in morte nēmō nostrum sōlus est (*1)
Mārcus hatte sich nach seiner Mahlzeit noch etwas an seinem Platz aufgehalten und in Ruhe seine pōsca getrunken, da viel sein Augenmerk auf eine vierköpfige Männergruppe, die sich im Schattenwurf des Theaters dicht an der Wand aufhielt. Die einzelnen Gesichter waren im Schatten nur schwer zu erkennen, doch sah man wie einer der vier mit wilden Gesten versuchte, den anderen etwas zu vermitteln. Dabei deutete der Mann mehrfach in die Richtung einer Gruppe von drei Frauen, die gerade aus dem Tempelbezirk kamen. Sie Sonne hüllte die Frauen in ihr wärmendes Strahlenkleid und erlaubte so eine guten Blick. Mārcus sah ebenfalls zu den Frauen herüber, wobei er sich einen Schluck der pōsca gönnte und obwohl reges Treiben herrscht hatte er das Gefühl, das eine Menschenmenge auch gefährlich sein kann. Hast du etwas vor, begehe es in der Öffentlichkeit und keiner wird dich beachten kam ihm in den Sinn. Es stammte aus einem Gespäch mit seinem Vater, der ihn darauf hinweisen wollte, dass das Offensichtliche häufig am ehesten übersehen wird.
Die Gewänder der Frauen wurden von einer leichten, vom nahen Meer kommenden Brise erfasst und sanft bewegt, so dass der Stoff je nach Wurf unterschiedliche Konturen ihrer Körper anliegend betonte. Zwei der Frauen unterhielten sich lebhaft, während die dritte etwas nach hinten versetzt folgte. Augenscheinlich eine Dienerin, oder ein junges Familienanhängsel, so genau war es nicht zu erkennen. Jedenfalls wirkte die Dritte gedankenverloren und der Abstand zu den beiden anderen Frau viel mit jedem zweiten Schritt größer aus.
Als die Frauengruppe sich auf Höhe der geraden Sichtlinie von Mārcus Sitzplatz zum Theater befand, war die dritte Frau schon gute 18 pēdes (*2) hinter den beiden, in einem lebhaften Gespräch vertieften beiden Frauen entfernt. Deutlich konnte er die anmutenden Figuren der beiden ersten Frauen sehen, gekleidet in guten Stoffen die bis zu den Knöcheln reichten, wo sich bunte offene Schuhe an ihren Füßen schmiegten. Die Gürtel der beiden war reich verziert und so ein gutes Indiz für den Reichtum der Familie, der sie angehörten. Sein Blick ging zur zurückliegenden Frau, die auf ihn als die jüngste der Gruppe wirkte. Auch sie hatte sich gut gekleidet, vielleicht einen hauch zu eng anliegend für seinen Geschmack. Sie wirkt, als ob sie erst seit wenigen Jahren die Blüte ihrer Weiblichkeit erfahren hat. Das Gesicht weiß gehaucht, und jung, ihr Blick wirkte abwesend und Gedanken verloren. Der Stoff zeichnete ihre Brüste deutlich genug ab, dass keiner sich wirklich Gedanken machen mußte, was er denn entkleiden würde.
ita puella, artior tunica - artior palla (*3), dachte sich Mārcus. Wärest du meine Tochter, ich würde dir deinen Hintern versohlen, wenn du so heraustreten wollen würdest.
In diesem Moment seiner Gedanken bemerkte er wie sich die Männergruppe aus dem Schatten löste und in zwei … drei …. langen Sätzen sich dem Mädchen von schräg hinten näherten. Arme und Hände streckten sich vor, den Mund des Mädchen verschließend, andere griffen sich die Arme, und noch bevor das strauchelnde arme Ding vollends durch das verlorene Gleichgewicht den Boden berührte fassten andere Hände ihre Beine. Es war alles so schnell gegangen, dass die beiden vorgehenden Frauen nichts mitbekommen hatten und andere Passanten waren mit sich selber beschäftigt oder wollten nicht hineingezogen werden. Die Männer verschwanden mit der jungen Frau hinter einem, nun von Mārcus aus gesehen, rechts neben dem Theater gelegenen länglichem Gebäude, gegenbüber des Tempels. Die Rückseite des Gebäudes schien dicht an den steilen Abhang gebaut worden zu sein und nur eine kleine Mauer trennte Personen vom Absturz. Ein idealer Platz für allerlei sich ausgedachter Dinge.
Mārcus legte den für sein Essen und Getränk vom Wirt veranschlagten Betrag auf seinen Platz, und rief das dem Wirt zu, so dass er dafür Sorge tragen konnte an sein Geld zu kommen. Dann verließ er den Ort und ging schnellen Schrittes über die Straße, Teile der Tempelplatzecke streifend, in Richtung des Durchganges zwischen Theater und dem Gebäude, hinter welchem die Männer ihren Fang geschleppt hatten.
"… nōn! ... n ō n! ... s ū ē s ! … nōn! ... sīcāriī! … n ō n ! ..." (*4) quollen die Worte der jungen Frau zwischen den Fingern des Mannes, der ihren Mund umschloß, dumpf heraus. Sie hatte begonnen sich zu wehren, doch all ihre Versuche, mit ihren Beinen zu strampeln und ihre Arme frei zu bekommen, scheiterten an der schieren Gewalt und Kraft der Männer. In deren Augen begann sich Begierde, gar Lust abzuzeichnen.
"hanc grandi pecuniā vendemus." (*5), sagte der älter der Männer, "aut in ūsu prīvāto erimus." (*6) ein Jüngerer.
Mārcus beschleunigte seine Schritt und erreichte die hintere Gebäudeecke gerade noch, um zu sehen, wie einer der vier begann seine Tunca hochzuziehen, während die drei anderen die junge Frau auf dem Boden festhielten. Zwei kümmerten sich um die Beine, der dritte kniete mit seinen Beinen auf den Schultern. Dieser war auch der einzige, der den um die Ecke kommenden Mārcus hätte rechtzeitig gewahr werden können, doch er war viel zu sehr damit beschäftigt, sich an ihrem Opfer zu ergötzen.
„impudīci mentulaeque! virginem violātis!“ (*7), schrie er die Männer laut an, während er in einen Sprint verfiel und so den Abstand auf wenig pēdes verringerte.
Das plötzliche und unerwartete Auftauchen des für die vier Männer völlig unbekannten Mārcus sorgte für erschrockene Verblüffung, so fixiert waren sie auf ihr am Boden fixierten Opfer. In dem Moment, wo sich der vierte Mann mit der nach oben gehobenen Tunica mit dem Kopf Richtung Mārcus umzudrehen begann, bemerkte derjenige, der die Schulten mit seinen Knien niederdrückte ein kurzes Aufblitzen, und noch bevor er erfassen konnte, dass es sich um die Sonnenreflexion auf einer Klinge handelte, stieß Mārcus seinen auf den letzten pēdes gezogenen pugiō bei seinem letzen großen Sprungschritt dem sich zu ihm drehen Mann mit dem unteren Tunicasaum in seiner Linken halten in den Hals unterhalb des Kehlkopfes. Röchelnd und mit einem entsetzten Gesichtsausdruck sank der Getroffen nieder, sein Blut färbte seine Tunica und begann schon auf sein junges am Boden befindliche Opfer zu tropfe.
Mit einer geschickten Bewegung hatte Mārcus nach dem Stoß seinen pugiō aus seinem ersten Ziel entwendet und führt seine führende Hand, mit dem pugiō in dieser, in einer schneidenden Bewegung einem zweiten Mann, der sich um eines der Beine kümmerte, von oben durch das Gesicht, so dass diese vor Schmerzen schreiend von der am Boden liegenden abließ.
Der Schulter haltende Mann schien wohl wieder halbwegs seine Sinne gesammelt zu haben, und versuchte sich von unten kommend auf Mārcus zu stürzen, erwischte ihn an der Hüfte und brachte so Mārcus dazu, nach hinten zu straucheln, Gleichgewicht haschend. Noch bevor es der fremde Vergewaltiger mit erneuter Kraft schaffen konnte, stach Mārcus seinen Dolch dem Mann von oben in den Nacken, so das dieser erschlaffend nach unten fiel und in kurzzeitiges Zucken verfiel, gleich einem geköpften Huhn, dessen Reflexe noch aktiviert sind.
Während sich der Mann mit der Schnittwunde immer noch vor Schmerzen auf dem Boden wälzte, sprang der letzte verbliebene Mann auf, im Versuch seinem Schicksal zu entgehen. Mārcus und er trafen sich aufprallend in der Nähe der kleine Mauer am Steilhang und es entbrannt ein kurzer, aber heftiger Kampf, der beiden an den Kräften zehrte. Der Mann versuchte mir aller Kraft Mārcus pugiō von sich fern zu halten und umklammerte daher Mārcus Hand, während er mit seiner freien bemüht war, Mārcus an die Kehle zu gehen. So ging es für Mārcus eine gefühlte Ewigkeit, bis es ihm gelang seinen Angreifer mit letzter Kraft über die kleine Mauer zu drücken, so das dieser, seinem Gleichgewicht beraubt, darüberfiel und in die Tiefe stürzte und sich unten den Hals brach.
Mārcus schnaufft kurz durch, bevor er sich dem letzten und verletzten Mann zuwendete, der mittlerweile begriffen hatte, das sein Schmerz und seine Verwunderung ihn daran gehindert hatten, den Ort des Grauens zu verlassen - als er noch Zeit hatte.
Nun erreichte Mārcus den am Boden liegenden und bevor er den Versuch unternehmen konnte aufzustehen, beugte Mārcus sich zu ihm hinab: "in morte nēmō nostrum sōlus est." sagte er zu dem Mann und sein pugiō beendete des Mannes Leiden und Leben durch einen starken und harten Stoß in den seitlichen Nacken.
Als er sich zu der jungen Frau umdrehen wollte, um zu sehen wie es ihr geht und ob er er weiterhelfen kann, fand er ihren Platz verlassen vor. Wie es schien hatte sie die Gunst der Stunde genutzt und während des Kampfes den Ort verlassen und sich in Sicherheit gebracht. Bestimmt war es ihr äußerst peinlich und beschämend. So blieb Mārcus nichts anderes übrig, als seinen pugiō an der Tunica eines Toten abzuwischen und selber den Ort zu verlassen und sich möglichst schnell wieder zum Schiff zu begeben. Er wollte nicht noch durch irgendwelche Ordnungskräfte und stundenlange Fragen und Antworten an seiner Weiterreise gehindert werden.
Sim-Off:*1) in morte nēmō nostrum sōlus est - Im Tod ist keiner von uns allein.
*2) 18 pēdes - 18 Schritt, ca 5,40 m
*3) ita puella, artior tunica - artior palla - ja Mädchen, zu enge Tunica, zu enges Obergewand
*4) … nōn! ... n ō n! ... s ū ē s ! … nōn! ... sīcāriī! … n ō n ! ... - nein ... nein ... Schweine ... nein ... Banditen
*5) hanc grandi pecuniā vendemus - diese verkaufen wir für viel Geld
*6) aut in ūsu prīvāto erimus - oder wir nutzen /f*ck*n/ sie privat (Achtung Wortspiel ūsus bedeutet auch Geschlechtsverkehr)
*7) impudīci mentulaeque! virginem violātis! - Lustmolche und Schwänze! Ihr schändet/vergewaltigt die junge Frau!