Beiträge von Claudia Aureliana Deandra

    „Es ist weniger mein Wunsch, als vielmehr meine Pflicht, sofort nach Germania zu reisen und was du mir gerade erzählt hast, wusste ich noch nicht in dem Maße.“


    Grüblerisch lag meine Stirn in Falten. Die Aussichten waren schlechtere als angenommen. Ein Schütteln erfasste mich und ich beauftragte eine Sklavin, mir etwas Warmes zum Trinken zu bringen.


    „Los wird es wohl in den nächsten Tagen gehen und wir zwei reisen alleine. Stiefel? Muss ich so etwas tragen? Eine Palla habe ich. Wird die ausreichen?

    "Ah, Assindius. Ich möchte dir mitteilen, dass ich eine Reise nach Germania plane, bei der du mich begleiten wirst. Bitte trage Sorge dafür, dass alles Nötige gepackt wird. Du kannst Land und Jahreszeit einschätzen. Ich verlasse mich auf dich."


    Ich war zudem gespannt, wie Assindius auf diese Neuigkeit reagieren würde.

    Ich musste lachen, Assindius schaffte das immer wieder.


    "Ich möchte dir demnächst Lesen und Schreiben beibringen. Es muss ja niemand wissen, dass du das bisher noch gar nicht kannst", flüsterte ich in sein Ohr.


    Fragend sah ich ihn an und wartete auf seine Reaktion. Ich würde es heimlich machen müssen, sonst zweifelten einige noch an meinem Verstand.

    ... kommen Deandra und Maxentius nach Hause.


    Sophus weilt in der Villa als Gast, aber ich wollte ungestört mit Maxentius sprechen. Es ging um ein innerfamiliäres Thema, was vorerst nicht nach außen dringen sollte.


    "Begleitest du mich in mein Cubiculum? Ich wüsste gern deine Meinung in einer Sache."

    „Kann man dir überhaupt böse sein?“, knurrte ich gespielt missmutig und sah meinen Bruder unter zusammengezogen Brauen an. Dann musste ich loslachen.


    „Weißt du denn nicht, was ich am besten kann? Die Leute mit meiner ungeschminkten Meinung überfallen, geradeheraus, oft schlecht verdaulich, denn ich beschönige nichts. Gut, dass du direkte Meinungen vertragen kannst. Viele können es nicht.“


    Ich blickte aus dem Fenster und sah, dass die Herbstsonne sich bereits dem Horizont zuneigte. Es wurde zeitiger dunkel als noch vor Wochen.


    „Lass uns einen netten Abend zusammen verbringen. Bald verreise ich. In der Zeit kannst du die Abende durcharbeiten.“ ;)

    "Und ich hätte dich gerne dabei!"


    Ich lächelte offen, denn es freute mich, was er sagte.


    "Du bist immer so besorgt. Das schätze ich und das zeichnet dich aus. Vermutlich werde ich dich vermissen, ganz bestimmt sogar.
    Hast du einen Rat für mich auf dem Weg nach Germania? Was sollte ich unbedingt vermeiden? Woran sollte ich mich halten?"

    "Nur weil du mein Bruder bist, nehme ich dir diese Worte nicht übel. Du solltest mich kennen, ich schleime nie! Das ist widerlich! Und so, wie ich es schon als kleines Mädchen gehandhabt habe, wirst du meinen Unmut spüren, wenn ich der Meinung bin, dass du falsch handelst."


    Ich plusterte mich auf. Huiuiui, da hatte Maxentius meine empfindliche Stelle berührt. Ich selbst hasste Schleimer ohne Ende. Selbst war ich eher Rebell und ich mochte auch lieber Rebellen. Meine Zuneigung bekam niemand gratis. Sie musste sich hart erarbeitet werden. Meine Familie besaß Sonderrechte ganz klar, aber ich traute mich selbst Sophus zu kritisieren, wenn der nach meiner Meinung das Falsche tat.


    Ich pustete gespielt erbost die Luft aus und boxte meinen Bruder an den Oberarm.


    "Sag so was nicht noch mal. Alles, was ich vorhin gesagt habe, war ernst gemeint. Bis auf den ersten Satz. Da war ein kleiner Pikser drin.“

    Ich nickte, während Maxentius seine Pläne offenlegte. Alles gute und wichtige Dinge. Klar, zunächst die Religion und auf deren Fersen das Vergnügen. Ich schmunzelte. Das würde Maxemntius sicher gut hinbekommen.
    Unterbeschäftigung?


    "Weißt du eigentlich, dass du mich oft zum Lachen bringst. Manchmal kommen noch die Erinnerungen. Gerade die haben mir meinen Lachen geraubt, aber so nach und nach werde ich sicher wieder die Alte. Ich muss mich nur lange genug in deiner Nähe aufhalten. Und Assindius, der kann das auch. Was hältst du eigentlich von ihm?


    Ach und dann, was meinst du? Wäre nicht ein Scriba für dich recht schön? In Mantua würde keine Frau eingestellt werden. Weder als Magistrat noch als Scriba und schon gar nicht als Duumvir. Hier in Misenum ... ein Mann wäre mir lieber, aber ich habe damals mit dem Legatus Felix vereinbart, solange eine Frau konservativ eingestellt ist, ist sie als Scriba tragbarer, vielleicht sogar besser noch als ein liberal eingestellter Mann."

    "Du möchtest eine Lobrede von mir hören." ;) Hach, viele Männer sind sich so unendlich gleich.


    "Aber du hast auch eine verdient. Ich bin stolz darauf, mich deine Schwester nennen zu dürfen. Nie hatte ich einen besseren Bruder als dich."


    Ich musste an die Zeit vor der Gensteilung denken. Männer, die sich meine Brüder nannten, hatten sich ... Ach, ich wollte es doch vergessen! Warum kam es nur immer wieder hoch? Ich sollte mich ganz auf die bereinigte Aurelia konzentrieren. Hier waren Menschen um mich, denen ich vertrauen konnte, die mir Halt und Sicherheit gaben. Warum zum Hades wurde ich diesen Commodus nicht aus meinen Gedanken los?!


    "Ich wünschte, es gäbe noch mehr von deiner Sorte", sagte ich leise. "Mal abgesehen von deiner Stellung als Bruder traue ich dir große Dinge zu. Du hast mich die letzten Tage davon überzeugt, dass du absolut fähig bist, eine Stadt zu führen. Ich bin schon sehr gespannt, was du im Einzelnen auf die Beine stellen wirst. Vater wird stolz auf dich sein, Mutter und ich ebenso."

    Maxentius riss mich aus meinen Gedanken. Ich hörte, was er sagte und es lockte ein kleines Lächeln hervor. Also blieb ich stehen und wartete auf ihn.


    „Habe ich dir schon gesagt, dass ich froh bin, dich zu haben?“


    Mit einem Lächeln schob ich meine Hand in seine und fühlte mich aufgehoben. Einfach führen lassen und über nichts nachdenken. Das war schön und sollte viel öfter vorkommen. Nun ja, die Gedanken kreisten weiter im Kopf und ich versuchte, mich abzulenken.


    „Ich würde gerne in der Villa mit dir über Florus reden.“ Einladend sah ich meinen Bruder an.

    Germanien um diese Jahreszeit? Mich fröstelte bereits bei diesem Gedanken. Zum Glück würde ich nicht alleine reisen. Ohne Assindius würde ich mich nie in dieses hinterwäldlerische und barbarische Land trauen. Er kannte sich aus, er beherrschte die Sprache für den Fall, dass ich plötzlich nur unter Einheimischen stehen würde.


    Alles in allem keine schönen Aussichten und doch musste und wollte ich dort hin. Ich ließ nach Assindius rufen, um mit ihm alles Nötige zu besprechen.

    Zitat

    Original von Lucius Annaeus Florus
    2) Die andere Lesung ist jedoch nicht minder schwer zu verstehen, denn wo bitte soll dieser Wald, welcher verwüstet wurde sein? Es mag vielleicht rein sprachlich Sinn geben, aber es gibt uns weiter keinen Hinweis darauf, WO das gewesen sein soll.


    Stimmt. Es gibt aber eine Kastellkette entlang der Lippe. Jeweils einen Tagesmarsch voreinander entfernt. Nimmt man "saltus" tasächlich im übertragenen Sinn, würde sie den Vorstoß Richtung Osten sichern - eben mit Türmen und Schwertern. Spekulation, trotzdem finde ich diesen Gedanken faszinierend. :)
    Obwohl ich ansonsten nicht sehr viel von Friebe halte. :D

    "Assindius, dieser Herr offeriert ungefragt seine Dienste. Er hat das Plakat auf dem Markt gesehen, als ich für dich vor Wochen einen Barbier gesucht habe. Ich gestatte dir, selbst mit ihm zu verhandeln. Du kennst meine Ansichten und Wünsche und musst diese nun unter einen Hut mit deinen bringen.“


    Das war ein großes Zugeständnis an meinen Sklaven. Mir war das klar und vermutlich würden mich die Männer meiner Familie dafür kritisieren, aber ich war der Überzeugung, dass es richtig war. Richtig für mich und für meinen Sklaven.

    Zitat

    Original von Decimus Aurelius Maxentius
    "Nun, ersteinmal hab ich vor Misenum auf vordermann zu bringen. Ich will dich als Magistrat nicht angreifen, :D aber momentan liegt hier in der Stadt noch einiges ziemlich im Argen. Dann als nächstes muss ich zusehen, dass ich Kontakte zu wichtigen Persönlichkeiten in Politik und Militär primär hier in Italia knöpfe. Und nicht zu vergessen, unsere Familienprobleme. Du weißt schon von was oder wem ich spreche. Dort gilt es auch noch etwas zu tun und alles wieder in Ordnung zu bringen."


    Mit entschlossener Miene sah ich Deandra an....


    "Du kannst mich als Magistratus nicht angreifen, denn der war ich gerade einmal zwei Wochen lang. Zieht man die Reisezeit ab und errechnet, was übrig bleibt, dann ist in der Kürze der Zeit schon eine Menge in Gang gekommen."


    Natürlich hatte Maxentius Recht. Monatelang hatte sich hier nichts bewegt. Das musste sich ändern.


    "Ich werde helfen, damit in Misenum wieder Leben hinein kommt. Das Gespräch mit wichtigen Persönlichkeiten habe ich längst ebenfalls in Auge gefasst. Bereits von Mantua aus habe ich den Kommandeur der Militär-Academie Spurius Purgitius Macer angeschrieben und da du hier schlecht fort kannst, werde ich mich auf den Weg nach Germania machen.


    Und Maxentius, lass uns für eine Zeitlang Commodus vergessen. Mir ist das Herz schon aus anderlei Gründen schwer."

    „Du weißt aber, dass ich aus einer sehr konservativen Familie stamme.“


    Meine Stimme war leise. Plötzlich war die Welt so grau. Ich nickte kurz auf seine nächsten Worte hin, aber im Grunde waren meinen Gedanken wo anders.


    „Bitte verzeih, Florus. Ich möchte nun diese Stätte verlassen. Wir sehen uns spätestens in Germania wieder. Ich wüsche dir viel Glück mit deiner Liebe.“


    Schon möglich, dass es wie eine Flucht aussah, vermutlich war es auch eine.


    „Maxentius?“


    Mein fragender Blick wollte wissen, ob er gedachte noch hier zu bleiben.