Beiträge von Publius Matinius Sabaco

    "Hast du das Geld dafür, wenn du schon kein Grundstück hast? Dann kaufen wir uns ein Hausboot. Die Idee ist die Beste seit langem. Das Hausboot machen wir im Zivilhafen fest und jedes Mal, wenn wir unsere Ruhe haben wollen, schnappen wir uns das Angelzeug und schippern los. Oder bleiben im Hafen vor Anker liegen und schließen hinter uns die Tür."


    Zärtlich zwickte er Nero mit den Zähnen in die Wange, nur um ihm hernach erneut die Zunge in den Mund zu schieben. Dort streichelte sie ihn und bohrte ein wenig, ehe er sie wieder einzog.


    "Jetzt aufzustehen und zurück in die Castra zu marschieren, ist keine gute Aussicht." Seine Hand fuhr langsam über die Glatze, die er nicht erwähnen durfte, weil Nero sie nicht freiwillig trug, die Sabaco aber mochte. "Es gibt Pflanzen, die das Schlafbedürfnis reduzieren. Das Germanenpack verrät die Kräutermischung nicht, vermutlich irgendwelches Giftzeug, mit dem man auch wen umbringen könnte, aber in kleinen Mengen ist es praktisch. Nächte wie diese könnten wir damit einfach durchmachen und am nächsten Morgen direkt auf den Campus marschieren. Man darf es nur nicht übertreiben, irgendwann holt einen der Schlaf in Form einer tiefen Ohnmacht ein. Wäre ungünstig, wenn das im Alarmfall passiert."


    Die Vorstellung, sich nun aus dem warmen Bett zu schälen und nebeneinander in gefühlten zwei Meilen Abstand voneinander durch die Kälte zurückzugehen, missfiel Sabaco zutiefst. Hier drin war es gemütlich.


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    Mal wieder Zeit, den Kleinen zu besuchen. In lockerer Stimmung, wie man ihn selten erlebte, traf Sabaco an der Porta der Ala ein.


    Keine Alkoholfahne umwehte ihn, nicht der Geruch nach bewusstseinserweiternden Räucherwaren, kein Alte-Klamotten-Mief. Unter der frisch gewaschenen und sogar gebügelten, nach Seifenlauge und Kaminrauch duftenden kurzärmligen blauen Diensttunika trug er eine der beiden langärmligen braunen Kuscheltunikas, die ihm Ocella geschenkt hatte, außerdem warme Beinlinge und dicke Socken. Das nach hinten geschlungene Halstuch der Streitkräfte wärmte seinen Hals und Nacken. Nägel, Zähne, Bart, Kopfhaar, Brauen - alles war in tadellosem Pflegezustand. Sabaco verkörperte optisch das Musterbild eines Offiziers.


    "Salve, Kameraden", schnarrte er leutselig. "Suboptio navalorum Matinius Sabaco für Vexillarius Matinius Ocella in privater Angelegenheit. Vorher bitte klarstellen, ob ich die Waffen ablegen soll, das letzte Mal gab es Ärger."


    Von wem wohl. Niemand Normales verlangte von den Kameraden im Castellum nebenan, die unter dem selben Feldherren dienten, bei Besuchen die Waffen abzulegen, außer einer - und das wahrscheinlich auch nur bei Sabaco. Aber nicht einmal das Erscheinen des missliebigen Germanicers würde heute Sabacos prächtige Laune verderben.

    Sabaco ließ die Tabula sinken und blickte ernst in die Runde. Unruhe zu verbreiten lag ihm fern, aber seine Männer waren keine Idioten. Sie spürten, wenn etwas nicht stimmte, ganz gleich, wie sehr sich die Offiziere Mühe gaben, grassierende Gerüchte einzudämmen oder anderslautende Informationen zu verbreiten. Eine Anweisung zur Geheimhaltung gab es nicht, so lag es an jedem Offizier selbst, wie viele Informationen er seinen Männern lieferte. Sabaco beschloss, ihnen die Wahrheit zu sagen, denn die Maßnahmen, die er ihnen gleich im Anschluss anzukündigen gedachte, würden ohnehin eine deutliche Sprache sprechen.


    "Letzter Stand waren drei Todesfälle, zwei davon waren verletzt", räumte er also ein. "Ursache beim dritten - unbekannt. Weitere Fälle im vergleichbaren Umfang sind bei anderen Einheiten aufgetreten. Ob man bereits von einer Seuche sprechen muss ..." Er wiegte den Kopf. Er selbst nannte es im Geist ebenfalls Seuche, allerdings war er kein Medicus.


    "Allgemein bekannt ist, dass in Germania jeden Herbst alle möglichen Krankheiten grassieren. Das liegt an dem feuchtkalten Klima, den meisten von euch brauche ich das nicht zu erklären. Vielleicht fallen die Erkältungen dieses Jahr einfach nur etwas heftiger aus. Jedenfalls möchte ich, dass ihr künftig bei den kleinsten Krankheitssymptomen euren Capsarius informiert."


    Jedes Contubernium besaß einen. In diesem hier war das Eike, auf den er nun mit dem Griffel wies, während er weiter in die Runde schaute.


    "Hört auf seinen Rat, markiert nicht den starken Macker, diese Männer haben ihre Erfahrungen. Er wird entscheiden, ob er euch für weitere Untersuchungen ins Valetudinarium schickt und dann wird auch nicht diskutiert. Wir sind gut aufgestellt, wir haben im Gegensatz zu anderen Einheiten keinen Personalmangel."


    Die Information besagte, dass Eike Krankschreibungen großzügiger als sonst verteilen durfte und sollte.


    "Es ist momentan besser, wenn mal jemand einen Tag zu viel das Bett hüten muss, als dass es einen von uns völlig aus den Latschen haut. Ob Seuche oder nicht, es gab Todesfälle, auch in dieser Einheit, und es sollen keine weiteren hinzukommen.


    Im Frühjahr haben wir eine Lieferung sehr guter Wintertunikas erhalten. Ich möchte, dass ihr sie fortan im Dienst unter der blauen Tunika tragt, auch die Beinlinge. Ich will keinen mehr sehen, der kurzärmlig oder mit nackten Beinen herumrennt. Socken nicht vergessen." Er wies auf ein Paar nackter Füße. "Beschädigungen der Kleidung sind frühzeitig auszubessern und gegebenenfalls Ersatz im Armamentarium zu organisieren. Falls die Kameraden dort sich querstellen, meldet ihr mir das, dann rede ich mit ihnen."


    Notfalls mussten ein paar Münzen oder eine Flasche Wein den Besitzer wechseln, dann klappte das in der Regel. Der Wollmantel war sowieso ganzjährig fester Bestandteil des Marschgepäcks, da er im Sommer vor Regen schützte, den brauchte er nicht extra zu erwähnen. Sabaco würde beim morgendlichen Appell fortan mit Adleraugen kontrollieren, wie witterungsgerecht die Marini gekleidet waren und beschädigte Kleidung nicht akzeptieren.

    Eine Pause kehrte ein, ausgefüllt von Neros Herzschlag und seinem Atem, der sich langsam beruhigte, während sie still übereinander lagen. Vor der Tür ging irgendjemand vorbei und am Fenster rüttelte der Wind. Im Schankraum zerbarst ein Becher und die Gäste johlten. In ihrer Kammer waren sie von allem Weltlichen entrückt. Die Geräusche erreichten sie nur gedämpft. Sabaco streichelte Neros verschwitzten, glitschigen Rücken, das Feuer knisterte. Im Raum war es nun wohlig warm.


    Während Nero langsam wieder zu Atem kam, war Sabaco noch immer in bester Stimmung, übte sich in Geduld, gab ihm Zeit, das Nachbeben zu genießen, während er selbst es kaum noch aushielt. Als er fand, es sei genug, wälzte er sich ohne Vorwarnung mit Nero herum.


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    Als der Sturm vorüber war, lagen sie einträchtig nebeneinander, draußen wurde es langsam ruhig. Sabaco hatte den Arm über Nero gelegt. Seine Augen glommen im Feuerschein, er schlief nicht, noch döste er. Er lag mit allen Sinnen wach und betrachtete ihn. Nero musste sich immer wieder befummeln und küssen lassen, ehe Sabaco wieder still lag und ihn erneut anstarrte.

    Dass in Anbetracht einer grassierenden Seuche, die unvorhersehbar in kürzester Zeit mehrere Kameraden hinweggerafft hatte, jemand seine Frage nach weiteren Toten als Scherz auffassen könnte, kam ihm nicht in den Sinn. Er pflegte über den Tod in den eigenen Reihen keine Scherze zu machen. Jeder tote Kamerad war ein Verlust für die Classis, ein Verlust für Rom.


    Sabaco las die Namen auf der Tabula. Inzwischen kannte er die Namen auswendig und konnte sie den Contubernia zuordnen. Doch gab es eine gewisse Fluktuation durch Versetzungen und Krankheitsfälle. Üblicherweise kamen Informationen über Änderungen in Personalangelegenheiten zu seinem Arbeitstisch. Aufgrund der gehäuften Krankheitsfälle drehte er heute jedoch lieber eine Runde, wie er es sowieso gelegentlich zu tun pflegte, um die Milites in ihren Contubernia aufzuschrecken, damit sie die Stuben ordentlich hielten. Aber auch, damit ein regelmäßiger Informationsaustausch in Sachen Kleinkram stattfinden konnte, für den niemand unbedingt den Suboptio aufsuchte oder dieser extra wen zu sich bestellte.


    "Irgendwelche Fragen, Anmerkungen, Beschwerden, wo ich schon mal hier bin?"


    Er setzte hinter jeden der acht Namen einzeln ein liebevolles Häkchen, anstatt das ganze Contubernium abzuhaken. Es war wohltuend, zur Abwechslung auch mal gute Neuigkeiten zu vernehmen.

    Mit dem Dienstplan ging Sabaco von Stube zu Stube, erkundigte sich, wer einsatzbereit war und wer krank war. Und wer für immer fehlte. Ihn beunruhigte das geheimnisvolle Leiden seiner Männer. Dabei hatten sie doch den Frevel auf der Keto gesühnt?! Wie ging es eigentlich Ruga, der die rituelle Reinigung durchgeführt hatte? Gegen diesen unsichtbaren Feind nützte weder Schwert noch Faust, gegen diese Bedrohung war Sabaco hilflos, was ihm ganz und gar nicht schmeckte. Er war es gewohnt, aus Feinden Kleinholz zu machen.


    Er öffnete die nächste Tür, wartete, bis alle salutiert hatten und der Dienstälteste fertig war mit seiner Meldung. Sabaco zückte die Tabula. "Wie steht es um die Einsatzbereitschaft des Contuberniums? Alle vollzählig oder weitere Krankheitsfälle? Noch mehr Tote?!"

    Halbiert


    So fanden ihn seine Freunde. Sie hatten keinen Trost für ihn, aber Alkohol. Armàndos versuchte gegen Mitternacht, ihn nach Hause zu bringen, weil Sabaco sich dermaßen betrunken hatte, dass ihm der Kopf auf der Brust hing und er nicht einmal mehr lallen konnte. An den langen, von Pausen unterbrochenen Weg vermochte er sich nicht zu erinnern, als er auf einmal die beleuchtete Doppeltür der Casa Matinia erkannte. Groß und bedrohlich ragte sie über ihm empor, mit Eisennieten besetzt. Misstrauisch betrachtete er die schwankende Doppeltür, den Arm über Armàndos gelegt, bis sich die Porta endlich öffnete.


    Als Sabaco seinen Freund mit ins Haus nehmen wollte, flutschte der flugs davon, vielleicht, weil ihnen Schritte entgegenkamen. Mit blutunterlaufenen Augen starrte Sabaco in den Flur, ohne viel zu erkennen. Erst an der Ohrfeige registrierte er, dass sein Gegenüber sein Vater war, der im Nachthemd vor ihm stand, den Zorn ihm ins Gesicht geschrieben. Der Ärger, der seinen Sohn in den folgenden Minuten erwartete, weil er in diesem unwürdigen Zustand zu Hause aufgekreuzt war, ließ Sabaco Armàndos für seine Hilfsbereitschaft verfluchen. Der Alkohol dämpfte den Schmerz, aber nicht die Demütigung.


    Nachdem der Vater mit ihm fertig war, wehrte Sabaco sich gegen die Haussklaven, als wären sie es, die ihn gezüchtigt hätten, drohte ihnen die schlimmsten Dinge an. So ließen sie ihn schließlich auf dem Boden der hauseigenen Thermen liegen. Weiter schafften sie es nicht, den Wüterich zu bringen. Sabaco rollte sich ungebadet in sein Handtuch, zitternd erst vor Zorn, dann vor Trauer, beide Gefühle wurden eins. Sein Kopf sank auf seinen Unterarm. Der Stein war gut beheizt und dass der Boden hart war, störte ihn nicht. Schließlich übermannte ihn der Schlaf.


    Als er erwachte, schien die Sonne durchs Fenster und er lag er in seinem Bett. Vögel sangen, eine Parodie auf seinen Gemütszustand. Sein Kopf wog eine Tonne und sein Herzschlag ging träge. Kaum vermochte er, sich aufzusetzen, jede Bewegung kostete ihn unnatürlich viel Willenskraft. Vielleicht war er krank oder besonders heftig verkatert. Sabaco merkte er an seinem Duft, dass er gewaschen und umgezogen worden war, auch wenn ihm jede Erinnerung fehlte. Er ließ sich ein üppiges Frühstück bringen und brach beim Essen in Tränen aus, weil Ocella dieses Brot mit Schafskäse geliebt hatte, doch niemand wagte, ihn zu trösten. Er blieb allein und stand nach dem Essen auf, um hinunter zum Strand zu gehen, noch nicht einmal nüchtern vom Vorabend. Armàndos winkte ihm zu. Sabaco hob zum Gruß den Beutel mit dem Weinvorrat für den heutigen Tag.


    So setzte der Kreislauf sich Tag für Tag fort, der Herbstwind riss die Blätter von den Zweigen, der Winter bedeckte Hispania mit einem Schleier kalten Regens und nichts änderte sich, außer, dass sie nun häufiger irgendwo in den Innenräumen tranken statt unter freiem Himmel.


    War Sabaco zuvor nur anstrengend gewesen, war er nun unausstehlich. Anstatt sich an den Verlust zu gewöhnen, fraß das Gefühl sich fest und er begann es, auch auf andere zu übertragen. Ließ Armàndos ihn warten, streifte Sabaco hin und her, den Kopf voll finsterer Gedanken, verraten und verlassen worden zu sein. Kehrte Armàndos zurück, wurde er freudig begrüßt und beschlagnahmt. Wehe dem, der sich in ihre Freundschaft drängte. Doch dieser Sklave ließ sich nicht binden und verschwand, wann es ihm beliebte. Er war ein hübscher Bursche und hatte seine Liebschaften überall, was Sabaco nicht gut tat. Er sehnte sich nach der harmonischen Zweisamkeit mit seinem kleinen Bruder. Schmerz machte auf Dauer reizbar. Jeden Traum hindurch schlug Sabaco einen aussichtslosen Kampf, die Nächte mutierten zur Tortur.


    Indem man ihm Ocella geraubt hatte, hatte man Sabaco halbiert. Die empfundene Wunde schmerzte unentwegt, sie blutete, eiterte und wollte nicht heilen.

    << RE: Officium III - Centurio Classicus - Marineinfanterie


    Sabaco hatte sich genau gemerkt, wohin er gehen musste. Es genügte, sich einmal auf der Suche nach der verdammten Post in Mogontiacum zu verirren!


    "Salve", schnarrte er. "Einmal nach Roma, Wertkarte der Classis Germanica sectioni Mogontiacum."


    Ad

    Lucius Annaeus Florus Minor

    Roma


    mors certa

    hora incerta



    Salve Lucius Annaeus Florus Minor,


    diese Zeilen erreichen dich aus der Castra Classis Germanica sectioni Mogontiacum.


    Ich schreibe dir, um dich über den Tod deines Klienten Lucius Annaeanus Tiro zu informieren. Seine sterblichen Überreste und die seines Kameraden Adalrich wurden am ANTE DIEM XI KAL SEP DCCCLXXI A.U.C. (22.8.2021/118 n.Chr.) in der Nähe von Borbetomagus durch eine Flusspatrouille im Rhenus aufgefunden. Eine tiefe Schnittwunde in den Kehlen der beiden Tirones lässt ein Gewaltverbrechen vermuten. Die leblosen Körper wurden nach der Identifikation dem Rhenus überlassen.


    Lucius Annaeanus Tiro starb im Dienst für Rom und Rom wird antworten. Sei gewiss, dass wir alles tun werden, um die Schuldigen zu finden und ihrem gerechten Urteil zuzuführen.


    Mögen die Götter seiner Seele gnädig sein.


    Publius Matinius Sabaco

    clger-suboptioclassis.png

    Servius Antonius Cimber

    clger-centurioclassicus.png

    << RE: Cubicullum Suboptio Matinius Sabaco


    Wieder mal klopfte es ... Sabaco trat ein, grüßte formell und legte dem Centurio dann sein Machwerk auf den Schreibtisch.


    "Für die Angehörigen vom Lucius Anneanus Tiro. Es war keine Notfalladresse von Adalrich hinterlegt, es ist auch kein entsprechendes Feld im Formular der Musterungsakte vorgesehen. Dort stehen zwar die Namen der Eltern, aber nicht der Wohnort. Die könnten aus der gesamten Provinz kommen, theoretisch sogar von außerhalb. Ich möchte anregen, die Notfalladresse dort mit aufzunehmen, so dass es in künftigen Fällen gleich von Anfang an geklärt ist ... ich habe keine Ahnung, wie ich die Hinterbliebenen von Adalrich jetzt ausfindig machen soll. Ich habe seinen Namen mit in der Benachrichtigung des Patrons von Tiro vermerkt, der Wohnort des Patrons war wenigstens durch Herumfragen auffindbar, der hat hier wohl mal in der Secunda gedient. Adalrich und Tiro waren befreundet, vielleicht weiß der Patron was."


    Sabaco tippte auf das Pergament.


    Ad

    Lucius Annaeus Florus Minor

    Roma


    mors certa

    hora incerta



    Salve Lucius Annaeus Florus Minor,


    diese Zeilen erreichen dich aus der Castra Classis Germanica sectioni Mogontiacum.


    Ich schreibe dir, um dich über den Tod deines Klienten Lucius Annaeanus Tiro zu informieren. Seine sterblichen Überreste und die seines Kameraden Adalrich wurden am ANTE DIEM XI KAL SEP DCCCLXXI A.U.C. (22.8.2021/118 n.Chr.) in der Nähe von Borbetomagus durch eine Flusspatrouille im Rhenus aufgefunden. Eine tiefe Schnittwunde in den Kehlen der beiden Tirones lässt ein Gewaltverbrechen vermuten. Die leblosen Körper wurden nach der Identifikation dem Rhenus überlassen.


    Lucius Annaeanus Tiro starb im Dienst für Rom und Rom wird antworten. Sei gewiss, dass wir alles tun werden, um die Schuldigen zu finden und ihrem gerechten Urteil zuzuführen.


    Mögen die Götter seiner Seele gnädig sein.


    Publius Matinius Sabaco

    clger-suboptioclassis.png

    << RE: Officium III - Centurio Classicus - Marineinfanterie


    Der Griffel verharrte reglos über dem Pergament. Sabaco starrte auf die leere Fläche. Er hatte noch nie eine Nachricht an irgendwelche Hinterbliebene verfasst. Weder wollte er das Ganze in einem bürokratischen Einzeiler abhandeln, noch ein langes Lamento verfassen. Sabaco wusste nicht mal, wie man das Ding nannte. Todesnachricht? Sterbemitteilung? Er brauchte ein Muster, ein Formular, eine Vorlage ... aber nachdem er eine Weile in den ihm zugänglichen Akten gewühlt hatte, hatte er feststellen müssen, dass es eine solche nicht gab und die Art der Mitteilung stets im Ermessen des Vorgesetzten lag. Also in der von Sabaco ... so würde es schon stimmen, was immer er hier fabrizierte.


    Er stand noch einmal auf, erkundigte sich nach den hinterlegten Notfalladressen der beiden Tirones. Sein erster Weg führte ihn dazu ins Valetudinarium, wo er nach den Musterungsakten fragte. Und tatsächlich ... Tiro war Klient eines Lucius Annaeus Florus Minor.* Ansonsten war nichts über Verwandte bekannt, wohl weil es ein Libertinus war. Also würde er den Patron benachrichtigen. Doch im Falle des Problemkindes Adalrich existierten überhaupt keine Angaben zum Wohnort seiner Angehörigen. So eine Pleite.


    Erstmal den Wisch für Tiro fertigmachen. Heilige Scheiße, warum hatten die zwei sich auch aufschlitzen lassen müssen!


    Ad

    Lucius Annaeus Florus Minor

    Roma


    mors certa

    hora incerta



    Salve Lucius Annaeus Florus Minor,


    diese Zeilen erreichen dich aus der Castra Classis Germanica sectioni Mogontiacum.


    Ich schreibe dir, um dich über den Tod deines Klienten Lucius Annaeanus Tiro zu informieren. Seine sterblichen Überreste und die seines Kameraden Adalrich wurden am ANTE DIEM XI KAL SEP DCCCLXXI A.U.C. (22.8.2021/118 n.Chr.) in der Nähe von Borbetomagus durch eine Flusspatrouille im Rhenus aufgefunden. Eine tiefe Schnittwunde in den Kehlen der beiden Tirones lässt ein Gewaltverbrechen vermuten. Die leblosen Körper wurden nach der Identifikation dem Rhenus überlassen.


    Lucius Annaeanus Tiro starb im Dienst für Rom und Rom wird antworten. Sei gewiss, dass wir alles tun werden, um die Schuldigen zu finden und ihrem gerechten Urteil zuzuführen.


    Mögen die Götter seiner Seele gnädig sein.


    Publius Matinius Sabaco

    clger-suboptioclassis.png


    Wie man so schön sagte ... über die Toten nur Gutes. Über tote Kameraden sowieso. Mit seinem Entwurf stapfte Sabaco zurück zum Centurio, damit der ihn zerreißen konnte.


    RE: Officium III - Centurio Classicus - Marineinfanterie >>


    Sim-Off:

    *RE: Valetudinarium II - Musterung

    Sabaco hatte keine Ahnung, ob es für die Stammrolle einen bestimmten Ansprechpartner gab. Was Verwaltungssachen anging, waren die Dienstpläne sein Metier, an deren Optimierung er sich ziemlich festgebissen hatte. Aber da der Centurio schon wieder auf seine Unterlagen blickte, war Sabaco keine Rückfrage vergönnt. Zum Hades, woher sollte er diese Dinge wissen, wenn keiner sie ihm erklärte?!


    "Jawohl, Centurio", sagte er also nur, salutierte und verließ das Officium.


    Draußen blieb er ein oder zwei Augenblicke stehen und starrte vor sich hin. Dann schnaubte er, stapfte davon und machte sich an die Arbeit.


    RE: Cubicullum Suboptio Matinius Sabaco >>

    Als Nero ihn anstarrte, blickte Sabaco ruhig zurück. Er kannte die Suche in der Mimik des anderen, die Suche nach der Lüge, nach dem Verrat. Das ewige Misstrauen, die Suche nach der Bestätigung seiner bösen Vorahnung. So ließ er Nero in seinen Augen lesen, denn Sabaco hatte gerade nichts zu verbergen. In dem Moment erkannte er, dass diese Suche gar nicht der Grund war, warum Nero ihn anstarrte. Nero kam lediglich Sabacos Drang, das Verhalten der Leute zu sezieren, entgegen, indem er ihm alles offenbarte, was man aus seinem Gesicht nur lesen konnte. Sabacos Nackenhaare richteten sich auf, als ihm die Tiefe des Blickes bewusst wurde, er hatte das Gefühl, ins Wasser zu fallen und komplett unterzutauchen, bis hinab zum schlammigen Grund, nur um dort die Flussperlmuscheln zu finden, nach denen er bisher vergebens gesucht hatte. Er spürte es als eine Gänsehaut, die sich sogleich wieder entspannte.


    Als Nero weiter auf Erkundungstour ging, schloss Sabco halb die Augen, den verschleierten Blick auf das Feuer gerichtet. Nero ließ es ruhig angehen und spannte ihn auf die Folter. Sabaco war es nicht unbedingt gewohnt, sich Zeit zu lassen, denn das tat er nur, wenn er auch mit dem Herzen bei der Sache war. Wie oft kam das vor? Gemessen daran, wie umtriebig er in den 27 Jahren seines Lebens gewesen war ... wie er Menschen konsumiert hatte ... verschlungen, gefressen, abgenagt fallen gelassen ... fast nie. Er benötigte keine ganze Hand, um diese Gelegenheiten an den Fingern abzählen zu können. Seine Hände wanderten nun zu Neros Schultern und über die Oberarme, wo sie die gut entwickelten Muskeln fest drückten, die ihm gefielen.


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    Nero würde er nicht fressen und wieder auswürgen ... er würde ihn fressen und zu einem untrennbaren Teil von sich machen.

    Na immerhin. Dann würde er es bald hinter sich haben und konnte Feierabend machen. Sabaco stapfte nach hinten durch, wiederholte seinen Gruß - diesmal an die Gesetzmäßigkeiten des Grüßens eines Vorgesetzten gebunden - und machte Meldung.


    "Salve, Centurio! Suboptio navalorum Matinius Sabaco, ich melde das Auffinden als auch den Tod der beiden verschollenen Tirones Adalrich und Tiro."


    Sein Mund klappte wieder zu, wobei seine Zähne klackten, und Sabaco wartete.

    << RE: Die Navis lusoria "Keto"


    Sabaco wusste nicht, ob sein Centurio der richtige Ansprechpartner war ... man hatte ihm nur gesagt, er solle sich in der Principia melden. Nach dem langen und für seinen Geschmack mit zu vielen Emotionen versehenen Tag wirkte Sabaco mürrisch, doch das täuschte. Er trauerte, doch sah dies bei ihm anders aus als bei den meisten anderen Menschen und war nicht von bloßer schlechter Laune zu unterscheiden.


    Er klopfte an den Türrahmen und trat ein. Sein Salut war kraftvoll und seine Meldung nicht minder, als er darum bat, mit dem Centurio sprechen zu dürfen.

    Sabaco hatte nicht bemerkt, dass Nero die Kuscheltunika trug. Noch ein Fettnäpfchen ... nichts könnte ihm gerade gleichgültiger sein.


    Er ließ zu, dass Nero ihn rücklings auf das Bett drückte und sich dann auf ihm niederlegte. Selten fühlte er sich so rundum wohl, wie er es jetzt gerade tat. All die Kämpfe, die Sabaco sonst ausfocht, die inneren wie die äußeren, ruhten nun. Alles war rund ... Frieden. Neros Körperwärme umfing ihn und er spürte das klopfende Herz in Neros Brust, die sich bei jedem Atemzug auf ihm liegend weitete und entspannte. Sabaco schloss die Augen, strich mit den Händen über Neros Seiten hinab, umfasste seine schmale Taille, fuhr ihm seinen Rücken hinauf und wieder ganz hinab zu seinem Gesäß, dessen runde Muskeln er langsam und genüsslich knetete. Er roch die erregende Mischung aus Kaminfeuer und leichtem Schweißgeruch, der ihn warm umfing. Das Kaminfeuer knisterte, die trunkenen Stimmen und das Lachen in der Taberna waren weit weg, gedämpft durch Türen und Wände. Über sein Ohr strich Neros Atem, verleitete dazu, den Kopf zu drehen, weil er einen weiteren Kuss bekommen wollte.


    Er mochte Nero gerne, verdammt gerne, stellte er fest ... dann glitt Nero an ihm hinab, schob Sabacos Tunika hoch und ließ es sich mit Lippen und Zunge schmecken. Alle Gedanken lösten sich auf in reinem Wohlgefallen.


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