"Eine Strafe muss wehtun, Ocella", murrte Sabaco. "Sonst kann man sie sich auch sparen. Ich sage schon immer, dass man die aufmüpfigen Stämme an der Wurzel packen muss. Unser alter Legatus Aemilius ist viel zu nachsichtig, aber vielleicht ändert sich das jetzt. Sein Sohn ist umgekommen. Ich hoffe, nun wendet sich das Blatt und er lässt die Spielchen und wirft den Barbaren Roms ganze Härte entgegen.
Meine Idee sieht so aus:
Warum sich immer wieder mit den Germanen den Schädel einschlagen, wenn wir dadurch auf Dauer doch nur an der Stelle treten? Viel zu teuer, ineffizient. Kleine Trupps, die nach einer Ablenkung durch die Legio ihre Dörfer niedermachen bis auf die Grundmauern, während die Krieger im Feld sind, das wäre mein Ansatz. Marodeure statt Legionäre. Den Fehler, in großen Mengen gegen uns zu ziehen und das Hinterland ungeschützt zurückzulassen, begehen sie nur einmal, wenn sie bei der Heimkehr in Zukunft nur noch die zur Schau gestellten Leichen ihrer Eltern, Weiber und Bälger erwartet. Flächendeckend angewendet, würde mit dieser Strategie in einer Generation Ruhe sein und unsere eigenen Söhne würden bloß noch einen Bruchteil der Gegner auszumerzen haben, weil niemand mehr da ist, der sich noch vermehren kann. Dann wäre Roms Zeit gekommen, Germania Magna zu befrieden."
Während er diese Dinge erzählte, wirkte er allerdings nicht, als würde er gerade vor Hass überschäumen, den sparte er sich dafür auf, wenn es ans Eingemachte ging. Über diese Dinge hatte er schon längere Zeit gründlich nachgedacht und der Grund dafür saß vor ihm, mit einer schlimmen Narbe am Bauch, die Sabaco weh tat, als wäre es seine eigene, wenn er nur an sie dachte.
"Ich bin so und ich denke so, weil die Welt mich dazu zwingt", beantwortete Sabaco die Frage, warum er so sei. "Ich habe die Regeln nicht gemacht, ich spiele nur danach. Die Menschen sind von Grund auf verdorben." Manchmal tat es ihm weh, dass Ocella nicht sah, wie sehr Sabaco um ihn kämpfte. Doch er würde es weiter tun. Ocella war und blieb sein kleiner Bruder, ganz gleich, wie erwachsen er sich fühlte.
Da erschien endlich der große Bruder und Sabaco strahlte wieder. Er kam auf die Beine und bevor Ocella Avianus auf einen Stuhl lotsen konnte, hatte der große Bruder schon Sabaco am Hals hängen, der ihn liebevoll drückte und klopfte, ehe Avianus sich setzen durfte. "Großer, du hast gefehlt. Schön, deine Visage mal wieder zu sehen. Ich wollte Ocella gerade fragen, was er unter Ehre und Ruhm versteht und warum er glaubt, dass diese etwas Gutes seien. Aber du darfst die Frage auch beantworten."
Pst. Sabaco ist der Einzige Bruder mit blauen Augen, die von Ocella und Avianus sind laut Charakterbogen braun.