Beiträge von Galeo Seius Ravilla

    Ravilla betrachtete verwirrt den Tribun, dem sein Versuch, einen seichten Scherz zu machen, scheinbar völlig entging. Er schien ein Mann ohne jeglichen Humor zu sein oder der Witz des Ravilla war unterirdisch gewesen. Da die Fähigkeit zur Selbstkritik sich bei Ravilla unterhalb des Durchschnitts bewegte, nahm er ersteres an.


    "Nun, dies fällt wohl unter die Rubrik der misslungenen Versuche, einen Scherz zum Besten zu geben. Und eines muss man Charislaus lassen - seine Taktik ist effektiv. Er sollte Anaxis anlernen, aber bislang hat er seine Massagegeheimnisse nicht preisgegeben."


    Er schlug ein Bein über das andere.


    "Ich bin hier in der Urbs Aeterna, um in die Politik zu gehen. Der Cursus Honorum ist mein angestrebtes Ziel. Und selbst? Bist du ausgefüllt mit dem Tribunat oder ist dies noch nicht das Ende der Leiter?"

    Ravilla lachte herzlich über den Scherz, bis er des spöttischen Zugs um den Mund seines Gegenübers gewahr wurde, und sein Lachen verebbte etwas kläglicher, als es begonnen hatte und schloss mit einem Räuspern. Ravillas Miene wurde ernst, er hob die penibel manikürten Finger in einer vornehmen Geste. Wie es schien, hatte der kleine Herr eine sehr spezielle Vorstellung vom Tätigkeitsfeld Ravillas, welches nicht zwangsläufig mit der Realität zur Gänze deckungsgleich war.


    "Ich habe nicht mit den Füßen im Mist gestanden und mit Bauern um Klepper und Schindmären gefeilscht, verehrter Flavius, sollte mein Wortlaut dies suggeriert haben. Wir verkaufen sehr gute Tiere an vornehme Menschen und beliefern die Legio mit Exemplaren, welche der Armee des Augustus würdig sind. Bei Geschäftspartnern wie den unseren schickt man keinen Freigelassenen zum Gespräch. Zumindest ist dies nicht unsere Art. Mein Vater hielt es für eine gute Idee, wenn ich dies übernehme, um mich den Umgang mit Menschen zu lehren, die auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind und diesen mit den raffiniertesten Mitteln durchzudrücken versuchen."


    Und Ravilla hatte nicht den Eindruck, dass ihm diese Aufgabe geschadet hatte. Die Zeiten, da seine Familie im Senat saß, war eine Weile her, doch wenn man den Erzählungen glauben durfte, ging es in den Hallen der Curia Iulia mitunter nicht viel anders zu als im Geschäftsleben, denn letztlich war auch Politik ein Geschäft - bisweilen schmutziger, als jeder Viehmarkt es sein konnte. Dass Ravilla seinen Ruf würde verteidigen und den Namen der Familie neu aufbauen müssen, wurde ihm bewusst und der Spott tat ein wenig weh, doch niemand hatte je behauptet, es würde leicht werden.


    "Das Angebot, dein Gast zu sein, nehme ich selbstredend gern an."


    Diese Wohnstatt wäre doch etwas repräsentativer als das Residieren in der Casa Leonis, wenngleich er die Gastfreundschaft der beiden Hausherren und die Fürsorge ihrer Sklaven sehr zu schätzen wusste. Doch hier ging sein Ziel vor. Zudem sah auch er die praktischen Vorteile, die sich daraus ergaben.

    "Ich freue mich sehr, werter Flavius! Du wirst mannigfaltige Vorteile spüren, die meine Gegenwart und Zuarbeit mit sich bringen. Sag mir nur, wann es losgeht und wo ich erscheinen muss, damit ich in meine Aufgaben eingewiesen werde. Ebenso, ob ich etwas mitbringen soll an Materialien, oder ob alles gestellt wird. Darf beispielsweise mein Leibsklave meiner Arbeit beiwohnen oder ist dies unüblich?"


    Er würdigte Anaxis bei dieser Frage keines Blickes. Da er den Perser bei sich hatte, war offensichtlich, dass dieser die benannte Funktion ausübte.


    "Ich entstamme der kappadokischen Linie der Gens Seia." Ravilla neigte kaum merklich das Haupt. "Jener, welcher sich zur Zeit des Seianus in Sicherheit brachte und untertauchte, bis die Reinigung vorüber und der Zorn gegen unseren Namen abgeflaut war. Mein bisheriger Werdegang vollzog sich ausschließlich in meiner Heimatprovinz. Ich erhielt Einblick in die Arbeit meiner peregrinen Verwandten, ebenso wie in jene der römischen Verwandten. Mir sind beide Seiten bekannt."


    Ein Umstand, den er nicht für einen Nachteil hielt.


    "Wir züchten in der Gegend um Caesarea große Reitesel und Brieftauben, letztere vorrangig für die Armee zur zeitsparenden Nachrichtenübermittlung, aber wir verkaufen auch an Privatpersonen. Zu meinen Aufgaben gehörte es, den Interessenten die Tiere und Zuchtanlagen zu zeigen und ihnen die Vorteile eines Kaufes bei uns vor Augen zu führen. Dabei arbeiten wir eng mit dem Gestüt Umbrena zusammen, welches sich auf die Zucht von Kriegspferden spezialisiert hat. So stellen wir ihnen auch Zuchtesel für die Produktion von Maultieren für die Legio zur Verfügung, welche imperiumsweit verschifft werden. Darauf sind wir stolz, ist dies doch der Beweis, dass wir auf höchste Qualität setzen, denn das Leben der Reiter und die Sicherheit des Imperiums hängt von unseren Tieren ab. Dafür haben sie natürlich ihren Preis. All diese Dinge wollen koordiniert und mit den Partnern und Kunden besprochen werden. Teamfähigkeit erachte ich daher als eine meiner zahlreichen Stärken."


    Bescheidenheit hingegen weniger, jedoch war nach Ravillas Dafürhalten ohnehin fraglich, ob diese Charaktereigenschaft tatsächlich als Stärke gewertet werden konnte. Bescheidenheit war der beste Weg, jeglichen Ehrgeiz schon im Keim zu ersticken.

    "Oh, vergib meine Unachtsamkeit. Mir war der Umstand nicht bewusst, dass du ob der Verwandtschaft nicht informiert bist. Sisenna Iunius Scato ist mein Neffe. Er ist der Sohn meiner Tante väterlicherseits, Seia Sanga."


    Ravilla war sicher, Scato einen Gefallen damit zu erweisen, die Verwandtschaft zu betonen.


    "Und wie hast du deinen Weg in diese sehr gemütlichen Wände gefunden? Und ich muss dich warnen vor Charislaus. Sofern du ob seines Benehmens missgestimmt bist, lass nicht zu, dass er dich zum Ausgleich massiert. Im Anschluss bist du zu entspannt dafür, um ihn für seine Verfehlungen noch zu rügen oder gar zu strafen. Auf einmal erscheint er dir sehr zuvorkommend und du zweifelst daran, ob dein vorhergehendes Urteil über ihn wirklich gerecht war. Sie sind raffiniert diese Sklaven. Man kann ihm nicht mehr böse sein, wenngleich man vorher sicher war, dass er allen Zorn verdiente!"

    Zu einem realen Streit soll es nicht kommen. :) Es soll allen Beteiligten und Mitlesern Freude bringen, ein seichtes Thema wäre vielleicht in der Tat als am zielführendsten zu deklarieren? Jedoch sind auch die Vorschläge des Saturninus meinem Verständnis nach eher für die Rostra geeignet.

    • Vielleicht eine Frage, welche den Alltag betrifft, zu allgemeinen Normen, welche jedoch keiner gesetzlichen Verankerung bedarf? "Wein ist das Getränk der Zivilisation, Bier das der Barbarei."
    • Oder eine, welche so abstrakt ist, dass sie keinen konkreten politischen Hintergrund anspricht? "Wenn das Imperium weiter wächst, wird es sich selbst aufzehren."

    Rosa Tempel würden das Stadtbild sicher freundlicher und farbenfroher gestalten, was mit dem Anheben der allgemeinen Stimmung umgekehrt eine Senkung der Kriminalität zur Folge hätte. Weitere Farben aus der Pastellpalette wären eine gute Ergänzung. ;)


    Selbstredend würde auch Ravilla sich diese außerordentliche Gelegenheit nicht entgehen lassen, um mit Worten zu glänzen! Präferieren würde ich ein Thema, welches zum rhetorischen Engagement besonders einlädt und auch das Mitlesen spannend macht. Es sollte zum Polarisieren geeignet sein.

    • So trage ich denn denn zunächst Vorschlag heran, über die theoretische Errichtung eines Tempels für die Christianer zu debattieren.
    • Im Hinblick auf die Bandenkriminalität wäre weiterhin ein diskussionswürdiges Thema, die unteren Bevölkerungsschichten stärker zu unterstützen, um den Banden den Zustrom zu nehmen, was den Staat umgekehrt natürlich Geld kosten würde.

    Aber womöglich sind diese Themen zu politisch angehaucht und lockerere Belange wären geeigneter für das Umfeld einer Taberna?

    "Elektra ist der Name meiner geliebten Mutter. Ich entstamme mit ihrem Blut dem Hause des Lycomedes."


    Und einiger anderer Namen, die einen Stadtrömer jedoch eher mäßig interessieren dürften, sofern er keine detaillierten Interessen in Cappadocia verfolgte. Das System der Priesterdynastien - die oft keine tatsächlichen Dynastien waren, weil sie nur eine Generation gedauert hatten, ehe man sie absetzte, was teils mehrmals hintereinander geschehen waren - bildeten ein schwer zu durchschauendes Geflecht.


    "Gegenwärtig herrscht mein Großvater Cleon über Comana und seine Ländereien; eines der beiden Zentren des Ma-Kults. Ihm verdanke ich einen gewissen Wohlstand."


    Besser gesagt, Cleons kinderlos verstorbenem Sohn ... dass dieser frühzeitig verschieden war, sorgte dafür, dass Ravillas Mutter ein opulentes Erbe zugefallen war. In Gram versunken musste der arme Cleon sich nun fragen, wer dereinst in seine Fußstapfen treten sollte, wenn der Sohn seiner Tochter lieber dem Ruf des römischen Blutes folgte. Nun, es war nicht Ravillas Problem, wenn Cleon nur zwei Kinder gezeugt hatte und nun die Aasgeier über seinem Tempel kreisen sah.


    Ravilla neigte ein wenig das Haupt zum Zeichen der Dankbarkeit, während sein Herz vor Freude einen schnelleren Takt schlug. "Ein Tiricinium fori in deinem schillernden Nimbus wäre vortrefflich!

    "Ich ahne auch, dass die Luperci selbst diesen Ritus mit einem gewissen Augenzwinkern betrachten, zumindest wirkt mein Neffe stets vortrefflich amüsiert, wenn er darüber berichtet. Selbst die Schwangerschaft einer gewissen Asinia, welche wohl für ihre gebratenen Lukanerwürste lokale Bekanntheit genießt, schreibt er dem Segen der Luperci zu. Wer weiß, wie der wahre Segen im Anschluss an den offiziellen Teil aussah. Ich bin bei allem Respekt für die geehrte Gottheit nicht sicher, ob eine Teilnahme an solcherlei Veranstaltungen meiner angestrebt senatorischen Würde zuträglich sei. Das Anliegen zum kultischen Engagement mit dem werten Senator Flavius zu besprechen ist sicher ein vortrefflicher Rat. Womit ich mich nun wieder von dir verabschiede, nachdem ich noch eine dieser köstlichen Datteln verzehrt habe."


    Sprach's, naschte und erhob sich. Sein Sklave glitt elegant herbei, um die Togafalten zu korrigieren, ohne dass Ravilla ihn beachtete.


    "Hab Dank, teurer Valerius Flaccus, für deinen Rat und deine Unterstützung. Wir werden sicher noch voneinander hören. Und sollte dir vor dem Zufall danach sein oder du eine karriereförderliche Botschaft an mich senden wollen, so findest du mich in der Casa Leonis auf dem Viminal. Gehab dich wohl und einen wundervollen Tag noch."


    Mit einem Lächeln wandte Ravilla sich ab, um nach dem Bezahlen die Taberna zu verlassen und in Erfahrung zu bringen, wo der Flavier residierte. Eine dichte Wolke exotischen Dufts hing noch eine Weile im Raum, nachdem er längst nicht mehr dort weilte.


    Sim-Off:

    Mich übersehen? 8o Ich benötige mehr Diamantstaub.

    Sim-Off:

    Sieht so aus, als hätte Ravilla im trunkenen Zustand etwas länger für den Heimweg benötigt. :P


    "Petronius", rief Ravilla so enthusiastisch, als würde ihm dieser Name etwas sagen. Wobei ... da dämmerte in der Tat eine Erinnerung im ziervollen Hinterkopf. "Tribun Petronius Crispus, nehme ich an? Man ist in der Casa Leonis sehr stolz darauf, dich hier hausen zu haben und wird nicht müde, diesen Umstand zu erwähnen. Mein lieber Neffe hat von dir erzählt." Er zwinkerte jovial. "Nur Gutes, freilich. Wer verscherzt es sich schon bewusst mit seinem Vorgesetzten? Galeo Seius Ravilla ist mein Name, aufsteigender Stern am Firmament der römischen Politik."

    <-- RE: Der Übergang in ein neues Jahr


    Als Ravilla des Nächtens heimkehrte von der Feierlichkeit, entdeckte er überraschend einen Gast im Hortus der Casa Leonis. Zwar hatte Ravilla diesen schon das eine oder andere Mal geistern gesehen innerhalb der Wände, doch war ihm noch nie begegnet in einem Moment, da sich ein Gespräch angeboten hätte. Noch geputscht vom Weingenuss - wenn auch er weit entfernt davon war, trunken zu sein - beschloss er, sich zu dem Manne zu gesellen.


    "Salve, o Gast, welcher die Sterne blickt. Darf ich mich einen Moment zu dir setzen in dieser herrlich klaren Nacht?"


    Sprach`s und ließ sich nieder, woraufhin Anaxis rasch die Falten der Toga vor dem Erdboden rettete.

    "Mir fehlt ein Mentor ebenso wie ein Patron", ließ Ravilla verlauten und vermochte nicht, das Bedauern aus seiner Stimme zu tilgen. Diese Amtsperiode hatte er vergebens anvisiert. Sicher war das Ziel zu hoch gesteckt gewesen für den kurzen Zeitraum, der zwischen Entschluss und Kandidatur gelegen hatte. Ein Fehler, der seine Tatkraft indes nicht zu mindern vermocht hatte.


    "Womöglich könnte man beides verbinden in deiner erlauchten Person? Was den finanziellen Aspekt meines Ziels anbelangt, so kann ich deine Frage bejahen, war meine Mutter doch die Nachfahrin eines Tempelfürsten, dessen Name in Cappadocia nicht ganz unbekannt ist: Lycomedes, Priester der Ma in Komana."


    Er hob den Finger zum Zwecke des Dozierens, doch nicht die Stimme, sich darauf besinnend, dass sein Gegenüber zwar beeindruckt werden, jedoch nicht das Gefühl aufgedrängt bekommen sollte, man würde ihn übertrumpfen wollen. Das war mitnichten der Fall, doch zu dünn aufzutragen wäre fataler noch.


    "Wer sich mit der kappadokischen Geschichte befasst hat, weiß, dass der Priester der Ma in Komana nach dem König der zweite Mann in Cappadocia war und auch mit diesem in verwandtschaftlicher Beziehung stand. Mit Absetzung des letzten Königs steht nun nur noch der Augustus über ihm. Seine wirtschaftliche und lokalpolitische Macht ist geblieben. Davon darf ich nun ebenso profitieren, wenngleich nicht direkten Anteil daran haben als Spross einer Tochter des fürstlichen Hauses."


    Dass die Finanzen stimmen mussten, stand außer Frage - Wahlkampf war teuer und hatte so manch guten Mann in den Ruin gestürzt. Was Ravilla anbelangte, so brauchte er sich um die Finanzen keine Sorgen zu machen und konnte väterlicherseits wie mütterlicherseits auf Vorfahren zurückblicken, deren Namen den gebildeteren Schichten nicht gänzlich unbekannt waren. Das war noch kein Garant für Erfolg, insbesondere, da sein eigener Zweig trotz der großen Namen seiner Ahnen etwas kümmerte, aber zumindest schuf es ihm eine Basis, mit der sich arbeiten ließ.


    "Und wie der Name sagt, entstamme ich väterlicherseits dem Hause Seia, welches seit der späten Republik verschiedene Magistrate hervorgebracht hat. Möchtest du etwas Bestimmtes wissen, das für dich von Interesse ist?"


    Dabei blickte er aufmerksam aus seinen dunklen Augen den kleinen Mann an. Ravilla wollte er sein Gegenüber nicht mit Details der Familienhistorie langweilen, welche dieses nur rudimentär tangierten, doch war gern bereit, die Erzählung bei Interesse zu vertiefen.

    Auf den todernsten Gruß des Saturninus hin blinzelte Ravilla ihm zu, um den Abschied ein wenig aufzulockern. "Möge das Mausoleum der Bürokratie nicht zum Grab deines genius werden, Saturninus, sondern ihn nähren wie schwarzer Mutterboden die üppige Frucht. Ich wäre erfreut, würden wir uns dereinst noch einmal außerhalb der Palastmauern begegnen. Vale."


    Ravilla verstand auch den höflichen Rauswurf des Gastgebers, nahm ihn nicht krumm. Zum einen war er freundlich empfangen, bewirtet und beschenkt worden - selbst seinen Sklaven hatte man bedacht - zum anderen war es das gute Recht des Hausherrn, irgendwann Ruhe einkehren zu lassen. Besonders, da er und seine Frau den Eindruck einer harmonischen Ehegemeinschaft erweckten, was implizierte, dass man nach einem anstrengenden Tagewerk den Abend zum Ausklang gern miteinander verbrachte.


    "Ich bedanke mich für den ausgesprochen freundlichen Empfang und die köstliche Bewirtung! Werter Annaeus, werte Iulia - mögen die Unsterblichen ihre schützenden Hände über euch und euer Haus halten! Valete."


    Ravilla wandte sich mit einem eleganten Schwung seiner Toga zur Tür, die Präsente in der anderen Hand, wobei er eine Parfumwolke erzeugte und ein wenig Diamantstaub glitzernd zu Boden rieseln ließ.


    "Anaxis, es ist Zeit."


    Sein Sklave, welcher sich mit dem des Saturninus unterhalten hatte, während er unentwegt naschte und Wein trank, hatte sich gerade von diesem verabschiedet und wusch nun eilig seine Hände in einer der Schüsseln, bevor er seinem Herrn vorwegeilte, um ihm den Weg zu bahnen und die Türen aufzuhalten. Wenn Ravillas Blick nicht täuschte, war der Perser ein wenig trunken. Es sollte ihm vergönnt sein.


    RE: ~ Hortus ~ | Der Garten -->

    "Der Augustus genoss bereits meine Gegenwart", ließ Ravilla verlauten. Dass dies Gespräch bislang ohne Auswirkung auf seinen Werdegang geblieben war, verschwieg er an dieser Stelle, doch war es genau betrachtet kein schlechter Umstand. Allein, dass der Augustus ihn hatte in Augenschein nehmen wollen, war des Lobes viel für einen hiesigen Namenlos, und Ravilla hatte sich gar prächtig geschmeichelt gefühlt. Er lächelte charmant vom Annaeus zum Furius und wieder zurück.


    "Natürlich ist jeder mir willkommen, der gedenkt, meiner Karriere Steilheit ein wenig zu mildern."


    Das war plump in seiner Dreistigkeit, doch Ravilla gedachte sich nicht ewig in Plaudereien zu ergehen, die recht nett waren, um Türen und Herzen zu öffnen, doch niemals Selbstzweck sein konnten, wenn man die Welt durch seine Augen sah, in denen der Ehrgeiz brannte wie dunkles Feuer, welches dereinst vor Generationen vielleicht auch Seianus verzehrt haben mochte.

    <-- RE: Die Porta


    Fast schon verzückt betrachtete Ravilla den kleinen, fülligen Mann mit dem zarten Gesichtchen, welcher sich als Manius Flavius Gracchus Minor vorstellig machte. Der optische Unterschied zwischen ihnen beiden hätte größer kaum sein können. Der kleine Mann war ausgesprochen modisch gewandet, infolgedessen Ravilla sich ein Kompliment verkneifen musste. Dies würde er sich für einen späteren Zeitpunkt sparen, da ihm bewusst ward, dass man ihn sonst für einen schmeichlerischen Heuchler halten könnte in jenem frühen Moment, selbst wenn die Worte ehrlichen Herzens gesprochen waren.


    "Salve, Flavius! Der edelmütige Valerius Flaccus durfte die von göttlicher Hand gefügte Freude genießen, mir vor Kurzem in der Taberna Palindromos zu begegnen, was mir wiederum die außerordentlich erfreuliche Gelegenheit verschafft, dich heute hier zu treffen. Ein sehr gebildeter und kultivierter Mann, dieser Valerius. Wir führten ein interessantes wie aufschlussreiches Gespräch, in welchem er deinen Namen positiv kontextualisierte."


    Er folgte dem Gastgeber, vorbei an zahlreichen Büsten, und erfreute sich an der schönen Innenarchitektur des Anwesens und seiner wohnlichen Gestaltung.


    "Du musst wissen, dass ich den Cursus Honorum zu beschreiten intendiere. Jedoch fehlt mir auf diesem steilen wie steinigem Wege gegenwärtig etwas sehr Wichtiges: ein Patron." Zwar konnte der Flavier sich den Grund des Besuchs nun denken, doch war Ravilla kein Freund indirekter Fragen und versteckter Bitten, sodass er explizit sich an den Gastgeber nun wandte: "Womöglich könnten wir Gefallen aneinander finden zum gegenseitigen Nutzen in jener Angelegenheit?"

    Die Finger des Ravilla hoben den Becher gleichsam in eleganter Manier und trank auf seine eigene Person, ein Handeln, welches nur oberflächlich selbstherrlich anmutete, da es letztlich eine Tat im Sinne des Allgemeinwohls war: Rom würde es besser gehen mit Ravilla im Senat und somit folglich jedem einzelnen Römer. So war es nur eine Frage des Anstands, auf sich selbst zu trinken. Nach einem nicht zu kleinen Schluck ließ Ravilla den Becher sinken, ohne ihn abzustellen. Er bedauerte, dass der Pontifex Minor sich nicht in Details zu seiner Tätigkeit verlieren durfte, da blanke Neugier ihm die Nachfrage auf die Lippen gesandt hatte, welche nun unbefriedigt verbleiben musste.


    "Mein Neffe bot mir ein Engagement bei den Luperci an. Doch bin ich noch zwiegespalten, da ich es gewohnt bin, bereits im bekleideten Zustand die Aufmerksam der holden Weiblichkeit in einem Maße auf mich zu lenken, das den einen oder anderen Ehemann zu erzürnen vermag. So möchte ich noch nach möglichen Alternativen Ausschau halten. Welchen Bestandteil des Cultus würdest du einem aufsteigenden Stern empfehlen?"

    Verehrte Mitspieler,


    mein Wochendende, welches zur Rollenspielfortführung geplant war, verlief etwas anders als geplant, weshalb ich leider in Verzug geriet. Ich hoffe, man sieht mir diesen Makel in der Kontinuität des Spielgeschehens nach. Ob es mir möglich sein wird, heute jene Beiträge zu Monitor zu bringen, vermag ich noch nicht zu sagen, doch spätestens morgen sollte dies geschehen. Ich bedanke mich für eure Geduld. :)


    Mit vorzüglicher Hochachtung,

    Ravilla

    "Caesarea in Cappadocia", ließ Ravilla in solch ehrwürdigem Ton verlauten, als sei diese Stadt ein zweites Rom. "Und wie sieht es mit dir aus; wurdest du hineingeboren in Roma caput mundi oder führte dich der Weg aus der Fremde in ihre Gefilde? Herrje, ein Mitarbeiter des Palatium Augusti! Man muss darauf achten, was man in deiner Gegenwart verlauten lässt. Nicht, dass die Gemahlin des Kaisers am Ende noch an Eifersucht erkrankt, weil man ihren Gatten allzu innig preist! Doch sag, schlägt es nicht aufs Gemüt, seine Tage in der einsamen Stille einer Schreibstube zu verbringen und die Sonne nur aus Erzählungen zu kennen?"


    Nicht, dass Ravilla der launischen Sonne viel abgewinnen konnte, deren Licht ihm solche Pein zu bereiten mochte. Er war ein Nachtmensch, der sich nicht öfter als nötig dem Tageslicht aussetzte, und Lärm, der sich wie Schraubzwingen in seine Schläfen bohren konnte, schätzte er genauso wenig.


    "Ich stelle mir mausoleengleiche Atomosphäre vor", fügte er verträumt hinzu. Wundervoll musste das sein.

    Ravillas Augen glänzten vor Verzückung. Nach all der Zeit, die er in Roma mangels namhafter Bekanntschaften auf der Stelle getreten waren, sandten die Götter ihm nun dieses Prachtexemplar einer namhaften Gestalt!


    "Damit würdest du mir einen großen Gefallen erweisen. Und Seius Ravilla vergisst nicht. Es mag noch eine Weile dauern, bis ich mich angemessen revanchieren kann, doch einstweilen tut es vielleicht auch ein guter Wein."


    Er schaute nach seinem Sklaven. Anaxis besprach gerade die Bestellung mit dem Inhaber des Lokals. Sein Herr hatte zahlreiche Extrawünsche, was die Gewürze anbelangte, da er einige von ihnen im Verdacht hatte, seine gelegentlichen Kopfschmerzattacken zu begünstigen, während er meinte, dass andere ihm halfen. Dies führte zu einer etwas ungewöhnlichen Kombination von Geschmacksträgern, die zu einer schmackhaften Komposition zu verbinden den durchschnittlichen Koch vor so manche Herausforderung stellte. Die umständliche Bestellung war nach einigem Hin und Her darin begriffen, in die Tat umgesetzt zu werden.


    Die Filtration des Würzweins und seine Umfüllung in geeignete Gefäße kam als Erstes zur Vollendung und Anaxis übernahm die Bedienung, wobei er Flaccus ebenso bedachte wie Ravilla. Der Wein war allerdings Weiß. Da Rotwein die Lippen und Zähne verfärbte, von der Kleidung ganz zu schweigen, trank Ravilla, außer bei besonderen Einladungen, bei welchen er einen Trunk nicht abzulehnen vermochte, ohne den Gastgeber zu brüskieren, nur Rebsaft der weißen Sorte.


    "Darf ich fragen, welchen Aufgaben der Pontifex minor im Einzelnen nachgeht in seinem Collegium?"


    Das Interesse war keineswegs geheuchelt. Eine ungefähre Vorstellung durften wohl die meisten ihr Eigen nennen, doch mitunter wich das Klischee vom tatsächlichen Arbeitsalltag erheblich ab, bedingt durch regionale Varianzen, gesellschaftliche Veränderungen oder schlichtweg dadurch, dass falsche Vorstellungen vorlagen. Ravilla war entschlossen, solchen Dingen auf den Grund zu gehen, um zu gegebener Zeit effektiv handeln und Konversation führen zu können, die nicht vom Gutdünken bestimmt war, sondern von Wissen.