Beiträge von Aulus Umbrenus Cinna

    Cinna salutierte vorbildlich, wahrte eine soldatische Haltung, doch sein schlechter körperlicher Zustand war nicht zu übersehen. Das meiste, was er nun erzählte, sollte der Lagerpräfekt bereits vom Bericht des Mediucs kennen, doch Cinna beschrieb noch einmal alles aus seiner eigenen Sicht.


    "Praefectus, ich habe in den letzten Monaten mehrmals mit dem Medicus gesprochen. Meine Leistungsfähigkeit ist nicht zufriedenstellend, weshalb ich oft Schläge vom Centurio bekam und härter trainieren sollte, doch es ging mir immer schlechter. Ich kann bei den Übungsmärschen nicht mithalten, bin bei der Arbeit unkonzentriert.


    Ich sollte es mit einer Diät versuchen, weil ich zu viel Gelbgalle hätte. Ich wurde mit heißen Eisenglocken geschröpft und mir wurde regelmäßig ein Trank gegeben, dass ich nichts mehr bei mir halten konnte, um zu entgiften. Außerdem habe ich keusch gelebt, um den Anteil an Weißschleim in meinem Organismus zu erhöhen. Ich habe in Essig eingelegte Fische gegessen und mit einer toten Schlange um den Hals geschlafen, damit die feuchten und kühlen Anteile in meinem Körper erstarken. Trotzdem wurde ich immer kränker.


    Inzwischen ist es so weit, dass an eine Ausmusterung zu denken ist, weil ich meine Kameraden aufhalte und gefährde. Der Medicus hat aber noch einen letzten Rat. Er empfielt, es als letzten Versuch mit einem Klimawechsel zu probieren, um die trockene Hitze aus meinem Körper zu treiben. Er empfiehlt ein nasskaltes Klima, um meine viel zu heißen und zu trockenen Körpersäfte zu harmonisieren. Er meint, so kann eventuell meine Tauglichkeit erhalten bleiben."


    Weil er sich im kappadokischen Hochsommer befand, leuchtete ihm ein, dass sein Körperinneres zu heiß und zu trocken war. So erschien es ihm logisch, dass der Medicus diesen Klimawechsel empfahl. Was er fühlte, war die verzweifelte Sehnsucht nach etwas, das er noch Leben nennen konnte. Er musste fort aus dieser Einöde.

    Staub und Wind regierten Cappadocia, krochen duch alle Ritzen in die Baracken und die Kleidung, bis hinein zum Geist, der sich wundrieb an der Monotonie der Hochlandsteppe. In Satala rannen die Sanduhren rückwärts, hier gab es nichts als die Legio und endlose, triste Weite. Cinna spürte, dass sein Herz und sein Verstand langsam austrockneten. Nur fehlte ihm kein Regen. Lange, sehr lange hatte er die innere Leere ignoriert, denn seine Pflicht war es, zu funktionieren, und er liebte seine Heimat. Doch irgendwann war er so fest in seinem seelenlosen Trott, dass er merkte, wie er innerlich starb. Als er bei der Wache in die Weite starrte und sich vorstellte, wie er endlos lange hinauslief, immer weiter, um völlig allein zu sterben, wusste er, dass Verdrängen nicht genügen würde. Er benötigte eine Änderung, um zu genesen, egal welche.


    Und so hatte er mit viel Mühe diesen Termin vereinbart und klopfte an das Officium des Lagerpräfekten.

    Der Optio hatte die Milites verwechselt, was kein Wunder war, denn so lange war er noch nicht hier. Cinna war es gewesen, der hilfsbereit die Posca gebracht hatte. Der faule Pansa hätte nie einen Handgriff freiwillig getan und lachte sich nun ins Fäustchen, während er aufgrund der Anwesenheit der Offiziere so tat, als würde er aufmerksam Wachdienst schieben und die ganze Zeit das Gelände im Auge behalten. Cinna bekam stellvertretend den Anschiss des Optio. Betreten schaute der Rotschopf kurz seine nassen Sandalen an, dann wieder den Optio.


    "Aus der Wachstube, ein Transport hatte die Kiste vergessen und wir bewahren sie auf, falls der Besitzer zurückkommt. Bitte um Verzeihung, Optio."


    Der bedauernswerte Centurio würde dann vermutlich mumifiziert beim Tribun eintreffen. Cinna wuchtete die Kiste hoch und schleppte sie schnaufend zum Optio, während Pansa ihm mit schadenfrohem Leuchten in den Augen zusah, wie er sich abrackerte.

    Da hatte der Optio die Rechnung ohne Pansa gemacht. Es gab amphorenweise Posca und mitunter auch verdünnten Wein, wann immer er Dienst schob, und reichlich Knabbereien, die er überall deponierte. Eine gute Seele hatte die Bitte vernommen und ging noch einmal kurz nach drinnen. Cinna hob in der Wachstube eine handliche Amphore mit Posca aus der strohgefüllten Holzkiste, ging nach draußen und stellte sich damit unverbindlich in Sichtweite. Möglicherweise würde es einen Rüffel vom Optio geben, aber hoffentlich nicht für ihn ... er konnte nichts für die Kiste und im Zweifelsfall wusste vermutlich sowieso niemand, wie die dorthin kam. Niemand bei Verstand war so lebensmüde, Pansa zu verpfeifen, um dann seine Rüstung aus der Latrine fischen zu können.


    Cinnas Haltung straffte sich, als er Tiberius Coriolanus erkannte. Der sah ziemlich mitgenommen aus im Vergleich zum letzten Mal.

    Cinna bemühte sich um eine gute Haltung auf dem Pferd, doch aufgrund der Schmerzen fiel der Erfolg mäßig aus. Obgleich nicht zum Jammern neigend, war er sicher, dass es ihm schwergefallen wäre, im momentanen Zustand zu Fuß die Castra zu erreichen.


    "Mich haben sie ... mit einem Lasso erwischt. Ich wurde ein Stück ... hinter dem Pferd her geschleift", sprach er keuchend und mit mehreren Atempausen. "Sie haben mich aus der Rüstung gepellt ... wie einen Flusskrebs aus seiner Schale ... und verschnürt. Sie wollten mich mitnehmen. Ist zum Glück noch mal gutgegangen ... dank der Kameraden ... habe nur ein paar Beulen und ... Kratzer."


    Er schenkte seinem Vater ein verkrampftes Lächeln. Er war froh, dass es nun nach Hause ging, dass er überhaupt noch einmal nach Hause konnte.


    "Armer Pansa", lachte er bei dem Gedanken daran, dass der faule Kamerad niemanden mehr hatte, er ihn bediente, wenn Cinna im Valetudinarium landete. So bewirkte Zambascha versehentlich eine gute Tat. Ein Husten strafte seinen Spott und Cinna wurde müde. "Bin froh, dass du da bist."

    << RE: Briefkasten & Taubenpost


    Das Officium wirkte verwaist. Erstaunt blickte Cinna sich um. Der alte Praefectus Castrorum war abgezogen worden, doch hätte der Neue nicht schon eintreffen müssen? Cinna fragte die Sklaven der Prinicipia. Niemand wusste etwas, aber vermutete einen weiteren Überfall der Steppenräuber. Cinna biss sich auf die Unterlippe. Davon hätten sie doch hören müssen, oder nicht? Vielleicht war es Zeit, einen Boten nach Caesarea zu entsenden, um nach dem Rechten zu sehen.


    Beunruhigt legte Cinna den noch immer verschlossenen Brief in die Ablage, wo sich die Post bereits stapelte.


    Ad

    Praefectus Castrorum

    Lucius Iulius Antoninus

    Castra Legionis XV Apollinaris

    Satala, Provincia Cappadocia


    OCCULTISSIMUM - NUR PERSÖNLICH DURCH DEN PRAEFECTUS CASTRORUM ZU ÖFFNEN - OCCULTISSIMUM



    Tribunus Petronius Crispus Praefecti L Iulio Antonino s.p.d.


    Zunächst gratuliere ich dir zu deinem neuen Posten bei der Legion.


    Ich schreibe dir wegen eines Ersuchens um Amtshilfe: Im Rahmen der Ermittlungen zu einem Brandanschlag auf eine Statio der Cohortes Urbanae hier in Rom ergab sich ein dringender Tatverdacht gegen den Optio Appius Furius Cerretanus. Dieser wurde vor diesen Erkenntnissen zu deiner Einheit versetzt. Für weitere Ermittlungen ist es daher dringend erforderlich, ihn hierher zu überstellen, damit er zur Gewinnung weiterer Erkenntnisse verhört werden kann.


    Ich bitte dich daher, den verdächtigen Optio so schnell wie möglich nach Rom zu entsenden, evtl. unter einem administrativen Vorwand und in Begleitung zur Verhinderung einer Flucht. Die aktuellen Ermittlungsergebnisse sind bisher unter Verschluss, sodass Optio Furius nicht vorgewarnt sein dürfte. Im Zweifelsfall können wir ihn auch nach Betreten der 100-Meilen-Zone festsetzen und nach Rom mitnehmen.


    Ich bedaure, dass ihr den kürzlich erst gewonnenen Unteroffizier nun bereits wieder verliert. Da du selbst in unserer Einheit gedient hast, bin ich aber sicher, dass du Verständnis dafür aufbringst, dass dieser erschreckende Angriff auf unsere Kameraden vollständig aufgearbeitet und gerade der vermutete Verrat durch einen der Ihren ohne Pardon gesühnt werden muss.


    gez.


    LUCIUS PETRONIUS CRISPUS

    cu-tribunuscohortisurbanae.png

    Cinna war mit dem Verteilen der Post betraut worden. Er betrachtete die Hülle.


    OCCULTISSIMUM - NUR PERSÖNLICH DURCH DEN PRAEFECTUS CASTRORUM ZU ÖFFNEN - OCCULTISSIMUM


    Solche Briefe waren keine Seltenheit, aber trotzdem ... irgendwas sorgte dafür, dass er den Brief nicht mochte. Er wog ihn in der Hand, verspürte den Impuls, etwas Verbotenes damit zu tun. Kopf und Kragen würde es ihn kosten, mahnte er sich. Und so brachte er den Brief an seinen Bestimmungsort.


    RE: [Officium] Praefectus Castrorum >>

    Cinna öffnete langsam die Augen. Er merkte, dass er längs auf dem Rücken eines Pferdes lag, verschnürt wie ein Päckchen. Doch das kurze Entsetzen - wenige Momente zuvor hatten die Räuber ihn festgezurrt - wich der Erleichterung. Cinna lachte aus vollem Hals, ein Klang, der merkwürdig anmutete in diesem Umfeld. Sie hatten ihn gerettet!


    "Du guter, lieber, treuer Optio Furius", bahnte seine Freude sich verbal ihren Weg, ehe er kraftlos wieder in sich zusammensank, nur halb bei Bewusstsein, doch nicht gänzlich ohnmächtig.


    Dass die Männer, die noch bei der Legio ausharrten, eine völlig andere Bewertung der Situation vornahmen, konnte Cinna nicht wissen. In seinem Fall hatte der Ungehorsam des Optios ihm das Leben gerettet.


    Als er noch einmal mühsam die Augen öffnete, sah er die Silouette seines Vaters. In seinem elenden Zustand ein besonders wohltuender Anblick, hieß Papa für Cinna doch seit jeher Schutz und Geborgenheit.

    Cinna waren die Götter heute nicht hold. Gerade sah es noch aus, als würde die Situation sich entspannen, da unternahmen der Anführer der Räuber einen letzten, todesverachtenden Vorstoß mit dem letzten Rest an Männern, die ihm geblieben waren.


    Ein Lasso legte sich sanft wie die kalten Hände des Tanathos um seinen Hals. Es gelang ihm gerade noch, einen Arm hindurchzuschieben, bevor die Schlinge sich zuzog. Ein Ruck riss Cinna von den Füßen und er konnte froh sein, dass nicht nur sein Hals in der Schlinge gewesen war. Alles, was er zuvor in den Händen gehalten hatte, lag im Sand verstreut. Hufabdrücke zerwühlten den Grund. An seinem Kopfende hörte Cinna den dumpfen Galopp von Pferdehufen im Sand, der ihm ins Gesicht flog, so dass er praktisch nichts mehr sah. Weiteren Galopp hörte er um seine Füße herum und zu den Seiten, scheinbar hatte man ihn in die Mitte der letzten Reiter genommen. Der Druck der Schlinge war zu heftig, als dass er schreien könnte. Die Drachenstandarte heulte in seiner Nähe.


    Ohne ein Wort, ohne mögliche Gegenwehr, wurde Cinna unter lautem Gejohle fortgeschleift, hinaus in Richtung Wildnis.

    Der Neue, Sempronius Sophus, klemmte zur Hälfte unter einem Pferd. Doch Cinna quälte sich mit einem sehr kampfesunwilligen Pansa herum, der der es brauchte, dass ein Offizier in seinem Nacken stand und ihm mit dem Rebstock eins überzog und ihn unentwegt vollbrüllte. Unter Coriolanus hatte Pansa sich dermaßen daran gewöhnt, dass er auf normale Kommandos kaum noch reagierte und nun fehlten ein Centurio und ein Optio. Mit Pansa gingen die Instinkte durch und er wollte nur noch eines - überleben.


    "Wir müssen zum Sempronius durchkommen", versuchte Cinna ihm die Lage klarzumachen. "PANSA!"


    "Geh mir nicht auf den Sack." Pansas Stimme zitterte, als er ihm ins Gesicht schlug, geradewegs zwischen die Augen. Vermutlich würde er sogar seinen besten Freund Dexter über die Klinge springen lassen, um das eigene Leben zu retten, doch der war ohnehin nicht da - er war der Bote, den Bellatus zurück zur Castra entsandt hatte.


    Der Schlag war nicht sehr stark, aber Cinna bekam davon Sand in die Augen. Als die zweite Welle heranpreschte, war er praktisch blind. Vergebens versuchte er, den stechenden Schmerz auf seinen Augäpfeln zu ignorieren, der ihn automatisch die Lider zusammenziehen ließ. Das Schicksal der kleinen Truppe wurde ein unsicheres, denn sie wurden endgültig von ihrer Centuria abgespalten. Sie rückten eng zusammen, hoben die Schilde und versuchten, jeder für sich sein Bestes, um die Reiter auf Abstand zu halten. Diese hatten es auf die Hauptstreitmacht abgesehen, doch Cinna wurde den Verdacht nicht los, dass man sie absichtlich abgetrennt hatte.

    In einer Ecke der ersten Centuria gab es ernsthafte Probleme. Jemand war in Panik geraten und konnte nur mit Mühe am Weglaufen gehindert werden. Die Formation geriet in Unordnung, Lücken taten sich auf ... einer von denen, welche den Hasenfuß am Fortlaufen hinderten, geriet deswegen ins Stolpern, trat Cinna auf den Fuß und nun schlug dieser der Länge nach hin. Zwar rappelte er sich auch mit Ausrüstung in wenigen Sekunden wieder auf und war wieder gefechtsbereit, doch die ganze hintere rechte Ecke der Centuria war aufgedröselt und die Soldaten standen meterweit auseinander, blickten sich nach den Reitern um und gingen nervös hin und her.


    Man merkte deutlich, das dort ein Optio fehlte ...

    Eine kleine Staubfahne auf der Hügelkuppe war alles, was von dem Reiter und dem gefangenen Kameraden blieb. Eine gelbliche Wolke, die vom Wind fortgetragen wurde. Was sie dahinter erwartete - ungewiss.


    An Tagen wie heute fragte Cinna sich, ob er nicht zu jung der Legio beigetreten war. Ihm fehlte die Nervenstärke der älteren Kameraden, sein Gesicht war vor Anspannung verzogen, Wut und Angst pulsierten in einem unerträglichen Wechselspiel in seiner Brust. Er wollte angreifen, er wollte schreien, aber eines wollte er nicht - im Schneckentempo marschieren. Alles in Cinna schrie danach, vorzupreschen und den Gefangenen zu helfen, bevor sie endgültig verschwanden. Wie man mit den wehrlosen Männern umgehen würde, sobald sie außer Reichweite gezerrt waren, konnte sich jeder denken. Auch die Römer ließen ihre Wut auf den Feind oft an genug an ihren Gefangenen aus, besonders, wenn sie Gefallene zu beklagen hatten. Heute erwartete vier gute Kameraden ein solches Schicksal. Man würde sie quälen und demütigen. Ihre Schreie würden auf Ohren stoßen, in denen sie wie Musik klangen, ihr Leid sich unter Augen abspielen, für die sie nur Fleisch waren.


    Seine Hände hielten den Bogen viel zu fest umklammert. Ein Pfeil war schon eingenockt, ohne die Sehne zu spannen, ein zweiter klemmte zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen. Speichel tropfte ihm vom staubigen Kinn. Sehnsüchtig wartete er auf den Befehl des Centurios, schießen zu dürfen.

    Cinna hatte gerade einen entspannten Plausch mit dem Neuen begonnen, da ging das Gebrüll der Offiziere los. Den Mund noch nass vom Wasser, reichte er rasch Sophus seinen Wasserschlauch zurück und machte sich wie alle anderen gefechtsbereit.


    Cinna gehörte zu denen, die einen Bogen trugen. Weil das Spannen einige Minuten in Anspruch nehmen konnte, war es bei den Streitkräften üblich, ihn im gespannten Zustand zu transportieren, auch wenn jeder Bogenbauer darob schreiend die Hände über dem Kopf zusammenschlug. Cinna brachte seine Ausrüstung am Leib in Position, dann Köcher und Bogen. Den Pfeil nockte er schon ein, ohne den Bogen zu spannen, er hielt die Waffe weiterhin gesenkt vor dem Körper.


    Neben ihm schaute Pansa sehr schlecht gelaunt aus seiner Lorica und sein Narbengesicht verriet, warum. Was nach einer überstandenen Messerstecherei aussah und worüber er gern eine heroische Geschichte erzählte, hatte in Wahrheit ein während der Ausbildung beim Auszug gebrochener Bogen verursacht. Aus dem unsäglichen Pansa wurde nun ein Kamerad, dessen Name und Geschichte keine Rolle mehr spielte.


    Persönliche Sympathien oder Rivalitäten traten in den Hintergrund und sie wurden eine Einheit.

    <<< RE: Baracke der Legionsreiterei


    "Es ist nichts vorgefallen, Stilo hat nur per Brief erfahren, dass Fango in Rom angekommen ist. Also hat er sich Urlaub genommen und ist in Windeseile abgereist, um ihn nicht zu verpassen."


    Cinna bestellte für sie beide honigglasiertes Fleisch und Nussbällchen. Er fand die Rückkehr seines Vaters war Anlass zu schlemmen.


    "Erzähl mal von deiner Zeit fern der Heimat. Wie ist es dir ergangen in den letzten Jahren? Wie ist dir das kalte feuchte Wetter im Norden bekommen? Und sind die Barbaren dort grässlicher als unsere eigenen?"


    Das war nur halb ernst gemeint, denn die "Barbaren" Cappadocias waren alles andere als primitiv und die Tempelfürsten schwelgten in einem Wohlstand, der den Durchschnittsrömer vor Neid erblassen ließ. Mit Cappadocia war Cinna in einem vielseitigen und toleranten Umfeld aufgewachsen und entsprechend entspannt, was andere Kulturen anging. Reisenden aus aller Herren Länder in ihren exotischen Trachten, die über die Seidenstraße kamen, waren genau so präsent wie die alten einheimischen Kulte, unter anderem jener der Magna Mater.


    "So, wie du von Zmertorix sprichst, zieht er bald bei uns im Gestüt ein", witzelte Cinna. "Aber für einen Wallach ist auf jeder Weide Platz."


    Gillo hatte Probleme. Ihm musste von Cerretanus geholfen werden und soeben kümmerte sich ein Capsarius um ihn und gab ihm was zu trinken und kontrollierte seinen Puls. Im Gegensatz zu diesem Kamerad hatte Cinna trotz des Zusatzgewichts bislang keine Probleme. Er war in Cappadocia geboren und aufgewachsen und das Wetter fand er vollkommen akzeptabel. Was ihm eher zu schaffen machte, war seine Müdigkeit. Durch die vielen Zusatzarbeiten, die Pansa ihm aufbürdete, blieb ihm kaum Zeit, sich zu erholen. Teilweise war es jedoch auch seine eigene Schuld, da er ein Mensch war, der gern half. Bei der Rast bemerkte er auch sogleich den schlechten Sitz vom Panzer eines Kameraden der anderen Centuria. Bei der Rast hatten sich die Truppen etwas vermischt, sodass Cinna sich zu ihm gesellte.


    "Salve", grüßte er. "Halt mal still." Er begann ungefragt, an der grauenvoll sitzenden Lorica herumzufummeln und sie besser zu schnüren. "Wenn es dir zu warm wird, stell dir einfach vor, wie du dich als Kataphrakt fühlen würdest. Neu hier?"


    Die Frage war rhetorisch. Cinna war trotz seiner Jugend ein kleines Urgestein seiner Kohorte und wusste genau, wer dazu gehörte und wer nicht.

    Cinna besah sich das Schreiben. Es hatte alles seine Richtigkeit. Er nickte und reichte es dem Mann zurück.


    "Gaius Sempronius Sophus, ich bin Aulus Umbrenus Cinna. Deine Pferde kannst du derweil in die Obhut der Kameraden geben. Ich bringe dich gleich zu unserem Tribun. Der wird dich deiner Einheit zuweisen. Danach holst du deine Pferde samt dem Gepäck wieder ab und weißt, in welchem Stall du es unterbringen kannst und wo du fortan wohnen wirst. Bitte folge mir."


    Dexter trat hervor, um die Zügel entgegenzunehmen, während Cinna den Weg vorgab.


    RE: [Casa] Tribunus Angusticlavius Titus Tuccius Tychicus >>>