Nachdenklich rieb Ravilla das gepflegte Kinn, an welchem nicht ein Bartstöppelchen zu sehen war. "Bei den Gesprächen in Bezug auf mein Tribunat wurden mir die aktuellen Probleme und Möglichkeiten dargelegt. Ich konsultierte Vertreter der Legio, doch fanden auch die Belange anderer Einheiten ihre Berücksichtigung. Der Offiziersstab verzeichnet eine recht homogene Einschätzung der Sachlage. Ich möchte auf dieser Basis einen konkreten Vorschlag unterbreiten, welchen ich in den einsamen Nächten in meinem Officium ausgearbeitet habe."
Einem Fächer gleich breitete er die Unterlagen auf dem Schreibtisch des Legaten aus, Statistiken, Pläne zur Finanzierung, Gutachten der Späher, welche das Gelände und dessen Bodenbeschaffenheit ausgekundschaftet hatten. Herzstück der Papyri war jedoch eine detaillierte Geländekarte, die das aktuelle Straßennetz der Region abbildete. Ravilla drehte die Unterlagen so, dass Aemilius Nepos bequem hineinsehen konnte.
"Die anberaumte Operation Sommergewitter bedarf eines würdigen logistischen Unterbaus. Truppen und Material wollen zügig und sicher verlagert werden. Nach Sichtung der Karten kamen wir zu dem Schluss, dass eine Erweiterung des Straßennetzes in die Tiefe von Germania Magna hinein ein empfehlenswertes Unterfa"ngen sein könnte, um die Wasserstraßen der Classis zu ergänzen." Unausgesprochen blieb, dass nicht nur in der Ala, sondern auch in der Legio inzwischen die Rede war von einem möglichen Verräter in den Reihen der Classis, so dass man auch in dieser Hinsicht auf ein zweites Standbein setzen wollte. "Bevor ich dich mit Details belästige, bitte ich um deine Einschätzung. Oder vielleicht liegen dir zunächst Fragen auf dem Herzen?"