ZitatAlles anzeigenOriginal von Lucius Aurelius Commodus
Kurz vor Sonnenuntergang betrat Commodus mit zwei weiteren vermummten Personen den Hafen. Sie trugen diesmal keine Rüstungen. Allerdings trugen sie ihre Waffen am Mann, unter ihren Mänteln. Sie irrten nicht lange ziellos umher, sie wussten, wohin sie wollten und was sie wollten. Am Steg angekommen begrüßte Commodus einen alten bekannten. Er war Händler und Commodus kannte ihn aus Ostia wo er oft wegen Schmuggelwaren im Gefängnis war.
"Salve, Tiberius!"
Der Händler drehte sich zu Commodus und schreckte auf.
DU?
Commodus grinste ihn an und ging etwas näher. Die Zwei anderen positionierten sich hinter dem Händler und drückten ihn im verborgenden ihre klingen an den Rücken.
Tiberius begann zu Schwitzen. Sein Atem wurde schwer und er bewegte sich keinen Meter weiter.
"Wie geht es dir Tiberius? Treibst du nun auch dein Unwesen in Germania? Du hattest doch immer so einen cleveren Trick, du transportiertest doch immer Holzpfähle die innen hohl waren. Du erinnerst dich?"
Das mache ich schon lange nicht mehr! Ich bin nun ein ehrenwerter Händler.
"Nun, mein guter Tiberius, dass will ich überhaupt nicht abstreiten. Aber bei deiner Akte... meinst du dir schenkt jemand Vertrauen, wenn er die gelesen hat? Wer einmal schmuggelt tut es immer wieder... Der Hafen ist sehr groß, und schnell kann mal etwas auf deinen Schiff geladen werden was der Zoll gar nicht aufgenommen hat... Stell dir mal vor sowas passiert und dann bekommt der Praefectus Portuensis auch noch einen heißen Tipp... Das wäre wohl dein Finanzielles Ende."
Tiberius schluckte und fragte was er tun könnte, damit ihn sowas nie passieren könnte.
"Oh, das ist ganz einfach. 800 Sesterzen bei jeden Besuch hier in CCAA kann dich vor solchen Unannehmlichkeiten schützen."
800 Sesterzen? Du spinnst wohl?
Commodus lächelte Tiberius an.
"Ja, du hast recht. Wir kennen uns schon so lange... sagen wir 1000 Sesterzen. Und jetzt mach mir hier keine Szene. Du hast mich schon verstanden."
Er klopfte Tiberius auf die Schulter.
Nagut, hier. Aber ich hoffe meine Vergangenheit ist bei dir sicher.
"Solange mein Geld immer pünktlich da ist und du dein Maul halten kannst, sollte es keine Probleme geben."
Commodus öffnete den Beutel den er von Tiberius bekommen hatte und gab jeden seiner Zwei Mitstreiter 100 Sesterzen für ihre Dienste außerhalb des offiziellen Dienstes... Dann verabschiedeten sie sich von Tiberius und verließen den Hafen.
Angekommen in Colonia Claudia Ara Agrippinensium spazierte ich in Begleitung von Assindius durch die Straßen. Wir trafen viele Germanen und je näher wir dem Hafen kamen mehr und mehr Römer. Ich wollte einen zuvor geschriebenen Brief an meinen Pater auf einem nach Ostia auslaufenden Schiff abgeben. Gleichzeitig sollte ich die Mutter meiner Patronin hier treffen. Sie wollte im Namen der Aurelia, die stets gute Kontakte zu den Annaern gehalten haben, herzliche Grüße zur Verlobung des Annaeus Florus mit Iulia Andreia entrichten und ein Geschenk überbringen.
Während ich mit Assindius am Steg stand, wurde ich Zeuge einer seltsamen Unterhaltung, die sich in meinem Rücken abspielte. Ich kannte die Stimme. Oh, ich kannte sie sehr genau. Unser letztes Zusammentreffen in Rom endete wenig erfreulich.
Unauffällig trat ich zwischen zwei ebenfalls wartende Schiffspassagiere und dreht mich um. Tatsächlich. Ehrlos, wie seit Monaten, handelte er auch hier. Ich wurde Zeuge einer Erpressung. Zwei in Mäntel gehüllte Gestalten standen hauteng hinter einem schlotternden Mann. Vor diesem stand Commodus und ich hörte jedes seiner Worte. Eine Schutzgelderpressung, wie sie im Buche stand.
Einzugreifen wäre Selbstmord gewesen. Ich kannte das gewissenlose Verhalten des Commodus und ich erkannte die Gefahr, die von seinen Begleitern ausging, rechtzeitig. Also wartete ich ab, bis er sich entfernt hatte und sprach umgehen die beiden wartenden Passiere an.
„Salve, wir sind hier allesamt Zeuge eines kriminellen Aktes geworden. Kann ich mit euer beider Zeugenaussage rechnen?“
„Ungern, jeden Moment muss unser Schiff eintreffen“, sagte einer der Männer mit Namen Titus Plocius Maximus.
„Eine freiwillige Hilfe würde sicher ein gutes Licht auf euch werfen. Eine nachträgliche Suche nach sich ihrer Bürgerpflicht entziehenden Römern weniger“, gab ich zu bedenken.
„Schon gut, wir werden behilflich sein“, versicherte der andere, der sich Kaeso Plocius Secundus nannte.
Zufrieden mit der Antwort begab ich mich schnellstens zu dem Händler, der von Commodus Tiberius genannt worden war.
„Salve, mein Name ist Tiberius Corvius Cadior. Ich und diese beiden Männer”, ich wies hinter mich, “sind Zeuge deiner Erpressung geworden. Mich interessiert dein Strafregister nicht. Du hast gesagt, du bist ein ehrenwerter Händler geworden. Das kannst du ganz schnell nachweisen, indem du dein Schiff unverzüglich inspizieren lässt. Liegt dir im Anschluss daran etwas am Rückerhalt der erpressten 1.000 Sesterzen und einer Strafanzeige, damit dir gleiches nicht beim nächsten Mal erneut widerfährt, stelle ich dir unsere Zeugenaussagen zur Verfügung.“
Noch immer zitterte der Händler am ganzen Leib. Er wehrte ab, sah sich von weiteren Erpressern umgeben.
„Wa … wa … was willst du denn dafür? Ich habe kein Geld. Bin gerade alles losgeworden.“
„Keine Sorge, Tiberius, dafür verlange ich nichts. Ich werde auf andere Weise entlohnt, ich brauche kein Geld. Machst du keine Anzeige, mache ich sie, du kannst es dir überlegen. Du kennst deinen Erpresser offenbar und glaub mir, auch ich kenne ihn. Es ist nicht die erste unehrenhafte Tat, die er vornimmt, wenngleich einzig diese vor dem Gesetz strafbar ist.“
„Ohne auf den Entschluss des Händlers zu warten, winkte ich die Männer her. Assindius, du wartest hier auf die Ankunft der Herrin. Entweder bin ich beizeiten zurück oder wenn nicht, dann führe sie in die Casa Annaea. Du warst mit Deandra bereits in diesem Haus. Und wir gehen jetzt zum Praefectus“, erklärte ich den beiden Zeugen.
Eine Abordnung von drei Bürgern begab sich anschließend zum Officium des Praefectus Portuensis Quintus Terentius Alienus.