Beiträge von Marcus Annaeus Conservator

    Jetzt habe ich mich grade an den *ehemaligen* Puff vom Griechen gewöhnt, meherculēs. :D


    Kurze spinnert Idee von mir in den Raum gestellt - und ja der Grieche ist es schuld.:wehe:

    quidquid id est, timeo Danaos et dona ferentes.


    Kyriakos hat doch den ein und auch anderen Vergnügungssklaven laufen. Beweglich und sprechende Sachen. Würde unter das Marktrecht fallen, wenn es sich darum handelt. Kauf/Verkauf, Entschädigung. Es könnte eine Anlehnung an eine reale Klage sein die in Aegyptus eingereicht wurde. Müßte da nur die Abhandlung zu heraus suchen. Iwo habe ich die abgelegt.


    So bleibt der vertraute Ort, unser verbitterter, emphatieloser Kyriakos, der Aedil und das Marktrecht.


    Bin auch anderen Ideen zugänglich. Soll jetzt keine Pistole-Brust-Einlassung meinerseits sein. :)

    Ich hielt auch Conservator einige Nüsse hin, damit er sie verstreuen konnte. Weit war der Weg ja nun wirklich nicht, aber die Schar war auf jeden Fall laut und mit Begeisterung dabei so wie auch ich selbst.

    Zum Ende seines Spottgesanges bemerkte er eine zarte Frauenhand sich ihm nähern und Nüsse in einer Schale (*) reichen. Mit seinen Augen folgte er der Hand, weiter über den ausgestreckten Arm, bis er Crispina gewahr wurde.


    Ja, die Nüsse. Glatt vergessen., kam es ihm in den Kopf während er angrinste. "Gratias tibi mea Crispina." und Griff sich dabei einige Nüsse, nur um sie gleich wieder von sich zu werden. "Jetzt, wo Florus seine Juno hat und wir hier Nüsse verstreuen ..."

    "Hey, du Arsch! Paß auf wo deine Nüsse landen.", machte sich einer der am Wege stehenden und zuschauenden Passanten lautstark bemerkbar. Ihn hatte wohl eine Nuss am Kopf erwischt.

    "Freu dich, mein Bester, jetzt wo dich meine Nuss getroffen hat, kannst auch du Vater werden.", spottete Mārcus zurück, um sich gleich wieder Crispina zuzuwenden. "Manche können ihr Glück einfach nicht fassen.", wobei es selbst ihm unklar zu sein schien, wen er genau damit meinte. "Komm, laß uns noch etwas singen, bevor die Schwelle erreicht wird. Danach bleibt uns nur der Wein.", Mārcus griff Crispinas Unterarm fast schon vorsichtig mit seiner Hand, um sie mit sich weiter nach vorne zu nehmen.



    Sim-Off:

    (*) ich ging hier von Nüssen, dargereicht in einer Schüssel/Tellerchen aus. Hoffe das geht.

    Es war eine wirklich tolle Hochzeit gewesen, und für Mārcus war jetzt eigentlich ein Höhepunkt gekommen, der Umzug. Der Umzug mit den vielen vor Freude ausgelassenen Gästen und Familienmitgliedern - und den Spottgesängen. Er liebte Spottgesänge, und so begann er einen anzustimmen. Florus wird ihm nicht leid tun, jedenfalls nicht heute, nicht jetzt:


    Er kam, er sah, er siegte nicht,

    Sie blickte tief in sein Gesicht.

    Nun denn oh holdes Hochzeitspaar,

    Der Bräutigam ist hier der Narr.


    Denkt er dabei so vor sich hin,

    Fasst sie lieblich an sein Kinn.

    Es regt sich viel, wo Eros wohnt,

    Doch fragt sie sich, ob es sich lohnt.


    Da langt sie hin in Eros Reich,

    Und findet alles gar so weich.

    Wenn's so ist, so ohne Macht,

    Dann Ruf ich Phallusios in der Nacht.


    Als Servus kam er einst in mein Haus,

    Oh er ist so besser als diese Maus.

    Drum denke, Mann, bevor er jubelt,

    Auch Phallusios sich in ihr trubelt.


    Mārcus sang den Spott laut genug, dass auch die Nachbarschaft jedes Wort deutlich vernehmen könnte. Im schlimmsten Fall würde ihm einer einen Becher Richtung Kopf werfen - im besten Fall auch treffen.

    Wie leichten Schrittes kam sie angekrabbelt. Jetzt, wenige Zentimeter vom Ziel entfernt, wenige beherzte Schritte noch ... pffftsss .... ein rießiger, sich schnell bewegender Schatten kam hernieder, Luft vor sich her drückend, dennoch schnell genug sie zu erwischen ... und sie von ihrem Ziel zu vertreiben ... Scheiße! Glück gehabt, bei dem Treffer, puuh, dachte sich die Fliege und entschwand im Raum.


    Marcus Hand hatte seinen linken Unterarm mit der Rechten in einer fast parallelen Bewegung getroffen. Das Krabbeln der Fliege af seinem Unterarm hatte ihn wirklich genervt. Es sah noch, wie die Fliege im Raum entschwand, sie mit seinen Blicken folgend. "Schlecht getroffen", Marcus, murmelte er vor sich hin und widmete sich erneut seinem Kopfhaar.

    Nach seinem Besuch im balneum war er weder in sein cubiculum gegangen und hatte sich die Haare getrocknet. Nun war es Zeit, diese zu durchkämmen und gut zu legen. Er wollte schließlich nicht wie ein daher gelaufener Bettler auf der Hochzeit seines Cousin Florus auftauchen.

    Daher nahm er sich etwas Zeit, mit einem Kamm, den er sich zuvor mit einem Spiegel aus poliertem Silber hat von einer Sklavin geben lassen, seine Haar zu durchkämmen. Und diese Tätigkeit war nun nicht seine liebste. Wenn jetzt einer mit Esel und Kamelmilch um die Ecke kommt, fehlt es nur noch, dass ich Gāius Iūlius oder Mārcus Antōnius bin und sich Cleopatra um meine Lanze kümmert, dachte er, Wobei ... "dann wäre ich wohl schon längst tot."


    Herr, geht es dir nicht gut? Soll ich einen Arzt rufen und Florus Bescheid geben?


    Er merkte erst jetzt, dass er seinen letzten Gedanken unbewußt laut ausgesprochen hatte und ein hereinkommender Sklave, der gerade eine Schale mit Obst und einigen Nüssen hereinbrachte, diesen vernommen hatte.


    "Nein, mir geht es gut. Nur Gedanken, keine Sorge.", antwortete er dem Sklaven.


    Nachdem dieser seine Tätigkeit durch Abstellen der Schale vollbracht hatte, dreht er sich wieder der Tür zu und ging wieder hinaus.

    Gedanken? Der hat komische Gedanken, so kurz vor Florus Hochzeit an den Tod zu denken. Vielleicht spreche ich lieber mit dem Hausherrn? Oder besser mit Crispina? Ach, abwarten und mulsum trinken ist auch keine schlechte Idee , dachte er vor sich hin bevor er die Zimmertüre hinter sich schloss.

    Servīlia Decula

    mater Mārci Cōnservātoris

    diēs nātālis: a. d. v id. okt, anno 821 a.u.c. (11. Okt. 68)
    wohnhaft in: Gādēs, Prōvincia Baetica
    verheiratet mit: Paulus Annaeus Camillus, seit kal. iun. anno 839 a.u.c (1.Jun.86)
    Beruf: unetbehrliche Stütze der Familie, hilft ihrem Mann bei seinen geschäftlichen Tätigkeiten
    Auskommen: darüber schweigt sie


    Servilia Decula ist die Tochter des Gnaeus Servilius Fīdus und die jüngste von zwei Töchtern. Ihre Kindheit verbrachte sie in Gādēs, Prōvincia Baetica, wo sie immer noch lebt. Bis zu ihrem 7ten Lebensjahr kümmerte sich, neben ihrer eigenen Mutter, noch eine serva familiāris um ihr Aufwachsen. Schon früh erhielt sie Unterricht im Lesen, Schreiben und Rechnen, wobei sich mit dem Erreichen ihres 10ten Lebensjahres die erzieherischen Aufgaben mehr und mehr auf die traditionellen Erwartungen ausrichteten. So erlernte sie das Spinnen und Weben durch ihre Mutter und wurde sogar – manch böswilligen Unterstellungen sprechen sogar von einem Übermaß an trāditiō (*1) – mit 13 Jahren einer der Familie bekannten Weberin anvertraut, um Servīlia Decula in diesen Fertigkeiten noch besser auszubilden.

    In den folgenden zwei Jahren perfektioniert sie ihre Fertigkeiten, doch kam es durch die Pubertät zu vermehrtem Auftreten von Problemen zwischen Decula und ihrer Familie. In der Wohnstraße munkelte man, ihr Vater hätte eines Abends so den Hintern versohlt, dass er selber am nächsten Tage seinen Arm nicht richtig bewegen konnte. Aber wer gibt schon was auf Gerüchte – außer die Straße.


    Von da an war sie überwiegend im elternlichen Haus, wo sie ihr Interesse für Schriftrollen entdeckte, als sie bei ihrem Vater ein Abschrift von De origine et situ Germanorum (*2) des Historikers und Senators Publius Cornelius Tacitus fand. Hier konnte sie in ihren Gedanken reisen und ihr fremde Regionen erforschen. Ihr Vater war anfänglch weniger davon begeistert und gedachte, duch eine Verheiratung seiner Tochter, dem ganzen so ein Ende zu bereiten. So kam es zu einer Verlobung mit einem angesehen Mann aus dem ordo decuriōnum, der einen deutlichen Zugewinn an auctōritās für die Familie versprach und in einem gefestigtem Alter von 47 Jahren war. Die väterlichen Hoffnungen wurden jedoch durch die Götter zu nichte gemacht, denn der Verlobte verstarb bei einem Handgemenge auf dem Forum, was zu einer Hinrichtung des Täters im Nachgang führte. Nur half das dem Vater in diesem Moment nicht wirklich weiter mit seinen Nöten. Daher gewährte er seiner Tochter Servilia Decula das Schmökern und Stöbern in den Schriftrollen, hatte er sie doch so näher um sich und unter Kontrolle.


    Bevor sich die Familie in Sorgesfalten werfen konnte, da ihre Tochter immer noch nicht verheiratet war, bot sich die Gelegenheit, auf die keiner zu hoffen wagte: Paulus Annaeus Camillus.
    Er war nicht wesentlich älter als seine Tochter und strebsam, vor allem nicht von moderen Flausen belastet und, dies gab schlußendlich den Ausschlag, er verband Gnaeus Servilius Fīdus Familie wieder fester mit dem Mutterland Italia. Denn im Gegensatz zu seiner, hatte Annaeus Camillus einen Vater, der direkt aus Italia gekommen ist – um genauer zu sein aus Pompēī. Es würde also originär römisches Blut in die Familie kommen. Das der Annaeus auch nichts gegen eine belesene Frau hatte, wenn sie denn die Traditionen beherrschte, erleichterte das ganze ebenfalls.


    So kam es dann zur Vermählung der beiden an den kal. iun. anno 839 a.u.c. und Servīlia Decula gebar ihrem Mann seither drei Söhne, Gāius Acratus, Faustus Milō und Mārcus Cōnservātor, von denen nur noch Cōnservātor lebt und ist ihm seitdem eine tatkräftige Stütze, nicht nur zu Hause und im Schlafgemacht. Ebenfalls hilft sie auch bei der schriftlichen Abwicklung seiner Geschäfte und ist eine zuvorkommende Gastgeberin, wenn ihr Mann seinen gesellschaftlichen Verpflichtungen nachkommen muß. Da kann man nachsichtig sein, dass sie gerne, wenn es die täglichen Verpflichtungen erlauben, in Schriftrollen liest und so die Weiten der römischen Welt und darüber hinaus bereist.




    Sim-Off:

    *1) trāditiō – hier: Tradition, Lehre
    *2) De origine et situ Germanorum - Über Ursprung und geographische Lage der Germanen

    So, nachdem ich in den letzten Tagen ein wenig zugepackt anderen Sachen war, hab ich jetzt wieder mehr Zeit und wäre auch gerne mit von der Partie, wenn es noch Platz geben sollte. :D

    Ich gebe zu bedenken, dass man es mit der Komplexität des Falles nicht übertreiben sollte, erfahrungsgemäß schnallen dann Leser und Schreibenr früher oder später ab. Die Geschichte um das Lupanar könnte das Limit schon sprengen.

    Der Reiz liegt in der Breite der Möglichkeiten. Es muß ja nicht gleich eine āctiō mixtūra daraus hervorgehen. Die Auswahl, was geplottet wird, bietet halt Optionen. Der gesellschaftliche Geruch der Gosse böte in den Reden und Gegenreden aller Beteiligter eine Chance auch unter den Tunicagürtel zu langen. Natürlich in gesitteten Worten. :D

    "Es heißt, die bibliothēca Pergamī (*1) besitzt gut |II| volūmina (*2) und ist das centrum fabricātiōnis membrānae (*3). Auch ist ihr Zeusaltar weltbekannt. Vielleicht habe ich einmal das Vergnügen, deine Herkunftsstadt kennen zu lernen. Ich würde mich freuen, dich, Vindex, dann als Begleiter und kundigen Führer an meiner Seite zu wissen.", ging Mārcus freundlich auf Vindex kurze Herkunftsangabe ein, bevor er fortfuhr:

    "Umso erfreulicher, dass sich der Streit zwischen den beiden Händlern hat beilegen lassen und du unversehrt geblieben bist. Daher schließe ich mich eurer freudigen Spannung auf Florus Vermählung gerne an. Gestartet mir nur vorher, etwas zu ruhen und im Anschluß im balneum die lange Reise aus den Knochen zu waschen."



    Sim-Off:

    *1) bibliothēca Pergamī - Bibliothek von Pergamon
    *2) |II| volūmina - 200.000 Schriftrollen
    *3) centrum fabricātiōnis membrānae - Zentrum der Pergamentherstellung

    "Heirat und Scheidung, sowie der Tod bieten hier ebenfalls ein weites Feld. Alle drei Punkte bieten mannigfaltige Möglichkeiten, Schaden zu verursachen, respektive Schaden geltend zu machen." Mārcus hielt kurz inne, und schloss seine Einlassung "Allen drei gemeinsam ist möglicher Schaden an Hab und Gut sowie - Ehrenverletzungen."

    Er hoffte, seine Entlassung zu der Frage des Valerius Flaccus sorgt nicht für eine größere Verwirrung.

    Wie ein sehr viel edlerer Mann als ich einst sprach: »Ich behalte keine Hoffnung für mich.«


    Es wäre für mich kein Unterschied zu sonst. Aber vielleicht ein interessanter Prozess, wenn gewünscht. Andernfalls findet sich sicher ein anderer, vielleicht spannenderer Verhandlungsgegenstand als das niedergebrannte Lupanar eines namenlosen Niemand.

    Ich fände einen Prozess um ein Lupanar spannend. Würden doch gleich mehrere Ebenen involviert werden. Geht's um Marktgerecht - Aedil, geht's um den Brand - eher praetorisch, hinzu käme Eigentumsbeschädigung und Wertverlust <-- servi.


    Und dann noch das erlaubte, besteuerte doch gesellschaftliche ganz unten stehende Gewerbe.

    :kaffee2:

    Angekommen im balneum, legte er seine beiden neuen Kleidungsstücke auf eine Bank und begann sich zu entkleiden. Er hörte leise Schritte hinter sich und drehte sich um. Ein servus familiāris, dessen Name er noch nicht kannte, trat hinzu.
    "domine, tuī calcei balneāriī(*1), sagte er und stellte ihm ein Paar hölzerne Badesandalen hin. Dazu legte er ein großes Handtuch und die notwendigen Badeutensilien. "tuam tunicam portābō ad lavātiōnem, domine.(*2)

    Mārcus nickte und schlüpfte in die hölzernen Badesandalen, legte sich das Handtuch um die Hüfte und mit seinen Badeutensilien ging er in das frīgidārium (*3), um sich zu reinigen.

    Er legte sein Handtuch auf eine im Raum befindliche Bank und begann, seinen Körper mit Öl einzureiben. Das Öl hatte den angenehmen Nutzen, sich nicht nur mit dem Schutz und Dreck, der auf der Haut und in den Poren ruhte, zu verbinden, sondern auch gleichzeitig die Haut geschmeidig zu halten. Oben beginnend hatte er sich bis zu seinen Oberschenkeln vorgearbeitet, da trat der servus hinzu.
    "domine te pūrgātum a me facit.(*4), sprach der servus. Dieser ergriff die mit Öl gefüllte ampulla (*5) und führte die Tätigkeit des Mārcus fort. Er achtete dabei darauf, das Öl durch sanften Druck in die Haut zu massieren, um so auch den Schmutz in den Hautporen zu lösen. Im Anschluß griff er zum strigilis (*6) und begann das Öl mit dem aufgenommenen Schmutz damit abzuschaben. Nach jeder schabenden Bewegung tauchte er den strigilis (*6) in einen auf dem Boden stehenden Topf mit heißem Wasser, um das Öl von diesem durch schnelle Hin-und-Her-Bewegungen zu entfernen, bevor er fortfuhr. Nachdem die Körperreinigung abgeschlossen war, ging Mārcus, gefolgt vom servus, in das tepidarium (*7). Hier erfrischte er sich aus den Wasserbecken, bevor er sich auf einer Bank niederlegte und dem servus ein Zeichen gab, ihn zu massieren. So wollte er auch noch den letzten Rest seiner Reise nach Rōma aus seinem Körper bekommen, um sich danach auf seine Zukunft zu konzentrieren.


    Der servus begann nun etwas Öl in seine linke Handfläche zu geben und danach führte er beide Hände zusammen, um das Öl in beiden Händen zu verteilen. Dabei stand er neben der Bank, auf welcher Mārcus, auf dem Bauch liegend, ruhte. Der servus streckte seine Hände aus und begann bei Mārcus den Nacken und Schultern zu massieren, arbeitete sich mit geübten und beständigen Bewegungen den Rücken bis zum Gesäß hinunter, um danach mit Mārcus Armen den Oberkörper abzuschließen. Nach einer erneuten kleinen Gabe von Öl in seine Hände, begann der servus Mārcus Beine durchzukneten.


    "Herr, ich bin fertig.“, sagte er und wartete bis sich Mārcus aufgerichtet hatte und sich kurz sammelte. Darauf schlüpfte Mārcus in seine Holzsandalen, um sich im caldārium (*8) nicht seine Füße auf dem sehr heißen Boden zu verbrennen. Wie ein Schatten folgte ihm der servus, der auch das Handtuch mitnahm, welches Mārcus auf der Bank liegengelassen hatte. Gemeinsam gingen sie dem Warmwasserbecken entgegen, wo Mārcus sich hineingleiten und von der Wärme des Wasser umarmen ließ. Er schloß die Augen und atmete langsam einige Male tief ein und aus. Welch eine Wohltat, dachte er.


    Unterdessen wartete der servus leise am Beckenrand, das Handtuch über seinem linken Unterarm hängend. Mit seiner Rechten hatte kurz zuvor die Holzsandalen ordentlich an den Beckenrand gestellt.

    "Du kannst gehen,“, sprach Mārcus mit noch geschlossenen Augen zum servus, "und komm zur nächsten Tagesstunde wieder.

    Er blieb noch längere Zeit mir geschlossenen Augen im Becken, genoß die wohltuende Wärme des Wasser und spürte ein tiefe Entspannung seinen Körper durchfahren. Was für eine Freude, dass Florus sich vermählen wird, dachte er, und wenn ich es richtig verstanden habe, auch von gesellschaftlicher Relevanz.


    Er hing noch einige Augenblicke an schönen Erinnerungen aus Gādēs und seinem Vater, bevor er aus dem Wasserbecken entstieg und sich erneut in das frīgidārium (*3) begab, während das Wasser von seinem Körper auf den Boden lief. Dort angekommen, stieg er zügig in das Becken mit kaltem Wasser und setzte sich auf eine eingebaut Bankstufe. Das kalte Wasser sorgte für eine schnelle Rückkehr seiner weit geschweiften Gedanken und zog seine Haut zusammen, die feinen Haare aufstellend. Er fühlte sich nun wach und sehr erfrischt und ein Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus.
    In dem Moment, wo sich Mārcus aus dem Wasser erheben wollte, trat der servus wieder ein – eine Tagesstunde war somit verstrichen und Zeit sich wieder in die Welt außerhalb des balneum zu begeben.


    Mārcus stand nun neben dem Wasserbecken und ließ sich abtrocknen und im Anschluß mit Lavendelöl einreiben. Er mochte Lavendelduft, er war dezent genug und verlieh dennoch den Eindruck von gepflegtem Äußeren, ohne wie ein Mädchen zu duften. Nachdem der servus seine Tätigkeiten beendet hatte, verließ Mārcus das balneum, den servus mit den anstehenden Reinigungsarbeiten im selbigen alleine lassend und ging, in seine neue subūcula und tunica gekleidet und anständig gegürtet, zu seinem cubiculum.




    Sim-Off:

    *1) domine, tuī calcei balneāriī - Herr, deine Badeschuhe
    *2) tuam tunicam portābō ad lavātiōnem, domine. - Ich werde deine tunica zur Wäsche bringen, Herr
    *3) frīgidārium - Kaltbaderaum
    *4) domine te pūrgātum a me facit - Herr, laß dich von mir reinigen.
    *5) ampulla – kleine Flasche
    *6) strigilis – Schabeisen, Striegel
    *7) tepidarium - Warmbaderaum
    *8) caldārium - Warmbad

    Nachdem er seinen Durst gestillt hatte griff sich Mārcus die beiden, auf dem kleinen Tisch liegenden, Kleidungsstücke. Er merkte, wie gut ihm der Schlaf, wenn auch überschaubar lang, getan hatte. Jetzt ein Bad und sich erfrischen. Vielleicht gibt es sogar etwas Lavendelöl., redete Mārcus in Gedanken mit sich selber. Er klemmte sich die tunica und subūcula unter seinen linken Arm und begab sich zur Tür seines cubiculum mit dem Ziel, das balneum aufzusuchen.

    in morte nēmō nostrum sōlus est (*1)


    Mārcus hatte sich nach seiner Mahlzeit noch etwas an seinem Platz aufgehalten und in Ruhe seine pōsca getrunken, da viel sein Augenmerk auf eine vierköpfige Männergruppe, die sich im Schattenwurf des Theaters dicht an der Wand aufhielt. Die einzelnen Gesichter waren im Schatten nur schwer zu erkennen, doch sah man wie einer der vier mit wilden Gesten versuchte, den anderen etwas zu vermitteln. Dabei deutete der Mann mehrfach in die Richtung einer Gruppe von drei Frauen, die gerade aus dem Tempelbezirk kamen. Sie Sonne hüllte die Frauen in ihr wärmendes Strahlenkleid und erlaubte so eine guten Blick. Mārcus sah ebenfalls zu den Frauen herüber, wobei er sich einen Schluck der pōsca gönnte und obwohl reges Treiben herrscht hatte er das Gefühl, das eine Menschenmenge auch gefährlich sein kann. Hast du etwas vor, begehe es in der Öffentlichkeit und keiner wird dich beachten kam ihm in den Sinn. Es stammte aus einem Gespäch mit seinem Vater, der ihn darauf hinweisen wollte, dass das Offensichtliche häufig am ehesten übersehen wird.


    Die Gewänder der Frauen wurden von einer leichten, vom nahen Meer kommenden Brise erfasst und sanft bewegt, so dass der Stoff je nach Wurf unterschiedliche Konturen ihrer Körper anliegend betonte. Zwei der Frauen unterhielten sich lebhaft, während die dritte etwas nach hinten versetzt folgte. Augenscheinlich eine Dienerin, oder ein junges Familienanhängsel, so genau war es nicht zu erkennen. Jedenfalls wirkte die Dritte gedankenverloren und der Abstand zu den beiden anderen Frau viel mit jedem zweiten Schritt größer aus.

    Als die Frauengruppe sich auf Höhe der geraden Sichtlinie von Mārcus Sitzplatz zum Theater befand, war die dritte Frau schon gute 18 pēdes (*2) hinter den beiden, in einem lebhaften Gespräch vertieften beiden Frauen entfernt. Deutlich konnte er die anmutenden Figuren der beiden ersten Frauen sehen, gekleidet in guten Stoffen die bis zu den Knöcheln reichten, wo sich bunte offene Schuhe an ihren Füßen schmiegten. Die Gürtel der beiden war reich verziert und so ein gutes Indiz für den Reichtum der Familie, der sie angehörten. Sein Blick ging zur zurückliegenden Frau, die auf ihn als die jüngste der Gruppe wirkte. Auch sie hatte sich gut gekleidet, vielleicht einen hauch zu eng anliegend für seinen Geschmack. Sie wirkt, als ob sie erst seit wenigen Jahren die Blüte ihrer Weiblichkeit erfahren hat. Das Gesicht weiß gehaucht, und jung, ihr Blick wirkte abwesend und Gedanken verloren. Der Stoff zeichnete ihre Brüste deutlich genug ab, dass keiner sich wirklich Gedanken machen mußte, was er denn entkleiden würde.


    ita puella, artior tunica - artior palla (*3), dachte sich Mārcus. Wärest du meine Tochter, ich würde dir deinen Hintern versohlen, wenn du so heraustreten wollen würdest.


    In diesem Moment seiner Gedanken bemerkte er wie sich die Männergruppe aus dem Schatten löste und in zwei … drei …. langen Sätzen sich dem Mädchen von schräg hinten näherten. Arme und Hände streckten sich vor, den Mund des Mädchen verschließend, andere griffen sich die Arme, und noch bevor das strauchelnde arme Ding vollends durch das verlorene Gleichgewicht den Boden berührte fassten andere Hände ihre Beine. Es war alles so schnell gegangen, dass die beiden vorgehenden Frauen nichts mitbekommen hatten und andere Passanten waren mit sich selber beschäftigt oder wollten nicht hineingezogen werden. Die Männer verschwanden mit der jungen Frau hinter einem, nun von Mārcus aus gesehen, rechts neben dem Theater gelegenen länglichem Gebäude, gegenbüber des Tempels. Die Rückseite des Gebäudes schien dicht an den steilen Abhang gebaut worden zu sein und nur eine kleine Mauer trennte Personen vom Absturz. Ein idealer Platz für allerlei sich ausgedachter Dinge.


    Mārcus legte den für sein Essen und Getränk vom Wirt veranschlagten Betrag auf seinen Platz, und rief das dem Wirt zu, so dass er dafür Sorge tragen konnte an sein Geld zu kommen. Dann verließ er den Ort und ging schnellen Schrittes über die Straße, Teile der Tempelplatzecke streifend, in Richtung des Durchganges zwischen Theater und dem Gebäude, hinter welchem die Männer ihren Fang geschleppt hatten.


    "… nōn! ... n ō n! ... s ū ē s ! … nōn! ... sīcāriī! … n ō n ! ..." (*4) quollen die Worte der jungen Frau zwischen den Fingern des Mannes, der ihren Mund umschloß, dumpf heraus. Sie hatte begonnen sich zu wehren, doch all ihre Versuche, mit ihren Beinen zu strampeln und ihre Arme frei zu bekommen, scheiterten an der schieren Gewalt und Kraft der Männer. In deren Augen begann sich Begierde, gar Lust abzuzeichnen.

    "hanc grandi pecuniā vendemus." (*5), sagte der älter der Männer, "aut in ūsu prīvāto erimus." (*6) ein Jüngerer.


    Mārcus beschleunigte seine Schritt und erreichte die hintere Gebäudeecke gerade noch, um zu sehen, wie einer der vier begann seine Tunca hochzuziehen, während die drei anderen die junge Frau auf dem Boden festhielten. Zwei kümmerten sich um die Beine, der dritte kniete mit seinen Beinen auf den Schultern. Dieser war auch der einzige, der den um die Ecke kommenden Mārcus hätte rechtzeitig gewahr werden können, doch er war viel zu sehr damit beschäftigt, sich an ihrem Opfer zu ergötzen.


    impudīci mentulaeque! virginem violātis!(*7), schrie er die Männer laut an, während er in einen Sprint verfiel und so den Abstand auf wenig pēdes verringerte.


    Das plötzliche und unerwartete Auftauchen des für die vier Männer völlig unbekannten Mārcus sorgte für erschrockene Verblüffung, so fixiert waren sie auf ihr am Boden fixierten Opfer. In dem Moment, wo sich der vierte Mann mit der nach oben gehobenen Tunica mit dem Kopf Richtung Mārcus umzudrehen begann, bemerkte derjenige, der die Schulten mit seinen Knien niederdrückte ein kurzes Aufblitzen, und noch bevor er erfassen konnte, dass es sich um die Sonnenreflexion auf einer Klinge handelte, stieß Mārcus seinen auf den letzten pēdes gezogenen pugiō bei seinem letzen großen Sprungschritt dem sich zu ihm drehen Mann mit dem unteren Tunicasaum in seiner Linken halten in den Hals unterhalb des Kehlkopfes. Röchelnd und mit einem entsetzten Gesichtsausdruck sank der Getroffen nieder, sein Blut färbte seine Tunica und begann schon auf sein junges am Boden befindliche Opfer zu tropfe.


    Mit einer geschickten Bewegung hatte Mārcus nach dem Stoß seinen pugiō aus seinem ersten Ziel entwendet und führt seine führende Hand, mit dem pugiō in dieser, in einer schneidenden Bewegung einem zweiten Mann, der sich um eines der Beine kümmerte, von oben durch das Gesicht, so dass diese vor Schmerzen schreiend von der am Boden liegenden abließ.

    Der Schulter haltende Mann schien wohl wieder halbwegs seine Sinne gesammelt zu haben, und versuchte sich von unten kommend auf Mārcus zu stürzen, erwischte ihn an der Hüfte und brachte so Mārcus dazu, nach hinten zu straucheln, Gleichgewicht haschend. Noch bevor es der fremde Vergewaltiger mit erneuter Kraft schaffen konnte, stach Mārcus seinen Dolch dem Mann von oben in den Nacken, so das dieser erschlaffend nach unten fiel und in kurzzeitiges Zucken verfiel, gleich einem geköpften Huhn, dessen Reflexe noch aktiviert sind.


    Während sich der Mann mit der Schnittwunde immer noch vor Schmerzen auf dem Boden wälzte, sprang der letzte verbliebene Mann auf, im Versuch seinem Schicksal zu entgehen. Mārcus und er trafen sich aufprallend in der Nähe der kleine Mauer am Steilhang und es entbrannt ein kurzer, aber heftiger Kampf, der beiden an den Kräften zehrte. Der Mann versuchte mir aller Kraft Mārcus pugiō von sich fern zu halten und umklammerte daher Mārcus Hand, während er mit seiner freien bemüht war, Mārcus an die Kehle zu gehen. So ging es für Mārcus eine gefühlte Ewigkeit, bis es ihm gelang seinen Angreifer mit letzter Kraft über die kleine Mauer zu drücken, so das dieser, seinem Gleichgewicht beraubt, darüberfiel und in die Tiefe stürzte und sich unten den Hals brach.


    Mārcus schnaufft kurz durch, bevor er sich dem letzten und verletzten Mann zuwendete, der mittlerweile begriffen hatte, das sein Schmerz und seine Verwunderung ihn daran gehindert hatten, den Ort des Grauens zu verlassen - als er noch Zeit hatte.

    Nun erreichte Mārcus den am Boden liegenden und bevor er den Versuch unternehmen konnte aufzustehen, beugte Mārcus sich zu ihm hinab: "in morte nēmō nostrum sōlus est." sagte er zu dem Mann und sein pugiō beendete des Mannes Leiden und Leben durch einen starken und harten Stoß in den seitlichen Nacken.


    Als er sich zu der jungen Frau umdrehen wollte, um zu sehen wie es ihr geht und ob er er weiterhelfen kann, fand er ihren Platz verlassen vor. Wie es schien hatte sie die Gunst der Stunde genutzt und während des Kampfes den Ort verlassen und sich in Sicherheit gebracht. Bestimmt war es ihr äußerst peinlich und beschämend. So blieb Mārcus nichts anderes übrig, als seinen pugiō an der Tunica eines Toten abzuwischen und selber den Ort zu verlassen und sich möglichst schnell wieder zum Schiff zu begeben. Er wollte nicht noch durch irgendwelche Ordnungskräfte und stundenlange Fragen und Antworten an seiner Weiterreise gehindert werden.




    Sim-Off:

    *1) in morte nēmō nostrum sōlus est - Im Tod ist keiner von uns allein.
    *2) 18 pēdes - 18 Schritt, ca 5,40 m
    *3) ita puella, artior tunica - artior palla - ja Mädchen, zu enge Tunica, zu enges Obergewand
    *4) … nōn! ... n ō n! ... s ū ē s ! … nōn! ... sīcāriī! … n ō n ! ... - nein ... nein ... Schweine ... nein ... Banditen
    *5) hanc grandi pecuniā vendemus - diese verkaufen wir für viel Geld
    *6) aut in ūsu prīvāto erimus - oder wir nutzen /f*ck*n/ sie privat (Achtung Wortspiel ūsus bedeutet auch Geschlechtsverkehr)
    *7) impudīci mentulaeque! virginem violātis! - Lustmolche und Schwänze! Ihr schändet/vergewaltigt die junge Frau!

    Mārcus, auf seiner sponda schlafen, wanderte in seinem Traum hin und her vom Treffen im ātrium mit Florus, Crisina und Vindex zu seiner Schiffsreise. Sein Körper begann sich zu erholen und ein Gefühl von Zufriedenheit erfüllte ihn. Es war angenehm ruhig in seinem cubiculum, kein Vergleich zu den Tagen auf See und den Aufenthalten in den unterschiedlichen Städten dabei.


    Es war schon einige Zeit vergangen, da spührte er auf seiner Haut einen leichten Luftzug und kurze Zeit später ein leises Geräusch, als ob eine Tür geschlossen worden sei. Noch leicht schlaftrunken öffnete er eines seiner Augen, um sich zu vergewissern, ob eine weitere Person eingetreten sei und bemerkte auf auf dem niedrigem Tisch vor seiner Ruhestätte fein säuberlich gefaltet eine neue tunica und subūcula liegen. Er schmunzelte leicht. Hatte der servus sich leise wie eine Katze hereingeschlichen, um ihn nicht zu wecken und dennoch seine Aufgabe zu erledigen.


    Grātias tibi!(*1), murmelte Mārcus leise und dankte somit dem servus, der sich schon nicht mehr im Raum aufhielt. Der servus hatte das zwei wirklich gute Stücke aufgetan und mitgebracht. Eine subūcula aus Leinen in Naturfarben und eine tunica in einem fast schon pistazienfarbenen hellem Ton. Er strecke sich kurz aus, um seine Gllieder wieder in Gang zu bringen und schlug die Decke zurück bevor er aufstand und einen Becher mit Wasser füllte. Er hatte Durst.



    Sim-Off:

    *1) Grātias tibi! - Danke dir!

    Tarraco
    Tarraco urbs est in his ōris maritimarum opulentissima (*1)


    Das Schiff, mit dem Mārcus seine Reise angetreten hatte, näherte sich der Hafeneinfahrt der Stadt. Auf der Landseite, die in einer seichten Krümmung einen flachen Viertelkreis bildete, standen die Lager- und Warenhäuser, und zahlreiche Schiffe, die hier lagen, wurden gelöscht oder beladen. Es herrschte rege Betriebsamkeit im Hafen. Der Hafen selber wurde auf zwei Seiten eingefasst.

    Wenn man, so wie Mārcus, vom Meer blickend auf den Hafen schaut, dann lag zur Rechten eine lange Mole, an derem Ende ein pharus (*2) stand und so den Schiffen Orientierungshilfe bot. Die Mole selber ruhte auf Rundbögen, die nur mit ihrem oberen Bogenteil aus dem Wasser ragten. Sie war gute 20 pēdes (*3) breit und in der Mitte ihrer Länge standen zwei große Säulen, die je mit einer Statue ausgestattet waren. Die Mole endete landseitig an der, die Stadt umfassenden Stadtmauer, und wurde durch ein verschließbares Tor von der Stadt getrennt.

    Wenn man seinen Blick dann zu seiner Linken führt, so wie er es tat, konnte man die zweite Hafeneinfassung erblicken, die als Kai angelegt worden war. Hier befanden sich auch zusätzlich Lastkräne zum Be- und Entladen der Schiffe und am Kaiende, meerseitig, ruhte eine große Statue des Neptūnus auf einem hohen, großen Sockel. Auf diesem waren die Gründe und Stifter eingetragen, für alle erkennbar. Eine angemessene Würdigung für ihr Engagement für die städtische Gemeinde. Der Kai endete landseitig in einem Bereich mit vielen Lagerhallen und Gewerbe, die sich schon außerhalb der Stadtmauern befanden. Somit lag auch ein gutes Drittel des Hafen außerhalb der Mauern.

    Tarraco wuchs über ihren Kern hinaus und strotzte vor Leben und Geschäftigkeit. Begünstigend kam hinzu, dass sie auch Verwaltungssitz der Prōvincia Tarracōnēnsis war und somit auch die Verwaltung hier ihren Sitz hatte. Dies gab Tarraco eine besondere politische Bedeutung.


    Mārcus sehnt sich danach, endlich an Land gehen zu können, seine Glieder zu strecken und zu bewegen, über die begrenzten Möglichkeiten des Schiffes hinaus. Gar etwas warmes verspeisen und dem Herzschlag der Stadt lauschen.

    Attendite!(*4) vernahm er den lauten Ausruf desjenigen Seemanns, der darauf achtete, dass das Schiff in angemessenem Winkel und Geschwindikeit sich dem Kai näherte. Dann verspürte er schon den dumpfen Stoß des Schiffes gegen den Kai, gefolgt vom üblichen Prozedere des Vertäuens und Festzurren des Schiffes an seiner Anlegestelle.


    Er verließ das Schiff kurz darauf ebenfalls und ging schnellen Schrittes in Richtung des theātrum (*5), in desse Nähe sich üblicherweise auch Imbissstuben befanden. Er wollte doch einmal wieder etwas warmes essen. Nachdem er sich für eine caupōna entschieden hatte – diese hatte den Vorzug in einem Eckgebäude zu liegen und zu ihrer, vom theatrum aus gesehen, Linken an einen Tempelbezirk zu liegen und gegenüber den Blick auf das theatrum frei zu geben – bestellte Mārcus einen Caccabinam minorem (*6) und dazu eine pōsca. Hier hatte er nicht nur sein ersehntes warmes Essen, sondern auch einen guten Blick auf das Stadttreiben.





    Sim-Off:

    *1) Tarraco urbs est in his oris maritimarum opulentissima - Tarraco ist die reichste Hafenstadt an dieser Küste - Pompōnius Mela
    *2) pharus - Leuchttrum
    *3) 20 pēdes - 20 Fuß, ca 6 m (pēs – Fuß, Längenmaßeinheit, ca 0,3 m)
    *4) Attendite! - Achtung!, gebt Acht!
    *5) theātrum - Theater
    *6) caccabinam minorem – kleiner Eintopf

    Mārcus hörte die Stimme, deren Person er nicht sehen konnte; da sah er auch schon Florus sich erheben und der Stimme zugehörigen Person entgegnen ...

    Salve Vindex, dann ist die Familia ja wieder einmal komplett! Gast ist vielleicht das falsche Wort. Ein Cousin, Marcus Annaeus Conservator. Marce, das ist Servius Annaeus Vindex. Er entstammt einem komplett anderen, griechischen, Zweig der Gens, welcher sich schon so früh von unserem gelöst hat, dass es uns bisher noch nicht gelungen ist, die genaue Verbindung zu finden.

    Mārcus dreht sich bei seiner Erhebung aus dem Korbsessel ebenfalls in die Richtung, aus der die Stimme erklang und sein Cousin gesprochen hat.

    "Salvē Servi Vindex. Ut valēs? Gādibus sum, Baetica." (*1), begrüßte er Vindex. "Mein Vater hat mir wohl verschwiegen, dass unsere gēns auch einen griechischen Zweig hat. Um so mehr freut es mich, dich kennen lernen zu können." Mārcus lächelte Vindex an, bevor er fortfuhr "wir gratulieren gerade Florus zu seiner bevorstehenden Hochzeit mit Iulia und ich durfte schon das Vergnügen haben Crispina kennen zu lernen."

    Mārcus lies Crispinas Worte nachklingen bevor er lachend erwiderte: "Crispina mea (*1), ich hoffe doch nicht, eine Schatten würde sich jetzt trübend über uns legen. Aber du hast Recht! Laß uns den zukünftigen Bräutigam gebührend hochleben und möge die Hochzeit noch bei seinen Enkeln nachklingen."

    Er hab seinen gläsernen Becher und prostete seinem Cousin Florus zu: "Auf dich, Florus, und deine zukünftige Frau! Möge sie dir zahlreiche Kinder schenken."



    Sim-Off:

    *1) Crispina mea - Crispina, meine Liebe, ...

    Paulus Annaeus M. f. Camillus, pater

    diēs nātālis: a. d. v id. apr. anno 815 a.u.c. (9. Apr. 62)
    wohnhaft in: Gādēs, Prōvincia Baetica
    verheiratet mit: Servīlia Decula, seit kal. iun. Anno 839 a.u.c (1.Jun.86)
    Beruf: mercātor ac argentārius
    Auskommen: auskömmlich, aber was heißt das schon.


    Paulus Camillus wohnt in Gādēs durch die Ehe mit mit seiner Frau Servīlia Decula, die ihm drei Söhne schenkte, im Ansehen gestiegen Seine Vermögensverhältnisse jedoch sind weit ab davon, den großen Sprung zu wagen. Seinen Traum, nach Italia zu kommen hat er mittlerweile zu Gunsten eines sozialen Aufstieges in Gādēs selber aufgegeben. Paulus Camillus entstammt dem hispanischem Zweig der Gēns Annaea und gilt als arbeitsamer und strebsamer Mann. Die Familienverhältnisse gelten allgemein als gut, zumindest ist nichts anderweitiges an die Öffentlichkeit gedrungen. Er hat seine Söhne nach den ersten frühen Kinderjahre bei der Mutter zu sich genommen und ihnen die Werte vermittelt, die ein guter und göttergefälliger Römer zu erlernen hat, wenn er auch weiterhin den göttlichen Frieden bewahren will und ein anständiges Leben führen möchte. Auch wenn es nicht immer einfach war, hat er dafür gesorgt, dass seine Kinder eine gute Bildung genossen und sich Wissbegierde aneigneten. Paulus Camillus ist für seine konservative Einstellung bekannt und neigt zu zynischen Kommentaren über, in seinen Augen, Modeerscheinungen. Die Ordnung der Welt hält er für von den Göttern gewollt und seine Familienführung ist konservativ-streng. Von seinen Söhnen sind schon zwei verstorben und ihr noch einzig lebender Sohn ist Mārcus Annaeus Cōnservātor. Als dieser seinen Wunsch äußerte nicht nur die Familie in Rōma zu besuchen , sondern gar ebenfalls zu den Legionen zu gehen, kam es zu einem kurzzeitigen Bruch. Paulus Camillus hatte schon zwei Söhne an den Kaiser verloren und fand, dass es nicht drei sein müssen. Schließlich war sein jüngster nun der einzige Erbe. Mit ihm tauschen sie sich im Briefverkehr aus, wenn es die Zeit und Arbeit zu lassen. Unter geschickter Führung seiner Frau Servīlia Decula kam es zu einer klärenden Aussprache zwischen Vater und Sohn und Camillus erkannte dabei, wie sehr sein Sohn ihm glich. Nach einiger Zeit des Bedenkens emanzipierte er seinen Sohn, nicht ohne ihn vorher nochmals über die Wichtigkeit der Tugenden und Sitten zu belehren und nach einem feucht-fröhlichen Abendessen in geselliger Runde aller Freunde und Familienmitglieder, steckte er Mārcus Cōnservātor den extra für ihn gefertigten Siegelring an den Finger und ließ ihn am darauf folgenden Morgen ziehen. Dabei übermittelte er Cōnservātor Grüße an seinen Neffen Florus Minor und die Nachricht, dass der Familie gut geht. Er mochte es nicht, wenn andere Familienmitglieder zu viele Sorgen machten.


    ---/---


    Gāius Annaeus P. f. M. n. Acratus

    diēs nātālis: a. d. xvi kal. iul. anno 838 a.u.c. (16. Jun. 85)
    diēs fātālis: 861 a.u.c.
    wohnhaft in: D.M. , Prōvincia Germānia
    verheiratet mit: caelebs
    Beruf: probātus legiōnis
    Auskommen: stipendium augusti


    Gāius Annaeus Acratus frāter Mārci Annaei Cōnservātoris (*1)

    zog es wie viele Männer der Gēns Annaea zum Heer. In verschlug es zur Legiō II Germānica in Mogontiacum, wo die Legiō ihr Stammlager hat.

    Acratus ist der älteste von drei Brüdern gewesen, die seine Mutter Servīlia Decula zur Welt brachte. Ihm folgte ein gutes Jahr später sein Bruder Faustus Milō, den es nach Rōma zu den urbānae verschlagen hatte.

    Das Schicksal des Acratus wurde nie vollständig aufgeklärt, doch aus seinen Briefen nach Hause war zu entnehmen, dass seine Grundausbildung in vollem Gange war. Gerüchten zu folge befand er sich auf einem Übungsmarsch im germanischen Spätwinter, als er durch bis jetzt ungeklärte Umstände verstarb und zu den Ahnen gegangen ist.


    Seine commīlitōnes (*2) errichteten ihm einen Grabstein mit Geldern aus der Sterbekasse. Sein Erbe viel, da es keiner beanspruchte, an die Staatskasse.


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    Faustus Annaeus P. f. M. n. Milō

    diēs nātālis: a. d. iv kal. okt, anno 840 a.u.c. (28. Sep. 87)
    diēs fātālis: 862 a.u.c.
    wohnhaft in: D.M. , Rōma, Italia
    verheiratet mit: caelebs
    Beruf: tirō cohortium urbānarum
    Auskommen: stipendium augusti


    Faustus Annaeus Milō frāter Mārci Annaei Cōnservātoris (*3)

    Milō ist der zweitälteste von drei Brüdern, von den nur noch einer lebt. Sein ältester Bruder verstarb 861 a.u.c. in der prōvinca germānia.

    Sein letzter Aufenthalt war bei den cohortes urbānae im praetōria castra in Rōma, wo er seine Ausbildung zu durchlaufen gehabt hätte. Leider ist der Familie nichts genaues bekanntgegeben worden, was Milō zugestoßen ist. Lediglich ein kurzer Brief teilte das Ableben seines Bruder mit, und das seine commīlitōnes (*2) ihm einen Grabstein errichtet hatten, der durch die Sterbekasse bezahlt worden ist. Sein Erbe viel, da es keiner beanspruchte, an die Staatskasse.


    Vor seiner Ankunft in Rōma hatte er bei einem seiner Bekannten auf dem Lande ausgeholfen, hielt sich aber häufig für besser, denn sich durch Feldarbeit zu adeln. Ein tragischer Fall von fehlgeleiteten Eitelkeiten, die zum Glück sehr selten in der Gēns Annaea auftreten.


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    Mārcus Annaeus P. f. M. n. Cōnservātor

    diēs nātālis: a. d. xii kal. apr. anno 851 a.u.c. (21. Mrz. 98)
    diēs fātālis: --- a.u.c.
    wohnhaft in: Rōma, Italia
    verheiratet mit: caelebs
    Beruf: ---
    Auskommen: ---


    Das Leben von Mārcus Annaeus Cōnservātor findet im Moment im Diesseits statt.
    Seiner Reise von Gādēs nach Rōma kann mann unter praehistoria - iter mārci rōmam (*4) nachlesen.




    Sim-Off:

    *1) Gāius Annaeus Acratus frāter Mārci Annaei Cōnservātoris - Gāius Annaeus Acratus, Bruder des Mārcus Annaeus Cōnservātor
    *2) commīlitōnes - (Kriegs-)kameraden (commīlitō - Kriegs-/Kamerad)
    *3) Faustus Annaeus Milō frāter Mārci Annaei Cōnservātoris - Faustus Annaeus Milō, Bruder des Mārcus Annaeus Cōnservātor
    *4) praehistoria - iter mārci rōmam Vorgeschichte - die Reise des Mārcus nach Rom

    Mārcus nickte bei der Einlassung seines Cousins Florus zustimmend. Wo kämen wir da auch hin, wenn Sachen zu Personen werden und folgte im Anschluss den Einlassungen und Erklärungen des Valerius Flaccus. Ja, die anfängliche Frage des Falccus war sehr offen gewesen und lies so mannigfaltigen Meinungen Raum, dachte er sich.


    Als das Wort Obligationen in den Raum gestellt wurde erinnerte er sich an einen Fall in Aegyptus, der bis nach Gādēs seine Runden gezogen hatte und den Verkäufer als Halunken und Täuscher bezeichneten. Aber auch spöttische Stimmen zu Ungunsten des Klägers in den Thermen und auf dem Forum waren zu vernehmen gewesen.


    Mārcus sah Valerius Flaccus direkt:
    „Das Obligationsrecht regelt die Schuldverhältnisse zwischen Gläubiger und Schuldner in Form der Einhaltung von Rechten durch Versprechen oder Vertrag auf gerichtlichen Wege, heißt es wird auf diesem Wege erzwungen.
    Tatbestände die darunter Fallen sind fūrtum
    (*1), rapina (*2), damnum iniūria dātum (*3), iniūriarum damnatus (*4), minātiō (*5) und fallācia (*6).


    Ferner müssen wir unterscheiden ob ein Kläger nach prätorischem oder ädilischem Recht seine Klage anstrengt. Hier hat der Kläger vorab für sich festzustellen, welcher Weg ihm am besten gerecht wird. Aus seiner Sicht wohlgemerkt.

    Ich erinnere hier an eine Klage in Aegyptus eines Käufers gegen einen Verkäufer, der eine serva verkaufte, die dem Käufer weggelaufen ist und weiteres Eigentum des Käufers dabei entwendet hatte. Die Frage der Klageerhebung, sprich ob er als āctor (*7) oder petītor (*8) auftritt ist hier, meiner bescheidenen Meinung nach, ausschlaggebend, ob eine Klage vor dem aedīlis mit seiner Marktgerichtsbarkeit oder nach prätorischem Recht angestrengt wird.“ Er hielt kurz inne und sah in die Runde.


    "Der Kläger führte an, dass der Beklagte gewußt hatte, das die serva eine fugitīva ist, da sie schon beim Beklagten weggelaufen sei. Dies habe der Beklagte dem Kläger verschwiegen und so eine Täuschung begangen. Diese Täuschung führte zu Diebstahl, gar Raub. Da es sich um ein Geschäft handelte, wäre der aedīlis zuständig. Dies würde jedoch nur einen Wertersatz für die fugitīva bedeuten mit entsprechendem Strafaufschlag, da er das Merktrecht in Anspruch nimmt, in der Regel der gleiche Wert wie die Sache. Sollte der Kläger jedoch nach prätorischem Recht Klage erheben, müßte er seinen Fall auf den Diebstahl und Sachbeschädigung aufbauen, den die fugitīva begangen hat.“, beendete Mārcus seine Einlassungen.




    Sim-Off:

    *1) fūrtum - Diebstahl
    *2) rapina - Raub
    *3) damnum iniūria dātum - Sachbeschädigung
    *4) iniūriarum damnatus - Ehrenverletzung
    *5) minātiō - Bedrohung
    *6) fallācia - Täuschung
    *7) āctor -Kläger in Zivilprozessen
    *8) petītor - Kläger in Eigentumsklagen