Beiträge von Servius Annaeus Vindex

    Phoebe ist sehr auf Rom fixiert, sie scheint etwas sehr dringend hinter sich lassen zu wollen. Ich bin nicht sicher, ob es nur die Vergangenheit ist...

    "Wie lange wirst du denn eigentlich hier bleiben? Und was hast du vor, sobald die Statue fertig ist? Entschuldige, wenn ich so direkt frage, aber... nunja, es ist ja durchaus ungewöhnlich für eine Frau in deinem Alter."

    "Ein Jahr mag genug sein, wenn man weiß, dass man an einem Ort bleibt. Wenn man aber schon den ungefähren Tag der Abreise vorausahnen kann, dann ist ein Jahr doch recht unsinnig damit verschwendet. Denkst du nicht?" Das entspricht einfach voll und ganz der Wahrheit, ich hatte sicherlich Gelegenheiten gehabt, aber ich war ja nie sesshaft in den anderen Orten. Erst hier in Rom werde ich wieder für deutlich längere Zeit bleiben und dann in Pergamon, wenn alle meine Pläne aufgehen.

    Ich verschlucke mich ein wenig an dem Wein. Ich bin nicht sicher, ob es an dem Geschmack oder an der Frage liegt. Ich stelle den Becher ab und winke den Wirt heran.

    "Sag, guter Mann, hast du schwarze Holunderbeeren hier? Ich hätte gerne welche für meinen Wein." - "Ist euch mein Wein nicht gut genug?", beginnt der Wirt sich aufzubauen. "Was? Nein, das ist es nicht. Aber... ich... ach, schon in Ordnung, vergiss die Frage", sage ich und lächle verlegen.


    "Was hab ich mir nur gedacht", sage ich mehr zu mir selbst als zu meiner Gesprächspartnerin, bevor ich mich wieder an sie wende. "Naja, warum wohl? Ich war fast 10 Jahre auf Reisen, wie hätte ich da jemanden finden oder gar heiraten sollen? Ich blieb selten länger als ein Jahr, außer in Alexandria und Athen, aber das war auch am Anfang der Reisen, als ich dachte, dass ich alle Zeit der Welt hätte. Aber als ich dann mein 20. Lebensjahr vollendete, merkte ich, dass ich nicht herumtrödeln dürfte, wenn ich meine Ziele erreichen will." Ich nahm noch etwas von dem Wein. Es hatte zu gleichen Teilen an Wein und Frage gelegen. Ich stelle den Becher wieder auf den Tisch und lächle Phoebe verlegen an.

    "Warum denn? Hast du es plötzlich doch eilig zu dem Bildhauer zu kommen, damit er dich portraitiert?" Ich kann mir ein breites Grinsen nicht verkneifen. "Ich für meinen Teil habe heute nichts weiter vor und kann hier die ganze Zeit sitzen. Wir haben uns sicherlich auch noch viel mehr zu erzählen. Wusstest du zum Beispiel, dass die Gelehrten in Alexandria manchmal so geistesabwesend und in ihre Forschung vertieft waren, dass sie sich ständig in den Hallen des Museions angerempelt haben? Es war ein großer Spaß sie dabei zu beobachten, sag ich dir."


    Ich beginne schallend zu lachen als ich mich daran erinnere, wie ich mal sehen konnte, dass gleich drei der Gelehrten aus verschiedenen Richtungen kamen und dann alle ineinander gerieten, nur um danach eine Debatte darüber anzufangen, wessen Schuld es denn nun sei. Es war herrlich, selbst ihre unbeteiligten Kollegen mussten lachen.

    "Das wäre sicherlich nicht die schlechteste Statue, wenn er das macht", sage ich und lache. Die Geschichte hat mich aber tatsächlich berührt. Ein solches Schicksal ist nicht gerade häufig zu hören und da sich die meisten Väter eher Sorgen darum machen, wie sie ihre Töchter schnell in für sie selbst lukrative Ehen bringen können, damit die Geschäfte florieren... ach, es war müßig sich darüber Gedanken zu machen. So funktioniert Rom nun mal. Und weil Rom so funktioniert, funktioniert das gesamte Reich genau so und nicht anders. Meine Freundin tut mir leid, aber ich versuche mir nicht zu viel anmerken zu lassen.


    "Naja. Ich habe auf jeden Fall vor hier Karriere zu machen. Ich will zu den wichtigen Leuten gehören, ich will Dinge mitbestimmen und entscheiden." Ich sehe mich kurz um und lehne mich dann über den Tisch. Leise sage ich: "Ich will..." Ich richte mich wieder auf. "Nein, egal. Ich will Karriere machen, belassen wir es dabei."

    Während Phoebe von ihrer Ehe erzählte trank ich ein wenig von dem Wein, stellte ihn aber schnell wieder beiseite. Ich wusste, ich hatte etwas vergessen. Das Essen war dafür umso besser: ein guter Käse, einige Trauben und etwas Wurst, dazu ein sehr kerniges Brot.


    "Bah, Ephesus... so ein widerwärtiger Ort." Ich war seit Jahren nicht mehr dort gewesen, aber der Ekel war noch präsent wie am ersten Tag. "Aber egal, deine Geschichte klingt furchtbar. Ich nehme an, dein Vater will dich schnellstmöglich wieder verheiraten, oder? Aber gleichzeitig lässt er dich hierher kommen und nach einem Bildhauer sehen. Steckt da etwas mehr dahinter?"

    Der Unterton in ihrer Stimme macht mir Sorgen. "Ja, natürlich." Ich sehe mich kurz um auf der Suche nach einer etwas abgeschiedener gelegenen taberna und habe schon bald eine Vermutung, wo wir eine solche finden konnte. "Komm, gehen wir."


    Wir gehen wieder um einige Ecken und folgen der ein oder anderen etwas breiteren Gasse. Ich mache mir wenig Sorgen, dass hier Gefahr droht, denn wir sind weit weg von der subura und hier gibt es genügend wachsame Augen. Nach einiger Zeit finden wir auch ein kleines Wirtshaus, wo wir uns etwas zu essen und ein wenig Wein bestellen. Der Weg verlief sehr schweigsam, aber ich muss nun nachhaken.


    "So, Phoebe, was ist dir passiert? Bist du", ich senke meine Stimme, "geflüchtet?"

    "Beim Caelius mons? Das müsste... in dieser Richtung sein", sage ich und zeige grob gen Süden. "Klar, lass uns gehen."

    Wir suchen einen Weg, der uns in etwa in Richtung der noch luxuriöseren Wohngegend führen könnte. Als wir endlich einen Weg gefunden haben, widme ich mich einer der Fragen von Phoebe.


    "Also gut, du wolltest wissen, wo ich überall war. Gute Frage eigentlich, an alle Orte kann ich mich nicht mehr erinnern. Aber in Athen, Antiochia, Alexandria und Akragas war ich vor Jahren schon. Und zuletzt war ich einige Zeit in Augusta Treverorum, aber da passierte nicht viel. Ich wollte die Stadt nur gerne sehen, aber es war in erster Linie ein großes Militärlager mit ein bisschen Kultur darum herum." Es war wirklich schade, dass der Ort nicht so viel zu bieten hatte wie meine anderen Ziele, aber dafür war die Erfahrung in Germania auch nicht verkehrt gewesen. Eine etwas andere Kultur, dafür aber seltsam vertraut.


    "Aber jetzt erzähl du mir von dir. Wie ist es dir ergangen seit ich weg war? Und warum hat du noch keinen Mann gefunden?"

    "Guten Morgen, Phoebe! Nein, leider war ich nicht erfolgreich, aber es war einen Versuch wert. Dafür habe ich am Abend deinen Brief bekommen. Aber komm, lass uns einfach erstmal ein wenig gehen."


    Ich war nicht ganz darauf gefasst, dass sie mir zur Begrüßung um den Hals fallen würde, aber ich wehrte mich auch nicht wirklich. Ich habe alle ihre Fragen vernommen, entschied mich aber erst einmal dagegen sie sofort zu beantworten. Nach meiner aktuellen Einschätzung haben wir genügend Zeit, nicht nur diesen einen Tag und schon gar nicht nur die nächsten Momente.


    "Ich weiß leider noch nicht, ob in den Theatern oder im Circus derzeit etwas stattfindet, also ist das vielleicht nicht das beste Ziel. Willst du nicht vielleicht erst diesen Bildhauer aufsuchen, der die Statue herstellen soll?"

    Wie am Vortag besprochen, holte ich Antonia Phoebe in den späteren Stunden des Vormittags an der Casa Antonia ab, damit wir uns die Stadt ansehen und über lange zurück liegende Zeiten reden konnten. Ich muss mich ein wenig durchfragen, bis ich das Haus gefunden hatte und meldete mich dann an der Hauptpforte. Man sagte mir, dass man mich so früh nicht erwartet hatte, die Dame aber bald bereit wäre und ich mich kurz gedulden müsste.


    Nach einiger Zeit war es dann auch soweit und Phoebe stand vor mir. Sie sah erholter aus als noch am gestrigen Tage und begrüßte mich freudig. Wir beginnen unseren Spaziergang durch die Stadt und ihre Erkundung...

    Zuvor: Eine ungewöhnliche Ansprache


    Der Weg nach Hause vom Forum Romanum aus war deutlich kürzer als mein seltsamer Umweg, den ich bei meiner Ankunft in der Stadt genommen hatte. Irgendwann werde ich mich hier auch blind zurechtfinden, davon bin ich überzeugt. In meinem neuen Zuhause angekommen öffnet mir Ursus die Tür. "Ich habe, wie gewünscht, den Wandhaken in eurem cubiculum angebracht, Dominus." - "Sehr gut, danke, Ursus", sage ich als er die Tür wieder hinter mir schließt. Ich gehe in meine Gemächer, um mir das Werk anzusehen.


    Der Haken an der Wand sieht stabil genug aus, um beide Taschen zu tragen, und ich versuche sogleich sie aufzuhängen. Nichts fällt herunter und ich bin zufrieden. Die Tür zu meinen Gemächern öffnet sich und Nysa tritt ein. "Willkommen zurück, Herr. Darf ich euch etwas zu essen bringen oder kann ich etwas für euch tun?" - "Ja, gerne, Nysa. Und Wein, bitte." - "Natürlich gern", sagt die Sklavin und dreht sich zur Tür. "Dieser Brief dort", sie zeigt auf den Beistelltisch neben der Kline, "kam heute früh für euch kurz nachdem ihr das Haus verlassen habt." Mein Blick folgt ihrer Geste und auf dem Tischchen liegt tatsächlich eine kleine Schriftrolle, die ich noch nicht bemerkt hatte. Es muss der Brief sein, den Phoebe erwähnt hatte!


    Hastig gehe ich zur Kline, lasse mich darauf nieder und öffne den Brief. Tatsächlich, er ist von Phoebe, ich beginne zu lesen...

    Ah, welch schöne Überraschung. Und jetzt weiß ich auch, was sie nach Rom führt. Dennoch ein wenig verwunderlich. Und ich frage mich, woher sie wusste, dass ich nach Rom kommen würde, wenn ich selbst noch nicht wüsste, wann ich ankäme und wo ich wohnen würde. Vielleicht hat sie schlicht gut geraten und ein wenig Glück gehabt dabei.


    Nysa kommt nach einiger Zeit mit Wein und Essen herein. "Euer Abendessen, Herr." Sie stellt beides auf dem großen Tisch ab und wartet kurz daneben. Sie räuspert sich, ich habe es nur halb wahrgenommen, so sehr bin ich in den Brief und meine Gedanken vertieft. "Herr, kann ich noch etwas für euch tun? Habt ihr schlechte Nachrichten erhalten?" - "Was? Nein, im Gegenteil", gebe ich fröhlich von mir. "Du kannst für heute gehen, danke, Nysa." Sie verlässt den Raum, während ich den Brief zur Seite lege und mich dem Abendmahl widme. Die Zeit in Rom wird besser werden, egal wie groß meine Enttäuschung heute gewesen sein mag!

    Nachdem sich Phoebe verabschiedet hatte, warte ich nahe der Rostra, ob meine Ansprache Reaktionen hervorgerufen hat. Der Applaus, der während der Rede aufbrandete, war zwar nicht laut gewesen, aber ich bin mir sicher, dass ich meine spontane Tat nicht bereuen sollte. Doch es kommen Zweifel auf, vielleicht hat Phoebe potenzielle Patrone abgeschreckt... nein, unmöglich. Ich warte einige Zeit.


    (Einige Zeit später...)


    Mein Vorstoß war nicht von Erfolg gekrönt. Niemand ist auf mich zugekommen, meinen Frust lasse ich mir aber nicht anmerken. Stattdessen freue ich mich noch mehr über den überraschenden Besuch meiner alten Freundin. Ein Stück Heimat in der größten Stadt der Welt.

    Ich beschließe das Forum zu verlassen und wieder nach Hause zu gehen.

    "Du wohnst doch sicherlich hier bei deinen Verwandten, oder? Dann komme ich morgen zu dir und erzähle dir alles, so kannst du dich auch erst einmal einrichten. Ich freu mich so sehr, hier ein vertrautes Gesicht zu sehen!"

    Ich bin nicht sicher, ob ich meine Freude richtig vermitteln kann, aber tut unheimlich gut hier jemanden zu haben, der mich bereits kennt.

    "Oh, und du musst mir natürlich auch alles erzählen!"

    "Was erlaubst du dir, du kleine...", beginne ich etwas erzürnt und drehe mich um. Ich hatte gehofft, dass ich angesprochen werden würde, aber ich hatte auch gehofft, dass es freundlicher und geschäftlicher wäre und nicht so forsch. Aber der Anblick, der sich mit bietet, verwirrt mich. Diese Augen, ich hatte sie schon sehr oft gesehen. Ich brauche einen kurzen Moment, um den leichten Anflug von Zorn vollkommen zu vergessen.


    "Antonia Phoebe, bist das wirklich du?", frage ich schließlich die junge Frau, die mir gegenübersteht. "Was machst du hier in Rom?!"

    Zuvor: Besichtigung von Rom


    Ich habe das Forum Romanum erreicht und bin tatsächlich überwältigt vom Anblick. Die Vielzahl der Gerüche und Geräusche, die vielen Menschen, die aufgeladene Atmosphäre, es ist einfach unbeschreiblich. Ich sehe mich einige Zeit um, bis ich auf etwas treffe, von dem ich nur gehört hatte. Die Rostra.

    Augenblicklich habe ich eine Idee und bin sehr froh, dass ich bislang keine Einkäufe getätigt habe und deswegen recht flink durch die Massen komme. Mein Ziel ist die Rostra und ich finde schnell den Weg auf die Plattform. Ich atme kurz durch, bevor ich die letzten Schritte mache, und lege mir meine Worte im Kopf zurecht.


    "Bürger Roms, werte Brüder, werte Senatoren! Oft kommt es vor, dass unbekannte Gesichter hier an dieser Stelle stehen und ihre Worte an die Umstehenden richten. Und auch in Zeiten von Wahlkämpfen kommt das vor, so auch jetzt gerade." Eine kurze Pause soll dafür sorgen, dass weitere Zuhörer etwas näher treten können.


    "Mein Name ist Servius Annaeus Vindex und ich bin erst hier in eurer wunderschönen Stadt angekommen, nachdem ich die letzten Jahren auf Reisen rund um das mare nostrum verbracht habe. Meine Heimat, das ebenfalls wunderschöne Pergamon, habe ich lange zurückgelassen, um hier mein Glück zu finden." Ich hoffe auf kurzen Jubel oder Applaus bei der Erwähnung des Meeres oder von Pergamon.


    "Jetzt fragen sich sicher einige von euch, was ich hier oben mache. Rede ich von meiner Reise? Nein, nicht hier. Will ich euch etwas verkaufen? Nein, nicht wirklich. Will ich euch etwas anbieten? Ja, vielleicht." Ich lasse die Worte für einen kurzen Moment einfach wirken.


    "Liebe Senatoren und Mitglieder des ordo senatorius, ich stehe hier heute vor euch, um euch meine Dienste anzubieten! Ihr seid das Rückgrat unseres Reiches und ich bitte um die Chance, einer von euch zu werden. Ich habe auf meinen Reisen viel gesehen und gelernt, aber ich bin weit weg von eurer Größe! Lasst mich lernen, lasst mich teilhaben an euren glorreichen Taten! Um es auf den Punkt zu bringen: ich erbitte hier eine Stellung als euer Schüler im tirocinium fori. Ihr werdet es nicht bereuen!" Eine leichte Verbeugung nach vorne links und vorne rechts und ich steige wieder von der Rostra herunter. Nun liegt es an den Göttern...

    Zuvor: ~ Cubiculum ~ | Servius Annaeus Vindex


    Ich hatte mir vorgenommen, mir endlich die Stadt anzusehen und so verließ ich, nachdem ich den Brief an meinen Vater geschrieben hatte, die Domus Annaea. Bei meiner Ankunft hatte ich nicht viel über die Lage nachgedacht, ich war einfach den jeweiligen Wegbeschreibungen der Leute gefolgt. Jetzt stelle ich fest, dass das Haus am Südhang des berühmten Esquilinus mons liegt. Ich orientiere mich kurz und erblicke zu meiner Linken die Stadtmauer, entscheide mich also dann für den Weg nach Westen. Ich weiß, dass dort der Oppius mons mit seinen Bauten liegt.


    Zuvor allerdings komme ich an den Gebäuden des Ludus Magnus vorüber und halte kurz inne. Es ist die größte Gladiatorenschule, die Rom zu bieten hat, und man kennt ihren Namen weit über die Stadtgrenzen hinaus. Aktuell scheint sie allerdings ein wenig ruhig, weder Kampfeslärm ist zu hören noch sind irgendwelche Kämpfer zu sehen. Es mag nicht die edelste Methode sein, um einen Lebensunterhalt zu verdienen, aber ich behalte die Option dennoch im Hinterkopf. Vielleicht ergibt sich eines Tages etwas, das ich noch nicht vorhersehen kann. Die Fenster an den hohen Mauern, die soweit ich weiß zu einer Porticus gehören, die die Arena komplett umschließt, deuten darauf hin, dass hier sehr viele Gladiatoren untergebracht werden können. Wahrlich eindrucksvoll. Doch wenn ich die Stadt wenigstens halb ansehen will, muss ich weiter.


    Mit einer raschen Drehung entscheide ich mich für den Weg nach Norden, denn ein paar Bauten in der Ferne wecken mein Interesse. Nach kurzer Zeit stelle ich dann allerdings fest, dass es sich lediglich um die Thermen des Titus handelt. Gegen Thermen ist an sich nichts einzuwenden, aber schon mein Vater sagte 'Hast du eine Therme gesehen, kennst du sie alle', was im Kern auch irgendwie richtig war. Außerdem bin ich hier scheinbar nicht auf die öffentlichen Thermen angewiesen für die Hygiene. Lediglich für die geschäftlicheren Angelegenheiten sollte ich später einmal wissen, in welchen Thermen was geschieht und wo ich wen treffen kann. Aber auch das hat noch Zeit.


    Auf dem Weg um die Thermen herum sehe ich weiter im Norden die Subura, die ich wenigstens gesehen habe möchte. Je näher ich allerdings komme, desto unwohler wird mir. Der Gestank nimmt zu, die Häuser wirken eher beklemmend als angenehm und aus den Gassen sind unverkennbar die typischen Geräusche des horizontalen Gewerbes zu vernehmen. Ich wage mich nicht in die Subura, wenn es nicht sein muss, und stattdessen wende ich mich hinter den horrea, die hier stehen, wieder nach Westen. Noch in Gedanken erreiche ich dann völlig unvermittelt das Marsfeld, einen Ort über den auch die allermeisten Menschen außerhalb Roms bescheid wissen. Und da ich ziemlich genau weiß, was mich hier erwartet, mache ich mich auf zum Theater des Pompeius.


    Schon nach kurzer Zeit erstreckt sich die zugehörige Porticus vor mir, in der Caesar erdolcht wurde, doch ich will alles sehen. Das erste aus Stein erbaute Theater Roms ist ein definitiv geschichtsträchtiger Ort, egal was man vom Erbauer oder vom prominentesten Opfer halten mag. Mit der Außenfassade mit ihren drei Reihen voller Bögen und Säulen war das Gebäude auch eines der beeindruckendsten Bauwerke der Zeit vor den Kaisern gewesen und hat bis heute nichts davon verloren. Ob allerdings immer noch der Senat gelegentlich auch hier tagt, weiß ich nicht. Hoffentlich finde ich es eines Tages heraus. Hier in der Nähe steht aber auch noch ein anderes Theater, das ich unbedingt sehen möchte, also gehe ich weiter zum Fluss und folge kurz seinem Lauf.


    Dann komme ich schon nach wenig Zeit am Ziel an: das Marcellustheater. Theoretisch hat viel Ähnlichkeit mit den Theatern in Griechenland und Asia, aber die Theater dort sind an Berghänge gebaut worden. Das Marcellustheater steht auf freier Fläche und wurde dennoch in gleicher Art konstruiert. Es ist so bewundernswert wie ich es mir vorgestellt habe. Vielleicht tatsächlich sogar ein bisschen mehr als die alten Theater, es kommt aber nicht an den großen Nachfolger heran, an dem ich vorhin schon vorbeikam, wo ich aber nicht stehen bleiben konnte, weil es etwas überfüllt war. Ich umrunde das Theater weiter und habe jetzt fast freien Blick auf den Tiber, den pons Fabricius und den Tempel des Aesculapius auf der Tiberinsel. Ach, Aesculapius... zu Hause nennen wir ihn immer noch Asklepios, das werde ich mir jetzt nicht abgewöhnen. Gute Leute arbeiten hier, das habe ich gehört, aber an die Qualität der Tempel von Pergamon und Epidauros kommt diese nette, kleine Insel nicht heran.


    Ich lache still in mich hinein als ich plötzlich ungewohnte Geräusche vernehme. Es fällt mir wieder ein, hier ist ja auch das Forum Boarium, der Viehmarkt. Meine Kleider sind gerade erst frisch gereinigt, daher werde ich einen kleinen Umweg in Kauf nehmen und Vieh Vieh sein lassen. Hinter dem Forum erwartet mich etwas viel besseres als Schweine, Ochsen und Ziegen: der Circus! Naja, der Circus Maximus, denn hier gibt es ja auch mehrere dieser Anlagen. Schon die verhassten Könige Roms vor der glorreichen Zeit der Republik haben hier Wagenrennen und andere Wettkämpfe gesehen, ein wirklich altehrwürdiger Platz in dieser gewaltigen Stadt. Ausgerechnet heute findet aber nichts hier statt, sehr schade.


    Gegenüber des Circus erkenne ich aber die Strukturen auf dem Palatin, deswegen weiß ich genau, wo ich mich gerade befinde und schlage einen Weg nach Norden ein, denn am Ende der Straße, auf der ich bin, sind die Kaiserforen und das Forum Romanum. Hinter den Häusern zu meiner Linken erhebt sich der Capitolinus mons mit dem Tempel des Iupiter, etwas versetzt dahinter der Tempel der Iuno Moneta. Der Anblick ist so faszinierend, dass ich gar nicht merke, dass ich plötzlich am Rande des Forum Romanum stehe...


    Sim-Off:

    Ein bisschen flavour für alle ;)