Knotenpunkt
Das Officium von Cornicularius Titus Umbrenus Nero war zweckmäßig eingerichtet. Seine "Plundersammlung" wie er sie selbst liebevoll nannte, hatte einen neuen Ort gefunden. Hier in diesem Officium stand nichts dass auf ihn als Person schließen ließ. Nun fast nichts, bis auf die Statue von Neptun. Mit grimmigen Blick, den Dreizack fest in der Hand saß der Gott des Meeres und der Pferde auf einem Hippocampus und wachte über das Geschehen.
Sabaco hatte ihm übertragen, alle Informationen zu sammeln und mit alle Informationen, war genau dies gemeint. Er würde jeden noch so kleinen Informationsschnippsel in Erfahrung bringen. Ein gewaltiges Puzzle schaffen, aus dem sich ein Gesamtbild ergab. Eines das sie sich ansehen mussten, um es nach ihren eigenen Vorhaben neu umzugestalten. Es galt Informaten anzuwerben, es galt Leute mit Posten zu versorgen und es war seine Aufgabe Personen zu benutzen, die nicht wussten wofür sie letztendlich benutzt wurden. All das gehörte dazu, kurzum er musste den Weg der Schlange gehen.
Das Personal der Schreibstube sollte ihn dabei unterstützen. Er war nicht allein, dass waren Sabacos Worte gewesen. Aber jede Schlange wusste, letztendlich war sie das. In ihren Windungen verbarg sie das Wissen, dass sie gesammelt hatte. Niemand außer ihr selbst durfte über den Knotenpunkt, über alles Wissen verfügen. Brocken ja, aber das Gesamtbild gehörte ihr allein. Und so würden auch die Handlanger nur das Wissen erhalten, dass sie wissen durften. Etwas sickerte immer durch, das war nicht zu vermeiden. Wer nach Wissen für andere suchte, fand selbst welches.
Doch auch hier kannte Nero die Lösung die ihm seine Schlange beigebracht hatte. Am besten versteckte man Informationen in anderen Informationen, Wissen verbarg man in Wissen. Suchte jemand Wissen, so gab man es ihm. Und zwar derart viel und derart nutzlos, dass er die tatsächlichen Informationen von Informationsmüll nicht mehr unterscheiden konnte. Wer wälzte sich schon durch einen Wald an Schreibrollen? Allein der Zeitaufwand um das Wissen zu finden, dass der Feind oder Maulwurf suchte, musste eine Dimension erreichen, die es Nichteingeweihten unmöglich machte, sich dem Kern - dem Knoten - zu nähern.
Nero musste sich Männer suchen, die er auf ihre Linie eichte. Sie mussten ihrem Vorhaben treu sein und nicht dem Rest Roms. Sie mussten sich der Sache mit allem verschreiben, was sie hatten. Notfalls mussten sie sogar bereit sein, gegen andere zu agieren. Informationen heraus zu pressen und Zungen zum Verstummen zu bringen. All dies gehörte dazu und all dies würde er von diesem Officium aus dirigieren.
Zwei Primärziele hatte seine Aufgabe:
- Die Ermittlung des Verbleibs der Turma Prima
- Die Ermittlung der Stimmung der grenznahmen Stämme.
Cimber sollte ihn in direkter Weise unterstützten und darauf würde er auch zurückgreifen. Blut war dicker als Wasser, wobei man manches Blut selbst wählte. Auch das, welches man bereit war zu vergießen.
Die alte Seeschlange war zurück.