Ravilla ließ sich von einem Sklaven des Geschäfts die Füße waschen und hernach frische Strümpfe überziehen. Erst jetzt durfte er die kostbaren Schuhe probetragen. Würdevoll schritt er im Gang des Ladens auf und ab, um ihre Bequemlichkeit und Passform zu testen. Sie fühlten sich gut an am Fuß, doch wie war die optische Wirkung? Ravilla zweifelte, ob er nicht doch besser die kniehohen Schnürschuhe ausprobieren sollte, die zwar irgendwie fremdländisch wirkten, aber doch stilvoll.
Als eine modebewusst wirkende Dame das Geschäft betrat und mit einem Glas Wein beglückt wurde, schritt Ravilla ausgesprochen huldvoll zu ihr hinüber, denn eine Toga zwang ihren Träger zu kontrollierten Bewegungen und die Schuhe trugen ihr Übriges dazu bei. Zwar war es nicht sonderlich höflich, fremde Frauen anzusprechen, doch dies war ein Notfall, es ging um seinen künftigen Patron! So hoffte Ravilla, die elegante Frau würde ihm ihren Rat erteilen.
"Wertes Fräulein, du wirkst wie eine Dame von erlesenem Geschmack. Hättest du die Güte, mir bei der Wahl des passenden Schuhwerks zu helfen? Ich möchte sie zu einem Anlass tragen, der -"
Ihm blieben die Worte im Hals stecken, als er die Frau vom Stadttor wiedererkannte. Sie trug Schuld an seiner Beule auf Schläfenhöhe, wo ihn ihre Pastinake getroffen hatte. Da er in ihrem Gemüsekorb auch Zwiebeln entdeckt hatte, während sie sich über seine Kissen mockierte, und er diese Frucht als passend für ihren Charakter erachtete, hatte er sie gedanklich Zwiebelprinzessin genannt. Unwillkürlich betrachtete er sie nun von Kopf bis Fuß. Sie war es, kein Zweifel! Doch warum diese Wandlung?