[Circus Maximus] Megalesia | Wagenrennen zu Ehren der Großen Mutter

  • 372-f9b081ec.jpgDie Megalesia offerierten dem Volke der Tradition gemäß nicht nur Schauspiele, sondern auch Wagenrennen, welche in Rom sich seit jeher besonders großen Zuspruches erfreuten. Entsprechend hatte auch Manius Flavius Gracchus Minor für sein Aedilat es nicht unterlassen, jene höchst populären Spiele seinem Festtagesprogramm hinzuzufügen. Zwar hatte er diesen Teil des Programms zu großen Teilen seinem Tiro Fori Galeo Seius Ravilla überlassen, doch verlangte die Tradition selbstredend, dass dennoch er auch hier prominent als Editor der Spiele auftrat. Schon am ersten Tag der Ludi Megalenses hatte er die Pompa Circensis mit der Prozession der Galli zum Circus verbunden, sodass an diesem Tage die Präsentation der Aurigae ein wenig bescheidener denn üblich ausfallen konnte.


    Zunächst jedoch musste sich das Volk in dem gewaltigen Stadion versammeln, auf dessen Spina für die Zeit der Spiele das Kultbild der Magna Mater Idaea thronte, um dort gleichsam höchstpersönlich den Lustbarkeiten zu präsidieren, die so weite Teile des Volkes besonders faszinierten.

  • Seit ich als sodalis in der factio albata aufgenommen worden hatte, hatte ich dem ersten Wagenrennen entgegengefiebert. Die ludi Megalenses waren insgesamt ein wunderbares Spektakel gewesen, aber die Wagenrennen sind mein persönlicher Höhepunkt. Ich war also bereits früh zum Stadion aufgebrochen, um einen guten Platz zu ergattern... und ich hatte Glück gehabt. Mein Blick auf die Rennbahn war grandios und würde es auch bleiben, wenn sich die Ränge füllten.

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    KLIENT - HERIUS CLAUDIUS MENECRATES

    TIRO FORI - HERIUS CLAUDIUS MENECRATES

    SODALIS - FACTIO ALBATA



  • Ich fand es ein wenig schade, dass weder Vindex noch ich bei Florus sitzen konnten, aber wir waren nun einmal nicht berechtigt, auf den Ehrenplätzen zu sitzen. Aber auch heute war ich gut herausgeputzt und hielt mich in Vindex' Windschatten, der mich bereits früh gedrängt hatte, aufzubrechen. Nachdem für uns kein Ehrenplatz reserviert war, konnten wir nur möglichst früh da sein, um einen halbwegs guten Platz zu ergattern. Auch ich war schon gespannt, wie sich die Aurigae der Factio Albata tun würden und wie Wagenrennen in so einem großen Maßstab wohl ablaufen würden. So nahm ich neben Vindex Platz und richtete mein Gewand, ehe ich mir einen guten Blick gönnte. Er hatte wirklich einen sagenhaften Platz ergattert!

  • Als Menecrates zu einer der Ehrenlogen schritt, erinnerte er sich an die von ihm ausgerichteten Ludi Paltini, bei denen die Wagenrennen für einige Turbulenzen sorgten. Er wünschte dem Editor, dem amtierenden Aedil Flavius Gracchus Minor, dass dessen Spiele komplikationsloser verliefen.

    Er grüßte in die Runde, bevor er Platz nahm. Sein Blick suchte das Stadion nach positionierten Urbani ab, denn als Praefectus Urbi konnte er nie einseitig Zuschauer sein. Die Amtspflicht begleitete ihn auf allen Wegen, auch wenn er heute zusätzlich als Dominus Factionis der Praesina fungierte. Ein wenig Zerstreuung würde ihm gut tun und so hoffte er, dass sich die akribische Planung der Spielesicherung auszahlte. Seine Wünsche galten natürlich der eigenen Factio. Die Konkurrenz war hoch, gleichzeitig die Form von Syennesis gut, sodass der Siegplatz zwar durchaus im Bereich des Möglichen, aber alles andere als gewiss war. Mit Pech würden dem etwas unzuverlässigen Lenker vielleicht sogar die Nerven versagen.

  • In seiner besten Toga gekleidet schritt Vulpis würdevoll an den Ehrenlogen vorbei, dabei lächelte den Einen oder Anderen an. Sollten die sich doch den Kopf darüber zerbrechen wer er war.

    Es tat wirklich gut nach dem wochenlangen im Versteck leben, sich wieder in der Öffentlichkeit zu zeigen. Skeptisch schaute er zu den Urbani, obwohl er sich sicher war, dass die ihn nicht erkennen würden. So viele hatten ihn nicht in der Kaserne gesehen.

    Er hatte schon mitbekommen, dass sie tagelang, auf der Suche nach ihm, durch die Straßen und Gassen gezogen waren.


    Wie hatte er es vermisst Wagenrennen zu besuchen. Jetzt konnte er es sich auch leisten einen kleinen Wetteinsatz zu setzen.

    Trotz seines selbstsicheren Auftretens wählte er seinen Sitzplatz so aus, dass er einen guten Fluchtweg hatte. Sicher war sicher, schließlich konnte man nicht wissen ob so ein Vollpfosten von der CU ihn nicht
    doch erkannte.

  • Zum Auftakt des Wagenrennens drehten die Gespannte eine Ehrenrunde, im stetigen Geleit von Musikanten und Tänzern. So hatte jeder Zuschauer Gelegenheit, sich von den heute antretenden Aurigae und Pferden ein Bild zu machen. Sechs Factiones gab es, vier nahmen zum heutigen Rennen teil. Da eine jede Factio zwei ihrer Lenker ins Rennen schickte, starteten ganze acht Gespanne, was auf ein spannendes Rennen hoffen ließ. Auf den Zuschauerrängen kündete Beifall von der Freude, ihre Favoriten in Aktion zu sehen. Währenddessen verlasen Herolde die Informationen zu den Fahrern, die heute antraten.


    Praesina


    Die Factio Praesina blickte auf Zeiten des Ruhmes zurück, in denen ihre Lenker für Spitzenplatzierungen gesorgt hatten. Nun befand sich der Rennstall in einem Prozess der Erneuerung. So verwunderte es nicht, dass neben einem erfahrenen Fahrer auch ein Nachwuchstalent heute starten durfte.


    Braecus war seit Anbeginn ein Fahrer des grünen Rennstalls. Die Anhänger der Praesina schätzten ihn für seine Umsicht. Vier Schimmel lenkte er, von denen jenes rechts außen ein wenig herausstach. Das ursprünglich dort laufende Tier war nach einem Sturz ausgefallen und Braecus hatte ein wenig mit dieser Konstellation zu kämpfen. Offensichtlich mangelte es dem Gespann mit dem neuen Pferd nun ein wenig an Harmonie.


    Vier Braune zogen den zweiten grünen Wagen. Die wundervoll harmonierenden Tiere waren vielleicht die einzige Sicherheit bei dieser Kombination. Der Fahrer Synnesis erfüllte als südländischer Typ alle Klischees in vortrefflicher Weise. Im Gegensatz zu seinem Mitstreiter verhielt er sich temperamentvoll und bisweilen unberechenbar. Sein teurer Einkauf hatte sich nur temporär ausgezahlt, mal überzeugte er durch sehr gute Rennen, mal versagte er völlig. Aufgrund seiner risikoreichen Fahrweise war schwer abzuschätzen, wie es für ihn jeweils laufen würde.



    Albata*


    Gewandet in Schwarz und Weiß boten die Gespanne des weißen Rennstalls heute die auffälligste Erscheinung unter den Aurigae.


    Lusorix trug schwarze Kleidung, um den Arm eine weiße Binde geschlungen. Dafür war sein Wagen komplett weiß gestrichen und seine Pferde waren annähernd perfekte Schimmel.


    Athenodorus trug komplett weiße Kleidung und auch sein Wagen leuchtete wie Schnee. Seine Pferde jedoch waren so schwarz, wie es nur möglich war. Die beiden Fahrer waren durch die konträre Gestaltung auch auf die Distanz gut zu unterscheiden, was den Anhängern des weißen Rennstalls Gelegenheit gab, stets den korrekten Namen zu bejubeln, was sie auch lautstark taten.



    Aurata


    Die Factio Aurata warb mit den Tugenden Disziplin, Eifer und Wille. So verwunderte es wenig, dass sie sich insbesondere beim Mann der Straße großer Beliebtheit erfreute. Kampf und Leidenschaft statt Protz und Pomp versprach man sich von den Goldenen - es würde sich zeigen, ob sie diesem Anspruch heute gerecht werden konnten.


    Sotion galt mit seinen siebenundzwanzig Jahren als der erfahrenste Auriga des goldenen Rennstalls. Er zeichnete sich durch eine kompromisslose Fahrweise aus und scheute kein Risiko.


    Tanco indes mit seinen zwanzig Jahren hatte einen der alten Fahrer abgehängt und galt nun als neue Hoffnung der Factio Aurata. Wenngleich er noch im Schatten seines erfahrenen und beliebten Mitstreiters stand, hofften die Anhänger der Goldenen in Zukunft auf Großes von ihm.



    Russata


    Der rote Rennstall hatte einst zahlreiche Siege hervorgebracht. Mit ihren roten Wagen, roten Tuniken und je vier feurigen Füchsen boten die beiden Aurigae der Factio Russata einen eindrucksvollen Anblick.


    Proteneas war mit seinen dreißig Jahren nicht mehr der Jüngste, punktete jedoch durch seine Erfahrung. Er hatte seine Pferde schon durch alle Höhen und Tiefen gelenkt und den härtesten Gegnern die Stirn geboten.


    Tamos mit seinen neunzehn Sommern und Wintern war der jüngste Hoffnungsträger der Factio Praesina. Es würde sich erweisen, ob Alter und Erfahrung oder das Feuer der Jugend heute besser abschnitten.


    _______________________________________________


    Erfahrungswerte der Aurigae zum Start:


    Braecus 10

    Synnesis 11

    Lusorix 9

    Athenodorus 5

    Sotion 10

    Tanco 9

    Proteneas 12

    Tamos 4


    Sim-Off:

    *Im Sinne der Lesbarkeit habe ich für die Albata der grauen Schriftfarbe anstelle der weißen den Vorzug gegeben.

  • Sim-Off:

    Das ist aber schade, das Weiss ist im neuen Forum viel besser lesbar als im alten. ;)


    Ich liebte die Wagenrennen und als Pater der Albata war es natürlich nicht bloss eine Pflicht, sondern auch eine Freude, diese Rennen von den für die Senatoren reservierten besten Plätzen aus zu verfolgen. Noch immer hingen meine Gedanken dem komischen Gefühl nach, welches ich bei der Parade der Fahrer hatte, als ich meine weissen Fahrer dort beobachtete. Irgend etwas nagte an mir, aber ich konnte es nicht fassen.


    So blickte ich gebannt in die Arena, als die Fahrer vorgestellt wurden. Noch konnte ich keine Hinweise auf Fehler feststellen.

  • Obwohl sich Menecrates nicht zu den stürmisch Begeisterten zählte, packte ihn trotzdem jedes Mal die Aufregung, wenn an einem Rennen Lenker seiner Factio teilnahmen. Möglicherweise steckten ihn aber auch die tänzelnden Pferde und die Atmosphäre im Circus an. Eine andere Erklärung könnte die Unberechenbarkeit eines seiner Lenker sein, bei dem man nie genau wusste, würde er enttäuschen oder triumphieren.

    Seit dem Gespräch mit Lepidus ging ihm eine Bemerkung nicht mehr aus dem Kopf. Der Freund hatte - und möglicherweise nicht zu unrecht - die Vermutung geäußert, dass die Pferde gar nicht wollen, was wir mit ihnen veranstalten. Das würde auch deren aktuelle Nervosität erklären. Das neu angelernte Pferd im weißen Gespann schlug mit dem Kopf. Menecrates hoffte, es würde keine Stürze geben. Die Erfahrung wuchs mit jedem Rennen und irgendwann sollte die Harmonie hergestellt sein.

  • Obschon Manius Minor die Organisation jenes großen Rennens nahezu gänzlich in die Hände seines Tiro fori hatte gelegt, der abseits der Kontaktaufnahme mit den Factiones nahezu sämtliche administrativen Fragen jener Darbietung hatte geklärt, begonnen bei der Kontaktaufnahme mit dem Verwaltungspersonal des Circus bis zur Sorge für die Lizensierung der Speisenverkäufer auf den Rängen, so war doch offiziell Manius Flavius Gracchus Minor als Aedilis Curulis der Editor auch jenes Spieltages, weshalb selbstredend er neuerlich in der purpurnen Triumphatoren-Aufmachung erschien, in der er sich bereits an die vergangenen Tagen hatte präsentiert. So saß er in der zentralen Loge direkt unterhalb jener Position, von der aus der Princeps die Spiele zu verfolgen pflegte und die direkt über die Domus Augustana war zu betreten.


    Ein wenig fühlte sich Minor an diesem Morgen erleichtert, da nun endlich der letzte der Tage der Ludi Megalenses war gekommen und da nun all jene Darbietungen, für die er selbst Sorge hatte getragen, abgearbeitet waren, konnte er doch ein wenig Muse aufbringen, jenen Schlussakkord unter der Ägide seines Tiro schlicht zu genießen und im Stillen seine Favoriten anzufeuern.

  • Vulpis rieb sich voller Vorfreude die Hände. Endlich es würde losgehen. Dann fiel ihm ein, er hatte gar nicht mitbekommen ob es zu diesem Anlass Geschenke gab. Früher gab es bei solchen besonderen Anlässen, Spenden, wie zum Beispiel, Essen kleine Geschenkartikel oder ähnliches.

    Ein Wagenrennen das zu Ehren der Großen Mutter war nun wirklich etwas besonderer Anlass.


    Lupus Blick fiel auf den Praefectus Urbi, ja wenn er früher solche Rennen organisierte gab es immer etwas.

    Sein Kopf ruckte zu den Wagen und er besann sich darauf wann er von dem Rennen erfahren hatte und wo. An den Aushängen hatte er gestanden und den von der Russata gelesen. Was hatte da gestanden? Richtig, *Ausgeschlossen sind Frauen, Kinder, Anhänger der Factio Aurata und Factio Praesina sowie Trendsetter von überwiegender gelber und grüner Mode.

    Ihm kam fast die Galle hoch wenn er daran dachte. Seine bevorzugte Factio war nun einmal die Praesina. Bei aller Objektivität so konnte er es dennoch nicht ändern die schnöseligen Angeber der Russata konnte er einfach nicht ausstehen. Ehe er sich selber daran hindern konnte sprang er auf und machte seinem Herzen Luft. In voller Lautstärke rief er: „BU Russata, BUUUUUU Russata packt ein, BUUU Russata“. Erst die verwunderten Blicke seiner Umgebung ließen ihn einhalten. Langsam, schief grinsend setzte er sich. Sie hatten ja recht, es war ja noch gar nichts passiert.

  • RUNDE I


    Aufmerksam lauschte der Flavius den Ansagen der Kommentatoren über die Qualitäten der heute antretenden Aurigae, welche erfreulicherweise zur Crème de la crème der römischen Rennställe zählten, was wiederum den Editor beehrte, aber auch die Jubel- und Schmährufe der Plebs, die ihre Stars ebenso feierte wie in früheren Zeiten Triumphatoren. Dann aber verschwanden die Gespanne in den Startboxen und dem Volke wurde die Zeit ein wenig durch fliegende Händler vertrieben, welche Erfrischungen und kleine Köstlichkeiten offerierten. Auch der Aedil sowie sein Tiro fori, welcher heute das Regiment führte, hatten einige Nüsslein präparieren lassen, sodass Minor zunächst ein wenig naschte und dann nach einem weiteren Schluck Weines endlich an die Brüstung der Loge trat, von wo aus die tausenden Zuschauer ihn und das weiße Seidentuch, welches er zückte, sehen konnten.


    Die Fanfaren erschollen und gespannte Stille legte sich über jenen gewaltigen Hexenkessel, der recht leicht erkennbar in verschiedene Felder war unterteilt, die jeweils die Anhänger einer bestimmten Factio favorisierten: hier grün, dort weiß, dort wiederum rot und in der entfernten Kurve auch das gelb-güldene Schimmern der Aurata. Wohl niemals in seinem Leben, selbst nicht bei der Einweihung des Ulpianum, bei welcher er in jungen Jahren die Elogie auf Prudentius Commodus hatte gehalten, war derart gespannte Appetenz auf ihm gelegen, hatten tausende Augenpaare sich ihm zugewandt und jede seiner Regungen verfolgt. Ein Wirbel der Pauken setzte ein, als er sichtbar wurde und gravitätisch das Tüchlein ausstreckte und mit spitzen Fingern über die Brüstung hielt. Dann endlich öffnete er die Hand und ein Windbausch erfasste das Tuch, trug er fort in Richtung Aurata, wirbelte es scheinbar endlos lange durch die Lüfte und trieb es doch unaufhaltsam gen Erde, sodass die Ruhe der Menge fast unerträglich in die Länge wurde gezogen.


    Minor kniff die Augen zusammen, um den weißen Stoff weiter zu fixieren, doch vermochte er nicht recht zu sagen, wie weit es noch vom Boden war entfernt, sodass erst das neuerliche Ertönen der Fanfaren kündete, dass es die Erde endlich hatte touchiert. Mit einem Knall wurden die Tore der Startboxen hinabgeschleudert und das Rennen nahm seinen Lauf!

  • Im Fanblock der Aurata war die Stimmung bestens.
    "SOTION!!! SOTION!!! HIER KOMMT DIE SONNE!!!
    SOTION!!! SOTION!!! SOTION ZUM SIIIIIIEG!!!"
    brüllte ich fröhlich im Chor mit meinen Factiokumpels und wedelte enthusiastisch mit dem goldenen Tuch. Wir saßen sehr günstig an der Haarnadelkurve, das gab beste Aussicht auf rasante Wendemanöver. Meine Frau (so langsam konnte ich das denken, ohne zu stutzen) war heute nicht mitgekommen, und das war vielleicht auch besser, denn die derberen der Schmährufe, die hier umherflogen, waren wohl nichts für ihre holden Ohren. Allerdings fehlte heute unser Lieblingsfeind – wo zum Hades steckte die Veneta?

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • An der rechten Seite der Spina begann das Rennen. Start- und Zielpunkt lagen somit vor der Loge des Veranstalters. Als das weiße Tuch fiel, senkte sich ein Moment der Stille auf den Circus Maximus. Da Neptun als Schöpfer der Pferde galt, zählte man die Runden mit sieben Delfinen. Alle Augen richteten sich auf das Stückchen Stoff, welches sacht in Richtung Boden trudelte.


    Die Nüsslein knabberte Ravilla vor allem, um sein Nervenkostüm zu beruhigen - die Organisation des Rennens hatte ihm einiges abverlangt. Doch weniger die Erschöpfung, als vielmehr die Nervosität ließ den kulinarischen Genuss zur Nebensächlichkeit verkommen. Die Händler mit den Erfrischungen hätte er vergessen zur ordern, doch ein Automatismus oder guter Geist sorgte dafür, dass es daran nicht mangelte und niemand bemerkte, dass Ravilla in dieser Sache Nachlässigkeit hatte walten lassen. Den Mund schmaler als üblich betrachtete Ravilla den weißen Stoff, welcher hauchzart der Schwerkraft folgte.


    Als das weiße Tuch den Sand erreichte, fiel der erste Delfin vornüber.


    Mit einem Knall schwangen die Türen der Startboxen auf. Die Pferde warfen sich in die Geschirre, die Aurigae schrien und ließen die Zügel knallen. Die Stille der Arena wurde hinweggefegt vom Schreien des Publikums. Mit gereckten Hälsen zogen die Tiere die leichten Wagen auf die Bahn. Wem es in der ersten Runde gelang, sich möglichst weit vorn zu platzieren, hatte einen unschätzbaren Vorteil: Er konnte in den folgenden Runden die Fahrer, die hinter ihm waren, am Überholen hindern, selbst wenn seine Pferde weniger ausdauernd waren.


    Sotion von der Aurata gelang es, sich als erster an die Spitze zu setzen, dicht gefolgt von Braecus von der Praesina. Mit etwas Abstand folgte der zweite Fahrer der Aurata, Tanco.


    Im Mittelfeld folgten die nächsten Wagen: Proteneas von der Russata, der sich mit Tamos aus der eigenen Factio scheinbar ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferte. Der eigentliche Zweck des Manövers wurde erst später ersichtlich:


    Der zweite Fahrer der Praesina, Synnesis, schrie sich die Seele aus dem Leib, doch seine im Gegensatz zu ihm selbst eher ausgeglichenen Tiere ließen sich davon nicht zur Höchstleistung bringen. Klüger als ihr Fahrer selbst erkannten sie die Mauer, welche beide roten Fahrer bildeten, um alle, die hinter ihnen kamen, am Überholen zu hindern. Auch beide Wagen der Albata starteten eher gemächlich. Schonten Lusorix und Athenodorus ihre Tiere in Anbetracht der roten Mauer noch bewusst? Es war für den Augenblick nicht zu sagen, worauf es hinauslaufen würde.



    _______________________________________________


    Reihenfolge nach Runde 1:


    1. Sotion

    2. Braecus

    3. Tanco

    4. Proteneas

    5. Tamos

    6. Synnesis

    7. Lusorix

    8. Athenodorus

  • Der Start war ernüchternd für die Weissen, wie eigentlich üblich, denn Siege konnten wir in den letzten Jahren einfach keine vorweisen. Bei genauerem Hinschauen konnte man jedoch erkennen, dass beide Fahrer nicht mit vollem Einsatz loslegten. Eine innere Zufriedenheit legte sich über mich als ich die Taktik erkannte: Abwarten und mitziehen, um dann von jedem Fehler profitieren zu können.

  • Ich brauchte ein paar Augenblicke, bis ich die Situation begriff, da es anfangs nur ein Wust aus rasender Geschwindigkeit, Schreien, Pferdeleibern und dem Toben der Menge der Zuschauer war. Die Eindrücke waren auf jeden Fall überwältigend. Nach ein, zwei Minuten allerdings wurde die Situation ein wenig klarer und ich konnte auch aktiv wahrnehmen, was dort unten geschah. Die weißen Streitwagen der Albata lagen beide hinten. Ich wollte nicht direkt losbrüllen, wie einige der Männer um mich herum, aber ich klatschte auf jeden Fall um die Albata auch anzufeuern. Hoffentlich würden die Weißen noch aufholen in den kommenden Runden.

  • Syennesis legte den für ihn typischen Start hin. Er lag inakzeptabel weit hinten, riss an den Pferden herum und machte dadurch alles nur noch schlimmer. Es blieb abzuwarten, ob er sich fing und seine Klasse ausspielen konnte. Bis dahin erfreute sich Menecrates an Braecus, der immer als sichere Bank bei den Grünen galt und diesem Ruf heute einmal mehr gerecht wurde. Allerdings empfahlt es sich nicht, das Rennen vor dem Ende zu loben, daher hielt Menecrates seine Emotionen im Zaum. Andere Grüne hielten sich jedoch nicht zurück und schrien Anfeuerungsrufe aus.

  • Ah, endlich es war soweit, die ersten Anfeuerungsrufe ertönten und er, Vulpis konnte jetzt unbekümmert mit machen. Gleich legte er los: „Russata gebt auf, Praesina schmeißt euch raus.“ Gleich noch lauter wiederholte er: „Russata gebt auf, Praesina schmeißt euch raus. Praesina, Praesina“, schrie er immer wieder.

    Nicht schlecht der Braecus, dachte er, wollen wir hoffen, dass er sich halten und verbessern kann. Den Synnesis durfte man aber nicht vergessen, vielleicht war er nur ein ein geschickter Taktierer.

    Nun nahm er sich vor, die Lenker der Russata genauer zu beobachten, vielleicht konnte man da ja etwas machen das die raus flogen.

  • Bavius Persaeus, Pedius Theopompus und Octavius Frugi hatten frei und wollten endlich mal wieder etwas zusammen
    unternehmen. Wie das so oft ist, man denkt es stände einem alle Zeit der Welt zu Verfügung, doch die Zeit war verflogen und nun war man fast spät dran.

    „Los Jungs legt mal einen Zahn zu, das rennen hat bestimmt schon begonnen“, maulte Theopompus, kurz Pomp genannt.

    „Ist ja schon gut wir sind ja da“, motzte Persaeus der kleine Grieche, kurz Persi gerufen.

    Frugi kaufte die Eintrittskarten, er hatte die Beiden eingeladen, der Tag ging auf ihn. „So fix die erste Rund ist gerade vorbei, das
    spannendste kommt noch.“
    Eilig ging er weiter, dabei drückte er Pomp, dem größten der Dreiergruppe, einige Sesterzen in die Hand.
    „Besorg uns etwas gutes“, grinste er ihn an. Dafür war Pomp genau der richtige.

    Zielstrebig steuerte Persi indes einige freie Plätze an. Frugis Blick galt fast nur der Rennbahn, er wollte nichts verpassen. Es war das erste mal, dass er nicht als Wache hier war. Dieses Rennen würde er genießen.

  • Die Roten gaben ihr Bestes, um zu verhindern, dass jemand der hinteren Fahrer sie überholten. Doch in der Kurve brach Synnesis von den grünen Fahrern durch die rote Mauer. Auch den Weißen gelang es, die Lücke zu nutzen - Lusorix fegte in einem gewagten Manöver hindurch, das Tamos von der Russata ins Schlingern brachte. Nur mit Mühe gelang es dem Roten, seinen Wagen wieder unter Kontrolle zu bringen. Der zweite Fahrer der Albata, Athenodorus, musste scharf bremsen, um nicht in ihn hineinzurauschen. So gelang es ihm nicht, dem anderen Weißen zu folgen. Er blieb auf dem letzten Platz.


    Dem feurigen Synnesis, trunken vom Erfolg, überholte auch noch Tanco von der Aurata, der hustend in einer Sandwolke verschwand. Sofort schloss Braecus gemeinsam mit Synnesis die Reihe. Beide Grünen waren nun weit vorn und kopierten die Taktik der Roten, mit einer Mauer die hinteren Fahrer am Überholen zu hindern, indem sie ihre Wagen eng beieinander fahren ließen. Doch sie konnten nicht verhindern, dass Proteneas von der Russata noch an ihnen vorbeischlüpfte und während des Überholens Zeit für ein gehässiges Grinsen fand. Manch Anhänger der Grünen meinte, an der Hand, welche die Peitsche schwang, eines ausgestreckten Mittelfingers gewahr zu werden, was für akustische Äußerungen der Empörung sorgte.


    In weiter Ferne, einsam, rauschte Sotion von der Factio Aurata dahin, der Sonne entgegen. Nichts und niemand schien ihn noch aufhalten zu können. Er war derart weit vorn, dass es wohl ein Wunder oder einen Unfall brauchte, um ihn noch einzuholen.



    _______________________________________________


    Reihenfolge nach Runde 2:


    1. Sotion

    2. Proteneas

    3. Braecus

    4. Synnesis

    5. Tanco

    6. Lusorix

    7. Tamos

    8. Athenodorus

  • Was für ein perfekter Start! Als hätte unser Jubel ihm Flügel verliehen, setzte Sotion, Sotion unser Held, sich rasant an die Spitze des Feldes. Tanco fuhr respektabel, aber Sotion ließ alle Aurata-Herzen höher schlagen.
    "SOTION! SOTION! AURATA VICTRIX! SOTION INVICTUS!!!" schallte es begeistert aus unseren Reihen. Ich umkrallte das Tuch so fest als würde ich selbst die Zügel eines Gespannes führen und hielt den Atem an, als unser Idol unnachahmlich lässig die Kurve nahm. Ach, so fahren zu können wie er...
    Protenaeas, der gerade so gekonnt die Grünen überholte, sogar noch Muße für eine abschätzige Geste dabei hatte, sah ich als Sotions gefährlichsten Rivalen an, doch selbst den hatte er bereits weit hinter sich gelassen.
    "RUSSATA FRISS STAUB!!!"

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

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