Gab es einen Platz für Stella an dem sie eine Kerze entzünden konnte und diese dabei beobachten konnte, wie diese Kerze die ganze Welt in Brand setzte? Die Tiberia fühlte sich, als ob sie an dieser Welt ertrank, denn all das Theater war so bedeutungslos, wenn ein einziges Feuer alles beenden konnte. Und Stella hatte inzwischen die Absicht gefunden, diese Welt brennen zu lassen. Sie war zornig, denn sie hatte nicht nur ihre Familie verloren, sondern der gewonnene Reichtum aus dem Erbe und den Geheimnissen ihrer Familie war so blutig kalt, dass er eher Last als Erlösung war. Sie war inzwischen -nach ihren Gesichtspunkten- unermesslich reich und doch war dieser Reichtum im Angesicht ihres Wunsches, diese Welt des Kaisers brennen zu sehen, unbedeutend. Dieser Fabius hatte diesen Zorn entfacht, da er wahrlich nichts als ein selbstgerechter Handlanger war, der sich stets nach dem eigenen Wohl und Fortkommen ausrichtete. Ehre schien für ihn nichts zu bedeuten. Doch dabei war nur jene Ehre von Bedeutung, da der Tod ohnehin kam und was wollte man der Welt hinterlassen? Man hatte nur sein Andenken. Stella schwieg, manifestierte die brennende Kerze vor ihren Augen, während sie innerlich nach Luft schnappte. Wenigstens hatte der procurator seinen Bediensteten benannt. Ein kleines Ziel. Etwas, in das sich der Beamte gefügt hatte, vielleicht auch nur aus Unachtsamkeit. In ihrem Zorn vergaß Stella nicht, warum sie hier war und nur die Erinnerung an ihren Vater hielt sie zurück, wahrlich alles niederzubrennen. Wenigstens sprach der selbstgerechte Beamte ehrlich. Man hatte diese Höflichkeit überwunden und konnte unbehindert einen Austausch pflegen. Stella hasste diese falsche Höflichkeit und wenigstens war der procuator dem Bild gefolgt und hatte seine Maske fallen gelassen. "Oh, ich bin demütig," konterte Stella. Es war noch nicht vorbei. "Ich kenne Männer, wie dich, procuator. Ich kenne sie leider zu gut," sagte Stella und setzte sich wieder auf die Marmorbank, die trotz ihres Alters noch immer eine gewisse Würde besaß, da Marmor immer noch poliert und perlweiß wirkte. "Du sagst, dass mein Vater ein Leben in den Schatten gewählt hat und darin verschwinden sollte. Trifft das nicht auch auf dich zu? Du wirst immer nur ein Beamter des Kaisers bleiben, austauschbar und am Ende bedeutungslos verschwinden, mit allem, was du glaubst, besessen zu haben." Stella blickte glasig-schimmernden Augen zum procuator, den sie nun einen Augenblick beäugte, um zu verstehen, was diesen Mann bewegte aber wurde noch nicht schlau daraus, dass ein Mensch sich allein einem System anschloss, um einen Vorteil daraus zu ziehen. Es ergab keinen Sinn für Stella, ein Leben so zu führen, so dass am Ende jede Handlung nicht selbstgewählt war, sondern stets nur aus träger und selbstgerechter Gehorsamkeit geboren war. "Ich bin dem Kaiser dankbar. Sehr sogar, denn er hat mir vieles gezeigt und erlaubt mir nun, etwas für das Rom meines Vaters zu tun," erklärte sie und machte dann eine ausschweifende Geste mit ihrer Hand, die Demut symbolisieren sollte, indem sie ihre Hand zum Himmel wandte und diese kreisförmig bewegte. Es war eine alte römische Geste der Demut und Dankbarkeit. "Ah! Fakten," nahm sie das Wort des Beamten auf und lächelte verbittert. "Diese Familie hat noch Freunde, viele Freunde sogar. Ich habe entschieden, dass ich alleine gehe, procurator. Mein Vater kannte viele Männer von Stand und Ehre," gab sie überzeugt von sich, da sie von den Namen wusste, die ihr Vater ihr hinterlassen hatte. Darunter Claudius Menecrates und Flavius Gracchus. "Und ihre Geheimnisse," gab sie zu und wollte damit ihrer eigenen Position eine gewisse Stärke verleihen. "Es gibt Dinge, die ich alleine erledigen muss," meinte sie und sprach diese Worte mehr zu sich selbst. "Ja, wir sollten die Sache in die richtige Richtung führen..." Stella seufzte leise und sagte dann: "Ich möchte Rom im Namen meines Vaters eine neue Stadtmauer stiften und vor dieser Stadtmauer soll das Grab meines Vaters liegen. Ich bin bereit, dass gesamte Vermögen der Tiberia aufzuwenden und werde mich dann, sobald die Mauer errichtet ist, aus dieser Stadt zurückziehen. Nachdem auch dieses Haus hier abgetragen wurde. Mein Vater liebte diese Stadt und opferte sich für sie. Es ist nur konsequent, wenn das Vermögen, welches er zum Schluss erheblich vergrößert hatte, der Stadt dient und zwar in einer defensiven Architektur," gab sie die Pläne preis, die schlussendlich auch das Ende der Gens in Rom bedeuten würden. Die Tiberia würden aufhören zu existieren, da sie selbst gehen würde und ohne einen männlichen Nachkommen, würde der Name einfach aussterben und die Tradition dieser Gens einfach enden. "Manchmal müssen Dinge enden. Ohne Vermögen, ohne domus, ohne mich, wird es keinen Tiberius mehr geben und der Name wird einfach enden. Nur das Andenken in Form der Mauer wird bleiben," sagte sie mit leicht eingefärbter Stimme. Sie konnte nicht verbergen, dass dieser Plan sie traurig stimmte. "Die Bestattung am Grab, welches errichtet wird, soll auch den Grundstein für die Mauer legen. Der Geist meines Vaters wird in die Mauer einfahren und sie bis in alle Zeit bewachen," erklärte sie und blickte dann mit ihren nachdenklichen Augen zum Beamten.