Beiträge von Ursus

    Mit etwas Verspätung erreichte Ursus, der oberste Haus- und Hofsklave, samt Gepäck der beiden Herren und anderen Sklaven die Villa. Ihm schwindelte es, schon als er die Villa von außen sah.


    Oh ihr Götter. Bin ich froh, daß ich das nicht putzen muß. stöhnte er auf, denn er sah es schon kommen: auch wenn er nicht die Villa mit seinen eigenen Händen sauberhalten musste, genug Arbeit würde dennoch anfallen. Von den anwesenden Sklaven ließ er sich den Hintereingang zeigen, denn mitsamt dem Gerümpel konnte er ja schlecht durch den Vordertüre hereinspazieren. Obs hier wohl viele Katzen gab?


    Er hinterließ einmal die ersten Instruktionen und wollte die Villa besichtigen, denn immerhin mußte er sich ja auch hier auskennen und wissen, wo was ist. Aber vorher musste er zu den Herren ins Atrium.


    Soll ich bereits die Zimmer vorbereiten und etwas zu Essen vorbereiten lassen? fragte er, als er sich seinem Herr und dessen Neffen genähert hatte.

    Ursus? Der Ianitor hieß nicht Ursus. Aber da er nur ein Sklave war, konnte ihn der Herr sowieso mit allen Namen rufen, die ihm gerade in den Kram passten.


    Er ist zugegen. Bitte mir zu folgen. antwortete er und ging voraus ins Atrium...

    In diesen Tagen herrschte mehr Geschäftigkeit in der Villa des Consulars. Wen wunderte es, mussten doch alle Vorbereitungen getätigt werden, denn schon in wenigen Tagen wollte der Hausherr nach Hispania aufbrechen.


    Ich gebe dem Herrn sofort Bescheid. sagte der Ianitor zum Besucher, bevor er das Atrium verließ, um eben jenes zu tun.

    Der Ianitor konnte es kaum glauben. Statt hier in Rom würde er vielleicht in Tarraco die Türe aufmachen... dann würde er endlich auch mal was neues sehen.


    Ja bitte?

    Ein Sklave kam in das Officium.


    Salve, ich möchte für meinen Herrn einen Brief nach Germania aufgeben. sagte er und hielt den Brief hin.


    An Marcus Vinicius Lucianus
    Regia Legati Augusti pro Praetore
    Mogontiacum, Germania


    Salve, mein Bruder,


    lange schon hast du nichts mehr von mir gehört, was allerdings auch daran lag, daß es kaum etwas zu erzählen gab. Und doch vermute ich, daß du meine Neuigkeiten schon längst in der Acta gelesen hast, dennoch möchte ich dich persönlich unterrichten. Zum einen hat der Senat beschlossen, mich als Proconsul nach Hispania zu entsenden. Da etliche meiner Freunde und Parteigänger mich schon Wochen zuvor ordentlich bearbeitet haben, habe ich mich halt dazu bereit erklärt. Es ist allerdings schon sehr lange her, daß ich Rom für eine längere Zeit verlassen habe, vielleicht erklärt sich dadurch mein früherer Widerwille. Wie dem auch sei, ich werde - sobald ich all meine Angelegenheiten erledigt habe - in den nächsten Tagen nach Tarraco abreisen. Ich war ja schon einmal dort, nette Gegend, soweit ich mich erinnere. Meine Tochter und den Großteil des Haushaltes nehme ich natürlich mit. Zum anderen, auch das wirst du vermutlich schon aus der Acta wissen, habe ich mich endlich dazu entschließen können zu heiraten. Es ist eine Tochter von Licinius Calenus, du kennst ihn sicher. Hübsch ist sie, und nicht allzu jung, nicht, daß sie mir so wie Livia beim ersten Kind wegstirbt. Die Hochzeit wird dann in Tarraco stattfinden, ich weiß, daß es dir nicht möglich sein wird zu kommen. Solltest du es dennoch einrichten können, würde es mich freuen. Zum Schluß habe ich noch eine Nachricht, und die hast du sicher nicht aus der Acta. Vor ein paar Tagen kam ein Jüngling zu mir, der sich als Sohn von Marcellus ausgab. Er konnte seine Identität auch mit einem Ring beweisen. Es ist mir unerklärlich, warum Marcellus eine Heirat und ein Kind verheimlicht hat. Oder wusstest du davon? Sabinus heißt unser Neffe, und hat sozusagen gerade erst die Männertoga angelegt. Ich werde ihn auch mit nach Hispania nehmen. Ein adolescenter Junge allein in Rom, nein, er würde nur Unsinn anstellen. Dies waren im großen und ganzen die Neuigkeiten aus Rom. Ansonsten war es sehr ruhig in letzter Zeit. Der Kaiser ist noch immer nicht gesundet, was zu denken gibt, aber andernorts schon merkwürdige Blüten treibt. Neulich hörte ich von einem Ritter, der sein gesamtes Geld auf das frühe Ableben des Kaisers verwettet und - da der Kaiser ja noch immer lebt - verloren und daher Selbstmord begangen haben soll. Ob es stimmt, weiß ich nicht, die Geschichte ist aber dennoch amüsant. Ich hoffe, dir und deiner Frau geht es gut.


    Vale bene,
    M. Vinicius Hungaricus


    Gleichzeitig hielt er etwas Geld hin.


    Sim-Off:

    Überwiesen.

    Eine Schale mit Trauben und Wein. wiederholte Ursus. Sehr wohl. Ursus verließ das Zimmer und ließ somit den jungen Herrn alleine. Etliche Augenblicke später sollte eine Sklavin das Gewünschte bringen und es auf den Beistelltisch stellen und ebenfalls das Zimmer verlassen.

    Ursus führte den jungen Herrn in sein neues Zimmer, welches früher der Vater des jungen Herrn bewohnte. Neben dem üblichen Mobiliar - ein Bett, ein Schreibtisch mit Sessel, eine große Truhe für die nötige Kleidung - befand sich ein Beistelltisch darin, jedoch ohne etwas darauf. Die Erklärung dazu gab der oberste Sklave des Hauses auch gleich ab.


    Sooo... hier wären wir. Seit dem Tod deines Vaters wurde hier nichts mehr verändert. Nur saubergemacht, und die Obstschale halt raus, weil die wurde hier drin ja nicht mehr gebraucht. Was logisch war. Kein Geist brauchte Obst. Und sonst war - außer den Putzsklavinnen - keiner mehr in diesem Raum, denn der Hausherr mied diesen peinlichst. Wenn du noch etwas brauchst, junger Herr?

    Ursus nickte. Ein Cubiculum, natürlich. Daran mangelte es in diesem Haus ja keineswegs, so daß man eher die Qual der Wahl hatte. Vielleicht das Zimmer des Vaters des jungen Herrn? Diese steht ja verständlicherweise leer. War ja gut möglich, daß der Sohn so seinem Vater näher sein wollte.

    Es wäre einfacher gewesen, wenn der junge Herr einfach einem nächstgelegenen Sklaven die Anordnung gegeben hätte, dieser Sklave solle auf dem schnellsten Wege Ursus herbeischaffen. Dieser eingeschlagene Weg führte zwar natürlich auch zum Ziel, aber ramponierte unnötig die Stimme des jungen Herrn.


    Du hast mich rufen lassen, junger Herr? Nachrichten wie solche verbreiteten sich im vinicischen Haushalt ungemein rasend. Deswegen war auch Ursus schon im Bilde über den "Neuen".

    Der Sohn von Marcellus? Das wurde ja immer besser. Er sah es schon voraus, aus dem einen Becher wurde gleich eine ganze Amphore. Das würde einen Tratsch geben in der Sklavenschaft, von denen sie noch Wochen zehren konnten. :D


    Dem jungen Vinicier gegenüber nickte der Ianitor nur und ließ ihn herein. Bitte folgt mir. sagte er und führte ihn ins Atrium.

    Der Ianitor führte den jungen Vinicier ins Atrium.


    Bitte wartet, ich verständige den Herrn sogleich. Fast hätte er schon "Onkel" gesagt, was den Ianitor schmunzeln ließ, allerdings erst dann, als er abgewendet vom jungen Mann das Atrium verließ, um seinen Worten Taten folgen zu lassen.

    Ein Sklave gab einen Brief ab.



    An Marcus Aurelius Corvinus
    Villa Aurelia


    Salve Aurelius,


    zunächst möchte ich dich beglückwünschen zu deinem Vorhaben, dich zu verheiraten. Die Dame ist mir zwar nicht persönlich bekannt, ich zweifle jedoch nicht an deiner Auswahl. Mögen die Götter ihren Segen über eure Verbindung schenken. Daher werde ich auch dir eine ähnliche Nachricht berichten können, auch wenn ich weiß, daß es wohl in der nächsten Ausgabe der Acta Diurna zu lesen sein wird: Auch ich habe mich nun endlich dazu entschließen können, mich zu vermählen. Licinius Calenus, du kennst den alten Consular, hat mir seine zweite Tochter, Licinia Minor, anvertraut. Der Termin steht noch nicht fest, die Hochzeit wird aber in nicht allzu ferner Zukunft stattfinden.


    Zu deinen anderen Anliegen, deretwegen du mir den Brief geschrieben hast, kann ich dir in aller Kürze sagen, daß sie alle erfüllt wurden. Ich hoffe, daß deine Schützlinge meinen Einsatz zu würdigen wissen.


    Die Götter mögen unseren weiteren Weg segnen.


    M. Vinicius Hungaricus


    Ein Sklave kam vorbei, klopfte an und nach dem "Herein" trat er in das Officium.


    Salve. Ich bin hier, um die Verlobung meines Herrn Marcus Vinicius Hungaricus mit Licinia Minor, der Tochter von Lucius Licinius Calenus, eintragen zu lassen. Dann wartete er, ob noch Fragen aufkämen.

    Onkel? fragte der Ianitor sichtlich erstaunt, denn eigentlich war er über die Familienverhältnisse seines Herrn ziemlich im klaren.


    Und wer war der Vater, wenn ich fragen darf? Dies fragte er nun aus zweierlei Gründen. Zum einen mußte er natürlich dem Hausherrn Bescheid sagen, und wenn dieser genauso unwissend war wie der Ianitor, sollte er, also der Ianitor natürlich die Antwort wissen. Zum anderen war er furchtbar neugierig. Er war schon einige Jahre als Ianitor tätig (selbstverständlich war er schon in diesen Haushalt hineingeboren), aber das... diese Geschichte würde ihm bei der Küchensklavin mindestens einen Becher Wein einbringen. :D

    Was die Leute immer auf die Türe dreschen müssen... ein sanftes und leises Klopfen würde auch reichen. Er, der Ianitor, war immerhin nicht taub. Aufseufzend öffnete er die Türe.


    Ja bitte? Ein Standardspruch war doch was herrliches, da musste man nicht denken, es kam ganz automatisch und man war schon fokussiert auf den anderen, anstatt sich zu überlegen, was man sagen sollte und dann drauf zu achten, was man sagte und ob man sich nicht versprach und so weiter. Er, der Ianitor, blieb beim Standardspruch.

    'Prudentius Balbus' sagte sich der Ianitor innerlich auf, denn bei den vielen Namen in letzter Zeit konnte man schon durcheinander kommen.


    Sehr wohl. Bitte einzutreten und mir zu folgen. sagte der brave Ianitor noch, ließ die beiden Besucher eintreten und ging ihnen voraus ins Atrium.

    Da in letzter Zeit das Atrium sozusagen im "Dauerbetrieb" war, ließ der Hausherr Sorge tragen, daß es ständig geputzt wurde und immer ein Korb mit Früchten sowie Kannen und Becher mit Wasser und Wein zur Verfügung standen. Besucher konnten und durften sich daran laben, denn ein Sklave war immer dabei und bereit, die Wünsche der Gäste zu erfüllen.


    Besagter Sklave war jedoch nicht der Ianitor, natürlich nicht, denn der hatte die Aufgabe, folgende Worte zu sprechen: Bitte wartet hier, ich verständige den Herrn sogleich. und dann das Atrium zu verlassen, um eben jenes zu tun und sich dann sogleich wieder an seinen Platz an der Porta zu begeben.