Beiträge von Titus Umbrenus Nero

    "Wichtig war mir, dass Du Dir Gedanken gemacht hast. Sie klingen wohl überlegt und sind logisch...", antwortete Nero leise. Der Rest seiner Antwort ging in dem ohrenbetäubenden Donner nach dem Blitzschlag unter.


    Nero nahm das Angebot und die Nüsse von Sabaco an. Während er sich tiefer in die Kleidung mummelte, ging der Schneegraupel auf sie nieder. Das Feuer hielt einen Teil der Kälte ab, aber bei Weitem nicht alles. Sie mussten die Augen und Ohren offenhalten, so eine Situation war geradezu einladend was einen Hinterhalt oder Überfall anging. Das Gewitter verdeckte Geräusche und der Schnee bedeckte schnell verräterische Spuren. Auch wenn er Nüsse knabberte und scheinbar dem Wetter trotzend nur vor dem Feuer saß, war Neros Hand nah bei seinem Dolch.

    Nero sagte nichts, das Kommando hatte Sabaco inne. Ein zusammengebrochener Mann war Warnung genug, mehr auf die Umstände zu hören als auf das eigene Gefühl, dass einen gerade überwältigte. Saba musste als Sub schlicht da durch, ebenso wie die Männer. Denn auch ihre Worte waren dem Stolz entsprungen, aber all das hatte auf einem Schiff nichts verloren, wenn es um die nackten Tatsachen ging. Tatsache war, dass man bei so einer Fahrt das Schiff und sich selbst auf den Grund des Rhenus setzen konnte, ließ man sich von falschen Gefühlen leiten.


    Der Zusammengebrochene hatte den Kommandanten und seine Mannschaft zurück auf die Planken der Realität geholt. Die Entscheidung zum Abwettern war richtig, die Wahl der Mittel die dann folgte den Umständen geschuldet und einiges der Unerfahrenheit. Mit Überlegung und guter Planung wurde der Umstand des schlechten Ankerplatzes wett gemacht, die klamme Kälte wurde von Feuern vertrieben, die sie Dank der Kohlen entfachen konnten.


    Nero wartete bis Sabaco bei ihm saß, ehe er sich leise und vertraulich an den Sub wandte.


    "Durch Fehler lernt man, Du wie die Mannschaft Saba. Musste erst einer zusammenbrechen, bevor Ihr alle Euren Stolz herunterschluckt? Schwäche eingestehen ist Stärke, glaube mir das. Du kannst vielem aber nicht allem die Stirn bieten. Rhenus kannst Du nicht die Stirn bieten Saba und Jupiter oder Summanus ebenso wenig. Ich halte mich geschlossen und greife nur ein, wenn das Leben von Euch und das Schiff auf dem Spiel stehen. Aber Du hast rechtzeitig gehandelt, also war ein Eingreifen nicht nötig. Doch zukünftig weißt Du, was Du zu tun hast. Und vor allem wann. Damit wäre Punkt eins geklärt.


    Nächste Frage, wieso schickst Du einen Mann allein durch feindliches Gebiet? Reine Frage, keine Kritik. Noch keine Kritik, wenn Du mir einen guten Grund nennst. Und ich weiß das Du aufpasst, Du musst nur etwas Deinen Fokus korrigieren", flüsterte Nero, während die ersten Blitze über den schneeverhangenen Himmel zuckten. Es wurde ungemütlich und die Temperatur sank schlagartig weiter ab.

    Nero stellte sich so dicht neben Sabaco um Geschlossenheit zu demonstrieren. Die Worte von Ansgar sprachen von Stolz und Ehre bezogen auf ihr Schiff die Keto.


    "Du hast die Männer gehört Sub. Du weißt was zu tun ist. Die Zeit ist knapp, die Männer sind an ihrer Leistungsgrenze. Aber sie und das Schiff sind bereit alles zu geben. Das werden sie auch müssen und sie werden es schaffen Sub. Wäge ab. Die Kohle ist für die Gesundheit der Männer bestimmt. Es nützt nichts, genau jene zu gefährden für die Kohle.


    Wintergewitter sind selten, aber es gibt sie. Ist der Boden wintertypisch kalt und es hat gefroren, muss es in der Luft noch wesentlich kälter sein, vor allen in den Höhen. Ist die Luft zu alledem auch noch ausreichend feucht, herrschen genau die Bedingungen für ein Wintergewitter. Wintergewitter sind kürzer und weisen weniger Blitze auf als Sommergewitter. Dafür hat man mit anderen Problemen zu kämpfen, wie Starkregen, Graupelschauer, Schneeschauer bis hin zu Schneetreiben und deutlichem Temperatursturz. Besonders im Winter ist das mare germanicum warm und feucht, vergleichst Du es mit dem Festland. Dort werden jene Temperaturunterschiede erreicht, die für Wintergewitter notwendig sind. Deshalb treten sie dort vermehrt auf. Und genau so einen Scheiß haben wir an der Hacke. Handele",
    sagte Nero ernst.

    Nero gesellte sich zu Sabaco und befreite Ansgar von der Kleiderkontrolle.


    "Auf ein Wort für eine kleine Lehrstunde. Wir haben späten Nachmittag, es regnet und schneit, es wird zeitig dunkel und die Männer sind geschafft Sub. Wir haben gleich die Vorraussetzung für Sicht Null. Dann müssen wir die Fahrt stoppen, ankern quasi abwettern bis zum morgen.


    Wetterkunde. Das Wetter samt Vorhersage kannst Du am Himmel und vor allen in den Wolken lesen. Ebenso kannst Du den Wind und den Regen lesen.


    Beginnen wir mit dem Wind.

    Winddrehungen gegen die Sonnenlaufbahn sind nicht beständig oder nur sehr selten. Meist dreht der Wind innerhalb eines Tages zurück.

    Morgens bis nachmittags zunehmender und abends wieder abnehmender Wind, dass bedeutet das Wetter bleibt beständig.

    Nimmt der Wind Abends zu, hast Du mit starkem Wind und Regen zu rechnen.

    Erfolgt der Regen vor dem Wind, musst Du mit zunehmenden Wind rechnen.

    Erfolgt der Wind vor dem Regen, wird der Wind abnehmen und schwächer werden.


    Zu den Wolken.

    Hohe Wolken künden nur von Schlechtwetter an, wenn sie sich verdichten und schnell über den Himmel ziehen.

    Siehst Du am Himmel Wolken in unterschiedlichen Höhen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten ziehen, bleibt das schlechte Wetter bestehen.

    Nehmen die Wolken innerhab eines Tages ab, dann wird das Wetter schöner.

    Entstehen große Wolkengebilde über dem Land bei ruhigem Wetter, entsteht eine starke Seebrise und sie kann sich zudem noch verstärken.


    Es folgt die Sonne. Auch sie liefert uns viele Wetterhinweise.

    Ein niedriger Sonnenaufgang ohne Wolken am Himmel teilt Dir mit, dass Du für einen halben Tag mit ruhigem Wetter zu rechnen hast.

    Ein hoher Sonnenaufgang sagt Dir, dass Windverstärkung droht. Ein Hoher Sonnenaufgang ist, wenn die Sonne über einer Wolkenbank auftaucht Sub.

    Starkes Morgenrot verkündet eine Wetterverschlechterung.

    Starkes Abendrot hingegen, verspricht eine Wetterverbesserung.

    Siehst Du die Sonne samt Nebensonnen oder eine Sonne mit großem Schein, weißt Du dass eine Wetterverschlechterung droht. Nebensonnen sind Spiegelungen der Sonne.


    Weitere Anzeichen auf die Du achten musst.

    Lange Dünung, also Seegang nach einem Sturm mit gleichmäßig langen Wellen deutet auf einen entfernten Sturm hin.

    Sinkt die Temperatur stark nach ruhigem Wetter ab, wird es in den nächsten Stunden Regen und starke Windböen geben.

    Je länger sich ein Sturm oder Starkwind ankündigt durch Vorzeichen, je länger wird er auch wehen.


    Kommen wir nun zu einem ganz besonderen Thema, einem dass die Landratten kaum nachvollziehen können, das Thema Gewitter.

    Ein Gewitter auf einem Fluss oder auf dem Meer ist mit nichts zu vergleichen, was Du je an Land erlebt hast. Weder auf freiem Feld, noch in den eigenen sicheren vier Wänden. Ein Gewitter ist eine Herausforderung die Dir als Seemann gestellt wird und es liegt allein an Dir, diese zu bewältigen. Dafür ist es unabdingbar das Wetter lesen zu können und zu wissen was Du kannst und ebenso was Du nicht kannst.


    Hinzu kommt, es gibt nicht das Gewitter und die Handlungsanweisung. Bei dem einen Gewitter vermutest Du ein schweres Unwetter und nach einem Starkregen hat es sich erledigt. Manchmal ist es der Regen, der Dir die Sicht raubt, oder es sind die Sturmböen die Dich verzweifeln lassen. Oder auch allein nur der Blitz und der Donner, sind ausreichend um schwache Nerven das fürchten zu lehren. Eines lehrt ein Gewitter auf See immer - Respekt.


    Deine erste Pflicht für eine hoffentlich sichere Gewitterfahrt ist Aufmerksamkeit.

    Du musst so schnell wie möglich erkennen, ob ein Unwetter aufzieht. Bevor Du mit Deinem Schiff einem Unwetter begegnest, ist etwas Zeit vergangen. Es steht also so gut wie nie urplötzlich vor Dir. Auch dies gibt es, aber sehr selten. Wer verrät Dir nun, ob ein Gewitter in Anmarsch ist? Es sind die Wolken. Das Wolkenbild verrät Dir schon Stunden vorher, ob sich etwas am Himmel zusammenbraut.


    Ein Spruch sagt, sind die Wolken höher als breit, schau Dich um und sei bereit!


    Mag die Wolkenformation im Moment auch noch so friedlich aussehen, sie haben das Potential Dir ein Gewitter vorbeizuschicken. Also Obacht. Ist nun ein Unwetter entstanden, musst Du noch aufmerksamer sein, als zuvor. Kommt das Unwetter auf Dich zu? Kreuzt es unsere Fahrt? Wird die Formation dunkler, bedrohlicher oder weht sie vielleicht aus? Stets im Auge behalten.


    Das Gewitter selbst. Wir haben nun ein Gewitter vor uns Sub. Du hast drei Möglichkeiten mit dieser Herausforderung umzugehen.

    Die erste Möglichkeit - Drumherum fahren oder segeln.

    Die zweite Möglichkeit - Abwettern. Also ankern und abwarten.

    Die dritte Möglichkeit - Durchfahren.


    Die erste Möglichkeit klingt wunderbar, hat in der Praxis aber noch nie funktioniert. Die meisten unerfahrenen Seeleute halten Gewitter für kleine lokale Probleme. Es sind aber keine finsteren Punkte auf dem Himmelszelt, sondern es sind gewaltige Gebilde. Du würdest auch kein Gebirge umlaufen oder? Genauso verhält es sich mit einem Unwetter.


    Die zweite Möglichkeit klingt leicht, ist aber oft schwieriger als Du denkst. Aber bei passender Vorausetzung eine gute Wahl. Dazu muss das Gewitter voraus und seine Zugrichtung quer zum Kurs und nicht geradewegs auf das Schiff zu sein. Sehr gut wäre ein geschützter Ankerplatz, noch besser wäre in dem Moment ein sicherer Hafen.

    Besonders wichtig, wo ein Gewitter entstanden ist, folgt oft ein zweites im Anschluss. Auch dessen Zugrichtung muss klar erkennbar sein. Ist sie das nicht, wird nicht abgewettert.


    Die dritte Möglichkeit der Durchfahrt ist möglich und manchmal muss man sich einer Sache stellen. Ihr die Stirn bieten Sub. Das heißt in dem Moment, Segel runter, alles befestigen, Eigensicherung nicht vergessen und durch. Jetzt heißt es kämpfen. Sturmböen, peitschender Wind, Starkregen, Blitz, Donner, und vielleicht ist in nicht mal einer halben Stunde der Kampf geschlagen. Diese Fahrt ist mehr als nur die Angst vor einem Blitzeinschlag in den Mast Sub. Diese Fahrt und diese Wahl entscheidet darüber ob Neptun mit Dir ist.


    Erwischt Dich das Gewitter bei Nacht, muss Du ankern. Du kennst sicher das Kinderspiel, wenn es blitzt zählst Du bis zum Erklang des Donners. Das tust Du hier ebenfalls. Du erkennst so, ob das Gewitter näher kommt, oder ob es vorbei ziehen wird. Du weißt also wie weit es entfernt ist. Was dann folgt, liegt in Neptuns Händen.


    Fragen hierzu?", hakte Nero nach.

    Sabaco folgte seinem Ruf und hockte sich erneut vor ihn hin. Nero saß fest eingemummelt in seiner warmen Kleidung und schaute sehr zufrieden. Die Fahrt war gut verlaufen und auf das Wetter hatten sie keinen Einfluss. Vielleicht kühlte es auch die von Saba aufgebrachten Gemüter. Ein guter Schluck würde es auf alle Fälle tun.


    "Entspann Dich, dass wird kein Abriss. Ich erinnere Dich nur an Deine Pflicht Saba. Du hast bei der Mannschaft noch etwas offen, gib ihnen direkt einen aus nach der Fahrt. Setzt sich erst der Groll gegen Dich fest, hast Du es schwerer Deinen Kommentar auszubügeln. Das muss nicht sein. Wir sind gut und zügig vorangekommen. Deine Mannschaft war zuverlässig und fleißig. Also mach den Geldbeutel locker und lade alle auf einen Umtrunk ein. Die Szesterzen mögen im ersten Moment weh tun, aber das ist der Preis für schmerzliche Worte an Bord.


    Denke an meine Warnung Saba. Du bist Teil der Mannschaft, verhalte Dich so und zeige Deinen Leuten, dass Du einer von ihnen bist. Einer der vielleicht manchmal etwas tollpatschig in seiner Wortwahl ist, dennoch weiß zu wem er gehört. Klar?", flüsterte Nero freundlich.


    Während er sprach stellte er fest, dass seine Unterhose kniff. Irgendwas war immer.

    Die Belehrung nahm Sabaco erstaunlich gelassen, ja fast freudig entgegen. Das war ein gutes Zeichen, anstatt das er sich mit Händen und Füßen gegen einen gut gemeinten Rat zur Wehr setzte. Vielleicht hatte er erkannt, in welcher Gefahr er sich selbst brachte. Möglich war genauso gut, dass er schlicht seine Ruhe haben wollte, aber danach hatte Saba nicht ausgesehen. Seine Pläne gingen weiter, als die meisten vermuteten. Doch das hieß nicht, dass er vor Angriffen oder Gehässigkeiten gefeit war. Die Kohle die sie abholten war für sie alle bestimmt. Für die römischen wie die germanischen Hintern, damit sie bei der Kälte nicht froren. Leichter machte man allerdings derartige Geschenke, wenn man sie dem Empfänger nicht um die Ohren schlug oder ihn damit niederprügelte. Das würde Sabaco auch noch lernen.


    Nero hing noch einen Moment seinen Gedanken nach und warf einen sichernden Blick auf die Truppe. Wen er hier vor wem beschützte war oft die Frage. Am Ende beschützte er alle, damit sie zu einer Mannschaft zusammenwuchsen. Der Wind blies ihnen kalt und eisig entgegen, aber er war derart dick eingepackt, dass ihm trotzdem warm war. Diese verdammten Beinlinge waren doch tauglicher als er es sich eingestehen wollte. Und ebenso war Unterwäsche gar nicht schlecht. Ein eisiger Wind der einen ins Gemächt fasste, war alles andere als angenehm. Aber heute saß er hinten am Heck, besser eingewickelt als eine ägyptische Mumie und freute sich darüber das seine Halsschmerzen schon fast vergessen waren.


    Confluentes. Mittag. Neros Blick wanderte zum Himmel, um in den Wolken das Wetter zu lesen. Frost kündige sich an und hing auch in der Luft. Nichts was in dieser Jahreszeit verwundern würde. Das was die Moral und Männer mürbe machen konnte, war Eisregen. Klare, klirrende Kälte bei Trockenheit machte den wenigsten etwas aus. Kälte die durch Nässe in alle Glieder und regelrecht in die Knochen kroch, war etwas anderes. In der kurzen Pause wurde Essen gefasst, die Kohle verladen und dann machten sie sich bereits auf den Heimweg.


    Nun es gab keinen Eis- sondern Schneeregen, der ihnen den Rückweg erschweren wollte. Unangenehm ja, aber ein wahres Hindernis war Schnee nicht. Nero schaute zum Himmel auf, sah dem Tanz der Flocken zu und mummelte sich fester in seine warme Kleidung. Diese Fahrt musste anständig begossen werden, damit die Kälte aus den Gliedern der Mannschaft vertrieben wurde. Kälte und Argwohn, beides musste Saba vertreiben und zwar mit einem warmen Schluck.


    "Sub, einmal zu mir", rief Nero und man hörte seinem Ton direkt an, dass es keinen Grund zur Beschwerde gab.

    Neros Blick verfinsterte sich derart, dass sich so manch anderer eingeschissen hätte. Auf Gewitterwolken folgte üblicherweise ein Gewitter und das Donnerwetter von Nero war nicht gerade eines der sanften Art. Nero betrachtete Sabaco eine Weile stumm, blickte erneut über das Schiff und die Mannschaft und starrte dann seinen Suboptio an. Einen Augenblick später hatte er sich zu ihm gehockt und sein Blick wurde ein Spur milder.


    "Suboptio Dein "Germanenwitz" auf einem Schiff voller Germanen, Germanen von denen Dein, mein und unser aller Überleben abhängt ist fehl am Platz. Es gleich woher diese Männer stammen, es sind gute und loyale Männer. Das ist alles was zählt. Die Provinz interessiert nicht, alles was zählt ist dieses Schiff und die Mannschaft die zu diesem Schiff gehört. Das Schiff ist unsere Heimat unsere Mutter, die Besatzung ist unsere Familie. Und wie es im Leben nunmal so ist, kann man sich seine Familie nicht aussuchen Subopito Matinius. Aber jeder hier würde mit seinem Leben diese Planken der Keto und Deinen Arsch verteidigen, also etwas mehr Respekt Deinem Schiff und Deinen Männern gegenüber.


    Du willst sie führen? Du willst kommandieren? Du willst also über dieses Schiff herrschen? Nur zu, dann beherrsche Dich zuerst selbst. Selbstbeherrschung Matinius. Bevor Du etwas von anderen verlangst, liefere. Du hast mehr drauf als diese erbärmliche Saufboldverhalten. Du bist ein Classis, verhalte Dich so. Wärst Du stolz auf Dich als einer Deiner Mannen? W...K... Wohl kaum. Also verhalte Dich so, dass Du Dir selbst mit Freude oder grimmigen Blick folgen würdest.


    Privat Saba, so etwas will ich nie wieder sehen, ich kann nicht immer da sein um Dir den Arsch oder den Kopf zu retten. Ich muss Dich guten Gewissens mit diesem Schiff fahren lassen könnten und mit diesen Männern. Werde keiner von den Kommandanten, die einen Dolch der eigenen Männer zwischen die Rippen bekommen und dann aufgedunsen und grünblau den Rhenus runtertreiben. Der Dolch aus dem Dunkeln, ist die Verzweiflung des kleinen Mannes. Männer die Dir vertraut haben und bitter enttäuscht wurden. Das ist ihre einzige Möglichkeit hohe Tiere zu fällen, glaub es mir. Es geschieht öfter als Du glaubst. Du wirst diesen Schnitzer gut machen, mit einer Sonderration die Du aus eigener Tasche spendierst. Klar?", flüsterte Nero, so dass es nur Sabaco verstehen konnte und boxte ihn vor die Brust.


    Er war kein Mann der einen anderen Offizier vor versammelter Mannschaft zusammenfaltete, das was gesagt werden musste war nur für die Ohren des Sub bestimmt, dienstlich wie privat. Der Ruf zu ihm jedoch war für alle gedacht. Ein Gubernator hatte sie alle im Blick, zu ihrem Schutz.

    Neros Blick wanderte fast liebevoll über die Keto, ehe sein Blick den üblichen steinernen Ausdruck annahm und jeden einzelnen der Mannschaft streifte und zum Schluss auf Sabaco haften blieb. Die Aufgabe war klar, Holzkohle ranschaffen und das unter den gegebenen Möglichkeiten. Die Mannschaft zeigte was sie konnte, gleichmäßig und kraftvoll wurde gerudert. Der Hinweg war noch einfach, der Rückweg vollbeladen gegen die Strömung würde ihnen einiges abverlangen. Aber sie waren Classis Nero machte sich keine Sorgen darüber, ob die Männer dazu fähig waren. Wer auf der Keto oder einem der anderen Schiffe anwesend war, hatte es verdient oder lag unten bei den Fischen.


    Bei dem Gedanken warf Nero einen grimmig-misstrauischen Blick auf den Fluss. Nicht dass ihnen wieder wer vor den Bug schwamm und an Bord des Schiffes gezogen wurde. Auf dem Wasser trieb nichts umher, was dort nicht zu treiben hatte. Jedenfalls nichts, was Umbrenus besorgt hätte. Bei Sabacos Spruch zog er fragend eine Augenbraue hoch und schaute demonstrativ über die Mannschaft. Er hoffte Saba würde den Wink mit dem Zaunpfahl verstehen. Die Mannschaft bestand aus Germanen und der Witz kam vielleicht nicht sonderlich gut an.


    Schließlich konnte er nicht immer auf Sabaco Acht geben, aber besser war es. Neros Blick wanderte zum Himmel, alles in bester Ordnung, die Fahrt ging gut voran.

    "Sub auf ein Wort zu mir", rief Nero nach vorne in seiner üblichen Schiffslautstärke, dass hieß er hätte damit vermutlich jeden Sturm übertönt.

    Nero genoss die Massage und Streicheleinheiten von seinem Schatz. Was konnte es besseres geben, als mitten im eigenen Officium mit seinem Mann zu baden? Über solch einen Luxus verfügte sicher nicht einmal der Kaiser. Nero grinste gut gelaunt und freute sich als Sabaco zu ihm ins Wasser stieg. Das Wasser war genau bemessen worden, ohne das es überlief. Und selbst wenn, seine Gesundheit ging schließlich vor. Wasser trocknete auch wieder, dachte er glücklich.


    "Dein Plan gefällt mir, ich werde mich so dick einpacken wie es geht. Auf der Keto und in Deiner Obhut werde ich sicher ganz schnell wieder gesund. Vielleicht nicht zu schnell, es hat etwas derart verwöhnt zu werden. Das gebe ich ehrlich zu", schmunzelte Nero und rutschte etwas näher.


    "Weißt Du was? Morgen früh sieht unsere Haut so aus wie die der Datteln, aber ich bin glücklich. Vielleicht trage ich sogar extra Beinlinge für Dich, damit Du Dir nicht zu viele Sorgen machen musst", sagte Umbrenus und massierte Saba die Füße im Wasser. Saba sollte schließlich auch etwas von ihrem gemeinsamen Bad haben.

    Sabaco fühlte Neros Stirn oder besser gesagt seine Glatze und kommentierte mit "war ja klar".


    Nero bekam ein mulmiges Gefühl im Magen bei Sabas Worten. Er hatte sich vielleicht wirklich etwas eingefangen, aber Saba schien sich auszukennen. Jedenfalls vermittelte er den Eindruck. Sabas Kiefer mahlte als er Neros Beine abtastete. Das seine Beine Eisklötze waren, hätte Nero Saba auch so sagen können. Aber er schwieg lieber. So wie sein Schatz guckte, hätte er ihn sonst übers Knie gelegt. Nun wenn er ehrlich war, hätte er sich denken können, dass zu einer dicker Tunika vielleicht auch was um die Beine gehörte.


    Als Sabaco ihm sagte, dass er jemanden hatte der sich um ihn kümmerte, nämlich Sabaco selbst, war Nero extrem gerührt.

    "Das hast Du lieb gesagt Saba", freute sich Nero.


    Aber dabei blieb es nicht, denn Sabaco legte direkt los. Er stürmte davon und kehrte dann mit einem Haufen Germanen zurück und einem Zuber! Dieser wurde in sein Officium gewuchtet und mit heißem Wasser gefüllt. Nero schaute dem Treiben erstaunt zu, während er die Tafeln in der Hand hielt, die ihm Sabaco kurzerhand in die Hände gedrückt hatte. Als der Zuber gefüllt war, verschwanden die Helfer und Sabaco drehte den Schlüssel im Schloss um.


    Die Aufforderung sich auszuziehen und in den Zuber zu steigen folgte. Nero grinste Sabaco gut gelaunt und dankbar an. Er legte die Tafeln beiseite und schlüpfte aus seiner dicken Tunika. Als er sie zur Seite legte, musste er feststellen, das die Kleidung wirklich etwas wenig bei diesen Temperaturen war. Mit einem Zeh prüfte er die Wärme des Wassers, ehe er sich mit wohligem Seufzen hineinsinken ließ.


    "Du hast was gut bei mir Saba. Ich weiß nicht was ich sagen soll, ich bin gerührt von soviel Fürsorge. Dankeschön", sagte Nero und schloss genüsslich die Augen.


    Das warme Wasser war angenehm und endlich fühlten sich auch seine Füße nicht mehr wie Eisklötze an. Das letzte Mal das er sich so umsorgt und geliebt gefühlt hatte, war schon etwas her. Wobei, genau genommen war es doch noch nicht so lange her. Es war in der Taberna oben im Zimmer, als sie es fest gemacht hatten. Nero öffnete ein Auge und musterte Sabaco.

    Nero schaute selbst an sich herab, dabei wusste er genau was er an Kleidung trug. Socken nicht, Beinlinge nicht, aber die dicke Kuschel-Tunika hatte er stets getragen. Und dann erklärte im Sabaco, dass er sich vermutlich die Seuche eingefangen hatte. Er war noch nie krank gewesen, bis auf die Verletzungen aus Schlachten. Naja als Kind vielleicht mal, aber er konnte sich nicht erinnern, dass sein Hals so verräterisch gekratzt hatte. Höchstens dann, wenn er jemanden wirklich rund brüllen musste, aber das waren ordentliche und redliche Halsschmerzen die der Arbeit geschuldet waren.


    "Die Seuche?!?", echote Nero irritiert und befühlte seine Tunika, als könnte diese gar nicht als Schutzschild gegen solche Bedrohungen versagen.


    "Ich war noch nie krank, bis auf die Verletzungen, die ich mir zugezogen habe Saba. Du musst mich nicht hinprügeln, ich gehe ins Valetudinarium. Keine Ahnung was ich denen sagen soll. Vermutlich einfach was Sache ist, ich habe Halsschmerzen und mir ist kalt. Was jemanden angeht der sich kümmert, ich habe niemanden. Wie steht es mit Dir? Kannst Du Dich etwas kümmern? Gut lass uns in die Therme gehen, vielleicht werde ich die Probleme dort schon los. Komm", freute sich Nero trotz dass er sich wie durch die Mühle gedreht fühlte.

    "Salve Suboptio Publius Matinius Sabaco", grüßte Nero mit verstecktem Grinsen zurück und betrachtete die Sammlung von Wachstafeln, die Saba mit ins Officium gebracht hatte. Gegrüßt hatte Sabaco zackig, da wollte wohl wer Eindruck schinden und wenn Nero so darüber nachdachte, gelang es Sabaco auch sehr gut.


    "Die Berichte werde ich nachher in Ruhe lesen, im Moment habe ich es mir hier gemütlich gemacht. Kälte. Ein sehr gutes und passendes Thema. Eigentlich gehöre ich nicht zur Frostbeulen-Fraktion, aber irgendwie hat es mich auf der Keto doch erwischt. Ein Kratzen im Hals das nicht aufhören will und meine Zehen sind eisig. Deine Idee mit der Holzkohle klingt vielversprechend. Platzersparnis, höhere Temperaturen beim Heizen, was wollen wir mehr? Schließlich haben wir eine Fürsorgepflicht gegenüber unseren Männern, sie müssen einsatzbereit bleiben. Dazu gehört auch, dass sie gesund bleiben müssen. Schließ ab und setz Dich zu mir. Wer etwas will kann klopfen, immerhin haben wir zig Wachstafeln zu wälzen und Tabellen zu durchstöbern.


    Du kannst Dir von den getrockneten Datteln nehmen Saba, sehr lecker und sehr süß", grinste Nero nun doch.

    Nasskalter Herbst


    Der Sommer hatte sich verabschiedet, ebenso waren die letzten warmen Herbsttage ins Land gezogen. Goldenes Licht hatte sich auf dem Wasser gespiegelt und ebenso gefärbtes Laub hatte wie winzige Schiffchen auf den Wellen getanzt. Der Fluss der ihre Schiffe zu ihren Bestimmungsorten trug, der ihre Castra mit Leben füllte und versorgte, war ebenso der Fluss der Zeit. Die letzten Herbstblätter waren fortgespült worden, ebenso wie die warmen trockenen Tage. Sie hatten einem Grau-in-Grau Platz gemacht, so dass man Himmel und Fluss kaum noch farblich unterscheiden konnte.


    Wolken türmten sich auf und brachten regenschwere Ladung mit sich. Der Wind pfiff um die Häuser und so manchem Römer wurde klar, warum die Barbaren Hosen trugen. Doch keiner beschwerte sich, wenn ihm das Wasser vom klatschnassen Haar in den Nacken lief oder der Wind durch den Stoff der Tunika biss. Sie gehörten zur Classis, dass Wasser war ihr Leben ob im Fluss oder in Strömen aus den Wolken. Neptun segnete sie in letzter Zeit besonders häufig, so manch einer der verweichlichten Grünschnäbel schnäuzte sich hier und hustete dort.


    Selbst Nero spürte ein seltsames Kratzen im Hals, aber vermutlich war nur die kleine Feuerschale schuld, die extrem russend Wärme verbreitete, oder geschickt vorgaukelte genau dies zu tun. Die Flammen in der Schale tanzten fröhlich umher als wollten sie den Regen verhöhnen sie doch nicht erwischen und löschen zu können. Nero strich sich über die Glatze und schaute auf seinen Bericht. Gedankenverloren aß er eine getrocknete Dattel und genoss die unvergleichliche Süße, während er beschloss den Bereicht ein anderes mal zu Ende zu schreiben.


    Für einen winzigen Moment spitzte er die Ohren, hatte er etwas gehört? Stand jemand vor der Tür? Doch dann hörte er, dass es kein Klopfen war, sondern der Regen hatte an Kraft gewonnen und trommelte nun auf das Dach. Nero streckte sich lang aus und schob seine Füße in Richtung Feuerschale. Für einen Moment genoss er mit zufriedenem Lächeln die Wärme, ehe er sich wieder aufrecht hinsetzte und seine Gesichtszüge in die altbekannte, grimmige Maske sortierte.


    Die meisten Schiffe lagen gut vertäut im Hafen, dennoch fragte er sich welches unterwegs war. Sobald der Regen nachgelassen hatte und er etwas Freizeit hatte, würde er an ihrem Hausboot weiterbauen. Müde streckte er erneut die Füße zur Feuerschale aus. Das Kratzen im Hals wurde nicht besser und sein Kopf fühlte sich so schwer an wie ein Findling. Er musste sich konzentrieren, um das zu ignorieren.

    Nero rutschte näher und nahm Sabaco fest in die Arme.


    "Bis dahin ist es noch ein weiter Weg Saba. Wir könnten auch die Triton stabilisieren. Ein späterer Rückbau ist nicht ausgeschlossen. Aber erst einmal soll sie uns als Haus dienen. Das heißt, alles was wir beide nicht für uns benötigen wir entfernt. Natürlich nicht weggeworfen, sondern damit gestalten wir ebenfalls die Triton um. Der Fleck hier ist abseits, gemütlich und ruhig. Was können wir uns besseres wünschen?


    Und so riesig muss unser Haus nicht werden. Klein aber fein. Eine Schlafstätte, ein kleiner Bereich zum aufhalten. Glaube mir, dass wird schon passen. Ein bloßer Baldachin wird auf Dauer zu kalt Saba und er bietet auch nicht ausreichend Schutz. Du möchtest doch auch im Winter hier sein, oder nicht? Nein wir müssen uns was schönes für die Triton ausdenken", antwortete Nero und schmiegte seinen Kopf gegen den von Sabaco.


    "Ein Zuhause auf dem Wasser, was kann es besseres geben?", fragte Umbenus glücklich.

    Nero nahm die Flasche entgegen, biss seinen Schluck Wein ab und verschüttete im Anschluss einen großzügigen Schluck davon über die Planken ihres Schiffes.


    "Nicht nur gute Nacht Saba, hier werden sie auch nebeneinander aufwachen. Und sollte es uns eines Tages nach einem wärmeren oder sumpfigerem Standort sein, dann können wir unser Zuhause dahin verlegen. Dass kann nicht jeder von sich behaupten. Wo so manch ein Kamerad über sein Sumpfgrundstück mit den Zähnen knirscht, lachen wir beide. Uns kann sowas nicht schrecken.


    Keine Sorge ich bin nicht pleite Saba, nur etwas müde. Die kommende Zeit werden wir der Triton unser Häuschen auf den Rücken setzen. Sie bekommt eine neue Bestimmung und ich glaube der alten Dame gefällt es. Ein Zuhause zu sein, bedeutet auch eines gefunden zu haben. Heute allerdings müssen wir mit Zelt vorliebt nehmen. Nun vermutlich noch einige Zeit, aber nur so kommen wir schnell an unser Hausboot", grinste Nero gut gelaunt und reichte die Flasche an Sabaco zurück.


    Nero schlenderte zum Bug und schaute auf das dunkle Wasser. Gähnend ließ er sich nieder und blickte zu Sabaco zurück.

    "Mein Plan war, dem Schiff ein Dach zu bauen, wie ein Baldachin. Allerdings rund, wie der Panzer einer Schildkröte. So könnten wir fast die ganze Länge der Triton ausnutzen. Am Bug und Heck würde ich ein Stück freilassen. Stell Dir vor, Du liegst auf Deinem Schiff Sabaco, schaust nach oben zur Decke und spürst unter Dir ihr Holz und die Wellen. Ist das nicht wunderbar?


    Das Innere teilen wir ein bisschen ab, so dass wir kleine Räume für uns haben. So haben wir dann auch etwas mehr Hängeflächen. Hast Du Wünsche oder Ideen?", fragte Nero rundum glücklich und klopfte neben sich.

    Casa Triton


    Die Triton hatte schon bessere Tage gesehen. Ihre einst blauen Augen waren verblasst, ihr Holz gehörte gepflegt und so mancher Kampf stand ihr noch ins Holz geschrieben. Abr all dies störte Nero nicht, der Mann der das alte Schiff erworben hatte. In die Schlacht würde die Triton nie wieder ziehen, dafür wurde ihr jetzt eine andere Bestimmung zu Teil. Das Wasser des Rhenus schlug gegen die Planken der Triton. Jedes einzelne Brett, dieses Schiffes konnte eine Geschichte zum Besten geben. Aber erst mit einer Mannschaft, war ein Schiff das, was man sich in der Classis darunter vorstellte. Es war beseelt und man hatte ihm Ehre zu erweisen. Nicht anders verhielt es sich mit diesem Schiff.


    Etwas außerhalb von Mogontiacum entfernt befuhr sie langsam den Fluss und näherte sich unaufhaltsam dem Ufer. Der Rumpf der Triton machte es möglich. Endlich am Bestimmungsort angekommen wurde geankert und das Schiff kam zur Ruhe. Gerade rechtzeitig als die Abenddämmerung hereinbrach hatten sie ihren Heimathafen erreicht. Die Triton, Sabaco und Nero. Dieses Schiff war nun im Privatbesitz und war auserkoren worden, ihr Haus zu tragen.


    Nichts störte den Moment, die letzten Stimmen der Singvögel verklangen, Herbstlaub raschelte im Wind und der Wellengang war leise auf dem Schiff zu hören. Jene Männer die mit angepackt hatten, dass Schiff an seinen neuen Heimathafen zu bringen, verließen sie nun. Nero machte sich ebenfalls daran, dass Schiff zu verlassen und wuchtete ihren provisorischen Unterstand einige Augenblicke später an Bord. Aus seinem Verpflegungsbeutel, den er ebenfalls mitgebracht hatte zückte er einen Flasche Wein und reichte sie Sabaca.


    "Auf uns, willkommen an Bord der Casa Triton. Willkommen Zuhause".

    Die Nacht zog auf und ließ den Tag verblassen. Die Toten waren dem Fluss zurückgegeben worden, das Schiff hatte seine Reinigung erhalten. Nero klopfte auf die Reeling, schwang sich zurück an Bord und machte sich selbst auf den Weg. Ein warmes Bett und ein warmes Getränk warteten auf ihn.

    Kaum hatte er Saba gesagt was er empfand, da spitzte dieser die Ohren. Ein erstauntes "mich" entrang sich Sabacos Kehle, ehe er aufsprang und lauschte. Der Seehund zückte seine Waffe und schlich zur Tür. Sabaco öffnete sie, schaute von links nach rechts und verschloss die Tür wieder. Einen Atemzug später schloss er ab. Erst dann ließ er sich neben Nero nieder, der nun seinerseits in höchster Alarmbereitschaft war. Was hatte Saba gehört? Fragend schaute er ihn an und nickte leicht Richtung Tür.


    Als Sabaco dann etwas sagte, hatte das überhaupt nichts mit der Gefahr zu tun, die er vorher scheinbar bemerkt hatte. Oder es hatte nie eine Gefahr gegeben. Die Worte waren die reine Wahrheit, sie beide hatten von Anfang an gewusst, wie es enden würde. Nein nicht wie es enden würde, denn es endete nicht. Das würde es niemals. Nero schloss die Augen, lächelte versonnen und machte es sich erneut neben Sabaco gemütlich.


    "Wir beide haben es gewusst und ja, ich hatte Angst. Mehr als Du Dir vorstellen kannst. Ein falsches Wort, ein missverstandener Blick und alles wäre verloren gewesen. Das was ich befürchtet habe ist nicht eingetreten. Das was ich mir wünschte voll und ganz. Poethische Worte, die ich gerne unterschreibe. Die Gezeiten der Zeit haben uns an den gleichen Strand gespült Sabaco. Einen Seehund und ein Seepferd, wir stellen die Entscheidungen des Meeres nicht in Frage. Wir tanzen lieber auf seinen Wellen und fühlen uns der Umarmung seiner Fluten Zuhause.


    Dich vergessen? Ich werde Dich niemals vergessen, oder verlassen oder ziehen lassen. Das weißt Du so gut wie ich. Auch wenn mir gerade alles schmerzt, aber ich weiß wovon und dass verwandelt den Schmerz in Süße", antwortete Nero leise an Sabacos Brust.


    "Ja das stimmt, ich gehöre Dir und Du mir. Ein besiegelter Bund Sabaco, aber es schadet nicht, die Besiegelung zu wiederholen", lachte Nero leise.

    "Unser Hausboot wird viel mehr sein, als unsere Insel Sabaco. Sie wird unser Zuhause sein. Unser Ort, wo Du Deine kleinen Heiligtümer aufstellen kannst und wo ich meine Schätze verwahre. Ein Ort wo wir den Abend ausklingen lassen können und zieht die erste Kälte auf, dann wärmen wir uns an einer Feuerschale und an uns. Dort im Hausboot Saba, trifft mehr aufeinander als Wasser und Land. Viel mehr", flüsterte Nero und küsste Sabaco.