Beiträge von Marcus Annaeus Conservator

    „Mich Aristoteles zu nennen ist zu viel der Ehre; so als würde man ein Nachtlichtchen mit dem Mond vergleichen.

    Obwohl man sagt, gar manchem hat auch ein solches heimgeleuchtet.“


    Mārcus Gesicht verzog sich bei Saturninus Bemerkung. Da war sie wieder, die erzwungene Erinnerung an die letzte Nacht. Welch Wohltat war da doch die durch Alkohol verursachte Amnesie. 'Hat er an meinem Cubiculum gelauscht? Hmm ... nein das wohl nicht, eher hat er gestern was gesehen.', ging es Mārcus durch den Kopf.


    Seine Hand Griff sich ans Kinn und rieb etwas länger um dieses herum, versuchend seinen veränderten Gesichtsausdruck zu kaschieren. "Saturninus, das Licht leuchtet wahrlich immer, jedoch nur Fortuna und Morta Vermögen die Richtung des Lichtleins zu für den einen und anderen zu lenken. Ich kann dir jedoch versichern, dass ungünstiges Nachtlicht durch bestimmtes Handeln seinen Einfluß verliert, denn Luna ist für sich genommen gütig.", eine Andeutung das es gestern wohl zu einer Handgreiflichkeit gekommen war. Er wechselt nach seiner Entlassung das ihm immer noch nicht ganz begreifbar Thema über die letzte Nacht.

    "Falerner also. Saturninus, nicht das du Crispina und mir Sorgen bereitest, jetzt schon an Wein zu denken, wenn der Kopf noch seine eigene pompa feiert. Oder wird das eine Lockerungsübung, für den Fall deine gestrige Begleitung wieder zu treffen?", stichelte Mārcus leicht herum. Sein Kopf wollte sich einfach nicht still Verhalten und da kam Saturninus schon mit Falerner, wen auch nur verbal. "Du könntest wie Odysseus enden, dass wäre wahrlich tragisch. Obwohl ....", Mārcus begann zu schmunzeln. "Aber genug des überaus Erheiternden. Nicht das wir Crispina langweilen. Übrigens, geschätzter Saturninus, mein Angebot, bei einem gemeinsamen Schmaus, deiner Sicht zu lauschen, erhalte ich aufrecht."

    "... oder zwei Gläsern kaltem Wasser. Und

    etwas Saurem wie einer Zitrone und etwas Salzigem wie einem Streifen Pökelfisch. Dieses Rezept habe ich aus Athen ..."

    hörte Mārcus gerade noch, als er immer noch angeschlagen in den Raum trat. 'Was hat Saturninus bloß immer den Danaern?', ging es ihm durch den Kopf, beständig untermalt vom dumpfen Klopfen im Selbigen. Seine Augen nahmen seinen Diskurspartner aus dem Rechtsseminar war der sich zu einer anderen Person gewandt hatte. Er folgte mit den Augen und erblickte Crispina, seine Cousine, wenn auch da einige Ecken zwischen liege.


    Beim Anblick von Crispina huschte wieder sein warmes Lächeln ins Gesicht - mit prompten Antwort seines Kopfes. Er rieb sich kurz die rechte Schläfe und sah wie Crispina von einer Sklavin Wasser mit Zitrone und einige in Salzlake eingelegte Oliven gebracht bekam.


    "Salvete Crispina ac Aristoteles ... *Räuspern* ... Saturninus meinte ich natürlich, mein geschätzter Diskussionspartner aus dem Rechtsseminar. Bei all dem griechischen in der letzten Zeit kommt einer glatt durcheinander.", und versuchte dabei frech zu grinsen, was nicht wirklich gelang. Dafür spielte sich einfach noch zu viel im Kopf ab.


    "Wie ich bemerke, offeriert dir Crispina eine Sitzgelegenheit im Haus deines Patrons. Daher laß dich nicht von mir stören.", und dreht sich zu seiner Cousine um. "Bei allen Göttern, Crispina, ich habe das Gefühl bei mir spielt Mars persönlich das Cornu im Kopf. Ich hoffe dir geht es besser denn mir. Vor allem bei so unterhaltsamen Besuch, wie unseren geschätzten Saturninus." Sein Gesicht entließ das missglückte Grinsen und hatte nur noch einen warmen freundlichen Ausdruck. Er stiebitzte sich ein Olive aus der Schale und gab einem der anwesenden Sklaven auf, nochmal das gleiche für ihn zu bringen. "Sklave! Warte noch kurz.", und zu Saturninus gewandt fortfahrend "Dürfen wir dir etwas anbieten, Wetter Saturninus?"

    Emporiae Nārbōnem


    Als das Schiff mit Mārcus den Hafen von Emporiae verließ stand die Sonne schon hoch am Himmel. Es war die sechste Stunde des Tages (*1) und die See versuchte sie durch ihren ruhigen Wellengang und dem leicht glitzernden Lichtreflexionen auf der Wasseroberseite zu betören. Ein Handvoll Seevögel begleitete ihre Ausfahrt und Marcus drehte sich noch einmal kurz zum Hafen hin um. 'Kein Grund dem Ort nachzuweinen.', dachte er sich.


    Nachdem die Stadt hinter ihnen im Horizont verschwunden war kramte er sich ein Stück Brot aus seinem Reisebeutel und schnitt sich davon ein größeres Stück ab. Den Rest packte er wieder zurück und stellte sich danach beim Bug auf die der Küste zugewandten Seit, die in einiger Entfernung sichtbar war. 'Es ist immer gut, wenigstens Land im Blick zu haben.', dachte er so vor sich hin und begann dann, nach Fischen Ausschau zu halten, Manchmal konnte er einen im Wasser erkennen, doch sorgte die leichte Bugwelle dann dafür, dass dieser wieder in den Tiefen verschwand.

    Mārcus hing dabei seinen Gedanken nach. Was würde ihn am Zielort seines ersten Reiseabschnittes erwarten? Und was würde dann seine Weiterfahrt ihm bringen und Fortūna für ihn bereit halten?


    Gegen frühen Abend, es war kurz nach der ersten Abendstunde (*2), erreichten sie Nārbō. Nārbō, die Hauptstadt der prōvincia nārbōnēnsis und ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Neben dem Hafen und der via domitia, die die Stadt durchquert und weiter in die Tarracōnēnsis führt und so das Kernland Italien mit der iberischen Halbinsel verbindet, beginnt hier die via aquītānia, welche das mare nostrum mit dem prosperierenden Wirtschaftsraum und der Stadt Burdigala am mare atlanticum verbindet.

    Nārbō, eine pulsierende, lebendige, mit prächtigen Bauten ausgestattete Stadt. Eine Stadt, wo einige ihre Unschuld verlieren, andere schuldig gesprochen, wenige sehr reich, die meisten jedoch ganz gewöhnlich ihr Leben verbringen werden. Hier nun, wo der prōcōnsul seinen Hauptsitz hat, das Provinzgericht tagt, in dieser Bürgerkolonie, die unter dem Namen Colōnia Nārbō Mārtius 635 a.u.c.gegründet wurde, fährt Mārcus ein. Das Amphitheātrum und den großen Haupttempel des Forum konnte er schon von weitem sehen, genau so, wie die vielen Frachtschiffe, die den Haden ansteuerten oder verließen und vertäut an den Kaimauern lagen.


    Sein Herz begann etwas schneller zu schlagen. Er war leicht aufgeregt, denn es wäre seine erste wirklich größere Stadt, die er zu sehen bekommt. Dagegen wirkte Gādēs eher wie ein Dorf. In seinen Vorstellungen sprangen Bilder von Galieren, Römern und allen anderen Völkern, soweit er sie durch Erzählungen seines Vaters kannte im Kopf hin und her.




    Sim-Off:

    *1) sechste Tagesstunde - 13.00
    *2) erste Abendstunde - 20.00

    Als Sāturnīnus auf Mārcus Einlassung antwortete, bemerkte er bei ihm einen schärferen Blick. Ganz so, als hielte der Sprecher sein Worte in Höflichkeit gekleidet im Zaum, doch seine Augen zum Ausdruck bringen, im Grunde einen anderen Standtpunkt zu vertreten.

    'Hatte Sāturnīnus eine Angewohnheit, seine Beweggründe höfflich als Kompliment vergiftet zu kaschieren? Er ist der Klient meines Cousins' dachte Mārcus 'hat daher engen Kontakt, kein Grund sich hinter eine Säule zu vertecken.'

    Er schätzte Sāturnīnus kurz ab, wie weit er ihn aus der Reserve locken sollte. Mit Worten zu sprechen versteht er gut. Warten wir ab, was daraus wird, und Mārcus begann Sāturnīnus zu erwidern.


    "Geschätzter Fūrius Sāturnīnus, ich schätze dein Einrede und werde mich gewiss an deiner Seite finden, bei deiner Darlegung, dass, und hier möchte ich dich gerne zitieren, ... in der ganzen zivilisierten Welt das Konzept Unterschied Bürger und Nichtbürger besteht... . Der momentanen Unpässlichkeit deiner Erinnerung Abhilfe verschafft zu haben, ist doch nicht weiter erwähnenswert. Wir sind doch in einem hochgeschätzten Diskussionskreis.

    Ich bin mir sicher, dass ich ebenfalls etwas vergessen habe, dass die Bedeutung Platons über der des Aristotels steht. (*1) Der Letztgenannte hat ja keine nennenswerten Schulen hervorgebacht. Daher verzei mir bitte den Einwurf, seine Irrelevanz zu ungenau dargelegt zu haben.

    Doch möchte ich dich, Fūrius Sāturnīnus, nicht daran hindern, mir dein Verständnis von Aristotels Relevanz darzulegen. Ich bin gerne bereit, mir von einem Kenner der Materie den Sachverhalt genauer darlegen zu lassen. Würdest du, verehrter Sāturnīnus, mir nach der Rechtsdiskussion, deine Ansichten näher bringen, nehme ich dieses Angebot gerne an. Eventuell bei einem abendlichem Essen." schloß Mārcus seine Wort und lächelte seinen Gesprächspartner an. Kein Grund unhöflich zu werden. Hatte er nicht in wohl gekleideten Worten schon zum Ausruck gebracht, dass Sāturnīnus sich bemüßigt fühlte eine unbedeutende Person hier als Grundlage seiner Darlegungen einzuführen. Da ist es immer besser ein freundliches Lächeln zu haben.




    Sim-Off:

    (*) In der hier gespielte Zeit war Aristoteles in der Tat nicht hoch anesehen. Da war Platon bekannter und hatter mehrer SChulableger. Aristoteles kam erst wieder zur Spätantike wieder zu höherem Ansehen.

    Mārcus merkte, wie sich der Arm seiner Gesprächspartnerin bei ihm einhalte, was er mit einem leicht zufriedenen Seufzer goutierte. "Dann laß uns gehen und feststellen, welche caupona uns zufriedenstellen kann.", und setzte seinen ersten Schritt. Fast wäre er schon hier aus dem Gleichgewicht gekommen, doch der eingehakte Arm seiner Begleiterin wirkte dem entgegen. "Du bist mir damals schon aufgefallen, vielleicht erinnerst du dich noch?", begann Mārcus das weitere Gespräche. "Deine Haare haben so wundervoll geglänzt in der Sonne. So wie eben, wo ich dich wiederfand." Er hatte es endlich gewagt. Sie einfach anzusprechen, sein Glück wider des Vaters Ratschlag.


    In seinem Kopf herrschte eine Melange aus Gegenwart, in all seiner berauschten Freude, der Hochzeit seines Cousins Florus und seiner Jugend in Gādēs, mit den väterlichen Worten.

    Und hier ging er, Arm in Arm mit ihr, mit Salax, dem Mädchen vom Ende der Straße, die sein Vater ablehnte. Doch heute, heute würde er seinem Vater zwar nicht wirklich widersprechen, doch widerlegen wollen.

    Emporiae


    Emporiae hatte seine besten Zeiten schon hinter sich und bot nur wenig Kurzweil für ihre Besucher und die Einwohner schlugen sich mehr schlecht als recht durch ihren Alltag. Es schien, als ob nur eine vexillātiō legiōnis VII geminae, einer legiō des Galba, die 821 a.u.c. aufgestellt wurde, die Stadt am Leben erhielt. Die Via Domitia, die ebenfalls Emporiae passierte, konnte den sich verlandenden Hafen der Stadt durch den Fluß Fluvia nicht wirklich kompensieren.


    Mārcus ging, nachdem das Schiff angelegt hatte, von Bord und bewegte sich durch das, was einmal eine prosperierende Stadt war, auf eine caupōna zu, wo er sich einen Eintopf und einen Krug Wein bestellte. An einem benachbarten Tisch gesellten sich Männer, die durch das beständig Erklingen ...tack...tack...tack... ihrer benagelten Sohlen schon als mīles zu erkennen waren. Mārcus hob kurz seinen Kopf, um die Eintretenden kurz zu betrachten und ja, seine Annahme bestätigte sich. Drei Männer traten lachend und scherzend in die caupōna. Alle waren bis auf wenige Kleinigkeiten sehr ähnlich gekleidet. Ihre Tunica wurde vom cingulum mīlitāre gehalten, an dem nur der pugiō hing, das gladius war wohl in ihren Stuben verblieben. Ihre Auftreten nahm Raum, nicht weil sie viel Platz benötigte hätten, denn sie waren durchtrainiert, doch sie strahlten diese Selbstsicherheit aus, die verkündete, paßt auf, wen ihr anpissen wollt. Sie scherzten und lachten laut, typische Redewendungen und jene soldatisch-herzhafte Käbbelei, die nur zwischen Menschen stattfinden kann, die gemeinsam vieles erlebt hatten – Gutes wie Schlechtes.


    Mārcus wandte sich wieder seinem Mahl zu und trank zum Schluß seinen Wein aus, bevor er der Bedienung das Geld für seine Mahlzeit in die Hand gab. Er bestellte bei ihr noch einen großen Krug Wein, und merkte an, diesen der Gruppe Soldaten auf den Tisch zu stellen, und legte ihr das zu zahlende Geld dafür auf die Theke.


    Dann wandte er sich dem Ausgang zu, wobei er in der Nähe der Soldaten vorbei kam und rief:
    "legiō victrīx, mīlites.(*1) Die Bedienung bringt euch gleich ein großen Krug Wein an euren Tisch. Das geht dann auf mich." Er grinste die drei an, die ihn zuerst etwas verwundert ansahen, dann aber in laute Dankessagungen verfielen.



    Sim-Off:

    *1) legiōn victrīx, mīlites - siegreiche Legion, Soldaten

    disciplīnae Mārci Annaei Cōnservātoris - pars secunda

    Die Lehren des Mārcus Annaeus Cōnservātor - Zweiter Teil



    Sie spielte mit einem Reifen unter der straßenseitigen porticus. Es war Spätsommer, die Sonne brannte noch sehr warm und die porticus warf einen kühlenden Schatten auf den Gehweg, den sie überdachte. Ein idealer Platz, mit Stock und Reifen zu spielen. Dabei trieb sie mit dem Stock den Reifen in eine Laufrichtung, wobei dieser nicht umfallen durfte. Ihre welligen, fast schon lockigen braunen Haare wurden bei den schnellen Kopfbewegungen hin und her geworfen, und da wo sie in der Luft lagen und Licht durchließen, schimmerten ihre Haare in einem golden-bräunlichen Ton, fast wie Bernstein.
    Wie alt sie war wußte er nicht, aber seine jungen Augen, die eines 14 jährigen Jungen, der so gut wie heiratsfähig war nach den Gesetzen, bemerkten die sich abzeichnenden Brustformen, die die Tunica nach außen leicht wölbten. Nicht so wie bei seiner Mutter, die war ja auch älter, aber genug um aufzufallen. Ihre braunen Augen strahlten mit der Sonne um die Wette, sie leuchteten voller Freude und Spaß. Arme und Beine waren durch den Sommer gebräunt und ihre Füße steckten in einem Paar offener Schuhe.


    Als Mārcus sie so spielen sah, blieb er stehen und beobachtete sie. Ganz vergessen war in diesem Moment seine Arbeit, seine Ausbildung. Er fühlte sich hingezogen, um nicht zu sagen angezogen, zu ihr. Er beobachtete sie noch eine Weile, dann riß ihn der Ruf seines Namens wieder zurück in die Wirklichkeit. "Mārcus, wo steckst du? Beeile dich jetzt!", rief seine Mutter, die in Begleitung eines servus familiaris auf dem Weg zum Wochenmarkt war und ihn da so stehen sa. "Laß deinen Vater nicht so lange warten, du weißt doch, dass er das nicht mag. Mārcus, nun los!"

    "Ja Mama! Ich komme schon.", und Mārcus drehte sich in die Richtung, aus der seine Mutter ihn gerufen hatte und ging schnellen Schrittes zu ihr, lächelte sie an und wünschte ihr einen guten Markteinkauf und den Schutz der Götter. Danach rannte er nach Hause zu seinem Vater, der auf ihn wartete.


    Am folgenden Tage sah er das Mädchen erneut. Diesmal saß sie auf einer kleinen Bank und rupfte ein Huhn, wobei sie ein Lied vor sich hin trällerte. Mārcus näherte sich ihr und als er nicht mehr weit von ihr entfernt war, roch er es: einen zarten Mädchenduft, der in seine Nase stieg. Die Bewegungen ihrer Arme während des Rupfens sorgten für eine beständige Bewegung ihres Oberkörpers und so auch ihrer Weiblichkeit. Das Lied, das er aus ihrem Munde vernahm, wurde von einer zarten Stimme voller Honigsüße gesungen, die Worte teils gehaucht, teils gezogen. Er achtete nicht sonderlich auf die Worte an sich, denn der gesamte Eindruck ließ ihn dahinschmelzen wie Gebirgseis im Sommertal.

    Sie spührte die Nähe einer Person und sah hoch, ohne ihr Lied verstummen zu lassen, Stahlende Augen lächelten ihn an und Mārcus lächelte zurück. Was er in diesem Moment empfand ging im Durcheinander aller Eindrücke unter, aber zum Schluß fühlte er sich verliebt. Verleibt in ein Mädchen ohne Namen, denn den hatte er nicht erfragt, da sein Name gerufen wurde. Strenger und bestimmter als gestern.


    "Mārcus! … Mārcus! Bewege dich endlich, Sohn! Soll ich ewig auf dich warten? Bei allen Göttern, bist du ohne Sinn und Verstand? Mārcus!" Die Stimme seines Vater durchdrang ihn, gefühlt wie ein heißes Stück Eisen, und riß ihn aus seinen Gedanken. Er drehte sich von dem Mädchen weg und rannte seinem Vater entgegen.

    "Was ist mit dem Mädchen und dir, Mārcus? Sie taugt nichts, glaube mir. Es bringt dir nichts als Ärger, sich mit ihr einzulassen. Bleib ihr fern."
    "Vater, warum sagst du das, sie ist schön, sie strahlt, sie ist wunderbar."
    "Höre mir jetzt gut zu Mārcus. Ich verstehe deine Sehnsüchte, war ja auch mal in deinem Alter. Du hast das Gefühl voller Energie zu sein, wie ein junger Bock. Aber wir sind keine Böcke, wir bespringen nicht gleich jede, nur weil sie schön aussieht. Du mußt an die Konsequenzen denken, an die Familie und, was für dich noch wichtiger ist: an dich!
    Es gibt einige Mädchen aus gutem Hause, die sind nicht nur schön, sondern auch fleißig, ehrfürchtig den Göttern und ihrem zukünftigen Mann gegenüber. Und ihre Familien bieten uns, unserer Familie, und dir einen gute Verbindung und besseres Ansehen. Wenn Du etwas erreichen willst, dann ficke von mir aus irgendeine Lupa, oder wenn du wirklich willst kaufen wir dir eine eigen Leibsklavin. Da kannst du dir so häufig die Trompete spielen lassen wie du willst. Vor allem sind die Konsequenzen überschaubar. Im schlimmsten Fall haben wir einen Sklaven mehr. Den kann man behalten oder verkaufen.
    Aber laß dich nicht mit dem Mädchen von vorhin ein, Mārcus. Hast du mich verstanden?
    "
    Mārcus nickte seinem Vater bejahend zu "Ja Mārcus ich denke schon."


    Mārcus konnte das Mädchen aber nicht vergessen, und so schlich er sich eines abends, als Vater und Mutter in ihrem cubiculum laut scherzten, aus dem seinigen in das ātrium und wartete dort, bis er vertraute Geräusche aus dem cubiculum seiner Eltern vernahm. Das Holz ihres Bettes knarrte und quietschte vernehmbar und der Stimmer seiner Mutter war zu entnehmen: "Sei mein Stier, so wie ich deine Europa bin."

    Das war für ihn der Augenblick das Haus leise zu verlassen und sich da hin zu begeben, wo er das Mädchen immer gesehen hatte. Es lag nahe, auch ihr Haus dort in der Nähe zu verorten. Nur mit einer kleinen Lampe ausgestattet ging Mārcus schnellen Schrittes durch die Dunkelheit auf sein Ziel zu, huschte unter den porticus entlang, bis zu der Bank wo sie das Huhn gerupft hatte. Er blieb im Schatten einer Porticussäule stehen, und verdunkelte sein Licht.


    Was hatte er gehofft? Was zu tun? Einfach an die Tür klopfen und um Einlass bitten? Er war so unüberlegt hinausgelaufen, bereit die mahnenden Worte seines Vaters zu mißachten. Nun stand er hier, willig und beschämt zu gleich, nicht wissend, was genau nun er tun soll.


    Da öffnete sich unerwartet die Tür des Hauses und ein älterer Mann, dessen Haare schon licht und grau waren trat hinaus. Er drehte sich nochmals ur Tür hin um, während Mārcus sich gleichzeitig duckend hinter der Porticussäule versteckte und sein Licht löschte.

    "Danke dir, Lupercus.(*1) Du hast wirklich Glück mit deiner Frau.", hörte Mārcus den Mann sagen. "Sie ist ein Schönheit, du solltest eigentlich eine zufriedenstellenden Zukunft habe."

    "Danke dir Lascīvus,(*2) du wurdest deinem Namen gerecht." hörte er die Erwiderung in einem ebenso freundlichem Ton. "Aber sie ist nicht meine Frau."

    "Wie? Ist sie nicht?", erklang wieder die Stimme des Mannes, der als Lascīvus angesprochen wurde.
    "Nein sie ist die Tochter meiner Frau aus ihrer vorherigen Ehe.", ein dreckiges Lachen erscholl. "Ihr Mann rannte mir ins Messer. Was sollte ich also tun, wenn mich nicht um beide kümmern."

    "Du bist ein Schwein, Lupercus.", hörte Mārcus Lascīvus lachend sagen "aber du bist mein Schwein. Mach was du willst mit den beiden, solange ich das junge Ding nehmen kann wann ich will. Solange du dich an unsere Vereinbarung hältst, passiert dir nichts und deine Geschäfte laufen auch weiterhin."

    "Da mach dir keine Sorge Lascīvus.",erwiderte Lupercus, "du kannst sie haben solange du willst." Es entstand eine kurze Pause. "Salax,(*3) komm her, sofort." Mārcus hörte Schritte sich nähern. "Ja was ist denn?" Hörte er ihre Stimme, jene Stimmer die er beim Singen gehört hatte.
    "Kümmer dich zum Abschied um unseren Freund Lascīvus. Er hält große Stücke auf dich, enttäusche ihn nicht."
    "Hahaha ... ja und zwar ein großes Stück halte ich für sie."


    Mārcus schob seinen Kopf um die Porticussäule und sah zu seinem Erschrecken, wie das Mädchen, das seine Gedanken beschäftigte, welches ihn seine Pflichten vergessen machte, vor Lascīvus mit dem Kopf unter seiner Tunica kniete, von hinten durch Lupercus Hände unterstützt.


    Die Stimmer seines Vaters kam plötzliche zum Vorschein:

    'Sie taugt nichts, glaube mir. Es bringt dir nichts als Ärger, sich mit ihr einzulassen. Bleib ihr fern.'
    Mārcus duckte sich wieder hinter die Säule und schlich sich weg, Richtung eigenes Heim, wo er in seinem cubiculum den Kopf in sein Kopfkissen drückte und mit den Händen an die Wand trommelte.


    'Sie taugt nichts, glaube mir … Bleib ihr fern … Sie taugt nichts … Es bringt dir nichts als Ärger … Sie taugt nichts … Bleib ihr fern … glaube mir … glaube mir … glaube mir … mir', die Stimmer seines Vater begleitete ihn in seinen Schlaf.




    Sim-Off:

    *1) Lupercus - Herden- u. Fruchtbarkeitsgott
    *2) Lascīvus - zügellos, frech, ausschweifend, wollüstig
    *3) Salāx – geil, Geilheit erregend, geil machend

    "Höre ich noch Bemerkungen zu Florus Einwand? Man könnte sich zum Beispiel grundsätzlich überlegen: Warum sollte ein Fremder überhaupt nach anderem Recht behandelt werden, als ein Bürger?"



    "Geschätzer Valerius Flaccus", sagte Marcus, nachdem er sich zuvor umgesehen hatte, ob nicht eine anderer schon zu einer Antwort angesetzt hatte.


    "Wir sollten, wenn wir über Fremde reden, uns immer bewußt machen, daß selbst dabei ein Fremder nicht gleich ein Fremder ist. Die Beweggründe dafür sind mannigfaltig und hängen vielfach damit zusammen, ob es sich dabei um ein peregrīnus subiectus oder einen peregrīnus liber handelt. Dabei unterscheidet Rōma beim Letztgenannten auch nochmals in Abstufungen.


    Davon unabhängig ist auch jeder peregrīnus einem gēns zugeordnet. Nehmen wir ruhig den Bericht 'De origine et situ Germanorum liber' von unserem geschätzten Historikers Publius Cornēlius Tacitus.

    Wenn ich auch nicht in allem der selben Meinung bin, zeichnet er ein anschauliches Bild der einzelnen gēntes. Sie alle sind ihren jeweiligen eigenen Gesetzten unterworfen, die sich nicht nur untereinander untescheiden, sondern auch zu uns. Und hier schließt sich der Kreis.


    Jede Gesellschaft hat ihre eigenen Gesetze und Rechte, und Fremde haben Einschränkungen in ihren Rechten, wir bei ihnen und sie bei uns. Dies dient zum einen dem Schutz eigener tradierter Handlungen und Regelungen, zum anderen zeigen diese Unterscheidungen auch, in welchen Rechtsraum wir uns bewegen und anpassen müssen.


    Wir haben jedoch hier eine Situation, die es uns erlaubt, gewisse Gegebenheiten zu vernachlässigen.


    Wir sind nicht nur durch den Götterwillen dazu bestimmt, dem Erdkreis Frieden und die Ordnung der Götter zu bringen, sondern wir sind selber von göttlicher Herkunft. Ich möchte da alle Anwesenden an Anchīsēs und Venus sowie Rēa Silvia und Mārs erinnern. Rōma steht wie keine Andere für Liebe und Krieg, man kann auch sagen, Nachsicht und Strenge.
    "


    Marcus bemerkte, dass seine Einleitung wohl eher einem Exkurs in das römische Selbstverständnis und Herkunft gleichkam. Zei,t auf den eigentlichen Fragekern zu kommen.


    "Ein peregrīnus subiectus ist immer noch Bürger seiner eigenen Gemeinschaft mit seiner Gemeinschaft Bürgerrecht, nun aber auch ein peregrīnus subiectus rōmae, was ihn unterwirft und seine Gemeinschaft erhält üblicher Weise einen praefectus gēntium an die Seite gestellt. In diesen Rechtszustand ist er gekommen, weil er sich gegen Rōma in übermütiger und kriegerischer Weise gewandt hat. Damit also gegen den Willen der Götter seine Waffen gerichtet.


    Nun kann man ja diesem Fremden nicht einfach mit uns gleichstellen, die wir stets bemüht sind in Frieden mit den Göttern zu leben und ihrer Ordnung zu folgen.


    Da wir aber auch Venus sind bieten wir einem peregrīnus subiectus die Möglichkeit, wieder in den Ordnungsrahmen der Götterordnung zurückzufinden. Er kann sich folglich durch Taten und Handlungen in den Kreis der Ordnung zurückarbeiten, damit auch Rechte und Freiheiten zurückerlangen, deren höchster Ausdruck das römische Bürgerrecht ist.


    Ein erster Hinweise das die peregrīni subiecti sich der Ordnung wieder verpflichtet fühlen ist der Praefectus cīvitātis. Hiernach folgt das iūs latīnum bis zum Bürgerrecht.


    Unabhängig von den unterschiedlichen Wegen und Möglichkeiten, bleibt davon die einzelne Rechtsvergabe mit ihren Möglichkeiten an peregrīni unberührt. Es können Einzelrechte auch gesondert an Einzelne oder Gemeinschaften vergeben werden.", endete Mārcus seine Ausführung.


    Das Selbstverständnis der Weltordnung im römischen Erdkreis war ein Teil seines Selbstverständnisse, ein Erbteil seiner Vorfahren, es war der Wille der Götter.


    "Geschätzter Fūrius Sāturnīnus, verzeihe mir, doch Aristoteles mag, für sich genommen, eine gewisse Relevanz besitzten, doch spreche ich ihm in diesem Fall jene ab.

    Der Unterschied zwischen Stadt und nicht Stadt mag für die Danaer von belang sein, jedoch nicht für Rōma.


    Oder möchtest du, Sāturnīnus, dem Bürger Roms, der sein Feld bestellt etwa sein Bürgerrecht absprechen, weil er nicht wie du in der Stadt wohnt?


    Ich bin mir sicher, Fūrius Sāturnīnus, dies ist wohl nicht dein wirklicher Standpunkt, sondern, vielleicht ein Fehlinterpretation.


    Uns Römer adelt auch die Feldarbeit, auf Hinweise in unserer Vergangenheit erspare ich mir, du Sāturnīnus, kennst sie doch selber.


    Vielleicht, geschätzter Freund Sāturnīnus, ist das Streben nach griechischen Standpunkten mit Nebenwirkungen behaftet, die dir nicht bekannt ware. Sonst, so denke ich, hättest du sicherlich mit mehr Vorsicht dich diesen Danaer gewidmit."

    Er lächelte freundliche Sāturnīnus an, ein leichtes blitzen in seinen Augen.


    Sāturnīnus empfand er als interessanten Character, doch seine Affinität zu den Danaer, empfand er als unrömisch. Mit feundlichen und spitzen Worten hatte er es kurz angedeutet.

    Mārcus lächelte, seine leicht geröteten Wangen verrieten einem aufmerksamen Beobachter, dass er ordentlich gebechert hatte. Im Grunde ein geeigneter Augenblick, ein günstiger Moment mehr zu riskieren. Er war nur noch wenige Schritte vor sich und hatte noch genug Kontrolle, sich nicht wie ein Seemann in rauher See zu bewegen. Da vernahm er die hohe Stimme, sah wie sie etwas an ihrem Zeigefinger kaute und dabei leicht errötete. "Wohin darf es denn gehen, Süßer?"


    Er blieb vor ihr stehen. "quaerō comitātum ac tuam venustātem vidēbam. quid quaeris?" (*1) , erwiderte er ihre Frage. Er schwankte kurz, berappelte sich jedoch wieder und grinste die Lupa an.


    Seine Nase wurde des Mädchenduftes gewahr, was ihn ein wenig an seine heimliche Liebe seiner Jugend in Gādēs erinnerte. Sein Herz wurde wärmer, seine Erinnerung spiegelte ihm das Bildnis des Mädchens vor sein inneres Auge, welches sein Leben zu gleich verzückend schön und schrecklich bereichert hatte. Im jetzigen Zustand überwog eindeutig das verzückend Schöne und die Projektion legte sich auf die reale Lupa, die vor ihm so schüchtern aufreizend stand und nach seiner Jugend duftete.


    "Möchtest du vielleicht mit mir einen Wein trinken? Vielleicht gönnen wir uns noch eine Kleinigkeit zu Essen." , ein warmes Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus. Für Mārcus war es, als spräche er zu seiner früheren heimlichen Liebe, ihm entging die fehlende weibliche Figur. Und ein fremder Betrachter würde noch einwerfen, dass es schon verdammt dunkel ist und der Hochzeitszug mit den Fackeln längst verschwunden, nur noch Funzellicht vorherrschend und Mārcus eigentlich ins Bett gehört, da er mächtig angetrunken ist.


    Nur war hier kein fremder Beobachter, jedenfalls keiner, der Mārcus beobachtet hätte und ihn darauf hätte hinweisen können. Zum Anderen sprach er doch mit seiner heimlichen Liebe, die Schöne vom Ende der Straße, mit den wundervollen Locken, die so zart weich immer ihren Hals und ihr Gesicht umschmeichelten. Er war doch gerade in Gādēs und nicht in Rōma.



    Sim-Off:

    *1) quaerō comitātum ac tuam venustātem vidēbam. quid quaeris? - Ich suche Gesellschaft und sah deinen Liebreiz. Was fragst du?

    disciplīnae Mārci Annaei Cōnservātoris - pars prima

    Die Lehren des Mārcus Annaeus Cōnservātor - Erster Teil



    "Wen die Götter lieben, der stirbt jung", waren die Worte seines Vaters, nachdem die Nachricht vom Tode seines zweiten Bruders Faustus Milō ihr Haus erreicht hatte. Dieser verstarb 862 a.u.c. in Rōma, da war Cōnservātor 11 Jahre alt. Der Satz seines Vaters klang noch in seinen Ohren nach, als er seine Mutter weinend im ātrium, auf einer Bank in der Nähe des impluvium sitzend vorfand. Sie schien der Verlust mehr zu treffen, als seinen Vater, dem Mārcus nichts anmerken konnte. Es wirkte auf ihn fast so, als wäre dies eine eingetroffene Erwartung für seinen Vater gewesen.


    Seine Mutter weinend vorzufinden irritierte ihn, da er sie ein Jahr zuvor beim Tode seines ältesten Bruders Gāius Acratus nicht so in Erinnerung hatte. Vielleicht war dieser doppelte Schicksalsschlag in so kurzer Zeit auch zu viel für Servīlia Decula gewesen. Als Servīlia ihren Sohn sah wischte sie sich schnell die Tränen aus ihrem Gesicht und versuchte ein unbesorgteres Gesicht aufzusetzten.


    "Komm her Mārcus.", winkte sie ihn zu sich. "Komm, setzt dich zu mir.", und Mārcus beeilte sich, da er seine Mutter sehr lieb hatte und er ihr diesen Gefallen gerne bereit war zu tun. "Hast du geweint Mama?" , fragte er sie, aber sie schüttelte nur schnell den Kopf und setzte ein Lächeln auf. "Nein Mārcus, ich habe eben etwas Staub ins Auge bekommen, den die serva bei der Reinigung hier aufgewirbelt hatte. Ich werde nachher mit ihr schimpfen, aber jetzt laß uns etwas Zeit zusammen verbingen.", und nahm ihn in ihre Arme. Marcus verspührte diese Wärme und Liebe, die seine Mutter ihm entgegenbrachte, auch wenn sie ihn diesmal etwas inniger und länger an sich drückte als gewöhnlich.


    Und so begannen sie über den Nachbarsjungen zu reden, mit dem Mārcus letztens auf der Straße gespielt hatte und den sein Vater für keinen angemessenen Umgang hielt, da seine Eltern in des Vaters Augen es an gebührendem Respekt vor den Göttern und an Bildung fehlen ließen. Mārcus genoß die Zeit mit seiner Mutter, sie war so verständnisvoller in seinen Augen. Und sie war stark, ja sogar sehr stark, wie Mārcus fand. Der Tod beider Brüder hatte sie nicht erschüttert, ihre Lebensfreude und Zuneigung nicht gemindert, so der Eindruck, den Mārcus erhielt. 'Mama ist so stark wie Papa! Sie ist sehr stark, tapfer und voller Liebe.' , dachte er und war davon überzeugt.


    Und so lernte Mārcus durch des Vaters Spruch und durch der Mutters Tat, daß man stark sein kann, ja stark sein muß, wenn die Götter einen prüfen. Und das servi immer einer ordnenden Hand bedürfen, da sie sonst ihre Arbeit ungewissenhaft erledigen.

    Schmerzen eröffnen neue Möglichkeiten - oder aber, ein Sklave allein bringt Kummer ins Heim.


    Die Augen der von Mārcus entdeckten Person funkelten, den Schein der Fackeln des Zuges reflektierend, von dem er sich eben gelöst hatte. Die Haare hätten etwas länger sein können, dachte er sich, während er sich leicht schwankend der lieblichen Person näherte, die sein Augenmerk erregt hatte. Doch sie stand, aufreizend und einladend, auf dem Gehweg der Straße, nur leicht abseits der anderen Betrachter, dass sie fast nicht aufgefallen wäre. Die gespielte Schüchternheit und der Niederschlag der Augen bei gleichzeitig schon kekem Lächeln ließen Mārcus davon überzeugt sein, dass sie, trotz des unterstellten jungen Alters, nicht zum erstenmal sich hinzugeben bereit war.


    Er war überzeugt, dass es sich bei der Person um eine Lupa handeln würde, keine Römerin würde sich so in der Öffentlichkeit aufführen. Doch ihm waren die paar As egal. Er war angeheitert und hatte Lust, Lust auf etwas wilde Zweisamkeit das Augenblicks, fernab von den täglichen Verpflichtungen. Kurz bevor er sie erreichte, kam ihm, widererwarten ob seines Zustandes, der hilfreiche Gedanke in den Kopf, sie besser nicht mit nach Hause zu nehmen. Das wäre, gerade heute, äußerst unpassend gewesen.

    Mārcus, immer noch durch den eingehalten Arm Crispina in seiner Schlagseite gestützt, hatte die zu werfenden Nüsse durch Wein ersetzt. Das viele und vor allem Laute Singen und Rufen hatte seine Kehle trocken werden lassen - Zeit also Feuchtigkeit zuzuführen.


    Während der Hochzeitszug sich durch die Straße zog und die Nachbarschaft an diesem freudigen Ereignis teilhaben ließ, zog der Wein durch die Kehle des Mārcus und der Alkohol begann seinen weiteren Siegeszug.

    "... talassiō ... talassiō ... tala...", Mārcus Stimme verstummte kurzzeitig, als er eine junge Frau unter den am Rande stehenden Betrachter im Fackelschein erblickte. Die ganzen Gesänge, der Wein und die zahlreiche Weiblichkeit auf der Hochzeit hatten im Laufe der Feierlichkeiten sein Verlangen befeuert. Und so wandte er sich Crispina zu, um ihr lächelnd für ihre Begleitung zu danken. "Crispina, ich Danke dir sehr.", begann er mit leicht glasigen Augen. "Ich muß noch kurz etwas erledigen, denke aber das ich nicht ewig brauche.", er lachte und zwinkerte ihr zu. Dann heute er sie, was wohl seinem Zustand geschuldet ist, löste sich von ihrem Arm und entschwand.

    Es dauerte noch ein paar Atemzüge, aber für ihn fühlte es sich wie eine Ewigkeit an. Dann richtete Mārcus sich auf und setzte sich an die Bettkannte. Beide Ellebogen ruhten auf seinen Oberschenkel und in seinen nach oben gerichteten Unterarmen ruhte sein dröhnender Kopf in seinen beiden Händen.

    'Da war bestimmt ein schlechter Wein drunter, oder hat ihm einer etwas in sein Getränk getan?' Mārcus veruchte angestrengt darüber zu senieren, was zum Schluß des Umzuges passiert war. Wäre das Hämmern in seinem Kopf nicht da, es würde ihm leichter fallen. So blieb er für den Moment im Dunkel.

    'Aber da, … ja, komm schon, … bleib hier Gedanke … ja, da ist doch … Wasser ..?!? Wie komme ich jetzt auf Wasser?' Marcus Gedanken verwirrten ihn. "Stimmet, der servus hat Wasser gebracht.", sprach er lauter aus als gewollt und ihm gut tat.


    Er löste seine rechte Hand von seinem Kopf, um nach dem Wasserkrug zu greifen. Dabei neigte sich der Kopf, von einer seiner Stützen befreit, nach rechts unten, so dass Mārcus fast nach rechts umgekippt wäre. Er berappelte sich wieder, und nahm nun den Wasserkrug mit der Rechten zu sich, setzte ihn an seinen Lippen an und begann zu trinken.


    'Ein, zwei, vielleicht drei Schlücke werden bestimmte gut tun.', dachte er so dabei und setzt schlußendlich einen halbleeren Krug wieder ab.


    Die sich nähernden Schritte außerhalb seines cubiculum trommelten in seinen Ohren. Sie trommelten für ihn in einer schmerzhaften Weise laut, das er dachte, er wäre wieder in Gādēs im amphitheātrum und würde sich unter tosenden Anfeuerungsrufen und Waffengeklirre Gladiatorenkämpfe ansehen.

    Barcino Emporiās


    Eingedeckt mit genug zu Essen und noch etwas mehr zu Trinken kam Mārcus noch rechtzeitig genug an, um seine Mitfahrgelegenheit zu betreten und sich wieder auf seinen Platz zu begeben. In Barcino hatte er sich nicht nur eine neue Tunica gekauft und die alte blutverschmierte entsorgt, sondern versuchte auch seine innere Unruhe durch ein wahrlich ungezügeltes Intermezzo bei einer lupa abzubauen.

    Wie es schien, hat er dabei etwas über die Strenge geschlagen, jedenfalls behauptete das der Besitzer der Lupa in lautem Geschrei. Er hielt die Lupa am Haarschopf seitlich versetzt vor seinen Körper, ohne dabei besonders rücksichtsvoll zu sein. Das Ding konnte grade noch so mit den Zehen den Boden berühren.


    "Was hast du getan? Das war nicht vereinbart, du Esel. Das kostet mich viel Geld und sie muß bestimmt vier Tage ruhen. Scheiße, du Spinner!" brüllte er Mārcus an, während die Lupa vor Schmerzen vor sich hin schluchzte. Ob es daran lag, dass sie an den Haaren hochgezogen wurde, oder an der blutigen Lippe und den sich beginnenden abzuzeichnenden Flecken an Armen und Beinen, schien nicht wirklich von Belang.


    "Dafür mußt du extra zahlen, das ist sonst Sachbeschädigung und ich rufe die Marktaufsicht!", droht der Besitzer des lupānar. Sein anklagendes Beweisstück warf er im selben Augenblick von sich auf den Boden und zischte ein "jetzt verpiss dich wieder rein" hinterher.

    Mārcus ware die ganze Zeit still, er wußte, dass er die Vereinbarung etwas überzogen hatte, aber gleich die Marktaufsicht zu rufen. "Zahlst du nun oder nicht?" , fragte der Besitzer, diesmal in einem fast schon anbiedernden freundlichen Ton. Hinter ihm kroch die Lupa über die Schwelle zurück in das Lupanar.


    "Ja, schon gut. Ich gebe etwas oben drauf. Aber bilde dir nicht ein, sie wäre ihr Gewicht in Gold wert. Da hast du noch viel Erziehungsarbeit vor dir, wenn sie jetzt schon aufgiebt. Hole dir Bessere beim nächsten mal.", sagte Mārcus zum Besitzer und gab ihm neben dem vereinbartem Preis die gleiche Summer nochmal in die Hand.

    "Sind wir jetzt durch, oder brauchst du mich noch?" , fragte er.

    "Nein, wir sind uns einig. Jetzt stimmt der Preis.", lächelte der Besitzer ihn an. Dann drehte er sich um, um ins Lupanar zurückzugehen, während Mārcus das gleiche tat, nur in die Richtung des Hafens. Er war keine drei Schritte weit gekommen, da hörte er den Besitzer wieder brüllen.


    "Du Miststück, ich werde dich lehren, so mit guten Kunden umzugehen. Was beschwerst du dich, nur wenn dich mal einer härter anpackt. Ich sollte den den Gladiatoren zur Unterhaltung nach den Spielen zu einem Sonderpreis anbieten. Dann, ja dann kannst du rumflennen, weil die dich so rannehmen, dass selbst Kriechen für dich zu schwer fallen wird." Mārcus konnte hören, wie irgendwelche Gegenstände den Boden berührten, er begann seine Schritte zu beschleunigen. Sein Ziel war erreicht, die Unruhe fort. Für seine Gedanken würde er sich Wein mitnehmen.


    Knapp über einen Tag waren sie unterwegs gewesen, sein Wein war ausgetrunken und zumindest für jetzt seine inneren Dämonen gebändigt. Während der Fahrt kam es auch zu keinen im Gedächtnis hängen gebliebenen Ereignissen mit der Besatzung, was Mārcus als ungewöhnlich aber nicht Besorgnis erregend empfand. Es tat gut einfach eine Teilpassage ruhig hinter sich zu bringen.

    Die Küste in Sichtweite bewegte sich in der selben Geschwindigkeit wie das Schiff, nur in entgegengesetzter Richtung. Als sie sich dem Hafen näherten, den man schon sehen konnte, passierten sie zwei Fischerboote, deren Personen ihnen zuwinkten. Auf Mārcus hatte dies eine beruhigende Wirkung, vielleicht ein Zeichen, dass von nun an die Weiterfahrt angenehmer werden würde.

    postrīdiē nūptias Lūciī Flori ac Iūliae Stēllae Mārcus in sponda cubābat. ex capite labōrāverat manifestus per vinum.

    "ō ecce mē et mūlus pēde percussit - mēum caput!" gemebat. (*1) (*1+)


    Am liebsten hätte er sich wieder umgedreht und weitergeschlafen, doch das dumpfe Hämmern in seinem Kopf und dieser Durst, den er, jetzt wo er aufgewacht war, verhinderten dies aufs beste. Er hatte keine Vorstellung davon, wie er sein cubiculum erreicht hatte, geschweige denn, wie er ins Bett gekommen ist. Er sah nur das Ergebnis: Er lag mit nacktem Körper im Bett, und auf ihm lag eine Decke.
    In überschaubar langsamen Bewegungen, zog er die Decke von sich zur Seite und richtete sich auf - jedenfalls war das sein Plan gewesen. Doch irgendwas zog ihn wieder nach hinten, so dass er schlussendlich auf seinen Unterarmen und Ellenbogen mit halb aufgerichtetem Oberkörper im Bett lag.
    Er versuchte sich etwas umzusehen, irgendwelche Anzeichen zu erhaschen, die ihm zumindest eine Spur davon erzählen könnten, was gestern hier mit ihm passiert war. Doch das einzige, was er entdeckte war ein Erdbeeben und es schien auch recht heftig zu sein, nur verspührte er keine Bodenvibrationen. Er schloß die Augen für ein, zwei Atmenzüge, öffnete sie wieder und nochmals ... die Wände und das Mobiliar schwankte immer noch. "Auch das noch.", stöhnte er, diesmal lauter als vorher. "Und das hier in Rōma nach der Hochzeit von Florus." Er ließ sich zurück auf's Bett fallen, das fühlte sich für ihn irgendwie sicherer an.

    "Herr?" klang es leise im Raum, untermalt von leichten Sohlenschritten die über den Boden gingen. "Herr? Ich habe deine Stimme gehört. Ich habe einen Krug Wasser für dich."

    'Was, bei den Göttern, bemerkt er nicht das Erdbeben? Alles wankt!' ging es Mārcus durch den Kopf, gefolgt von einem erneut auftauchenden heftigeren Hämmern im Kopf.
    "Herr, trink das Wasser. Es wird dir helfen. Ich hole noch schnell etwas zu Essen für dich.", die Stimmer war dicht bei Mārcus ans Bett getreten. Er hörte wie etwas auf den Tisch gestellt wurde und dann erneut die leisen Schritte der Person, die sich wieder entfernten.

    "Warte! Bermerkst du nicht das Erdbeben? Die Wände wanken!", sagte Mārcus mit geschlossenen Augen zur Stimme im Raum.
    "Herr, wir haben hier kein Erdbeben, danke den Göttern. Du hast einen schweren Kater, doch ich kann dich berühigen, mit Wasser und Nahrung geht das zügig vorbei. Auch Bewegung soll hilfreich sein, Herr." sprach die Stimme, immer noch in leise Tönen.

    "Bewegung? Willst du mich umbringen?" erwiderte Mārcus irritiert. "Nein Herr, ich nicht, aber vielleicht der Grieche, was die Götter verhüten mögen."
    "Welcher Grieche? Von wem sprichst du?", in seinem Kopf begann sich wieder alles zu drehen.
    "Später Herr, du mußt erst einmal zu Kräften kommen, dann erzähle ich dir alles."

    Die Schritte entfernten sich zur Tür hin, die durch flüsternde Töne verriet geöffnet worden zu sein. Es herrschte wieder Ruhe im cubiculum und Mārcus verspührte viele sich widersprechende Verlangen: Was war passiert und ich brauche Ruhe. Es begann in seinem Kopf zu tanzen.




    Sim-Off:

    (*1)
    Mārcus lag am Tag nach der Hochzeit des Lūcius Florus und der Iūlia Stēlla Mārcus im Bett. Er hatte Kopfschmerzen infolge des Weintrinkens.
    "Oh da bin ich und eine Maultier hat mich getreten - mein Kopf", stöhnte er.



    Sim-Off:

    (1+)
    ō - Oh
    ecce mē - da bin ich
    mūlus - Maultier
    pēde percutere - treten
    gemere - stöhnen
    postrīdiē - am Tag nach
    cubāre - liegen, ruhen
    ex capite labōrāre - Kopfschmerzen haben
    manifestus - augenscheinlich, offenbar
    per vinum - infolge des Weintrinkens, im Rausch



    Sim-Off:

    Das Ende wäre eine Möglichkeit mit Kyriakos in Kontakt zu treten, oder aber auch es einfach ausklingen zu lassen und es einem NSC anzuhängen.

    Die Hilfe von Annaeus Conservator würde ich zu gern annehmen, es wäre ein spannendes Gespräch, doch ohne Gegenseite macht dies in der Form keinen Sinn. Vielleicht kann man einander anderweitig im Spielgeschehen begegnen.

    Ist durchaus möglich. Rōma ist doch eh ein Dorf, wenn auch Millionen Groß :D


    ---- / ----


    Persönlich kann ich nur sagen, dass bei mir die Thematik mit dem Lupanar des Kyriakos keine Antipathie auslöst. Auch ist auf meiner Seite kein moralischer Vorbehalt. Im Raum des Germania magna ist es selbst in der Zukunft des 21ten Jhd ab 14 Lebensjahren erlaubt, es fehlt nur der gewerbliche Aspekt. Und soweit ich das bis jetzt verstanden habe, wird doch zwischen IC und OCC unterschieden. Der Char ist nicht real und ich unterstelle einmal, keiner hier hat wirklich die Absicht ein Lupanar mit allerlei Alters- und Geschlechtsvarianten in einem sklavisch-unterwürfigem Anstellungsverhältnis die Tage im RL zu eröffnen. :p:

    Ich kann die anderen Beweggründe zwar nachvollziehen, doch beschleicht mich zart-leicht das Gefühl, es wird lieber der Abgrund ausgeblendet, um das Licht anzubeten. :besen:
    Wir stehen selbst in der heutigen Modernen (?) moralische (was subjektiv ist) nicht besser dar, nur anders. Und wenn ich mir jetzt einfach vorstelle, wir heute wären die Vergangenheit und die röm Vergangenheit die Gegenwart, dann betrete ich ein weites Feld der Selbstreflektion. Die schütteln über genauso vieles den Kopf wie der ein und auch andere heutzutage über sie. :hmm:

    Daher möchte ich, jedenfalls für mich, festhalten:

    • ich würde den Lupanarplott mitgehen, da ich mich davon moralisch-ethisch nicht berührt fühle. :unterschreiben:
    • sollte es dafür keine Plottgemeinschaft geben, stelle ich mich gerne auch für eine Alternativ zur Verfügung.:)
    • Ich möchte jedoch einwerden, zu guter letzt, dass ich die Character-Zeichnung des Kyriakos durchaus interessant empfinde, da wirklich versucht wird, sie von Zukunftsutopien (20./21.Jhd) fernzuhalten.:bier:

    Tarraco Barcinem


    Die Reise von Tarraco nach Barcino war eine recht ungemütlich für Mārcus. Nicht so sehr das Wetter zerrte an ihm, sondern der Vorfall in Tarraco. Jener Handelsstadt keine Vierteltagesreise zurückliegend entfernt, wo er vier Männer getötet hatte. Nun saß er an Bord, in einer Ecke des Schiffs und ging in Gedanken alles nochmals durch. Er hatte nicht ein Gefühl Unrecht begangen zu haben, vielmehr war es ein innere Unruhe. Ein Unruhe, die wohl jeden zu besuchen scheint, wenn er das erste mal einen anderen Menschen getötet hatte. .......


    Eilig war er in Tarraco auf das Schiff gekommen und seine Kleidung wirkte zerzaust. Er merkt gar nicht, wie mitgenommen er gewesen ist, sonst wäre ihm wohl auch der Blutfleck auf seiner Tunica augefallen - da wo bei Männern ihr Geschlecht zu hängen pflegt. Und weil die Besatzung ihn irgendwie seit Reiseantritt auf dem Kieker hatte, dauerte es auch nicht lange bis sie Bemerkungen absonderten. Um genau zu sein, die Zeitspanne betrug drei Schrittlängen, vom Kai auf das Schiff.


    "Hey, du! Seit wann bist du eine Frau? Du hast Blut im Schritt. Frauen bringen Unglück!"
    Mārcus sah für den Augenblick verwirrt hinüber anschließend an sich herunter, da machte sich ein weiterer Seemann bemerkbar.

    "Māgnus, der ist keine Frau oder hast du Titten gesehen? Dem hat man bestimmt seinen Schwanz abgeschnitten, so bleich sieht der aus!" Ein lautes Gelächter bildete die höchste Form des Lobes seiner Kameraden.


    Mārcus bemerkte, wie Zorn in ihm aufzusteigen begann. Mit zwei, drei Schritten stand er beim letzten Sprecher und packte mit seiner Rechten an die Kehle des selbigen. Immer weiter ging er nach vorn, dabei die Kehle fester und fester zuschnürend und den Seemann, überrascht von der Reaktion, weiter vor sich herdrückend.

    "Halt die Fresse, du stinkender Fischkopf! Halt die Fresse, sonst mache ich dich hier vor deinen Leuten zum Eunuchen, du Arschgefickter!" (*) Dabei ging seine Linke zum Dolch, wie um seine Drohung zu untermauern.


    "Hey! HEY! Aufhören! …. ich sagte aufhören!" Der gubernātor stand auf einmal neben ihnen. "Du, Mārcus, laß meinen stinkenden Fischkopf los!" - die Formulierung schien ein beschwichtigendes Zugeständnis an Mārcus zu sein - "Und du, Piscus, laß unseren Gast zufrieden! ER ZAHLT für seine Passage." Es gelang ihm, durch welche Hilfe der Götter auch immer, die beiden Streithähne zu trennen und in eine jeweils andere Richtung zu schieben.


    Piscus grollte noch einige Verwünschungen vor sich hin, entfernte sich aber in die Richtung, die der Navigator ihm vorgegeben hatte. Mārcus wurde in seine Richtung mit den leise zugeflüsterten Worten des Navigators entlassen.
    "Sieh dich vor, Mārcus, sonst nimmt das hier ein böses Ende."


    Nun saß er also in seiner Ecke auf einer Kiste und focht einen inneren Kampf mit seinen Dämonen aus. Der nächste Hafen lag nicht mehr weit entfernt, bis dahin mußte er mit sich irgendwie im Reinen sein.


    Barcino


    In Barcino verließ Mārcus das Schiff nur kurz. Er verspürte zur Zeit kein Verlangen in das bunte Leben der Stadt einzutauchen. Er wollte nur eine neue Tunica, um endlich die alte wegschmeißen zu können und hoffte so auch darauf, Tarraco wegzuschmeißen. "Ja, und etwas zu essen, etwas gutes. Wein, ja auch Wein. Nicht viel, nur ein wenig für die Weiterfahrt.", sprach Mārcus in Gedanken zu sich selber und begab sich auf die Suche nach einem Händler für Bekleidung, um im Anschluß sich Essen und Wein zu kaufen.



    Sim-Off:

    (*) Erläuterung:


    In der römischen Welt waren homoerotische Handlungen nicht unüblich, sind jedoch von den Varianten des hellenischen Kulturkreises zu unterscheiden. Dennoch gab es auch Beleidigung in die selbe Richtung. Das hat mit dem Verständnis von vir (Mann) <-> mulier (Frau) und dem virtūs (Mannhaftigkeit) zu tun.
    Männern wurde eine aktive, also penetrierende Handlung zugestanden. Ein vir durft alles penetrieren (Menschen) und er galt gesellschaftlich immer noch als Mann. Ist er jedoch der passive, also penetrierte Part, besaß er keinen virtūs, daher kann er auch kein vir sein, obwohl er dem geschlechtlich zugehörig ist. Er wurde so in der Gesellschaft zur mulier (Memme).

    "scīs nūllas carmina? ... ō!", (*1) er hatte verdrängt, dass diese Art von Liedern so gar nicht zum Wissen einer guten Römerin gehörten, zumindest nicht öffentlich.

    "tum iacis nucis ac cantābō.", (*2) spach er lachend aus

    "talassiō ... talassiō ... talassiō" rief er immer wieder laut, während Crispina an seinem Arm hing, dabei griff er nochmals in die Schüssel mit den Nüssen. Sie waren umgeben von einer ausgelassenen Menge, die alle die Straße in ein lautes, großes Fest verwandelten.


    Die mitgeführten Fackeln warf zuckend und wabernd Licht und Schatten und die am Rande der Straße stehenden Betrachter wurden in ein Wechselbad zwischen Nacht und Licht geworfen. Einzelne Gesichter tauchten auf, durch den Schein glänzend, nur wenige Augenblicke später im Dunkeln abtauchend um im nächsten Atmenzug erneut ins Licht getaucht zu werden. Es wirkte fast wie ein Reigen, geisterhaft zuckend gleich.


    Mārcus war ganz in seinem Element. Die Hochzeit seines Cousin Florus wirkte wie von Götterhand gelenkt und beraubte, nein befreite ihn, von den nicht immer schönen Ereignissen seiner Reise. Hier fühlte er sich befreit. Und es wäre falsch, den Einfluß von Wein zu negieren.

    "talassiō ... talassiō ... talassiō" und erneut schmiß er eine Hand voll Nüsse, bis er unerwartet eine Nuss an seinen Kopf bekam. Herzhaftes Lachen quittierte den Moment und Mārcus rieb sich kurz den Kopf. Im Moment war es ihm egal, er war im Moment aufgegangen.

    Mit leichter Schlagseite, die dank Crispina nicht zum Kentern führte, ging er weiter.




    Sim-Off:

    *1) scīs nūllas carmina? ... ō! - Du kennst keine Lieder? ... Oh!
    *2) tum iacis nucis ac cantābō - Dann wirfst du und ich werde singen.

    naja, das behauptet Kyriakos, der Sklave wäre entlaufen. Evtl willst du nur die Kaufsteuer vermeiden, die beim Kauf fällig wird. Außerdem müßte er ordentlich bei dir gemeldet sein. Sollt er die Kundschaft beklaut haben, hat deine Sache Schaden verursacht, gar ihn unter falschen Behauptungen als gute Wahl gepriesen. Das wäre glatter Betrug und ein Fall für den Aedil, da Markt bezogen.


    Natürlich würde ich das glatte Gegenteil behaupten, sollte Kyriados belangt werden und wir irgendwie einig werden. :D