Beiträge von Galeo Seius Ravilla

    @ RE: [Exedra Aedilium] Der Sprechsaal der Aedile


    "Einer meiner Neffen, Aedil", bestätigte Ravilla, dem die Verzückung aufs Gesicht geschrieben stand, wenngleich ebenfalls ein rosiger Hauch von Schamesröte, da er den Iunier übersehen hatte. "Sisenna Iunius Scato", wiederholte er noch einmal den Namen, wenngleich dessen Kollege ihn bereits verlautbart hatte. Es konnte nicht schaden, die eigene Verwandtschaft in das Gedächtnis des Magistrates zu bringen. Bekanntschaft in die höheren Kreise konnte nur von Vorteil sein.

    "Um eine Normierung des Kaufvorgangs zu bewirken. Eine beiläufige Geste, wie sie auch zufällig vollführt werden könnte, mutet ungeeignet an zum Abschluss eines Geschäfts. Um die bewusste Absicht von Käufer und Verkäufer zu symbolisieren, bedarf es eines komplexeren Ritus. Zeitgleich bedient man sich einer gemeinsamen verbalen wie nonverbalen Sprache, welche ein Einverständnis über das Rechtssystem kommuniziert, in dessen Rahmen die Beteiligten sich bewegen, einschließlich des Bewusstseins über die Folgen einer Nichteinhaltung.


    Im Gegensatz dazu dürfte man von einem Steppenbarbaren, der diesen Ritus nicht kennt, nicht erwarten, dass er sich an das im Imperium geltende Recht hält, wenn er es nicht einmal kennt. Der Ritus dient also praktischerweise auch der realistischen Einschätzung des Gegenübers, was sicher zu seiner Verbreitung beitrug. Er kommunizierte einen gemeinsamen Konsens darüber, was Recht und was Unrecht ist."

    Ravilla fuhr fort, Anaxis zum Anfertigen von Notizen anzuhalten, indem er diesem Fingerzeichen gab bei den entsprechenden Stellen der Ausführungen. Gelegentlich raunte er ihm Ergänzungen zu, die meiste Zeit über begnügte der Seius sich indes, aufmerksam in die Runde zu schauen, zuzuhören und mitzudenken, was bisweilen eine Herausforderung darstellte. Gegenwärtig sah er jedoch keine Verständnisschwierigkeiten, so dass keine Rückfragen erforderlich waren und er einstweilen ganz in die Rolle des Rezipienten verfiel.

    Ravilla ließ sich von Anaxis die Toga zurechtstreichen, woraufhin er sich niederlassen konnte, ohne Schaden am Faltenwurf zu nehmen. Im Gegenteil wurde der Stoff nun sitzend besonders vorteilhaft in Form gebracht aufgrund der senkrechten Einwirkung von Ravillas Körpergewicht, so dass er sich erhebend hernach besonders schöne Falten vorzuweisen haben würde.


    "Dies ist mein werter Neffe, Aedil", proklamierte der Seius, um die Memoiren des Flaviers zu präzisieren. Dass es dem Aedil an der Schärfe seiner Sehkraft mangelte, wusste er zwar nicht mit Gewissheit, hegte jedoch die entsprechende Mutmaßung, welche aus den Beobachtungen während der gemeinsamen Zeit resultierte. So zeigte Ravilla sich gern bereit, dem Aedil das Augenlicht zu leihen, indem er das visuell wahrgenommene verbal übermittelte. "Miles Sisenna Iunius Scato von den Cohortes Urbanae, welcher uns bereits im Sprechsaal der Aedile gemeinsam mit seinem Kameraden Manius Purgitius Lurco zwecks Unterredung zur Sicherung der Ludi Megalensis aufsuchte." Ein Blick traf den jungen Bruder. "Und jener ist mein jüngerer Bruder Marcus Seius Atticus."


    Welcher die Ettikette so empfindlich verletzt hatte in Gegenwart des Magistrates, was Ravilla zu einem Blick nötigte, in welchem Wiedersehensfreude und Verzweiflung aneinander rissen. Wäre Atticus nur in Cappadocia aufgewachsen, man hätte ihm mehr Anstand beigebracht als im von allen guten Göttern verlassenen Hispania. Ravilla observierte, nachdem er sich niedergelassen hatte, nach welchem Getränk Flavius Gracchus Minor griff und wählte das Gleiche. Geschmacklich sagten ihm beide Varianten zu, doch war er dankbar, nun den Rotwein guten Gewissens von der Kleidung fernhalten zu können, der obendrein die Lippen ihm unvorteilhaft verfärbt hätte.

    Ich werde mich in den kommenden Tagen daran setzen, auf die offenen Threads zu antworten. Sollte mir eine Antwort entfallen oder meine Präsenz besonderer Dringlichkeit bedürfen, so bitte ich um eine Benachrichtigung, auf dass ich die Prioritätenliste entsprechend anzugleichen vermag. :)

    Ich strebe zunächst das Amt des Tresvir Capitalis an. Dort wird das Wissen um die Rechtslage hilfreich sein.


    So es ins Profil des Cursus passt, möchte ich diesen gern für mich als Vorbereitung für die juristische Seite des Cursus Honorum generell betrachten. Sollte ich die Ämterlaufbahn nicht bis zu den höheren Magistraturen bewältigen, so wäre es dennoch hilfreich für einen politisch ambitionierten jungen Mann, das juristische Profil der Magistrate, mit denen er zusammenarbeitet, zu kennen. :)

    Ravilla nickte. Er ging konform damit, dass sie sich zum gemeinsamen Lernen hier eingefunden hatten und er war bereit, seinen Eigenanteil zu leisten. Indes fiel ihm genau ebendies zunehmend schwer und er fürchtete, den Faden zu verlieren, wenn er seine Hilflosigkeit nicht kommunizierte. So sehr wünschte er sich, nicht nur konsumierend Anteil nehmen zu müssen, doch stieß er bereits jetzt an die Grenzen seines Verständnisses.


    "Mir als Noch-Laie im Gebiet der Jura fällt es in Anbetracht der Fülle schwer, mich auf dem weiten Feld der juristischen Themen zurechtzufinden", versuchte er, das Problem, das ihn plagte, zu präzisieren. "Wie sind all diese Dinge geordnet? Was davon sind die Grundlagen, was die Spezialisierungen? Der freie Diskurs ist freilich interessant zu verfolgen, indes die Gewichtung der thematisierten Punkte fällt mir schwer zu erfassen. Welche Inhalte sind bedeutsam für welches Amt des Cursus Honorum, welche Themen eher relevant für den Advokaten?"


    Sim-Off:

    Eine Präzisierung des SimOFF-Anliegens erfolgt hier. :)

    Wie im Cursus erwähnt, würde ich mich über Praxisbeispiele für die Ämterlaufbahn freuen, so es keine Umstände macht und ins Thema passt. :)


    Ergänzend oder alternativ freue ich mich über einige konkrete Stichpunkte je Amt, deren Inhalte ich mir in Eigeninitiative erarbeiten kann, sollten die juristischen Themen für den Cursus Honorum an dieser Stelle nicht geplant sein. Für mich ist es bereits jetzt viel Inhalt und ich würde bei der Nacharbeitung gern eine Schwerpunktsetzung für meine Laufbahn forcieren, sonst fürchte ich, von der schieren Fülle erschlagen zu werden, was ein herber Verlust für die Parfumindustrie wäre. ;)

    Ravilla überlegte, ob er sich zu einem Spottlied hinreißen lassen sollte, denn derlei lag nicht in seiner Natur. Doch angespornt von seinen Vorgängern, welche mit Spott nicht gegeizt hatten, wagte auch er sich an einem kleinen Reim, zum Wohle des Glücks der Eheleute und zum Vergnügen der Feiernden.


    "O wie das Brautpaar strahlet, es glänzt der Blumenkranz

    und selbst der prüde Florus, zeigt einen Bauchestanz

    wie seine Stella jauchzet, kommt freudig angekuscht

    dabei ist sie vor Eile auf ihrem Schleier ausgerutscht.


    Talassio!"

    Als einer der letzten sprach Ravilla seine Glückwünsche aus.


    "Der Segen der Unsterblichen möge euch auf allen Wegen und durch alle Zeiten begleiten! Nach der Traumhochzeit soll ein traumhaftes Leben auf euch warten. Alles Gute zur Hochzeit, das wünsche ich euch von Herzen, meine Lieben!"


    Herzlich drückte Ravilla die Hände von Braut und Bräutigam. Das Geschenk würde noch folgen. Nun aber folgte zunächst er selbst dem Brautzug über den Esquilin.

    Ravilla folgte seinem Magistrat mit gewichtiger Miene. Ernst blickte er in die Runde, sich nicht anmerken lassend, dass er mit den Bewohnern der Casa Leonis verwandtschaftlich verbunden war. Doch als sein kleiner Bruder ins Blickfeld trat und ihm zunickte, schenkte er diesem ein verschmitztes Lächeln, ehe er den Griffel über die Tabula hob, bereit für Notizen. Was mochte Atticus in Roma suchen? War in ihm endlich der Ehrgeiz seines Blutes erwacht und er würde, wie Ravilla, in die Politik gehen? Wünschenswert wäre es. Nach dem Gusto von Ravilla genügte es, wenn der unrühmliche Stilo sich mit den Soldaten im Staub wälzte, anstatt eine Toga anzulegen. So hoffte er, das wenigstens Atticus nicht im Halbbruder, sondern in Ravilla sein Vorbild gefunden hatte.


    Und da war ja auch Saturninus, der Kanzleimitarbeiter ohne Charme und Tadel! Auch ihm lächelte Ravilla für einen Moment zu.

    Ravilla überreichte dem Opferherrn, als welcher sein Magistrat am heutigen Tage fungierte, nach Abschluss des Gebets andächtig jene Paste aus Schafskäse, Olivenöl und allerlei Gewürzen. Das Opfer näherte sich seinem feierlichen Finale.

    Die Roten gaben ihr Bestes, um zu verhindern, dass jemand der hinteren Fahrer sie überholten. Doch in der Kurve brach Synnesis von den grünen Fahrern durch die rote Mauer. Auch den Weißen gelang es, die Lücke zu nutzen - Lusorix fegte in einem gewagten Manöver hindurch, das Tamos von der Russata ins Schlingern brachte. Nur mit Mühe gelang es dem Roten, seinen Wagen wieder unter Kontrolle zu bringen. Der zweite Fahrer der Albata, Athenodorus, musste scharf bremsen, um nicht in ihn hineinzurauschen. So gelang es ihm nicht, dem anderen Weißen zu folgen. Er blieb auf dem letzten Platz.


    Dem feurigen Synnesis, trunken vom Erfolg, überholte auch noch Tanco von der Aurata, der hustend in einer Sandwolke verschwand. Sofort schloss Braecus gemeinsam mit Synnesis die Reihe. Beide Grünen waren nun weit vorn und kopierten die Taktik der Roten, mit einer Mauer die hinteren Fahrer am Überholen zu hindern, indem sie ihre Wagen eng beieinander fahren ließen. Doch sie konnten nicht verhindern, dass Proteneas von der Russata noch an ihnen vorbeischlüpfte und während des Überholens Zeit für ein gehässiges Grinsen fand. Manch Anhänger der Grünen meinte, an der Hand, welche die Peitsche schwang, eines ausgestreckten Mittelfingers gewahr zu werden, was für akustische Äußerungen der Empörung sorgte.


    In weiter Ferne, einsam, rauschte Sotion von der Factio Aurata dahin, der Sonne entgegen. Nichts und niemand schien ihn noch aufhalten zu können. Er war derart weit vorn, dass es wohl ein Wunder oder einen Unfall brauchte, um ihn noch einzuholen.



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    Reihenfolge nach Runde 2:


    1. Sotion

    2. Proteneas

    3. Braecus

    4. Synnesis

    5. Tanco

    6. Lusorix

    7. Tamos

    8. Athenodorus

    Die Formulierung des Aedils war vortrefflich gewählt. Er kleidete sein Anliegen in erlesene Höflichkeit, mit welcher er die Ablehnung gegenüber einem Standesgenossen ebenso auszudrücken vermochte wie einen konstruktiv gestalteten Gegenvorschlag zum vorliegenden Gesetzesentwurf. Ravilla, welcher der Kunst der Rhetorik zugetan war, schmolz innerlich dahin, während er nach außen hin zustimmend nickte.


    Freilich hätte er ebenso genickt, würde er das Anliegen zur simplifizierten Syntax weniger gutheißen, als er es tat. Seine Aufgabe war es, den jüngeren Flavius zu unterstützen und nicht, dessen Vorhaben Steine in den Weg zu legen. So sprach Ravilla die eigenen Gedanken nur unverfälscht aus, wenn er danach gefragt wurde, wie beim erbaulichen Gespräch im Officium, welches indes unter vier Augen stattgefunden hatte. Doch es begab sich selten, dass Situationen entstanden, in welchen seine Ansichten mehr als nuanciert von denen seines Magistraten differierten, sodass Ravilla in den Genuss des Privilegs kam, nicht als Heuchler auftreten zu müssen, der gegen die Stimme des eigenen Gewissens sprach, sondern sich mit seinem Tun und Treiben rundum wohlfühlen zu dürfen.

    Ravilla hob eine Schulter, so weit dies in der liegenden Haltung auf der Kline möglich war. "Ob tatsächlich die Not es ist oder niederes Trachten, welches die Menschen zu kriminellen Handlungen veranlasst, muss wohl empirisch ermittelt werden. Tritt trotz guten Willens und engagierter Maßnahmen keine Besserung der Lage ein, so trüge in jenem Fall die Plebs selbst Schuld daran, wenn der Staat die einst wohltätige Hand zur Faust ballt. Doch ginge es nach mir, so würde ich einen Versuch wagen, sobald meine Stellung dies ermöglicht."


    Ergeben nickte Ravilla, als sein Gegenüber die Grenzen der Visionen vor Augen führte, sobald es darum ging, diese Wirklichkeit werden zu lassen.


    "Dem ist nichts hinzuzufügen, verehrter Flavius Gracchus Minor. Wo die notwendigen Gelder eingespart werden könnten, müsste man mit der Finanzabteilung erörtern. Langfristig schwebt mir zwar die Einsparung beim Militär vor, jedoch wäre es unklug, dies bereits am Anfang der Maßnahmen zu tun, so lange deren Erfolg ungewiss ist. Gegenwärtig ist das Militär das einzige Gegengewicht zur Kriminalität. Eine Einsparung an dieser Stelle wäre fatal. Verschieben wir diesen Gedanken also auf jene Zeit, da die Kriminalität bereits erfolgreich eingedämmt wurde.


    Jedes Jahr werden in einem Ausschuss öffentliche Mittel bewilligt, die sich aus den erwirtschafteten Überschüssen speisen. Diese werden nach Bedarf verteilt. An dieser Stelle gilt es, davon zu überzeugen, dass meine Ideen zu verfolgen sich zukunftsträchtig gestaltet. Es würde demnach keine Einsparung erfolgen, sondern für die von mir anvisierten Maßnahmen würden Mittel aus jenem Überschuss aufgewendet werden, welche sonst beispielsweise in die Sanierung eines Theaters fließen würden, Dinge, die durchaus ein Jahr oder länger warten können, ohne dass das Imperium zusammenbricht."

    Ravilla fertigte sich Notizen zum Sachverhalt an. Da in seinem Kopf die Gedanken zu Reformen zum Schutze benachteiligter Bevölkerungsanteile reiften, sah er hier eine Möglichkeit, sich mit den Rahmenbedingungen vertraut zu machen. Ein Lupanar war freilich kein vorzeigbares Referenzobjekt für seine politischen Ambitionen, doch lag ihm fern, nur um der Öffentlichkeitswirksamkeit willen seine Ideen zu verfolgen. Doch Ravilla wurde auch gewahr, dass ein zu weiches Herz seine Ambitionen erschweren würde, da dies den professionellen Blick verwässerte. Er registrierte halb belustigt seine Idee, jenen erblindeten und vom Feuer versehrten Mitarbeiter des Kyriakos aus Mitleid zu erwerben, denn Masseure oder Wäscher bedurften keiner Sehkraft, doch wäre das Problem als Ganzes damit nicht behoben.


    "Womöglich wurden die Fristen zur Einreichung der Unterlagen aufgrund des Brandes versäumt? An welcher Stelle wären die Informationen über die Zahl der Köpfe und der zu versteuernden Einnahmen denn nachzureichen, gegebenenfalls verbunden mit einer Bearbeitungsgebühr?"


    So versuchte er, die wohl vorliegende Straftat der Unterschlagung von Steuergeldern in ein Versäumnis umzudeuten, welches ohne Anklage mit einer symbolischen Strafzahlung richtiggestellt werden konnte, sofern der Aedil sich kulant zu zeigen gewillt wäre. Steuern waren freilich korrekt zu entrichten. Doch eine formelle Anklage würde dem sinnbildlich nackten Mann auch noch die Haut vom Leibe ziehen.

    Eine Zeitlang verfolgte Ravilla die Diskussionen. Während er sie zu Anbeginn als auditive Bereicherung seines Lernprozesses empfunden hatte, glitt der Inhalt alsbald in abstrakte Spähren, so dass der Seius sich genötigt fühlte, hilflos dem Geschehen zu folgen. Eine kurze Gesprächspause nutzte er hernach, um in einer Geste der Kapitulation die Hände, die bis dato in seinem Schoß geruht hatten, auf Brusthöhe zu heben.


    "Wie mir scheint, bin ich in dieser Kette das schwächste Glied. Ich nahm irrtümlich an, der Cursus würde sich auch an Teilnehmer ohne Vorkenntnisse richten. Ich muss gestehen, dass ich nicht mehr zu folgen vermag, geschweige denn, mich sinnhaft am Diskurs beteiligen zu können."


    An der rechten Seite der Spina begann das Rennen. Start- und Zielpunkt lagen somit vor der Loge des Veranstalters. Als das weiße Tuch fiel, senkte sich ein Moment der Stille auf den Circus Maximus. Da Neptun als Schöpfer der Pferde galt, zählte man die Runden mit sieben Delfinen. Alle Augen richteten sich auf das Stückchen Stoff, welches sacht in Richtung Boden trudelte.


    Die Nüsslein knabberte Ravilla vor allem, um sein Nervenkostüm zu beruhigen - die Organisation des Rennens hatte ihm einiges abverlangt. Doch weniger die Erschöpfung, als vielmehr die Nervosität ließ den kulinarischen Genuss zur Nebensächlichkeit verkommen. Die Händler mit den Erfrischungen hätte er vergessen zur ordern, doch ein Automatismus oder guter Geist sorgte dafür, dass es daran nicht mangelte und niemand bemerkte, dass Ravilla in dieser Sache Nachlässigkeit hatte walten lassen. Den Mund schmaler als üblich betrachtete Ravilla den weißen Stoff, welcher hauchzart der Schwerkraft folgte.


    Als das weiße Tuch den Sand erreichte, fiel der erste Delfin vornüber.


    Mit einem Knall schwangen die Türen der Startboxen auf. Die Pferde warfen sich in die Geschirre, die Aurigae schrien und ließen die Zügel knallen. Die Stille der Arena wurde hinweggefegt vom Schreien des Publikums. Mit gereckten Hälsen zogen die Tiere die leichten Wagen auf die Bahn. Wem es in der ersten Runde gelang, sich möglichst weit vorn zu platzieren, hatte einen unschätzbaren Vorteil: Er konnte in den folgenden Runden die Fahrer, die hinter ihm waren, am Überholen hindern, selbst wenn seine Pferde weniger ausdauernd waren.


    Sotion von der Aurata gelang es, sich als erster an die Spitze zu setzen, dicht gefolgt von Braecus von der Praesina. Mit etwas Abstand folgte der zweite Fahrer der Aurata, Tanco.


    Im Mittelfeld folgten die nächsten Wagen: Proteneas von der Russata, der sich mit Tamos aus der eigenen Factio scheinbar ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferte. Der eigentliche Zweck des Manövers wurde erst später ersichtlich:


    Der zweite Fahrer der Praesina, Synnesis, schrie sich die Seele aus dem Leib, doch seine im Gegensatz zu ihm selbst eher ausgeglichenen Tiere ließen sich davon nicht zur Höchstleistung bringen. Klüger als ihr Fahrer selbst erkannten sie die Mauer, welche beide roten Fahrer bildeten, um alle, die hinter ihnen kamen, am Überholen zu hindern. Auch beide Wagen der Albata starteten eher gemächlich. Schonten Lusorix und Athenodorus ihre Tiere in Anbetracht der roten Mauer noch bewusst? Es war für den Augenblick nicht zu sagen, worauf es hinauslaufen würde.



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    Reihenfolge nach Runde 1:


    1. Sotion

    2. Braecus

    3. Tanco

    4. Proteneas

    5. Tamos

    6. Synnesis

    7. Lusorix

    8. Athenodorus

    Freilich fand sich auch Ravilla unter den Gästen! Doch hatte er das Brautpaar noch nicht persönlich begrüßen können. Er war zu spät gekommen, da er aufgrund eines Brandes einen Umweg hatte nehmen müssen.


    Ganz in Seide aus fließendem Rosa schritt Ravilla durch die Reihen der Gäste, eine freundliche und schöne Farbe, wie er fand, einer Hochzeit sehr angemessen. Das Haupt krönte ein farblich passender Kranz von Rosenblüten. Hinter ihm ging Anaxis in frühlingshaftem Hellgrün, eine zarte Blätterkrone tragend. Allein die Farbenpracht ihrer Gewänder, die schwarze Umrandung ihrer Augen und das tiefschwarze Haar verrieten die östliche Herkunft der beiden Männer, während der Schnitt ihrer Kleidung an jenem denkwürdigen Tage gänzlich römisch war. Im Gegensatz zu sonst trug auch Anaxis den Oberkörper heute züchtig verhüllt.


    Das Brautpaar im wohlverdienten Zentrum der Zeremonie war ein entzückender Anblick, sie schienen sich gesucht und gefunden zu haben. Ganz von Liebe erfüllt glänzten ihre Augen. Indes verursachte diese Feststellung einen kleinen Stich im Herzen des Seius. Es würde einiger Gesetzesanpassungen bedürfen, wenn Ravillas Hochzeit einst ebenso eine Ehe aus Liebe werden sollte. Voll Neid betrachtete er die herzerwärmende Eintracht, ihnen das Glück gönnend und doch erbittert. So gut ihm der politische Werdegang zu gelingen schien, so hoffnungslos blickte er auf sein Privatleben.


    Aber ein Anblick riss ihn aus den tristen, heute wahrlich unangemessenen Gedanken!


    Dieser dunkle Schopf war ihm wohlvertraut. Umwölkt von süßem Rosenparfum, schritt er durch die Reihen der Gäste hin zu dem Gast, der sich mit Annaeus Florus Minor einen stetigen Wettstreit in Biederkeit zu liefern schien. Furius Saturninus würde Ravilla riechen, bevor er ihn sah, sofern kein Schnupfen seine Nasengänge verstopfte, als der Seius von hinten eine Hand auf die Schulter des Mannes legte. Zu sprechen war nun nicht der richtige Zeitpunkt, so ersetzten die Geste und ein Lächeln den Gruß.