- Eine (christliche) patrizische Pflicht
Die Pflicht einer götterfürchtigen und patrizischen römischen Frau ist es gutes zu tun. Was gab es besseres, vor allem wenn man die mütterliche Bona Dea verehrte, als sich um verlorene Kinder und Frauen zu kümmern.
Maesa hatte von dem Waisenhaus gehört, auch das dort wohl so manches aus dem Ruder gelaufen sei. Angeblich hatte sich dort diese komische neue Sekte getroffen, Christen. Was wollten die von römischen Kindern, sie mästen damit Sie sie Ihrem einzigen Gott opfern konnten? Sie vielleicht sogar verführen und missbrauchen? Alles war möglich bei dieser seltsamen Sekte die sie schon aus Alexandria kannte. Dort waren es vor allem ehemalige Juden, doch auch die waren schon sowas von abstoßend. Auch da ging das Gerücht um das sie Kinder opfern würden, warum nicht auch hier bei den Christen in Rom. Selbst die Jüdische Gemeinde in Alexandria verachtete diese Abtrünnigen und wurde dieser Christus nicht sogar von seinen eigenen Leuten verraten und hingerichtet? Sowas konnte niemals einen Zukunft haben, die Manschen waren zwar leichtgläubig aber doch nicht dumm. Ein Gott nur…sie schüttelte innerlich den Kopf…wie soll ein Gott alleine alles im Griff haben und vor allem, ein Mann…wie lächerlich.
Maesa war mit Ihrer Eskorte, aus Serafina, Bo und noch vier Trägern für Ihren Tagestuhl, schon früh aufgebrochen um das Waisenhaus zu besuchen. Sie hatte gehört das sogar eine Ihrer Verwandten dort geholfen hatte, was aus Ihr geworden war wusste sie nicht. Es wurde über sie irgendwie nicht gesprochen, vielleicht würde sie hier mehr erfahren.
In der schmalen Gasse hatte sich nicht viel verändert. Noch immer graue Mauern, windschiefe Giebel, Leinen mit Wäsche quer über die Straße gespannt. Irgendwo war wohl eine Mauer eingestürzt, es lagen noch überall Trümmer rum und Ihre Träger mussten aufpassen das sie nicht stolperten und sie in den Dreck fallen lassen würden. Maesa lies sie anhalten und stieg aus um selbst über den Steinhaufen zu steigen.
Vor der Haustür angekommen klopfte sie energisch an die Tür.
Es dauerte eine Weile bis sich etwas hinter der Tür tat, vorsichtig wurde sie geöffnet und ein kleiner dunkelgelockter Kopf sah um die Ecke.
„Jaha???“ war alles was das kleine Mädchen mit den großen dunklen Augen heraus bekam. Ihr Gesicht war voller Dreck und ihre Zöpfe ungekämmt und sich schon fast in vollkommener Auflösung befindend.
Serafina drängte sich an Maesa vorbei und ging in de Hocke vor dem Kind.
„Sag, bist du allein oder sind noch Erwachsene im Haus? Sie her, meine Herrin hat Geschenke für euch mitgebracht.“
Die kleine sah die dunkle Frau vor sich mit großen Augen an, dann ließ sie die Tür los und rannte laut rufend nach hinten. „Siiiina, da sind Leute an der Tür aber nur zwei Frauen, keine Soldaten.“
Aus der Dunkelheit des Ganges kam eine junge Frau, das Kind flitze an Ihr vorbei und kralle sich in die einfach Tunika um so geschützt jetzt hinter Ihrem Bein sich die Fremden anzusehen.
„Ihr müsst Apollinea verzeihen, sie ist zwar sehr neugierig aber auch schüchtern“ sie streichelte dem Kind beruhigend den verlausten Kopf.“ Ich bin Sina, seit Binah weg ist kümmere ich mich um die Kinder, soweit ich es kann. Wie kann ich euch helfen?“
Die junge Frau war selbst noch ein Kind, vielleicht 12 oder 13 Jahre alt, ihre Tunika war sauber aber doch sehr verschlissen und ihre nackten Füße strotzten nur so vor Dreck.
Maesa war jetzt in den Flur getreten und das spärliche Licht von Draußen umgab sie fast schon wie ein silberne Aura.
„Mein Name ist Flavia Maesa, ich habe euch Brot und Oliven mitgebracht. Auch etwas Getreide und getrocknetes Obst. Ein paar abgelegte Tunika, ich denke die könnt Ihr gut gebrauchen. Ich habe gehört eine meiner Verwandten hat hier auch schon geholfen, Flavia Philotima.“
Sina schnippte mit dem Finger und ein Junge von etwa 8 Jahren kam und nahm die Mitbringsel an.
„Nein Philotima war schon lange nicht mehr hier. Ich weis auch nicht wo sie ist.“ Antwortete Sina nur knapp. „Danke für die Geschenke, die können wir wirklich gut gebrauchen.“ Ihre Haltung war sehr zurückhaltend und sogar etwas abweisend.
„Gut, wenn Ihr noch etwas benötig sagt einfach Bescheid. Schick jemand zur Vila Flavia und frag nach mir oder Serafina und wenn du etwas von meiner Verwandten hörst dann auch bitte.“
Maesa wollte nicht weiter in sie dringen und verlies das Haus, mal sehen ob sie das letzte mal hier war oder nicht.