Beiträge von Aulus Iunius Tacitus

    Ich musste bei den Worten meines Patrons zwangsläufig lächeln.


    "Du möchtest also, dass es einen offenen Austausch wie am Museion gibt. Nur, dass wir keine Priesterschaft des Apollon oder anderen festen Lehrkörper haben. Das klingt auf jeden Fall interessant. Ich würde die Verantwortung für die Bibliothek ehrenamtlich übernehmen, wobei ich natürlich weiterhin meine Tätigkeit als Jurist für meine Mandanten wahrnehmen würde. Von irgend etwas muss ich ja leben. Außerdem ist es nützlich, jemanden mit Praxiserfahrung vor Ort zu haben. Entsprechend wäre ich nicht permanent in der Bibliothek. Ich denke aber, dass das vertretbar ist. Der Epistates des Museions ist ja auch nicht immer präsent und es ist dennoch - oder gerade deshalb? - die leistungsfähigste Forschungs- und Bildungseinrichtung der Welt."


    Natürlich gab ich Annaeus Florus die Möglichkeit, mich hier zu korrigieren.

    Ich hörte aufmerksam zu und ließ mir die Informationen noch ein paarmal durch den Kopf gehen, um sie zu verinnerlichen.


    "Galeo Curtius Collantinus, weißes Haar, Bart, Amulett in Form eines Radkreuzes. Wenn er in Rom ist, sollten wir ihn zeitnah finden können. Bei Massilia wird es etwas länger dauern und in Ebocorum... nunja, da braucht ja schon der Brief ewig. Ich danke dir für die Informationen."


    Dann wandte ich mich wieder an Aurelius Romanus.


    "Ich würde gerne die Kreuzweg-Bruderschaft um Mithilfe bei der Suche bitten. Niemand kennt sich besser in Rom aus und bisher habe ich positive Erfahrungen mit ihnen gemacht." Gut, bisher hatte ich mich auch lediglich begleiten lassen. "Natürlich werden sie das nicht kostenlos machen. Sie sind weder günstig, noch teuer. Aber bei einer Stadt wie Rom kann der Aufwand recht groß sein. Deshalb werde ich die Kreuzweg-Brüder nicht ohne deine Zustimmung kontaktieren. Schließlich würdest du die Spesen bezahlen müssen, auch wenn ich gerne in Vorleistung treten kann. Bitte verzeih meine Direktheit, aber es bringt wenig, hier um den heißen Brei herumzureden."

    Ich lächelte.


    "Das wird Aurelius Romanus sicher freuen. Und mich würde es freuen, wenn es einen positiven Effekt auf deinen Wahlkampf hat."


    Das Thema Cena war soweit geregelt, so dass ich mich nun noch meiner anderen Frage zuwenden konnte.


    "Ich hätte da noch eine weitere Frage, beziehungsweise eine Bitte oder einen Vorschlag. Dein Geschenk an das Volk von Rom, die Bibliothek, gefällt mir ausgesprochen gut. Wenn ich dich richtig verstehe, soll sie nicht nur ein Ort des Sammelns von juristischem Wissen sein, sondern auch ein Ort der Diskussion und des Lernens. Das mag jetzt vielleicht vermessen von mir sein, aber falls du das nicht selbst machen möchtest, würde ich gerne mich als Person vorschlagen, die ein wenig die Aufsicht über die Bibliothek führt. Natürlich werden sich Sklaven um die Ordnung kümmern, aber ich könnte ein System der Sortierung der Bücher einführen, Bücher aktiv akquirieren, und möglicherweise Kurse zur Juristerei anbieten. Vielleicht kann ich auch andere angesehene Juristen dazu bringen, dort hin und wieder oder regelmäßig vorbeizuschauen. Im Museion habe ich auch für eine gewisse Zeit in der Bibliothek ausgeholfen und am Ende kleinere Kurse unterrichtet. Ich bin also schon ein wenig vorgebildet in dieser Hinsicht." Ich machte eine kurze Pause, um dann hinzuzufügen "Wie gesagt, hoffe ich, dass meine Bitte nicht vermessen ist. Falls doch, bitte ich um Verzeihung."

    "Ich bin nicht der Mensch, der viel feiert. Aber ich hoffe, den Sklaven im Domus Iunia ein gutes Fest gegeben zu haben. Ich hoffe, deine Saturnalien waren fröhlich."


    Es war sicher nicht verkehrt, meinem Patron auf diese Art ein wenig Einblick in meine Persönlichkeit zu geben.


    "Doch zu deiner Frage. Zunächst einmal bedarf es keines Anlasses, um seinen Patron zu besuchen. Andererseits gibt es sehr wohl einen konkreten Anlass, nämlich deine Kandidatur. Die Rede hat mir gut gefallen, etwas knapp, aber sehr gut formuliert. Um diese geht es aber auch nicht. Ich habe mit meinem Mandanten, Titus Aurelius Romanus, gesprochen. Er würde für dich eine Cena ausrichten und dazu Patrizier und einflussreiche Klienten der Gens Aurelia einladen. Ich hoffe, dass sich dies positiv auf deinen Wahlkampf auswirken wird. Da es immer am effektivsten ist, wenn die betreffenden Personen direkt kommunizieren, würde ich es bevorzugen, wenn ich die weitere Planung der Cena, wie beispielsweise die Abstimmung des Termins, in deine Hände legen könnte."

    Nachdem ich am Vortag der Wahlrede meines Patrons zugehört hatte, beschloss ich, auf jeden Fall Zeit für die Salutatio einzuplanen. Deshalb war ich besonders früh aufgestanden und hatte mich so zeitig zum Domus Annaea begeben, dass ich zu den ersten Klienten gehörten, die hier eintrafen. Meine Toga wärmte mich angenehm, während ich darauf wartete, zu meinem Patron vorgelassen zu werden.

    Ich klatschte ebenfalls so laut ich konnte. Allerdings machte ich mir auch mentale Notizen zu den Plänen meines Patrons. Ich würde ihn sicher fragen, ob ich ihn bei der Revision der Gesetze unterstützen könnte. Außerdem fragte ich mich, ob es vermessen wäre, ihn zu fragen, ob er mir eventuell die Einrichtung einer juristischen Schule in seiner Bibliothek erlauben würde. Ich beschloss, dies bei der Salutatio am nächsten Tag zu besprechen, falls dafür Zeit blieb. Denn Vorrang hatte die Wahlkampfhilfe, die mein Mandant in Aussicht stellte.

    Ich bedankte mich noch einmal bei meinen bisherigen Begleitern und trat an den neuen Trupp heran.


    "Ich bitte um Begleitung zur Via Flaminia, in Richtung des nördlichen Endes des Iseums."


    Dann zähle ich kurz durch, wie viele Männer sich im neuen Trupp befanden und gab dem Anführer einen Denar für jeden.

    Ich sah mich um, kannte diese Ecke des Collis Quirinalis auch nicht so wirklich.


    "Wenn es nicht zu viel Mühe macht, würde ich gerne die Dienste der hiesigen Bruderschaft in Anspruch nehmen. Bitte ruft sie für mich."


    Sim-Off:

    Ich denke, dass wir wieder etwas zusammen schreiben werden. Danke für die Begleitung. :)

    "Nun, die Frage war noch rein hypothetisch. Das könnte sich aber bald ändern."


    Ich lächelte kurz. Als wir die nächste Kreuzung passierten, holte ich einen Aureus hervor, den ich dem Anführer gab.


    "Da ihr euch um die Altäre der Laren der Kreuzwege kümmert, möchte ich diese kleine Spende für die Laren in deine Hände geben. Du wirst sie sicher richtig verwenden."


    Natürlich waren die Laren nur ein Vorwand. Doch so konnte ich zeigen, dass ich mit der Betreuung bisher sehr zufrieden war und zugehört hatte, ohne allzu große Reden zu halten.

    Ich hörte aufmerksam zu und nickte. Dass man mir zutraute, ein Spitzel der Prätorianer zu sein, ahnte ich nicht. Andererseits würde ich auch nicht zögern, beim Verdacht von gefährlichen Tätigkeiten einer meiner beiden bei den Prätorianern beschäftigten Verwandten zu berichten. Aber das musste ja niemand wissen.


    "Mit der Legalität eurer Dienste habe ich selbstredend gerechnet. Alles andere wäre ja auch nicht wünschenswert."


    Dann kam mir etwas in den Sinn, das mir vielleicht bei meinem aktuellen Fall helfen würde.


    "Ihr kennt euch sicher ziemlich gut aus und bekommt auch einiges mit. Angenommen, ich suche einen Freund und benötige Hilfe dabei, ihn zu finden, könntet ihr mir dabei helfen? Und abgesehen vom können, würdet ihr das auch machen? Vorausgesetzt, dass euer Aufwand angemessen entschädigt würde."

    Ich nickte zufrieden. "Ich danke dir schon einmal im Namen meines Patrons. Sein Wohlwollen wird da sein. Was uns dann aber zum ungelösten Problem bringt: Einen römischen Vater für deine Braut."


    Ohne zu zögern, wendete ich mich direkt an Coira. "Du sprichst hervorragendes Latein. Also wird dir das jemand beigebracht haben, der sehr gut Latein spricht. Möglicherweise ein Römer? Wenn ja, wie sieht er aus? Wo könnte man ihn finden? Vor allem: Wie heißt er? Wir sollten dann eine Suche organisieren, falls du der Meinung bist, dass er bereit wäre, dich als Tochter zu verteidigen."


    Ich war gewillt, alles zu versuchen, um den Fall zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen, sobald mein Patron Prätor wäre. Erstens, weil ich gerne Fälle gewann. Zweitens, weil ich die beiden irgendwie mochte.

    Auf jeden Fall fühlte ich mich nun besser beschützt als mancher Magistrat.


    "Wunderbar, dann freue ich mich über eure Begleitung und Ortskenntnis. Wenn ich eine Frage stellen dürfte: Kann man euch auch gezielt anfordern? Schließlich könnte ich hin und wieder einmal Begleitung gebrauchen, vor allem dort, wo ich mich nicht so gut auskenne."


    Mir kamen gerade ein paar Gedanken, die möglicherweise für meine Arbeit recht nützlich sein könnten.

    Ich war mir nicht sicher, welche Summe angemessen war. Also griff ich ohne hinzusehen in den Sinus meiner Toga und betrachtete die Münze, die ich in der Hand hielt. Es war ein Denar. Ich nahm das als göttliches Zeichen. Kurz zählte ich die Gruppe durch, dann holte ich einen Denar für jeden hervor und gab sie dem Mann.


    "Nun, genügt das für meine Zufriedenheit?"

    Ich war beruhigt, dass es nichts Ernstes war.


    "Nun, herausgefunden ist so eine Sache. Wusstest du, dass Flavia Domitilla Maior, die erste Ehefrau des Divus Titus Flavius Vespasianus, ebenfalls zunächst eine Sklavin war, bevor ihr römischer Vater gefunden wurde, der sie als seine Tochter erklärte? Damit war der Sklavenstatus hinfällig und sie konnte den späteren Kaiser Vespasianus heiraten. Domitilla Maior war übrigens nicht patrizisch, sondern plebejisch. Ein solcher Präzedenzfall ist ziemlich wertvoll und lässt sich hervorragend vor einem Prätor verwenden."


    Ich machte eine kurze Pause, um das Gesagt sacken zu lassen.


    "Wobei mich das Thema Prätor gleich zu einer zweiten Sache bringt. Mein Patron, Lucius Annaeus Florus Minor, gedenkt für die Prätur zu kandidieren. Es wäre sicher recht nützlich, wenn mein Patron als Prätor zuständig wäre, wenn wir vor Gericht ziehen, um unzweifelhaft zu beweisen, dass deine Braut eine freie römische Bürgerin ist. Deshalb würde ich dich gerne um Unterstützung bitten. Du bist Patrizier und hast die nötigen Kontakte zu anderen Patriziern. Auch bin ich mir sicher, dass deine Unterstützung meinem Patron sehr positiv im Gedächtnis bleiben würde. Vielleicht könntest du ja etwas Hilfe im Wahlkampf leisten? Vielleicht eine Cena, zu der du andere Patrizier und meinen Patron einladen könntest? Mir ist bewusst, dass ich recht viel für meinen Patron erbitte, aber eine noch bessere Möglichkeit, den Fall in deinem Sinne zu entscheiden, werden wir auf absehbare Zeit nicht erhalten. Mit meinem Patron als Prätor wird der Fall recht sicher gewonnen, solange wir nur einen Römer finden, der die Vaterschaft bezeugt."

    Das war auf jeden Fall eine klare Drohung. Aber damit konnte ich umgehen. Woher wussten die eigentlich, dass ich vom Domus Annaea kam? Sie hatten mich wohl beobachtet.


    "Also gehe ich davon aus, dass wir ins Geschäft kommen. Und wer weiß, vielleicht habe ich in Zukunft ja auch Bedarf an Begleitung. Vorausgesetzt natürlich, dass ich mit der Dienstleistung zufrieden bin."


    Angst zeigte ich grundsätzlich keine.

    Ich betrachtete den Trupp, insbesondere den Mann, der mich ansprach, kurz. Konnte ich ihm trauen? Schwer zu sagen, aber wenn er mich überfallen wollte, hätte er das ohne Probleme sofort machen können. Da er das noch nicht getan hatte, beschloss ich, dass es einen Versuch wert war. Ich erinnerte mich auch noch an Geschichten, die mir mein Vater über eine verzweigte Gruppe erzählte, die einem Schutz anboten. Was hatte er nochmal gesagt? Man können ihnen trauen, auch wenn man ihr Angebot annehmen sollte? Irgend so etwas. Ich hoffte, es mit dieser Gruppierung zu tun zu haben.


    "Danke, sehr gerne. Ich habe meinen neuen Patron besucht, kenne aber den Mons Esquilinus nicht wirklich gut. Du könntest mich nicht rein zufällig sicher bis zum Collis Quirinalis geleiten? Es soll auch nicht dein Schaden sein."

    Nach meinem Gespräch mit Annaeus Florus machte ich mich auf den weg zurück nach Hause. Es war inzwischen dunkel und ich musste zugeben, dass ich mich auf dem Mons Esquilinus nicht auskannte. Wenn ich den Weg zur Via Flaminia finden würde, wäre alles Weitere kein Problem. Doch sah in der Dunkelheit alles so anders aus. So stand ich etwas verloren zwei Straßen vom Domus Annaea entfernt und versuchte, mich zu orientieren. Ohne es zu wissen, hatte ich mich sogar noch weiter vom Quirinal entfernt.