Beiträge von Caius Furius Merula

    Es begann ein Ausbildungstag wie viele vor ihm: Laufen, Liegestütze, Kniebeugen, Schubkarre einmal gewechselt pro Runde. Was früher holperig aussah und manchem schwer fiel, bereitete kaum noch Schwierigkeiten. Sogar das Tempo zog von Ausbildungswoche zu Ausbildungswoche an. Übungseinheiten mit Schwert und Lanze schlossen sich an und auch hier konnten Fortschritte verzeichnet werden. Gerade der hagere Merula bekam Armmuskeln und eine stabilere Schulterform, was ihn nicht zu einem Leibwächter machte, aber dem Alter entsprechend wohlgefällig aussah.

    Immerhin froren sie heute nicht, sondern kamen ins Schwitzen. Manch einer müffelte nach Schweiß, als sie antraten. Sie erhielten Auskunft über das Trainingsprogramm am kommenden Tag, allerdings nicht sofort verständlich, sondern in Form eines Rätsels.

    "Äh, Fulcum?" Merula fragte nach, weil er sich auch verhört haben konnte. Fulcrum deutete auf ein Gestell des Bettes hin, aber er wusste nicht, wie das im Zusammenhang mit der Ausbildung stehen konnte. Trotzdem wäre ihm dieses Wort lieber gewesen, weil er dazu etwas sagen konnte. "Das Wort Fulcum kenne ich nicht." Wie üblich in unangenehmen Situationen, wurde Merula rot. "Dahinter steht bestimmt etwas spezifisch Militärisches." Das wäre eine Erklärung, warum er es im Alltagsgebrauch nicht kannte.

    Die dünne Tunika wärmte nicht, aber sie schützte die feuchte Haut vor dem Wind, der auf ihr um ein Vielfaches kälter wirkte als die tatsächliche Temperatur. Merulas Lippen sahen bläulich aus und er zitterte, als er auf den Abmarsch wartete. Mettius durfte als Finder des Schwertes die Gruppe zur Castra führen und er wählte tatsächlich Merula als Partner aus. Das freute den vor Kälte klappernden Furier innerlich, aber außerdem würde er neben Mettius als Erster die Castra betreten. Er sehnte sich nach dicker Kleidzung und wollte eine Decke um sich spüren. Obwohl der Gleichschritt angezählt wurde, schritten Mettius und Merula mit Schritten in Übergröße voraus.

    In Merulas Kopf arbeitete es ununterbrochen, seit er das Ziel des Ausbildungsabschnittes kannte, daher verpasste er den Moment, an dem Obsidius das Schwert ins Wasser warf. Er musste nachdenken, antworten und kombinieren. Sie hielten sich auch nicht alleine am Ufer auf. Sie standen an einer Stelle, wo die Tiberinsel den Fluss teilte. Bis zum Zeitpunkt, an dem die Aufgabe benannt wurde, dachte er nur über mögliche Vorhaben, aber nicht über die Ausführung nach. Erst jetzt sickerte ihm die Vorstellung ins Bewusstsein, sich dem kühlen Nass auszusetzen, was sogleich sämtliche Härchen aufstellte und eine Gänsehaut produzierte. Er entledigte sich nur der Tunika, um sich später in etwas Trockenes wickeln zu können. Mehr seiner Hüllen ließ er nicht fallen, denn er präsentierte sich nicht gern. Als er mit den Zehen des ersten Fußes die Wasseroberfläche durchbrach, schrumpfte sein bestes Stück auf Minimalmaß, obwohl sich der große Rest des Körpers noch an Land befand.

    "Scheiße, ist das kalt!" Er prustete, während er wie ein Storch Schritt für Schritt vorwatete. "Weiß jemand, wo das Ding liegt?" Schon jetzt klapperten seine Zähne, denn an Merula fand sich kein Fettpölsterchen, das ihn hätte wärmen können. Eine Antwort bekam er nicht, denn alle hatten mit sich selbst zu tun. Er wartete fast bis zum Schluss, bevor er mit einem Schrei bis zum Bauch ins Wasser eintauchte. Wie spitze Nadeln drang die Kälte in seinen Körper. Er hechelte, um sich vom Quieken abzuhalten und auf anderes zu konzentrieren als die thermischen Reize.

    Schließlich kam er zu dem Schluss, dass sein Zögern gleichzeitig das Hinauszögern der Situation bedeutete, also nahm er allen Mut zusammen und warf sich ins Nass. Durch sein Zögern kam er lange nach dem erteilten Zeichen und als Letzter in Gang, um ans andere Ufer zu schwimmen. Den Rückstand holte er nicht mehr auf, obwohl er als guter Schwimmer galt, aber da sich bereits nach kurzer Zeit die Muskeln verkrampften, hatte er Mühe, überhaupt durchzuhalten. Zurück ans Ufer wollte er nicht, weil dann eine zweite Schwimmprüfung drohte, also lieber einmal Zähne zusammenbeißen und durch.

    Er schleptte sich an Land und spürte den kaum vorhandenen Wind wie ein eisiges Tuch um sich. Da er Letzter war, musste er nicht lange auf das erneute Zeichen warten, aber er bedauerte seine Kameraden. Hoffentlich hagelte es am Abend für eine Prügel.

    Nun galt es, das verflixte Schwert zu finden. Wie ein wildgewordener Affe hampelte er über und unter Wasser herum, nur um in Bewegung zu bleiben. Das Einzige, was gut klappte, war die Sicht unter Wasser, aber das Schwert entdeckte er trotzdem nicht. Wenn nicht er, dann sollte jemand anderer das Ding finden und zwar schnellstmöglich, denn mittlerweile spürte er seine Füße kaum noch.

    Als er unter Wasser war, hörte er ein Grölen und tauchte auf. Mettius, das Schlitzohr, hielt den Gladius hoch und watete gen Ufer. Alle liefen hinter ihm her und spritzten sie dabei nass. Klappernd standen die Tirones am Ufer, während Mettius das Schwert zum Corni auf die Brücke brachte.

    Bei der Ankunft durften sie locker stehen, bevor Merula wieder einmal mit einer Frage bedacht wurde. Dieses Mal handelte es sich nicht um eine Wissensfrage, sondern eine Vermutung. Vermutet hatte Merula ja bereits zuvor, was heute auf dem Programm stand, es nur nicht ausgesprochen, daher begann er mit den ursprünglichen Gedanken.

    "Wir könnten zum Beispiel das Kämpfen unter erschwerten Bedingungen üben. Die Sonne blendet, das Wasser reflektiert, vielleicht müssen wir Kampfschritte und das Gleichgewicht üben, während wir im Wasser stehen." Er hob die Schultern. "Kann auch sein, dass die Überquerung mit Waffen geübt wird, wobei ich den Tiber dafür zu breit halte und mit zu starkter Strömung. Kann allerdings auch sein, dass kontrolliert wird, wer Schwimmen kann."

    Dazu benötigten sie allerdings keine Waffe, daher gab Merula auf zu spekulieren.

    Heuten kamen sie erstmalig aus der Castra heraus, wobei die Erwähnung des schönes Wetters keine Erleuchtung brachte, denn Sonne hieß nicht automatisch Wärme. Sonne konnte blenden und im Kampf behindern. Vielleicht übten sie das samt Reflexion des Wassers, denn wozu sonst sollte Obsidius den Galdius mitnehmen. Komisch allerdings fand er, dass nur einer der Tirones eine Waffe trug. Er wusste nicht, was er denken sollte, daher gab er das Grübeln auf und marschierte mit den anderen in Zweierreihe dem Führenden hinterher.

    Alles, was Merula hörte, leuchtete ihm ein. Schildwall gleich hohe Stoßrichtung, offene Formation gleich tiefe Stellung mit Stoß in Richtung Bauch. Sicherlich wäre er durch Ausprobieren auch zu diesem Schluss gekommen, aber warum erst eigene schmerzhafte Erfahrungen sammeln, wenn Tirones von denen ihrer Ausbilder und ganzen Generationen vor ihnen profitieren konnten. Die Haltung einzunehmen, stellte ebensowenig ein Problem dar, weil sie es vorgemacht bekamen. Was sich allerdings als eine Herausforderung erwies, war das zielgenaue Zustoßen aus der Deckung heraus, das beim fünfzigsten Mal noch genauso korrekt aussehen sollte wie beim ersten Mal. Beim Üben stellte Merula fest, dass ihm die tiefe Stellung mehr lag, weil sie weniger Kraft in der Ausführung kostete und er mit mehr Wucht zustoßen konnte. Die Kräfte aus der Bauchgegend oder Hüfte heraus lagen bei ihm deutlich über denen mit erhobenem Arm, weswegen der Holzpfahl mehr im unteren Bereich einstecken musste als oben. Einen Hals zu treffen, hielt er außerdem für schwierig, weil die Trefferflächer klein ausfiel. Ein Unterkörper bot viel mehr Möglichkeiten, selbst dann, wenn er mit der Waffe abrutschte und der Stoß misslang.

    Aber noch etwas fiel Merula auf: Er vermutete seit heute nicht nur, dass er inzwischen Armkraft aufgebaut hatte, sondern wusste es sicher. Die ersten Versuche mit dem Schwert endeteten zeitiger in der körperlichen Ermattung, heute hingegen hielt er deutlich länger durch, was aber nicht bedeutete, dass die Kraft bis zum Ende reichte. Dankbar für die Erlösung senkte er das Schwert und stellte den Schild ab.


    Als sie kurz darauf antraten, hörte Merula noch einmal, was ihm selbst vor Momenten erst klar geworden war. Er machte Fortschritte auf der Grundlage, dass er immer etwas über seine Grenze hinaus trainierte. Schön fühlte sich das nicht an, aber es zeigte Wirkung. Einsichtig, aber wieder einmal kraftleer ging er zur Baracke zurück. Er schlufte auf den letzten Schritten, tröstete sich aber damit, dass jeder Urbaner dieses Traingssoll erfüllen musste.

    Die Ankündigung glich zwar keinem Schock, aber gute Erfahrungen verband Merula nicht mit Obsidius, der ihm zugeteilt wurde. Innerlich seufzte er, äußerlich bemühte er sich, davon nichts merken zu lassen. Die Situation verbesserte sich deutlich, nachdem die Disziplin bekanntgegeben wurde. Die Gesichtsfarbe kehrte zurück und Merula atmete auf. Laufen gehörte zu seinen Spezialdisziplinen und langsam sollte er auch lernen, mit weniger beliebten Kameraden umgehen zu können. Es gab sie überall.

    Das Ziel lautete, als Paar anzukommen, was bedeutete, dass Runde eins für Merula in gemäßigtem Tempo vonstattenging, da Obsidius zwar stark, dafür aber nicht schnell war. Alternativ konnte Merula rücksichtslos voranpreschen und einen Vorsprung herauslaufen, oder anstatt Obsidius Tempo widerspruchslos hinzunehmen, könnte Merula ihn auch triezen. Anspornen ginge natürlich auch. Merula war ratlos und hätte sich gerne beraten, aber schneller als gedacht erteilte der Corni das Kommando zum Marsch.


    "Los, Obsidius! Nicht marschieren, laufen!" Merula gehörte zu den Ehrgeizigen. Sie befanden sich noch auf dem Hinweg zum Eingangstor, da schnappte er sich Obsidius am Arm und zog ihn mit, was zwar nicht viel, aber immerhin etwas half. Bei ihrer Rückkehr kamen ihnen bereits Patulcius und Cloelius entgegen, deren Runde um den Platz sie jetzt antraten.

    Im Moment, als Obsidius kurz verschnaufen wollte, riss ihn Merula mit. "Ausruhen kannst du später, los jetzt!" Er merkte, wie unfreundlich er klang, aber die Erinnerung an das rücksichtslose Auftreten des Kraftprotzes beim Ringen wollte nicht verblassen.

    "Los, Intervallum als letztes. Beine unter die Arme, Obsidius. Hast doch sonst eine große Klappe." Obwohl Merula während dem Rennen redete und zusätzlich an Obsidius zerrte, sah sein Lauf frischer als der des Kameraden aus, und als sie beim Corni ankamen, keuchte Obsidius mehr als er. Sie stellten gemeinsam das zweite Paar und während sie auf Paar drei warteten, flüsterte Merula zu Obsidius: "Ab heute nenne ich dich Ente."

    Das erste Lob seiner Tirozeit legte sich wie Balsam auf Merulas Gemüt. Endlich konnte er glänzen und endlich wurde er nicht mehr rot. Er fühlte sich um ein ganzes Lebensjahr reifer, was für einen Jungspund als Gewinn anzusehen war. Zufrieden mit sich und dem Tag sah er nach rechts und links zu den Kameraden, allerdings achtete keiner auf ihn, weil alle dem Corni zuhörten. Merula tat es ihnen gleich, damit nach dem Lob kein Tadel wegen Unaufmerksamkeit folgte.

    Wie zu erwarten, stand anschließend eine Übungseinheit mit der Hastra an. Den Scutum, noch immer wegen seinem Gewicht eine Herausforderung, griff er mit der Linken, die Hastra mit der Rechten. Das Zustoßen fiel ihm leichter als gedacht, allerdings erlahmte der Arm, der den Schild trug, beizeiten, sodass er beständig korrigieren musste, wenn er daran dachte. Oft genug merkte er es allerdings zu spät und öffnete ungewollt die Deckung, was ihm Ermahnungen einbrachte. Noch lief nichts automatisch ab und wenn sich Merula auf den Schild konzentrierte, stieß er fehlerhaft zu, während er bei der Konzentration auf die Stöße regelmäßig mit dem Scutum abrutschte. Irgendwann erlahmten die Kräfte derart, dass er beide Hände zum Anheben des Schildes brauchte, aber zum Glück läutete der Corni das Ende dieser Übungseinheit ein.

    Heute gab es erstmalig eine Barackenaufgabe. Nach dem Befehl des Wegtretens und auf dem Weg zur Baracke überlegte sich Merula, zunächst den Armen etwas Ruhe zu gönnen, weil das Üben gleich im Anschluss kaum Fortschritte gebracht hätte. Zu seinem Glück sank er auch nicht mehr todmüde auf die Bettstatt, wenn er vom Exerzierplatz kam. Merula merkte, dass er an Kondition gewann, was er für das Selbsttraining bis Sonnenuntergang ausnutzte.

    So, wie der Corni es sagte, erging es Merula: Er kämpfte nur mit halber Kraft, weil er Mettius keine üblen Schmerzen zufügen wollte. Mettius hielt es ähnlich. Als die Ankündigung eines Wechsels des Übungspartners kam, sah Merula die Notwendigkeit ein, hoffte aber, er würde morgen keinen der haushoch überlegenen Tirones zugeteilt bekommen. Außerdem hörte er dieses Mal genau heraus, dass sie sich über Pilum und Hasta erkundigen sollten. Das sollte ihn vor einer erneuten Pleite bewahren.

    Es folgte eine der leichtesten Übungen: das Marschieren. Laufen, marschieren, sprinten konnte Merula in fast jedem Zustand und auch dieses Mal spielte er diese Stärke aus. Er wurde nicht langsamer und kürzte auch keinen Schwenk ab, daher kam er ohne Tadel nach der fünften Runde zum stehen. Trotz allem wuchs die Beliebtheit des Befehls abite. Die Kräfte waren nach einem Übungstag erschöpft und die Muskeln sehnten sich nach Regeneration. Natürlich vergaß er dieses Mal nicht, sich bei den älteren Kameraden über die Hasta zu erkundigen.


    Am nächsten Morgen zuckte er nicht zusammen, als sein Name fiel. Da gestern Hasta und Pilum erwähnt wurden, heute aber nur nach Hasta gefragt wurde, strauchelte Merula doch wieder, bevor er sich fing und beschloss, über beides etwas zu sagen.

    "Gestern haben wir Hasta und Pilum gezeigt bekommen. Die Hasta war kleiner, aber beides ist ein Speer. Der Unterschied liegt in der Verwendung, denn der längere Pilum wird geworfen und die kleinere Hasta benutzt man zum Stoßen, also im Nahkampf. Sie wird deswegen auch als Lanze bezeichnet. In unserer Einheit wird nur die kleinere Hasta benutzt, während in der Legion der größere Wurfspeer zum Einsatz kommt." Er holte Luft, um etwas anzufügen. "Allerdings habe ich gehört, dass manche Legionäre sowohl einen kleinen als auch einen größeren Speer bei sich führen."

    Um wenigstens etwas Gelegenheit zum Üben zu bekommen und nicht prompt sang und klanglos untergehen zu wollen, brauchte Merula einen halbwegs gleichwertigen Partner. Gleichwertig fand er Mettius, aber bei ihm wäre er gehemmt, das Äußerste zu geben, weil er ihn mochte. Trotzdem blickte er zu ihm nach der Aussage, sie beide könnten den Trainingspartner auswählen. Da Mettius mehrmals nickte, war klar, dass sie es miteinander probieren würden. Merula bereute allerdings seine Wahl, je mehr Trefferpunkte der Corni aufzählte. Jeder der genannten Punkte schmerzte nachhaltig, wenn er getroffen wurde. Das verdarb Freundschaften und verhinderte ein frisches Antreten am morgigen Tag. Umso erleichterter zeigte sich Merula, als der Corni am Ende alle aufgezählten Punkte verbot. Fast konnte er das 'Mädels' deswegen überhören, was er nicht mochte.

    Ringen gehörte nicht zu seinen Stärken, weil er zwar Kraft besaß und über Wendigkeit verfügte, aber als Leichtgewicht weder einen Gegner auf den Boden drücken noch durch Körpermasse aus dem Gleichgewicht bringen konnte. Im schlimmsten aller Fälle wurde er Huckepack getragen. Um das zu verhindern, streckte Merula beide Arme nach vorn, um Mettius auf Abstand zu halten. Mettius tat es ihm gleich, fasste die Hände und so drehten sie sich als Paar mal nach rechts, dann wieder nach links, ohne das etwas anderes passierte. Merula suchte nach einem Schwachpunkt bei seinem Gegner und stellte fest, dass er gleichzeitig abwog, was er Mettius antun wollte. Obsidius gegenüber, der ihn platt gemacht hätte, könnte er hinterhältiger sein. In all seine Überlegungen grätschte Mettius, traf seinen rechten Fuß und nahm Merula den Halt. Im Fallen krallte der sich an Mettius und riss ihn mit. Der Aufprall war hart, gelangte aber nicht ins Bewusstsein, weil Merula darum rang, nicht gänzlich unten zu liegen. Er winkelte ein Bein an, stützte sich mit dem Fuß auf und presste so stark er konnte. Mettius konzentrierte sich auf Merulas Schultern, von denen eine bereits den Boden berührte. Die andere konnte durch das Beinstemmen ein gutes Stück oben gehalten werden. Merulas Bauchmuskeln arbeiteten auf Hochtouren. Lange würde er das nicht durchhalten, daher galt es alles oder nichts. Merula ging auf Risiko, gab blitzartig die Gegenwehr auf und ließ sich auf den Rücken fallen, um durch die Unterstützung des anderen Beines, was zeitgleich mit Abstemmen anfing, den Schwung auszunutzen und den überraschten Mettius über sich hinweg zu rollen und im besten aller Fälle unter sich zu bringen. Der Plan gelang nur im Ansatz, weil Mettius nach kurzer Verblüffung den Arm nutzte und damit sein eigenes Umrollen verhinderte. Merula kam nicht einmal seitlich zu liegen und landete mit dem nächsten Aufbäumen seines neuen Freundes auf dem Rücken. Er ließ ihn los und legte die Arme auf dem Boden ab. Der Kampf war entschieden.

    Nachdem Merula bereits gestern weitgehend erfrischt in den Tag starten konnte, fühlte er sich heute noch besser. Für ihn stand fest, sobald die Muskeln oder Knochen schmerzten, würde er die Therme aufsuchen und danach ausreichend schlafen. Zum Glück merkte er nicht, ob jemand in seiner Stube schnarchte, weil er vor Müdiogkeit prompt einschlief und erst am Morgen erwachte.

    Das Ausbildungstraining begann mit den obligatorischen Runden, wenn auch in leicht abgeänderter Form. Die Anwesiung, um die Wette zu laufen, kam überraschend, daher blickte sich Merula verdutzt um, weil er sicher gehen wollte, richtig verstanden zu haben. Als aber die ersten lospreschten, lief er sofort hinterher. Auf der Anfangsstrecke stellte er Überlegungen an. Sie mussten drei Runden laufen, also eignete sich ein Sprint nicht, wenn er gut abschneiden wollte. Es gab zwar auch längere Sprints, aber jeder Lauf, der mehr als eine Runde umfasste, konnte von niemand per Sprint erfolgreich zurückgelegt werden. Es galt, die Kräfte einzuteilen. Zu diesem Schluss gekommen, bemühte er sich nicht mehr, zur Spitze aufzuschließen. Er achtete darauf, den Anschluss zu halten, was leichter wurde, je länger sie liefen. Bereits in der Mitte von Runde zwei brachen die beiden führenden Läufer ein und zum Ende dieser Runde führte Merula die Gruppe mit seinem neuen Lieblingskameraden Mettius an. Sie liefen Schulter an Schulter, zuweilen sahen sie sich an, lächelten und hielten den Gleichschritt, was bei annähernd gleicher Beinlänge und Tempo leicht fiel.

    Auf der Schlussgeraden in Runde zwei wechselten sie vom Freundschaft- in den Konkurenzmodus, zogen gleichzeitig das Tempo an und sprinteten die letzten Doppelschritte. Mit einer Schrittlänge Vorsprung gewann Mettius das Duell, aber gleich nach der Zielliene, die der Corni markierte, lächelten sie sich wieder an.

    Ihr Atem ging schnell und der Brustkorb hob sich im schnellem Takt, als sie in Linie antraten, aber ihnen blieb mehr Zeit zum Verschnaufen als den anderen, die nur nach und nach eintrudelten und sich neben sie stellten.

    Der Tag begann so gut wie lange keiner mehr, denn die Knochen und Muskeln schmerzten deutlich weniger als sonst. Die Therme wirkte Wunder und der anschließenden Schlaf tat sein übriges. Nicht einmal die Marschausrüstung konnte Merula die Stimmung verderben und als das Tagesprogramm verkündet wurde, stahl sich ein kleines Lächeln in sein Gesicht, denn Marschieren gehörte zu seinen Stärken. Bei dem Gedanken, einfach nur laufen zu müssen, wenn auch bepackt wie ein Esel, wuchs die Hoffnung, dass die lädierten Muskeln keinen Rückschlag erfuhren und sich im besten aller Fälle sogar weiter regenerierten, denn schwach wie zu Beginn der Ausbildung waren sie nicht mehr. Sie konnten deutlich mehr leisten. Einzig für die Regeneration blieb wenig Zeit und Gelegenheit.

    Merula richtete es so ein, mit Mettius ein Duo zu bilden, weil er ihn mochte und in ihm einen körperlich nahezu gleichwertigen Kameraden sah. Zweikämpfe waren daher stets offen und nicht wie bei Obsidius im Voraus entschieden. Es ertönte der Befehl links herum und sie marschierten los. Motiviert schritt Merula aus, diesen Tag feierte er.

    Als die Umrundungen endeten, kam es sogar noch besser: Sie wurden in die Thermen geschickt, ganz offiziell. Zuvor aber wurde geklärt, wer schwimmen konnte und wer nicht. Merula konnte gut schwimmen, daher sah er sich neugierig um, wer es von den anderen noch lernen musste. Fast hätte er unverschämt gegrinst, als sich Obsidius meldete. Endlich ein Metier, wo der Kräftige hinten anstand.

    Sie durften ohne Schild und Schwert die üblichen Runden laufen, was Merula als Einstieg in den Tag freute. Ob er bereits mehr Kraft entwickelt hatte, konnte er nicht beurteilen, weil ihm jeder Muskel schmerzte. Das Laufen gehörte noch zu den leichtesten Disziplinen, die Liegestütze fielen ihm bereits schwer und auch die Kniebeugen beanspruchten die vom Muskelkater gequälten Bereiche seines Körpers. Merula nahm sich vor, am Ende des Tages die Therme aufzusuchen und nicht erschöpft ins Bett zu fallen. Hauptsache, er schlief nicht beim Baden ein.

    Beim nächsten Befehl staunte Merula Momente, bevor er ihn ausführte. Innerlich fluchte er und dachte, bestimmt wohnte in dem Corni ein sadistischer Geist, der seine Tirones mit Vergnügen quälte. Er keuchte bereits nach einer knappen Runde und während er den Rest dieser furchtbaren Übungseinheit absolvierte, nahm er sich vor, genauso unerbittlich zu sein, sollte er jemals in den Genuss kommen, ebenfalls Tirones auszubilden. Er schreckte auf. Wurde man auf diese Weise Sadist?

    Am Ende der letzten Runde kam er fast nicht auf die Beine. Er musste sich mit den Händen abstützen und hochdrücken, während seine Beine zitterten, aber auch sein Trainingspartner schwächelte. Dieses Mal bekam er Mettius zugeteilt, was zu einem ausgeglichenerem Resümee der Paarübung führte als am Vortag.


    Die nachfolgende Übung führte Merula wie eine Marionette aus, denn er dachte über nichts mehr nach, sondern funktionierte nur. Der Tag endete mit dem Verprügeln des Holzpfahles, was leidlich gut funktionierte, denn obwohl seine Muskeln scheinbar aus Brei bestanden, bekam er den einen oder anderen Schlag gut hin, zumindest dann, wenn der Corni zu ihm schaute.

    Am Ende des Tages schlurfte er vom Platz, steuerte zur Therme, rutschte ins Waser und bewegte sich eine halbe Stunde lang nicht mehr.

    Die nächste Aufgabe umfasste den Kampf mit einem Holzpfahl, was Merula entgegenkam, denn dort konnte er sich unauffällig und ungehindert seiner Wut entledigen. Natürlich hielt er ein Holzschwert in seinen Händen, denn eine Klinge aus Metall wäre schnell stumpf. Zum Schutz der ungeübten Tirones, aber auch aus wirtschaftlichen Aspekten heraus, wurden die echten Schwerter nicht zum Üben benutzt. Die Holzschwerter besaßen allerdings ein größeres Gewicht, weswegen der Umstieg später als angenehm empfunden wurde.

    Am liebsten hätte Merula beidhändig des Schwert gefasst und auf den Pfahl eingedroschen, aber die Aufgabe lautete, das Scutum mit zu benutzen. Obwohl Holzschwert und Schild im Normalfall die untrainierten Arme des Furiers schnell überforderten, hielt er wegen der angestauten Wut länger durch und zeigte, ohne dass er sich dessen bewusst war, eine recht passable Leistung. Merula nahm sich vor, irgendwann später und nicht im Zusammenhang mit Niederlagen den Corni zu fragen, ob eine wütende Grundstimmung im Dienst generell zu empfehlen wäre.

    Als das Kommando erging, die Schwerter in die Scheide zu stecken, atmete Merula auf, weil die Kraft geradeso bis hierher gereicht hatte. Sie traten noch einmal an und durften anschließend wegtreten.

    Am nächsten Morgen standen sie bei Sonnenaufgang mit gleicher Ausrüstung wieder da. Muskelkater plagte sie alle mehr oder weniger.

    Merula, der Jüngste und Unsicherste von allen Tirones, kam weder mit der Mittelpunktstellung noch mit Rügen sonderlich gut zurecht, dabei dachte er, sein Selbstbewusstsein wäre im letzten Jahr spürbar gestiegen. Der Tadel des Corni sorgte für die von ihm verhasste Schamröte im Gesicht. Aufzublicken traute er sich nicht. Fast glaubte Merula, seine Sicherheit nahm während der Ausbildung beständig ab, anstelle sich aufzubauen. Vielleicht hätte er sich später beim Militär bewerben und stattdessen Lebenserfahrung sammeln sollen. Auf seinen wachen Geist konnte er sich offensichtlich auch nicht verlassen.

    Die Strafrunden zu laufen, machte ihm nichts aus, egal wie viele es werden würden, aber er fürchtete sich vor dem Zorn der anderen. Nicht alle konnten gut laufen. Nach dem Anhalten und Aufstellen gab es kein Kommando, wo die Augen hinzublicken hatten, also sah Merula am Corni vorbei, als der ihn anfunkelte. Zu seinem Glück kam bei der nächsten Frage jemand anderer dran.

    Den Ausführungen hörte er genau zu, denn wissbegierig war er, auch wenn es vorkam, dass er nicht alles verstand. Er positionierte das Scutum wie beschrieben und würde er nicht konsequent dem Blick des Corni ausweichen, wäre ihm mit Glück dessen Plan rechtzeitig aufgefallen. So aber kam der Rempler unerwartet und da Merula rein körperlich wenig entgegenzusetzen hatte, fiel er prompt rücklings um. Erinnerungen an den gestrigen Tag kamen auf und mit ihnen eine unterschwellige Wut. Er wollte nicht ständig fallen und nicht die Lachnummer der Tirones sein. Etwas musste er ändern, darüber würde er nach dem Ausbildungstag nachdenken.

    Der Tag fing an wie jeder andere: antreten, grüßen, die üblichen Runden marschieren, dann anhalten. Dann jedoch nahm er eine unerwartete Wendung und wieder schreckte Merula zusammen und stand im Mittelpunkt, was er nie wollte. Ausgerechnet er, der gestern den Hinweis auf die älteren Kameraden nicht verstanden hatte. Für Momente stand sein Mund offen, danach kniff er die Lippen zusammen, sodass sie nahezu blutleer wurden. "Sc, Scutum", stotterte er. "Unser Schild, mein Schutz." Er überlegte angestrengt, was es noch zu sagen gab, denn wieder war er nicht vorbereitet. "Der Buckel ist dort, wo ich auf der anderen Seite meine Hand habe. Das Ding ist insgesamt schwer. Der Riemen drückt auf die Schulter." Kein Wunder, bei Merula polsterten weder Muskeln noch Speckschichten ab. Mehr fiel ihm nicht ein, daher blickte er beschämt zu Boden.

    Während Obsidius die geforderten Liegestütze absolvierte und sich anschließend aufrappelte, konnte sich Merula erholen. Sein Atem ging wieder ruhig, er spürte, wie sich seine schlappen Muskeln lockerten, und er konnte sich ohne Groll in Linie aufstellen. Er vermerkte bei sich, dass Kameradschaft im Zweikampf nicht zählte. Er betrachtete diese Erfahrung als Lehre und wollte nicht nachtragend sein, denn sein Übungspartner wäre im Ernstfall der Feind, der auch keine Rücksicht nehmen würde.

    Mit anderen Worten hörte er die eigene Erkenntnis auch vom Corni, was ihm bestätigte, dass er in seinem Resümee richtig lag. Als er sogar gelobt wurde, schlich sich in das ansonsten durchweg ernste Gesicht ein zaghaftes Lächeln. Er rüstete sich innerlich, um in den nachfolgenden Zweikämpfen von Beginn an ohne Skrupel vorzugehen. Er wollte keinen verletzen, aber Schubsen war nicht schlimm.

    Beim Abtreten fragte er sich, wofür der Hinweis auf die älteren Kameraden diente. Sollte er heute mit denen üben als Vorbereitung? Und was, wenn die nicht wollten?


    Am nächsten Tag

    Nachdem sie gestern die Schwerter nur zum Exerzierplatz und wieder zurückgetragen hatten, hoffte Merula heute auf deren Einsatz. Beim Handtieren vor Tagen fiel ihm allerdings auf, dass das Holzding stündlich schwerer wurde. Das Schild flößte ihm ebenfalls Respekt ein, weil es erhebliches Gewicht besaß. Beim Marsch zum Exerzierplatz trugen sich beide weitgehend leicht, aber ob er das Schild korrekt hielt, musste sich noch erweisen. Er traf ein, stellte sich mit den anderen auf und grüßte.

    "Salve, Cornicularius Octavius!"

    Merula sah genau hin, als der Corni das Schwertziehen vormachte. Dabei stellte er fest, dass er den Arm unnötig verrenkt und sich selbst behindert hatte. Er nahm sich vor, in seiner Freizeit zu üben, denn er wollte keinesfalls der Letzte sein, der diese elementare Handhabung beherrschte. Zunächst übten sie aber hier und Merula konzentrierte sich auf sich, bevor er rechts und links die Fortschritte der anderen begutachtete. Er schnitt im Vergleich nicht schlecht ab, war aber weit entfernt davon, Bester zu sein. Es klappe mal aus Zufall, dann wieder nicht. Zum Glück musste er bei fünf Versuchen kein Meister darin sein, und halbwegs zufrieden folgte er dem Befehl, den Gladius abzulegen.

    Obwohl Merula ein klugfes Köpfchen war, verstand er die nächste Aufgabe nicht auf Anhieb. Er beobachtete die anderen Paare, bevor er sich Obsidius zuwandte. Sein Trainingspartner wog mehr als er, was allerdings nichts Außergewöhnliches bedeutete, denn kaum jemand konnte schmaler als Merula sein. Das Gleichgewicht zu halten, stellte noch kein Problem dar, aber er traute sich kaum, auf Obsidius zuzuhüpfen, weil er die Niederlage kommen sah. In wenigen Sätzen sprang ihn der andere an und Merula kippte um. Er löste die gekreuzten Arme und fing sich mit ihnen ab.

    Während Merula als Strafe für die Niederlage zehn Liegestütze machte, rechnete er aus, dass bei fünf Rundgängen er insgesamt fünfzig Liegenstütze machen musste. Das überstieg seine bisherige Höchstleistung, aber er rechnete nicht damit, eine Runde zu gewinnen. Immerhin trainierte er die Armmuskeln, was nicht schaden konnte. Der Gladius wog auf Dauer schwer.

    Nach Runde vier schwächelte Merula, denn die Liegestütze nahmen ihm noch mehr der ohnehin nicht reichlich vorhandenen Kraft. Seine Arme zitterten beim letzten Liegestütz, dann kam er mühsam auf die Beine.

    "Warte ab, man!" Er wollte erst einmal durchatmen, bevor er erneut zu Boden ging. Da Obsidius kurzen Prozess machen wollte, wurde Merula sauer. Sie befanden sich hier nicht im Krieg, also konnte der andere Erbarmen zeigen, aber der tat es nicht. Siegessicher hüpfte er auf Merula zu, der vor lauter Wut letzte Kräfte mobilisierte und den anderen mit der Schulter rammte. Das entsprach nicht der Regel, aber vielleicht sah es keiner. Die Vorfreude auf den vollständigen Übungssieg ließen Obsidius nachlässig werden, er strauchelte, Merula schubste ihn nochmal an und der Kamerad fiel.

    Der Ausbildungstag begann mit eienr Überrschung, denn sie sollten ihre Schwerter holen. Hätte Merula das am Vorabend schon gewusst, läge eine weitgehend schlaflose Nach hinter ihm, aber die unnötige Aufregung blieb ihm erspart und er konnte erholsam schlafen. Als er seinen Gladius holen ging, hüpfte sein Herz schneller, aber zum Glück blieb wenig Zeit, sich Szenarien auszumalen. Er eilte mit den anderen zum Exerzierplatz zurück, stellte sich auf und grüßte.

    Alles begann mit eienr Augenübung und dem obligatorischen Runden zum Aufwärmen. Merula nutzte das Laufen zum Aufwärmen, denn konditionell fand er sich fit. Der Gladius schlenker an seiner Seite, daher legte er die rechte Hand darauf, was das Laufen ein wenig erschwerte.

    Erneut angetreten lauschte Merula dem Corni, der aus seiner Vergangenheit erzählte. Es erstaunte ihn, was ihr Ausbilder alles erlebt hatte und sein Respekt, den er auch vorher schon besaß, stieg. Merula hörte zudem heraus, dass Urbaner auch in fremde Regionen entsandt wurden. Das motivierte ihn ein Stück mehr, das Kämpfen mit dem Gladius bestmöglich zu erlenen, weil er gerüstet sein wollte. Den Hinweis auf ein späteres Ringen überhörte Merula geflissentlich, weil er, wenn es um Kraft ging, meistens unterlag.

    Zu Merulas Glück musste dieses Mal jemand anderer Auskunft über sein Wissen geben. Cloelius erschien sicher und offensichtlich stimmte bis auf eine Winzigkeit alles, weswegen sich Merula im Notfall an ihn wenden könnte, falls er Antworten suchte.

    Schließlich folgte der Befehl, den Gladius zu ziehen.

    Zum Glück stand niemand vor und hinter ihm, denn beim ersten Zug nach oben ging das Schwert nicht vollständig aus der hölzernen Lederscheide, aber der Arm konnte auch nicht höher, sodass Merula schräg nach hinten zog. Beim zweiten Ruck hielt er es in Bauchhöhe nach vorn gestreckt.

    Es erleichterte Merula zu hören, dass es nicht schlimm war, wenn er etwas Falsches sagte. Nur das Schämen konnte ihm niemand abnehmen, daher eignete sich Merula nicht als Vorturner. Er gehörte zu den Stillen. Allerdings sollte aus dem Jüngling irgendwann ein Mann mit Selbstbewusstsein werden, so dachte er, und bis dahin musste er abwarten.

    Motiviert ging es links herum. Während Merula losmarschierte und kurz darauf in den Laufschritt fiel, hörte er zu, was der Corni zu berichten hatte. So herum gefiel ihm die Ausbildung: zuhören und jemand anderer erklärte. Laufen fiel ihm schon immer leicht, selbst das schmerzende Bein fand er erträglich.

    Der Ranghöchste hatte das Sagen, eigentlich ganz logisch und leicht zu merken. Weiter ging es Schritt für Schritt. Der Muskelkater ließ nach, nur das Bein wurde nicht besser. Es benötigte wohl noch ein paar Tage. Anschließend merkte sich Merula die genannten Zahlen. Weil es so viele waren, ließ er die Legion einfach weg. Das fiel sicher nicht auf.

    Die letzte Runde Laufen lag hinter ihm, als er wieder in das Marschtempo fiel. Sein Atem ging schnell, aber nicht lange. Merulas Kondition sorgte stets für ein baldiges Abflachen der Atmung. Nach dem Kommando state stellten sie sich in einer Linie auf. Etwas seltsam fand Merula die Aussage, dass er für dreißig Liegestütze dankbar sein sollte, denn Dankbarkeit erwies er gegenüber anderen Dingen, aber wie das Laufen bereiteten Liegestütze kaum Probleme, wenn er einmal davon absah, dass sie ausgeruht leichter fielen als nach vielen Exerzierplatzrunden.

    Am Ende fiel das Aufstehen nicht mehr ganz so leicht, aber das Wegtreten umso mehr. Wieder ein Tag geschafft und Merula fand, es lief gut.