Hochzeitsfest von Quintilia Valentina und Decimus Serapio

  • Ich spürte noch den beruhigenden Druck von Valentinas Hand um die meine, doch während der Opferzeremonie standen wir voneinander getrennt. Manius nickte mir aufmunternd zu... Ich schluckte alle meine elenden Fluchtimpulse hinunter, lächelte tapfer weiter und nahm meine Position ein. Wie ein Hochstapler kam ich mir vor, ein Mime in der Rolle des glücklichen Bräutigames, gläsern vor dem Blick dieser archaischen Mutter-Mächte, die hier angerufen wurden. Doch mit traumwandlerischer Sicherheit und geballter Pontifex-Würde vollführte Manius das Opfer. Alles lief glatt. Das warme Blut floss aus dem Hals der armen Sau, dampfend und metallisch riechend benetzte es segensreich den Kies. Ich atmete auf, als Manius die Litatio verkündete, und erwiderte seinen Blick voll tiefer Dankbarkeit – bevor ich mich selbstredend meiner holden Braut zuwandte.


    Die Pronuba legte unsere Hände ineinander. Mit klopfendem Herzen sah ich Valentina in die Augen, hob ihre Hände und drückte meiner lieben Amica einen Kuss voll gut imitierter hispanischer Glut und Leidenschaft auf die Fingerknöchel, dann sprach ich die traditionellen Worte, für die wir uns (auch wenn wir selbstverständlich eine Ehe sui iuris schlossen) entschieden hatten.
    "Ubi tu Gaia ego Gaius."

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Lucila steht mit einem Seidentaschentuch bewaffnet neben Großtante Drusilla. Während die alte Dame jedoch mit stoischer Miene der Zeremonie beiwohnt kann Lucilla die Freudentränen nicht unterdrücken. Ach, sie erinnert sich noch genau wie der kleine Faustus auf ihren Schoß gekrabbelt kam. Und jetzt schau ihn einer an, ein gestandener Mann, der endlich eine schöne Frau an seine Seite nimmt. Hach, was für ein schönes Paar! Lucila tupft eine Träne aus ihrem Augenwinkel, nicht dass das Make-up noch verschmiert.


    "Mädchen, jetzt halte an dich," zischt Drusilla und wie immer bei ihrem Kommandoton nimmt Lucilla Haltung an. Trotzdem, es ist einfach so rührend schön!

  • Der kalte Wind blies Valentina in den Nacken. Ihre Haare waren von ihrer ägyptischen Sklavin zu einer kunstvollen Hochfrisur gesteckt worden. Und wie es vorgesehen war, waren um die einzelnen Strähnen wollene Bänder gewickelt worden, ein Kranz aus Blumen bildete den Abschluss. Valentina fröstelte leicht, was allerdings nicht nur vom Wind kam. Wie gebannt sah sie der Zeremonie zu, die vor ihr abgehalten wurde. Sie würde nun tatsächlich heiraten. So oft war sie enttäuscht worden, so viele Männer waren in ihr Leben getreten und hatten es auf die ein oder andere Weise wieder verlassen. Bis vor kurzem dachte Valentina der Mann an ihrer Seite wäre Casca geworden. Das er es nun wäre, der dort neben ihr stand und nicht Serapio. Dieser stand wie eine in Stein gemeißelte Götterstatue neben ihr.

    Das Schwein wurde vorgeführt und fast ohne zu blinzeln beobachtete Valentina wie dieses das Leben lassen musste um für ihre weitere, hoffentlich glückliche Zukunft, geopfert zu werden.

    So oft hatten die Götter ihre Meinung geändert, was die Zukunft der Quintilia betraf. Bis sie nicht wusste was sie nun schlussendlich beschlossen hatten, wagte Valentina nicht zu atmen. Vielleicht auch ein klein wenig wegen dem metallischen Geruch, der sich ausbreitete und ihrem ohnehin schon nervösen Magen nicht gerade gut tat.


    Endlich kamen die erlösenden Worte und Valentina schloss dankbar die Augen. So entging ihr auch der Blickkontakt zwischen den beiden Männern. Erst als sich Serapio ihr wieder zu wandte, sah sie ihn voller Dankbarkeit an. Von ihrer Seite war es offene und ehrliche Zuneigung, ja sogar Liebe, die sie empfand. Sie würde ab sofort nicht mehr alleine sein, ihre Zukunft war gesichert und das war im Moment alles was zählte. Auch wenn dies eine sehr ungewöhnliche Verbindung war, die Valentina nicht alles geben konnte was sie sich gewünscht hatte, so war sie in diesem Moment einfach nur glücklich. Und dankbar dafür, dass Serapio sein zukünftiges Leben mit ihr verbringen wollte, auch wenn sie nicht das war, was er sich für sich wünschte. Sie würde sein Geheimnis bewahren und das für ihn sein, was er brauchte um in der Gesellschaft seinen Stand erhalten zu können. Sie würde die Frau an der Seite dieses hoch angesehenen Mannes sein und das Bild wahren, welches man von ihm verlangte.

    All das versprach sie ihm mit ihrem Blick, als er ihr nun den Kuss auf die Finger gab und sprach mit mit aller Deutlichkeit und Stärke in der Stimme zu der sie nach all den Gefühlen noch in der Lage war, die gleichen Worte wie ihr Ehemann. "Ubi tu Gaius ego Gaia."

  • ....................

    Da er nicht mit leeren Händen dastehen wollte winkte er einem vorbeieilendem Sklaven zu, um einen Becher Wein zu erhalten. Als nächstes würde er dann nach dem Buffet ausschau halten, was hier bestimmt in großer Auswahl bestückt.

    Zufrieden mit sich lächelte er vor sich hin. Hier passe ich hin und nicht in der Castra wo jede meint einen anpöbeln zu können.

    Fast,hätte Vulpis sich zufrieden seine Hände abgeklopft. Es war einfach zu köstlich sich hier an den reich gedeckten Tischen zu bedienen. Er war der Meinung gewesen er hätte in seinem Leben schon viele Köstlichkeiten gekostet, doch das hier übertraf manches. Da sieht man es wieder, man muss nur in der richtigen Schicht geboren sein.
    Diesen Gedanken unterdrückte er fast um ja nicht seinen Zorn über seine Verhältnisse aufkommen zu lassen. Das würde seine nächste Handlung sein, sich in einer reichen aber in Rom nicht zu bekannten
    Gens einzunisten. Ein mit sich selbst zufriedenes Lächeln konnte er, nicht ganz unterdrücken.

    Jetzt stand er ein wenig Abseits, mit einem Becher Wein in der Hand und
    überlegte seine nächsten Schritt. Sollte er jetzt eine, der mit ihrem Schmuck protzenden Matronen um diesen erleichtern? Einen gut gefüllten Beutel könnte er auch mitnehmen.

    Langsam schlenderte er weiter. Dem Brautpaar seine Aufwartung machen wäre ebenso eine Option. Nein diesen Gedanken verwarf er. Langsam schlenderte er zum Ausgang, kurz davor stieß er er einen
    Wohlbeleibten mit prall gefüllten Beutel aus versehen an, entschuldigte sich wiederholt bei ihm, lächelte dessen Gesprächspartner an und verließ die Casa Decima gemächlichen Schrittes.

  • Ich hielt mich während dieser Zeremonie etwas abseits von Annaeus Florus und den anderen Gästen. Zwar war ich froh, dass ich mich ihnen nun etwas anschliessen konnte, aber ich gehörte halt eben eigentlich auch nicht dazu. Während ich noch so vor mich hin sann und der Zeremonie nur am Rande folgte, erspähte ich aus den Augenwinkeln einen Mann, der ebenfalls nicht wirklich in die Gesellschaft passte. Er widmete sich auch nicht der Zeremonie sondern dem Buffet und seine Augen schienen die Gäste prüfend abzusuchen. Mein sechster Sinn für Verbrecher schlug Alarm, da ich selbst ja nicht immer nur mit beiden Beinen auf der legalen Seite des Gesetzes stand.

    Ich bewegte mich langsam in seine Richtung, als er in einen wohlbeleibten Mann stiess und danach in Richtung Ausgang schritt. Vielleicht konnte ich ihn noch vor dem Verlassen der Casa aufhalten?

  • Ein scrupulum Pfeffer, frisch gemörsert, eine Messerspitze Wermutkraut und einige Nelken fügte Silas dem dampfenden Mulsum hinzu, bevor er den Becher anmutig dem Gast überreichte.
    Vom Rande des Peristyliums aus sah er dem Opfer zu. Der Schrecken von eben steckte ihm noch in den Knochen, und auch die Nachricht, dass er nun doch nicht bestraft werden solle, ließ diesen nur so halb verfliegen. Wie blöd, dass er vor Domina Valentina einen so schlechten Eindruck gemacht hatte – noch dazu ohne Schuld daran zu haben! Dabei hatte Silas echt darauf gehofft, dass sich mit der milden neuen Hausherrin sein Schicksal wieder zum Besseren wenden würde. Aber man merkte gleich, dass sie schon viel strenger geworden war als früher...
    Die anderen Sklaven klatschten und tratschten viel darüber, dass Domina Valentina immer noch großen Liebeskummer haben müsse, wegen Dominus Casca. "Es ist so tragisch!" hatte Silas' große Schwester Sophia gestern beim Rühren des Kuchenteiges geseufzt - "Domina Valentina ist genau wie eine verfluchte Prinzessin in einer Tragödie! Ob sie jemals ihr wahres Glück finden wird?"


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    Susaria

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    und Iphigenie


    Silas' nervige kleine Schwester Susaria hingegen hibbelte gerade aufgeregt umher, während sie zusammen mit ihrer (ebenso nervigen) Freundin Iphigenie auf ihren Einsatz wartete. Die kleinen Mädchen trugen Blumenkränze im Haar und Körbchen mit Blütenblättern.
    "Jetzt?!" flüsterte Susaria schon bei der Litatio und zupfte Silas drängend an der Tunika.
    "Nein, wartet noch." flüsterte er zurück.
    Als Dominus und Domina ihre Ehe erklärt hatten, gab die Vilica ein Zeichen.
    "Jetzt dürft ihr."
    "Feliciter!" krähten die Mädchen hell in die allgemein ausbrechenden Glückwunschrufe und huschten nach vorne, "Feliciter!", und bewarfen das Brautpaar so eifrig mit Händen voll Blütenblättern, dass es einen Augenblick lang schien, als wäre ein bunter Schneesturm ins Peristyl herein gebraust.

  • Die Momente, in denen Menecrates ausschließlich zurück sah und in der Vergangenheit verweilte, häuften sich. Es schien, als wollte der alte Claudier ein Lebensresümee erstellen, so als gäbe es kaum oder keine Zukunft mehr. Eine Zukunft ohne Ziele fühlt sich wie ein Loch an, in dem Leere herrscht. Viel zu häufig blickte er in dieses Loch. Es machte ihn zuweilen schwermütig.


    Hier und heute zwang er sich jedoch, die trüben Gedanken beiseite zu schieben. Er fasste seine Gesprächspartner wieder ins Auge und pendelte zwischen beiden hin und her. Er nickte, als der junge Flavier vom Verschnaufen sprach, ohne darauf einzugehen, dass er dieses Innehalten keineswegs als Muse empfand. Er definierte sich bisher über die Arbeit und verlor sich inzwischen im Stillstand. Wieder musste er sich gewaltsam von den Fragezeichen in seinem Kopf losreißen. Beim Thema Kandidatur fiel ihm das leicht.


    "Selbstverständlich werde ich meine Meinung in diese Hinsicht äußern.“ Er hätte es eigentlich nicht bekräftigen müssen, weil der junge Gracchus ihn recht gut kannte, tat es aber trotzdem.


    Er lächelte auf die Einladung hin. "Sehr gerne folge ich einer Einladung.“ Er wiegte den Kopf, während sich sein Lächeln verstärkte. "Meine Ess- und Trinkgewohnheiten haben sich aber im Laufe der Zeit etwas geändert.“ Er strich sich über den kaum vorhandenen Bauch, um eine wortlose Erklärung seiner Andeutung abzugeben. Und just in diesem Moment fragte er sich, warum er akribisch auf Gesundheit und gefällige Figur achtete, wo ihm sein Leben kaum noch viel bedeutete. Im Tode benötigt man den gesunden Körper nicht. Dieser Diskrepanz würde er demnächst einmal auf den Grund gehen, heute allerdings nicht.

  • Ich hatte mich in der Zwischenzeit ganz nahe zu meinem Florus gestellt. Zwar war die Verlobung noch nicht offiziell, aber ich wusste, dass er bereits Pläne hatte, meinen Vormund zu besuchen und danach die Frage in der Domus Iulia zu stellen. Ausserdem hörte ich ihm gerne zu, wenn er erzählte.


    Gleichzeitig bemerkte ich aber auch sehr wohl, dass Furius Saturninus immer wieder interessiert zu Maximilla blickte. Dies sorgte in meinem Inneren für ein erheitertes Lächeln. Je länger ich dem Spiel zusah, umso mehr musste ich mich bemühen, nicht laut zu lachen, denn natürlich wusste ich etwas, was der Gesprächspartner nicht wissen konnte.


    Also beobachtete ich einfach weiter.

    Jetzt da die Blütenblätter flogen, die zwei kleine Mädchen streuten und alles klatschte und lachte, und die ernste, gravitätische Stimmung, die während des Opfers geherrscht hatte, sich in Gelösteres und Freudiges verwandelte, nutzte ich die Gelegenheit, mit Iulia Stella ein paar Worte zu wechseln - Fortes fortuna adiuvat, den Tapferen hilft das Glück.
    "Welch glücklicher, bewegender Moment", bemerkte ich und schüttelte meinen Kopf, rote Rosenblätter fielen herab:

    "Und du wirst auch bald deine Hand zum Ehebund reichen. Und....", ich wagte einen Seitenblick zu der kleinen Valeria Maximilla, die zwar freundlich, aber unverbindlich lächelte:

    "....zweifellos deine Freundin auch einem Mann, der sich dann glücklich schätzen kann."


    Kaum hatte ich das ausgesprochen, verwünschte ich mich. Mich interessierte, ob Valeria Maximilla schon versprochen war, das ja, bevor ich einmal bei meinem Studienfreund Tiberius Valerius Flaccus auf den Zahn fühlte. Dergleichen wussten Freundinnen doch voneinander.

    Aber ich war wirklich etwas plump vorgegangen und errötete nun. Schnell winkte ich den anmutigen jungen Mundschenk, der anscheinend mit einem der beiden kleinen Blumenmädchen verwandt war, denn es glich ihm und hatte ihn vorher an der Tunika gezupft, zu mir her:

    Ein scrupulum Pfeffer, frisch gemörsert, eine Messerspitze Wermutkraut und einige Nelken fügte Silas dem dampfenden Mulsum hinzu, bevor er den Becher anmutig dem Gast überreichte.

    "Bring mir auch einen Mulsum und den schön pikant." Die Röte des Pfeffers würde die Röte meiner Dummheit übertünchen, hoffte ich.

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    KLIENT - LUCIUS ANNAEUS FLORUS MINOR

  • Die Zeremonie war vorbei, zumindest der besinnliche Teil, als die kleinen Mädchen laut johlend ihre Blüten verstreuten. Alle Gäste stimmen natürlich mit ein.

    Feliciter! rief daher auch ich fröhlich, als Furius Saturninus mich ansprach. Also drehte ich mich zu ihm und verschluckte mich fast am letzten "Feliciter" als ich hörte, was er sagte. Da er sogleich errötete, war mir klar, dass auch er wusste, was er da gerade versuchte von mir zu erfahren.


    Ich danke dir, aber auch wenn mir eine gemeinsame Zukunft mit Annaeus Florus möglich erscheint, so hat hier doch die Familie das letzte Wort und dieses ist noch nicht gesprochen. Ich bete aber zu den Göttern, dass sie meine Zukunft ebenso sicher lenken werden, wie die meiner Freundin.


    Damit war gleichzeitig sehr viel und doch auch wieder gar nichts gesagt. So würde es auch bleiben. Ich konnte ihm unmöglich mehr sagen. Welch ein Frevel wäre das, sollte mir etwas über die Lippen kommen! Dann wandte auch ich mich an den Sklaven.


    Für mich auch, bitte, aber schön mild.


    Diese bewusste Geste war alles, was ich anbieten konnte.

  • Von einem bunten Blütenregen umwirbelt, steckte ich Valentina den Trauring an den Venusfinger der linken Hand. Es war ein fein gravierter Ring aus blassem Gold, in den ein seltener rosa Saphir gefasst war, ein klassisches Kleinod bis auf den extravaganten "Hyazinth-Schliff" (der laut meinem arbiter elegantiae gerade der letzte Schrei war, und das Juwel besonders schön zum Funkeln brachte).
    Den Arm um sie gelegt, schritt ich mit ihr durch den ausgelassenen Jubel und all die Glückwünsche... ich lächelte ehrlich, froh und erleichtert und streichelte liebevoll Valentinas schmale Schulter.
    Die Welt war gut zu einem, wenn man mit dem Strom schwamm.

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    Klient - Decima Lucilla

  • "Bring mir auch einen Mulsum und den schön pikant." Die Röte des Pfeffers würde die Röte meiner Dummheit übertünchen, hoffte ich.

    Für mich auch, bitte, aber schön mild.


    "Sehr wohl, Dominus, Domina." bestätigte Silas beflissen. Er stellte sein Tablett auf einer Steinbank ab, um die Hände frei zu haben, und bereitete flink die Zutaten, um dem Mulsum, den Wünschen gemäß, einen individuellen Schliff zu verleihen.

    Für den Herrn, der gerade so rot geworden war (er mochte wohl die kleine Dame mit den dunklen Haaren gern), mörserte Silas eine kräftige Prise roten Pfeffer, fügte eine Extraportion Myrthenbeeren hinzu, und entschied sich zudem – der Herr sah aus, als würde er ungewöhnliches schätzen – für eine Abrundung mit zerriebenen Berberitzen.
    Den Becher der gütigen Dame hingegen versah Silas mit einem Schwung eingekochten Dattelsuds und einer ganz klassischen Prise Safran und Zimt. Jede Handbewegung ging fließend in die nächste über, zuletzt ergriff Silas die Weinkanne, welche über glimmenden Kohlen warmgehalten wurde, und füllte die Becher in fein gewölbtem Strahl mit dem dampfenden Mulsum auf. Einmal umgerührt, dann mit leichter Kopfneigung überreicht.

  • Die fallenden Blütenblätter, die über sie hereinbrachen wie ein Sturm, nahm Valentina für den Moment gar nicht wahr. Sie sah nur Serapio vor sich. Sie hatte gerade tatsächlich geheiratet. Den Mann, der sie einst gerettet hatte und dem sie so viel verdankte. Sie spürte wie er ihre Hand nahm und sah auf den Ring hinab, den er ihr an den Finger steckte. Er war so wunderschön und Valentina konnte nicht glauben wie viel Glück ihr zuteil wurde. Hatte sie schon einmal so etwas wertvolles besessen? Sie sah wieder zu Serapio auf und ihm direkt in die Augen. Auch wenn auf sie Beide nun eine Ehe zukommen würde, die sie sich sicherlich beide anders vorgestellt hatten, so war Valentina im Moment einfach nur glücklich.

    Sie schmiegte sich an ihn, als sie durch den Jubel schritten und war dankbar für den Arm, den er um sie legte. Spendete dieser ihr doch zusätzlich Zuversicht.

  • Das Hochzeitsbankett


    Jetzt begann erst das richtige Bankett, wir luden alle ein, sich auf den unzähligen Klinengruppen zu lagern, unsere Sklaven nahmen den Gästen die Sandalen ab und besprengten ihnen die Füße mit Rosenwasser, und dann wurde aufgetragen, Gang um Gang, so viele dass ich sie gar nicht mehr alle rekapitulieren kann, besondere Genüsse waren auf jeden Fall die pochierten Seeigel, die Wachtelpastete auf Apicius-Art, das Muränen-Carpaccio mit kandierten Pinienkerne, der pikant gespickte Schwan (lebensecht drapiert aufgetragen, mit vergoldetem Schnabel), der Kapaun in Honigkruste, das Wildschwein mit Oliven-Maronen-Füllung, die Hummer in Minzsauce, der smaragdgrüne Spargel, die gegrillten Austern mit Anchovisfilet und die Meeräsche auf tarraconensische Art.... Dazu floß der Wein natürlich weiterhin in Strömen.


    Es wurde geplaudert über dies und das, und zwischen den Gängen traten die Unterhaltungskünstler auf, anfangs die anspruchsvolleren, so trug zum Beispiel ein kretischer Lyraspieler ein sehr poetisches Stück von der Hochzeit von Ariadne und Dionysos vor, und auch mein Libertus Icarion sang klangvolle Weisen, wobei er sich selbst auf der Kithara begleitete. Später trat ein ausdrucksstarker Pantomime auf, der beliebte Höhepunkt aus aktuellen Stücken präsentierte (leider war es mir nicht gelungen, den großen Polychares zu engagieren, seine Gageforderung war jenseits von Gut und Böse gewesen), dann ein Gaukler, der zuletzt haarsträubend mit Messern jonglierte, dann ein Tierbändiger mit drolligen kleinen Äffchen, die allerlei Kunststücke vollführten.


    Als wir zu den Desserts gekommen waren – am besten mundeten mir die Feigenküchlein mit Pistazien und Silphium, und allerliebst war der gigantische Honig-Schichten-Kuchen, den unsere Sklaven kreativ mit Szenen aus Valentinas und meinem Leben garniert hatten... und die Bilche in Mohn natürlich, die schmecken ja immer köstlich - als wir jedenfalls bei den Desserts angelangt waren, trat dann eine Truppe rassiger Tänzerinnen von Gades auf. Leidenschaftliche hispanische Klänge begleiteten ihren Auftritt, und die Mädchen machten ihrem Ruf alle Ehre, biegsam wie Schilfrohr, wild wie die Meeresbrandung und geschmeidig wie aufzüngelnde Flammen tanzten sie für uns. Der Rhythmus fuhr mir in die Beine, und wenn es nicht so komplett indiskutabel gewesen wäre (und ich so vollgefressen), dann hätte ich wohl mitgetanzt. So wippte immer nur mein Fuß ein wenig, aber ich lag anständig neben Valentina auf der Kline, trank Massiker und reichte meiner Amica - die jetzt tatsächlich meine Frau war, wie merkwürdig - liebenswürdig die besten Leckerbissen...

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    Klient - Decima Lucilla

  • All die Köstlichkeiten wanderten fast unberührt an Valentina vorbei. Sie hatte keinen großen Hunger. So aufgeregt war sie immer noch und konnte es nicht fassen, dass sie nun hier neben ihrem Ehemann lag. Immer wieder besah sie den wunderschönen Ring an ihrem Finger um sich zu vergewissern, dass sie nicht träumte.

    Sie sah aufmerksam den Künstlern zu und war dem Wein nicht abgeneigt. Als sie bemerkte wie ihr dieser zu Kopf zu steigen begann, war sie froh, dass Serapio gerade einige Dinge der leckeren Nachspeise für sie gesichert hatte. Dankbar nahm sie diese entgegen und war wieder einmal beeindruckt davon wie gut dieser Honig-Schichten-Kuchen schmeckte. Sie war gerührt davon, als sie die Szenen sah, die darauf abgebildet worden waren. Nun war sie also auch noch Seite an Seite mit Serapio auf einem Kuchen.

  • "Sehr wohl, Dominus, Domina." bestätigte Silas beflissen. Er stellte sein Tablett auf einer Steinbank ab, um die Hände frei zu haben, und bereitete flink die Zutaten, um dem Mulsum, den Wünschen gemäß, einen individuellen Schliff zu verleihen.

    Für den Herrn, der gerade so rot geworden war (er mochte wohl die kleine Dame mit den dunklen Haaren gern), mörserte Silas eine kräftige Prise roten Pfeffer, fügte eine Extraportion Myrthenbeeren hinzu, und entschied sich zudem – der Herr sah aus, als würde er ungewöhnliches schätzen – für eine Abrundung mit zerriebenen Berberitzen.
    Den Becher der gütigen Dame hingegen versah Silas mit einem Schwung eingekochten Dattelsuds und einer ganz klassischen Prise Safran und Zimt. Jede Handbewegung ging fließend in die nächste über, zuletzt ergriff Silas die Weinkanne, welche über glimmenden Kohlen warmgehalten wurde, und füllte die Becher in fein gewölbtem Strahl mit dem dampfenden Mulsum auf. Einmal umgerührt, dann mit leichter Kopfneigung überreicht.

    Der junge blonde Mundschenk bereitete mit großer Anmut und offensichtlicher Sachkenntnis die Getränke zu.

    Ich hob in Richtung der umsichtigen Iulia Stella den Becher, lächelte dann dem Jüngling zu und trank einen Schluck.

    Es war nicht so, dass ich mich bei Sklaven, die ihre Pflichten erledigten, bedankte - aber dieser Mulsum trug wahrhaftig Vulcanus Feuer in sich, und ich spürte, wie er mich belebte und mein Blut schneller durch meine Adern rauschen ließ..

    "Roter Pfeffer, Myrthenbeeren",riet ich lächelnd: "Aber was war die letzte Zutat, ministrator vini? Dieser Gewürzwein trifft genau meinen Geschmack."



    Darüber hinaus würde Tiberius sich ein so angenehmes gesellschaftliches Ereignis wohl kaum entgehen lassen. Und da war er offensichtlich nicht der einzige. Ah, da drüben war auch Furius Saturninus und dort... Florus, ja richtig. Den hatte man auch schon länger nicht mehr in der Stadt gesehen gehabt, bis man ihn offensichtlich von seinem germanisch-tribunizischen Exil erlöst hatte.


    Und natürlich die strahlende Braut. Der Tribunus der Garde konnte sich wahrlich glücklich schätzen.

    Dann begann das Bankett, und ich schaute mich um, auf welche Klinengruppe ich mich lagern würde. Jetzt entdeckte ich in der Nähe auch Tiberius wieder, der vorher von mir getrennt worden war, und ich hob die Hand, ihn zu grüßen.

    Ob auf seiner Kline noch Platz war? Er kannte Florus und wohl auch Iulia Stella, und außerdem war da auch bestimmt die Valeria Maximilla zu finden.

    Es wurde geplaudert über dies und das, und zwischen den Gängen traten die Unterhaltungskünstler auf, anfangs die anspruchsvolleren, so trug zum Beispiel ein kretischer Lyraspieler ein sehr poetisches Stück von der Hochzeit von Ariadne und Dionysos vor, und auch mein Libertus Icarion sang klangvolle Weisen, wobei er sich selbst auf der Kithara begleitete. Später trat ein ausdrucksstarker Pantomime auf, der beliebte Höhepunkt aus aktuellen Stücken präsentierte (leider war es mir nicht gelungen, den großen Polychares zu engagieren, seine Gageforderung war jenseits von Gut und Böse gewesen), dann ein Gaukler, der zuletzt haarsträubend mit Messern jonglierte, dann ein Tierbändiger mit drolligen kleinen Äffchen, die allerlei Kunststücke vollführten.

    Ich nahm es wie es kam, bestellte bei dem jungen Mundschenk allerdings noch einen Mulsum. Da mein Diocles irgendwo anders war, hatte ich leider keine Münzen, um meine Zufriedenheit durch einen Obolus zu zeigen.

    Das Unterhaltungsprogramm gefiel mir gut; ein hervorragender Lyraspieler und dann sang ein gewisser Icarion, den ich zumindest vom Hörensagen kannte, denn unser Maiordomus, ein Alexandriner mit einer Menge Bekanntschaften, kannte ihn, und ja, seine Stimme war süß wie Honig und sein Kitharaspiel...es war fast schade, dass man ihn nicht auf einer Bühne sah, sondern bei einem Bankett, währendessen leider ein Teil des Vortrages im Gläserklirren, Rufen nach Bedienung und Tischgespräch untergehen musste.

    Dann ein Pantomime, dessen Namen ich nicht mitbekam und danach kamen auch schon die Gaukler, doch es blieb geschmackvoll, selbst für junge anwesende Damen.

    Es waren Tänzerinnen aus Gades angekündigt, und darauf freute ich mich; ich mochte Tanz, da war ich mehr griechisch als römisch; überhaupt war die Feierlichkeit ganz wunderbar, und einen Honigkuchen mit Szenen aus dem Leben der Brautleute hatte ich noch nie zuvor gesehen.

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    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

    KLIENT - LUCIUS ANNAEUS FLORUS MINOR

  • Nach der Zeremonie hatte sich Selenus verabschiedet. Er fühlte sich immer unwohler in dieser Gesellschaft und sah keinen Grund mit uns zu speisen.


    Ich suchte für Iulia Stella und mich eine Kline, wo es für mich noch einen Platz gab und für Stella einen bequemen Korbstuhl. Die Damen lagen wie üblich nicht zum Essen sondern sassen in Stühlen an den Tischen, welche bei den Klinen standen. So konnten sie dennoch an der Konversation teilhaben.

    Die einzige Ausnahme zu dieser Regel stellte das Brautpaar dar welches natürlich gemeinsam beim Essen lag.


    Die Speisen war exquisit, die Unterhaltung wunderbar ausgewogen und die Zeit verging schnell. Schon waren wir beim Dessert angelangt.

  • Hach, das ist so ergreifend! "Feliciter!" ruft auch Lucilla freudig als die Ehe geschlossen ist. Ein bisschen hat sie Sehnsucht nach ihrem Medicus und sie hofft in diesem Augenblick, dass es Faustus und Valentina in vielen Jahren auch noch so gehen wird.


    Das anschließende Bankett genießt Lucilla in vollen Zügen. Feste in Tarraco sind einfach unvergleichlich in ihrer Lebensfreude. Feste in Rom sind einfach unvergleichlich in ihrem Pomp. Wenn also ein Hispanier aus Tarraco in Rom feiert, dann ist das Pomp voller Lebensfreude. Amüsiert beobachtet Lucilla die Frauen, die sich antiquiert-traditionell auf Körbstühle setzen. Sie selbst liegt natürlich wie eine moderne Frau der Kaiserzeit auf einer Kline, was nicht weiter auffällt(:]). Ein bisschen zu ausgelassen vielleicht für eine römische Matrone genießt Lucilla allerdings den Wein und verliebt sich unsterblich in ein Äffchen, das der Tierbändiger zwischen den Gästen herumtollen lässt.

  • "Roter Pfeffer, Myrthenbeeren",riet ich lächelnd: "Aber was war die letzte Zutat, ministrator vini? Dieser Gewürzwein trifft genau meinen Geschmack."


    Silas freute sich über das Lob, ein Strahlen ging über sein Gesicht.
    "Galatische Berberitze, Dominus!"
    Endlich mal was richtig gemacht. Aber natürlich guckte in dem Moment mal wieder keiner von den Decimern, oder die Vilica, die bemerkten ja grundsätzlich immer nur wenn was schieflief.


    Aufmerksam ging Silas weiter seinen Pflichten nach, und sorgte mit seinen Mitsklaven dafür, dass während des Banketts kein Becher leer und keine Kehle je trocken wurde. Leider konnte er deswegen immer nur ganz kurz den Kunststücken der Äffchen zuschauen, und den mega-heißen Tänzerinnen, dann hieß es schon wieder hin und her wetzen zwischen den Klinen (und den vereinzelten Korbstühlen, wo ein paar besonders altmodische Damen Platz genommen hatten), der Küche und dem Weinkeller.

  • Die Feierlichkeiten verliefen so wie es sich die Brautleute nur wünschen konnten. Alle speisten gut und unterhielten sich. Zusätzlich wurden sie durch das Rahmenprogramm bespaßt. Für Valentina war das alles immer noch wie ein Traum. Sie naschte immer mal wieder von dem Kuchen und blickte zu ihrem Mann, ja tatsächlich ihrem Mann, der neben ihr saß. Sie hatte schon nicht mehr geglaubt, dass sie jemals heiraten würde und nun saß sie hier. Optisch hatte sie den großen Fang gemacht. Es gab kaum jemanden in Rom der besser aussah als Serapio neben ihr. Und der Rest... Nun, sie empfand genug Liebe, die würde für sie beide genügen. Serapio kümmerte sich um sie, mehr konnte sie nicht verlangen.


    Die Zeit verging und langsam sollten sie aufbrechen um eine weitere Zeremonie auszuführen. Der Fackelzug stand noch an. Als Silas an ihrer Kline vorbei huschte, hielt Valentina ihn auf und trug ihm auf, dass er den anderen Sklaven weiter sagte die Fackeln zu entzünden und die Gäste auf dem Zug zu begleiten. Als sie ihn ansah, war es wieder der freundliche Blick von früher. Sie trug ihm den Vorfall mit der Vase nicht nach. Und obwohl sie in Zukunft strenger würde sein müssen, konnte sie nicht ablegen, dass sie Sklaven an sich eigentlich gar nicht mochte. Es waren alles Menschen für sie. Anschließend erhob sie sich von ihrer Kline und sah Serapio erwartungsvoll an. Dann stand sie auf und machte sich daran den Fackelzug auf den Mons Caelius anzuführen.

  • Der Fackelzug


    Im flackernden Schein der Weißdornfackeln zogen Valentina und ich mit den Hochzeitsgästen einmal um den Block und einmal auf den Hügel hinauf. Es war nasskalt und ungemütlich, niemand schien bestrebt die Prozession in die Länge zu ziehen.
    "Du bist jetzt geraubt!" scherzte ich gut angeheitert mit meiner holden Braut, deren Schleier ätherisch hinter ihr herschwebte, und legte besitzergreifend den Arm um sie. "Wirst verschleppt, oh je meine arme Valentinula, musst mir altem Soldaten den Haushalt führen!" Ihre Ägypterin trug ihr Rocken und Spindel hinterher. "Und Garn spinnen und meine Tuniken weben, von früh bis spät!" fügte ich bei dem Anblick breit grinsend hinzu.


    "Talassio! Talassio!" riefen fröhlich die Gäste, und Spottverse dazu (bisher nur nette, nichts wirklich bissiges), die Musiker spielten Hochzeitslieder auf ihren Flöten – wobei ihre Finger wohl klamm von der Kälte waren, denn es klang hin und wieder ziemlich schief.


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