Beiträge von Tiberius Corvius Cadior

    Nach der Erfassung des namentlichen Eigentümers reichte ich Deandra das Dokument zu Unterschrift.


    Kaufvertrag



    Zwischen der Gens Corvia, vertreten durch den ehemaligen Pater gentis Tiberius Corvius Cadior, und der Gens Aurelia, vertreten durch Aurelia Deandra, wird folgender Kaufvertrag geschlossen.


    Das Landhaus und die Ländereien der Gens Corvia in Mantua gehen mit sofortiger Wirkung in das Eigentum der Gens Aurelia über. Als Kaufpreis werden 8.000 Sesterzen vereinbart. Den Mitgliedern der Gens Corvia wird weiterhin ein Wohnrecht in den von ihnen bisher genutzten Räumlichkeiten gewährt, da der neue Eigentümer einen großen Anbaukomplex plant, der als Haupthaus dienen soll. Der Käufer sichert die Verwaltung des voraussichtlich überwiegend leer stehenden Nebengebäudes zu.


    Als neuer Eigentümer für die Grundbucherfassung gilt Flavius Aurelius Sophus.



    Gelesen und genehmigt
    Tiberius Corvius Cadior für die Verkäufer
    Aurelia Deandra für den Käufer




    Sim-Off:

    Die Angelegenheit läuft nicht über die WiSim.

    „Möglicherweise stößt Lunaris noch zu uns, aber ich rechne keinesfalls mit einer gegenteiligen Entscheidung seinerseits und selbst wenn – die Mehrheit hat für den Verkauf gestimmt, den ich nun abwickeln möchte.“


    Ich nahm das vorbereitete Pergament, erklärte den Verkaufswillen der Mitglieder und unterschrieb.


    „Wen soll ich als Käufer eintragen?“


    Abwartend hielt ich die Feder. Mein Blick ruhte auf Deandra.

    Ich betrat den Raum, sah in die Runde und begann sogleich den Grund der Zusammenkunft zu verkünden.


    „Liebe Schwester, liebe Cousine, liebe Cousins,


    es hat sich gezeigt, dass die Götter unser aller Wege in unterschiedliche Richtungen lenken und so treffen wir uns heute letztmalig in diesem Haus, um uns gegenseitig einen guten Weg zu wünschen und den Nachlass zu regeln. Als ehemaliger Pater dieser Familie und in Anbetracht der Tatsache, dass der derzeitige Pater Ingeniosus seit Monaten unauffindbar ist, übernehme ich die Leitung dieser Angelegenheit.


    Ich wünsche euch allen viel Erfolg bei euren Vorhaben und den Segen der Götter. Meine Gedanken werden stets bei euch sein. Da niemand von uns in der Provinz Italia verbleiben wird und dieses Haus seit Wochen leer steht, möchte ich anregen, es zu veräußern. Als Interessenten haben sich die Aurelier gemeldet. Wie ihr wisst, bin ich als ehemaliger Sklave von jeher mit dieser Gens verbunden und ich könnte mir keinen besseren Nachnutzer wünschen.


    Wer damit einverstanden ist, hebe die Hand.“

    Wenn man kein Wort versteht und der Gesang aufgrund des Biergenusses eine leichte Schieflage gewinnt, kann man sich schon mal fehl am Platz fühlen. Ich grinste Assindius an, sparte mir aber jeden Kommentar. Vermutlich wäre das Beste gewesen, ich hätte mich von Anfang an zugedröhnt.


    Um mich abzulenken, nahm ich mir noch eines der leckeren Fleischstücke und ließ es mir schmecken. Auf meine Lagerstatt war ich sehr gespannt. An ein richtiges Bett wagte ich dabei nicht zu glauben.

    Bei den Geschichten musste ich ebenfalls reichlich lachen. Viele kannte ich nicht. Na, ob das Deandra gefallen wird, dass ich nun so viel aus ihrem Privatleben weiß. Allerdings Tischmanieren besaßen die Germanen nicht. Davon wäre Deandra mit Sicherheit abgestoßen. Sie legte gesteigerten Wert darauf.
    Ich erinnerte mich an meine Familie. Lange hatte ich meine Schwester, ebenfalls Germanin nicht mehr gesehen. Sie konnte bei unserer Großmutter aufwachsen, während ich nach Italien verschifft wurde.


    Im Grunde besaß ich weder eine römische noch eine germanische Familie und damit war Assindius reicher als ich. Still verfolgte ich die Gespräche, hörte das Lachen und kaute auf meinem Essen herum.

    Ich fühlte mich wie in eine andere Welt oder ein anderes Zeitalter versetzt. So unterschiedlich die Häuser in Italien und Germanien waren, so wenig glichen sich die Bewohner, die Sitten, das Essen eben alles. Wenigstens die Sprache wurde mir übersetzt.


    Von der Gastfreundschaft beeindruckt, fühlte ich mich bald angezogen. Welchen Aufwand man hier betrieb … Wir waren doch nur zu Besuch.


    Das mit dem scharfen Teil war so eine Sache. Mein Geschmack hatte sich natürlich entsprechend meiner Umgebung entwickelt und ich betrachtete die Frauen mit römischen Augen. Die Chefin war mir etwas zu derb. Ich mochte dann doch eher das zarte, sogar schüchterne.


    Hm, versteht Latein, spricht aber aus Prinzip diese Sprache nicht. Die Leute haben hier auch ihren Stolz. Na ja, mir hatte es vorerst ganz die Sprache verschlagen.


    Voller Vorfreude wartete ich jedoch auf den Braten. Es roch bereits lecker.

    Erst der Kommentar mit dem Ei und dann dieses Zeugs. Ich fühlte mich leicht überfahren. :D Skeptisch roch ich daran. Sofort standen mir alle verfügbaren Haare zu Berge. Diese Geschmacksrichtung war mein Nerv nicht gewohnt. Ich grinste, schluckte dann aber tapfer.


    Mit vollem Mund noch nickte ich eifrig. Das mussten auch Ausländer verstehen. Zwar war mein Grinsen etwas gequält, aber ich mochte diese netten Menschen nicht enttäuschen. Eine deutliche Kopfbewegung nach vorn zeigte an, dass auch der letzte Rest in Richtung Magen rutschte.


    Befreit atmete ich auf und gab das Horn zurück. Das allerdings gefiel mir sehr. Nette Ausführung, wer auch immer das hergestellt hatte.
    Auf jeden Fall wurde es schön warm im Bauch und da war auch ich wieder zufrieden. Auf das germanische Essen war ich nun erst recht gespannt.

    Oh, da kam herzliche Wiedersehensfreude auf. Langsam schlich sich ein Grinsen auf mein Gesicht. So unbekannt kam mir das Verhalten dieser Menschen doch nicht mehr vor. Langsam traute ich mich näher und irgendwann verstand ich sogar meinen Namen. Nun war das Eis gebrochen, auch wenn ich vermutlich ständig Assindius als Übersetzer brauchen würde. Ich hatte annähernd alles Germanische vergessen.


    „Salve,…“ :D Äh, wie rede ich die Leute denn jetzt an? „Bürger“ klingt doof. Am besten gar nichts sagen.

    Also irgendetwas musste mit Assindius’ Sinneswahrnehmungen nicht stimmen. Er sah, roch und schmeckte Dinge, die man mal abgesehen von dem Rauch gar nicht wahrnehmen konnte. Mitleidig schüttelte ich den Kopf. Er musste wohl von der Wiedersehensfreude gänzlich benommen und nicht mehr Herr aller Sinne sein. ;)


    Dann sprang er noch auf einen Baum. Hatte er sein Elternhaus mit diesem verwechselt oder gar früher in einem Baumhaus gelebt? Vorsichtig geworden blieb ich etwas zurück. Niemand konnte ahnen, was als nächstes passierte. Und genauso war es. Plötzlich brachen fremde Laute aus ihm hervor. Ich verstand nur noch Kauderwelsch. Jetzt hat er auch noch den Verstand verloren. Wären wir bloß nie hierher gekommen!


    Skeptisch beäugte ich aus sicherer Entfernung sein weiteres Verhalten.

    Die Erinnerungen an meine Mutter waren mehr als blass. Ich hätte sie nicht einmal beschreiben können. Auch wusste ich nicht, wie eine typisch germanische Mutter war.
    Auf jeden Fall schätzte ich es gar nicht, wenn ich begluckt wurde. Schrammen musste ein Junge ab können, selbst ein Mädchen.


    Hatte Assindius etwa eine weiche Seite? Ich sah zu meinem Begleiter, grinste ihn an und blickte wieder nach vorn. Riechen? Was meinte er jetzt? Ach, den Fluss. Hm, wie riecht ein Fluss, wenn er nicht gerade verdreckt ist.


    „Was meinst du mit Geruch? Kann auch sein, meine Nase ist verstopft. Kein Wunder bei dem Wetter im Norden.
    Ob es dort brennt?“

    Skeptisch betrachtete ich die Rauchsäulen. Willig stapfte ich hinter dem Sklaven her. Eine warme Bude wäre nicht zu verachten. Auf jeden fall war ich schon höchst gespannt, wie das Wiedersehen ablaufen würde. Bei den überraschenden Handlungen des Assindius musste man mit allem rechnen.

    Wenn ich nicht so erschrocken gewesen wäre, würde ich lauthals losgelacht haben. Puh, das war nach hinten losgegangen. :D Unwohl rieb ich mir die Stirn und lenkte möglichst schnell ab.


    „Wie ist sie so, deine Mutter?“


    Hoffentlich würde er das nicht auch wieder falsch verstehen. ;) Zügig schritt ich aus. Ich kannte ja annähernd die Richtung.

    Kopf schüttelnd blickte ich auf Assindius hinab. Kaum zu glauben, dass ich wie er germanischen Ursprungs war. So etwas würde mir nie einfallen. Dann fing er auch noch eine Schneeballschlacht an. Er erinnerte mich an meine kleine Schwester, damals in Colonia. Öhm, was hatte ich damals gemacht? Eingeseift natürlich, aber das ließ ich bei dem Sklaven dann lieber.


    „Wenn dein Verstand wieder normal arbeitet, könnten wir dann weitergehen? Wenn es sein muss, nehme ich dich auch an die Hand.“ :D


    Ich schätzte mal, bei diesen Worten würde er wieder geradeaus laufen. Wer ließ sich so was schon gerne anbieten?

    Sehr erfreulich, Assindius hatte seine Gedanken inzwischen wo anders. Erleichtert atmete ich auf.


    "Wenn du nicht mehr weiter kannst, legen wir selbstverständlich für dich eine Pause ein." :D


    Was will er? Den Kopf in den Schnee stecken? Wie wäre es mit einseifen? Flugs war ein lockerer Batzen Schnee zwischen meinen Händen und wenig später zwischen nackter Haut und Bekleidung.


    "Fühlst du dich nun besser?" ;)

    Ich glaube, ich habe mich gerade verhört. Der spinnt doch. :D


    Verdutzt bemerkte ich zunächst sein Grinsen und wenig später eine Hand auf meinem Hintern. :huh:
    „Später? Es gibt in dieser Angelegenheit kein später!“


    Erbost sprintete ich hinter Assindius hinterher, der wohlweislich bereits Reißaus genommen hatte.

    Also, wenn ich eins nicht leiden konnte, dann war es, wenn mich ein Mann anfasste. ;) Widerwillig renkte ich meinen Arm aus seinem Griff.


    „Bis hierhin und nicht näher, klar?“ Ich wies eine Handbreit von meinem Körper entfernt. „Wenn dir nach Kontakt mit Männern ist, suche dir ein anderes Opfer.“


    Ich grinste breit, natürlich wusste ich, wie ich ihn zu verstehen hatte, aber ich fand die Antwort lustig.


    „Na ja, offenbar macht hier keiner auf, Gehen wir also gleich los. Du voran, ich weiß ja nicht, wo die Hütte deiner Eltern steht.“

    Ich grinste und wippte meinen Ellebogen zurück.


    „Selber, Arsch. Von Respekt haste wohl noch nie was gehört?“


    Entweder hatten das Germanen an sich oder männliche Sklaven der Aurelia. Ich war damals wie er gewesen. Immer die große Klappe, immer den eigen Kopf.


    „Ich habe es mir überlegt. Wir verlegen unseren Urlaub eben in diese Gegend. Ich begleite dich zu deiner Familie, wir streifen durch die Gasthäuser und zwischendurch sehen wir immer einmal wieder hierher. Hä? Was sagst?“


    Wieder traf mein Ellebogen in Assindius’ Seite. Ich grinste erneut.

    „So war’s gedacht. :D Dazu ist ein Sklave da.“


    Ich grinste Assindius an.


    „Ach, fällt mir grade ein. Du kannst von hier aus natürlich auch einen Abstecher nach Asssindia machen. Ich muss hier bleiben, damit ich erreichbar bin.“

    "Geschnarcht nicht, aber merkwürdig gezuckt." :D


    Voller Tatendrang klopfte ich Assindius auf die Schulter.


    "Keine Müdigkeit, wir reisen dorthin, woher wir gekommen sind und zwar genau zur Casa der Annaeer. Du bist der Pfadfinder, also voran."


    Es hatte sich herausgestellt, dass Lydia uns nach Colonia Claudia Ara Agrippinensium begleiten würde, denn noch immer suchte sie ihren Wolllieferanten zu treffen. Wir würden vermutlich auch Aurelia Severina treffen, falls sie noch nicht abgereist war. Jedenfalls würde es spannend werden.