Beiträge von Aulus Iunius Tacitus

    Ich goss mir ein Glas Wasser ein und nahm Platz.


    "Nun, die Idee mit dem Vorwort kam mir, als ich einen Blick auf mein Buch 'De Interpretatione Legum' warf. Dort habe ich dargelegt, wie schwierig es sein kann, ein Gesetz zu interpretieren, wenn nach Jahrzehnten nicht mehr klar ist, was eigentlich damit bezweckt werden sollte. Also dachte ich mir, warum schreiben wir es nicht einfach ins Vorwort des Gesetzes hinein?"


    Nach einem Schluck Wasser sprach ich weiter.


    "Das wird sicher einigen meiner Juristenkollegen nicht gefallen, weil es uns Arbeit wegnimmt. Aus philosophischer Sicht hingegen trägt es dazu bei, dass das Gesetz seinen Zweck erfüllt. Denn so kann jeder Interessierte einfach nachlesen, wozu das Gesetz gedacht ist. Und so kann eine Unklarheit in den Worten stets durch eine Auslegung nach dem Zweck beseitigt werden. Denn der Zweck steht ja im Vorwort. So viel zu meiner Idee."

    Ich betrat das Officium meines Patrons.


    "Ich wünsche dir einen guten Abend."


    Es sah so aus, als wäre er noch am Lesen. Hatte ich es doch zu kompliziert geschrieben? Doch konnte das eigentlich nicht sein. Ich war viel zu gut geschult darin, juristische oder philosophische Texte zu verfassen. Und ein Gesetz war letztlich auch nur ein Fachtext, aber mit dem Anspruch, auch für Laien verständlich zu sein.


    "Benötigst du noch einen Moment?"

    "Ja, genau in diesem Tempel habe ich das Opfer dargebracht. Es schien mir der passende Ort. Ein schönes Forum, zentral, aber nicht zu groß."


    Ich musste immer noch daran denken, dass ich glaubte, damals so etwas wie die Präsenz der Göttin gespürt zu haben. Doch war ich mir nicht sicher, weshalb ich es nicht erwähnte.


    Langsam lenkte ich unsere Schritte vom Forum Nervae zum Forum Pacis.


    "Wir gehen nun zum Forum Pacis. Dieses wurde von Divus Vespasianus nach der Eroberung Jerusalems gebaut. Und es ist die Bühne für den Templum Pacis. Plinius Maior zählte den Tempel des Friedens zu den drei schönsten Bauwerken Roms. Das Augustusforum zählte er auch zu den drei schönsten Bauwerken. Und wenn wir heute Abend in der Domus Iunia ankommen, wirst du auch das dritte dieser Bauwerke gesehen haben."


    Wir betraten das Forum Pacis durch einen Portikus und standen in einem großen Garten mit Brunnen und griechischen Statuen, der auf beiden Seiten von Portiken gesäumt war. Der Tempel, der uns gegenüber den Garten begrenzte, war symmetrisch von kleineren Gebäuden flankiert.


    "Die kleineren Gebäude beinhalten unter anderem zwei Bibliotheken, eins für griechische Werke und eins für lateinische, also ähnlich wie die Bibliothek der Basilica Ulpia. Auch wenn die Bibliotheca Ulpia größer ist, finde ich die Bibliotheca Pacis schöner. Außerdem ist hier die Beute aus Jerusalem ausgestellt und eine Sammlung griechischer Kunstwerke."


    Ich betrachtete Stilo und war auf dessen Reaktion gespannt. Kaum jemand rechnete so zentral in Rom mit so einem Garten, der dazu auch noch öffentlich war. Man sah viele Menschen, manche diskutierten, manche wandelten, andere ruhten sich im Schatten der Portiken aus und wieder andere genossen einfach nur den Garten. Was jedoch auffiel, war der Mangel an Hektik. Es gab hier keine Geschäfte. Es war wirklich ein Ort des Friedens.

    Die Frage nach den gekreuzigten Sklaven auf der Via Appia war eine gute Frage. Ich rechnete kurz im Kopf nach.


    "Nun, ich denke, dass es möglich ist. Wenn wir ein paar Tausend Sklaven annehmen, die gekreuzigt wurden und von einem Kreuz alle zwanzig, dreißig Pedes, erscheint es mir möglich. Bei weniger Sklaven müssten die Abstände zwischen den Kreuzen eben größer sein. So lange jedes Kreuz in Sichtweite seiner Nachbarn bleibt, sollte der abschreckende Effekt gewahrt sein."


    Meine Antwort war komplett logisch und ebenso emotionslos vorgetragen. Es war für mich mehr eine Rechenübung. Ethische Erwägungen hatte ich nicht, sondern eher rationale. Wenn man die Ordnung aufrecht erhalten wollte, musste man ein Exempel statuieren. Das Bestehen des Staates hatte Vorrang. Die nächste Frage war einfacher zu beantworten.


    "Nemausus ist in Gallien. Vielleicht kommen wir daran vorbei, wenn wir nach Germanien reisen."


    Schließlich bemerkte ich Stilos Stolz, und legte ihm meine rechte Hand auf die Schulter, wobei ich lächelte.


    "Ich freue mich, dass du das alles erkennst. Du bist ein wahrer Römer und ein wahrer Iunier. Unsere Pflicht als Römer ist es, der Welt Ordnung zu bringen und einen gerechten Staat. Doch nun, lass uns weiter gehen. Es gibt noch viel zu sehen."


    Damit verließen wir das Forum Augusti und wandten uns nach links.


    "Das nächste Forum ist das Forum des Kaisers Nerva. Dort steht auch ein Tempel, nämlich der Tempel der Minerva. Sie ist nicht nur eine der drei Schutzgötter Roms, die in der kapitolinischen Trias verehrt werden. Doch für mich ist sie mehr. Sie ist Teil meiner persönlichen Trias. Sie hat mir stets Wissen und Weisheit geschenkt und mich bei meinen Studien geleitet. Ihre Weisheit übertrifft alle. Erst kürzlich hatte ich ihr ein weißes Kalb geopfert. Sie erhielt es für meinen Sieg vor Gericht. Ich hatte einen Prozess übernommen, der schon beinahe verloren war. Ich versprach ihr das Kalb für den Sieg. Ein Vertrag mit einer Gottheit ist immer bindend, doch hätte ich Minerva das Kalb selbst dann geopfert, wenn ich nicht gesiegt hätte. Wie gesagt, ich schulde ihr viel."

    Nachdem ich die Versorgung Artemisias veranlasst hatte, zog ich mich wie fast jeden Abend in die Bibliothek zurück. Andere mochten ausgehen, ich vermehrte mein Wissen und schrieb an eigenen Werken. Vermutlich machte mich das zu einem komischen Kauz in den Augen meiner Mitbürger. Wahrscheinlich war ich das auch. Doch so war ich nun einmal, im Herzen immer noch mehr Philosoph als irgend etwas anderes.


    Müde vom Schreiben des Gesetzesvorschlags, den ich meinem Patron versprochen hatte, hatte ich mich schließlich gewaschen und fiel ins Bett, während ich die Augen kaum noch offen halten konnte. Ich hoffte, dass Artemisia meine Warnung verstanden hatte. Wenn nicht, würde ich sie leider in die Schwefelminen schicken müssen. Ich drohte niemals, ohne die Drohung absolut ernst zu meinen. Vielleicht war es der Einfluss Apollons, der immerhin zu meinen bevorzugten Gottheiten gehörte. Doch nun legte ich mich erst einmal hin.


    Meine Nase nahm einen ungewohnten Geruch wahr. Nicht zu stark, nicht aufdringlich. Kräuter vielleicht? Honig? Lavendel? Auf jeden Fall war es angenehm, wenngleich mich der logische Teil schalt, dass ich nicht gegen den ungewohnten Duft rebellierte. Es widersprach der Einfachheit, die ein Philosoph anstreben sollte. Doch schon bald verblasste die Logik und auch der Rest. Ich schlief.


    Am nächsten Morgen war ich so gut ausgeruht, wie schon lange nicht mehr. Meine innere Anspannung, die mich stets antrieb, schien mir geringer zu sein als üblich. Wie seltsam. etwas verwundert ging ich ins Balneum, beschränkte mein Bad wie immer auf die notwendige Reinigung und kam frisch angekleidet wieder zurück zu meinem Cubiculum. Hier trank ich, wie üblich, den Rest des Wassers in der Karaffe vom Vorabend. Dabei dämmerte mir langsam, dass jemand mein Bettzeug mit duftenden Kräutern und vielleicht noch anderen Mitteln gewaschen haben musste. Dass Terpander dahinter stecken könnte, vermutete ich nicht. Obwohl ich mir sicher war, dass er zumindest wusste, wer verantwortlich war. Doch würde ich ihn nicht fragen. Er hatte die Domus im Griff. Wichtig war mir nur, dass ich nicht zuließ, dass so etwas allzu oft vorkam. Ein scharfer Verstand durfte nicht durch Annehmlichkeiten getrübt werden.

    Doch zunächst stand ein neuer Tag an. Weitere Aufgaben, die zu erfüllen waren. Präzise, logisch, emotionslos. Wie immer.

    Ich war gerade auf dem weg zu Artemisia, um mich nach dem Zustand ihrer Wunde zu erkundigen. Es passte mir ganz gut, dass sie wohl auch auf der Suche nach mir war.


    "Suchst du mich? Nun, das spart mir zumindest ein paar Schritte. Wie ist der Zustand deiner Wunde?"

    Ich nickte in der Hoffnung, dass sie mich verstanden hatte.


    "Schön. Warten wir ab, ob du lernfähig bist. Ich werde dir noch Verbandszeug bringen lassen und Öl des Rosmarins. Tupfe vorsichtig das Öl auf deine Wunde, sie wird sich dann nicht entzünden. Und danach bindest du den Verband darum. Nicht zu fest, damit nichts abgeschnürt wird. Aber fest genug, damit er nicht verrutscht. Und dann ruhst du dich aus. Ach ja, und noch was: Das nächste Mal, wenn Schuhe oder Kleidung nicht passen, sagst du mir das. Ich will dich nicht quälen, sondern dich maximal effizient einsetzen."


    Dann ging ich aus dem Zimmer. Wenig später kam dann ein Sklave, der eine Phiole mit Rosmarinöl und Verbandszeug brachte.

    "Ich muss leider gestehen, dass ich der Via Appia noch nie allzu weit gefolgt bin. Nur bis wenige Meilen hinter den Mauern. Aber ich denke, dass ich mir die Gegend um Tarracina einmal ansehen sollte. Nach Nemausus werde ich auch einmal müssen. Ich habe gelesen, dass dort ein Aquädukt mit drei Bogenebenen ein Tal überspannen soll."


    Vielleicht sollte ich mich ja einmal mit Architektur beschäftigen?


    Die Begeisterung meines Verwandten konnte ich in seinen Augen erkennen. Das ging vielen so, die zum ersten Mal nach Rom kamen, hatte ich gehört. Ich hingegen war hier aufgewachsen. Doch auch ich entdeckte die Großartigkeit der Hauptstadt der Welt wieder neu und mit anderen Augen. Vielleicht, weil ich ein Jahrzehnt in einer anderen Stadt weilte?


    "Komm, ich zeige dir noch mehr."


    Mit diesen Worten verlißen wir das Forum Iulium und wandten uns nach rechts. Links von uns war nun das Forum Traiani in voller Größe zu erkennen, doch ich führte uns weiter nach rechts, auf das ähnlich große Forum Augusti, in dessen Mitte der große Tempel des Mars Ultor stand.


    "Dieses Forum schenkte uns Divus Augustus nach seinem Sieg. Und zugleich schenkte er uns den einzigen Tempel des Mars innerhalb des Pomeriums. Augustus gelobte Mars einen Tempel, wenn er ihm dafür half, an den Mördern seines Vaters, Divus Iulius Caesar, Rache zu nehmen. Mars hatte seinen Teil erfüllt, und so erfüllte Augustus auch seinen Teil. Mars Ultor, der Rächer, hat hier seinen Tempel erhalten. Und zugleich wurde Mars, der stets über Rom gewacht hatte, nun erstmals mit einem dauerhaften Haus in der Stadt geehrt. Und ein schönes Forum gab es noch dazu."

    Ich dachte kurz nach.


    "Ja, ich denke, dass das geht. Nach der Cena wäre es bei mir am besten. Wobei meine Cena immer sehr, nun, sagen wir traditionell einfach, ausfällt. Ich pflege privat nur etwas Pulsum zu essen, manchmal auch Brot. Entsprechend benötige ich nicht allzu viel Zeit für die Cena. Das heißt, ich könnte nach der elften Stunde bei dir sein."

    Ich hörte mir an, was sie sagte. Dann antwortete ich sehr ruhig.


    "Ich möchte, dass du etwas verstehst. Ich bin kein Freund vom Auspeitschen. Es birgt immer das Risiko, dass sich der Wert eines Sklaven damit dauerhaft verringert. Das könnte mir bei dir egal sein, denn ich habe mich immerhin nur deswegen dazu entschlossen, dich zu kaufen, weil die Priesterin der Vesta zu recht um eine Ende des unwürdigen Schauspiels auf dem Sklavenmarkt gebeten hat. Nun, es lag in meiner Macht, dafür zu sorgen. Trotz erheblicher Zweifel habe ich dich deshalb gekauft. Nun bist du aber eine Sklavin der Iunier. Das heißt, dass du dich dieser Gens würdig erweisen wirst, und zwar schnell. Dazu gehört, dass du außerhalb deiner Unterkunft immer, wirklich immer, ordentlich gekleidet bist. Dazu gehört auch, dass du außerhalb deiner Unterkunft immer Schuhe tragen wirst. In deinem Fall sind das Sandalen. Und dazu gehört auch, dass du die Aufgaben ausführst, die dir ein Iunier befiehlt. Du fragst nicht, welche Aufgaben du erhalten sollst, sondern wartest auf die Zuteilung von Aufgaben. Deine aktuelle Aufgabe ist es, deine Verletzung vernünftig abheilen zu lassen. Das heißt, zwei Tage keine weiteren Aufgaben. Wenn du schnell lernst, werde ich dir passende Aufgaben zuweisen. Wenn du dich wie ein dummes Ding verhältst, bist du für mich nutzlos. Wenn du nutzlos bist, kann ich dich nicht gebrauchen. Wenn ich dich nicht gebrauchen kann, verschenke ich dich an die Schwefelminen auf Sicilia."


    Ich sah sie streng an.


    "Kennst du die Schwefelminen? Dort arbeitest du den ganzen Tag in den Schwefeldämpfen. Sie brennen in den Augen, sie brennen in der Lunge und sie verätzen deine Haut. Nur wenige überleben dort länger als fünf Jahre. Also, um es ganz unmissverständlich zu sagen: Du hast die Wahl. Reiß dich zusammen, mach nichts mehr kaputt, auch nicht dich selbst, und lerne schnell, um dich der Gens Iunia würdig zu erweisen. Oder freunde dich schonmal mit dem Geruch von Schwefel an. War das klar? Hast du mich verstanden?"


    Es war keine Emotion in meiner Stimme.

    "Etwa 118 und ein halb Pedes muss der Hügel hoch gewesen sein. Wie du siehst, kann Rom sogar Berge versetzen."


    Ich lächelte, stolz darauf, ein Römer zu sein.


    "Die Urne des Divus Traianus ist übrigens im Sockel der Säule. So ist er immer auf seinem Forum und unter dem Volk, für das er so viel getan hat. Ich denke, er hat Rom und uns Römer wirklich geliebt wie eine Familie."


    Während wir die Basilica Ulpia passierten, war erkennbar, dass vor uns ein weiteres Forum war.


    "Wir gehen gerade auf das Forum Iulium zu. Iulius Caesar ließ es erbauen, weil das Forum Romanum zu klein für unsere wachsende Stadt wurde. Es ist ein schönes kleines Forum. Laut Cicero hatte es 60 Millionen Sesterzen gekostet. Da fragt man sich ja schon, was dann das Forum Traiani gekostet haben mag. Mit Basilica Ulpia und dem Templum Divi Traiani muss es viel teurer gewesen sein. Doch zurück zum Forum Iulium, dort befindet sich der Tempel der Venus Genetrix. Immerhin ist sie die Familiengöttin der Gens Iulia."


    Nachdem wir dann auch das Forum Traiani passiert hatten, betraten wir das Forum Iulium.


    "Wie du siehst, ist es kein Marktplatz. Es soll ein Treffpunkt sein und ein Ort der Erledigung öffentlicher Angelegenheiten. Und dort, vor dem Tempel, hatte Caesar einst auf einem Stuhl sitzend den Senat empfangen. Ob er das mit der Absicht tat, um seinen Einfluss zu beweisen, oder, weil er in dem Moment nicht aufstehen konnte, ist schwer zu sagen. Er war ja auch nicht mehr ganz jung. Von einigen wurde das als Anmaßung gesehen, und befürchtet, we könne sich als König sein. Ich denke, dass er wirklich nur einen Moment der Schwäche hatte, wie es im Alter nun einmal vorkommen kann."

    Dabei rannte sie mir über den Weg. Die Toga hatte ich inzwischen abgelegt und war in Tunika und Sandalen gekleidet.


    "Artemisia! Was soll das? Verstehst du kein Latein oder was ist dein Problem?"


    Ich packte sie am Oberarm und zog sie recht grob in ihre Unterkunft. Dabei achtete ich darauf, dass das verletzte Bein nicht allzu sehr belastet wurde, indem ich den Oberarm so weit nach oben zog, dass sie mit dem Bein nicht richtig auftreten konnte. Da ich größer war als sie, war es recht unproblematisch.


    "Erstens: Sandalen anziehen. Zweitens: Krücke benutzen. Drittens: Du verlässt deine Unterkunft zum Essen oder wenn man dir eine Aufgabe zuweist."


    In ihrer Unterkunft angekommen, zeigte ich auf ihr Bett.


    "Hinsetzen!"

    "Das könnte man so sagen. Ich habe zwar noch nie ein Gesetz geschrieben, aber ganz falsch scheint mir das hier nicht zu sein. Aus der juristischen Praxis heraus habe ich noch etwas Text vorausgestellt, um die Erwägungen hervorzuheben. Das macht die Auslegung leichter."


    Ich übergab die Wachstafeln.


    Entwurf einer Lex Annaea


    Praeambula


    Der Senat beschloss dieses Gesetz unter Erwägung folgender Gründe:


    i. Planwidrige Regelungslücken der Lex Iulia et Papia, die bislang durch die Gerichte geschlossen wurden, sollen rechtssicher geschlossen werden.


    ii. Die Vertragsfreiheit der Eheleute oder Verlobten, eine Ehe so zu gestalten, wie es ihnen richtig erscheint und zu einer funktionierenden Ehe, sollte nicht grundlos eingeschränkt werden können.


    iii. Eine Scheidung der Ehe sollte alleinig von den Eheleuten getroffen werden. Auch hier greift die Vertragsfreiheit.


    iv. Grundsätzlich sollten die Agnaten der Eheleute lediglich bei der Anbahnung mitwirken können, nicht jedoch bei der konkreten Gestaltung der Ehe.


    v. Bei einer nicht funktionierenden Ehe sollten die Agnaten insbesondere der Ehefrau die Möglichkeit erhalten, rechtswirksam zu intervenieren.


    vi. Die Lex Iulia et Papia soll weiterhin voll wirksam sein.



    § 1 Geltungsbereich des Gesetzes


    (1) Dieses Gesetz gilt für alle römischen Bürger und solche Peregrini, die über das Conubium verfügen.


    (2) Die ausdrücklichen Regelungen der Lex Iulia et Papia beschränken dieses Gesetz.



    § 2 Entstehen einer Ehe cum manu


    (1) Eine Ehe wird grundsätzlich sine manu geschlossen.


    (2) Eine Ehe cum manu bedarf der Zustimmung beider Ehepartner. Eine Ehe cum manu, die gegen diese Bestimmung behauptet wird, soll sine manu sein.


    (3) Die Entstehung einer Ehe cum manu durch Ersitzung wird ausgeschlossen. Das Trinoctium aus Tabula VI, Lex XII Tabularum, wird hiermit obsolet. Die Behauptung einer Ehe cum manu durch Ersitzung ist nichtig. Die Ehe soll in diesem Fall sine manu sein.



    § 3 Rechte des Pater familias eines Ehepartners


    (1) Bei einer nicht funktionierenden Ehe steht es dem Pater familias des benachteiligten Ehepartners zu, die Ehe aufzulösen. Hierzu muss die Patria potestas über den benachteiligten Ehepartner auch nach der Eheschließung fortbestehen.


    (2) Eine funktionierende Ehe kann ausschließlich durch die Eheleute geschieden werden. Die Rechte der Patres familias werden somit eingeschränkte. Weder dürfen sie die Ehe ohne Einwilligung der Ehepartner scheiden, noch dürfen sie einen Ehepartner ohne dessen Einwilligung aus dem ehelichen Haushalt entfernen.



    § 4 Gerichtlicher Rechtsschutz


    (1) Bei Verstößen gegen dieses Gesetz kann Klage vor dem Praetor Urbanus erhoben werden.


    (1) Bei Verstößen gegen § 2 hat der Praetor Urbanus auf eine Ehe sine manu zu erkennen. Sollte die Fortführung der Ehe vom benachteiligten Ehepartner auf Grund der Behauptung als untragbar vorgetragen werden, so kann der Praetor Urbanus die Ehe scheiden.


    (2) Bei Verstößen gegen § 3 hat der Praetor Urbanus die Ehe wiederherzustellen. Darüber hinaus steht es dem Praetor Urbanus frei, die gegen § 3 verstoßenden Agnaten von der Erbfolge ihres in der fraglichen Ehe stehenden Kindes auszuschließen, ohne jedoch die Ansprüche des Kindes gegen die Erbfolge über den schuldigen Agnaten auszuschließen.


    (3) Sollte einem Ehepartner durch einen Verstoß gegen dieses Gesetz ein Schaden entstanden sein, so kann der Praetor Urbanus einen Schadensersatz bestimmen.


    (4) Dem Praetor Urbanus steht es frei, einen römischen Bürger zum Iudex zu ernennen, der an Stelle des Praetor Urbanus den Prozess über Verstöße gegen Ehegesetze, inklusive dieses Gesetzes, führt. Bürger, die sich eines Verstoßes gegen Ehegesetze, inklusive dieses Gesetzes, schuldig gemacht haben, sind als Iudex auszuschließen.



    Gespannt wartete ich darauf, dass mein Patron den Entwurf überflog oder sogar im Detail durchlas.

    Schneller, als ich erwartet hatte, stand ich mit einem Wachstafel-Triptychon bei der Salutatio. Ich hatte sozusagen einen Geistesblitz gehabt, um ein kurzes, aber effizientes, Gesetz zu verfassen. Man würde sicher noch etwas Feinschliff benötigen, aber das konnte auch der Senat in der Diskussion erledigen. Entsprechend gut gelaunt war ich.


    "Guten Morgen, Patrone, wie geht es dir heute?"

    Ich rollte mit den Augen.


    "Was war denn so schwer daran, auf dem Tisch liegen zu bleiben?"


    Jedenfalls wäre ich liegen geblieben. Nun gut, das musste ja nicht heißen, dass alle so wären wie ich.


    "Hör mit dem Geheule auf und benimm dich. Es bringt nichts, mich anzuflehen."


    Ich gab Terpander ein Zeichen, zu mir zu kommen.


    "Bring sie auf die Beine und sorge dafür, dass sie, egal wie, zur Domus Iunia kommt. Ich schätze, Malachi wird sie stützen müssen. Ich glaube, dass das Bein gebrochen sein könnte. Egal wie, eine Vergrößerung des Schadens möchte ich vermeiden. Einen Medicus benötigen wir nicht. Ich hatte am Museion auch Vorlesungen zur Medizin besucht. In der Domus werde ich meine Aufzeichnungen sichten, vielleicht auch weitere Bücher."


    Das wäre mir dann doch etwas zu teuer. Sie hatte jetzt bereits genügend Geld gekostet.


    Dann wandte ich mich an Artemisia.


    "Du wirst mit dem Bein nicht auftreten, verstanden? Auf gar keinen Fall! Und im Domus Iunia wirst du nicht aufstehen, bevor ich dazu mein Einverständnis gebe. Versuch einfach, weder dich selbst, noch andere, noch irgendwelche Gegenstände zu beschädigen. Schaffst du das? Und kein Jammern und Flehen mehr! Das nervt."