Beiträge von Milon

    Natürlich war ich sauer, die anderen durften gehen und ich musste hier bleiben, verkniff mir aber zuerst einmal einen blöden Kommentar und hörte zu. Na ja hörte sich ja interessant an. Das man um einen Gegenstand wie einen Eimer so einen Aufwand treiben und soviel reden konnte verwunderte mich zunächst, bei näherem nachdenken, sollte ich wohl öfter machen, leuchtete es mir ein.

    "So eine Axt, Entschuldigung Dolobra, wird bestimmt um Türe einschlagen oder Genstände weg hauen benutzt." Bei meiner Antwort schaute ich den Optio fragend an. So falsch konnte es nicht sein was ich sagte, bestimmt fehlte aber noch was.

    So marschierten und marschierten wir. Ich versuchte mein bestes zu geben, außerdem wusste ich 'Bas der Besorgte' war da und passte auf.

    Nachdem wie es mir schien, bei all dem im Kreis latschen, beim gerade aus rennen, bestimmt schon Rom verlassen hätten, langweilte ich. Was sollte ich tun? Normalerweise hätte ich eine eine Melodie gepfiffen, doch ich wollte niemanden verärgern, deshalb summte ich sie vor mir her. Es war ein zotiges Lied wie man es oft in der Subura hörte.

    Fast hätte ich aufgeschrien so heftig hatte ich mir gerade auf die Zunge gebissen. So bremste ich mich, als ich schreien wollte, er hat mir doch nur gesagt ich solle ruhig sein und ich stände zu weit vorne.
    Ich mochte es nicht leiden, wenn Bas für etwas angeraunzt wurde, was er nur gut gemeint hatte.

    Ob da noch mehr kam was ich mir merken musste, dachte ich nachdem die Befehle an mein Ohr gedrungen waren.

    Rums schon stand ich ehe ich mich versah standen wir in einer Reihe hintereinander und alle machten einen Schritt nach vorne. Ich auch, dummer Weise erwischte ich die Hacken meines Vordermannes, der stolperte nach vorne, stieß um sich abzufangen mit den Händen seinen Vordermann, der nun wieder seinen und so ging es die Reihe entlang.

    Für einen Außenstehenden sah dies bestimmt lustig aus. Auch das ich da stand wie ein Fels in der Brandung, mit meinem Freund und den restlichen hinter mir.

    Weiter marschieren konnte ich nicht, wer wollte schon auf die am Boden liegenden Kameraden treten.

    Der nun schon wieder, mein ewig besorgter Freund. "Ist ja schon gut", maulte ich zurück.

    Was hat er denn nun schon wieder? Ich schaute rechts und links auf die Füße. Meine Güte hatte denn wer gesagt das die Zehenspitzen in einer Linie stehen mussten? Ich hatte nun mal große Füße, obwohl eigentlich normal. Würde das endlich hier weiter gehen oder fand 'Bas der Besorgte' noch weiteres zu meckern. Hihi lachte ich innerlich. Vielleicht sollte ich ihn immer so nennen.

    „Das hätte ich kaum für möglich gehalten“, griente ich vor mir her. „Was sonst sollte die Aufgabe eines Vigiles sein?“ Ich bis mir auf die Unterlippe, da ich wusste, Bas mochte es nicht wenn ich herum stichelte. Der nächste Satz schlüpfte mir dann einfach so heraus. „Jetzt kommen wir zum Kern der Sache, alles hört auf mein Kommando.“

    Schnell ergriff ich den Arm meines Freundes, zerrte ihn mit, damit wir ja zusammen blieben, schaut was die anderen machten, glitt in die fast fertige Reihe, schubste mit meinen Hüften nach links und rechts, so lange bis Platz genug für uns beiden war.Auf das Murren und Maulen der anderen achtete ich erst gar nicht. Nachdem wir unseren Platz gefunden und wie ich fand, gut da standen. Grinste ich gut gelaunt in Richtung Optio, von mir aus konnte es weiter gehen.

    "He pass auf mit wem du dich anlegst", grinste ich ihn an. "Was uns erwartet kann ich dir sagen, die versprochenen Tuniken die uns fehlen". Nach dieser Antwort musste ich selber lachen, denn mir war klar damit hatte mein Freund nicht gerechnet.

    Dann sah ich ihn da stehen, unseren Optio, der der über unser Tun bestimmen und wachen würde. "Keine Sorge das wird schon", sprach ich nicht nur Bas sonder auch mir selber Mut zu.

    Nun etwas zufriedener kehrte ich zurück und ließ mich einfach auf eines der leeren Betten fallen. Lang ausgestreckt lag ich da und dachte über den vergangenen Tag nach.

    Jetzt da ich Bas erzählt hatte was mich in den letzten Stunden so beschäftigt hatte, ging es mir besser.

    Ich hatte ihm gesagt, wie wütend ich über den Medicus gewesen war, weil er uns so unterschiedlich untersuchte. Ebenfalls aber auch gestanden, dass ich Angst vor der Zukunft hatte, weil mit wir mit der Leistung des Fahneneides unsere Freiheit aufgegeben hatten. Jetzt mussten wir über jeden Schritt Rechenschaft ablegen und konnten kaum noch über uns selber bestimmen. Fast so sehr mir die Idee ein Vigil zu werden gefallen hatte, bereute ich nun die Entscheidung.

    So in Gedanken versunken dämmerte ich langsam weg.

    „Mm“, kam von mir. Es sollte Bas aufmunternde Worte bestätigen. Sein Versuch mich mit Gerede abzulenken tat mir fast leid. Es war aber auch zu blöd, ich ärgerte mich, zu gerne hätte ich meinem Freund erklärt was los war, aber hier in dem Raum mit so vielen Ohren,schaffte ich es nicht.
    Zumal wir die Neuen waren und jeder hören konnte was wir redeten.

    Ich schaute zu den Betten und meinte: „Ja später. Würdest du zuerst einmal mit mir rausgehen? Ich brauche etwas frische Luft vor dem einschlafen.“

    Was für eine selten dämliche Ansage, waren wir doch fast den ganzen Tag draußen rum gelaufen. Bas würde daran bestimmt merken wie wichtig es mir war.

    ich hörte alles und doch auch wieder nicht. Was war nur los mit mir? Es war doch meine Idee gewesen zu den Vigiles zu gehen. Warum konnte ich mich nicht freuen es endlich geschafft zu haben, bei allem was wir erreichten, fand ich etwas zu nörgeln.

    Verbissen scheuerte ich an dem Brett, auf dem Bas die Fladen abgelegt hatte, herum und verstauete es in dem regal. Grimmig stapfte ich zu meinem Rüstzeug und verstaute es einfach in eine der leeren Truhen. Damit konnte ich mich also in Zukunft herumschlagen, genauso wie mit den Hohlköpfen die eben eingetreten waren und kluge Reden hielten.

    Dann endlich kam es mir, ich wusste wo das Problem war. Es wäre in den nächsten Jahren auch nicht zu lösen, ich musste mich ganz einfach daran gewöhnen. Mein Leben war bisher nicht leicht gewesen, doch ich hatte meine Freiheit gehabt, konnte tun und lassen was ich wollte, doch damit war es jetzt vorbei. Ich hatte meine Freiheit verloren, in Zukunft wäre da immer einer der mir sagte wo es lang ging.

    Mit den Göttern war ich vorerst fertig, sie hatten mich reingelegt. Zuerst gaben sie mir verlockende Gedanken, die sich dann aber als Trugbild herausstellten.

    Eine Hand auf meiner Schulter, ließ mich für einen Bruchteil erstarren. Nicht das ich Angst hatte, doch die waren in der Überzahl. "Hunde die bellen beißen nicht, auch nicht Cleo. Er ist ein netter Kerl, nur ein Ordnungsfanatiker und ihm gehört das Bett. Dahinten die beiden letzten Betten sind noch frei, die Truhen ebenso. Für euren Kram", ergänzte Pollis. "Ja und ansonsten, benutztest säubern und dahin räumen wo ihr es hergeholt habt."

    Fast hätte ich erleichtert aufgeatmet ehe das passierte was immer geschah wenn ich nervös wurde, ich bekam Hunger. "Du sag mal, wann gibt es hier etwas zu essen, ich meine so richtiges, solches was wir nicht selber kochen müssen? Ja und wo? Wer kocht es?" Ich tat das was ich fast genauso gut und gerne tat wie essen, reden. "Weiß du wir kamen hierher nachdem wir eine Frau in einem brennenden Haus retteten und halfen bei dem Löschen eines Brandes." Die sollten gleich hören was für tolle Kerle wir waren. Ein Angeber war ich scheinbar auch, wusste ich gar nicht.


    Ich war es ja gewohnt mich irgendwo nieder zu lassen und dort zu schlafen, aber hier war es ja der pure Wahnsinn. Ein eigenes Bett für mich ganz alleine.

    Zurück von der Tour, 'findet die Wache', stand ich in unserem Contubernium vor meinem Bett als sich Stimmen hören ließen und näherten. Schon flog die Trupp auf und und ein Trupp

    unterschiedlichster junger Männer stolperte herein. Ruckartig blieb der Vorderste stehen und starrte mich finster an. Ein anderer fluchte gleich los: „Hast du etwa in unseren Sachen herum gewühlt? Ich sag dir ich hau dich durch Sonne Mond und Sterne". Ein anderer drängelte sich vor. „Nun mal immer mit der Ruhe. Ah da ist ja der Andere,“ meinte er als er Bas sah. „Jungs ich vergas euch zu sagen, dass wir Zuwachs bekommen habe.“ Er wandte sich zu uns beiden. „Also wenn ich mich vorstellen darf ich bin der Pollis, der der so gerne prügelt ist Varus unschwer zu erkennen ein Gallerter. Die anderen werdert ihr auch noch kennen lernen, das sind Eudicus, Cleodotus. Danilo und Manólis sind unsere Griechen und wer seit ihr?“ Einer nach dem anderen grinste uns mehr oder weniger an.

    Sie noch immer anstarrend riss ich mich mehr oder weniger von ihrem Anblick los. „Ähm nun ja, ich bin der Milon und das hier“, dabei ergriff ich Bas und zerrte ihn am Arm zu mir, so waren wir wenigstens zu zweit gegen die anderen, „ist Bas mein Freund. Nun ich wollte mich gerade eine Runde ausruhen“, dabei machte ich einen Schritt auf ein Bett zu. „Ne Junge daraus wird nichts,“ ertönte die tiefe Stimme von Cleodotus, „erstens du weißt nicht welches Bett dir gehört und zweitens schaut euch mal den Saustall an den ihr hier hinterlassen habt. Ich würde sagen da ist erst einmal sauber machen und aufräumen angesagt. Ach und ihr könnt mich Cleo nennen.“

    Schwer seufzend warf ich Bas einen Blick zu. Das konnte ja noch lustig werden.

    Meine Güte was machte der für ein Gewese. Wir waren nun hier, hatten den eid abgelegt damit musste es doch gut sein. Sie suchten doch immer Leute und mal ehrlich angestellt hatten wir nichts außer das wir ein kleines Nickerchen gemacht hatten aber das war doch menschlich.

    "M...m" ein Kopfschütteln folgte nach meiner klaren Aussage. "Die waren nicht hier. Es waren zwei ganz lange, so richtige Lulatsche". Meine Aussage bestätigend fügte ich noch ein nicken hinzu. Die Götter würden mir schon die kleine Notlüge verzeihen, schlich bewahrte ich Unschuldige vor einer Strafe.

    In Gedanken mit der Abzahlung beschäftigt, stapfte ich übelgelaunt hinter den beiden her und wäre fast gegen Bas gestoßen. So gerade konnte ich noch seine Frage hören. Wieso sollte ich denn jetzt einen Plan haben? War es denn meine Idee gewesen hierhin zu latschen? War es meine Schuld, dass man uns alleine bei der Suche des Rekrutierungsbüro lies?

    "Nö", war deshalb auch meine kurze Antwort. Mit einem unschuldigen Blich schaute ich zum Optio.

    gerade hatte ich die Tunika gewechselt und zupfte sie noch ein wenig zurecht als der Optio erschien. Dabei hatte ich noch gedacht vorerst hätten wir Ruhe vor ihm. Immer noch verärgert wegen dem Beschiss mit der Kostenübernahme stapfte ich hinter ihm und Bas her. Nahm das Gehetze den heute gar kein Ende?

    Ne so einfach ging das nicht, ich musste es genau wissen. Was hatte der eben gesagt?

    "Entschuldigung hast du eben gesagt er muss sie deshalb nicht bezahlen weil sie schon benutzt wurde?

    Bedeutet das, wir müssen dies hier alles bezahlen? Wir haben aber doch keine Geld. Wenn wir das abzahlen müssen geben wir unseren Verdienst gleich aus und haben wieder nichts".

    Gut wir hatten Nahrung und Unterkunft, doch ich fand das wäre dann doch zu wenig.

    Völlig mit dem bisher erlebten in Gedanken beschäftigt hörte ich Bas und auch wieder nicht.

    "Äh was? Angeber wer? Der Medicus? Ja stimmt."

    Ob man das so sagte wusste ich nicht und zuckte darum mit der Schulter, meinte dann aber doch: "Ja klar unsere Ausrüstung sollen wir hier abholen, sagte uns der Optio."

    Ich sprang auf und wühlte wieder im Regal. "Ich hatte doch, ah da ist es." Schnell schon ich Bas das Holzbrett zu und begann dann den Apfel in Scheiben zu zerteilen. Schälen wäre besser gewesen, aber mit dem Messer hier, wäre von dem Apfel kaum noch etwas übrig geblieben.

    Wir beide arbeiteten Hand in Hand und mampften zum Schluss zufrieden unsere Fladen. "Du hast uns vor dem Hungertod gerettet", grinste ich meinen Freund an, bevor wir unsere Ausrüstung holten.

    Ich hob die Schultern, „vielleicht, ich müsste es zuerst einmal probieren“. Aufmerksam sah ich Bas zu. „Na ja Gewürze, Honig oder Obst würden den Geschmack bestimmt verbessern. Ob wir hier so
    etwas finden? Wohl eher nicht.“

    Der beste Koch konnte aus einer Pampe mit Getreide und Wasser nichts gescheites herrichten. „Deine
    Tante hat es ja auch Jahrelang geprobt, du bist ja noch Anfänger. Die meisten Probedurchläufe gehen schief, mach dir nichts draus.“

    Echt toll. Ich hatte wirklich gut reden. Hoffentlich konnte ich Bas damit trösten. Suchend schaute ich mich um, stand kurz auf und kramte in dem Regal rum. „Hier schau mal ein Apfel, mit ein paar Apfelscheiben belegt schmeckt es bestimmt besser.“ Auch wenn der Apfel schon ziemlich verschrumpelt war, immer noch besser als gar nichts.

    Jetzt war erstmal wieder mahlen angesagt.

    Erleichtert atmete ich auf, es tat so gut den Arm des Freundes zu fühlen. Doch seine Worte, in denen so viel Verständnis lag, bestätigten mein eigenes Fehlverhalten aber auch gleichzeitig sein zu mir stehen egal was passierte, wir blieben Freunde.

    Erleichtert hörte ich seine Bemerkung und ging grinsend auf sie ein. „Grrr“, knurrte ich „dabei hatte ich schon gehofft du würdest das übernehmen.“

    „Och macht doch nichts, das schwarze können wir abkratzen und du hast doch gesehen, ich esse alles,...fast“.

    Schon stand ich neben ihm, klopfte ihm auf die Schulter, „komm wir versuchen es gemeinsam, ich mahle und du bäckst. Wir kriegen das auch noch hin.“

    Nachdem ich den Becher Posca in mich hineingeschüttet hatte, und Bas mit dem Feuer anzünden beschäftigt war, hielt ich es einfach nicht mehr aus und kippte mir einen Teil des gemahlenen Getreide in den Mund. So dämlich konnte auch nur ich sein.

    Natürlich war das Zeugs viel zu trocken. Von schnell und unbemerkt herunter bekommen konnte keine Rede sein. Zwischendurch schielt ich immer wieder zu Bas hinüber. Ob er etwas
    gesehen hatte. Irrte ich mich oder hatte er nicht gerade vor sich her gegrinst?

    Ich wollte ihm noch sagen schütte nicht zu viel Wasser zu dem gemahlenen Zeug, doch es ging nicht. Mein Mund war noch immer vollstopft und alles kauen und schlucken half nicht, es rutschte einfach nicht runter. In meiner Not nahm ich den zweiten befüllten Becher Posca, der ja eigentlich für meinen Freund bestimmt war und nahm einen Schluck. Nur ein kleiner Teil rutschte runter aber ich hatte mittlerweile das Gefühl an der Pampe zu ersticken.

    Abgesehen davon, das Bas mich bestimmt für einen Volltrottel hielt, dachte ich es selber ebenfalls von mir. Ich hielt inne mit dem Kurbeln und schaute mich in der Stube um. Wohin nur mit dem Zeug? Einfach irgend wohin spucken ging ja nicht. Was wäre wenn die Adern aus der Stube rein kämen, denn es schienen hier schon welche eingezogen zu sein. Es reichte mir, ich nahm meinen

    leeren Poscabecher und spuckte den Klumpen dort hinein. Gleich danach spülte ich mit dem Rest des zweiten Becher Posca nach.

    Jetzt fühlte ich mich wirklich Hundeelend vor Scham und Reue. Still nahm ich die Handmühle und mahlte weiter. Hoffentlich würde Bas mir jemals mein bescheuertes Benehmen verzeihen.