Beiträge von Lucius Aelius Quarto

    “Ich darf vielleicht darauf hinweisen: Es gibt kein Gesetz, das einem Angehörigen des Ordo Senatorius verbietet bestimmte Gewerbe zu führen, so lange sie eines römischen Bürgers würdig sind und ordnungsgemäß angemeldet wurden.
    Richtig ist, dass die Tradition fordert, ein Senator möge von den 'Früchten der Erde' leben. Doch wird verschieden interpretiert, was genau unter diesen 'Früchten' zu verstehen ist. Manch einer meint, dass schließt nur die Früchte ein, die an Bäumen, Sträuchern oder auf Halmen wachsen. Andere finden, auch die nicht-wachsenden Schätze, die man in der Erde finden kann, fallen darunter, beispielsweise nützlich und edle Metalle wie Eisen und Gold.
    Nun ja, und manche interpretieren gar die Mieten, die sie für ihre insulae kassieren, als Erdenfrucht, weil ihre Mietshäuser schließlich auch auf dem Boden stehen.“


    Beim letzten Satz lächelte Aelius Quarto vielsagend.

    “Kaeso Annaeus Modestus, ich möchte dir eine Frage stellen!“, meldete sich der consular Aelius Quarto zu Wort.


    “Du sagst, du willst den Straßenverkehr neu regeln, insbesondere am Portus Tiberinus, wenn ich dich richtig verstanden habe. Tatsächlich herrscht dort oft furchtbares Gedränge, vor allem wenn auf dem benachbarten Forum Boarium Viehmarkt ist. Aber was konkret willst du dagegen unternehmen?“

    “Gewiss, Senator Octavius Victor, ich stimme dir zu.
    Faustus Octavius Macer wurde von den Bürgern Ostias zum Magistratus gewählt. Und nicht nur das: Sie haben ihn anschließend sogar zum Duumvir gemacht und dann sogar in seinem Amt bestätigt. Drei Wahlen hat er also gewonnen und zwei davon, nachdem die Bewohner der Stadt Ostia seine Amtsführung kennen gelernt hatten.
    Zweimal wurde er wiedergewählt – ich finde, dass spricht sehr für diesen Kandidaten. Das zeigt: In Ostia war man mit ihm und seinem Tun als Magistratus und Duumvir zufrieden.
    Also erwarte ich, dass auch wir mit ihm zufrieden sein werden, wenn wir ihn zum Vigintivir wählen. Darum sage ich: Tun wir es, wählen wir ihn!“

    “Oh, ihr kennt euch aus Ostia? Manchmal ist es wirklich überraschend, dass man in einer solch großen Stadt wie Rom doch immer wieder auf die selben Menschen trifft!
    Aber nun sage mir, aus welchem Holz ist er gemacht? Hast du seine Beschaffenheit ergründen können?“

    “Dignitas – eine hervorstechende Eigenschaft wahrer Römer!“, meldete sich Aelius Quarto zu Wort.


    “Mir scheint, Titus Decimus Verus weiß, auf welch gefährliches Feld er sich wagt, wenn er sich für die Politik entscheidet.
    Er hat für Rom gekämpft, als Soldat bei der Classis Misenensis, und er wurde ausgezeichnet.
    Er hat hier in Rom als Curator Kalendarii gewirkt, und die Verwaltung der Stadt kennen gelernt.
    Ich finde, dass ist eine beachtenswerte Vita und sie spricht für ihn.


    Titus Decimus Verus, wir haben uns kürzlich in meinem Haus unterhalten.
    Wir sprachen über die Götter, die unser Schicksal bestimmen.
    Ist es nicht so, dass ein Mann, den wir als Vigintivir in das Collegium der Tresviri aere argento auro flando ferunde wählen sollen, und der dann mit Münzprägung befasst sein wird, dass ein solcher Mann nicht unbestechlich sein muss, von seinem Ehrgefühl geleitet werden sollte und nicht vom Streben nach irdischen Gütern und schnödem Geld?
    Ist da ein Mann nicht besonders geeignet, der weiß, dass die Götter auf ihn hinab blicken und bis in die Tiefen seines Herzens schauen können?
    Stimmst du mir da zu?“

    Nachdem Iulius Centho geendet hatte stand Aelius Quarto auf. Sein Platz war an der Stirnseite, die für die amtierenden und ehemaligen Praetoren und Consuln reserviert war. Er schob seinen untersetzen Körper ein wenig vor, so dass ein Lichtstrahl aus einem der hohen Fenster der Curia Iulia auf ihn fiel.
    Dann begann er zu sprechen.


    “Ehrenwerte Consuln, bitte lasst mich sprechen. Und ihr, meine Mitsenatoren, Kollegen, Mitstreiter und Weggefährten; schenkt mir eure Aufmerksamkeit.


    Habt ihr ihn gehört? Er ist jung, dieser Lucius Iulius Centho, der von euch zum Vigintivir gewählt werden möchte. Viel Erfahrung hat er nicht, dass hat er selbst eingeräumt. Und ein Iulier? Tatsächlich, wie lange ist es her, dass ein Mann dieses Namens unter euch als Senator saß?“


    Er machte eine kurze Pause.


    “Aber... spricht nicht reine und unverdorbene Ehrlichkeit aus seinen Worten, Realitätssinn und das Wissen um die Geschichte seiner gens, dass Erbe seiner Ahnen und die Ehrfurcht vor den Traditionen?
    Ja, sage ich, dass tut es!
    Dieser Mann, sage ich weiter, dieser Lucius Iulius Centho ist ein redlicher Mann und ein fleißiger. Er wird sich mit ganzer Leidenschaft einer Aufgabe widmen. Er strebt nach oben, um seiner selbst willen, um den Ruhm seines Namens zu mehren, aber auch um Rom zu dienen.
    Davon hat er mich schon vor einiger Zeit überzeugt.
    Deshalb habe ich mich beim Imperator Caesar Augustus für ihn eingesetzt, der ihn in den Ordo Senatorius erhoben hat.
    Deshalb spreche ich jetzt zu euch. Denn möchte an euch appellieren, ihm diesen ersten Schritt zu ermöglichen. Den ersten Schritt auf dem Weg der Ehre, dem Cursus Honorum.
    Wählt ihn zum Vigintivir und gebt ihm die Möglichkeit, in diesem Amt Erfahrung zu sammeln, die ein junger Mann sammeln muss. Wählt ihn, und er wird seine Aufgabe fleißig und umsichtig erfüllen.
    Lasst ihn diesen ersten Schritt tun und ihr werdet eines Tages wissen; es war der erste in einer ruhmreichen Karriere, zum Nutzen von uns allen und zum Nutzen Roms.
    Ich bitte euch, gebt ihm, Lucius Iulius Centho, meinem Klienten, eure Stimme. Ich werde es tun!“

    Nach Tiberius Durus erhob sich Aelius Quarto und bat um das Wort.


    “Senator Spurius Purgitius Macer ist ein Held!“, begann er stimmgewaltig seine Rede.


    "Als das Imperium bedroht war, weil ein schändlicher Verräter in Italia einfiel, da hat er sich ihm entgegen gestellt. Gemeinsam mit dem heutigen Imperator Caesar Augustus Gaius Ulpius Aelianus Valerianus, an der Spitze der I. Legion, hat er die Feinde Roms bezwungen und den Aufstand des scheußlichen Appius Porcius Laeca beendet, seine ruchlosen Pläne zunichte gemacht und ihn ins Verderben getrieben. Das wird niemals vergessen werden!
    Spurius Purgitius Macer hat Legionen angeführt.
    Spurius Purgitius Macer hat in Germania die Grenzen sicher gemacht.
    Spurius Purgitius Macer hat dafür gesorgt, dass ein jeder in Rom an jedem Tag sauberes Trinkwasser hat.


    Warum aber, frage ich, warum war er noch niemals Praetor, oder gar Consul, obwohl man dies erwarten könnte?
    Ist es seine Bescheidenheit?
    Ist es, weil er nicht viel Wert auf Titel und Auszeichnungen gibt?
    Oder ist es nur ein Versäumnis, weil er bislang immer an anderer Stelle gebraucht wurde?


    Das gilt es nachzuholen. Seine Praetur ist überfällig und an seiner Befähigung dazu kann niemand ernsthaft Zweifel haben.
    Ich werde ihm meine Stimme geben.“

    Aelius Quarto grüßte den Advocatus mit einem Nicken.
    “Salve Manius Tiberius!“, sagte er.
    “Mögen die Götter bewirken, dass es deinem Mandanten alsbald besser geht.“ Er selbst schien sich dafür nicht zuständig zu fühlen.


    Mit diesen Worten nahm er seinen Platz ein. Zweifellos erwartete er, dass der Iudex Prior die Verhandlung nun auch ohne Flavius Furianus eröffnen würde.

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Lucianus
    "Tja, eine Überraschung, erst Recht ob unseres Gespräches, doch vielleicht hat diese Wendung auch etwas Gutes...." und etwas leiser fuhr ich fort ".... ich habe Senator Tiberius schon vorher um eine Unterredung gebeten und ich hoffe, etwas später die Gelegenheit dazu zu bekommen..... vielleicht gesellst du dich dann zu uns?!"


    “Ja, sehr gerne, wenn du es wünschst.“, meinte Quarto und nickte.


    Dann versuchte er eine Olive und verzog gleich darauf den Mund.


    “Nein, die sind mir zu sauer!“, konstatierte er und sagte zu einem Sklaven: “Noch mehr mulsum!“, worauf er ihm seinen Becher hin hielt.

    Aelius Quarto versichterte seinem Gast, dass er sich auf ihr Wiedersehen bereits freue. Dann verabschiedete er ihn wortreich und mit besten Wünschen für Paulina, seine Base und Lucianus Ehefrau. Schließlich geleitete er ihn persönlich hinaus.

    “Nein, die beiden Quintilii kenne ich wohl nicht, denke ich. Der eine ist Praetorianer, sagst du? Nun, vielleicht würde ich ihn wiedererkennen, wenn ich ihn sähe, wenn er häufiger hier im Palast Dienst hätte. Aber der Name, nein, der sagt mir nichts.
    Aber Faustus Octavius Macer, den Duumvir von Ostia, den kenne ich. Der hat mich erst vor wenigen Tagen besucht. Und er wird auch zur Wahl antreten, wusstest du das?“

    “Salvete!“, grüßte Lucius Aelius Quarto die bereits Anwesenden.


    “Einen schönen Tag wünsche ich euch!
    Und wirklich, es ist ein schöner Tag draußen. Die Herbstsonne ist angenehm – sie brennt nicht so heiß wie die Sonne des Sommers, und spendet doch mehr Wärme als die des Winters. Als ich mich eben auf den Weg hierher machte, da dachte ich so bei mir, wie schade es doch wäre, den ganzen Tag hier in der etwas zu kühl und ausladend geraten Basilica Ulpia verbringen zu müssen. Die Sache wird hoffentlich nicht zu lange dauern, was?!“


    Er lächelte.

    “Mein Bruder, dein Onkel“, sagte Quarto zögerlich, denn Vespas Onkel war niemand anderes als der Kaiser: “es geht ihm nicht gut. Campania, seine Kur dort, sie schlägt nicht an. Zumindest nicht wie erhofft. Im Herbst, nach den heißen Sommermonaten, sollte er zurück nach Rom kommen. Aber er wird nicht kommen. Er ist nach wie vor krank. Zu krank, um die Last wirklich zu tragen, die ihm zu tragen auferlegt wurde. Ich bin sehr beunruhigt.“


    Immer wieder war Quarto in den letzten Wochen auf dieses Thema angesprochen worden. Meist hatte er ausweichend geantwortet und sehr vorsichtig, dabei das ganze Ausmaß seiner Sorgen und Befürchtungen verbergend. Aber Vespa war seine und des Kaisers Nichte. Vor ihr verbarg er sie nicht. Blut war eben doch dicker als Wasser.

    “Oh ja, bestimmt wird es das. Ziemlich illustre Gästelisten sind bei Tiberius Durus üblich. Es werden viele einflussreiche Männer zugegen sein und zwar sowohl Plebejer, als auch Patrizier. Das verspricht ein interessanter Abend zu werden.“

    “Mmh... ja, ja, gemeinsam lässt sich viel erreichen.“, sagte Quarto.
    “Ein Bär, so was... Zur Strecke gebracht hat man ihn? Gut, ja...“


    Er versank kurz in Gedanken.
    Aber nicht für lange, denn: “Ach! Du bist nicht deshalb hier... die nächsten Schritte... jetzt, wo du dem Ordo senatorius angehörst...“


    Er fuhr sich über den Bart.


    “Du kandidierst doch, ja?“

    “Nun, mein lieber Marcus Vinicius“, sprach Aelius Quarto seinen Nachbarn zur Linken an, nachdem sie sich zu Tisch gelegt hatten. “wie findest du das, die Kandidatur unseres Gastgebers und seines Freundes?“


    Der erste Gang wurde aufgetragen: Essigsaurer Kohl und ebenso säuerliche Oliven. Zumindest war der Wein süß.


    “Manius Tiberius und Marcus Vitorius; die beiden sind wohl ein starkes Gespann, nicht wahr?“

    “Das Amt des praefectus annonae ist meines Wissens momentan vakant. Ein sehr ehrenvolles Amt, allerdings auch mit viel Verantwortung verbunden. Schließlich obliegt es dem praefectus annonae, die lebensnotwendige Getreideversorgung der Stadt sicherzustellen und er muss sich dabei mit den Getreidehändlern und Spekulanten auseinandersetzen, außerdem mit den Fuhrleuten und Kahnführern auf dem Tiberfluss, und unter uns gesagt, sind das allesamt Gauner.“