Beiträge von Appius Umbrenus Cimber



    Cimber achtete darauf, dass sein Sohn im Sattel blieb. Das er aufgrund der Schmerzen alles andere als geschmeidig reiten konnte war klar. Und als Cimber hörte, was sich zugetragen hatte, hätte er am liebsten angehalten und ihren Gefangenen eine Gesichtskorrektur mit den Fäusten verpasst. Oder besser noch Impetus darum gebeten. Der treue Hengst hätte sicher mit seinen Hufen gut nachgeholfen, was die Neugestaltung des Burschen anging. Das Verhör würde schmerzhaft werden, dass stand fest.


    "Sie haben Dich mit einem Lasso erwischt und wollten Dich zu Tode schleifen?", fragte Cimber grimmig, aber da sprach Cinna schon weiter.


    "Sie haben Dich aus der Rüstung geschält und wollten Dich mitnehmen? Gutes hatten die Kerle nicht im Sinn und dass wird unser Gefangener zu spüren bekommen. Den Kameraden sei Dank Cinna. Wer war es, der Dir den Hintern rettete? Die Kameraden haben etwas gut bei mir.


    Ich bin auch froh, endlich hier zu sein und ich danke den Göttern auf Knien, dass Du gerettet worden bist. Das wäre meine Aufgabe gewesen. Dafür sind Väter da. Es tut mir leid Cinna", flüsterte Cimber seinem Sohn zu.

    `Du wirst mit dem Gefangenen und zwei weiteren Reitern zum Castellum reiten, den Knaben in der Prinzipia abliefern und uns zwei Fuhrwerke für die Verwundeten schicken. Nimm, deinen Sohn mit, der sitzt ja auch auf einem Pferd...´, der Befehl war eindeutig und so ritten sie was die Beine ihrer Pferde hergaben.


    Cimber hielt sich an der Seite seines Sohnes Cinna und betrachtete besorgt dessen Gesicht. Das Zambascha währenddessen grob auf seinem Pferd durchgeschüttelt wurde, interessierte Cimber nicht. Er würde den Mann befragen und schonen würde er ihn dabei keineswegs. Aber im Moment galt seine Sorge Cinna.


    "Wie schwer bist Du verletzt? Was genau ist passiert?", fragte Cimber besorgt.

    "Zu Befehl Centurio", antwortete Cimber Bellatus und war erleichtert, dass dieser sogar an seinen Sohn dachte. Der Gefangene konnte sich warm anziehen, der Ritt würde für ihn alles andere als angenehm werden. Das stand fest. Neptun wusste, dass nicht nur das Meer hohe Wellen schlug.

    Cimber gab Cinna und einem weiteren seiner Männer ein Zeichen.


    Der Gefangene wurde verschnürt und wieder auf das Pferd geworfen. Cimber starrte den Kerl an und wartete auf seinen Sohn. Das Castellum würden sie schnellstmöglich erreichen, dass stand fest. Die Kameraden benötigten Hilfe und der Gefangene eine Erleuchtung die ihn vielleicht unterwegs wie durch Zauberhand oder Huf ereilte.

    Cimber sicherte die Marschkolonne so gut er konnte, indem er diese flankierend begleitete. Der Gefangene wurde vom Pferd gezogen und zeigte sich bockig. Am liebsten hätte Cimber ihn den Ungehorsam auf dem Schädel geprügelt, allein dafür das Cinna verletzt worden war. Aber die Gedanken eines Vaters mussten warten. Hier galt es in Erfahrung zu bringen, wer den Mann geschickt hatte. Eine reine Räuberbande handelte nicht derart überlegt. Zuerst besorgten sie sich passende Pferde und zwar mit die besten die man kaufen oder leider auch stehlen konnte.


    Cimber stieg von seinem Hengst und betrachtete den Mann, der es gewagt hatte seinen Sohn zu verletzten, seine Familie anzugreifen und auszurauben, ihr Eigentum zu stehlen und sich Rom in den Weg zu stellen. Umbrenus starrte den Mann an, leicht würden sie es ihm nicht machen dass stand fest.

    Als Cimber die feuerroten Haare von Cinna entdeckte, sprang er von seinem Hengst und eilte zu seinem Sohn. Er ergriff die Hand von Cinna und fühlte sich schuldig nicht schneller an den Ort des Geschehens angekommen zu sein.

    "Es wird alles gut", sagte Cimber in der Hoffnung, dass dies auch stimmte, "was hat Dich erwischt?"


    Die Frage galt nicht allein Cinna, sondern jedem Umstehenden.

    Am Horizont auf dem Bergkamm erschien eine Turma und blieb stehen. Für einen Moment betrachteten sie das Schauspiel dass sich ihnen bot. Stilo erkannte auch auf die Entfernung um wen es sich bei den Männern handelte. Das erste Pferd dass den anderen vorstand war Impetus, Cimbers Hengst. Die Turma setzte sich im gestreckten Galopp in Bewegung und hielt auf die Kameraden zu.


    Ein Teil spaltete sich von der Hauptgruppe ab und nahm die Verfolgung der fliehenden Räuber auf. Cimber seinerseits hielt Ausschau nach bekannten Gesichtern, während er sich mit seinen Männern den Kameraden näherte.

    "Dann soll es so sein, Sabaco wird Madara heiraten. Ich kenne ihn auch nur als zuverlässigen, treuen Kameraden. Madara kann sich keinen besseren Mann wünschen. Sie hat Glück, dass sie zwei so fürsorgliche Brüder wie uns hat Stilo. Nicht jeder würde sich derart viele Gedanken um den zukünftigen Ehemann seiner Schwester machen. Die meisten schielen nur auf das Geld, anstatt auf die inneren Werte eines Mannes zu achten. Was nützt so ein Gockel, der nichts taugt und nicht mal ein Schwert halten kann? So einen Burschen hätte man mit den Pferden gestohlen.


    Ja wie bekommen wir Madara sicher nach Germanien? Nein so aus dem Stehgreif würde mir nur Cinna einfallen, aber ich glaube kaum, dass er Urlaub erhält. Die alte Natter würde uns glatt einen Strich durch die Rechnung machen. Dieses alte Reptil hat doch förmlich Spaß daran mich leiden zu sehen und mit Madara hätte er zusätzlich ein Druckmittel in der Hand. Tja ansonsten müsste ich erneut nach Urlaub fragen, aber ich glaube dann beißt die Schlange zu und ich möchte nicht gebissen werden. Hast Du einen Vorschlag? Oder noch besser, könnte Sabaco Madara nicht abholen? Ich würde es ihm vergelten! Das ist doch die Idee!", freute sich Cimber und grinste breit.

    "Verstanden Tribun", bestätigte Cimber und verabschiedete sich von dem Tucci um sich sofort auf den Weg zu machen. Was sollte er die Männer befragen, wenn sie dem Tribun nichts anderes erzählt hatten? Natürlich konnte die Schlange lügen wie gedruckt, aber wer wusste was er den Männer versprochen oder angedroht hatte, dass sie in das gleiche Horn bliesen? Cimber musste aufbrechen und zwar jetzt.


    Knapp eine Stunde später war es soweit und Cimber brach mit seinen Männer auf, um seinem Sohn und Bruder beizustehen.

    Die erste Pflicht bei so einer Nachricht war Ruhe zu bewahren. Einige Minuten mehr Zeit die er in Fragen investierte, konnten ihnen auf dem Schlachtfeld weiterhelfen.

    "Tribun, weißt Du genaueres über die Steppenreiter? Anzahl, mögliche Ausrüstung und wann genau der Überfall stattgefunden hat? Gibt es weitere Informationen diesbezüglich, sprich haben wir ein Lagebild von dem geschehen vor Ort? Wurden Männer verletzt oder gar getötet?", hakte Cimber nach und machte sich gedanklich bereit zum sofortigen Abrücken.

    Cimber hatte den Befehl übermittelt bekommen, sich umgehend bei seinem Tribun einzufinden. Das konnte nichts gutes bedeuten, vermutlich wollte die alte Schlange ihm etwas unter die Nase reiben und sich an seinen Qualen laben. So waren sie, die Tucci. Hinterhältig, verschlagen und ruchlos. Cimber hatte ein sehr übles Gefühl im Bauch. Es konnte aber auch das Mittag auf hartem Käse sein, dass sich mit leichten Winden meldete.


    "Tribun Tuccius Tychicus, Du hast nach mir schicken lassen?", grüßte Cimber mit entsprechendem Gruß.

    "Sabaco klingt nach einem sehr guten Mann für Madara. Er wird sie verteidigen können, wird ein Auge auf sie haben und er hätte sicher gewusst was zu tun ist. Wo ist er gerade stationiert? Wir sollten ihm schleunigst einen Brief schreiben, damit wir ihn von Madara überzeugen können. Ich habe ihn nur als zuverlässigen Mann kennengelernt, der mit beiden Beinen fest im Leben steht. Und austeilen kann er ebenfalls. Ein Mann muss mehr sein, als nur ein Freund und Madara benötigt jemanden, der ihr beisteht", pflichtete Cimber Stilo gut gelaunt bei.

    "Madara benötigt ganz dringend einen Mann und zwar einen, der mit beiden Beinen fest im Leben steht und auch eine Karriere vor sich hat. Und keinesfalls ein Tucci ist. Er darf mit den Tucci nicht verwandt sein. Das geht nicht gut, am Ende magert sie noch ab vor Kummer und sieht aus wie ein vertrockneter Stock... komisch sehen die Tucci nicht alle so aus?", grübelte Cimber und warf Stilo einen schelmischen Blick zu.


    "Wir müssen uns wirklich schnellstmöglich Gedanken um einen Ehemann machen und Madara einen guten Mann suchen. Hast Du vielleicht irgendeine Idee oder fällt Dir spontan ein Ehemann für Madara ein? Ein Verwandter von Dir vielleicht? Du warst doch letztens in Rom, war da jemand dabei den wir mit Madara belohnen können und wo wir wissen sie ist in guten Händen?


    Was die Pferde und den Raub angeht, Du hast Recht. Besser 82 Pferde verschmerzen, als das ganze Gestüt. Trotzdem muss etwas unternommen werden. Im Gestüt selbst, wie auch gegen die Räuber. Stilo ein Plan muss her", sagte Cimber seinem Bruder.

    Cimber starrte seinen Wahlbruder an, als hätte ihn dieser mit Anlauf ins Gemächt getreten.


    "Du hast richtig gehandelt, Danke für Dein umsichtiges Handeln. Ich hoffe Madara ist soweit wohlauf und keiner hat ihr etwas zu Leide getan. Wunderbar, 82 Pferde wurden gestohlen, dass ist eine gewaltige Menge. Um nicht zu sagen, jedes einzelne Pferd ist eines zu viel. Was nützen die höchsten Mauern, wenn niemand da ist, um sie zu verteidigen? Freigelassene und Sklaven, in wie weit auf sie Verlass ist durften wir jetzt erfahren.


    Wir müssen herausfinden, wer den Überfall begangen hat und die Pferde zurückholen. Wir müssen Madara... ja was? Irgendwo unterbringen wo es sicher ist. Und wir müssen herausfinden, wer Zuhause für die Sicherheit verantwortlich gewesen ist. Da die Person oder Personen völlig versagt haben, wird ihnen eine entsprechende Behandlung zu Teil werden.


    Was machen wir mit Madara? Hast Du einen Vorschlag? Wir müssen sie befragen, was sie gesehen und gehört hat, jeder noch so kleine Hinweis könnte uns nutzen. Falls Du das nicht schon hast. Weißt Du etwas?", fragte Cimber Stilo hoffnungsvoll.

    "Stilo, Du siehst erschöpft aus, was ist los?", fragte Cimber und kam seinem Wahlbruder entgegen. Nun er sah nicht nur erschöpft, sondern regelrecht fertig aus.

    "Was ist passiert?", hakte Cimber leiser nach. Die Frage ob alles in Ordnung war, sparte er sich. Andernfalls wäre Stilo nicht in der Aufmachung schnurstracks bei ihm erschienen. Besorgt wartete Cimber ab, was Stilo zu berichten hatte.

    Direkt nach ihrer Ankunft aus Rom waren Zmertorix und Cimber im Goldenen Gockel eingekehrt. Nun war der Gockel ihre letzte Anlaufstelle in Satala, bevor sie erneut nach Rom aufbrechen würden. Zmertorix würde die Schiffsreise vermutlich wieder verdammen und dennoch mit stoischer Ruhe ertragen. AlsZmertorix endlich im Goldenen Gockel angekommen war, erkannte Cimber ihn kaum wieder. Er sah wie verwandelt aus und dennoch blieb er gleich, auf unerklärliche Weise. Darüber konnten sie während der Schiffsreise sprechen, denn genau die hatte Cimber für sie beide gebucht.


    Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Schiff. Die Reise dauerte ebenfalls genau 20 Tage, ehe sie endlich Rom erreichten. Rom der Nabel der Welt und viel wichtiger noch, Austragungsort der Megalesia - dem Zug der Galli.



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    RE: Megalesia | Der Zug der Galli

    Rom hatte sie nach 20 tägiger Anreise wieder und sie waren nur für eine Veranstaltung gekommen, den Zug der Galli. Cimber schaute dem bunten Spektakel der Priester der Kybele zu. Sie waren so ganz anders, als das was er selbst von einer Götterhuldigung erwartete. Ernsthaftigkeit, Opfer und Blut, dass stand für Mars. Die Galli hingegen bluteten selbst und für ihre Gottheit, opferten einen Teil von sich indem sie sich selbst geißelten und damit ihrer Gottheit nacheiferten.


    Gelernt hatte Cimber folgendes. Einst hatte Zeus auf dem Berg Agdos geschlafen und ließ dabei seinen Samen zu Boden fallen. An jener bedeutungsvollen Stelle wuchs augenblicklich Agdistis aus dem Felsen. Ein Zwitterwesen, Mann und Frau zugleich. Agdistis hatte aber noch mehr als zwei Geschlechter, er hatte ein furchterregendes Wesen. Die anderen Götter kastrierten ihn daraufhin. Weshalb? Das wurde verschwiegen. Möglicherweise Angst? Oder vielleicht weil Agdistis beides in sich vereinte, was Götter und Menschen seit Anbeginn der Zeit suchten, die andere Hälfte.


    Wie dem auch einst gewesen war, der so seiner Männlichkeit beraubte Agdistis wandelte sich zur Großen Mutter namens Kybele. Aus dem abgetrennten Genitalien hingegen entstatt Attis. Einst waren Kybele und Attis ein Wesen gewesen und so war es nur allzu verständlich, dass sie erneut zuammen finden wollten. Sie waren einst eins und wollten wieder eins werden. Und so fanden sie zueinander, diesmal als getrennt und dennoch vereint.


    Sie streiften glücklich durch die Berge, doch ihre Zeit war begrenzt. Attis beschloss die Tochter des Königs von Pessinus zu heiraten. Warum? Auch das lag im Dunkeln. Kybele erschien rasend vor Zorn auf der Hochzeit, die sich bereits im vollen Gange befand. Mit Wahnsinn strafte sie die gesamte Hochzeitsgesellschaft und auch Attis, einst ein Teil von ihr, verlor seinen Verstand.


    Hinaus in den Wald rannte er und entmannte sich unter einer Pinie. Durch seine eigene Hand verlor er nicht nur seine Männlichkeit, er verlor auch sein Leben. Kybele bat Zeus, Attis wieder zum Leben zu erwecken. Doch dieser erhörte ihre Bitte nicht. Alles was er Kybele schenkte war, dass der Leichnam Attis niemals verwesen sollte. Und so bestattete Kybelle Attis und damit einen Teil von sich selbst in einer Berghöhle bei Pessinus. Sie setzte eine Priesterschaft aus Eunuchen ein und gründete den Kult der Attis einmal im Jahr in einem großen Fest beweinen sollte.


    Und diesem Fest wohnen sie beide nun bei.


    Der Hauptbestandteil des Festes war die Ludi Megalenses. Dies bedeutete Wagenrennen, Opferungen, Theaterspiele und vor allem am ersten Tag die Prozession der Galli. Während dieser Prozession wurde eine der eine Statue der Gottheit auf einem Stuhl durch die Stadt geführt wurde. Das Ziel war der Circus Maximus, wo sie letztendlich für die Dauer des Festes aufgestellt wurde, um die Wagenrennen zu beobachten. Zeitgleich sammelten die Galli Geld ein, heute war es ihnen erlaubt und auch Cimber beteiligte sich an den Gaben. Seite an Seite stand er mit Zmertorix im Getümmel und genoss das Schauspiel dass sich ihnen bot. Dabei achtete Cimber darauf, dass Zmertorix nicht im Trubel verloren ging.

    Cimber neigte ergeben das Haupt, als sein Tribun ihm zu Recht eine Schelte erteilte. Natürlich wartete der Tribun noch auf den Bericht. Oder der Bericht wartete auf den Tribun, wie man die Sache sah. Denn Cimber war erst bereit den Bericht zu schreiben, sobald der Bericht so aussah wie er es sich wünschte. Sogar dann noch würde er ihn hier und da schönen, damit der Tucci noch blasser wurde, als er von Natur aus schon war. Vielleicht würde ihm der Bericht aber auch genau die fehlende Farbe ins Gesicht zaubern. Ein hübsches Rot auf den sonst so knochigen, blassen Wangen würde der Schlange gut zu Gesicht stehen.


    Es würde sich erweisen, wer hier zuletzt lachte und Schlangen lachten bekanntlich nie, Pferde schon.

    Ludi Megalenses


    Die Ludi Megalenses stand bevor und der Zug der Galli war etwas, dass Zmertorix sicher nicht verpassen wollte. Die Prozession war ein Spektakel für jung und alt und bot weit mehr, als einen festlichen Umzug mit Opfergabe. Wagenrennen, Theateraufführungen wurden zudem geboten. Dies alles konnten sie sich anschauen, aber Hauptbestandteil war der Umzug der Priester, welche ihre Göttin huldigten. Man sagte, dass sich jene Priester selbst entmannt hatten. Wahrheit oder Mythos? Cimber wusste es nicht. Allerdings konnte es ein Mythos sein, denn die Priester gaben sich farbenfroh und stark geschminkt. Vielleicht war so die Legende aufgekommen, dass sie mehr opferten als jene Priester die anderen Gottheiten huldigten. Zmertorix hingegen war immer noch ein Hengst, wie Cinna es formuliert hatte. Das "Wiehern" verriet es allen. Natürlich musste Cimber sich für seine These eingestehen, dass er noch nie mit einem anderen Galloi gesprochen hatte. Es war also durchaus möglich, dass die Stimme dieser Männer wesentlich höher war und sie als Verschnittene auswies.


    Bei der Vorstellung allein, sich selbst derart zu verstümmeln, lief es Cimber kalt den Rücken herunter. Er war alles andere als weich, er hatte Verletzungen gesehen, die anderen das Blut in den Adern gefrieren ließen. Er hatte gestandene Männer nach ihren Müttern schreien hören, als jede Hoffnung verloren war, sie sich dennoch immer noch ans Leben klammerten wo es kein Überleben mehr gab. Und er hatte Männer vor Erleichterung fallen sehen, als die Rettung genaht war. Es gab derart viel Grausamkeit und Brutalität auf der Welt, dass er diese Opfer schlichtweg als überflüssig empfand.


    Die Welt war was sie war und einem wurde schon oft mehr genommen, als man zu geben bereit war.

    Wieso also dieses Opfer?


    Falls der Verschnitt Tatsache war, musste er Zmertorix vor sich selbst retten. Aber war das wirklich eine Rettung oder verdammte er ihn damit zu etwas was er nicht sein wollte? Und was wollte Zmertorix wirklich sein? Was war er unter all der Schminke und dem bunten Stoff? Was verbarg sich hinter dem bunten Gesicht und den hellen Haaren? Eines war sicher, ein wacher und messerscharfer Verstand. Doch wofür setzte Zmertorix ihn wirklich ein? Oder welche Abgründe offenbarten sich in seiner Seele? Eine einfache Handreichung konnte niemanden aus dem persönlichen Sumpf retten. Aber es war ein Anfang, verhinderte ein fester Handgriff doch, dass der andere versank. Herausziehen ging nur gemeinsam.


    Die Reise nach Rom stand kurz bevor. Sie würden erneut das Schiff nehmen und Cimber würde mit Zmertorix diese Reise antreten. Jene nach Rom und eine ganz andere, wenn Zmertorix es zuließ.