Beiträge von Galeo Seius Ravilla

    Für seine Ansprüche sah Ravilla furchtbar aus und er war sich dessen schmerzlich bewusst. Das klassische Weiß von Toga und Tunika ließ ihn farblos wirken. Einem Nebelhauch gleich, die Schritte seltsam fern in der Stille widerhallend, wandelte er nach vorn, als der Zeitpunkt gekommen war. Dort stand er wie vor einem Tribunal, versinkend in der Bedeutungslosigkeit gegenüber all der Prominenz, die ihn nicht nur sichtbar, sondern auch dem Gefühl nach bleischwer umgab. Anaxis hatte seinem Herrn davon abgeraten, die dunklen, faltigen Regionen unterhalb seiner Augen in der gewohnten Intensität zu kaschieren, die bei Augenringen des gegenwärtigen Ausmaßes eine vollständige Maskierung des restlichen Gesichts eingeschlossen hätte, um keine farblichen Unterschiede zu generieren. Gleichsam war dies das Stichwort, auf welches Anaxis verwiesen hatte - Maskierung. Eine kosmetische Behandlung in der üblichen Intensität würde auf den Senat unehrlich wirken, folgte man seiner Interpretation, und müde hatte Ravilla zugestimmt, ihn in ein geisterhaft nichtssagendes Wesen zu verwandeln.


    Der Wahlkampf hatte an ihm gezehrt, gemeinsam mit den Wettergöttern. Er hoffte, dies sei nicht allzu negativ aufgefallen in den letzten Tagen. Mit dem Gefühl eines Bohrers, der sich vom Hinterkopf quer durch sein Hirn tief in den Augapfel schraubte und geplagt von einem quälenden Brechreiz, ohne dass dieser in Erlösung mündete, mutierte sein Dasein zur Zumutung. Der Herbst war die schlimmste, die grausamste Jahreszeit, die des Sommers Lust unter grauen Wolken erstickte und mit eisigen Winden den Bäumen das Leben von den Ästen riss und die Freude der Menschen ausblies wie Kerzenflämmchen.


    So stand Ravilla nun sichtbar geplagt vor den Patres conscripti, den hiesigen modischen Gepflogenheiten mehr als üblich angepasst. Allein die dunkle Umrandung seiner Augen hatte er beibehalten, den gänzlich mochte er auf einen Verweis seiner östlichen Abstammungslinie nicht verzichten. Dies hätte ebenso unehrlich gewirkt. Dunkel blickten seine Augen aus dem heut älter wirkenden Gesicht. Versagte er vor dem Volk, so war dieses dessen einfachem Gemüt zuzuschreiben. Versagte er jedoch vor dem Senat, war das Urteil vernichtend.


    "Verehrte Patres conscripti." Einsam hallte seine Stimme durch die Stille der Curia Iulia. "Manch einem ist meine Person bekannt, den Übrigen gestattet mir, mich vorzustellen. Galeo Seius Ravilla lautet mein Name. Am heutigen Tag stehe ich vor euch zur Kandidatur für das Vigintivirat, um als Tresvir capitalis dem Senat und dem Volk von Rom zu dienen."


    Mit dieser simplen Wahrheit nahm seine Rede ihren Auftakt. Wer mit einer Wahrheit begann, welche der Zuhörer akzeptierte, genoss für die folgenden Worte gleichsam einen gewissen Vertrauensvorschuss. Ravilla gab sich keiner Illusion hin, die erfahrenen Staatsmänner durch Verschleierung, Übertreibung oder vergleichbares Handwerkszeug aus dem Fundus rhetorischer Taktiken täuschen zu können. Sie alle hatten eine entsprechende Ausbildung genossen und waren gewohnt, mit Scharfsinn eines Senders Worten zu folgen. Und so streckte Ravilla symbolisch vor ihnen die Waffen. In nudistischer Ehrlichkeit präsentierte er seine Person und sein Anliegen, nahezu ungeschminkt und angepasst - und fühlte sich grässlich schwach und entblößt dabei.


    "Väterlicherseits bin ich Sohn des Volusus Seius Victor, dessen Haus seit der späten Republik verschiedene Magistrate hervorgebracht hat", tönte seine Stimme nichtsdestoweniger klangvoll durch die Halle, "und mütterlicherseits bin ich Sohn der Domna, Nachfahrin aus dem ehrwürdigen Geschlecht des Lycomedes, des Tempelpriesters der Magna Mater in Komana. Dass Tradition der Nährboden einer gesunden Gesellschaft ist, wurde mir von frühester Kindheit an gelehrt. Der Tradition des Imperiums will weiterhin verpflichtet sein.


    Wer meiner Rede auf der Rostra beiwohnte, vernahm folgende Worte an das Volk: Nicht eure Ohren will ich heute erreichen, sondern eure Herzen. Doch euch, ehrwürdige Patres conscripti, bitte ich um eure Stimmen. Ein jeder Mensch kann und soll für die Gemeinschaft tun, wozu er geboren und erzogen wurde, ein jeder Mensch handeln nach der Kraft, welche ihm gegeben ward. Worum ich euch heute bitte, werte Senatoren, ist, mir ein wenig mehr Handlungsmöglichkeit in die Hände zu legen, denn ich glaube von mir, dass es zum Wohle Roms gereichen wird, wenn diese Verantwortung mir obliegt."


    Und damit senkte er für einen Moment das Haupt und den Blick, zum Zeichen, dass er sich ihrem Urteil hingab. Seine Rede war an diesem Punkt bereits vollendet. Insbesondere aufgrund der Knappheit seiner Rede ging Ravilla von kritischen Rückfragen aus, auf welche er nun wartete, um sich jenen nach bestem Wissen und Gewissen stellen zu können. Sein Mentor und sein Patron hatten ihn gut vorbereitet auf jenen Moment und Ravilla hoffte, sich ihres Vertrauens würdig zu erweisen, als er die Haltung erneut straffte und den Blick wieder auf die Anwesenden richtete.


    Sim-Off:

    Ich bedanke mich bei allen für die freundliche wie großmütige Gelegenheit, die mir gegeben ward, meine Rede auch zum verspäteten Zeitpunkt noch darbringen zu dürfen! :)


    Die Rede gefiel dem Seius gut. Der Annaeer wirkte glaubwürdig in seinem Anliegen, den Senat stärken zu wollen und in der Tat hielt Ravilla ihn für einen fähigen und engagierten Mann. Das einzige fragwürdige Detail konnte im Rahmen eines persönlichen Gesprächs untersucht werden, es stand im Raum, dass Ravilla dies Anliegen anders verstand, als es gemeint war.


    Die Rechte des Volkes zu stärken erschien ihm keineswegs als ein erstrebenswertes Ziel. Vielmehr vertrat er die Auffassung, dass eine hoch spezialisierte gesellschaftliche Elite sich um diese Angelegenheiten kümmern sollte - durchaus im Zwiegespräch mit den Niederen zur Evaluierung der Umstände. Doch glaubte er nicht daran, dass das gemeine Volk, bis auf wenige talentierte Ausnahmen, in der Lage sei, die eigenen Angelegenheiten im globaleren Maßstab als dem eigenen Haushalt oder Geschäft zufriedenstellend zu realisieren. Woher sollten sie dies Wissen nehmen, woher die Lehre und Erfahrung, wenn sie nicht von Kindesbeinen an darauf vorbereitet worden waren? Sie waren wie Kinder, die einer starken und gleichwohl gerechten Führung bedurften.


    Oder waren es andere Rechte, von welchen Annaeus Florus Minor sprach? Nun, eine entsprechende Unterhaltung würde Licht ins Dunkel bringen.


    Der durchaus wohlartikulierten Rede Beifall zu spenden, dies war das Mindeste, was die Ehre und auch die Freundschaft geboten. Lächelnd applaudierte er und rief: "Ausgezeichnet! Ein kompetenter Mann, dieser Annaeus! Fürwahr, großartig!" Und die Sklaven des Seius, verteilt in der Menge, fielen ein in den Applaus und die freudigen Rufe.

    Der ältere Sklave namens Teispes, ein Perser wie Anaxis und einst Ravillas Erzieher, wusste um die Wünsche des Herrn und trug Sorge für deren Verwirklichung. Die bestellten Musikanten mit östlicher Spezialisierung waren angehalten, die Gespräche dezent mit orientalischen Klängen zu untermalen und Ravilla wünschte keine Unterbrechung der Gespräche durch besondere Einlagen. Zum anderen war dem Seius wichtig, dass sich das Ensemble niveauvoll präsentierte in Anbetracht der Würde der Gäste, so dass er Erscheinungsbild und Auftreten noch einmal persönlich kontrollierte, ehe er den Musikanten gestattete, im Hintergrund in Position zu gehen und mit der Erzeugung akustischer Atmosphäre zu beginnen.


    Sodann begab er sich nach vorn, wohlwissend, dass aus dieser Warte alles gut gehen würde. Wenngleich der Kandidat nicht für Schüchternheit bekannt war, sondern vielmehr dazu neigte, sich in der Aufmerksamkeit seiner Mitmenschen zu sonnen, so rührte heut sich ein nervöses Übel in seinem Gemüt. Zum heutigen Tage und in dieser hoch dotierten Runde fühlte der Seius sich als weniger noch denn als ein Homo novus, vielmehr war er unter den Großen ein Mann, der gern ein Homo novus werden mochte, gleich einem Flaumküken abhängig vom Wohlwollen namhafterer Männer, die ihn nach Kräften in rührender Manier unterstützten.


    Sich dieses Umstands wohl bewusst und verbissen willens, das ihm Bestmögliche zu leisten, um sich der Unterstützung würdig zu erweisen, hatte Ravilla in den letzten Tagen entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten etwas Opium als Einschlafhilfe benötigt. Trotz allem musste Anaxis all seine kosmetische Kunstfertigkeit aufwenden, um aus dem sonst adretten jungen Manne auch heute einen vorzeigbaren Mensch zu zaubern. Die Augenringe stellten ihn vor eine Herausforderung. So erschien Ravilla am heutigen Tag stärker geschminkt als üblich, das Gesicht maskengleich geweißt, die Wangen und Lippen rosig gepudert, die Augen in fast weiblicher Manier umrahmt, mit langen Wimpern, die mit einem Lockeneisen schwungvoll in Form gebracht waren. Die Brauen schwangen sich kräftig nachgezogen über den Augen und verliehen dem Gesicht trotz der intensiven kosmetischen Ausgestaltung etwas markant-männliches.


    Da sein Gesicht im Übermaß gestaltet ward, selbst nach Ravillas Dafürhalten, trug er die Kleider heute recht dezent: eine pfirsichfarbene Toga über einer strahlend weißen Tunika, dazu Goldschmuck (an jedem Finger mindestens ein Ring, zuzüglich güldener Ketten um Hals und Handgelenke). Auch die Blütenkränze, die man zum Mahl oder auch Gelage üblicherweise trug, bestanden rein aus weißen Blüten, zuzüglich einiger orangefarbener Beeren, eine Hommage an den beginnenden Herbst. Heilsame Düfte entströmten den Kränzen, denen mit hochwertigem Parfum aus dem Hause Dufter Viri ein wenig nachgeholfen worden war.


    "Salvete, liebe Gäste", grüßte Ravilla mit seinem unverkennbaren griechischen Akzent, doch wie stets in fehlerfreiem Latein. Da eine erste Konversation sich angebahnt hatte, wartete er noch mit der ausführlichen Begrüßung und gab den Sklaven einen Wink, den Gästen Blumenkränze anzubieten.1


    Ein intensiv nach weißen Lilien duftender Brief fand seinen Weg in den Briefkasten. Als das Schreiben geöffnet wurde, rieselten dem Betrachter Lilienblätter entgegen und der Brief entfaltete seine volle olfaktorische Wirkung gleich einem unsichtbaren Schmetterling, der langsam die süßlich duftenden Flügel spreizt. In das dicke, sehr hochwertige Papyrus sah man gleichsam Blütenblätter eingebettet, um Auge und Hand zu erfreuen.


    Ad

    Senator

    Herius Claudius Menecrates

    Villa Claudia

    Roma


    Einladung zur Cena in der Villa Flavia Felix


    Werter Senator,


    am ANTE DIEM XV KAL SEP DCCCLXXI A.U.C. (18.8.2021/118 n.Chr.) wird in der Villa Flavia Felix zu einer Cena geladen. Ich wäre außerordentlich verzückt, Dich unter den Gästen begrüßen zu dürfen.


    Mögen die unsterblichen ihre schützenden Hände über Dich und die Deinen halten.


    Mit vorzüglicher Hochachtung


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    Natürlich wussten Ravillas Patron und dessen Sohn bereits um die Cena, die in ihren ehrwürdigen Hallen stattfinden würde. Dennoch entsandte er für beide Personen zusätzlich eine formelle Einladung.


    Ein intensiv nach weißen Lilien duftender Brief fand seinen Weg in den Briefkasten. Als das Schreiben geöffnet wurde, rieselten dem Betrachter Lilienblätter entgegen und der Brief entfaltete seine volle olfaktorische Wirkung gleich einem unsichtbaren Schmetterling, der langsam die süßlich duftenden Flügel spreizt. In das dicke, sehr hochwertige Papyrus sah man gleichsam Blütenblätter eingebettet, um Auge und Hand zu erfreuen.


    Ad

    Senatores

    Manius Flavius Gracchus et Manius Flavius Gracchus Minor

    Villa Flavia Felix

    Roma


    Einladung zur Cena in der Villa Flavia Felix


    Mein geschätzter Patron und mein lieber Mentor,


    am ANTE DIEM XV KAL SEP DCCCLXXI A.U.C. (18.8.2021/118 n.Chr.) wird in der Villa Flavia Felix, wie wir es besprochen haben, zu einer Cena geladen. Ich wäre außerordentlich verzückt, Euch beide unter den Gästen begrüßen zu dürfen.


    Mögen die unsterblichen ihre schützenden Hände über Euch und die Euren halten.


    Mit vorzüglicher Hochachtung


    306-8321fda9.png

    Ein intensiv nach weißen Lilien duftender Brief fand seinen Weg in den Briefkasten. Als das Schreiben geöffnet wurde, rieselten dem Betrachter Lilienblätter entgegen und der Brief entfaltete seine volle olfaktorische Wirkung gleich einem unsichtbaren Schmetterling, der langsam die süßlich duftenden Flügel spreizt. In das dicke, sehr hochwertige Papyrus sah man gleichsam Blütenblätter eingebettet, um Auge und Hand zu erfreuen.


    Ad

    Senator

    Lucius Annaeus Florus Minor

    Domus Annaea

    Roma


    Einladung zur Cena in der Villa Flavia Felix


    Werter Senator,


    am ANTE DIEM XV KAL SEP DCCCLXXI A.U.C. (18.8.2021/118 n.Chr.) wird in der Villa Flavia Felix zu einer Cena geladen. Ich wäre außerordentlich verzückt, Dich unter den Gästen begrüßen zu dürfen.


    Mögen die unsterblichen ihre schützenden Hände über Dich und die Deinen halten.


    Mit vorzüglicher Hochachtung


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    "Hab dank, Aedil", sprach Ravilla erfreut ob der Aussicht, die Dienstpflichten für heute beenden zu dürfen.


    Und so nutzte er die freie Zeit sogleich für den vom Magistraten angedachten Zweck. Die Worte des Aedituus rührten an Ravillas Herz, der als Spross eines Priestergeschlechts für die Diener der Götter stets besondere Sympathie empfand. Ein frommer, nachdenklicher und melancholischer Mann verbarg sich hinter dem fröhlichen Zecher aus der Taberna Palindromos, welcher vor ihm stand. Der Seius, welcher mit dem Konzept bewusst kultivierter Ungleichheit aufgewachsen war, kannte freilich die Antwort auf die Frage des Aedituus.


    "Ungleicheit ist die Essenz der Zivilisation, denn Gleichheit gebiert Barbarei. Selbst die Spartiaten, welche sich die Gleichen nennen, wissen darum, dass ihre Gesellschaft auf der Arbeitskraft der Heloten basiert und dass ihr Ideal der Gleichheit nur eine kleine Gruppe zum Ziel hat.


    Das Staatsgefüge aller Zivilisationen gleicht einer Pyramide. Geht es dem Volk an der Basis gut, so floriert auch die Wirtschaft. Floriert die Wirtschaft, stehen genügend finanzielle Mittel zur Sicherung des Staates und zur Optimierung seiner Prozesse zur Verfügung. Und dann geht es auch den Lenkern des Staates wohl. Der kluge Staatsmann weiß darum: Wer seinem Volk schadet, der schadet am Ende auch sich selbst.


    Verachtung für das einfache Volk ist meinem nicht ganz unbedeutenden Hause fremd. Unsere Bauern achten wir für ihre Leistungen und mühen uns darum, dass es ihnen an nichts mangelt. Doch die Erfordernis, einen jeden Bauern zum Fürsten zu erheben und die Ungleichheit zu beenden, will mir nicht einleuchten. Denn dies würde bedeuten, dass es keine regulierende Macht mehr gäbe, um Probleme zielgerichtet und mit Sachverstand anzugehen und letztlich auch, um das Bedürfnis nach innerer und äußerer Sicherheit zu befriedigen."


    So hoffte er, Clemens Trost und vor allem Verständnis geschenkt zu haben, doch war er auch gespannt, welch Sicht der Aedituus womöglich hegen würde, die ihn dazu brachte, in der Gleichheit aller ein erstrebenswertes Ideal zu sehen, so der Quintilier seine Gedanken darzulegen geneigt wäre.

    Nicht allein die gewöhnliche Plebs, auch manch Togaträger fand seinen Weg vor die Rostra, um der Ansprache des Lucius Annaeus Florus Minor zu lauschen. Freilich fand auch Ravilla sich in der Menge, aus der er heute veilchenblau herausstrahlte, wobei der heute blendend weiß gewandete Anaxis eine optische Abgrenzung zu einer auffällig gewandeten Dame einige Meter weiter zu bilden hatte, deren pflaumenblaues Kleid sich schmerzlich mit den Farben des Seius biss, vom konkurrierenden Duft ganz zu schweigen, den Ravilla mit Kennernase als einen aus dem Hause Dufter Viri identifizierte.


    Derlei vom Vorwurf optischer wie olfaktorischer Dissonanz gefeit, wartete Ravilla darauf, dass der Senator das Wort erhob.

    Voll Verzücken durfte Ravilla rezipieren, wer ihn unterstützte. Sein hölzerner Freund Saturninus skandierte Ravillas Namen. Freilich würde es vonseiten des Kandidaten nicht bei dem Lächeln in Richtung des Kanzleimitarbeiters bleiben, wenn es an Ravilla war, seine Dankbarkeit zu demonstrieren. Do ut des, der Kreis aus Geben und Nehmen, oft zu Unrecht verunglimpft als Günstlingswirtschaft, war das Gesetz des Erfolges, bei dem am Ende alle Beteiligten profitierten, weshalb es dem Seius nicht gelingen wollte, etwas Schlechtes daran zu sehen.


    Als der Senator Annaeus zu Ravilla empor stieg und ihm gut zusprach, konnte Ravilla nicht umhin, Senator und Volk vor Glück ein breites Lächeln zu schenken. Selbstredend griff Ravilla die Hand des erfahreneren Mannes - eine haptische Fortsetzung seiner vorherigen Gedanken.


    "Danke, Senator! Es ist mir eine Ehre."


    Und wes Stimmchen folgte hinterdrein? Das Verzücken schwang sich in ungeahnte Höhen auf, als Ravilla den nichtsnutzig geglaubten kleinen Bruder im Volk vernahm, dem ein Sklave sogleich zielgerichtet ein Päckchen zuwarf, damit der jüngste Spross des Hauses Seia nicht ohne Honigküchlein und Erinnerungsstück nach Hause gehen musste, nachdem er seines voll Edelmut hatte weitergereicht.

    Sim-Off:

    Sehr gern sind Zuhörer und Gäste bei Ravillas Rede gesehen. :)

    Die Wahlkampfrede des Galeo Seius Ravilla

    Die Menschen drängten hinaus ins Freie bei dem schönen Wetter. Die Sonne des Spätsommers lockte das Volk auf die Straßen, um Sols letzte Gunst zu genießen, ehe der Herbst über die Welt hereinbrechen würde. Gleich einem Bote der Sonne schritt huldvoll Ravilla mit seinem Gefolge über den Platz, im Parfum den Duft von Zimt und Orangen mit sich tragend. Jeder Sklave war von ausnehmend schöner Gestalt, um die Blicke auf das Gefolge zu lenken, die Kleidung exotisch, doch nicht obszön. Einige von ihnen trugen Instrumente, andere gefüllte Körbe, weitere Knüppel zur Sicherheit ihres aufstrebenden Herrn. Ravilla selbst war, wie stets, ebenso farbenfroh gewandet, rot am heutigen Tag (nicht Purpur, das dem Kaiser und seinen Triumphatoren vorbehalten war), und die Augen mit schwarzem Lidstrich umrahmt.


    Ziel der Prozession war die Rostra, jene Rednertribüne, aus deren Fassade Schiffsschnäbel aus Antium ragten. Als Ravilla die Stufen erklomm, hatte sein aus Sklaven und gemieteten Leibwächtern bestehendes Gefolge ihm den Weg gebahnt. Gewandet und geschminkt waren sie alle in östlich anmutender Manier, so wie ihr Herr, Rot die Farbe des heutigen Auftritts. Authentizität zu demonstrieren lautete die Devise. Es lag Ravilla fern, östliche Gepflogenheiten nach Roma zu bringen, doch war ihm ebenso wenig daran gelegen, seine Herkunft zu leugnen, die sein griechischer Akzent ohnehin jedem Zuhörer verriet. Auch das östliche Imperium, geprägt von den Hellenen, Persern und Kappadokiern, war Teil von Rom.


    Die Musikanten hoben ihre Instrumente. Ravilla hielt es für unter seiner Würde, zu brüllen. Und so waren es die Klänge einer Melodei, welche die Augen in Richtung der Rostra lenkten.


    Huldvoll hob Ravilla die gepflegten Hände, um zu demonstrieren, dass er gleich sprechen würde, doch auch, weil die Hände mittels Gesten das Gesagte bei einem guten Redner unterstrichen. Da stoben rote Rosenblätter zu beiden Seiten von ihm in die Menge, geworfen von den dafür vorgesehenen Sklaven.


    "Quiriten", so hallte die Stimme des Seius Ravilla mit den leiser werdenden Klängen über das Forum, als sei sie eine musikalische Fortsetzung der Musik. "Heute stehe ich vor euch als Kandidat für das Vigintivirat. Mein Wunsch ist es, als Tresvir capitalis meinen Anteil beizutragen, die Würde und die traditionellen Werte Roms zu wahren. Der Kandidaten, welche das Wort Tradition als Köder für ihren Wahlkampf verwenden, gibt es viele. Doch was Tradition heißt, dies Wissen fließt im Blut durch meine Adern und ist durch keine weltliche Macht von mir zu trennen. Ich trank die Tradition mit der Milch meiner Amme, ich lernte sie von meinen Erziehern zu deuten und zu würdigen, ich atme ihre Verwirklichung seit meiner Geburt mit jedem Atemzug."


    Warum Rot die Farbe seiner heutigen Wahlkampfaktion war, erschloss sich an dieser Stelle womöglich für den ein oder anderen Zuhörer.


    "Vor euch steht Galeo Seius Ravilla, Sohn des Volusus Seius Victor, dessen Haus seit der späten Republik verschiedene Magistrate hervorgebracht hat, und ebenso auch Sohn der Domna, Nachfahrin aus dem ehrwürdigen Geschlecht des Lycomedes, des Tempelpriesters der Magna Mater in Komana."


    Für einen Moment ließ er diese Worte wirken, denn er legte großen Wert auf seine Abstammung. Dass Ravilla in Rom zwar ein Homo novus war, doch seine Familie seit Generationen auf dem Parkett der Politik tanzte, meinte er, sei wichtig, für das Volk zu erkennen. Bewusst verwendete er die römische Bezeichnung der Ma, denn er nahm nicht an, dass der einheimische Name der Göttin in der Hauptstadt vielen geläufig war.


    "Als Sohn dieser traditionsreichen Häuser möchte ich meinen Dienst am Imperium von den Reihen des Senats aus leisten. Im ersten Schritt ist das Vigintivirat als Tresvir capitalis mein Weg, um die ehrlichen Bürger zu schützen und ihre erbrachten Leistungen zu behüten. Denn wisset!"


    Seine dunklen Augen schweiften über die Anwesenden, eindringlich in ihrer schwarzen Umrandung funkelnd wie Obsidiane, deren braunes Schillern sich nur aus der Nähe offenbarte. Einige rote Blütenblätter hatten sich in den Falten seiner Toga verfangen. Rot, wie das Blut, das durch seine Adern strömte, aber auch Rot wie die Farbe des Mars, die von nicht unerheblicher Bedeutung war, wenn man für das Amt des Tresvir capitalis kandidierte, der eng mit dem Praefectus Urbi und den Stadtkohorten zusammenarbeitete.


    "Mein Wahlkampf ist ein Kampf für das Gute. Ein Kampf für Rom, ein Kampf für den Kaiser und für den Senat. Zuerst aber ist er ein Kampf für das Volk, dessen Wohlergehen auch die Höchsten mit ihrem Gewissen verpflichtet sind.


    Nicht Eigennutz soll meine Handlungen lenken, sondern Tugend. Nicht Geld soll folglich den Weg in den Senat mir ebnen, sondern Leistung. Nicht eure Ohren will ich heute erreichen, sondern eure Herzen. Macht euch stark für Galeo Seius Ravilla, und es wird euer Schaden nicht sein, denn der Mann, welcher vor euch hier steht, weiß, worauf es bei seinem Wege ankommt. Wenn die irdische Hülle ich eines Tages abstreife, so möchte ich sagen können: Mein Leben war erfüllt, denn es stand im Dienst des Imperiums und mein Dienst war gut. Er war gut, weil das Volk ein klein wenig besser lebt, als es leben würde, wäre Seius Ravilla niemals Tresvir capitalis gewesen."


    Erneut erklang die Musik, um das Ende der Rede zu verkünden. Zwei ältere Sklaven von bemerkenswerter Schönheit und Würde, eigens aus dem privaten Besitz in der Heimat mitgeführt, traten nun zur Rechten und zur Linken des Kandidaten. Beide hatten dazu beigetragen, aus dem Kind Ravilla zu jenem Manne zu erziehen, der heute auf der Rostra von Rom vor dem Volke sprach. Jeder von ihnen trug ein Füllhorn. Zahlreiche Gabenpäckchen warfen die beiden Sklaven nun nacheinander in die Menge, einmal nach hier und einmal nach dort.


    Wer eines fing, der sah, dass die Gabe Tücher waren, die im Inneren eine Füllung bargen. Zusammengeschnürt mit buntem Schleifenband offenbarten sie nach dem Öffnen je ein Honigküchlein. Die mit Ravillas Namen bestickten Mappae waren hochwertig verarbeitet, so dass sie einluden, aufbewahrt und für künftige Cenae verwendet zu werden - eine Methode, mit der Ravilla hoffte, seinen Namen in die abendlichen Gespräche zu tragen.

    Ravilla war dankbar, dass Priester und Senator ihm zuvor vollzogen hatten, was nun auch seine Pflicht war. So recht orientiert war er nicht am heutigen Tage, dafür das Herz ihm weit und sein Gemüt voll Glück. Ravillas Apfelschnitze weckten mit ihrem süßlichen Rauch die Lust auf gebratene Äpfel und holten den Seius ein Stück in die Wirklichkeit zurück. Die Myrthe folgte und bildete eine erstaunlich harmonische Komposition mit den Bratapfelaromen, die sich wenig später in beißenden Kohledampf verwandelten, als die Schnitze im Zuge ihrer Metamorphose schwarz zusammenschrumpften.

    Ravilla folgte dem ranghöheren Manne, den würzigen Duft genießend, den das Feuer verströmte, als die Gaben mithilfe der Flammen in eine neue Daseinsform wechselten, die einen Transfer in die Gefilde der Höchsten ermöglichten. Auch Ravilla gab einen Löffel der Mola Salsa hinein, die zischend eine weiße Rauchsäule gen Himmel schickte. Ravillas dunkle Augen wirkten, wie oft bei solchen Zeremonien, verschleiert. Von Klein auf geschult, auf die Signale aus der anderen Welt zu achten, war er der Trance ein wenig zu nah für jemanden, der nicht die Aufgabe hatte, öffentlich in Ekstase zu verfallen.


    Anaxis griff ihm vorsichtshalber unter den Arm und führte ihn wieder ein kleines Stück beiseite, so dass Ravilla den Weg nicht für das übrige Opfer versperrte. Und während Ravilla den Segen bis in die Tiefen seines Genius meinte vibrieren zu spüren, analysierte Anaxis verdrussvoll die Wolken, welche ihre Bahn über den Himmel zogen und deren Korrelation zu Ravillas Gemütszuständen er schon vor Jahren erkannt hatte. Sie machten den Herrn noch empfindsamer für seine übersinnliche Wahrnehmung, als er ohnehin schon war.

    "Dem Bacchus haben wir beide an jenem erquicklichen Tage gehuldigt, lieber Clemens. Bezirzt von seinem rebenreichen Segen, vermochte mein Geist nicht jede Einzelheit des Abends zu memorieren. Doch dass du Aedituus bist, hattest du, so mein Verstand nicht trügt, erwähnt. Die Größe des Tempels ist für den Dienst an den Göttern nicht so entscheidend wie die Größe des Herzens, auch wenn die Unsterblichen den Prunk durchaus zu schätzen wissen - weil es Zeichen dessen ist, was die Sterblichen bereit sind, dem Gotte an Ehre zu erweisen. Ein Zeichen dessen, was der Segen den Sterblichen wert ist.


    Zu bedenken ist an dieser Stelle aber, dass die Götter sehr wohl zu urteilen imstande sind, wie viel dem Gebenden möglich ist, an Opfern darzubringen. Das kleine Opfer eines armen Mannes, wiegt, aufrichtigen Herzens erbracht, mehr als die geschauspielerte Zeremonie eines reichen Mannes, die nur seinem Ansehen unter den Sterblichen gilt und nicht jenen denen, die tatsächlich die Geschicke der Welt lenken. Gleichsam gilt es für den Dienst in den Tempeln. Jeder noch so kleine Schrein ist von Bedeutung.


    Drum halte die Fackel deines Dienstes an der Göttin hoch und bedecke nicht ihr Licht, so klein es auch erscheinen mag. Die Unsterblichen wissen, welchen Wert dein Dienst tatsächlich hat."


    Mit einem freundlichen Lächeln trat Ravilla ein wenig zurück, da Clemens sich nun dem Aedil zugewandt hatte.

    Gemäß ihrer Absprache waren auch die Opfergaben des Seius allesamt unblutiger Natur. Nicht, dass ihn blutige Opfer schrecken würden - er hielt sie für besonders wirksam und die ihm vertraute Magna Mater liebte sie in besonderem Maße - doch was der Venus am besten gefiel, das wusste der Annaeus viel besser, über dessen Gens sie ihre schützenden Hände hielt. So verließ Ravilla sich auf dessen Empfehlung.


    Ravilla hatte neben einer vielzahl kleinerer Gaben zum Finale einen besonders üppigen weißen Blumenkranz fertigen lassen, so wie auch die für die Göttin angedachten Opfertiere stets weiß zu sein hatten. Lilien hatte er gewählt, deren betörender Duft mit seinem heute aufgelegten Parfum eine olfaktorische Harmonie bildete, welcher die Nasen der ihm Nahestehenden unsichtbar umschmeichelte.


    Anaxis trug diesen überbordenden Kranz für ihn und gab darauf acht, dass die Blüten nicht knickten. Für den Sklaven war dies eine Ehre und betonte dessen Stellung in Ravillas Sklavenschar. Eines Tages würde Ravilla dem Perser die Freiheit schenken, doch dieser Tag war noch fern, denn sie beide waren jung.

    Da Ravilla noch über keine eigene Unterkunft in Roma verfügte, stellte der Flavius diesem edelmütig die eigenen Hallen zur Verfügung, was Ravilla in freudvolle Verzückung versetzte. Zwar hätte er auf die Gastfreundschaft seines Neffen in der Casa Leonis zurückgreifen können, doch war ein Gastmal in der Villa Flavia Felix als ungleich glamouröser zu werten! Der Eindruck wäre ein völlig anderer.


    "Freundlichkeit und Großmut der Flavii bleiben unübertroffen. Dankbarkeit erfüllt mein Herz.


    Meine bescheidene Sklavenschar hat sich inzwischen gut hier eingearbeitet und findet sich in den Räumlichkeiten zurecht. So müssten nicht zwingend mehr flavische Sklaven als nötig ihre Arbeitskraft bei jenem Gastmal binden. Gern trage ich meinen Anteil bei, was die Bewirtung und Unterhaltung der Gäste anbelangt. Meine Unfreien sind allesamt östlichen Geblüts und von exotischem Erscheinungsbild, da ich mir mit ihnen ein Stück Heimat nach Rom gebracht habe. Empfiehlst du, ihre Exotik zum Anlass des Gastmahls zu betonen, oder im Gegenteil sie konservativ zu gewanden?


    Sehr gern würde ich neben dem Praefectus Urbi auch den Senator Annaeus Florus Minor in den Reihen der Gäste sehen. Zweimal durfte ich bereits bei ihm daheim zu Gast sein, zur Neujahrsfeier und zu seiner Hochzeit, und ich würde mich gern für die erwiesene Gastfreundschaft revanchieren. Zumal er als Senator gleichwohl Interessantes aus dem aktuellen Geschehen wird beitragen können.


    Natürlich, nicht zuletzt, wäre von Relevanz, dass du, lieber Flavius Gracchus Minor, und dein hochverehrter Vater zugegen seid. Dies wäre nicht nur eine Ehre, sondern auch eine große Freude für mich.


    Folgende Namen würde ich summa summarum als das Minimum geladener Gäste präferieren:


    Herius Claudius Menecrates

    Manius Flavius Gracchus den Älteren

    Manius Flavius Gracchus den Jüngeren

    Lucius Annaeus Florus Minor

    sowie meine Wenigkeit.


    Allesamt Namen aus den Kreisen der Politik. Eine solch eher kleine und spezialisierte Runde hätte den Vorteil, die Gesprächstiefe zu begünstigen, da ein jeder häufiger zu Wort käme. Gibt es weitere Personen, welche du in unsere Runde zu laden empfehlen würdest?"

    "Ein Gastmahl wäre die Gesprächsform meiner Wahl, werter Flavius Gracchus Minor! Im Zuge der Kandidatur ist es Sitte, eine Cena zu halten, um über die politischen Themen des aktuellen Geschehens zu konversieren.


    Für deine freundliche Hilfe kann dir nicht genug gedankt werden, doch wenn es an der Zeit ist, werden nicht Worte allein meinen Dank verkünden. Deine Müh und die deines Vaters, sie trifft auf fruchtbaren Boden und es werden reiche Gärten daraus sprießen, wenn die Götter es so wollen!"


    Da die Flavii dem Dienst an den Göttern familiär tradierten, hegte Ravilla am Wohlwollen der Unsterblichen keinen Zweifel.

    Des Abends, wenn Sol sein böses Angesicht hinter dem Horizont zur Ruhe bettete, erwachten die Lebensgeister des Ravilla. Frei von der Geißel blendenden Lichts, erlöst vom Schmerz, der in seinem Haupt hämmerte, schritt er leichten Fußes in sommerlicher Gewandung durch das abendliche Perstyl der Villa Flavia Felix. Die Last der Toga hatte er abgestreift wie ein Nachtfalter den Kokon, um in einer Tunika einherzuwandeln. Umströmt vom süßen Duft der Blüten, der sich in der Feuchte der Abendluft am Grund des Peristyls sammelte, begleitet vom Gesang der Abendvögel, fühlte Ravilla sich frei und unbeschwert.


    Da wurde er eines weiteren Gastes zu abendlicher Stund im Innengarten der Villa gewahr - das Oberhaupt der ehrwürdigen Gens höchstselbst flanierte zur sommerlichen Abendstund gleich seinem Klienten am gleichen Ort.


    "Guten Abend, ehrenwerter Patron", grüßte Ravilla, die Stimme nicht zu sehr erhoben, um die Harmonie des Gartens nicht zu stören, darauf wartend, ob dem Manne seine Gegenwart genehm sei, oder ob er wünschte, den Abend in der Einsamkeit Stille zu genießen.

    Klienten besaß Ravilla in Rom bislang nicht, doch findig hatte er sich einen Zug adretter Zeitgenossen gemietet, um optisch nicht hinter dem Senator zurückzufallen. Ebenfalls dabei war die Sklavenschar, welche ihn aus der Heimat nach Roma begleitet hatte und für sein Wohlergehen sorgte.


    Als Sohn eines ehrwürdigen Priesterhauses aus dem Osten war Ravilla heute in einer Weise herausgeputzt, die für manch Römer nur schwer zu ertragen war, doch ging er mit leicht verschleiertem Blick wie auf weichen Wolken und die Blicke erreichten seine Wahrnehmung nicht. Neigend zu tranceähnlichen Zuständen war das Geleit von Anaxis vonnöten, der sich aufmerksamer als üblich um den tiefreligiösen Herrn zu kümmern ersucht war. Ein misstrauischer Blick des Sklaven gen bewölktem Himmel offenbarte, dass dieser die Ursache des mentalen Schleiers weniger in göttlichem Wirken, als in Ravillas Wetterfühligkeit zu sehen geneigt war, doch ließ er nichts Entsprechendes verlauten.


    "O Annaeus Florus Minor mein", sprach Ravilla voll Pathos, als er in Reichweite normaler Stimmlautstärke kam. "Gegrüßt seist du an diesem besonderen Tage und möge die Göttin ihre zarten Hände behütend um dich und die Liebste schließen."


    Nach dem segensreichen Gruß vereinten beide Züge sich zu einem, der in erhabener Stimmung dem Tempel zustrebte.