Beiträge von Appius Umbrenus Cimber

    "Tot, das wäre der andere Zustand des Germanen gewesen. Mein Mitleid hält sich in Grenzen. Hätte er Eques Iunius nicht entführt, wäre ihm nichts geschehen. Handlung und Konsequenz. Für mich zählt einzig und allein die Rettung von Fango. Verstanden und zu Befehl Decurio, ich werde entsprechend handeln. Der Germane kann sich problemlos mit uns verständigen", antwortete Cimber.


    Die halbe Portion Fango auf halbe Ration. Er musste sein Mündel versorgen, soviel stand fest. Mit dem Germanen im Schlepptau folgte Cimber Sabaco.

    Cimber trat vor Sabaco und grüßte vorschriftsgemäß. Umbrenus spürte das Packeis das der Decurio ausstrahlte, aber er empfand nicht, dass es ihm galt. Vielmehr galt es Cimbers Einschätzung nach dem Germanen und das zu Recht. Hatte er es doch gewagt, Fango ihrer Truppe zu entreißen und schlimmer noch ihm! Er war für die Sicherheit seines Mündels zuständig und die hatte er gewährleistet. Glücklicherweise noch rechtzeitig.


    "Duplicarius Umbrenus auf Befehl zur Stelle. Decurio Matinius ich habe vorhin festgestellt, dass Eques Seius Iunianus verschwunden war. Da Fango für seine Zuverlässigkeit bekannt ist, haben bei mir gleich die Alarmglocken geschrillt. Deshalb bin ich ohne einen entsprechenden Gruß sofort aufgebrochen. Ich hoffe auf Dein Verständnis. Mein Verdacht hatte sich bestätigt, Decurio. Eques Seius befand sich in der Hand dieses Mannes. Mir ist es gelungen unseren Kameraden aufzuspüren und ohne Verletzung zu retten.


    Bei der Befreiung wurde der Gefangene verletzt. Wir sollten ihn verhören, er könnte nützliche Informationen für uns haben. Soweit ich das beurteilen kann, ist dieser Mann anständig mit Eques Fango umgegangen und hat diesen nicht verletzt. Andernfalls... nun andernfalls hätte Dich der Gefangene in einem anderen Zustand erreicht. Dennoch benötigt er einen Heiler, da er meinem Dolch im Arm stecken hat. Ich musste seine Flucht vereiteln.


    Deine Befehle Decurio", antwortete Cimber.

    Cimber packte Fango und hakte ihn kurz unter, bis dieser wieder sicher stand. Gemeinsam mit seinem jungen Kollegen führte Cimber ihren Gefangenen zurück ins Lager. Fango sah blass um die Nase aus, aber konnte man es ihm verdenken? Wer würde anders aussehen bei dem, was Fango gerade durchgemacht hatte. Zudem war Fango eine friedliebende Seele, das Militär war nichts, was ihn gelockt hatte. Und dann wurde er entführt. Zufall? Oder hatte der Gefangene genau das in Fango erkannt? Sprich hatte er ihm die Friedfertigkeit angesehen? Leichtes Opfer oder verwandte Seele? Was hatte der Germane in Fango gesehen?


    "Fango, sei so gut und suche einen der Capsarii, er soll sich unseren Gefangenen anschauen und ihn verarzten", sagte Umbrenus und musterte sein Mündel. Cimber sah auf den ersten Blick keine Verletzung und Fango hätte ihm sicher davon berichtet. Dennoch schaute er lieber noch einmal ganz genau, ohne Fango zu beunruhigen.


    Erstens benötigte der Germane wirklich einen Heiler und zweitens benötigte Fango eine feste Aufgabe, damit er den Schrecken abstreifen konnte. Wie Sabaco die Sache mit dem Gefangenen aufnehmen würde, wusste Cimber nicht. Aber er würde berichten, was Fango ihm erzählt hatte.

    Ausbildung der neuen Tirones


    Tariq sah man hier sein Können an, er ging genau richtig auf Impetus zu. Er wusste was er tat und setzte dies ganz natürlich um. Zudem kannte Impetus den jungen Mann schon, was aber nichts an der grundlegenden Lektion änderte. Tariq hatte sich sehr gut geschlagen.


    Alrik und Erik waren zu ungeduldig und demzufolge zu schnell. Impetus beäugte die beiden misstrauisch, so dass sich Cimber dazu gesellte und sein Pferd beruhigte. Alrik und Erik durften sich erst einmal zurückziehen, um zwischen sich und den Hengst wieder Abstand zu bringen. Meidias wagte sich nicht auf Impetus zuzugehen. Er ging so langsam und zaghaft, dass man schon genau hinschauen musste, dass sich der Grieche überhaupt bewegte.


    Cimber gesellte erneut zu seinem Tier und streichelte Impetus beruhigend.


    "Weder zu langsam, noch zu schnell ist die richtige Vorgehensweise. Geht Ihr zu schnell auf das Pferd zu, fühlt es sich überrumpelt und es hatte keine Chance sich an Euch zu gewöhnen. Geht Ihr zu zaghaft und extrem langsam, wird das Pferd sich so fühlen, als schleicht Ihr Euch an es heran. Beides wollt Ihr nicht. Euer Pferd muss Euch in jeder Situation vertrauen, denkt immer daran.


    Berührt Ihr in so einer ungünstigen Situation Euer Pferd versehentlich und es ist mit Euch nicht vertraut, kann es ausschlagen und das ist lebensgefährlich. Ich wiederhole mich da sehr gerne, denn ich möchte dass Ihr eine Einheit mit Eurem Tier werdet. Nichts ist wichtiger, als Euch mit Eurem Pferd vertraut zu machen. Alles andere folgt darauf.


    Nun eine kleine weitere Lektion, wie fangt Ihr Euer Pferd ein.

    Ihr fangt Euer Pferd mit dem Halfter ein, woran Ihr einen Strick befestigthabt. Beides baumelt nicht in Eurer Hand, denn andernfalls wird das Pferd Euch meiden. Zudem wird weder der Sattel noch etwas anderes mitgenommen. Ihr geht so, dass Ihr im Zweifelsfall beide Hände frei habt. Ihr geht also ungezwungen auf das Pferd zu und streckt dabei eine Hand mit Futter aus. Am besten etwas, das Euer Pferd wirklich sehr gerne mag. Die Hand mit dem Halfter und Strick haltet Ihr hinter dem Rücken verborgen. Ihr gebt dem Pferd dann das Futter, während Ihr den Strick nahe am Kopf um den Hals des Pferdes legt. Jetzt haltet Ihr beide Enden fest und schiebt vorsichtig das Halfter auf. Anschließend wird das Wangenstück zusammengeschnallt. Ist das Pferd einmal eingefangen, wird es in der Regel ruhig stehenbleiben.


    Im Anschluss ergibt sich das Führen Eures Pferdes.

    Beim Führen Eures Pferdes mit der Hand soll Euer Kamerad frei ausschreiten. Ihr zerrt Euer Pferd nicht gewaltsam mit, sondern Ihr geht neben Eurem Pferd mit nach vorne gerichtetem Blick her. Ihr gebt Eure Anweisungen klar verständlich, also deutlich. Dann wird Euch Euer Pferd auch gehorchen. Deutlich bedeutet nicht laut, wohlgemerkt! Zögert Euer Pferd, sprecht es an oder schnalzt mit der Zunge. Ist Euer Pferd immer noch stur, schiebt es seitlich von Euch und dreht Euch herum, damit es antritt. Möchte Euch das Pferd wegziehen, bleibt Ihr vor seiner Schulter stehen und lehnt Euch dagegen. Macht dabei Gebrauch von Eurer Stimme und zieht dabei leicht ruckweise am Strick.


    Hat jemand bis dato Fragen?", wandte sich Cimber an seine Schützlinge.

    Cimber erfreute sich ebenso wie alle anderen am Anblick der Pferde. Es waren prächtige Tiere, die Eleganz und Kraft ausstrahlten. Als Duccia Valentina den Verlust seiner Pferde ansprach und ihr Bedauern bekundete, spürte Cimber dass die Worte ehrlich gemeint waren. Genau wie Hadamar konnte sie seinen Verlust nachempfinden. Es war nicht das Geld das sie verloren hatten, sondern Mühe, Leistung und auch Liebe. Denn ein jedes Tier, dass sie für ihre Zucht behalten hatten, war handverlesen und er kannte es genau. Es wurde ein Stück der Familie selbst geraubt mit den Pferden.


    "Danke für Deine freundlichen Worte. Was ich suche sind Hengste und Stuten um die Zucht wieder mit ausreichend guten Pferden zu bestücken. Sollten unter den Fohlen vielversprechende Jungblute sein, so werde ich auch gerne auf sie ein Auge werfen. Eine gute Durchmischung wird das Beste sein, um unserer Zucht wieder Leben einzuhauchen", antwortete er nachdenklich und nickte dann bekräftigend.


    "Schlendern müssen die Pferde nicht können, das lernen sie automatisch bei mir", gab er freundlich zurück. Jedenfalls wurde das über ihn behauptet.




    Sim-Off:

    Alles gut & willkommen zurück :)

    Cimber hatte dem Mann hinterher gesetzt, der Fango in seine Gewalt gebracht hatte. Dann jedoch geschah das Seltsame. Fango schrie dessen Name und rannte selbst hinter dem Germanen her. Der Grund war klar, er wollte ihn retten. Mit einem Knurren steckte Cimber sein Schwert ein und folgte nun seinerseits Fango. Der Germane war nicht weit gekommen, der Brombeerbusch hatte ihn aufgehalten.


    "Albwin ist nicht unser Feind, nur ein Wanderer. Bring ihn nicht um. Sicher hat er nützliche Informationen!", sprudelte es aus Fango heraus.


    Einen Augenblick später starrte Fango ihn an und korrigierte seine Worte.

    "Ich weiß nicht, ob er ein Wanderer ist oder warum er hier ist", sagte Fango kleinlaut.


    Ein leises "tut mir leid", schob er hinterher.


    Cimber stellte sich neben Fango, schaute diesem ernst in die Augen und nickte einmal knapp. Was mit Fango los war, wusste er am Besten. Kurz legte er seinem Zögling die Hand auf die Schulter.


    "Das Albwin nützliche Informationen hat, davon gehe ich aus. Umbringen wollte ich ihn nicht, sondern Dich befreien. Das hat sich glücklicherweise erledigt und Du bist wohlauf. Vermutlich bis auf den Schrecken, den Du erlitten hast. Schneide Albwin los, damit wir ihn mit ins Lager nehmen können. Seine Wunde muss versorgt werden und wir müssen in Erfahrungen bringen, wer sich noch hier in unserer Nähe herumtreibt.


    Und Fango, mach das niemals wieder. Entferne Dich nie wieder von der Gruppe ohne jemanden Bescheid zu geben. Wo das endet, hast Du gesehen. Befreie den Burschen aus den Brombeeren", antwortete Cimber und schnaufte einmal durch. Sein Blick blieb trotzdem wachsam und bohrte sich in Albwins Augen.

    Cimber hatte ein ungutes Gefühl, er versuchte sich genau zu erinnern, wo er Fango zuletzt gesehen hatte. Er fand die Stelle und schaute sich dort genau um. Spuren die etwas in den Wald hinein führten. War Fango austreten gegangen und hatte sich dabei verletzt? War ihm etwas zugestoßen? Cimber suchte weiter, die Spuren auf dem Boden war noch nicht so alt, dass sie nicht deutlich zu erkennen gewesen wären. Die Ausrüstung der römischen Armee war dabei von Vorteil, ebenso ihr Schuhwerk.


    Cimber kam an eine Hecke im Unterholz, in der sich jemand verheddert hatte. Die Brombeerschlingen zeigten Spuren von einem Kampf. Noch vorsichtiger als vorher ging Cimber weiter und untersuchte den Boden.


    Da!

    Spuren!


    Zwei paar Füße und sie gingen gemeinsam rückwärts, wie man an der Tiefe des Ferseneindrucks im Boden erkennen konnte. Was beim Abgrund war hier geschehen? Die kleinen Füße konnten nur die von Fango sein, die anderen waren keine römischen Spuren. In welchen Ärger war Fango hinein gestolpert? Cimber zückte seinen Dolch und schlicht geduckt durch das Unterholz. Dabei versuchte er zeitgleich die Spuren wie auch die Umgebung im Auge zu behalten.


    Und dann sah er sie, Fango und einen fremden, blonden Kerl der über ihm stand und ihm die Hand reichte. Cimber schoss aus der Deckung und schleuderte seinen Dolch in Richtung des Blonden.

    Cimber schaute sich nach Fango um, aber der kleine Kerl war verschwunden. Die Sache gefiel Cimber nicht, er hatte ein seltsames Gefühl. Nun das hatte er irgendwie die ganze Zeit im Dickicht, aber jetzt wo er Fango nicht mehr sehen konnte, verstärkte es sich. Langsam erhob sich Umbrenus und überschaute das Lager so gut er konnte.


    "Ich bin gleich wieder da", sagte er zu Sabaco, ehe er sich daran machte Fango zu suchen.


    Cimber fing dort an, wo er seinen Schützling zuletzt gesehen hatte. Im Anschluss arbeitete er sich in die Umgebung vor. Irgendwo musste Fango abgeblieben sein.

    Cimber schaute sich die Karte an.


    "Das ist vermutlich der Moenus Sabaco und kein neuer Fluss. Die Karte ist nichts Dein Steckenpferd oder? Macht nichts. Schau eine Karte stellt die Umgebung verkleinert und vor allem vereinfacht dar. Die Realität eins zu eins abzubilden, wäre nicht nur zu aufwendig, es wäre auch viel zu unübersichtlich.


    Karten folgen einem genauen Bauplan. Sie werden grundsätzlich von oben erstellt, also Du siehst immer die Draufsicht. Und ganz wichtig, oben ist immer Norden. Bewegliche Dinge werden stets weggelassen. Bei der Kartenerstellung ist es einfacher Symbole als einen Text zu verwenden. So kannst Du Karten auch verschlüsseln. Nur Deinen Leuten könnten die Symbole bekannt sein.


    Du musst Dich an der Karte orientieren, also musst Du zuerst die Karte einnorden. Wo ist Norden? Hast Du das herausgefunden, dann kannst Du anhand der Karte ableiten wo Du Dich tatsächlich befindest. Kurzum die Karte und das Gelände sind dann gleichorientiert.


    Hast Du keine Orientierungshilfe nutze die Sonne. Denk an den Kinderreim.


    Im Osten geht die Sonne auf.
    Im Süden nimmt sie ihren Lauf.
    Im Westen will sie untergehen.
    Im Norden ist sie nie zu sehen.


    Eine weitere Möglichkeit ist ein Sciothermum, ein Schattennehmer. Auf einer ebenen Fläche gleich ob aus Holz oder einem anderen Material fügst Du einen Stift ein. Dieser Stift ist der Mittelpunkt eines Teilkreises, den wir darauf aufzeichnen. Die Größe der Platte und auch die Länge des Stiftes sind unerheblich. Du musst nur darauf achten, dass beim tiefsten Sonnenstand der Schatten des Stifts auf der Platte bleibt.


    Über den Tag verteilt wirst Du folgendes sehen, über den Tag hin wird der Schatten des Stifts am Morgen und am Abend am längsten. Mittags ist er am kürzesten. Irgendwann im Verlauf des Tages wird die Spitze des Schattens genau auf dem aufgezeichneten Teilkreis liegen.


    Da dies zweimal am Tag, einmal am Morgen und einmal am Nachmittag passieren wird, erhalten wir also zwei Punkte auf unserem Teilkreis. Wir müssen also nur den Verlauf des Schattens beobachten und die beiden genannten Punkte vermerken. Verbinden wir dann beide Linien, hast Du die genaue Ost-West-Richtung - decumanus",
    erklärte Cimber freundlich.

    Sie hatten das Dorf überfallen wie ein Schwarm Heuschrecken, hatten sich genommen was sie benötigten. Darüber hinaus hatten sich so manche mit Dingen eingedeckt, die schlichtweg haben wollten. Die Germanen hatten ihnen alles ausgehändigt, was verlangt worden war. Niemand hatte sich ihnen in den Weg gestellt, keiner hatte eine Waffe oder auch nur die Stimme erhoben. Die Dorfbewohner waren am Leben geblieben, ärmer an Geld und Güter und um einige Erfahrungen reicher. Doch sie lebten und das war vielleicht das größte Geschenk, dass ihnen Sabaco gemacht hatte.


    Sie waren weitergezogen, der Wald wurde dunkler und dichter. Was einem in der Nacht Schutz bot und gut für Erkundungen war, schien bei Tage ein seltsames Eigenleben zu führen. Der Wald war dicht und die Orientierung fiel schwer. Markante Punkte die man sich merken konnte waren selten. Man sah förmlich den Wald vor Bäumen nicht.


    Die erste Rast nach dem Überfall tat gut. Männer und Pferde gleichermaßen benötigten sie. Ein Wald war unebenes Gelände, man musste die Augen überall haben und das strengte Mensch und Tier gleichermaßen an. Die ersten gingen bereits in dem Fluss baden und wuschen sich Staub und Dreck vom Körper. Cimber wartete ab, er hatte es nicht eilig, als einer der Ersten im Wasser zu sein. Zuerst hatte er Impetus mit Wasser versorgt und sich um sein Pferd gekümmert. Nun wartete er darauf, dass sich die ersten Badenden zurückzogen und die Wache übernahmen.


    Cimber schaute über die Gruppe und fand seinen Kommandaten zusammengerollt an einem Baum liegend vor. Umbrenus setzte sich neben ihn und betrachtete die Umgebung. Man musste seinen Gesprächspartner nicht permanent anstarren, um sich zu unterhalten. In diesem Wald behielt man besser die Umgebung im Auge. Eine große Gruppe die rastete, war immer in Gefahr. Die meisten gingen davon aus, dass ein anderer Augen und Ohren offen hielt. Disziplin war der einzige Schutz vor einer Überraschung.


    "Ist alles in Ordnung? Was ist mit der Karte? Du hast etwas irritiert ausgesehen. Vielleicht kann ich helfen", wandte sich Cimber an Sabaco.

    Cimber hatte nichts anderes erwartet, gute Tiere sprachen für sich und Hadamar war ein Mann von Ehre. Die Pferde die seine Familie verkaufte, hatten einen bleibenden Eindruck hinterlassen, so dass die Ala bis zum heutigen Tag Kunde bei ihnen geblieben war. Hier Pferde zu kaufen, konnte niemals falsch sein. Zudem freut sich Cimber darauf die schönen Tiere vorgeführt zu bekommen.


    "Das spricht für sich Hadamar, wer so lange im Geschäft ist und bleibt, der hat gute Tiere. Ihr habt Euch einen Namen gemacht. Etwas anderes habe ich auch nicht erwartet. Tja Du kennst bereits die lange und leidvolle Geschichte des Raubes. Ich hoffe die finsteren Tage liegen nun hinter uns. Irgendwann muss es wieder bergauf gehen und etwas heller werden", antwortete Cimber. Es tat gut sich auf etwas Positives zu konzentrieren und dafür war er Hadamar sehr dankbar.

    Cimber nickte bekräftigend und sah dabei ziemlich müde aus.


    "Mehr als bitter Sabaco, es war ein harter, finanzieller Schlag. Die Diebe wurden gefasst und ich habe sogar den Kopf der Bande vernommen. Letztendlich haben wir ihn freigelassen. Das mag seltsam klingen, aber damit wollten wir erreichen, dass wir seine Hintermänner finden. Er war nur der vermeintliche Kopf. Das Gesicht, dass zum Fenster herausschaut, während die wahren Hintermänner sich in Hinterzimmern verstecken. Gefunden haben wir die Hintermänner nicht. Ob das noch der Fall sein wird Sabaco? Ich weiß es leider nicht und ich komme mir in dieser Sache absolut hilflos und ausgeliefert vor. Der Mann hatte sogar meinen Sohn verletzt - Cinna. Vielleicht hast Du von ihm gehört", antwortete Cimber gefasst. Dennoch sah man ihm seine Gefühle an.

    Cimber nickte knapp, zum Zeichen das er verstanden hatte.


    "Decurio in einer halben Stunde ist es bereits zu hell. Du möchtest das Dorf daran erinnern, wem die Vorräte gehören? Dann würde ich vorschlagen wir ziehen sofort die besten und schnellsten Männer zusammen und erleichtern das Dorf sofort. Heißt hinein im Schutze der Dunkelheit, wo bestenfalls einige wenige wach sind. Die Frühaufsteher halt. Und wir sind draußen, bevor sie wissen was geschah. Marschieren wir dort ein Decurio, dann bekommen sie von uns einen Vorteil geliefert. Wir liefern ihnen eine Stärkeaufstellung unserer Einheit.


    Du möchtest nichts kaufen und Du möchtest nicht verhandeln, dann dürfen wir keinen noch so geringen Vorteil aus der Hand geben. Gib mir eine Handvoll Männer und wir klären die Sache auf unsere Art. Die Frage ist, wie hättest Du es gerne? Nur Aneignung der Waren, einige Zeugen oder Asche?", bot Cimber leise an.

    Der Morgen brach an, als wäre es der erste Morgen überhaupt. Ein einsamer Reiter war so gut wie lautlos durch die Nacht geritten. Seine Waffen wie alles was unnötig Lärm verursachen konnte, war in Leder eingeschlagen worden. Nun zeichnete sich das erste zaghafte Rot am Himmel ab und gab den Blick auf eine im Umhang vermummte Gestalt preis die sich erstaunlich schnell dem Lager näherte.


    Was wohl die wenigsten wussten, oder nur jene die sich mit Pferden befassten war, dass die Tiere besser als Menschen in der Dunkelheit sahen. Nächtliches Reiten bot nicht nur Abwechslung und Spaß, sondern verlangte auch besondere Vorsicht. Üblicherweise kennzeichnete man sich und sein Tier, so dass man von anderen gut gesehen wurde. All jene wichtigen Maßnahmen hatte Cimber umgedreht, so das er und Impetus mit der Nacht verschmolzen waren.


    Sein Hengst war an Ausritte in der Dunkelheit gewöhnt und wo das Pferdeauge mehr sah als das menschliche, da verließ sich Cimber auf sein Tier. Manche mochten darüber den Kopf schütteln, aber Umbrenus fragte niemanden. Impetus kam im Lager zum Stehen, Cimber stiegt von seinem Tier und führte es am Zügel.


    "Salve Decurio Matinius, melde mich zurück vom Erkundungsritt. In der Nähe von gut 20 Minuten befindet sich in nord-westlicher Richtung ein Dorf verborgen in einem kleinen Wald. Um diese Zeit werden vermutlich die ersten ihrem Tagewerk nachgehen. Wir könnten uns dort mit Proviant ausrüsten. Kaufend oder plündernd", erstattete Cimber Bericht und Impetus unterstricht die Aussage mit einem Schnauben.

    Cimber bedankte sich mit einem knappen Nicken bei Decurio Publius Matinius Sabaco für die Ansprache.


    "Salve Tirones, mein Name ist Appius Umbrenus Cimber und meinen Rang habt Ihr bereits eben erfahren - Duplicarius.


    Meine Aufgabe ist es, Euch mit dem Wichtigsten bekannt zu machen, was es für einen Reiter Roms gibt und zwar seinem Pferd. Alles rund um Euren tierischen Kameraden, werdet Ihr von mir lernen. Gleich ob es sich dabei um den richtigen Umgang mit dem Tier handelt, seine Versorgung oder das Reiten an sich, all das werdet Ihr von mir lernen. So seit Ihr am Ende der Ausbildung nicht nur Reiter Roms, sondern Ihr habt auch Kameraden gefunden und einen ganz besonderen dazu.


    Nach Besten Wissen und Gewissen werde ich mein ureigenes Wissen an Euch weitergeben. Ihr werdet mehr als nur Reiter sein, Ihr werdet zu einer Kampfeinheit mit Eurem Tier verschmelzen. Ein untrennbares Duo, dass sich in der Schlacht aufeinander verlassen kann. Scheut Euch nicht Fragen zu stellen meine Tirones. Es gibt keine dummen oder falschen Fragen und Ihr könnt Euch jederzeit an mich wenden. Dafür bin ich da.


    So und für die ersten kleinen Lektionen dürft Ihr mich nun in den warmen Stall zu meinem eigenen Tier begleiten. Und hier folgt auch schon die erste Lektion, das Kennenlernen eines Pferdes Tirones. Bevor Ihr tatsächlich reiten lernt, müsst Ihr mit Eurem Tier vertraut sein und Euch mit ihm verständigen können. Habt Ihr dies geschafft, wird sich Euer Tier von Euch anfassen und führen lassen.


    Bedenkt eines meine Tirones, ein Pferd kann durch plötzliche und unerwartete Bewegungen verschreckt werden. Hier bei uns handelt es sich zwar um ausgebildete Ala-Pferde, dennoch lasst Ihr Vorsicht walten. Ihr geht also niemals hastig auf Euer Tier zu, sondern ruhig. In einer Notsituation kann das später völlig anders aussehen, aber davon gehen wir heute nicht aus.


    Langsam und bedächtig nähert Ihr Euch Eurem neuen und vielleicht auch ersten Pferd. Sprecht sanft und leise zu ihm. Rede freundlich auf es ein und nähert Euch dem Tier von vorne oder seitlich, so dass es Euch sehen kann. Obacht meine Tirones, nähert Ihr Euch unvorhergesehen dem Tier von hinten oder von der Flanke und berührt es, lauft Ihr Gefahr dass es ausschlägt. Drum achtet zur Eigensicherheit stets darauf, von Eurem Tier gesehen zu werden.


    Dies proben wir gleich, indem wir mein Pferd besuchen, er heißt übrigens Impetus und ist ein geduldiges Tier. Kommt, mir nach", befahl Cimber freundlich und gab den Weg zu den Ställen vor.

    Cimber verschränkte die Arme vor der Brust und grinste Sabaco an. Da musste der Gute schon früher aufstehen.

    "Impetus heißt mein Hengst und ich würde ihn gegen nichts eintauschen Sabaco. Es geht die Legende um, Impetus wäre das einzige Pferd, dass schlendern könnte und glaubt man meinem Onkel, würde ich genauso in die Schlacht schlendern.


    Vor einiger Zeit wurden wir ausgeraubt, deshalb suche ich neue Pferde für unser Gestüt, um den Verlust wieder auszugleichen. Korrekt wir möchten und müssen die Pferde stehen, gehen und galoppieren sehen. Wir möchten uns einen Rundumblick verschaffen. Der Grauschimmel hat es Dir angetan?", fragte Cimber freundlich und betrachtete das Tier.

    "Richtig, Du willst das Grauen aus der Welt verbannen, dann musst Du Dich ihm entgegenstellen und es bekämpfen Fango. Du hast die Möglichkeit dazu. Ich freue mich auch Fango. Sehr sogar. Du darfst mir beim Bogenschießen helfen, denn wir wissen was Du da kannst und das ist beeindruckend. Aber jetzt lieber Fango, gehörst Du ins Bett. Na komm, morgen hole ich Dich aus den Federn und wir legen los", sagte Cimber aufmunternd.


    Ganz vorsichtig setzte er den schwarzen Hahn auf den Boden und zog Fango mit sich mit. Er gehörte ins Bett.

    Cimber grüßte mit einem Nicken die Gastgeberin und folgte der Grupppe in die Ställe.


    "Salve und ich Danke Euch für die Begrüßung. Tja dann wird Sabaco auswählen, zu wem welches Pferd am besten passt. Die beiden sind Kameraden und kennen sich gut. Mein Wunsch wären einige passende Pferde zur Wiederaufstockung unserer Zucht in Cappadocia. Leider wurden wir ausgeraubt und viele gute Tiere sind uns abhanden gekommen. Ferox kann bestätigen, das mein Pferd Impetus etwas ganz besonders ist. Umso schmerzlicher ist es, dass viele Pferde vom gleichen Schlag verloren sind. Deshalb freue ich mich besonders auf die Besichtigung.


    Beliefert Ihr auch die Ala mit Euren Tieren? Stattet Ihr sie mit Euren Pferden aus? Falls nicht sollte das einmal angesprochen werden. Zuverlässige Kameraden sollten ihre Tiere an andere Kameraden über die Legio weitergeben dürfen. Ich für meinen Teil vertraue Ferox absolut. Ein Tier das er einem Kameraden empfehlen würde, wäre in meinen Augen ebenfalls ein Kamerad", schlug Cimber vor.

    "Das ist verständlich Fango, mache Dir keine Vorwürfe. Du wünscht Dir, Du wärst wie einer der Wahnsinnigen? Glaube mir Fango, es gibt viele von ihnen, die würden alles für einen Tag geben, wo sie die Welt noch einmal mit Augen wie den Deinen sehen dürften. Heute mag das für Dich hart und eine Bürde sein, aber irgendwann wirst Du begreifen welchen Schatz Du da eigentlich in Händen hältst. Das es leicht werden würde, dass hat niemand gesagt.


    Ich verspreche Dir das auch nicht. Aber Du wirst nie vergessen, weshalb Du hierher gekommen bist. Oder wofür Du einstehst. Was Dir wichtig im Leben ist. Kein Grauen sehen zu wollen, heißt Grauen verhindern wollen Fango. Du brauchst Zeit und manchmal einen Übersetzer für Dich. Macht nichts, den habe ich früher auch benötigt.


    Natürlich werde ich Euch trainieren und ich werde sogar ausbilden. Was sagst Du dazu? Ich freue mich darüber sehr. Wenn Du magst, binde ich Dich in die Ausbildung mit ein. Dann kannst Du Dein Können und Deine Erfahrungen weitergeben. Interesse?", fragte Cimber und strich Fango die Haare nach hinten. Behütende Geste und Temperaturkontrolle in einem.