Cinna salutierte vorbildlich, wahrte eine soldatische Haltung, doch sein schlechter körperlicher Zustand war nicht zu übersehen. Das meiste, was er nun erzählte, sollte der Lagerpräfekt bereits vom Bericht des Mediucs kennen, doch Cinna beschrieb noch einmal alles aus seiner eigenen Sicht.
"Praefectus, ich habe in den letzten Monaten mehrmals mit dem Medicus gesprochen. Meine Leistungsfähigkeit ist nicht zufriedenstellend, weshalb ich oft Schläge vom Centurio bekam und härter trainieren sollte, doch es ging mir immer schlechter. Ich kann bei den Übungsmärschen nicht mithalten, bin bei der Arbeit unkonzentriert.
Ich sollte es mit einer Diät versuchen, weil ich zu viel Gelbgalle hätte. Ich wurde mit heißen Eisenglocken geschröpft und mir wurde regelmäßig ein Trank gegeben, dass ich nichts mehr bei mir halten konnte, um zu entgiften. Außerdem habe ich keusch gelebt, um den Anteil an Weißschleim in meinem Organismus zu erhöhen. Ich habe in Essig eingelegte Fische gegessen und mit einer toten Schlange um den Hals geschlafen, damit die feuchten und kühlen Anteile in meinem Körper erstarken. Trotzdem wurde ich immer kränker.
Inzwischen ist es so weit, dass an eine Ausmusterung zu denken ist, weil ich meine Kameraden aufhalte und gefährde. Der Medicus hat aber noch einen letzten Rat. Er empfielt, es als letzten Versuch mit einem Klimawechsel zu probieren, um die trockene Hitze aus meinem Körper zu treiben. Er empfiehlt ein nasskaltes Klima, um meine viel zu heißen und zu trockenen Körpersäfte zu harmonisieren. Er meint, so kann eventuell meine Tauglichkeit erhalten bleiben."
Weil er sich im kappadokischen Hochsommer befand, leuchtete ihm ein, dass sein Körperinneres zu heiß und zu trocken war. So erschien es ihm logisch, dass der Medicus diesen Klimawechsel empfahl. Was er fühlte, war die verzweifelte Sehnsucht nach etwas, das er noch Leben nennen konnte. Er musste fort aus dieser Einöde.