namen erfolgen.

    Der zweite Grund, und das wusste Fabius Torquatus gut, war dass ich keinen Patron hatte, seit der meinige, mit dem mich
    verwandtschaftliche Bande über seine Exfrau verbunden hatten, in Ungnade gefallen war.

    Das war kein ewiger Hindernisgrund, nur solange bis Gras über die Sache gewachsen war – und kein Schaf kam, um das
    Gras wieder hinunterzufressen.


    „In ein paar Jahren sehe ich mich auf dem Posten, auf dem mein Vorgesetzter heute sitzt.“, fuhr ich fort.

    Procurator ab epistulis Cornelius Lentulus war solch ein zuverlässiger Pedant, selbst wenn ich gewollt hätte, war er nicht zu stürzen:

    „Aber ich habe selbstverständlich noch viel zu lernen, und ja, ich werde mir die Zeit dafür nehmen. Außerdem müsste ich etwas
    Beeindruckendes leisten, einen Vorschlag machen, der die Res Publica wirklich weiterbringt, damit man auf mich aufmerksam wird. Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht.“

    Schon wieder Gras...ich hatte es heute mit den acricultoren Metaphern. So gab ich mich gegenüber dem Erfahrenen bescheiden und lernwillig.

    Ich korrigierte das Mischverhältnis des Weines noch etwas und da die wichtigste geschäftliche Information nun bereits weitergegeben war, blieb auch etwas Zeit für den vorhin übersprungenen höflichen Teil. Ich versprengte ebenfalls einige winzige Tropfen Weines, allerdings in alle 6 Himmelsrichtungen inklusive oben und unten, damit keine Gottheit sich übergangen fühlen konnte.


    Danke der Nachfrage. Soweit ich weiss geht es ihr gut. Wir freue uns auf unsere bevorstehende Hochzeit. Du wirst natürlich zu gegebener Zeit auch eingeladen sein. Und bei dir? Wie geht es deiner Familie?


    Der Wein schmeckte mir und ich trank ebenfalls auf den Verstorbenen, den mein Vater noch so gut gekannt hatte und den ich bei meiner Ankunft in Rom selbst auch besucht hatte.

    Ich schätzte die Iulia sehr; sie war mir als umsichtig, klug und liebenswürdig erschienen,(so wie sie auf der Hochzeit des Serapio meiner peinlichen Frage nach der Valeria Maximilla ausgewichen war, von der ich nun wusste, dass sie eine Discipula Vestalis geworden war – nun zu diesem Zeitpunkt noch nicht, aber dennoch, Interesse für sie zu zeigen wäre sehr
    unpassend gewesen….)

    Ich gehörte nicht zu den Männern, die sich über den Rat einer Matrona erhaben glauben, dazu kannte ich zu viele kluge Frauen, unter anderem meine Cousine und meine alexandrinische Freundin Damaris. Daher war mein Nachfragen nach dem Wohlergehen von Iulia Stella nicht nur den Konventionen geschuldet.


    „ Eine Einladung zu deiner Hochzeit ist mir eine Ehre.“, erwiderte ich:
    „Meine Familie ist wohlauf, soweit ich Nachricht habe; wenn auch gerade im ganzen Imperium verstreut. Wußtest du übrigens, dass das mein Scriba Diocles war, der kürzlich am Tigillum Sororium die Leiche eines Mannes gefunden hat, der anscheinend aus guten Verhältnissen stammte? Wir haben den Urbanern Meldung gemacht. Wird immer schlimmer mit der Kriminalität. Es wird Zeit, dass da durchgegriffen wird.“


    Ich war nicht ängstlich, aber wollte auch ungern mit einem ganzen Schwarm Custodes durch die Urbs laufen, zudem ich gar nicht die Mittel hatte, sie mir zu leisten:

    „Aber unerfreuliches Thema, mit dem ich dienstlich nichts zu tun habe.

    Apropo Dienst – welches sind deine Pläne für die Zukunft?“

    Annaeus Florus Minor, den ich für fähig und für einen von den homines boni hielt, konnte auf meine Unterstützung bauen, das sollte er wissen.