Beiträge von Milon

    „Ne lass mal, ich mach das schon“, war meine knurrige Antwort. Schnell griff ich nach einem gefüllten Becher und kippte den Inhalt in mich hinein. „Ha tut das gut, wenigstens was,“ kam von mir nachdem ich mir die Lippen geleckt hatte.

    Ich hatte wirklich keine Lust der Sache hier etwas gutes abzugewinnen. Da konnte Bas sagen was er wollte.

    Bas hatte das mit dem Backen vorgeschlagen ob er denn wenigstens wusste wie das ging, dann sollte er es auch machen. Ich wusste es nämlich nicht. Ohne ihn danach zu fragen forderte ich ihn auf: „Wenn wir, wie du meinst, soviel essen können wie wir wollen, dann solltest du schon mal mit dem Backen anfangen, wir müssen ja noch unseren Kram abholen.“

    „Klar er hält sein Versprechen und wir bekommen etwas zu Essen. Nur ist es so ihr dürft es nach all der Schinderei euch selber zu bereiten. Und wieder einmal habe ich die Arschkarte gezogen,“ Nach

    letzterem schielte ich zu Bas hinüber, ich wusste ja das er solche Ausdrucksweise gar nicht mochte. „Ist doch wahr“, fügte ich noch hinzu bevor ich mich genauer in der Stube um sah.

    Wütend schnappte ich mir das Getreide und die Handmühle, befüllte diese und begann zu drehen. „Backen oder Brei?“ Die Frage stellte ich einfach in den Raum, mittlerweile war mir alles egal, zur Not würde ich mir das Getreide auch so in seinem Zustand in den Mund stopfen.

    Der da vor mir machte wirklich kein so unfreundliches Gesicht, deshalb verstand ich nicht warum Bas Angst vor dem hatte. Zumindest hatte ich das so empfunden. Auch schien er sich noch zu freuen, das wir zu ihm kommen würden. So schlimm konnte es also nicht werden, stellte ich mich selber beruhigend fest. Mit dem Medicus hatte ich hoffentlich nicht so viel zu tun, Sollte Bas doch zu ihm gehen.

    Nachdenklich kratzte ich mir den Hinterkopf. „Hm“, kam erst einmal von mir. „Ich weiß nicht so recht, irgend etwas wie Gimpel, Simpel oder Simplex war es, zumindest glaube ich das“.

    Erwartungsvoll schaute ich ihn an, gespannt was er aus meiner Antwort machen würde.

    Auf meiner Unterlippe herumkauend überlegte ich, denn ich hatte mir eigentlich vorgenommen nichts mehr zu sagen, doch das war bei dem Medicus gewesen. Der hier war aber anders und hackte bisher nicht auf mir herum. Hatte er eigentlich seinen Namen genannt? Ich wusste es nicht, aber an die Cohors meinte ich mich zu erinnern. Wenn ich nichts sagte, dachte der hier bestimmt, ich wäre zu dumm ein Vigiles zu sein. Zögernd kam von mir: „Cohors VI?“ Fast hätte ich mit den Schultern gezuckt. Nun ja, mehr wie falsch konnte es auch nicht sein. Aber an den Namen des Centurio konnte ich mich nicht wirklich erinnern, dafür war viel zu wütend auf den Medicus gewesen. Irgend etwas mit Simpel war es.

    Jetzt musste ich doch lächeln, der gute Bas schien auch vom Hunger gepeinigt zu sein und sprach ohne lange zu zögern den Eid. Ich selber versuchte eine würdevolle Mine an den Tag zu legen, sammelte
    mich und sprach laut und verständlich die Eidesformel.


    „IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA.“


    Dieses mal glitten meine Gedanken nicht gleich zum Hunger ab, sondern ich verweilte kurz bei gesagtem und ließ es wirken.

    Es war geschafft, ich wandte mich zu Bas, strahlte ihn an. „Wir haben es geschafft und gehören zu den Vigiles.“

    Kurz nickte ich zu Bas Bemerkungen, doch meine Gedanken gingen wieder zu den Tauglichkeitsprüfun. Wieso waren unsere Prüfungen so unterschiedlich abgelaufen? Sollten nicht alle Bewerber die gleiche Chance haben?

    Erschrocken hielt ich inne, da war der Kerl vom Eingang. Doch zu meiner Verblüffung stellte ich fest, Bas hatte es geschafft, dass dieser nicht gerade unfreundlich Auskunft zum Thema Essen gab.


    Mit schnellen Schritten waren wir ihm gefolgt und nun stand ich hier beim Fahnenheiligtum. So nahe hatte ich noch nie bei einem gestanden. Es war schon ein besonderer Moment in meinem Leben.

    Ich fühlte mich Elend, geschwächt vom Hunger, von den Prüfungen. Sie hatten mir fast alles abverlangt, doch das alleine war es nicht. Wie in einem fernen Nebel hatte ich Bas Prüfungen mit bekommen. Die Prüfung von meinem Freund, dem ich nichts mehr gewünscht hatte, als
    das er sie bestehen sollte. Trotzdem etwas war da, etwas das tief in mir nagte. War ich betrogen worden?

    Die Worte des Medicus hörte ich, und auch wieder nicht. Hatte der eben unsere Freundschaft angegriffen? Mir ein Lächeln ins Gesicht zwingend schaute ich meinen Freund an. „Gratuliere, dann hast du es ja auch geschafft. Es bleibt doch dabei? Wir gehen zum Fahnenheiligtum und leisten den Eid?“

    Die Antwort wartete ich nicht wirklich ab, ging los und hoffte Bas würde mir folgen. Es würde noch ein wenig dauern, bis ich ihm wieder in die Augen schauen könnte. Fühlte sich so, Eifersucht an? Oder war
    es Neid.

    Oh ihr Götter warum konnte ich nicht einfach mein Maul halten. Es war immer das Gleiche, war ich aufgeregt, dann fing ich an zu reden. Ich redete und redete. Um Kopf und Kragen würde ich mich noch mit meinem sinnlosem Gequassel reden. Was sich jetzt wieder einmal bewiesen hatte. Da nutzte auch kein flehentlicher Blick zu Bas, der konnte mir nicht helfen.

    Ich warf einen wütenden Blick zu dem Hocker, der ja beileibe nicht Schuld an meiner Misere war. Noch einmal, dachte ich und blies in die Baken und begann mit meinem seltsamen Gehopse, wie es verlangt wurde. Mein Herz hämmerte wie wild. Dies aber nicht nur vor Anstrengung, sondern auch aus Furcht ich könnte nun versagen.

    Mit allerletzter Anstrengung schaffte ich den letzten Aufstieg. Nun merkte ich wirklich meinen Hunger, denn in den letzten Tagen hatte ich außer Wasser nichts mehr zu mir genommen. Den aufkommenden
    Gedanken, gleich wieder um Essen zu bitten unterdrückte ich krampfhaft.

    Ob das heute nochmal ein Ende nimmt, schimpfte ich gedanklich. „Gut dann eben das auch noch. Dann ist aber Schluss mit lustig und der Bas ist dran.“ Nach einem kurzen Blick zu den Schnipseln musste ich
    grinsen. „Es wäre doch wirklich schön wenn die Amphore in echt mit Wein gefüllt vor uns stände. JA und der Kerl da mit seinem Weib würden uns Gesellschaft leisten. Das darunter sollen dann wohl
    Insekten sein, die auch was ab haben wollen. Oder? Ne ich glaube, das eine ist eine Eule. Aber die anderen.... keine Ahnung.“

    Der lässt mich doch wohl deshalb nicht durchfallen. Den Fliegenschiss kann man aber wirklich nicht erkennen.

    Was soll das? Der hat es auf mich abgesehen. Überzeugt von meiner Meinung, biss ich die Zähne zusammen. Dem werde ich es zeigen, der kriegt mich nicht klein. Ich will Vigiles werden.

    Pah Liegestützen, kein Problem, schon hatte ich sie geschafft. Ich bin doch kein Schlappschwanz, denkt der ich würde den ganzen Tag nur Nase popeln.

    Ehe ich mit dem auf der Linie rumeiern begann, warf ich einen flüchtigen Blick auf Bas. Bildete ich mir das nur ein oder grinste der etwa? Nein bestimmt nicht über mich, redete ich mir selber zu. Erschrocken schaute ich nochmals zu ihm. Der stärkste war er ja nicht, aber doch stark im Kopf. Ob der etwa Angst hatte? Ein wenig heftiger atmend brachte ich auch die letzte Aufgabe hinter mir und schaute den Kerl herausfordernd an.

    Milon schaute den Kerl giftig an. „Was heißt hier Feuer löschen ist kein Spaß? Wir kommen doch direkt von einem Brand.“ Es interessierte ihn gerade nicht, dass die doch schon länger her war.
    „Wir haben geholfen und Menschen gerettet. Da kannst du deine Kollegen fragen.“

    Wütend schnaubte er, stellte sich in Position und begann mit den Kniebeugen. Ob der eigentlich Medicus ist? Aussehen tut er nicht danach. Vielleicht sollte der mal diese Nachweis vollziehen, anstatt hier harmlose, dienstwillige Jungen zu belästigen. So in Rage wie er war bemerkte er gar nicht, dass er jetzt schon zwanzig Kniebeugen hinter sich hatte.

    Plötzlich hielt er inne. „Verflixt jetzt habe ich doch vergessen zu zählen. Das waren aber mindestens fünfzehn oder?“ Fragend schaute er Bas an.

    Seufzte und begann mit dem auf der Stelle laufen. „Bas die Sanduhr“, rief er nicht, dass die Zeit nicht genommen wurde und er sich ganz umsonst abmühte.

    „Woher soll ich denn wissen wo der ist?“ Vor mir her maulend folgte ich den Anweisungen. Einem leichten Ellbogenstoß in Bas Seite folgte ein leises: „Pst, wer ist denn das?“ Doofe Frage, woher sollte mein
    Freund das wissen. Ein merkwürdiges Gefühl war das schon, ich fühlte mich so bewacht, wie ein Gefangener.

    Vor der angewiesenen Türe schaute ich mich doch noch einmal um, denn ich wollte mich nur versichern ob der da wirklich stehen blieb. Beim eintreten fragte ich: „Ob wir immer so unter Bewachung stehen werden? Ich dachte das wäre nur beim Militär so“. Langsam kamen mir Zweifel ob meine Wahl so gut gewesen war.

    Wachstafeln? Richtig die waren doch hier irgendwo. Ah da sind sie ja und welche gehört wem? Soll der Bas doch selber schauen. Ja sicher ist das meine Idee gewesen und du fandest sie auch gut, wollte ich gerade Antworten als er sich erschrocken umschaute. Und wer war denn das nun?

    „Ist ja schon gut, das hatten wir doch sowieso vor.“ Dachte der etwa mit dem Hunger würde ich in der Bude hocken bleiben. „Dann kannst du uns sicher sagen, wo die Tauglichkeitsprüfung stattfindet und vor allem wo wir etwas gegen unseren Hunger finden?“

    Der sah wirklich aus als ob er Ahnung von dem hier hatte.

    „Lass das“, raunzte ich unwillig, ich war noch müde und wollte weiter schlafen. „Man Bas kannst du nicht einfach die Klappe halten und weiter schlafen?“ Himmel Donnerwetter, der hörte nicht mehr auf zu quasseln. „Wen stört es denn?“ Was wollte er denn jetzt schon wieder?

    „Nö, ich will weiter schlafen, hatte ich doch schon gesagt. Ich dachte du bist auch müde, zumindest hast du das gesagt."

    Schnaubend richtete ich mich auf. „Was denn jetzt für Wachstafeln? Du bist heute wirklich nervig. Sei doch nicht so ungemütlich. Außerdem habe ich Hunger und Durst. Dagegen sollten wir nun endlich was
    unternehmen. Was denkst du, ob die hier auch eine Küche haben?“
    Wo rannte der denn jetzt schon wieder rum."Bas,... Bas wo steckst du?“

    Merkwürdig, was sagte der da? „Wer findet uns sonst? Außerdem wo steckst du überhaupt?“ Empörung kam in mir hoch, „Warum liegst du nicht unter mir?“ Stimmt eine blöde Frage, ich sollte mich freuen. Aber wo und worauf lag ich dann? Bequem war es schon. Außerdem, Bas hatte Recht, dass mit der Tauglichkeitsprüfung war eine verzwickte Sache, da sollte man schon hellwach und fit sein. „Klar schaffst du das, wenn nicht du wer dann sonst“, letzteres schaffte ich noch gerade zu antworten ehe ich spürte wie ich ebenfalls in den Schlaf sank.

    „He wo sind wir denn jetzt? Was ist das hier?“ Ich stierte in die Dunkelheit, hörte Bas irgendetwas von retten brabbeln, griff fest zu. Was ist denn das, wollte ich fragen doch da spürte ich, Bas war
    nicht mehr vor. Er war weg, hastig tapste ich hinterher und knallte mit dem Kopf gegen etwas. „Verdammt gibt es denn hier kein Fenster?“
    Kaum ausgesprochen stolperte ich und landete prompt auf Bas der irgend etwas von schlafen brummelte. „Gut dann rutsch etwas, essen können wir dann später“.

    Von Bas kam keine Antwort. Wieso nicht? Der war doch hier, hier unter mir. Erschrocken schrie ich „Bas!“

    Müde schlurfte ich neben Bas her., außerdem hatte ich Hunger. Es war bestimmt ein ganzer Tag vergangen seit er das letzte Mal etwas gegessen hatte. "Ich hab Hunger", knurrte ich meinen freund an "und außerdem bin ich müde". Suchend schaute ich mich um, mittlerweile hatte ich die Wegbeschreibung vergessen, öffnete einfach die nächst beste Türe, denn mehr wie rausfliegen konnte ich eh nicht, dann wäre aber endlich die Latscherei zu Ende. "Mal schauen ob es hier ist", mit den Worten schob ich Bas einfach vor mir in den Raum.

    Da hatte ich doch tatsächlich vergessen meinen Namen anzugeben. "Milon ist mein Name und es kann sein das ich doch ein Jahr älter bin." Ich kratzte mir den Hinterkopf und grinste etwas dümmlich. "Wie das so ist, der eine sagt so und der andere so. Deshalb dachte ich, um mich nicht älter zu machen als ich bin, nehme ich besser das jüngere Alter."

    Besser ich sagte das ehe man anfing lange zu überprüfen. Aber wer sollte das richtige Alter hier kennen. Wie auch immer ich hatte mein Bemühen um Ehrlichkeit gezeigt.

    Was für ein Blödsinn der redete. Wer würde denn am Ende anfangen? Der spielte wohl gerade Klugscheißer. Ich ballte meine Fäuste, überall wären sie längst geflogen. So regelte man, da wo ich herkam, Konflikte. Natürlich wusste ich, dass Bas dies nicht mochte, doch auf diese Art hatte ich ihm auch eins ums andere Mal den Hintern gerettet.

    „Der Name meines Vaters war Lysias und der meiner Mutter war Nossis. Ich komme aus Rom, wohne in Rom und werde Rom nicht verlassen.“

    Zufrieden mit meiner Antwort nickte ich. Ach ja ich hatte noch etwas vergessen.
    „Ich bin 15, fast 16 Jahre alt und arbeite überall wo etwas anfällt, besonders gut kann ich mit dem Hammer umgehen.“ Ich grinste zufrieden, denn eigentlich hatte ich etwas anderes sagen wollen, doch das hätte nicht hierhin gepasst.

    Fehlte noch etwas oder bildete ich mir ein der Kerl würde mich fragend mustern. „Ja richtig keine Einschränkungen, eher das Gegenteil“, nun war mir doch noch etwas raus geflutscht.

    Mit versuchter Unschuldsmiene starrte ich an die gegenüberliegende Wand.
    Das gab mal wieder Gemecker von Bas.