Einmal Exilium:
Milon
Einmal Exilium:
Milon
Jetzt befand ich mich auf dem Boden. Wut kochte in mir hoch. Bisher bemüht als Vigil eine neue Lebensweise aufzunehmen und damit die üblen Straßenjungen Tricks aufzugeben, ließ mich dies nun in meiner Wut vergessen. Ich war es schließlich gewohnt, fast immer in einem Kampf Mann gegen Mann ,als Sieger hervor zu gehen. Das ich jetzt hier unter dem vermaledeiten Christen lag ging auf keinen Fall. Schon hatte ich mein rechtes Knie hochgezogen und es landete Punktgenau an der Stelle die Männer gar nicht mochten. Das erschreckte aufjaulen und loslassen meines Gegners nutzte ich, stieß ihn von mir. Stand schneller als es irgendwer mir zugetraut hätte über dem Hund, versetzte ihm einen Kinnhaken und saß auf ihm ehe der wieder zu sich kam. „Ich habe ihn", jubelte ich und schaute mich triumphierend um. In meinem Kampf verwickelt hatte ich noch nicht bemerkt, dass sich die Urbaner nun zu einer Kampfstellung aufgestellt hatten. Interessiert beobachtete ich das Geschehen.
Ehe ich es richtig sehen konnte war da einer der mein Bas auf heftigste Angriff. Der beschimpfte den Angreifer, wie ich es nie von ihm erwartet hätte und holte aus um ihn gegen sein Knie zu treten. Natürlich schaffte er es. Mir war es nicht genug, wir sollten sie doch gefangen nehmen. Schon schoss ich los wie ein Pfeil und brüllte
ihn ebenfalls an. „Du Dreckskerl, lass meinen Freund in Ruhe“, Rums hatte ich bei ihm einen Kinnhaken gelandet. Der Kerl sank zu Boden, schon saß ich auf ihm. „Schnell Bas, binde ihn, dein erster Gefangener." Zur Sicherheit haute ich ihm noch eine rein und er war im Land der Träume. Bas würde den Rest schon schaffen.
Ich sprang auf und schaute mich um, da hing doch wirklich einer an der Leiter und gab Anweisungen, von oben, an die Christenbande. Da rauf klettern wäre nicht so gut, dachte ich mir. Wenn der mir einen Tritt versetzt lande ich mit gebrochenen Knochen auf den Boden. So rüttelte ich an der Leiter und hoffte mir würde einer helfen. Gleichzeitig schrie ich hoch: „Komm runter du feiges Christenschwein und kämpfe wie ein Mann.“
Mein Herz wummerte ganz schön heftig. Wenn ich nicht zum still sein verpflichtet gewesen wäre, hätte ich es nicht ausgehalten und wäre vor Aufregung auf und ab gehopst. Mir blieb nur erwartungsvoll die Ohren zu spitzen, damit ich ja nichts verpassen würde. Wann kam denn endlich ein Befehl? Ich wollte endlich losschlagen.
Wie ich mich freute, endlich durfte ich bei dem dabei sein, ich hatte es mir doch schon lange gewünscht. „Das kannst du wohl laut sagen, keine Flammen kein Rauch aber hoffentlich viel Spaß. Was denkst, ich habe gehört bei den Christen soll es ganz schön üble Kerle geben? Ob ich da mal? Na du weißt schon….“ Erschrocken hielt ich inne, ich wusste doch Bas mochte das nicht. Schweigend aber voller Spannung folgte ich den anderen.
Da stand ich nun, verblüfft wie noch nie in meinem Leben, starrte dem Optio hinterher. Wir hatten es geschafft. „Danke Optio“, kam dann doch noch von mir. Auch wenn ich mir nicht sicher war, ob er mich überhaupt noch hörte. Ich haute Bas mit Wucht auf den Rücken, ungeachtet seiner Reaktion, tönte ich: „Wir sind ein Vigiles Junge, kannst du das fassen wir haben es geschafft. Er sagte Vigil zu uns. Weißt du was, wenn wir unseren ersten Ausgang haben besuchen wir deine Tante, die wird staunen.“ Schon packte ich Bas an den Hüften, hob ihn an und wirbelte ihn mehrmals herum. „Und jetzt machen wir eine ausgedehnte Pause oder?“
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Genau zur Hora quarta, secunda vigilia, standen wir an der gleichen Stelle bereit für unseren ersten Streifendienst als Vigiles.
RE: Insepktionstour durch die Stadt
Auf dem Heimweg am Vortag hatte, ich es kaum fassen können und kopfte Bas aufgeregt auf die Schulter und meinte: „Hast du das gehört was der Optio gesagt hat? Wir hätten unsere Sache gut gemacht. Außerdem es
bedeutet jetzt für uns beide, die anderen müssen noch malochen und wir haben schon frei. Wir dürfen uns erst einmal wirklich ungestört ausruhen.“
Jetzt standen wir hier wie jeden Tag, schön in Reih und Glied und warteten darauf was jetzt kommen würde. Ob wir noch viel lernen und üben mussten?
Für die Mutter hatte ich gerade keine Auge aber für den Optio, der noch immer, mit samt einiger Kameraden zu ihnen schaute. Meine Augen wanderten ständig zwischen Bas und Optio hin und her. Merkt der gar nicht was hinter ihm geschieht. Mensch Junge schau doch endlich einmal zu meinen Augen, dachte ich verzweifelt. Mir fiel nichts mehr ein, außer mich zu räuspern und mit einem leichten Kopfzucken zu dem Optio weisen. „Optio Brandherd und Verursacher gefunden und gelöscht“. Schoss meine Meldung hervor.
Wild fuchtelte ich mit den Händen, vor lauter Qualm konnte ich nichts sehen. Seltsam ich war kein bisschen von einer Gefahr überzeugt, auch wenn Bas hinter mir voller Sorge mir die Vorsichtsmaßregeln zu rief. Was hatte er jetzt gerade gerufen? „Sagtest du was stehst du oder was siehst du? Moment noch ich hab’s gleich.“ Und wirklich ich hatte die Ursache des Problems entdeckt. Mit einer schwungvollen Armbewegung beförderte ich einen Knirps, den ich am Halsende seiner verdreckten Tunika hielt nach draußen. „Da hat wohl einer geprobt ein Kochfeuer anzuzünden, Panik bekommen und probiert es mit einem Becher Wasser selber zu löschen. Die Strafpredigt kannst du halten Bas, ich kümmer mich in der Zeit um die Reste des Feuers Feuer“
So wirklich böse konnte ich dem Bürschlein nicht sein, welcher Junge probierte das nicht wenigstens einmal in seinem Leben aus. Ich blickte zurück und erstarrte, der Optio stand da und so uns zu.
Ich hörte einfach nicht auf Bas rufen. Was sollte ich mit einem Mundschutz? Das war kein wirkliches Feuer. Da hatte einer sich dumm beim Feuer machen angestellt oder wie ich zuerst schon vermutete hatte zu feuchtes Material verwendet. Doch Bas, mein Freund, beharrlich wie eh und je, rannte mit einer Axt hinter mir her. Was sollte ich mit der Axt? Ich wollte doch nur die Türe öffnen unter der der Rauch hervorquoll. Genervt drehte ich mich um und er griff die Axt, dabei grummelte ich etwas unverständliches, was wohl danke heißen sollte. Schon standen wir vor der Türe. „Und nun gib acht“, kam von mir und ich öffnete mit einem Ruck die Türe.
Verärgert über mich selber sprang ich hoch. Warum habe ich nicht auf mein Inneres gehört? Diese Frage stellte ich mir. Ich hatte nicht hinsetzen wollen und war über Bas verwunderte gewesen, aber ich vertraue ihm und er weiß was richtig ist. Das war wie ein Streitgespräch meines Inneren. „Ja sicher,“ schon rannte ich los, lauschte woher die meisten Rufe und Unruhe kam, da musste die Quelle sein. Dann und wann schob ich einen zugegebener Maßen etwas unsanft zur Seite und rief zur Entschuldigung: „Platz da Vigiles, wir müssen durch.“ Schon hatte ich unser und das darunter liegende Stockwerk passiert. Ob Bas noch hinter mir war wusste ich nicht, nur eins, ich musste helfen. In dem Stockwerk angekommen, keuchte ich: „Wo?“ Eine Frau wies mit dem Finger den Gang entlang. Merkwürdig, nur wenig Rauch und der Geruch nach einem Brand war auch nicht besonders stark. Es roch eher nach zu feuchtem Feuermaterial. Nicht wie nach dem löschen eines Feuers, eher als ob es so von Anfang an gewesen wäre. Die Rufe waren inzwischen verstummt und die Unruhe in dem Stockwerk auch. Viele schauten uns verwundert an. Bestimmt fragten sie sich wieso wir so schnell vor Ort waren.
Hatte ich es nicht gewusst? Mein Freund Bas kannte sich genau aus. Ich hatte alles schon vom Optio gehört, trotzdem war es interessant den Anweisungen von Bas zuzuhören und somit der Reaktion, die solch eine Anweisung auslösen konnte, gleich vor Ort. Er hatte alles im Griff. So kam es, dass ich seiner Aufforderung ebenfalls gleich folge leistete und setzte mich zu ihm.
Natürlich fühlte ich mich wichtig. „Und wie", kam darum auch prompt von mir. "Aber sag, du hast wohl alles im Griff, hier das, aber auch dein Luftproblem oder?" Das hatte ich gleich nach unserem Aufstieg bemerkt. "Dann kann ich jetzt wohl etwas beruhigter sein. Treib es aber nicht gleich zu dolle.“ Diese kleine Warnung konnte mir dann aber nicht verkneifen.
Wusste ich es doch, Bas, der selber in einer solchen Wohnung mit seiner Tante gelebt hatte, wusste genau was alles da sein musste. Zufrieden hörte ich auch noch, da pfiff und rasselte nichts mehr bei Bas. Allerdings hatte ich nicht sofort verstanden was er meinte mi,t: *„Sie arbeitet wieder.“* Wer die Tante? Woher weißt du? Hast du sie gesehen? Beinahe hätte ich ihn das gefragt, was jetzt nicht ganz passend war. Zudem konnte das eigentlich nicht sein, denn Ausgang hatten wir keinen und hier in
der Insula hatte ich, die Tante wenigstens nicht gesehen. Verärgert hörte ich mich sagen: "Nicht uns anschauen, sondern uns das geforderte zeigen“. Mein Ärger betraf mich eher selber. So ablenken lassen durfte ich mich nicht. Hier hieß es bei der Sache bleiben und nicht ablenken und alles in Augenschein nehmen.
In so einer kleinen Wohnung, sahen wir natürlich sofort, dass die geforderten Gegenstände nicht vorhanden waren. Bas hatte dem Mann wohl eine Gelegenheit geben wollen, sich dazu zu äußern.
Zufrieden mit der Antwort, die der Optio ihm gegeben hatte, meinte ich: „Gut was meinst du, wir gehen zuerst nach oben. Ich vermute einmal die Leute oben denken wir wären zu faul um hoch zu klettern und lassen einfach Fünfe gerade sein.“ Ohne eine Antwort abzuwarten machte er sich auf zum obersten Stockwerk. Ein wenig pustend kam ich oben an und schaute sich um. Nach meinem hämmern an der erst besten Tür, öffnete ein grimmig drein schauender alter Mann. „Was willst du? Hier gibt es nichts zu holen. Verschwinde.“ „Nun mal langsam, wir kommen von den Vigiles und überprüfen ob die Brandschutzvorschriften eingehalten werden." Ohne den Mann weiter zu beachte schob ich ihn einfach beiseite und trat in das Zimmer ein und schaute mich um. „Hm auf dem ersten Blick sehe ich nichts. Was denkst du? Du hast bestimmt einen besseren Blick dafür.“ Ich schaute Bas fragend an.
Schon stand ich dicht hinter meinem Freund. Da passte jetzt kein Papyri mehr dazwischen, so wie im echten Leben. Das hatte also gut geklappt, stellte ich vergnügt fest und freute mich riesig wieder in Freiheit zu sein. Das war etwas anderes als immer nur die öde Castra. Wenn auch noch immer streng nach Vorschrift und unter dem Kommando des Optios, so konnte ich wenigstens wieder den Geruch vom wirklichen Rom schnuppern. Kurz überfluteten mich Erinnerungen von meinem alten Dasein. Ja zuweilen vermisste ich es schon das herum stromern durch die Gassen und Höfe.
Bas riss mich aus meinen Gedanken zurück. „Ja stimmt“, kam kurz von meiner Seite. Was will er mir damit sagen, überlegte ich. „Richtig“, richtig ich war hier wegen unseres erstem Patrouillengangs. Ich gehörte zu den Vigiles.
Die Anweisungen des Optio brachten mich ganz zurück. „Optio, bitte zuerst noch eine Frage. Was machen wir wenn etwas nicht in Ordnung ist? Schließlich sind wir noch un der Ausbildung. Sprechen wir sie darauf an oder melden es nur?“
Noch kauend linste ich zu dem nächsten fertigen Fladen. „Bist du sicher, dass es für alle reicht?“ Mein Hintergedanke war dabei, es würde nicht für alle reichen und ich doch noch mehr davon abbekam. Ich hätte ohne Mühe noch zwei verdrückt und Bas konnte noch einiges vertragen, schließlich waren wir noch im Wachstum. Ohne ihn anzuschauen, spürte ich Bas Blick und ahnte sein Kopfschütteln. „Schon gut“, murmelte ich, „ich wollte ja abnehmen“. Wie lange ich, das noch aushalten würde wusste ich selber nicht, befürchtete aber mein Vorsatz würde nicht lange anhalten. Wenn ich aber ehrlich zu mir selber gewesen wäre, hätte ich mir eingestanden, das mein Bauch schon ein wenig flacher geworden war. Auch bewegen ging leichter, obwohl ich nie ungelenk und unbeweglich war. Trotzdem, es ging ein wenig leichter. "Vielleicht ist ein Apfel sinnvoller, wir du schon sagtes, steht heute einiges an."
Natürlich konnte ich nicht mehr weiter schlafen, denn nach und nach wachte alle anderen auf. Unter meiner Decke hervorkommen mochte ich aber noch nicht. Dann spürte ich wie jemand neben meinem Bett kam. „Och Mann das ist gemein“. Schmatzend und mir über die Lippen leckend kam mein Kopf unter der Decke hervor. Wer soll denn bei so einem Angebot
weiter schlafen. „Du warst wirklich schon so früh, so eifrig? Das nenne ich doch eine gute Idee“. Mit diesen Worten flog die Decke von mir runter und fast gleichzeitig stand ich neben meinem Bett. Bas wäre dabei, von mir, fast gegen die Wand
gedrückt worden. Ich rieb mir den Hinterkopf, murmelte. „tschuldigung", und schlurfte in Richtung Fladen. „Das nenne ich doch mal einen guten Einstieg in den Tag.“ Schnell schnappte ich mir einen, biss hinein ein und zwinkerte Bas zu. „Legger, kann ich da nur sagen“, kam kauend aus meinem Mund.
Ich musste lachen: "Da ist er endlich wieder, mein alter Freund mit seinem bekannten großen Hirn. Meine Freude war ehrlich, Bas schien endlich seinen alten Witz wieder gefunden zu haben. "Klar doch, wie heißt es gemeinsam sind wir stark. Du wirst sehen eines Tages gehören wir zu den besten der Vigiles". Kaum hatte zu ende gesprochen, merkte ich schon, Bas war eingeschlafen. "Dann Schlaf gut mein Freund", murmelte ich.
Am nächsten Morgen in aller frühe wurde ich geweckt, weil irgendwer der Meinung war, er müsse Reden halten. Ich konnte es absolut nicht haben wenn morgens so ein Geplapper und Gewusel um mich herrschte. "RUHE",rief ich barsch und zog mir die decke über den Kopf.
"Ich Optio, ich hörte wie Bas sagte, wir haben es geschafft unser erstes Feuer gelöscht." Leiser fügte ich hinzu:
"Das mit der Meldung machen wusste ich auch nicht" und das stimmte auch ich wäre niemals auf die Idee gekommen. Jetzt im nachhinein leuchtete es mir ein. Zurückmelden damit man andere, weitere Anweisungen oder Aufgaben zugeteilt bekam.
Oh nein, das konnte doch nicht wahr sein. Da rannte Bas doch wirklich in das brennende Haus. Dachte der Kerl denn überhaupt nicht an seine Luft. Einen prüfenden Blick auf die Leiter, die stand wirklich fest und schon war ich hinter meinem Freund her, der Eimer mit Wasser befüllte. Noch bevor ich bei ihm ankam und sein*Eimerkette* hörte rief ich. „ Danilo komm“.
An Bas gewandt schnauzte ich den an: „Du bleibst beim Brunnen und füllst die Eimer“. Das wäre ja noch schöner, nicht nur dass er Zum Rauch wollte, nein auch noch rennen.
Den ersten befüllten Eimer hatte ich rannte zu Danilo, gab diesen den Eimer und nahm zwei leere, die dieser mitgebracht hatte und eilte damit zum Brunnen. Den nächsten vollen Eimer brachte ich zum Haus, und mit dem leeren Eimer zurück. Jetzt hatte Bas zwei Eimer befüllt und ich schnappte mir diese. Jetzt kamen wir, wie ich fand in den richtigen Rhythmus. Bald schon hörte ich Danilo rufen: „Feuer aus“.
Erleichtert schüttete ich die letzten vollen Eimer in den Brunnen zurück, ehe ich Bas anschaute, schüttelte mit den Kopf, zu
sagen brauchte ich nichts, der kannte bestimmt meine Gedanken.