Beiträge von Appius Umbrenus Cimber

    Cimber nahm neben Cinna Platz und machte es sich gemütlich. Er ergänzte die Bestellung um einen Krug Posca für sie beide und freute sich, mit seinem Sohn Zeit verbringen zu können. Die Bestellung klang lecker und ganz nach seinem Geschmack.


    "Stilo hatte sich die Adoption in den Kopf gesetzt, er wollte die beiden so gerne adoptieren. Wer kann ihm die überstürzte Abreise in dem Fall verdenken? Hoffen wir dass alles seinen Gang geht und für keinen der drei unnötige Schwierigkeiten geschehen. Du weißt wie die Bürokratie laufen kann Cinna. Man kann sich in ihr schlimmer verlaufen, als in so manchem Wald.


    Die schönste Ferne ist nicht vergleichbar mit der Heimat Cinna. Wir waren in Germania inferior stationiert, die Hauptstadt ist Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Über die Provinz kann ich Dir erzählen, dass dort verschiedene, germanische Stämme leben. Die Hauptstadt der Provinz - Colonia Claudia Ara Agrippinensium, genauer gesagt der Stadtkern ist von einer Mauer umschlossen. Die Stadt ist weiter in insulae unterteilt. In der Stadt ist der Statthalter der Provinz stationiert, der Statthalterpalast, das Praetorium, ist öffentlich zugänglich. Öffentliche Bauwerke und Bauten die Du dort findest sind Tempel, Therme, Brunnen, sogar einige Privathäuser. Alles dort ist etwas gehoberne Klasse Cinna, dass siehst Du schon allein an den Mosaiken in den Privathäusern.


    Wirtschaftlich lebt die Provinz von der Landwirtschaft. Der Boden ist gut, die Wetterlage dementsprechend. Sogar über Bodenschätze verfügt die Provinz, die selbstverständlich genutzt werden. Mit die besten Kunden der heimischen Waren ist die Armee. Also alles im allen eine reiche Provinz an eigenen Schätzen und auch was Du dort erleben kannst. Die Religionen in dem Gebiet sind derart unterschiedlich, so gemischt wie sie nur sein können.


    Die Landschaft und Natur sind ebenfalls wunderbar, viel Grün und wie gesagt reicher Boden. Dennoch habe ich unsere Heimat vermisst. Unsere Heimat hat ihren eigenen Reiz, sie mag schroff wirken, aber wir wissen dass es nur der erste Eindruck ist, den uns unser Land zeigt. Genug von mir und meinem Reisebericht, was war hier los? Was ist geschehen, dass die Truppe derart mit der Moral am Ende ist Cinna?", fragte Cimber und nahm einen Schluck Posca.


    "Zmertorix bedeutet mir viel, er ist ein Freund. Jedenfalls würde ich ihn so bezeichnen, für den Rest habe ich noch keine passende Beschreibung gefunden. Noch ist der Wallach kein Wallach, dass hört man. Aber ob Hengst oder Wallach, wir würden schon einen Stall für ihn finden. Dass stimmt", grinste Cimber über den Rand seines Bechers hinweg.

    Cimber hörte seinem Sohn aufmerksam zu, während er ihn Richtung Ausgang führte. Das Stilo wieder abgereist war, bekümmerte Cimber.


    "Stilo und ich haben uns zuletzt in Rom gesehen Cinna. Zmertorix und ich sind nach Cappadocia abgereist, er wollte noch vor Ort bleiben um seine Angelegenheiten zu regeln. Wir sind sozusagen vorgereist. Jedenfalls schien er vor uns hier gewesen zu sein und hat sich auch direkt wieder auf die Rückreise gemacht. Weißt Du genaueres, was vorgefallen ist? Soweit ich weiß, wollte er Scato und Fango adoptieren. Ich kann Stilo verstehen Cinna, wer wünscht sich keine Famiie? Er beneidet uns im Guten, leider tröstet es ihn nicht, dass er uns hat. Wie sollte es das auch? Er wünscht sich selbst einen Sohn, an den er alles weitergeben kann. Dem er schreibt, auf den er stolz sein kann und den er liebt. Ich denke die beiden sind eine gute Wahl und einen besseren Vater als Stilo können sie sich nicht wünschen.


    Zmertorix mag nach außen hin ein bunter Vogel sein, aber das ist genauso eine Tarnung wie die der grauen Mäuse. Es kommt drauf an, was man verbergen möchte, dass ist wichtig Cinna. Keiner vermutet unter dieser kunterbunten Fassade dass, was Zmertorix wirklich ausmacht. Er ist ein kluger, umsichtiger und weiser Kopf. Kann aber auch lachen und versteht Spaß, ich mag ihn sehr. Am schwersten hat Zmer wohl an sich selbst zu tragen und die Last kann ihm niemand abnehmen. Er bedeutet mir sehr viel, mehr als er weiß Cinna.


    Der Goldene Gockel ist eine kleine aber feine Taberna, sie wird Dir gefallen. Natürlich, wir sind schon auf dem Weg dahin. Du hast keine Ahnung wie sehr es mich freut, dass wir endlich wieder zusammen sind. Gefühlt haben wir uns eine Ewigkeit nicht gesehen", antwortete Cimber gut gelaunt und führte seinen Sohn glücklich zur besagten Taberna.

    "Da hast Du Recht, aber wie man das Feuer wieder entfacht bei jedem Einzelnen, dass ist stets die Frage und Herausforderung. Hier vermute ich, die Männer waren zu lange untätig. Aber die Tiere sind gut versorgt, dass heißt es ist nicht alles verloren. Es sind gute Männer, die genau das vergessen haben. Ich werde sie daran erinnern. Wir haben uns lange nicht gesehen Cinna, zu lange. Wo soll ich beginnen zu berichten? Weißt Du das Onkel Stilo unterwegs ist, in einer Familienangelegenheit? Er wird vermutlich Scato und Fango adoptieren. Das war sein Ziel, deshalb ist er nach Rom gereist. Ich selbst bin mit Zmertorix zurückgekehrt und habe mich hier gemeldet. Irgendwie war es schade und auch sehr traurig, Zmertorix zurückzulassen. Seltsam nicht wahr? Wie schnell man sich an einen Menschen gewöhnt und ihn nicht mehr loslassen möchte, sobald man ihn mag.


    Morgen früh werde ich mit dem Schliff meiner Männer beginnen. Bis dato habe ich etwas Zeit. Wie sieht es mit Dir aus? Möchtest Du Deine mit Deinem alten Paps verbringen? Falls ja, hast Du eine Idee wo wir hingehen könnten? Wir waren zuerst im goldenen Gockel eingekehrt, falls Dir die Taberna etwas sagt", antwortete Cimber und drückte seinen Sohn noch einmal fest, bevor er ihn behutsam freigab.

    Weit kam Cinna nicht, denn nachdem sich Cimber seiner Einheit kurz vorgestellt hatte, hatte er noch etwas klargestellt. Morgen in aller Frühe ging es hinaus mit Sack und Pack, Mann und Pferd und die Truppe durfte den ersten Eindruck von sich selbst revidieren. Hingegen waren die Pferde in erstklassiger Form, was Cimber lobte. Er wollte seine Männer nicht niedermachen, er wollte sie aufheben und kein Mann war schlecht, der sich gut um sein Tier kümmerte. Sie hatten ihre Chance verdient und das war seine eigene Chance. Cimber hatte beschlossen einer Schlange das Weinen vor Freude beizubringen und morgen früh würde er mit dem Unterricht beginnen.


    Jetzt jedoch galt seine Aufmerksamkeit seinem Sohn, der abseits gestanden und gewartet hatte. Viel zu lange hatten sie sich nicht gesehen. Deshalb wurde aus der aufgelegten Hand auf der Schulter seines Sohnes, ein Zug in Vaters Arme.


    "Salve Cinna, komm her und lass Dich begrüßen. Hast Du meine Einheit gesehen? Gute aber müde Männer. Wie geht es Dir? Lass Dich anschauen", bat Cimber und war in diesem Moment nichts anderes als einfach nur Cinnas Papa.

    Die Einheit sammelte sich zum Apell und Cimber fragte sich, warum er nicht lieber hatte die Pferde antreten lassen. Sie hatten einen besseren Eindruck gemacht, als seine Männer. Was hier los war und weshalb die Schlange einen Bericht von ihm erhoffte war klar. Der Tucci wollte einen Umbrenus versagen sehen. Aber da konnte er lange warten. Er würde seine Einheit in einem guten Licht darstellen. Der Bericht würde dermaßen geschönt sein, dass der Schlange vor Rührung Tränen in die Augen steigen würden. Cimber hatte einiges vor, seine Männer der Schlange zum Fraß vorzuwerfen, gehörte nicht dazu. Übung machte den Meister, dies galt für Pferd und Reiter. Die Pferde waren in einem einwandfreien Zustand, davon hatte er sich überzeugt. Die Männer hingegen wirkten demotiviert, abgespannt, ja völlig lustlos. Aber schlecht waren diese Männer nicht, denn kein Mann war schlecht, der sein Tier derart gut behandelte. Hier hatte einer der Führung versagt. Oder die Führung hatte dermaßen oft gewechselt, dass es überhaupt keine gefühlte Führung mehr gab. Dies würde sich ab heute ändern. Der Schlage würde er auf die Schwanzspitze treten und dass mit Genuss und einem Bericht der sich gewaschen hatte.


    "Salvete", hörte Cinna seinen Vater die Einheit grüßen.

    Baracke der Legionsreiterei



    Cimber erreichte den Barackenbereich seiner Turma. Der Decurio der Legionsreiterei, Potitus Calpurnius Rex, lag erkrankt im Krankenhaus und Cimber hatte die ehrenvolle Aufgabe ihn zu vertreten. Leider war es ihm nicht vergönnt, für die Zeit in dessen Bude zu ziehen, was einige Vorteile mit sich gebracht hätte. Aber was nicht war, konnte noch werden. Selbstverständlich wünschte er dem Mann nichts Schlechtes und hoffte auf baldige Genesung, aber ob das so war, dass stand auf einem anderen Blatt. Hätte sonst der Tucci eine derartige Vertretung angeordnet, zuzüglich eines Berichts wie man die Turma wieder auf Vordermann bringen konnte? Sein Kollege schien schon längere Zeit erkrankt zu sein.


    Nun er würde wie jeder andere in der Baracke wohnen und sich den Wohnraum mit seinen Kameraden teilen. Um wen es sich dabei handelte, konnte Cimber selbstverständlich noch nicht sagen. Er machte sich auf, die Baracken samt angegliederten Ställe zu begutachten. Die Stuben waren üblicherweise mit sechs bis acht Reitern belegt. Üblich waren Stuben mit einem direkten Durchgang zu den Pferdeställen. Ebenso konnten Stallburschen, Knechte und Hilfskräfte in denselben Gebäuden untergebracht sein. All dies musste Cimber in Erfahrung bringen, aber sein erster Besuch würde wie üblich den Pferden gelten.


    Zuerst das Tier dann wir, so hatte ein wahrer Reiter zu denken und sich um sein Tier zu kümmern. Das Pferd war nicht nur Fortbewegungsmittel, es musste Freund und Kamerad werden. Denn im Gefecht entschied oft das Zusammenspiel von Ross und Reiter über Leben und Tod. Das Pferd musste seinem Reiter blind vertrauen und das gleiche Vertrauen musste der Reiter in sein Pferd setzen. Kamen beide nicht miteinander klar, musste ein neues Pferd gewählt werden. Halbherzige Reiterei durfte es nicht geben. Zudem würde der Pflegezustand der Pferde Cimber viel darüber mitteilen, in welchem Zustand seine Einheit war. Er hoffte dass die Tiere in einem guten Zustand waren, alles andere konnte er nicht dulden. Mochten die Männer demotiviert sein, so musste immer noch die Liebe zum Tier und die Kameradschaft zum Pferd dafür sorgen, dass sie ihrer Aufgabe der Pflege und Versorgung ordnungsgemäß nachkamen. Der Duplicarius näherte sich der Baracke von der Stallseite aus und betrat den erstbesten Stall seiner Einheit.


    Baracken mit Ställen

    Link:

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    Ganz langsam näherte er sich den Tieren, um diese nicht zu verschrecken. Futter war vorhanden, ebenso Wasser. Cimber schöpfte zuerst etwas Wasser aus dem Trog und roch daran. Dann verrieb er es zwischen den Händen. Sauber ohne einen schleimigen Film auf den Händen zu hinterlassen. Er wischte seine Hände an der eigenen Tunika trocken und nahm das Futter zur Hand. Er kontrollierte es genau und roch daran. Neutraler, frischer Geruch, nichts roch muffig. Ein gutes Zeichen.


    Der Boden war sauber und trocken, folglich musste es auch um die Hufe der Pferde gut bestellt sein. Cimber trat an eines der Tiere heran und strich ihm behutsam über den Rücken. Das Fell fühlte sich sich glatt an und sah glänzend aus. Krankenheiten der Haut die sich im Fell zeigten, traten vor allem in Verbindung mit schlechter Haltung auf. Gerade dann, wenn das Pferd dauerhaft auf nassem Boden stand oder der Stall nicht ordentlich ausgemistet war. Ebenso erkrankten dann die Hufe. Cimber strich dem Tier beruhigend über die Schulter und das Bein und hob einen Huf an. Ein Geruch nach Pisse. Er schaute sich den Huf genau an. Was er suchte war im Bereich der Ballen und des Strahls des Pferdehufs weiches, schwarz verfärbtes und übel riechendes Horn. Ganz behutsam setzte er den Huf wieder ab und kontrollierte die anderen drei Hufe des Pferdes. Mit dem Tier war alles in bester Ordnung.


    Cimber ging die restlichen Tiere durch, auch hier hatte er nichts zu beanstanden. Mochte der Tucci Grund zur Klage haben, die Versorgung der Tiere war ohne Tadel. Allerdings war dies ein Stall den Cimber gesehen hatte, also inspizierte er noch einige weitere, um sich ein Gesamtbild machen zu können. In welchem Zustand die Männer waren, konnte er noch nicht beurteilen, die Pferde jedoch waren in gutem Zustand und Cimber war nicht nur beruhigt, sondern sehr froh darüber.


    In seiner Funktion als stellvertretender Decurio klopfte Cimber polternd an jede Barackentür seiner Einheit, steckte den Kopf hinein und brüllte "Antritt zum Appell".



    Cimber erhob sich ebenfalls, nachdem der Tribun ihn verabschiedet hatte und griff sich sein Signaculum. So leicht würde er es der Schlange nicht machen. Er würde den Burschen mit seinen eigenen Waffen schlagen. Was wollte der Tucci tun, wenn er mit der Leistung seines Duplicarius zufrieden war oder besser noch zufrieden sein musste?

    Auch Cimber lächelte weiterhin, als hätte man es ihm ins Gesicht gemeißelt.


    "Mit dem größten Vergnüngen. Vale Tribun", antwortete Cimber und verließ umgehend das Zimmer und schleunigst das ganze Haus. Erst als er bei den Baracken angekommen war, verschnaufte er einen Moment. Cimber lehnte sich gegen die Barackenwand, schaute Richtung Atriumhaus zurück und grinste noch einmal breit. Einen Augenblick später machte er sich auf zu seiner Turma.

    Cimber nahm zur Kenntnis, dass der Tribun seinen Versetzungsbefehl sofort in eine Mappe verstaute und fort war das Schreiben. Dann begann der gute Tucci zu erzählen. Sein ursprünglicher Vorgesetzter, Decurio Potitus Calpurnius Rex, war erkrankt. Die Turma selbst war in keinem besseren Zustand und hatte keine Betreuung durch einen Vorgesetzten erfahren. Titus Tuccius Tychicus befahl Cimber, sich ein Bild von der Turma zu machen und ihm einen Bericht über den Zustand der Turma vorzulegen. Persönlich, darauf bestand der Tribun. Ferner sollte er ein Konzept ausarbeiten, um die Kampfkraft der Turma wiederherzustellen. Ebenso sollten Aufklärungsritte zu ihren Aufgaben gehören.


    Das hatte sich die Schlange ja fein ausgedacht. Cimber ärgerte sich nicht im Geringsten, wenn der Tribun es befahl, dann würde der Tribun genau das bekommen oder sogar mehr. Das Lächeln von Cimber wurde bei jedem Wort des Tribuns ebenfalls breit, am Ende grinste er fast von einem Ohr zum anderen.


    "Tribun, ich weiß nicht was ich sagen soll, außer vielen Dank für das in mich gesetzte Vertrauen und diese einmalige Chance", antwortete Cimber strahlend.

    "Gute Idee, verwahre das Öl bis wir uns wiedersehen. Bis bald Zmer, Du weißt wo Du stets einen Platz findest. Vergiss es nicht", gab Cimber zurück und rempelte Zmertorix beim vorbeigehen ganz sanft an. Mit dem Worten verschwand er aus Zmertorix Blickfeld und Leben, jedenfalls fürs Erste.


    Cimber mochte keine Abschiede, sie gingen ihm nahe. Er hatte schon genug gute, hochanständige Leute gehen sehen. Und Zmer war weitaus mehr als das. Aber davon wusste der Priester nichts, möglicherweise würde er es bei ihrer nächsten Begegnung erfahren. Dann würde Zmer vielleichtn icht nur Cimber wiedertreffen und seine Verwandten kennenlernen, sondern ebenso sich selbst.


    Über den Gedanken musste Cimber schmunzeln, bevor er sich umzog und auf seinen Bruder wartete. Stilo schien stets vor ihm zu wissen, was er dachte und fühlte. Sie waren eben Brüder.

    Cimber blieb dicht vor Zmertorix stehen und betrachtete ausgiebig den von Narben gezeichneten Körper. Er war Soldat und wusste wie welche Verletzungen aussahen. Sein Blick taxierte jeden Milimeter von Zmertorix Körper, ehe er nach oben wanderte und den Blick des Priesters festhielt. Der Blick von Cimber war freundlich. Auf Zmertorix Beschwerde hin, stahl sich ein winziges Lächeln in Cimbers Gesicht.


    Er beugte sich zu Zmertorix, räusperte sich und flüsterte ihm leise zu.

    "Zmer, ich war nicht unhöflich. Ich war feige, Abschiede sind etwas das mir nahegeht. Du wirst doch keinen alten Kerl zum Heulen bringen oder? Du hast Recht, ich sollte so nicht reden. Dito manche Menschen kann man sich einfach nicht merken, andere nicht vergessen Zmer. Du wirst das perfekte Auftreten haben, daran besteht kein Zweifel. Genieß den Rest des Öls. Dann korrigiere ich meine Wortwahl anstatt Worte des Abschiedes sage ich auf bald Zmertorix", antwortete Cimber und knuffte ihn.

    Cimber schmunzelte den gerade aufwachenden Stilo gut gelaunt an.


    "Na endlich wach, Du Langschläfer. Nein Du musst nicht vorgehen, ich verabschiede mich von Zmer und dann können wir zum Castellum aufbrechen", antwortete Cimber mit schelmischem Grinsen und wuchtete sich von der Liege hoch.


    Langsam schlenderte er zu Zmertorix und tippte den Priester auf die Schulter.

    "Die Zeit des Abschieds ist gekommen Zmer, pass auf Dich auf es macht sonst keiner. Auch wenn Du Priester bist, da draußen gibt es Dinge jenseits der Götter, die es niemals gut mit einem meinen. Hüte Dich vor ihnen. Die meisten von ihnen tragen eine schlecht sitzende Menschenverkleidung. Du warst ein sehr angenehmer Reisegefährte und Freund. Wie gesagt, die Einladung in das Gestüt steht, dort findest Du Unterschlupf, eine Heimat und Sicherheit. Machs gut Zmer, ich hoffe wir sehen uns mal wieder", verabschiedete sich Cimber von Zmertorix. Er drückte ihm kurz sanft die Schulter, dann ging er zurück zur Umkleide.


    Abschiede kamen immer zu früh, das war eine uralte Regel des Lebens.

    Cimber schaute sich um, während er nicht umhin konnte die Wärme zu genießen. Eigentlich hätte er sich das verbeten, aber er war müde und entspannt von der Reise. Da kam die Wärme gerade Recht. Cimber hatte es sich gemütlich gemacht und erhob sich, als sein Vorgesetzter das Zimmer betrat. Als der Tribun eintrat und sein falsches Lächeln aufsetzte, wusste Cimber dass die einzige Wärme in diesem Haus von der Fußbodenheizung stammte. Alles andere war geheuchelt. Cimbers Lächeln war genauso falsch und schmierig wie das eines Pfandleihers.


    "Danke der Nachfrage Tribun. Wie Du richtig sagst, Urgestein. Ich bin selbst ein Teil der Heimat. Was wäre Cappadocia ohne uns? Natürlich der Versetzungsbefehl. Bitte", antwortete Cimber höflich und reichte dem Tucci seinen Versetzungsbefehl.




    IN NOMINE IMPERII ROMANI

    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI



    VERSETZE ICH DEN :



    Eques der Legionsreiterei

    Appius Umbrenus Cimber


    LEGIO IX HISPANIA

    PROVINCIA Germania Inferior



    MIT SOFORTIGER WIRKUNG ALS DUPLICARIUS ZUR LEGIO XV APOLLINARIS NACH CAPPADOCIA


    DER DUPLICARIUS HAT SICH DORT IN ANGEMESSENER ZEIT;

    SPAETESTENS PRIDIE KAL DEC DCCCLXX A.U.C. (30.11.2020/117 n. Chr.) ZUM DIENST ZU MELDEN


    Dieser Bescheid gilt als Passierschein bis Cappadocia


    FUER DEN ROEMISCHEN KAISER

    PRAEFECTUS CASTRORUM

    MAXIMUS TERENTIUS MERIDIUS




    "Richtig eine Schlangengrube und diese Schlangen kommen selten allein. Für gewöhnlich kriechen sie in den obersten Gefilden herum und bei diesen Schlangen wird es nicht anders sein. Es sei denn es handelt sich um junge Brut. Durchaus möglich, so nah an der Heimat, da wittern sie Oberwasser. Nun sind wir ehrlich, dass haben sie hier größtenteils auch. Sei nur vorsichtig, wohin Du Deine Schritte lenkst, nicht dass Du auf eine schlafende Natter tritts mein Bruder", antwortete Cimber und schloss die Augen.


    Den Feind innen und außen zu bekämpfen, war etwas das schon so manchen mächtigen Mann das Leben gekostet hatte. Sogar weitaus mehr, es hatte ganze Völker zu Fall gebracht. Denn wie konnte man Freund und Feind noch unterscheiden, wenn sie gleichermaßen neben einem marschierten? Nun auch in der Natur bedienten sich viele Tiere dieser Tarnung. Sie gaben sich als etwas aus, dass sie nicht waren. Einerseits um sich vor Räubern zu schützen, andererseits um Beute zu schlagen. Die Zeit würde zeigen, ob er zu den Jägern oder zur Beute gehören würde.

    So wie es seine Pflicht war und ihm Zmertorix durch die Blume aufgetragen hatte, suchte Cimber seinen Tribun Titus Tuccius Tychicus auf. Missmutig klopfte er an die Tür des Hauses und setzte sein freundlichstes, falsches Lächeln auf, zu dem er imstande war. Ein Haus für den Tribun, inmitten des Castellums der Legio XV Apollinaris. Ein schönes Haus, prunkvoll von außen und der Luxus innen würde den äußeren noch in den Schatten stellen. Dennoch täuschte all die Farbe und der Pomp nicht draüber hinweg, was dieser Kasten in Wahrheit war - eine Schlangengrube.


    Und er musste nun in das Natternest hinabsteigen und sich dieser Schlange vorstellen. Ein Tucci als Tribun war für einen Umbrenus so angenehm wie ein eingetretener, rostiger Nagel. Allerdings durfte er seine Aversion dem Mann gegenüber nicht offen zeigen. Wer aus den Schatten heraus agierte, konnte nur mit gleichen Waffen geschlagen werden. Und sie hatten nicht derart lange überlebt, um auf die nächstbeste Giftschlange zu latschen, die sich mitten in ihrem Castellum zusammengerollt hatte. Die Zeit würde kommen, wo auf diesem Biest die Giftzähne gezogen wurden. Vermutlich indem man der Schlange den Kopf abschlug.


    Beweise für den Raubbau und den Holzmangel der Tuccis hatte Cimber nicht. Aber was nicht war, konnte noch werden. Jetzt galt es erst einmal sich dem Mann vorzustellen. Cimber klopfte erneut und wesentlich energischer.

    Cimber legte sich ebenfalls auf eine Liege und ließ sich ebenfalls aufhübschen, eine Massage konnte zudem ebenfalls nicht schaden. Dass Zmertorix ihm durch die Blume mitteilte, dass er arbeiten gehen sollte, ließ Cimber grinsen.


    "Zuerst muss ich ebenfalls wieder römisch aussehen Zmertorix, anders kann ich nicht vor meinen Vorgesetzten treten. Aber sobald ich hier fertig bin, werde ich mich umgehend im Castellum melden. Falls Du in Caesarea einen Unterschlupf suchst, meine Familie wird Dich aufnehmen. Die Einladung galt selbstverständlich nicht nur für Cerretanus, sie gilt ebenso für Dich. Sei Gast in unserem Haus und fühle Dich wohl. Zudem wüsste ich Dich dort sicher. Es sind wahrlich finstere Zeiten mein Freund, ich wüsste Dich gerne hinter unsere schützenden Mauern. Und ich glaube, es würde Dir dort gefallen. Überlege es Dir einfach Zmer", antwortete Cimber und schloss die Augen, während man ihn enthaarte, rasierte und für seinen Besuch vorbereitete.

    "Mir wurde zugetragen, es wäre er eine Schlangengrube", flüsterte Cimber seinem Bruder kaum hörbar zu. Sein Blick unterstrich das gesagte, denn er war ernst, bohrend, ja fast stechend. Keine Freundlichkeit lag darin, aber dieser Umstand galt nicht Stilo, sondern jenen Schlangen die er erwähnt hatte.


    "Ja ich begleite Dich, Zmer muss ist auch dort oben und er ist der Hüter unseres Öls", grinste Cimber nun und stieg ebenfalls aus dem Wasser. Angenehm war es im warmen Nass gewesen, fast einlullend. Nun benötigten sie eine Auffrischung durch gekonnte Sklavenhände. Gemeinsam mit Stilo schlenderte Cimber zu den Massageliegen und nahm auf einer freien Platz. Beim Vorbeigehen schenkte er Zmertorix ein freundliches Lächeln. Zufrieden sah der Priester aus, geradezu von einer göttlichen Entspannung ergriffen.

    Cimber grinste Stilo an und schüttelte den Kopf.

    "Zmertorix? Kaum zu glauben, bei mir war er total friedlich und freundlich. Gut auf einem Schiff zu reisen war nicht sein Ding, aber er hat sich wacker geschlagen und keinen Laut der Klage von sich gegeben. Danach waren wir im goldenen Gockel, haben uns gestärkt und nun sind wir hier", antwortete Cimber freundlich und verkniff sich ein breiteres Grinsen.


    Das Zmertorix sich nicht beschwert hatte, lag vielleicht an dem Schleier der alles verdeckte, einschließlich der Zornesfalten, lachte Cimber gedanklich. Zudem war Zmer von der Kratzbürste zum Lamm geworden, seit dem sie das Badehaus betreten hatten und er ihm das Öl überreicht hatte. Wer hatte nicht seine Eigenarten? Cimber mochte den verschrobenen Priester, er war drollig und irgendwie war er etwas ganz besonderes. Cimber fühlte sich in der Nähe von Zmertorix wohl, obwohl er so andersartig war. Möglicherweise vielleicht genau deshalb. Zmer war ein kluger Kopf und er mochte den Mann. Vielleicht ein kleines bisschen zuviel, aber das würde Stilo ja nicht stören.


    "Cerretanus heißt der Mann, er wurde auf eigenen Wunsch aus Rom hierher versetzt Stilo. Er war vorher bei den Urbanern. Ich habe ihn zu uns eingeladen, scheint ein guter Mann zu sein. Ich dachte mir, so findet er schneller freundlichen Anschluss und lernt mal ein bisschen Cappadocia kennen. Wer freut sich nicht darüber, wenn er neu ist? Ich freue mich schon auf den Besuch. Aber vorher ruft die Arbeit. Da hoffen wir beide das Beste, aber wir sollten uns auf das Gegenteil gefasst machen. Cinna warnte mich", gab Cimber zu bedenken.

    "Ich freue mich jedenfalls auf Deinen Besuch. Dann lass Dich für den morgigen Tag schön fit kneten, Du weißt ja, für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Und Deine Männer müssen wissen woran sie sind, da gebe ich Dir Recht. Meinen muss ich selbst noch gegenübertreten. Vale Cerretanus", antwortete Cimber freundlich.