Früher als jeder andere war Sabaco sicher, dass etwas nicht stimmte.
Ocella war vom Winterwald verschluckt worden. Lebend oder nur noch die kalten Gebeine? Das war keine militärische Operation! Etwas stimmte nicht. Ocella wusste, wie Sabaco an ihm hing, und hätte ihm Bescheid gegeben, wäre seine längerfristige Abwesenheit geplant gewesen. Germania hatte seinen Bruder in den kalten Klauen und gab ihn nicht mehr frei.
Auch Sabacos Körper reagierte auf die Sorge. Kaum in der Legio angekommen, musste er schon das Valetudinarium aufsuchen. Ein schwerer Infekt fesselte ihn für Tage dienstunfähig ans Bett. Sobald er wieder gehen konnte, ohne dass der Schwindel ihn gegen Türrahmen lenkte, nahm er das Geld, was für den Kopfgeldjäger geplant gewesen war, und zog damit von Officium zu Officium.
Wofür er sich bewarb, war nichts geringeres als der Posten eines Decurio. Und natürlich würde Nero ihn begleiten, der gar nichts von seinem Glück wusste. Sabaco brauchte ihn an seiner Seite, als Mensch und als Offizier. Er brauchte ihn mehr denn je.
Sabaco konnte sich vor seinen Vorgesetzten gut präsentieren, wenn er wollte, wusste um die Gesetze des Miteinanders, fand die Balance zwischen Selbstbewusstsein und Höflichkeit, zwischen Druck und Anbiederung. In Hispania spielte die Gens Matinia noch immer in den oberen Riegen der Gesellschaft und er gehörte dem Ordo Equester an, auch wenn ihm zur Amtsausübung der notwendige Grundbesitz fehlte. Er berief sich auf prominente Verwandte, machte Versprechungen, ließ bare Münze rollen. Es war wohl eine der wenigen Gelegenheiten, da seine Ahnen stolz auf ihn hinabblickten.
Unter all dem vorbildlich römisch-korrupten Gehabe merkte man ihm an, dass es ihm eine Herzensangelegenheit war. Der fiebrige Glanz in seinen Augen, wann immer von der verschollenen Turma Prima die Rede war, mochte nicht allein den Nachwirkungen des Infekts geschuldet sein.