Beiträge von Claudia Aureliana Deandra

    Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus
    "Nun, du möchtest also ein Pferd kaufen, eines aus dem Gestüt Deandras. Da bin ich vermutlich der gänzlich falsche Ansprechpartner, aber das lässt sich ändern. Camryn, bitte Deandra hierher."


    Es war müßig, würde ich darüber nachdenken wollen, ob Corvi, ohne sich etwas dabei zu denken, immer ausgerechnet Camryn zu mir schickte, oder ob er es mit Absicht tat, damit sie irgendwann realisierte, dass ihre Zeit abgelaufen war, sie sich arrangieren musste. Dass er mir mit dieser Sklavin auch nicht gerade den größten Gefallen tat, kam ihm sicherlich nicht in den Sinn, wobei ich es mir abgewöhnt hatte, sie intensiver als andere wahrzunehmen. Mitunter blendete ich sie sogar absichtlich aus.


    „Du kannst gehen“, wies ich sie an, als sie unschlüssig im Zimmer stehen blieb. Eine Handbewegung fegte sie bereits in Gedanken hinaus.
    Als die Tür wieder geschlossen war, holte ich die Hände hinter dem Rücken hervor, die ich aus Unkenntnis über die Art des Besuches versteckt hatte. Flüchtig hielt ich die neuen Ohrgehänge nochmals an und betrachtete mich im Spiegel, indem ich den Kopf hin und her drehte. Diesen Schmuck wollte ich mir für eine besondere Gelegenheit aufheben und so legte ich ihn in das Schubfach zurück, das ich danach zuschob.


    Die Frage war: Warum wollte mich Marc sehen? Wäre es nicht ausgerechnet das Arbeitszimmer gewesen, in das er mich bestellte, hätte ich lustvollere Hypothesen anstellen können, aber so? Die Bandbreite der Möglichkeiten war also eingeschränkt, die mir durch den Kopf ging, als ich auf sein Officium zuschritt. Ein Sklave öffnete die Tür und ich trat ein.


    Das geplante „Salve, mein Liebster“ konnte ich gerade noch unterdrücken. Stattdessen sagte ich: „Salvete“, und stellte mich an seine Seite, um von dort den Besucher betrachten zu können. Er kam mir bekannt vor, ohne dass ich mich erinnern konnte, woher ich das Gesicht kannte.

    Der Kopf, den ich leicht an seine Schulter gelehnt hatte, war von ihm abgewandt, und so konnte ich das verräterische Glitzern in den Augen bekämpfen, ohne dass er großartig etwas davon mitbekam. Während die linke Hand noch in seinem Nacken lag und nur zögerlich hinabrutschte, war die rechte längst an der Schulter angelangt, wo ich sie auch beließ. Ich mochte diese Augenblicke, bei denen man alles Drumherum ausblenden konnte; Momente, in denen nur das Hier und Jetzt zählte. Am liebsten hinlegen, ankuscheln, hm, das wäre schön gewesen, aber nein, es ging nicht: Helena nahte – wenn nicht sogleich, dann sicherlich jeden Augenblick.


    Eigentlich wollte ich nicht anfangen, über seine leisen Worte nachzudenken, und doch: ‚Er wird mir irgendwann passen? Hat er das soeben gesagt? Wie ist das zu verstehen?’
    Die Auflösung kam umgehend, nachdem er seine Arme gelöst und ich mich ebenfalls wieder in eine aufrechte Sitzposition gebracht hatte.


    „Um das zu beschleunigen? Du meinst, du hast vor, mich zu mästen?“, fragte ich ungläubig und übertrieb absichtlich, was mein leises Lachen verriet. Eine Antwort erhielt ich vorerst nicht, stattdessen wurde Marc geschäftlich, erwähnte den Wunsch, mich nachher in seinem Officium sehen zu wollen, sprach erneut über Cicero, was mir bruchstückhaft noch von vorhin im Gedächtnis hing, und kam schließlich auf Sisenna zu sprechen.


    Zunächst verstand ich nicht, wie man von einem Heiratsantrag, den man keineswegs tagtäglich vorbrachte, abrupt zur Erörterung irgendwelcher Familienangelegenheiten übergehen konnte. Mein Unverständnis stand wohl auch im Gesicht, wich aber schließlich doch einer Art von Einsicht, denn wie es schien, hatten sich die unangenehmen Wendungen gehäuft, die ihn in letzter Zeit erreicht und offensichtlich bedrückt haben mussten. Mit den Augen folgte ich seinem Gang durch das Triclinium, nahm die Informationen auf und bemerkte bestenfalls nebenbei, dass die Sklaven das Essen bereits auftrugen.


    „Kannst du etwas unternehmen? Wirst du etwas tun?“, fragte ich daher aus erwachtem Interesse nach. Auch als er wieder Platz nahm, folgte ihm mein Blick, blieb auf seinem Gesicht haften und wurde letztlich fragend. Ich strich mir beunruhigt über die Stirn, bevor ich eine Frage anfügte.


    „Wie geht es un…, ähm, dei…, äh, also wie geht es Mutter? Sehr schlecht? Ich hoffe doch nicht!“


    Natürlich würde ich Helena nichts sagen, aber das war gerade auch nebensächlich.

    Das Verhalten des Hundes war zweifelsfrei freundlich, das musste selbst einem im Umgang mit Tieren Unerfahrenem auffallen. Ohne zu zögern streckte ich die Hand aus, an der das muntere Fellbündel zwar schnupperte, deren Berührung es aber nicht duldete.


    „Du bist scheu. Oder du hast schlechte Erfahrungen gemacht“, mutmaßte ich, richtete mich ein wenig auf und erteilte Camryn eine Anweisung, bei der mein Blick jedoch nicht von der Hündin wich.


    „Hol etwas Fleisch, aber flink.“ Weil mir das dauernde Gemurmel der Sklavin aber inzwischen auf die Nerven ging, fügte ich noch etwas an: „Und im Übrigen kannst du dir deine Kommentare sparen.“


    Sogleich wendete ich mich wieder dem nächtlichen Gast auf vier Beinen zu, der sich vorhin dem Zugriff entzogen und wenige Schritte Abstand hergestellt hatte, nun aber wieder mit Bellen und Schwanzwedeln anfing.


    „Tja, das ist ja vielleicht was mit dir“, stellte ich ratlos fest. „Ich weiß gar nicht, was du von mir möchtest. Streicheln lassen möchtest du dich nicht, du läufst nicht fort, wenn du Menschen siehst. Würdest du mir denn folgen?“
    Im Unklaren darüber, was dieser Hund wirklich wollte, probierte ich einfach einmal alles aus, was mir gerade in den Sinn kam. Da das Futter noch auf sich warten ließ, der Vierbeiner offensichtlich nicht krank war und Hilfe benötigte, versuchte ich den Spieß herumzudrehen. Er kam nicht heran, also ging ich fort bzw. machte Anstalten dazu. Ich drehte mich um und setzte zunächst zweimal den Fuß vor den anderen. Währendessen lauschte ich, was sich in meinem Rücken tat. Ich hoffte, dass ich einen unerwarteten Angriff rechtzeitig bemerken würde.

    Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus
    "Im Garten, sagst du?" fragte ich nach und streckte die Hand aus, um den Sklaven näher zu winken. Nachdem er meiner Aufforderung nachgekommen war, berührte ich den Klumpen. Dann erschien ein wissender Ausdruck auf meinem Gesicht und ich sah zu Deandra und kratzte anschließend etwas Erde ab, welche nun den Boden des officium beschmutzte. "Oh, das ist Bleiglanz, meine Liebe. Schau, wenn man die Erde fort reibt, dann wird es sichtbar. Das ist nichts Ungewöhnliches, in Spanien kommt es oft vor, und selbst in Italien findet man es an einigen Stellen im Boden."


    „Im Garten“, bestätigte ich auf Marcs Frage hin, ich nickte mehrfach.
    Wie bereits beim Ausgraben und dem Gang zu seinem Officium fand ich es lächerlich, wie angestrengt der Sklave bei den wenigen Schritten zum Schreibtisch wirkte. Es tat gerade so, als würde er eine volle Kleidertruhe alleine tragen müssen, dabei war der Batzen nicht einmal in der Größe eines Spielballes. Trotz dieser Gedanken verfolgte ich Marcs Reaktionen auf meinen „Schatz“ voller Aufmerksamkeit. Ich versuchte, bereits im Vorfeld herauszufinden, ob er ergründen würde, um was es sich bei dem ungewöhnlichen Klumpen handelte. Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, als er tatsächlich eine Erklärung fand, die er mir umgehend mitteilte. Doch die Freude hielt nicht lange vor.


    „Es ist also nichts Wertvolles? Schade.“


    Ich richtete mich auf, warf einen geringschätzigen Blick auf den unlängst noch erhofften Schatz, trat hinter dem Stuhl hervor und wandte mich entschlossen Marc zu, weil ich diesem Klumpen, den es offensichtlich in jeder Provinz gab, keines Blickes mehr würdigen wollte.


    „Darf ich?“, fragte ich lächelnd, während die Augen zu verstehen gaben, dass ich gerne auf seinem Schoß Platz genommen hätte. Einmal sitzen, wie er sonst immer saß, die Utensilien vor sich liegen sehen, wie er sie immer sah, versuchsweise hantieren, wie er es immer tat, und das Ganze von einer überaus attraktiven Sitzgelegenheit aus: Seinem Schoß. Sehr verlockend. Daher verstärkte ein aufmunterndes Zucken der Augenbrauen mein Lächeln, das bereits das gesamte Gesicht einnahm. Ein keckes „Hm?“ unterstrich meinen Wunsch. Ich war mir sicher, er konnte unmöglich ablehnen.

    Ich musste schmunzeln, als die Frage nach der neue Koseform aufkam. Wenn er wüsste, wie viele Teilchen gesammelt und zusammengestellt ausgerechnet in das Bild des Ianus’ passten, er wäre sicherlich sehr erstaunt.


    „Oh, ich habe da so meine Gründe“, sagte ich vieldeutig und gleichzeitig nichts sagend. Immerhin begrüßte ich die Ablenkung von den unerfreulichen Feststellungen, die ich soeben über die undurchsichtige Qualifikation gemacht hatte. Marc war offensichtlich auch nicht schlauer als ich.


    „Dann kann ich nur hoffen, dass ein Verantwortlicher unserem Trainer Bescheid gibt, dass zumindest die Lenker erfahren, wann und ob sie erneut zu starten haben, wenn es schon nicht die Besucher wissen müssen.“ Ich schüttelte den Kopf über den soeben getätigten Satz. „Weißt du was? Es ist so grotesk, dass es schon fast wieder lustig ist.“


    Marc führte mich inzwischen dem Ausgang entgegen. Die Sklaven bahnten uns den Weg durch die Menge, sodass wir relativ schnell und unbehelligt bei den beiden Sänften ankamen. Der Vorhang wurde für mich bereits zur Seite geschoben, als ich mich noch einmal umwandte und zu seiner Sänfte sah.


    „Der Gedanke, unser Missfallen durch ein Fernbleiben von den Spielen auszudrücken, erhält meine Zustimmung. Du triffst in letzter Zeit ausgesprochen kluge Entscheidungen, die mir mehr denn je Respekt abringen.“ Ich fügte lautlos die neue Koseform durch Lippenbewegungen an, denn um sie in diesem Moment seinem Gehör nahe zu bringen, hätte ich sie für Unbeteiligte vernehmlich sagen müssen. Auf die Frage nach dem Unbekannten schüttelte ich den Kopf. Selbstverständlich kannte ich derlei Bevölkerung nicht.


    Bevor ich mich auf dem weichen Polster niederließ, schenkte ich ihm noch ein Lächeln. Es wäre unklug gewesen, sich von äußeren Umständen die eigene gute Stimmung verderben zu lassen.

    Bisher hatte ich es nur im Traum erlebt, dass der Wille, sich zu bewegen, nicht ausreichte, um Handlungen umzusetzen. Ich spürte, dass etwas bei der Sänfte vor sich ging, wollte den Kopf wenden und doch gelang es mir kaum. Es kostete mich unsagbar viel Mühe, auch nur einen Bruchteil an Kopfdrehung zu vollbringen. Meine Augen waren auf Loki gerichtet, weil er etwas mir Unverständliches ausgesprochen hatte. Ich wollte ihn fragen, was Walküren sind, doch aus dem geöffneten Mund drang kein Laut.


    Währendessen flatterten die Vorhänge der Sänfte derart laut, dass die Geräusche nach meiner Ansicht weit hallen mussten, doch in Wirklichkeit konnte jegliches Getier keine hundert Doppelschritt weit nur die Menschen sehen, aber kaum etwas hören. Ein erneuter Windstoß brachte zunächst Durcheinander in die Stoffbahnen, bevor diese geruhsam ausbaumelten und sich schließlich gar nicht mehr bewegten. Metallenes Scheppern war in der Ferne zu hören, schwoll an und musste – wollte man seinem Gehör Glauben schenken – in unmittelbarer Näher seine Ursache habe, doch weder Schwerter noch Lanzen wurden sichtbar, geschweige denn Krieger, die sie führten. Nach einem letzten Klingenkreuzen breite sich – abrupt wie zuvor die Windstille – Ruhe aus: Kein Vogel zwitscherte, kein Rascheln erklang, Totenstille umfing die Sänfte, in der mein Leibsklave bis hierher transportiert worden war.


    Noch immer war es mir unmöglich, mich vollends umzuwenden. Die Erscheinung war noch immer nicht vorbei, einen anderen Grund konnte ich nicht erkennen.

    Ich hab noch mehr aus diesem Buch, dass ich gerne abgeklärt hätte, weil es diesmal den Eintragungen im Wiki nicht entspricht. Das Obige hab ich offensichtlich überlesen.


    Es geht dabei um die angeratenen bzw. "verbotenen" Tage für Vermählungen.


    Nicht heiraten sollte man im März und im Mai, in der ersten Junihälfte, vom 18. bis 21. Februar, keinesfalls am 24. August, am 5. Oktober oder am 8. November. Auch nicht an den Kalenden, Nonen oder Iden jedes Monats. Für jedes dieser Dati gibt es eine einzelne Erklärung, die in diesem Buch benannt ist, weil es mir aber nicht vorliegt, kann ich sie nicht liefern.

    Das war wieder einmal typisch für meinen Marc: Er wies mich zurecht und machte dabei keinen Hehl daraus, dass er verärgert war. Dabei wusste er - wie inzwischen auch ich, dass in vielen Fällen mindestens neunzig Prozent seines Ärgers nicht durch mich, sondern durch andere verursacht worden war. Bei anderer Gelegenheit bekam ich sogar Entladungen ab, für die ich in keiner Weise ursächlich zuständig war. Ich nahm es nicht immer gelassen, aber immer öfter.


    „Ianus“, flüsterte ich liebevoll in sein Ohr und war mir sicher, er wusste genau, was ich damit meinte.


    Seine Begrüßung schreckte mich daher nicht im Mindesten, auch wenn ich mir eine bessere hätte vorstellen können, denn er selbst hatte ja um mein Kommen gebeten. Ich beglückwünschte mich selbst zu dem Einfall, ihm meinen Fund zu präsentieren, denn dadurch war seine Aufmerksamkeit umso mehr geweckt.


    „Jaaa, etwas besonders Merkwürdiges sogar“, bestätigte ich, musste dann jedoch schmunzeln, weil er sich hinten überbeugte. Ich strich zunächst mit der Außenseite der Finger über seine rechte Wange, legte anschließend die Handfläche an und berührte ganz sachte seine Lippen. Es fühlte sich lustig an, einen Mund einmal verkehrt herum zu küssen, daher musste meine Entdeckung vorerst warten. Den Gedanken, mit der freien Hand auf Wanderschaft zu gehen, verschob ich – er war unpassend.


    Mit einem abschließenden Kuss auf den Mundwinkel läutete ich die Antwort auf seine Frage ein. Ich verblieb in gebeugter Haltung, beließ die Arme auf den Schultern und wies mit dem Kopf in Richtung des Sklaven, der einen unförmigen Klumpen in den Händen hielt.


    „Ich hatte gehofft, du kannst mir sagen, was das ist. Es wurde bei der Umgestaltung unseres Gartens ausgegraben.“

    Ich glaubte weder an einen positiven Zwischenfall noch sah ich mich von einer gewohnt hochkarätigen Gesellschaft umgeben, bei der es darauf ankommen würde, sich geziemt zu benehmen. Germanien und seine Bewohner machten auf mich einen recht durchschnittlichen Eindruck. Man kannte oder pflegte offensichtlich kaum römische Gewohnheiten, aber ich hatte die Rechnung ohne den Wirt – in dem Fall Marc – gemacht. Er bestand auf die Einhaltung an sich alltäglicher Normen. Ich seufzte, er hatte ja Recht.


    „Das sind positive Aussichten, Corvinus“, erwiderte ich daher betont deutlich und schenkte ihm einen langen Blick, in dem eine belustigte Grummeligkeit lag. Meine Stimme hörte ohnehin niemand, wenn sich mehrere Personen zugleich unterhielten, und lautes Reden fand ich einerseits ohnehin nicht schicklich und andererseits strapazierte es die Stimmbänder, also beließ ich die Lautstärke beim natürlichen Ausmaß. Es war ein Wunder, dass er mich überhaupt verstanden hatte.


    Einige Zweifel beschlichen mich, als ich mich für die Speisen entscheiden musste. Ich fragte mich, ob diese frisch geordert und bei bester Qualität waren. Dennoch fasste ich Mut und ließ mir eine Schale mit Oliven reichen, die einen sehr frischen Eindruck auf mich machten. Ich war gespannt, ob der Geschmack mit dem Aussehen mithalten konnte. Mit gespreizten Fingern steckte ich eine in den Mund.

    Mit einem Sklaven im Schlepptau und einem weiteren, der für das Türöffnen zuständig war, näherte ich mich Marcs Arbeitsraum, den ich ja möglichst zeitnah nach dem Essen aufsuchen sollte. Ich war ziemlich gespannt, was er von meinem Fund halten würde, und obwohl ich wusste, warum er mich sehen wollte, und trotz der Tatsache, dass er viel Arbeit hatte, wollte ich meine Entdeckung nicht länger zurückhalten. Mit hastigen Handbewegungen trieb ich vor allem den Sklaven an, der wegen des zu tragenden Gewichts beständig zurückblieb.


    Mit einem „Los, los“ forderte ich den Türsklaven beim Eintreffen am Officium auf, den Weg freizumachen, was auch umgehend geschah. Ohne auch nur im Schritt verhalten zu müssen, konnte ich über die Schwelle treten und meldete mich höchst persönlich bei Marc an.


    „Ich bin’s“, sagte ich mit unternehmerischem Schwung und einem Lächeln auf den Lippen. „Und ich habe etwas ganz Eigenartiges mitgebracht“, verkündete ich weiter, während ich zu seinem Schreibtisch ging, ihn umrundete und hinter seinem Stuhl Halt machte. Ein Küsschen in den Nacken sollte zusätzlich dafür sorgen, dass er von der getätigten Arbeit aufsah, und doch war meine Position geeignet, ihn nicht zu sehr zu stören, falls er zunächst noch wichtige Gedanken auf das Pergament bringen wollte.

    Zitat

    Original von Narrator Germaniae
    Damit war nun das Vorrennen beendet und man würde sich in zwei Tagen zum Finale treffen.


    Es verging eine geraume Zeit, in der ich nachdachte, mich umschaute, grübelte und letztlich doch die Schultern resigniert hob und wieder senkte.


    "Ianus meus?" Meine Stimme war dünn, denn ich mochte es nicht gerne zugeben, wenn mir einmal komplett der Durchblick fehlte. Genau das war aber gerade der Fall. Ich wartete, bis mir Marc seine Aufmerksamkeit schenkte, denn er war zwischenzeitlich erheblich abgelenkt gewesen. Möglicherweise konnte er mir deswegen nicht einmal meine Frage beantworten.


    "Welche Lenker sind denn jetzt eigentlich in die Finalrunde gekommen? Und mir ist auch nicht klar, wann das zweite Qualifikationsrennen stattfindet. Es muss doch eines geben, denn wäre das nicht der Fall, dann hätte es ja diesen Qualifikationslauf nicht geben müssen."


    Als erfahrene Gestütsbesitzerin und zudem zweifache Moderation und leitende Ausrichterin von Wagenrennen wusste ich, dass acht Lenker in einem Rennen starten konnten und Qualifikationen dazu da waren, eine erhöhte Anzahl an Teilnehmern auf diese Endrundenanzahl zu reduzieren. Es gab daher nur zwei Möglichkeiten: Entweder waren diese Spiele mangelhaft organisiert oder mir waren entscheidende Informationen entgangen.

    Ich nahm die bescheidenere Ausführung der Spiele etwas gelassener als Marc. Das Bankett allerdings verwunderte auch mich, denn wir wurden weder von jemandem begrüßt noch war irgendjemand als Empfang abgestellt, der zumindest eine Art von Einweisung gab.


    Als auch kein Gespräch in Gang kommen wollte, tat Marc das in dieser Situation einzig richtige: Er plante, das Essen einzunehmen. Während er einen Platz für uns suchte, reckte ich mich im Laufen, um an sein Ohr zu gelangen.


    „Gibt es hier eigentlich einen Gastgeber?“ Ich flüsterte, damit es keiner hören konnte. Nicht Uninformiertheit, sondern der Ablauf des Bankettes veranlasste mich zu dieser Frage. Mein Blick, den ich Marc zuwarf, bat für den Fall um Entschuldigung, dass mir etwas im Vorfeld entgangen war.
    Meine Gedanken wanderten zu den Eindrücken vor Minuten zurück, in denen ich die milde und sterneklare Nacht genossen hatte. Ich seufzte leise, als ich Platz nahm.


    „Es macht keinen guten Eindruck auf die Ausrichter dieses Festessens, aber … Wäre es möglich, heute nicht ganz so viele Stunden wie üblich zu verweilen, Ianus meus?“


    Meine Bitte war nicht nur per Wort, sondern auch per Gesichtsausdruck erkennbar gewesen.

    Die Tür öffnete sich, doch bevor ich mich über Aintzane freuen und ihr sogleich einen Auftrag erteilen konnte, erstarb das bereits angesetzte Wort auf den Lippen, als ich Camryns Stimme hörte. Ich verdrehte die Augen und wandte mich gar nicht erst um. Diese Sklavin hatte es gründlich mit mir verdorben, weswegen ich sie entweder mit Ignoranz bedachte oder ihr unangenehme Aufgaben zuwies. Die Abneigung wuchs, als sie den für mich völlig unverständlichen Wunsch äußerte, Assindius möge dieses Tier fortjagen. Wäre sie eine Römerin, würde ich sie mit einem verständnislosen Blick strafen, so aber verdiente sie nicht einmal diesen.


    „Wie kann man nur so dumpf sein?“, fragte ich mit Absicht laut, nur um mir Luft zu machen, denn eigentlich widmete ich ihr mit dieser Bemerkung ja doch Aufmerksamkeit. „Du gehst jetzt mit mir dort runter und wirst dieses Tier beruhigen. Und mache das anständig!“


    Ohne auch nur auf eine Reaktion zu warten, strebte ich der Zimmertür zu, schritt den Gang entlang, nahm die Treppe und ließ mir die Porta von einem verschlafenen Ianitor öffnen. Kurz darauf strebte ich dem Gartenteil zu, der unter meinem Cubiculum lag. Ich wartete, bis Camryn heran war, bevor ich um die Hausecke trat, denn man konnte ja nie wissen, wie sich das Tier verhalten würde.


    „Na? Was bist du denn für einer?“, fragte ich mit sanfter Stimme, während ich mich leicht nach vorn beugte

    Ich hab kein gescheites Thema gefunden, in den mein Anliegen gut untergebracht wäre.


    Ich bin auf ein Buch gestoßen, dass zugegeben etwas älter ist, aber vor allem Angaben enthält, die mir entweder vollkommen neu waren oder den bisher bekannten widersprechen.


    Weiß jemand etwas zur Güte des folgenden Buches zu sagen?


    engl. Titel: "roman women" von J.P.V. Dacre Balsdons
    dt. Übersetzung: "Die Frau in der römischen Antike"



    Gewundert hab ich mich unter anderem darüber:
    - Das Hochzeitskleid soll eine Tunica aus feinem weißem Flanell gewesen sein.
    - Die Hochzeitsfrisur sollte mit einer Speerspitze gescheitelt werden.


    Ich finde dies Angaben jetzt ziemlich konkret (Flanell, Speerspitze), um sie sofort als irrelevant abzutun, nur weil sie nicht in der neusten Literatur stehen.

    Zitat

    Original von Finn Kylian
    Locusta ist bekannt, zählt aber nicht...


    Ich meine jetzt keine Auftragsmörder oder Kriegsverbrecher, sondern "zivile" Mörder die aus Trieb, Habgier und Rachsucht töteten.. also eher Jack The Ripper-gleich..


    Sie hat nicht nur im Auftrag gemordet (Im Auftrag Mordende sind in den wenigsten Fälle reine Auftragskiller.), und selbst wenn … der Auftragsmord gehört zu einer der zehn Subkategorien, in die das FBI Motive von Serienmördern unterteilt.


    Demnach bist du also nicht auf der allgemeinen Suche nach Serienmördern, sondern nur von bestimmten Kategorien von Serienmördern. ;)

    Ich hatte nie verstanden, warum mich nächtlichen Sommergewitter niemals aus dem Schlaf reißen konnten, wohl aber Schleichgeräusche im Haus. Wie ist es möglich, ein leises Knistern zu hören und gleichzeitig bei Blitzeinschlägen durchzuschlafen. Da sich das Bellen außerhalb des Hauses befand, sortierte mein Unterbewusstsein es als nicht relevant ein und ließ mich geraume Zeit weiterschlafen. Es musste meine Zuneigung allem Getier gegenüber sein, die mich letztlich doch aufwachen ließ.


    Zunächst lauschte ich, um zu ergründen, welchen Anlass der Hund haben könnte, derartigen Krach zu machen. In Kampf fand offensichtlich nicht statt und in Not schien er auch nicht zu sen. Weil mir die Angelegenheit keine Ruhe ließ, entschloss ich mich, der Sache einmal auf den Grund zu gehen. Ich schlug die Decke zurück, rief nach Aintzane, rutschte zur Bettkante und angelte mir, weil ich ungeduldig war, bereits selbstständig eine Palla, die ich um die Schultern schlang, während ich dem Fenster zustrebte. Der Klappladen war fix zur Seite gedrückt.


    Mondlicht leuchtete einen Vierbeiner an, der offensichtlich nichts anderes zu tun hatte, als das Haus anzubellen. Eine andere Erklärung gab es nicht, denn ein Blick entlang der Hauswand ließ keine geflüchtete Katze oder sonstiges Beutetier vermuten.


    „Tztz, was macht der denn da? Will er was mitteilen?“

    Der erste dokumentierte Serienmord stammt aus der Antike (Rom, 1. Jhd). Es war eine Frau namens Locusta. Sie tötete frauentypisch ;) mit Gift. Prominentestes Opfer: Kaiser Claudius. Die genaue Zahl ihrer Opfer ist nicht bekannt, lang aber wenigstens bei sechs.
    Urteilsvollstreckung: Tod durch wilde Tiere, die Einzelheiten spare ich mir.


    "Polizeilich" waren in ihrem Fall vielmehr die Prätorianer als die Cohorten involviert. Das mag aber an der Kaisernähe zweier ihrer Opfer gelegen haben.

    Bedauerlicherweise verpuffte meine „Drohung“ wirkungslos, dabei hätte ich ihm doch so gerne ebenfalls einen Schrecken eingejagt. Aber nicht nur, dass er in keiner Weise zu weiteren Scherzen aufgelegt war, er machte einen regelrecht ernsten Eindruck auf mich, als er auf meine Frage antwortete. Diese Form von Ernst hatte jedoch nichts Betrübliches an sich, sondern verlieh dem Augenblick etwas Feierliches, das mich berührte, gefangen nahm, den Schalk in den Augen tilgte und ein nunmehr sanftes Lächeln bewirkte.


    Seine Worte waren längst verklungen, aber sie hallten in mir wieder. Und weil ich im Augenblick nicht wusste, ob und vor allem auch, was ich dazu sagen sollte, atmete ich unwillkürlich einmal tief durch. Das Lächeln verstärkte sich, ich musste sogar zwischenzeitlich den Blick senken, weil er mich mit der gewählten Art dieses – für mich – zweiten Antrags offensichtlich an einer Stelle berührt hatte, wo ich keineswegs selbstsicher und routiniert war. So einen Menschen, wie Marc er war, gab es ganz sicher kein zweites Mal, in diesem Gedanken wurde ich heute bestärkt.


    Ich kam nicht dazu, über die Ursache meiner empfundenen Unsicherheit nachdenken zu können, weil Marc meine Hand nahm und mir einen Ring auf den Finger schob. Er sagte nichts und ich schwieg ebenfalls. Beim Betrachten des Schmuckstücks, das in seiner auffallend zarten Machart ausgesprochen gut zu mir passte, spürte ich, wie mir Tränen in die Augen stiegen. Flüchtig fragte ich mich, wie es wohl andere Frauen schafften, gefasst mit solchen Situationen umgehen zu können. Oder war auch bei ihnen alles nur äußerer Schein? Vielleicht konnte ich aber nicht einmal den äußeren Schein wahren, sondern wirkte so beeindruckt wie ich es auch war. Ein unschöner Gedanke, denn ich fand es albern, wegen einem freudigen Anlass, Tränen rollen zu lassen. Noch einmal holte ich tief Luft, blickte aber weiterhin das Geschenk an, als ich sprach.


    „Er ist wunderschön“, flüsterte ich, und weil der Ring etwas locker saß, kamen mir spontan weitere Worte über die Lippen. „Ich darf ihn nicht verlieren. Das bringt Unglück, hat Großmutter Aurelia immer gesagt.“


    Anschließend schlang ich meine Arme um seinen Hals, legte den Kopf an seine Schulter und flüsterte nochmals: „Danke!“

    Ich war viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt, um zu bemerken, dass Marc auf die Erörterung des von ihm angeschnittenen Themas zugunsten meiner Bestürzung verzichtete. Im Normalfall hätte ich ihm dafür dankbar sein müssen, so aber kam dieses einfühlsame Verhalten noch nicht einmal in meinem Bewusstsein an. Regelrecht gebannt starrte ich ihn an – nicht so sehr, weil er es gewesen war, der mich geschockt hatte, sondern weil ich seine Äußerungen ernst nahm. Ich fühlte mich miserabel, war ratlos und in gewisser Weise auch kopflos.


    Aus diesem Grund legte ich seinen Kuss und die schirmenden Hände als den Versuch eines Trostes aus, der zwar lieb gemeint war, aber nicht durchschlagend half. Er tröstete vor allem deswegen nicht überzeugend, weil er gleichzeitig lachte. Dieses Lachen stand zu den lieben Gesten in einem seltsamen Kontrast; es ließ mich noch ratloser und die auf ihn gerichteten Augen noch größer werden. Erst seine Erklärungen lösten den Widerspruch auf, enttarnten die zuvor gemachten Aussagen als Scherz und lieferten mir gleichzeitig eine derart ungewöhnliche Erneuerung seiner Heiratsabsichten, dass mir der Mund offen stehen blieb.


    Einen Lidschlag später ging jedoch das Staunen in Empörung über, die zwischen eigenem Amüsement und ehrlicher Entrüstung über die überaus blumigen und zugleich frechen Vergleiche hin und her schwankte.


    „Hühnerknochen? Pferdekot? Was ist denn in dich gefahren?“, fragte ich einerseits bestürzt, andererseits konnte ich kaum das Lachen unterdrücken, denn natürlich war mir das eingeflochtene Kompliment nicht entgangen. „Ich kann nur hoffen, dass du kitzlig bist, denn sonst muss ich mir eine weitaus schlimmere Rache ausdenken“, fügte ich an, während meine Hände bereits nach seiner Taille griffen und eine Massage ungewöhnlicher Art begannen.


    Die aufkommende Frage, ob er nicht kitzlig oder einfach nur gedanklich beschäftigt war, blieb ungeklärt, denn ich ließ von der Revange ab, als mir endlich auffiel, dass etwas in ihm vorging. Folgsam ließ ich mich zur Kline führen, nahm Platz und hörte ihm zu.


    „Du hast also wirklich den Mut, mich, ich meine mich, heiraten zu wollen? Ist dir klar, worauf du dich damit einlässt? Sicherlich werde ich dich ständig auf Trab halten. Zum Entspannen kommst du bei mir nicht. Wobei … wenn ich es mir recht überlege, doch. Es wird einen stetigen Wechsel zwischen körperlicher Entspannung und geistiger Forderung geben. Ich denke das trifft es.“


    Ich nickte zufrieden über die gefundene Form der Beschreibung, die mir zudem die Möglichkeit verschaffte, ihm nun meinerseits, und mit sichtlichem Vergnügen, einen Schreck zu versetzen. Meine Augen bekamen einen sichtbaren Glanz.

    Immer die guten Sitten vor Augen, die besagten, dass sich ein Paar in der Öffentlichkeit stets zurückhaltend zeigen sollte, begann dieser zweite Tag der Spiele für mich wieder wenig spektakulär. Manchmal wünschte ich mir, aus diesem Regelkorsett ausbrechen zu können, aber ich hatte einen guten Ruf zu verlieren und meine Familie ebenso. Also beschränkte ich mich auf kleine Gesten, einen sprechenden Blick oder mitunter auch einen versteckten Seufzer, der nicht im Ansatz das Ausmaß meiner Unlust über die selbst gewählte Anständigkeit zum Ausdruck brachte.


    Nachdem wir sittlich Platz genommen hatten, riss Marc ein Gespräch an, das ganz auf meine Interessen stieß.

    Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus
    "Ich bin sicher, dass wir dieses Mal einen guten Platz machen werden. Es kann doch nicht angehen, dass die Blauen schon wieder ein Rennen für sich entscheiden, oder die Grünen. Was ist eigentlich mit diesem Quintus Arius, wird der starten oder lässt man ihn nach diesem Fiasko vom letzten Mal außen vor?" fragte ich meine beiden Begleiterinnen und sah von einer zur anderen.


    Sofort war ich hellwach, ließ ihn zum Ende kommen und antwortete mit inzwischen leicht geröteten Wangen.


    „Es durften nur zwei Lenker gemeldet werden und die Wahl ist diesmal nicht auf Quintus Arius gefallen. Wir haben einen Nachwuchslenker gemeldet, der sicherlich keine Lorbeeren einfahren wird. Auch Patroklos, unser bester Lenker, ist noch nicht so weit, mit den Erfahrenen ernsthaft konkurrieren zu können. So sehr ich es bedaure, aber ich rechne in der Endrunde erst einmal nicht mit einem vorderen Platz. Es ist Realismus, kein Pessimismus, der mich das sagen lässt. Und trotzdem habe ich nicht vor, mir diese Spiele irgendwie verderben zu lassen. Ich werde Spaß haben, ganz gleich was passiert.“


    Das Zuzwinkern sollte keineswegs die Ernsthaftigkeit meiner Worte schmälern, mir war einfach danach.